Unanständig

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Am 6. November 2018 wurde im Komorní činohra Theater in Prag die tschechische Premiere des Schauspiels Indecent von Paula Vogel gefeiert…

In seinem Repertoire konzentriert sich das Komorní činohra Theater hauptsächlich auf Stücke, die bisher in Tschechien noch nicht aufgeführt wurden. In der Vergangenheit wurden Werke von Dramatikern wie Martin McDonagh, Sam Shepard, Mark Ravenhill, Přemysl Rut, David Mamet, Dušan Vicen, Rafael Spregelburd, Mika Myllyaho, Marina Carr, Martin Casella, Conor McPherson und Rajiv Joseph gezeigt.

Die jüngste Premiere war Indecent (Neslušní auf Tschechisch) der amerikanischen Dramatikerin Paula Vogel. Nach How I Learned to Drive und The Long Christmas Ride Home bereits das dritte Stück Vogels im Komorní činohra.

Indecent ist inspiriert von den realen Ereignissen rund um das umstrittene Theaterdebüt von Gott der Rache des polnischen Dramatikers Shalom Asch – ein Stück, das von manchen als wegweisendes Werk der jiddischen Literatur, von anderen als heimtückischer Verrat gesehen wurde. Auf originelle Weise fängt Paula Vogel die Geschichte des Stücks und die Lebensgeschichten der Schauspielern ein, die ihre Karriere (und manchmal sogar ihr Leben) riskiert haben, um es aufzuführen.

Eine Gruppe von Schauspielern namens Dead Toupe spielt die Lebensgeschichte des polnischen jüdischen Schriftstellers und Dramatikers Sholem Asch sowie das „Backstage“-Leben seines Dramas Gott der Rache. Die Zuschauer folgen der Inszenierungsgeschichte über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten, beginnend im Jahr 1906, als Asch das Stück fertigstellte und es in einem literarischen Salon in Warschau vorstellte. Vogel zeigt Szenen der Berliner Premiere (mit Rudolf Schildkraut unter Regie von Max Reinhardt), die Inszenierung in einem kleinen jüdischen Theater in Amerika und die Broadway-Premiere, nach der, obwohl Asch zugestimmt hatte, Teile des Stückes zu kürzen und zensieren, Produzent und Schauspieler von der Sittenpolizei verhaftet und das Stück auf amerikanischen Bühnen verboten wurde. Vogels Schauspiel führt uns weiter in das jüdische Ghetto in Lodz während des Zweiten Weltkriegs, wo eine Truppe Gott der Rache auf einem Dachboden inszeniert und schließlich zurück ins „freie“ Amerika im Jahr 1952.

Indecent handelt von Mut, Sehnsucht, Liebe, Ehre und der Fähigkeit, sich mit dem eigenen Schicksal auseinanderzusetzen. Es erinnert uns auch daran, dass es immer Probleme und Fragen geben wird, die schwer zu beantworten sind und dass der einzige Weg, um mit ihnen umzugehen, darin besteht, nach authentischen Antworten zu suchen.

Übersetzung: Lenka Kapsová, Bühnen- und Kostümentwurf: Ľubica Bábek Melcerová, Musikcoaching: Zdeněk Dočekal, Choreographie: Libuše Králová, Mitwirkende: Kateřina Hrušková, Ivana Machalová, Ivana Machalová, Petr Halíček, Zdeněk Velá, Yadovar, Zdeněk Velák, die Klezmer-Band: Klára Suchanková, Michal Kostiuk und František Tomášek.
Regie: Jiří Bábek

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