Frieden ist möglich – auch in Köln

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Wie ein kleines Deja vu wurde in Köln im letzten Moment eine Ausstellung abgesagt. „Frieden ist möglich – auch in Palästina“ hätte morgen Abend eröffnet werden sollen, in der Luther-Kirche. Gestern gab Pfarrer Rolf Domning, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte, bekannt, dass die Ausstellung nicht in der Kirche stattfinden wird. Die entsprechenden Gremien der Gemeinde und des Kirchenkreises seien nicht in die Entscheidungsfindung einbezogen worden. So ganz ohne Überzeugung von außen kam es allerdings nicht zur Absage…

Von Jennifer Marken

Die aktuelle Ausstellung weise viele Parallelen zur Nakba-Ausstellung von 2012 auf, so Domning in seiner Pressemitteilung. Tatsächlich hatten die Stadt Köln und die evangelische Kirche Kölns schon vor sechs Jahren einen mittelmäßigen Skandal. Damals sollte die Ausstellung „Nakba“ gezeigt werden. Aufgrund ihrer offenkundigen Geschichtsblindheit, ihrer demagogischen politischen Verzerrungen und ihrer antiisraelischen Stoßrichtung nahmen selbst veritable „Israelkritiker“ vereinzelt Abstand von der Sache: Das zuständige Gremium der evangelischen Kirche Kölns fasste einen Beschluss, der es dem Pfarrer der Lutherkirche, Hans Mörtter, faktisch untersagte, die Ausstellung dort zu zeigen. Letztendlich war sie dann im Kölner Allerweltshaus zu sehen.

Der städtische „Nahost-AK“

In Köln, wo man sich einer „trilateralen“ Städtepartnerschaft erfreut, reagierte man ob der Auseinandersetzungen – 2012 und nun erneut – mit Erschrecken. Auch in Kölns Partnerstadt Tel Aviv hielt sich die Freude in Grenzen. Unmittelbar danach, 2012, gründete sich ein städtischer „Nahost“-Arbeitskreis, in dem alles vertreten war, was Rang und Namen hat. Auch der Städtepartnerschaftsverein Köln-Bethlehem war dabei. Zukünftige „Schadensbegrenzung“ war angesagt. Es folgte in Köln zwar noch diverse Skandälchen – (aus gewissen Kreisen erfuhr man, dass die zionistische Lobby auch in Köln weiterhin Gewinn aus Auschwitz zieht und echt gar nichts verzeiht) – aber, Hand aufs Herz: An für sich klappte die Krisenprävention ganz gut. Selbst die ausgewiesen antisemitische Kölner BDS-Bewegung gab sich geläutert.

Unmittelbar nach seiner Gründung, am 12.6.2012, verabschiedete der städtische AK eine wortreiche, durchaus nicht ganz untalentierte, diplomatisch versierte „Erklärung zur „Nakba“-Ausstellung in Köln. Tüchtig wie haGalil ist veröffentlichten wir den Diplomaten-Text.

Die Jüdische Liberale Gemeinde Köln Gescher LaMassoret schickte zeitgleich einen, weiterhin an Dialog interessierten „Offenen Brief an die Kölner Aktiven der Nakba-Ausstellung“. Auch den haben wir veröffentlicht. Der städtische Bethlehem-Verein, dies sei angemerkt, befand sich übrigens nicht unter der Unterzeichnern. Auch der Südstadt-Pfarrer Mörtter unterzeichnete nicht.

Neuer Anlauf

Erst vor wenigen Tagen sickerte nun Überraschendes durch: Am Freitag sollte nun ausgerechnet Mörtters Luther-Kirche die Ausstellung „Frieden ist möglich – auch in Palästina“ zeigen. Sie hat wohl einige neue Texte, der Gehalt und die „antizionistische“ Stoßrichtung ist aber so offenkundig, dass dies selbst der Schlichteste bemerkt: Verantwortlich für das Elend in der Welt und insbesondere das Elend der Palästinenser ist der lernunfähige Jude. Wir Deutschen haben unsere Lehren aus der Geschichte gezogen – nur die aggressiven Israelis sind zu blöde dafür.

Aber es gibt noch mehr Erstaunliches zu vermelden: Veröffentlicht wurde die Einladung zu „70 Jahre Nakba. Palästinensische Katastrophe 1948. Nach 70 Jahren fordern wir die gleichen Rechte für Palästina!“ vom „Café Palestine Colonia“. Dieses edel klingende „Projekt“ sitzt seit zumindest einem Jahrzehnt im Köln-Ehrenfelder Allerweltshaus. Noch bemerkenswerter jedoch: Mitveranstalter ist der Städtepartnerschaftsverein Köln Bethlehem – welcher wiederum, wie erwähnt, dem städtischen „Nahost Arbeitskreis“ angehört.

Die Absage erfolgte im Übrigen nicht nach plötzlicher Einsicht, dass die Ausstellung nicht ausgewogen ist. Es bedurfte schon einiger Nachhilfe. „Manchmal lohnt es sich doch Mails zu schreiben, so wurde die Überrumpelungsstrategie des Städtepartnerschaftsverein Köln-Bethlehem durchkreuzt“, schrieb der Grünen-Politiker Volker Beck auf seiner Facebookseite. Erst nach seiner Intervention hatte die Kirche eingelenkt.

Er danke der Evangelischen Kirche Köln für ihre klare Haltung. Das tun auch wir und hoffen, dass sie die in Zukunft auch alleine vertreten kann.