„Proper Bildung“ der Bonner Polizei

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Der geschlagene jüdische Hochschullehrer erhebt schwere Vorwürfe gegen die deutsche Polizei…

Von Margarete Fischer

Yitzhak Melamed: „Der Vorfall mit dem jungen Mann, der mich beschimpfte, das war natürlich schlimm. Aber nichts im Vergleich mit der Gewalt, die von den Polizisten ausging. Sie können es mit der Polizei von Baltimore aufnehmen, die für ihren Rassismus bekannt ist. Schicken Sie ein paar von den Deutschen her, die können der Polizei hier sogar noch etwas beibringen.“ (Berliner Morgenpost)

Es war eine gewalttätige, schwer traumatische Szene – und doch hat sie eine lange Vorgeschichte. Judenhass, antisemitische Angriffe fallen nicht vom Himmel.

Der jüdische Philosophie-Professor Yitzhak Melamed war „dennoch“ nach Bonn gekommen, trotz der Shoah, um sich am akademischen Austausch zu beteiligen. Am 11.7. sollte er abends einen wissenschaftlichen Vortrag halten. Yithak Melamed trägt eine Kippa, als er die berühmte Hofgartenwiese, neben der Bonner Uni gelegen, betritt. Vor knapp 40 Jahren hatten sich hier 300.000 „Friedensdemonstranten“ versammelt, um gegen amerikanische Atomraketen zu protestieren. Einer der damaligen Redner war Alfred Mechtersheimer. Er saß für die Grünen im Bundestag, später wurde er ein veritabler Rechtsradikaler. Überraschend war diese Wandlung nicht.

Der 50-jährige jüdische Hochschullehrer betritt gemeinsam mit einer Kollegin die Hofgartenwiese. Gedanklich ist er vermutlich bei seinem Vortrag, aber er kämpft gewiss auch mit den ambivalenten Gefühlen, als israelischer Jude nach Deutschland zu kommen. Der Großteil seiner Familie ist von Deutschen, ausgestattet mit dem chronisch guten Gewissen, ermordet worden. Prof. Melamed ist dennoch gekommen. Von Warnungen, sich in Deutschland als Jude erkennbar zu machen, dürfte er in den USA gehört haben. Dennoch ist er gekommen. Und dennoch trägt er eine Kippa, wie er es immer tut. Müsste er die Kippa absetzen, weil es ohne sicherer wäre, hat er mittlerweile erklärt, würde er nicht mehr herkommen.

„Bist Du Jude? I fuck Jews!“

Ein junger Mann kommt auf ihn zu: „Bist Du Jude?“ Der Philosophiehochschullehrer entgegnet ihm, dass er nichts gegen Muslime und auch nichts gegen Palästinenser habe. „I fuck Jews!“ wird ihm entgegen geschleudert. Melamed und seine Begleiterin reagieren nicht auf die antisemitische Beleidigung. Sie gehen weiter.

Der 20-jährige Mann, später stellt sich heraus, dass es ein Deutscher mit palästinensischen Wurzeln ist, verfolgt ihn. Er reißt ihm mehrfach die Kippa herunter, schubst ihn. In Deutschland dürfe man keine Kippa tragen. Also eine inzwischen alltägliche Szene im Land der organisierten „Wiedergutmachung“, der „Vergangenheitsbewältigung“. Irgendwann muss einmal Schluss damit sein. Grass und Walser waren die linken Wegbereiter dieser deutschen Selbstgerechtigkeit, des deutschen Triumpfes über die Geschichte. Gaulands „Vogelschiss“ und Höckes Sportpalastimitate sind die gradlinige Fortsetzung dieser Walserschen Geschichtsaufarbeitung. Der israelische Psychoanalytiker Zwi Rix hat diese Wirkmechanismen schon vor Jahrzehnten benannt: „Die Deutschen werden den Juden den Holocaust niemals verzeihen.“

Die gezielten verbalen und körperlichen Attacken gegen den amerikanischen Kippaträger auf der friedensbewegten Bonner Hofgartenwiese nehmen zu. Yitzhak Melameds Begleiterin ruft die Polizei, die braucht 20 Minuten, um in die Innenstadt zu kommen.

Als der antisemitische Täter – von denen es in den vergangenen Wochen Zahlreiche gegeben hat – die Polizeisirenen hört, rennt er weg. Da sich die Polizisten nur langsam nähern läuft Melamed ihm, wie er es in einem Telefoninterview mit der Berliner Morgenpost geschildert hat, hinterher. Er möchte den Polizisten sagen können, in welche Richtung der Täter geflohen ist.

Der antisemitische Angreifer zieht sich sein T-Shirt aus. Dann erscheinen vier Polizisten. Sie stürzen sich nicht auf den Täter sondern auf den 50-Jährigen, werfen ihn zu Boden, setzen sich auf seinen Körper. Seine Hände werden auf dem Rücken gefesselt. „Ich bin die falsche Person“ ruft der gleich zweifach attackierte Philosoph noch. Vergeblich.

Danach wird der Gefesselte, wie er nach seiner Rückkehr in die sichere USA soeben geschildert hat, von den Polizisten Dutzende Male ins Gesicht geschlagen. Vielleicht haben die deutschen Beamten auch an das neue Polizeigesetz in NRW gedacht, das der Landtag nach den Sommerferien verabschieden will. 

Die Polizei und Politik ließ kurz danach eine sehr andere Version verbreiten, dass Melamed sich aggressiv verhalten habe, dass die Polizei insofern getan habe, was geboten sei.

„Ich habe keine Angst vor der deutschen Polizei. Mein Großvater wurde von der deutschen Polizei ermordet, meine Großmutter wurde von der deutschen Polizei ermordet“

Der an der John Hopkins University in Baltimore lehrende israelische Prof. Melamed hat von den USA aus eine deutliche Pressemitteilung verschickt. Im Interview mit der Morgenpost äußert sich Melamed in einer sehr eindeutigen Weise über das Verhalten der Bonner Polizei:

Ich war nicht zu 100, sondern zu 500 Prozent passiv. Ich habe nichts gemacht. Ich bin kein trainierter Kämpfer, sondern ein Philosoph. Dann fingen sie an, mir ins Gesicht zu schlagen. Ungefähr 50, 60, 70 Mal – völlig verrückt! Ich war geschockt. Das ist ein abscheuliches Polizeiverhalten, wie man es sonst nur in einem Entwicklungsland findet:

Die Polizei schrieb in einer Mitteilung, Sie hätten Widerstand geleistet.

„Melamed: Das ist absoluter Quatsch. Wie hätte ich das machen sollen? Aber als ich immer wieder rief „Ich bin der Falsche“, liefen sie endlich dem anderen hinterher und schnappten ihn.

Ließ man Sie dann los?

Melamed: Sie lösten mir die Handschellen. Ein anderer sagte zu mir auf Englisch: „Machen Sie der deutschen Polizei keinen Ärger.“ Und ich antwortete: „Ich habe keine Angst vor der deutschen Polizei. Mein Großvater wurde von der deutschen Polizei ermordet, meine Großmutter wurde von der deutschen Polizei ermordet, meine Tante wurde von der deutschen Polizei ermordet, mein Onkel wurde von der deutschen Polizei ermordet. Und ich habe keine Angst mehr vor der deutschen Polizei.“

Was denken Sie zwei Tage nach dem Vorfall über Deutschland?

Melamed: Ganz sicher habt ihr ein Pro­blem mit dem Antisemitismus, aber ihr habt auch ein Problem mit brutaler Polizeigewalt.“

Don’t get in trouble with the German police!“

Der israelische Philosoph wird anschließend auf die Polizeiwache gebracht. Eineinhalb Stunden lang versuchen sie ihn von einer Anzeige abzubringen. Er habe einen Beamten mit der Hand berührt, wird behauptet. Melamed sagt ihnen, dass dies eine glatte Lüge sei. Wenn er sich äußern werde, werde man ihn wegen Widerstands gegen die Polizei anzeigen. Gemäß einem Welt-Beitrag versucht man es erneut mit Einschüchterungen: „Don’t get in trouble with the German police!“ („Legen Sie sich nicht mit der deutschen Polizei an“). Darauf habe er geantwortet, dass die deutsche Polizei 1942 seinen Großvater, seine Großmutter, seinen Onkel und seine Tante ermordet habe.“ 

Wenig später wird der im Gesicht stark Blutende von der Bonner Polizeipräsidentin besucht. Schadensbegrenzung ist angesagt. Melamed gegenüber der Morgenpost: „Wenn ich nur ein Underdog der deutschen Gesellschaft wäre, würde sich niemand dafür interessieren (und sicher würde auch niemand der Beschwerde Glauben schenken).“

Kurz danach rief der NRW-Innenminister Reul das Opfer an und bat um Entschuldigung: Er sprach von einem „verhängnisvollen Missverständnis“. So groß kann das Missverständnis jedoch eigentlich nicht gewesen sein: Der von der Polizei Attackierte war sehr ordentlich gekleidet und trug auch bei dem polizeilichen Übergriff weiterhin seine Kippa. „Wir werden nicht zulassen, dass in Deutschland wieder Hatz auf Juden gemacht wird“, betonte Reul. Vielleicht besteht eine Möglichkeit, dass der NRW-Innenminister dies auch der NRW-Polizei mitteilt.

Der antisemitische deutsche Angreifer mit palästinensischen Wurzeln wird daraufhin in eine psychiatrische Klinik gebracht. Dort behält man ihn nicht lange: Man vermag keine Gründe für einen Klinikaufenthalt zu finden. Und wie sich die Szenen der zahlreichen antisemitischen Angriffe der letzten Monate gleichen: Die Bonner Polizei sieht keine Gründe, den antisemitischen Angreifer in Untersuchungshaft zu nehmen: Die Vorwürfe gegen den Mann seien auch nicht ausreichend schwerwiegend. (siehe Spiegel)

Ein weiterer Zeuge

Inzwischen hat sich ein weiterer Zeuge des Geschehens beim Bonner Generalanzeiger gemeldet. Der namentlich nicht genannte Zeuge sei ein pensionierter höherer Beamte. Auch er beschreibt das polizeiliche Verhalten als ein „äußerst brutal Vorgehen“. Der Polizist habe den mit einem Anzug gekleideten Israeli „von hinten eingeholt, ihn im Sprung zu Fall gebracht und den Mann „äußerst brutal niedergerissen“. „Das muss sehr schmerzhaft gewesen sein.“ Anschließend habe der Polizist den Mann fixiert. „Ich habe zunächst gedacht, es handele sich um Filmaufnahmen“.

Die Situation habe „seltsam“ gewirkt, weil erst später die weiteren Polizisten hinzukamen seien. Das habe „wie eine Art Lagebesprechung“ gewirkt, und dann sei „die Gruppe weggegangen, als ob nichts passiert wäre.“ 

Prof. Melamed hat seinen Gastvortrag an der Bonner Universität abends dennoch gehalten.

Der organisierte BDS-Judenhass in Bonn

Antisemitische Gewalt, antisemitische Übergriffe „ereignen“ sich nicht einfach, sie benötigen einen sie politisch und psychologisch stützendes, ermutigendes gesellschaftliches Klima. In Bonn lässt sich dies sehr einfach belegen: Die ehemalige Bundeshauptstadt Bonn bleibt in gewisser Weise dennoch eine Hauptstadt: Sie ist seit zumindest einem Jahrzehnt eine der bundesdeutschen Hauptstädte des organisierten Antisemitismus, der BDS-Bewegung – und dies, obwohl es in Bonn keine organisierten Rechtsextremisten und rechten Holocaustleugnern gibt, wie etwas in Dortmund, in Wuppertal oder im Rhein-Erft-Kreis.

Auf Auslöschung gerichteter Antisemitismus tritt in vielfältigen Formen auf: Antisemiten von links bis rechts sind bekanntlich überzeugt davon, dass sie keine Antisemiten sind. Da bildet der sprachlich unterbegabte Augstein wirklich keine Ausnahme. Darum ist ihr bösartiger Antisemitismus eine besonders große Gefahr, wie Klaus Hillenbrand in der taz soeben zutreffend beschrieben hat. Judenhass ist nicht auf die Existenz von Juden angewiesen.

Die BDS-Bewegung in Bonn ist stark: Seit Jahren werden in Bonn systematisch alle jüdischen Veranstaltung von organisierten antiisraelischen Gruppen gestört. Seit Jahren bombardieren diese organisierten Judenhasser – ein Zusammenschluss einer großen, gut organisierten palästinensischen Gemeinde sowie von mehreren antisemitischen Israel-Boykott-Gruppen – jede Bonner Institution, die es „wagt“, Juden und israelische Gruppen in Bonn öffentlich auftreten zu lassen, mit einer Flut von Protestbriefen und antisemitischen Hasskampagnen. Seit Jahren wird in der Bonner Innenstadt regelmäßig – von der Polizei und der Stadt Bonn ungestört – mit Infoständen gegen Israel agitiert, wird die Parole „Kauft nicht bei Juden“ in der zeitgemäßen BDS-Diktion vertreten: Boykottiert Israel! Da ist Bonn ganz, ganz vorne – auch ohne Neonazis.

Bereits 2012 hatten BDS-Gruppen sowie eine Gaza-Flotilla-Teilnehmerin ausgerechnet gegen eine vom JNF-KKL organisierte Kunstausstellung agitiert. Und ein Grünen-Vertreter des Bonner Integrationsrates machte sogar mit der islamistisch anmutenden, sich antisemitisch gerierenden BIG gemeinsame Sache, um gegen die israelische Kunstausstellung zu agitieren. Immerhin: Ein Grüner Landtagsabgeordnete distanzierte sich von der Unappetitlichkeit. Vier Jahre später die gleichen Szenen: Mehrere Bonner BDS-Aktivisten reisen im September 2016 extra nach Köln, um vor der Flora gegen einen Umweltkongress des JNF-KKL zu agitieren. Judenhass ist schon eine freizeitfüllende Triebkraft.

Und im Dezember 2017 versammelten sich zur antisemitischen Mobilisierung knapp 150 Unterstützer der sich stets besonders israelfeindlich gebärdenden Bonner Palästinensischen Gemeinde gemeinsam mit den ewig gleichen „linken“, betagten Bonner antisemitischen BDS-Vertreter in der Bonner Innenstadt, um gegen Israel zu agitieren. Auch zahlreiche türkische Fahnen waren vertreten, der Großteil der Frauen trug eine islamistische Verhüllung. Und auch zahlreiche Kinder – Bonner Schulkinder! – wurden in die Propaganda gegen Israel und gegen Juden eingebunden und schwenkten entsprechende Hassfahnen. Eine Friedenserziehung der edelsten Form, wie im Gazastreifen. Die proisraelischen Gegendemonstranten hingegen durften nicht in der Bonner Innenstadt auftreten, sie wurden auf eine mehrere Hundert Meter entfernt gelegene Wiese verwiesen.

Notfalls auch mit Kindern in der ersten Reihe für den Israel-Boykott

Einen Tag später: Kein Rederecht für Juden an der Bonner Universität

Wie unbelehrbar antisemitisch und hasserfüllt die aus K-Gruppen erwachsenen Bonner BDS-Sekten sind bewiesen diese just einen Tag nach dem brutalen antisemitischen Angriff auf den Kippaträger und dem mehr als fragwürdigen Verhalten der Bonner Polizei: Am Donnerstag 12.7.2018 hielt der renommierte israelische Forscher Amichai Magen im Senatssaal der Universität Bonn einen englischsprachigen Vortrag über das Thema „Managing the Terrorist Threats. The Growing Democracy Advantage“. Auch hierzu hatten Bonner BDS-Gruppen zu gezielten „antiisraelischen“ Protesten aufgerufen – als hätten wir das Jahr 1933. Und trotz der erst 30 Stunden zurückliegenden antisemitischen Attacke ließen sich vier betagte Damen, vom Habitus evangelischen bürgerlichen Kreisen zuzuordnen, nicht davon abhalten und verteilten Flugblätter gegen den demokratischen Staat der Überlebenden. 

Jüdische Gemeinde fühlt sich bedroht

Die kleine Jüdische Gemeinde Bonn, insbesondere deren Vorsitzende Dr. Margaret Traub, hat immer wieder auf ihre allgegenwärtige Bedrohungssituation verwiesen – vergeblich. Seit Jahren steht die Bonner Gemeinde unter Polizeischutz. Gegenüber dem Focus sagte Margaret Traub:

„Als ich vor kurzem öffentlich gesagt habe, dass sich viele Juden in Deutschland nicht trauen, mit Kippa auf die Straße zu gehen, wurde ich angefeindet und man meinte, dass so etwas in Bonn niemals passieren würde. Jetzt sieht man, dass es doch passiert – und zwar nicht in Bad Godesberg, sondern mitten in Bonn an der Hofgartenwiese.“

Sie würden regelmäßig angepöbelt, so Traub: „Meinen Kindern sage ich, dass sie die Kippa nicht auf der Straße tragen sollen. Man wird schief angeguckt, angepöbelt oder sogar attackiert. Viele Juden überlegen sich inzwischen, ob sie in Europa noch eine Zukunft haben.“ In Paris sei soeben erneut ein Jude ermordet worden. Die Auswanderung nach Israel sei eine Option.

Antisemitische Parole an der Bonner Nordbrücke. Erst nach einem halben Jahr hat sie jemand übermalt….

Bonn: Narzisstische Selbstidealisierungen Kippaevent – lasst den Quatsch doch einfach…

Soeben wurde bekannt, dass die Stadt Bonn für kommenden Donnerstag, 15 Uhr, nicht Gescheiteres einfällt, als ausgerechnet einen „Kippaevent“ zu veranstalten. Andere gesellschaftliche und soziale Gruppen möchte sie lieber nicht dabei haben. Die Stadt Bonn, die ausreichend Gelegenheiten hatte, sich konkret gegen Antisemitismus zu engagieren, ist sich nun für keine Peinlichkeit zu schade.

Vielleicht kommt die evangelische Kirche des Rheinlandes, die sich bei solchen Veranstaltungen gerne selbst inszeniert – man möge nur an den Kölner Kippa-Event vom April denken und die fragwürdige Rolle, die insbesondere große Teile der evangelischen Kirche dabei hatten und haben – ja auch dazu. Das passt: Die Evangelische Kirche des Rheinlandes hat mit Dr. Martin Breidert einen besonders versierten „Israel- und Judenexperten“ in ihren Reihen. Der pensionierte, in Bad-Honnef lebende evangelische Theologe ist in Bonn und Umgebung fest in den Reihen der antisemitischen BDS-Bewegung verankert und tritt seit Jahren bei jedem Event auf, um den demokratischen Rechtsstaat Israel zu attackieren. 2017 war der pensionierte evangelische Pfarrer Breidert Vizepräsident der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft und Vorstandsmitglied im Bündnis zur Beendigung der israelischen Besatzung, und er ist einer der Haupaktivisten der Bonner BDS-Gruppe. (siehe Mena Watch)

In Bonn hatte der evangelische Theologie die historisch erprobte nationalsozialistische Methode des Kauft-nicht-bei-Juden in die Praxis umgesetzt und eigenhändig Bonner Geschäfte kontrolliert – so den Media-Markt in Bonn – um zu sehen, ob israelische Waren korrekt ausgewiesen seien, berichteten die Ruhrbarone 2017.[i] Breidert wäre gewiss der geeignetste Vertreter der evangelischen Kirche des Rheinlandes, um sich am Kippa-Event zu beteiligen. Er würde gewiss dafür Sorge tragen, dass aus der deutschen Geschichte die richtigen Schlüsse gezogen werden. Und dass der Jude nicht wieder rückfällig wird: Weder in Israel noch in Deutschland.

Wir schlagen der Stadt Bonn deshalb vor: Lasst den selbstgefälligen Kippa-Event doch einfach. Narzisstische Selbstinszenierung statt politischer, strafrechtlicher und administrativer Politik gegen organisierten Judenhass – das ist naiver Unfug, Selbstmarketing. Erspart uns und Euch diese Peinlichkeit, diesen selbstgefälligen Quatsch.

Wenn die Stadt Bonn wirklich etwas gegen Antisemitismus unternehmen möchte so kann sie jederzeit eine Resolution zur Ächtung des BDS-Antisemitismus verabschieden, wie dies die Städte München, Frankfurt und Berlin kürzlich beschlossen haben

Die Stadt Köln hingegen war hierzu nicht bereit: Sie verabschiedete soeben eine Resolution, die ihr Papier nicht wert ist – und in der der BDS-Antisemitismus bewusst nicht erwähnt wird.

Erklärung der Initiative „Refugees Welcome Bonn“

Dass dies jedoch auch anders geht hat soeben die Bonner Initiative „Refugees Welcome Bonn“ in einer bemerkenswerten Erklärung zum antisemitischen Angriff in Bonn verdeutlicht. Daran sollten sich die Verantwortlichen in Bonn orientieren.

Eine ausführliche Darstellung der Dinge hat Yitzhak Melamed mittlerweile auf Facebook veröffentlicht.

Nachtrag: Am Montag hat sich auch im bürgerlichen Düsseldorf eine Attacke gegen einen 17-jährigen jüdischen Jugendlichen ereignet, der eine Kippa trug. Michael Szentei-Heise, Direktor der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf, zeigte sich bestürzt: „Um die Sicherheit jüdischer Mitbürger in Deutschland steht es katastrophal“. Vor drei Jahren habe er noch gesagt, er wüsste kein Viertel in Düsseldorf, wo man sich nicht mit Kippa aufhalten könnte. „Diese Aussage ziehe ich jetzt zurück!“, sagte Szentei-Heise.

Ein weiterer Nachtrag: Mittlerweile sind weitere bestürzende Details bekannt geworden: Gegen einen der vier oder fünf am Einsatz beteiligten Polizeibeamten ist bereits 2015 wegen des Verdachts einer rechtsextremen Straftat ermittelt worden, berichtet der Kölner Stadt-Anzeiger.

Das NRW-Innenministerium hat dies in einem Bericht an den Innenausschuss bestätigt. Der Polizeibeamte gehörte zu einer Gruppe von Polizisten, die beim G-7-Gipfel im bayerischen Elmau das berüchtigte Goebbels-Zitat „Wollt ihr den totalen Krieg?“ gefunkt hatten.

Die Beamten waren mit einer Bereitschaftspolizeiabteilung aus Bonn/Ramersdorf zum G-7-Gipfel gefahren. Dort hatten sie den berüchtigten Ausspruch aus der Sportpalastrede von NS-Propagandaminister Goebbels im Jahr 1943 verbreitet. Der Vorgang kam nur durch Zufall ans Licht.

Ein Sprecher von Herbert Reul (CDU) bestätigte nun gegenüber dem KSTA, dass „das Disziplinarverfahren aus dem Jahr 2015 eingestellt worden“ sei. Die zuständige Staatsanwaltschaft München II erkannte kein strafbares Handeln.

Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt gegenwärtig gegen die Bonner Polizeibeamten wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt. Reul betonte gegenüber dem KSTA, dass er den Sachverhalt, gerade wenn es um Antisemitismus oder Extremismus gehe, „sehr ernst“ nehme.

 

Bild oben: Facebook Yitzhak Melamed

[i] Einige Links zum evangelischen Theologen Dr. Breidert: http://bds-kampagne.de/2017/03/28/bonn-fuer-menschenrechte-und-voelkerrecht-in-palaestina-was-will-bds/ ; http://bds-kampagne.de/2015/01/09/joseph-massad-palaestina-bds-und-das-ueberleben-israels/ ; Agitation gegen den DGB-Bundesvorsitzenden Michael Sommer: http://bds-kampagne.de/2013/11/18/israels-krieg-im-nahen-osten-michael-gib-den-preis-zurueck/; https://www.mena-watch.com/mena-analysen-beitraege/wien-bonn-frankfurt-gegenwind-fuer-die-boykott-bewegung/