Zum Herzl-Tag

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Herzl Graffiti am Rabin Platz Tel Aviv, (c) haGalil

Am 10. Iyar, der in diesem Jahr auf den 15. Mai fällt, wird in Israel der Herzl-Tag begangen. 2004, zu Theodor Herzls 100. Todestag, hatte die Knesset ein Gesetz verabschiedet, das den 10. Iyar, nach hebräischem Kalender Herzls-Geburtstag, als Gedenktag festlegt. Während Herzl in den Anfangsjahren des Staates Israel als einendes Symbol breite Teile der Bevölkerung ansprach, braucht es heute dieses Gesetz, um sein Andenken vor dem Vergessen zu retten…

Am 3. September 1897, nach dem ersten Zionistenkongreß, notierte Herzl in sein Tagebuch: „Fasse ich den Baseler Kongreß in ein Wort zusammen – das ich mich hüten werde, öffentlich auszusprechen – so ist es dieses: in Basel habe ich den Judenstaat gegründet. Wenn ich das heute laut sagte, würde mir ein universales Gelächter antworten. Vielleicht in fünf Jahren, jedenfalls in fünfzig wird es jeder einsehen.“ Tatsächlich sollte es nur wenig mehr als 50 Jahre dauern bis seine Vision Wirklichkeit wurde.

Benjamin Seev Herzl, wie er in Israel ausschließlich genannt wird, wurde als „Prophet des Staates“ zu einem der wichtigsten Symbole des Staates. Sein Bild wachte über der Unabhängigkeitserklärung durch David Ben-Gurion, sein Grab auf dem nach ihm benannten Hügel in Jerusalem wurde zu einem der bedeutendsten Orte der Identifikation des jungen Staates und dient auch heute noch als Kulisse bei den Feierlichkeiten des Unabhängigkeitstages. Jedes Kind kennt seinen Ausspruch „Im tirzu, ejn so agada“, „Wenn ihr wollt ist es kein Märchen“.

Ob Herzl von den Entwicklungen in Israel beeindruckt wäre, sei dahingestellt. Herzl wünschte sich Normalität für das jüdische Volk, die tiefe Spaltung der Gesellschaft, die Risse zwischen Säkularen und Orthodoxen, zwischen Ashkenasim und Misrachim, den anhaltenden Konflikt mit den Palästinensern hätte er sich sicherlich nicht träumen lassen.

Lange waren in Tel Aviv Herzl-Graffitis zu sehen. Sie verweisen den Betrachter auf die verpassten Chancen durch eine Abwandlung des Textes: „Lo rozim, lo zarich …“ – „Wenn ihr nicht wollt, müsst ihr nicht …“, heißt der Schriftzug unter Herzls Porträt. Die meisten Graffitis sind mittlerweile übermalt, aber noch immer kann man sie in der Stadt finden. Herzl als mahnende Ikone im Alltag, die uns daran erinnert, dass alles nur von uns selbst abhängt.

„Macht Platz für die Parade“
Der Unabhängigkeitstag fällt in diesem Jahr auf Theodor Herzls Geburtstag. Ein guter Anlass, an die ersten Jahre des Staates zu erinnern, in denen das Gedenken an Herzl mit dem Formierungsprozess des kollektiven Gedächtnisses Israels verknüpft war und in denen die Bedeutung des Herzl-Berges, wo heute Abend die Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag stattfinden, manifestiert wurde…

3 Lieder zu Herzl
Mittlerweile ist Herzl in Vergessenheit geraten. Dieser Tatsache will Israel mit dem 2004 verabschiedeten Herzl-Gesetz entgegenwirken. Seitdem wird der Geburtstag des Begründers des modernen politischen Zionismus, der 10. Ijar, mit Kongressen, zahlreichen pädagogischen Sonderveranstaltungen und Preisverleihungen begangen. Die veränderte Stellung Herzls im kollektiven Gedächtnis Israels soll hier in aller Kürze exemplarisch an drei populären Liedern verdeutlicht werden…

Theodor Herzl
Der Judenstaat

Theodor Herzl
Altneuland

Theodor Herzl
Weitere Texte
[Selbstbiographie]
[Eröffnungsrede zum ersten Kongreß]
[Protestrabbiner]
[Mauschel]
[Die Menorah]
[Letzte Briefe an David Wolffsohn]

[Ben-Ami: Erinnerungen an Theodor Herzl]