„Ich möchte dieses Jahr niemals missen!“

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Franziska Hauptmann aus Arnstein arbeitete ein Jahr mit Behinderten in einer israelischen Einrichtung…

Von Judith Bar-Or

„Ein Jahr für mich – ein Jahr für Israel“ – so hatte die heute 25jährige Franziska Hauptmann aus Arnstein im Mai 2016 ihren Plan, für ein Jahr in einer israelischen Behinderteneinrichtung zu arbeiten und dabei auch das Land Israel und die dort lebenden Menschen kennenzulernen betitelt.

Die Fachlehrerin, die nun die Fächer Ernährung, Gestalten und Soziales an einer Münchner Grundschule unterrichtet, wollte – bevor sie in den offiziellen Schuldienst trat – ein Jahr lang Auslandserfahrungen sammeln. Und das ist ihr gelungen. Bei der Jahreshauptversammlung des Fördervereins „Alte Synagoge Arnstein“ sprach sie über ihren Einsatz in der Behinderteneinrichtung „Beit Uri“, die zwischen Afula und dem See Genezareth liegt. Bis nach Nazareth sind es gerade mal zehn Fahrminuten. Die Landschaft ist grün und verfügt über genügend Wasservorkommen. Das Klima ist trocken und angenehm. „Als ich dort ankam glaubte ich im Paradies gelandet zu sein“, erzählte Franziska voller Begeisterung.

Handgefertigte Körbe aus „Beit Uri“ in der Synagoge anbieten

„Das Konzept der Einrichtung „Beit Uri“ ähnelt dem der Deutschen Lebenshilfe. Hier leben Menschen zwischen acht und 61 Jahren. Es wird darauf geachtet, dass sich Betreuer und Behinderte gegenseitig unterstützen. Zusammen mit weiteren zwölf deutschen Volontären war Franziska im Kinderhaus eingesetzt und zuständig für drei Personen und eine 17jährige „Frau“. Obwohl Franziska Hauptmann über pädagogische Kenntnisse verfügte, war die Arbeit in „Beit Uri“ für sie eine Herausforderung; vor allem mit der – auf kindlichem Niveau verbliebenen – 17jährigen, die schon mehrere Behinderteneinrichtungen „durchlaufen“ hatte und immer wieder als „nicht tragbar“ weiterverwiesen wurde. „Zum Schluss hatten wir eine richtige Freundschaft entwickelt“, sagte Franziska Hauptmann. Aber bis es soweit war, mussten viele „Steine“ weggerollt werden.

Erziehungskonzept des Rudolf Steiner

Soweit es ihnen geistig und körperlich möglich ist, arbeiten die behinderten Menschen in Werkstätten, wo sie – ihren Fähigkeiten entsprechend – Gegenstände anfertigen. „In der Regel sind das sehr hübsche handgefertigte Korbwaren, Kerzen, Websachen“, sagte Franziska und zeigte auch Bilder dazu. Gearbeitet wird auch im Hof-Workshop, in der Wäscherei und in der Gärtnerei.

Da kam Altbürgermeister Roland Metz spontan eine Idee: „Wir könnten doch solche Waren bei uns in der Synagoge den Besuchern zum Kauf anbieten“. Franziska versprach, sich über die Möglichkeiten und Kosten des Transportes zu informieren.

Zahlreiche junge Leute und Freunde Franziskas waren zum Vortrag gekommen und per Beamerpräsentation konnten die Zuhörer das Gehörte noch besser nachvollziehen.

Großartiges Land und herzliche Menschen

Aber Franziska hat nicht nur gearbeitet; sie ist auch auf eigene Tour gereist und konnte über herzliche Begegnungen mit Menschen und viel Gastfreundschaft berichten. Unter dem Stichwort „Trail-Angels“ gibt es im Internet eine Liste mit Familien, die gerne Reisende aufnehmen. So kam es, dass Franziska, als sie während des Pessach-Fest unterwegs war, spontan von einer Familie zum Mitfeiern eingeladen wurde. Schwierig empfand sie, mit jungen Israelis Kontakte zu knüpfen.

„Ich hatte nie ein unsicheres Gefühl“, sagte die junge Frau und besonders aufregend fand sie die Heißluftballonfahrt, die sie in die Nähe des Gaza-Streifens führte. Beeindruckend fand sie auch das, unter freiem Himmel erlebte, Wüstengewitter und den Besuch der Negevwüste und einer Kamelfarm.

„Ich bin in diesem Jahr sehr viel selbständiger und auch selbstbewusster geworden“, sagte Franziska Hauptmann in ihrem Schlussresümee. „Meine Einstellung zu Menschen mit Behinderung ist viel einfacher geworden und ich habe gelernt, dass das Leben eines Behinderten genauso lebens- und liebenswert ist wie das eines Nichtbehinderten.

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