Die neuen Fernsehtipps

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Vom 16. bis 31. Oktober 2017…

Mo, 16. Okt · 01:30-03:10 · HR
Ein blinder Held – Die Liebe des Otto Weidt

Die Werkstatt des Bürstenherstellers Otto Weidt gilt 1941 bei den Berliner Juden als gute Adresse. Weidts irritierend enge Kontakte zur Gestapo, begleitet von regelmäßigen Bestechungen, bieten ihm den Spielraum, seine überwiegend blinden jüdischen Angestellten vor den alltäglichen Herabwürdigungen zu schützen. Zu den wenigen Nicht-Blinden in der Werkstatt zählt Alice Licht, eine hübsche junge Frau aus gutbürgerlichem Haus. Mit Witz, Charme und Organisationstalent wird sie bald zu Ottos rechter Hand. Die beiden verbindet mehr, als eine reine Arbeitsbeziehung und mehr als nur Freundschaft. Otto ist verheiratet, kein Jude, Ende 50 und fast blind; Alice ist Jüdin und 40 Jahre jünger. Sie bewundert ihn. Für Otto ist Alice die Verheißung auf ein Leben, das er gern geführt hätte. Aber die Schlinge um die Werkstatt zieht sich zu. Trotz regelmäßiger „Besuche“ der Gestapo scheint zunächst alles gut zu gehen. Nachdem seine jüdischen Mitarbeiter auf einen Schlag abgeholt wurden, schafft es Otto Weidt noch, sie aus dem nahen Sammellager der Gestapo wieder herauszuholen. In aller Heimlichkeit beginnt er nun mit der Vorbereitung von Verstecken. Als die massenhaften Deportationen beginnen, sind Weidts Angestellte untergetaucht. Doch in einem Moment der Vertrauensseligkeit werden die Verstecke an einen „Greifer“ verraten. Weidt ereicht es noch, dass Alice und ihre Eltern zunächst „nur“ nach Theresienstadt kommen, aber dann trifft eine Postkarte von Alice ein, in der sie verklausuliert von ihrer Verlegung nach Auschwitz berichtet. Otto Weidt zögert nicht lange und macht sich auf den Weg, um sie zu retten. Über einen Hilfsarbeiter gelingt es ihm, den Kontakt zu Alice herzustellen, die mittlerweile als KZ-Häftling in einer Munitionsfabrik arbeitet. Er versteckt Kleidung und Geld für den Fall ihrer Flucht. Im Januar 1945 schafft Alice den Weg zurück nach Berlin, wo Otto und seine Frau sie bis nach Kriegsende verstecken. Aber Alice kann und will nicht bleiben. Sie erhält die Einreisegenehmigung in die USA und verlässt Berlin. Otto bleibt zurück, zwei Jahre später stirbt er. An sein Wirken erinnert heute nur noch das „Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt“ in Berlin-Mitte und die israelische Ehrung als „Gerechter unter den Völkern“. Die Geschichte (mit Edgar Selge und Henriette Confurius in den Hauptrollen) wird auf bewegende Weise von der 91-jährigen Inge Deutschkron erzählt, der einzigen noch lebenden ehemaligen Angestellten des Otto Weidt. Das preisgekrönte Dokumentarspiel ist seit kurzem Bestandteil des Yad Vashem Visual Center, der führenden internationalen Filmbibliothek zum Thema Holocaust.

Mo, 16. Okt · 23:05-01:20 · MDR
Das Narrenschiff

1933, am Vorabend des „Dritten Reichs“: Ein Passagierschiff ist auf dem Weg von Vera Cruz nach Bremerhaven. An Bord befinden sich in der 1. Klasse bunt zusammengewürfelt deutsche und internationale Passagiere, auf dem Zwischendeck reisen zusammengepfercht 600 abgeschobene spanische Plantagenarbeiter. Zu den Deutschen gehören der nationalsozialistische Verleger Siegfried Rieber (José Ferrer), der das besondere „Unglück“ hat, seine Kabine mit dem deutschen Juden Julius Löwenthal (Heinz Rühmann) teilen zu müssen, der immer noch an das Noble im Menschen glaubt und zurück nach Hause fahren will. Bei den Mahlzeiten wird Löwenthal bereits von den anderen deutschen Passagieren, die am Kapitänstisch sitzen dürfen, getrennt. Er speist mit dem Kleinwüchsigen Carl Glocken (Michael Dunn), der die Weisheit des Narren zu besitzen scheint und den Zuschauer gleich am Anfang des Filmes darüber informiert, welche kuriosen Gestalten er erleben wird. Während der Überfahrt wird auch Freytag (Alf Kjellin) an diesen Tisch „verbannt“, nachdem sich herumgesprochen hat, dass er mit einer Jüdin verheiratet ist. Zu den 1.-Klasse-Passagieren gehören weiter der gescheiterte, ständig betrunkene US-Baseballprofi Bill Tenny (Lee Marvin), der sich als Sexualprotz gebärdet und die verblühte Amerikanerin Mary Treadwell (Vivian Leigh), die ihre Frustrationen an Männern abreagiert. Eine zentrale Figur ist der sanfte Schiffsarzt Dr. Wilhelm Schumann (Oskar Werner), der schon zu Beginn der Fahrt Kapitän Thiele (Charles Korvin) erklärt, dass das seine letzte Überfahrt sein wird. Er verliebt sich an Bord in eine drogenabhängige Patientin, die rätselhafte spanische Adlige La Condesa (Simone Signoret), die nach Spanien deportiert werden soll.

Mo, 16. Okt · 23:30-00:15 · Das Erste (ARD)
Widerstand unter Hitler

„De gode Tysker“ – der „gute Deutsche“ wird er in Dänemark noch heute genannt oder auch der „Schindler von Kopenhagen“: Georg Ferdinand Duckwitz. Der deutsche Diplomat rettete fast 7.000 dänische Juden vor der Deportation durch die deutsche Wehrmacht. Diese Tat eines Mitglieds der deutschen Besatzungsmacht während der Zeit des Nationalsozialismus ist in Europa beispiellos. Für diese Verdienste wurde Georg Ferdinand in der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. Der Radio-Bremen-Film von Reinhard Joksch widmet sich dieser außergewöhnlichen Rettung und dem Leben von Duckwitz mit seinen Brüchen. „Das interessante an seiner Biografie ist“, so der dänische Historiker Hans Kirchhoff, „dass Duckwitz in seinem Lebensweg die Wandlung vom rechtsnationalen Korpsstudenten hin zum Demokraten und Europäer durchmacht. Er trägt sozusagen alles Schreckliche und alles Gute in sich, was wir in dem letzten Jahrhundert erlebt haben.“ Der Diplomat Duckwitz ist fast sein ganzes Leben immer wieder gegen den Strom geschwommen. Es ist die Lebensgeschichte eines Mannes, der heute vom Auswärtigen Amt als jemand bezeichnet wird, „der sich gegen den Zeitgeist und erst recht gegen die Verbrechen der Nazis stellte, dessen moralischer „Kompass“ nicht nur weiterhin funktionierte, sondern Richtschnur seines Handelns wurde.“ Georg Ferdinand Duckwitz wurde 1904 in Bremen geboren. Er stammt aus einer alteingesessenen Kaufmannsfamilie. Sein Urgroßvater war der Bremer Kaufmann und spätere Bürgermeister Arnold Duckwitz. Seine Familie sei „nationalkonservativ gewesen“, sagt sein Neffe Carl-Alexander Duckwitz heute. Vielleicht deshalb ist der junge Duckwitz von den Ideen Hitlers zunächst begeistert, wird 1932 Mitglied der NSDAP. Ab 1933 ist er im Außenpolitischen Amt der NSDAP tätig. Alles deutet auf eine Bilderbuchkarriere hin, die kaum erwarten lässt, dass er einmal tausenden Juden das Leben rettet. Doch anders als viele andere hochrangige Nazis zweifelt er bald am System und der Ideologie der Nationalsozialisten. Bereits 1935 wendet er sich von der Partei ab, ohne jedoch auszutreten. Er gilt als Abtrünniger und wird 1939 dennoch als Schifffahrtssachverständiger der deutschen Besatzer nach Kopenhagen entsandt und wechselt dort ins Auswärtige Amt. Er sei ein „anständiger Mensch gewesen“, sagt heute einer der letzten noch lebenden dänischen Juden, Herbert Pundik. Hätte Duckwitz damals nicht mutig gehandelt, da ist sich der heute 90-Jährige sicher, wäre „mein Schicksal das gleiche wie das der sechs Millionen Juden in Europa gewesen.“ Duckwitz hatte den Mut, die dänische Seite vor der drohenden Deportation ihrer Mitbürger zu warnen, und riskierte damit selbst sein Leben. Am Abend des 1. Oktober 1943 wird die dänische Hauptstadt von der Außenwelt abgeschnitten. Durch die Straßen der Innenstadt fahren Lastwagenkolonnen. Dies ist der Auftakt einer großangelegten Hetzjagd. Die deutschen Besatzer planen, tausende von dänischen Juden am Morgen des 2. Oktober zu verhaften und nach Auschwitz zu deportieren. Doch die Razzia bleibt weitgehend erfolglos. Die meisten Juden haben die Stadt bereits verlassen und sind an die Küste geflohen, von wo sie mit großer Unterstützung der dänischen Bevölkerung über den Sund nach Schweden entkommen. Sie waren von Georg Ferdinand Duckwitz gewarnt worden, der zuvor in Schweden die Zusicherung erreicht hatte, dass man alle Flüchtlinge aufnehmen würde. Bereits in den letzten Kriegstagen beweist Duckwitz sein Verhandlungsgeschick in den Kapitulationsverhandlungen und verhindert damit weiteres Blutvergießen. 1953 wird er deutscher Konsul in Helsinki und kehrt 1955 als deutscher Botschafter nach Kopenhagen zurück. 1967 wird Georg Ferdinand Duckwitz von Außenminister Willy Brandt zum Staatssekretär des Auswärtigen Amtes gemacht. Brandt wusste um Duckwitz’ Rolle in Dänemark und schätzte seine Integrität. Er wird einer der wichtigsten Vertrauten Brandts und leitet die Verhandlungen für die „Ostverträge“ mit Polen. Nach dem Abschluss des Warschauer Vertrages geht er in den Ruhestand und stirbt 1973 in Bremen.

Di, 17. Okt · 23:45-00:40 · BR
BR-KLASSIK: Sir Georg Solti – Für mein Leben habe ich kämpfen müssen

Sir Georg Solti (1912 – 1997) war einer der herausragenden Dirigenten des 20. Jahrhunderts. Er wuchs als Sohn jüdischer Eltern in Budapest auf, studierte Klavier, Komposition und Dirigieren bei Bartók, Dohnányi, Kodály und Leo Weiner an der Liszt-Akademie in Budapest. Obwohl er bei seinem Konzertdebüt als Pianist auftrat, wurde er von der Budapester Oper wenig später als Dirigent engagiert. 1937 ernannte Toscanini ihn zu seinem Assistenten für die Salzburger Festspiele. Vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zwangen die ungarischen Judenpogrome Solti 1939 zur Emigration in die Schweiz, wo er jedoch nicht als Dirigent auftreten durfte. Das hatte zur Folge, dass er seinen Lebensunterhalt als Pianist verdiente und 1942 beim Concours International in Genf den ersten Preis gewann. Im Jahr 1946 wurde Solti von der amerikanischen Militärregierung aufgefordert, in München eine Aufführung von Beethovens Fidelio zu dirigieren. Der große Erfolg dieser Darbietung führte zu seiner Ernennung zum Leiter der Münchner Staatsoper. Weitere Engagements an die Frankfurter Oper und an das Königliche Opernhaus Covent Garden London folgten. Schließlich begann seine bemerkenswerte Partnerschaft mit dem Chicago Symphony Orchestra (1970 bis 1989), mit dem er mehr als tausend Konzerte bestritt und mehr als hundertfünfzig Plattenaufnahmen einspielte. Sir Georg Solti hinterlässt eine Diskografie mit über 250 Aufnahmen und wurde insgesamt 105 Mal für den Grammy nominiert, und er ist der Künstler, der die meisten Grammys erhielt, unabhängig von der Musikrichtung. Im Film kommen Interview-Partner zu Wort, die in enger Beziehung zu Sir Georg Solti standen und sehr persönliche Einblicke in dessen Leben gewähren: Lady Valery Solti, Charles Kaye, Valery Gergiev, Christoph von Dohnányi, Sir Peter Jonas, Clemens Hellsberg, Ewald Markl, Norman Lebrecht u. v. m.

Mi, 18. Okt · 00:40-02:25 · Das Erste (ARD)
Mogadischu

Am 13. Oktober 1977 bringen vier palästinensische Terroristen die Lufthansa-Maschine „Landshut“ auf ihrem planmäßigen Flug von Mallorca nach Frankfurt in ihre Gewalt. Anders als bei der Lorenz-Entführung geht Bundeskanzler Schmidt nicht auf die Forderung der Geiselnehmer nach Freilassung inhaftierter RAF-Terroristen ein. Während Kapitän Schumann durch seinen Einsatz das Leben der Passagiere schützt, wird das Flugzeug über dramatische Zwischenstopps nach Mogadischu entführt. Dank des diplomatischen Geschicks von Minister Wischnewski wird hier schließlich der GSG-9-Einsatz auf somalischem Boden bewilligt. „Mogadischu“, eine moderne deutsche Heldengeschichte, ist die hochemotionale Rekonstruktion der Odyssee von 82 Passagieren und fünf Besatzungsmitgliedern an Bord der Lufthansamaschine „Landshut“. Erstmals werden die politisch brisanten Ereignisse unter Berücksichtigung neuer Erkenntnisse fiktional aufbereitet; danach stand der Drahtzieher Wadi Haddad mit dem KGB in Verbindung. Mit Thomas Kretschmann, Christian Berkel, Jürgen Tarrach, Herbert Knaup, Nadja Uhl u.a. Die noch junge Bundesrepublik erlebt im Herbst 1977 ihre schwerste Bewährungsprobe. Während die Terroristen Baader, Ensslin und Raspe in Stammheim inhaftiert sind, bereitet die zweite Generation der RAF die Befreiung der Kampfgenossen vor. Unter Aufsicht des palästinensischen Terror-Paten Dr. Wadi Haddad (Youssef Hamid) lassen sich Peter-Jürgen Boock (Franz Dinda) und seine Mitverschwörer im Jemen für bewaffnete Anschläge ausbilden. Zurück in Deutschland, richten Boock und seine Komplizen ein Blutbad an, bei dem sie Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer (Gernot Kunert) in ihre Gewalt bringen. Anders als im Fall der Entführung des Berliner CDU Spitzen-Politikers Peter Lorenz im Februar 1975 geht Bundeskanzler Schmidt (Christian Berkel) diesmal nicht auf die Forderung nach Freilassung der RAF-Terroristen ein. Boock und Mohnhaupt (Bettina Hoppe) wenden sich erneut an Haddad, der mit Unterstützung des KGB eine spektakuläre Aktion einfädelt: Angeführt von „Kapitän“ Mahmud (Saïd Taghmaoui), bringen vier palästinensische Terroristen die Lufthansa-Maschine „Landshut“ in ihre Gewalt. Auch Mahmud fordert nun die Freilassung von Baader, Ensslin und Raspe. Während Kanzler Schmidt (Christian Berkel) sich mit Hans-Jürgen Wischnewski (Jürgen Tarrach) berät, leiten die Entführer die mit 82 Passagieren und fünf Crewmitgliedern besetzte Maschine über Rom, Larnaka, Bahrain bis nach Dubai weiter. Kapitän Jürgen Schumann (Thomas Kretschmann) kann unbemerkt die Anzahl der Kidnapper nach draußen melden. Mit viel Geschick gewinnt er das Vertrauen des sadistischen Mahmud und bringt ihn so davon ab, eine jüdische Passagierin (Valerie Niehaus) zu ermorden. Während die hygienischen Zustände an Bord unerträglich werden, fliegt die Maschine weiter nach Aden im damaligen Südjemen. Die dortige Regierung will nicht in den Konflikt verwickelt werden und lässt das Rollfeld mit Panzern blockieren. Aufgrund des Treibstoffmangels ist Schumann zu einer Notlandung auf einem Sandstreifen neben dem Rollfeld gezwungen. Der Kapitän inspiziert das ramponierte Fahrwerk und nutzt die Chance, sich von der Maschine zu entfernen. Schumann kontaktiert Scheich Ahmed (Abdellatif Chaouki), Kommandeur der südjemenitischen Sondereinheit vor Ort. Er fleht ihn an, das offenbar beschädigte Flugzeug um das Leben der Passagiere willen nicht mehr starten zu lassen. Als Ahmed ablehnt, kehrt Schumann zurück, in banger Gewissheit, was nun geschieht: Rasend vor Wut erschießt Mahmud den Kapitän. Kopilot Jürgen Vietor (Simon Verhoeven) fliegt die Maschine weiter nach Mogadischu. Wischnewski, der dem entführten Flugzeug bis hierhin gefolgt ist, überzeugt mit diplomatischem Geschick Präsident Siad Barre (Sofi Mohamed), einem Einsatz deutscher Elitetruppen auf somalischem Boden zuzustimmen. Oberstleutnant Ulrich Wegener (Herbert Knaup) erhält daraufhin den Befehl, die Maschine mit der GSG 9 zu stürmen, die durch diese Aktion internationale Berühmtheit erlangt. Nach 105 bangen Stunden ist die Geiselnahme beendet. „Mogadischu“ ist die emotional packende, hochdramatische Rekonstruktion der „Landshut“- Entführung vor dem Hintergrund des Deutschen Herbstes 1977. Basierend auf den Recherchen des renommierten Dokumentarfilmers Maurice Philip Remy, rückt der Film die Verquickung mit dem KGB und das heldenhafte Schicksal des Piloten Jürgen Schumann ins Zentrum, durch dessen Tod das Überleben der restlichen Geiseln möglich wurde.

Do, 19. Okt · 23:30-01:45 · kabel eins
American History X

Wegen der sehr explizierten Darstellung von Gewalt wurde der antifaschistische Film kontrovers dikutiert. Das Drama erzählt die Geschichte des verurteilten und geläuterten US-amerikanischen Neo-Nazis Derek Vinyard und seiner Familie.

Fr, 20. Okt · 02:25-03:55 · Das Erste (ARD)
Die Männer Ihrer Majestät

Während des Zweiten Weltkriegs wird der amerikanische Major O’Rourke zu einer waghalsigen Mission verpflichtet: Gemeinsam mit drei britischen Soldaten soll er in Deutschland ein Exemplar der legendären Enigma-Chiffriermaschinen stehlen. Die Sache hat nur einen Haken: Zur Tarnung müssen O’Rourke und seine Mitstreiter sich als Frauen verkleiden. Mit Nylonstrümpfen, hochhackigen Schuhen und Lippenstift bewaffnet dringen die Amateur-Spione bis nach Berlin vor. Es dauert allerdings nicht lange, bis die „Damen“ mehr Aufsehen erregen, als ihnen lieb ist. Die Kriegskomödie besticht durch ein hochkarätiges Ensemble und eine temporeiche Inszenierung. Regisseur Stefan Ruzowitzky wurde durch sein Oscar-gekröntes Drama „Die Fälscher“ weltbekannt.

So, 22. Okt · 07:00-07:30 · SWR
Bei mir biste scheen – Der Heiratsvermittler Jose Weber

Er nennt es sein „Cockpit“. Die Rede ist von den fünf Monitoren auf dem Schreibtisch von Jose Weber in Frankfurt. Auf dem ersten laufen den ganzen Tag über die neuesten Nachrichten, auf dem zweiten interviewt Deutschlands einziger jüdischer Heiratsvermittler neue Kandidaten für eine Eheschließung, auf dem dritten gehen die E-Mails seiner Kundschaft ein und der vierte zeigt deren Fotos und Karteidaten. Der fünfte ist schließlich für die dringendsten Fälle reserviert, denn davon gibt es viele: In Webers Regalen stehen Ordner mit rund 800 offenen Fällen, von denen die meisten allerdings „Karteileichen“ sind. Er nennt es sein „Cockpit“. Die Rede ist von den fünf Monitoren auf dem Schreibtisch von Jose Weber in Frankfurt. Auf dem ersten laufen den ganzen Tag über die neuesten Nachrichten, auf dem zweiten interviewt Deutschlands einziger jüdischer Heiratsvermittler neue Kandidaten für eine Eheschließung, auf dem dritten gehen die E-Mails seiner Kundschaft ein und der vierte zeigt deren Fotos und Karteidaten. Der fünfte ist schließlich für die dringendsten Fälle reserviert, denn davon gibt es viele: In Webers Regalen stehen Ordner mit rund 800 offenen Fällen, von denen die meisten allerdings, wie der Heiratsvermittler achselzuckend einräumt, „Karteileichen“ sind. Webers Agentur Simantov (Deutsch für ‚gutes Zeichen‘) hat ein besonderes Problem. Es besteht darin, dass deren Kundinnen und Kunden in der Regel weit entfernt voneinander leben. In Frankfurt zum Beispiel hat die jüdische Gemeinde zwar 7.000 Mitglieder, aber – so Weber, der selbst fünf Sprachen spricht und in der weiten Welt zuhause ist – „da kennen sich viele vom Spielen im Sandkasten her und verlieben sich nicht ineinander“. In ganz Europa gibt es dagegen immerhin 15.000 heiratswillige Jüdinnen und Juden, weswegen Weber auch schon einmal eine Liebesheirat zwischen einem Finanzexperten aus Paris und einer Professorin aus Sibirien stiftete. Die Grenzen seiner Möglichkeiten sieht der Mann mit der großen Kartei trotzdem sehr deutlich: „Um die Liebe kümmert sich Gott, ich bin nur sein Handlanger.“ SWR-Autor Uri Schneider beobachtet Jose Weber bei seinem weltumspannenden Versuch, einsame Herzen miteinander zu verkuppeln. Da ist neben dem selbsterklärten Gigolo Georg Potzies, der stets im weißen Anzug durch Berlin streift, etwa die bildschöne Journalistin und Komikerin Lucia aus Bratislava. Oder die erfolgreiche Alina aus New York, die sogar in einer Stadt, in der mehr als eine Millionen Juden leben, keinen Partner findet. Sie ist allerdings gerade schlecht auf Weber zu sprechen, weil der ihr keine neuen Vorschläge bringt, obwohl er ihr doch versprochen hatte, es gäbe für sie „Kunden ohne Ende“. Doch nicht nur Webers Klienten brauchen viel Geduld, für ihn selbst ist sie ebenfalls bitter nötig. Den Großteil seines Honorars erhält er nämlich erst, wenn beide Eheanwärter beim Rabbiner unter der Chuppa, dem jüdischen Hochzeitsbaldachin, gelandet sind. Von den früher üblichen zehn Prozent der Brautmitgift als Vermittlerlohn kann er nur träumen. Reich ist er von seiner Arbeit deshalb bisher nicht geworden, sein Glück hat er allerdings dennoch gefunden. Seine spätere Frau war nämlich zunächst als Klientin zu ihm gekommen. „Nehmen Sie doch direkt mich“, hätte er ihr am liebsten sofort gesagt, als sie durch seine Bürotür trat. Ganz Profi hat er das damals nicht gemacht, die große Liebe entwickelte sich trotzdem zwischen den beiden. Was immerhin für seine Menschenkenntnis spricht.

So, 22. Okt · 13:35-15:50 · 3sat
Der Engel mit der Posaune

Als die Gestapo die Jüdin Henriette, Ehefrau des Klavierproduzenten Hans Alt, verhaften will, stürzt sie sich aus dem Fenster, ehe ihr Sohn Hermann, ein fanatischer Nazi, eingreifen kann. „Der Engel mit der Posaune“ ist der Glücksbringer der österreichischen Klavierbauer-Familie Alt, deren wechselhafte Geschichte der Film vom Niedergang der österreichisch-ungarischen Monarchie bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges erzählt. Karl Hartls erste Regiearbeit nach zehnjähriger Pause gab 1948 dem Schauspieler-Ehepaar Paula Wessely und Attila Hörbiger die Möglichkeit, sich vom NS-Regime zu distanzieren. Das österreichische Publikum honorierte die „Rehabilitierung des Österreichertums“, wie es der österreichische Regisseur Franz Antel formulierte, indem es „Der Engel mit der Posaune“ zum besten Film des Jahres erkor.

Mo, 23. Okt · 01:35-02:05 · RBB
Die Püppchen aus der Auguststraße – Eine Zwillingskindheit in Berlin

Die Zwillinge Ruth und Regina sind in der Auguststraße in Berlin Mitte groß geworden. Heute sind sie 85 Jahre alt. Ihre Mutter starb früh, und sie kamen ins jüdische Kinderheim. Nur knapp haben sie überlebt. Jetzt sind sie noch einmal von Israel nach Berlin Mitte gekommen und zeigen die Orte ihrer Kindheit und ihrer Träume. Damals wollten sie Bühnenstars werden. Doch alles kam anders … „Ruthchen und Ginchen“ haben sich noch einmal auf den Weg gemacht. Vermutlich zum letzten Mal in ihrem Leben kommt das Zwillingspaar, heute 85 Jahre alt, von Tel Aviv nach Berlin. Hier haben die Mädchen ihre Kindheit verbracht und Visionen von einem Leben als Bühnenstars gehabt. Ruth und Regina sind in der Auguststraße in Berlin Mitte groß geworden. Bereits 1935 wurden der Mutter und ihren Kindern die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen – ihr Vater war Jude. Fünf Jahre später starb ihre Mutter an Tuberkulose und die Mädchen kamen ins Jüdische Kinderheim. In der Reportage führen die Zwillingsschwestern an all jene Orte, die es ihnen möglich gemacht haben, dem Transport in ein Lager zu entkommen und so die Kriegszeit zu überleben. Der Höhepunkt ihres knapp einwöchigen Aufenthaltes ist ein Besuch im Kino Babylon. Dort haben beide ihren ersten Film mit Shirley Temple gesehen, der sie nacheifern wollten – wenn sie gekonnt hätten. Nun, fast am Ende ihres Lebens dürfen sie hier im Babylon gemeinsam auf der Bühne stehen und singen …

Di, 24. Okt · 07:00-07:30 · SWR
Ich und die anderen – Plötzlich ist man wer: Neonazi!

Felix ist jung, klug, kommt aus gesicherten Verhältnissen und – er war jahrelang aktiver Neonazi. Heute will er verhindern, dass andere den gleichen Weg einschlagen und leistet politische Aufklärungsarbeit. Auch Heidi, Benedikt, Gunnar und Klaus waren als Jugendliche in der Neonaziszene. Musik, Propaganda und Gewalt spielten bei ihrem Einstieg eine wichtige Rolle. Wer nicht in das Weltbild passte, wurde diskriminiert und bedroht. Die Gruppe gab den Mitgliedern das Gefühl dazuzugehören, wichtig zu sein. Nach strikten Vorgaben wurde zwischen Freund und Feind unterschieden; für Zweifel war wenig Raum.

Mi, 25. Okt · 06:45-07:30 · PHOENIX
Die Engel der Zegota

Kaum hatten die Truppen Hitler-Deutschlands im September 1939 Polen besetzt, machten sich die Nationalsozialisten ans Werk, ihre Politik der Ausgrenzung und Vernichtung der Juden in die Alltagspraxis umzusetzen. Speziell nach der Einrichtung des Warschauer Ghettos konnte sich kein Jude in der polnischen Hauptstadt mehr seines Lebens sicher sein. In dieser verzweifelten Situation gründete sich die Hilfsorganisation ZEGOTA. Diesem „Rat für die Unterstützung der Juden“ gelang bis Ende des Krieges die Rettung Tausender von Menschenleben.

Mi, 25. Okt · 11:30-12:15 · arte
Basare der Welt – Jerusalem

Jerusalem: Heiligtum und uralter Handelsplatz. Sieben Tore führen durch dicke Mauern in eine Altstadt, die drei Weltreligionen heilig ist: Juden, Christen und Muslimen. Innerhalb der Mauern wohnen 37.000 Menschen auf knapp einem Quadratkilometer Fläche – in nach Religionen getrennten Vierteln. Dazu kommen Tausende von Pilgern auf der Suche nach den Wurzeln ihrer Religion. Konflikte sind vorprogrammiert, die Altstadt ist ein brodelnder Kessel, der jeden Moment explodieren kann. Deshalb ist auch der Basar, der sich über weite Strecken des muslimischen und christlichen Viertels erstreckt, kein Basar wie jeder andere. Die Dokumentation zeigt Orte und Innenansichten, die den meisten Touristen verborgen bleiben. Der Film porträtiert Händler der verschiedenen Viertel und ihren ungewöhnlichen Alltag. Er besucht jahrhundertealte Marktgewölbe, in denen die Bewohner ihren Lebensmittelbedarf decken, die alte Metzgergasse Souk Lahamin und eine palästinensische Bäckerei. Er beobachtet einen armenischen Fotografen bei der Arbeit und verweilt in Gässchen, in denen mit „heiligen“ Souvenirs gute Geschäfte gemacht werden. Er macht Station in einer muslimischen Pilgerherberge, bei einem Judaica-Händler oder einem Friseur, bei dem Frauen aller Religionen für einige Zeit ihren tristen Alltag vergessen können.

Mi, 25. Okt · 21:50-22:50 · arte
Stärker als der KGB – Das Stalingrad-Epos „Leben und Schicksal“

An einem Morgen im Oktober 1961 beschlagnahmte der KGB ohne Vorwarnung das Manuskript zu „Leben und Schicksal“ des Schriftstellers Wassili Grossman und brachte es in den unterirdischen Geheimdienstarchiven seines Hauptquartiers unter Verschluss. Alle Gnadengesuche blieben vergeblich. Erst den vereinten Bemühungen eines Dissidentennetzwerks gelang es schließlich, Teile des Manuskripts ins Ausland zu schmuggeln. 2007 konnte schließlich die vollständige Fassung des Werkes in Deutschland veröffentlicht werden. Grossman, der seine schriftstellerische Tätigkeit lange in den Dienst der sowjetischen Ideologie gestellt hatte, schildert in „Leben und Schicksal“ die düstersten Stunden des Stalinismus, darunter die Entkulakisierung und die stalinistischen Säuberungen von 1937. Er enthüllt die unbarmherzige Maschinerie eines totalitären Regimes und kritisiert die zynischen Auswüchse der Ideale von 1917. Grossman zeichnete eine Parallele zwischen Nationalsozialismus und Stalinismus und ging damit weiter als je ein sowjetischer Schriftsteller zuvor. „Leben und Schicksal“ ist aber auch die Geschichte eines Mannes, der nach der Ermordung seiner Mutter durch die Nazis mit seiner jüdischen Abstammung konfrontiert wird; das Buch enthält einige der erschütterndsten Seiten, die je über den Holocaust geschrieben wurden. Die fesselnde Dokumentation zeichnet anhand von Auszügen aus dem Roman das Leben Wassili Grossmans nach. Zeitzeugen, Historiker, Übersetzer und Schriftsteller erzählen in ihren Worten vom Leben und Werk eines Mannes, der nicht wegschaute und sein Jahrhundert mit Klarsicht, Mut und Humanismus so beschrieb, wie es war.
Bild oben: © Ex Nihilo – Der Schriftsteller Wassili Grossman war länger als jeder andere Journalist oder Schriftsteller an der Front im Zweiten Weltkrieg.

Mi, 25. Okt · 22:45-00:15 · BR
Charlotte Knobloch – Ein Leben in Deutschland

Das BR Fernsehen zeigt anlässlich des 85. Geburtstags von Charlotte Knobloch eine Dokumentation über ihr Leben. Chronologisch wird ihr dramatischer Lebensweg nachgezeichnet: Im Dritten Reich bei einer strenggläubigen, katholischen Bäuerin versteckt, aufgewachsen im zertrümmerten München bei ihrem Vater, ein Leben als Mutter und Ehefrau innerhalb der jüdischen Gemeinde, dann Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. Das BR Fernsehen zeigt anlässlich des 85. Geburtstags von Charlotte Knobloch eine Dokumentation über ihr Leben. Chronologisch wird ihr dramatischer Lebensweg nachgezeichnet: Im Dritten Reich bei einer strenggläubigen, katholischen Bäuerin versteckt, aufgewachsen im zertrümmerten München bei ihrem Vater, ein Leben als Mutter und Ehefrau innerhalb der jüdischen Gemeinde, dann Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. Charlotte Knobloch hat das jüdische Leben der Nachkriegszeit in Deutschland entscheidend geprägt und setzt sich bis heute für ein friedliches Miteinander ein. Als Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde hat sie die jüdische Gemeinde Münchens wieder zurück ins Herz ihrer Heimatstadt geführt: Das neue jüdische Zentrum mit der im Jahr 2006 geweihten Synagoge Ohel Jakob ist ohne ihr jahrelanges, leidenschaftliches Engagement nicht vorstellbar. Die frühe Erfahrung, aus einer Gesellschaft ausgestoßen zu werden, in der man sich beheimatet fühlt, verfolgt und bedroht zu werden, dies alles zu erleiden und trotz allem die Kraft zu finden, das Erlittene zu überwinden – es scheint das Lebensthema von Charlotte Knobloch zu sein.

Mi, 25. Okt · 23:00-00:35 · RBB
Hotel Lux

Der Kabarettist Hans Zeisig muss aus Berlin fliehen. Er bekommt einen gefälschten Pass, der eigentlich für Jan Hansen, den abtrünnigen Leibastrologen Adolf Hitlers vorgesehen war und strandet im Moskauer Exilanten-Hotel „Lux“ – ein unpolitischer Komödiant in einer Hochburg geflüchteter Kommunisten. Doch damit nicht genug: Der sowjetische Geheimdienst hält Zeisig für Hansen. Und ehe er sich versieht, muss er als Astrologe für Josef Stalin persönlich die Zukunft vorhersagen. Deutschland, 1938: Der Komiker und Parodist Hans Zeisig muss mit falschen Papieren aus Nazi-Berlin fliehen. In der Eile bekommt er einen gefälschten Pass, der eigentlich für Jan Hansen, Hitlers ehemaligen Leibastrologen vorgesehen war. Zeisig, der eigentlich von einer Karriere in Hollywood träumt, landet so in Moskau – und zwar im berüchtigten Exilanten-Hotel „Lux“. Das Hotel ist ein Zufluchtsort kommunistischer Funktionäre aus aller Welt, insbesondere aus Deutschland, unter ihnen Walter Ulbricht und Herbert Wehner. Für den unpolitischen Komödianten läuft es nicht gut: Die Kommunisten stehen ihm misstrauisch gegenüber, der sowjetische Geheimdienst hält Zeisig für den abtrünnigen Hitler-Astrologen und die attraktive Kommunistin Frida, an die sich Zeisig heranmacht, erweist sich als Frau seines alten Freundes und Kabarettpartners aus Berliner Zeiten. So gerät der unpolitische Entertainer zwischen alle Fronten. Und damit nicht genug: Zeisig wird zu Josef Stalin gebracht – der bittet den vermeintlichen Astrologen um Rat in der Frage, ob er mit Hitler verhandeln soll.

Do, 26. Okt · 19:40-20:15 · arte
Re: Weil Du Jude bist – Die Geschichte von Oscar, Opfer von Antisemitismus

Erstmals seit zwei Jahren ist die Zahl antisemitischer Straftaten wieder angestiegen. Die frisch ins Parlament gewählte AfD, die in ihren Reihen Rechtsradikale und Nazis duldet, wird das Klima womöglich noch verschärfen. Was macht das mit den etwa 250.000 Juden in Deutschland? Im Zentrum unseres Films steht der Fall eines 14-jährigen Schülers aus Berlin. Monatelang war er in seiner Schule beschimpft, gemobbt und geschlagen worden – weil er Jude ist. Seine Mutter Gemma hat darüber ein „Gewaltprotokoll“ verfasst. Wenn man es liest, kann man ahnen, wie es dem Jungen ergangen ist. Es geht los, als Oscar im Ethikunterricht erzählt, dass er jüdisch ist. Sein türkischer Freund will daraufhin nicht mehr mit ihm sprechen, weil „Juden egoistisch sind und Araber töten.“ Es endet damit, dass Oscar mit einer täuschend echt aussehenden Spielzeugpistole bedroht wird und Todesangst erleidet. Die Eltern ziehen die Konsequenzen und nehmen ihren Sohn von der Schule. Oscars Eltern sind die Protagonisten in dieser Folge von „ARTE Re:“. Sie gewähren uns Einblick in ihr Leben, laden zu sich nach Hause ein und erzählen die Geschichte ihres Sohnes. Wir treffen auch Oscars Großvater, der während des Naziregimes von einer deutschen Familie versteckt und somit vor dem Nazi-Terror gerettet wurde. Nach dem Krieg wurde er auf einer Jesuitenschule als Jude derartig diskriminiert, dass er versucht hat, sich das Leben zu nehmen. Zwei Generationen später passiert seinem Enkel in Deutschland etwas ganz Ähnliches. Wird der Anstieg des Antisemitismus in Deutschland verharmlost oder sogar toleriert?

Do, 26. Okt · 20:15-21:00 · 3sat
Cannabis gegen Krebs

Cannabis-Öl soll Krebs heilen, doch für die Herstellung des Öls werden Mengen von Cannabis benötigt, die in Deutschland illegal sind. Wird den Patienten ein wichtiges Heilmittel vorenthalten? Erste wissenschaftliche Studien deuten an, dass der psychoaktive Inhaltsstoff der Hanfpflanze, das THC, tatsächlich das Tumorwachstum bremsen kann. Doch was bedeutet dies für die Krebsforschung? Ist es Grund genug, die Legalisierung des Rauschmittels zu fordern? Renate leidet an einem inoperablen Hirntumor. Ihre Prognose ist sehr schlecht, aber weder sie noch ihre Tochter wollen das hinnehmen. Nach langem Suchen im Internet hat sich Renate ein Cannabismedikament verschreiben lassen. Ihre Hoffnung basiert auf einem regelrechten Hype, der sich in der letzten Zeit wie ein Lauffeuer im Internet verbreitet: Cannabis heilt Krebs! Internetforen und Facebook-Gruppen sind voll von anekdotischen Erfolgsgeschichten. Die Israelin Natalie hat – wie mittlerweile viele andere Krebspatienten – Chemotherapie und Bestrahlung abgebrochen und setzt alles auf die heilende Wirkung eines Cannabisöls. Woher kommt der Hype um dieses Öl und was steckt dahinter? Erste Hinweise führen zu Rick Simpson. Der Kanadier behauptet, seinen eigenen Hautkrebs mit Cannabisöl geheilt zu haben. Angeblich hat er etlichen Menschen das Leben gerettet: Tausende hätten das Öl nach seinem Rezept hergestellt und überlebt. Doch Beweise gibt es dafür nicht. Stattdessen finden sich erste Hinweise auf die Wirksamkeit in der Wissenschaft. Der Rostocker Pharmakologe Burkhard Hinz hat es geschafft, mit einem Cannabismolekül Tumorzellen regelrecht zum Platzen zu bringen. Der Biologe David Meiri aus Israel untersucht gerade die Wirkung von verschiedenen Cannabissorten auf Tumorzellen. Warum tötet eine Cannabiskonzentration Brustkrebszellen – und zeigt keine Wirkung auf Pankreaskrebs? Der Spanier Manuel Guzman hat die weltweit erste Studie an Patienten durchgeführt und nachgewiesen, dass THC das Tumorwachstum bremst. In Israel wird Cannabis in Mengen verschrieben wie nirgendwo sonst auf der Welt. 24 000 Patienten bekommen mittlerweile Cannabis auf Rezept, 40 Prozent davon haben Krebs. Doch durch Cannabis geheilte Patienten findet man dort nicht. Sven Gottschling behandelt an der Kinderklinik in Homburg den elfjährigen Luca mit einem THC-haltigen Medikament. Luca leidet ebenfalls an einem inoperablen Gehirntumor. Für ihn und seine Mutter ist es ein „Wundermittel“, denn es hilft ganz ohne Nebenwirkungen gegen das ständige Erbrechen und die Spastiken, die der Tumor auslöst. Die Wissenschaftsdokumentation versucht eine erste Bilanz zu Cannabis als Krebsmedikament. Was kann es und wo sind seine Grenzen?

Do, 26. Okt · 23:45-01:25 · SWR
Die Frau in Gold

Maria Altmann (Helen Mirren) führt ein zufriedenes Leben in Los Angeles. Doch die Erinnerungen an die Vergangenheit haben sie nie losgelassen: Als Tochter der jüdischen Unternehmerfamilie Bloch-Bauer war sie vor dem Zweiten Weltkrieg in Wien zu Hause, bevor sie vor den Nationalsozialisten in die USA fliehen musste. Viele Jahrzehnte später erfährt die alte Dame, dass sie die rechtmäßige Erbin mehrerer Werke des österreichischen Malers Gustav Klimt ist. Darunter befindet sich Klimts Porträt ihrer geliebten Tante Adele Bloch-Bauer, das zu den bedeutendsten Werken der Wiener Secession zählt. Die Kunstwerke, damals von den Nazis geraubt, sind mittlerweile im Besitz der Republik Österreich. Die „Goldene Adele“ wird dort als österreichische Mona Lisa verehrt – Marias Ansinnen nach Rückgabe des millionenschweren Kunstschatzes stößt dementsprechend auf wenig Begeisterung. Deshalb schätzt sie ihre Forderung zunächst als hoffnungsloses Unterfangen ein. Zögern lässt sie auch ihr Schwur, niemals wieder nach Österreich zurückzukehren. So ist die tatkräftige Unterstützung des unerfahrenen Anwalts Randy Schoenberg (Ryan Reynolds), ines Enkels Arnold Schönbergs, und des Wieners Journalisten Hubertus Czernin (Daniel Brühl) nötig, damit die Erbin nach Wien fliegt und sich mit Entschlossenheit der Herausforderung stellt, einen juristischen Machtkampf um das wertvolle Familienerbe auszutragen. Diese Reise wird Marias Leben abermals verändern.

Fr, 27. Okt · 02:15-03:00 · PHOENIX
EXODUS – Die unglaubliche Reise von 4500 Holocaust-Überlebenden

Niemand würde sie von alleine entdecken, und kaum jemand weiß den Weg dorthin. Im weichen Boden des Waldhusener Forsts vor Lübeck sind drei sanfte Kuhlen zu sehen. Sie dienten einmal als Latrinen eines riesigen Flüchtlingslagers, von dem jetzt, 70 Jahre später kaum jemand etwas weiß oder wissen will. Doch direkt nach dem Krieg hat sich hier ein Drama abgespielt, das die Weltgeschichte verändert hat.Die Briten sorgen für einen internationalen Skandal 4.500 jüdische Holocaust-Überlebende hatten sich im Sommer 1947 mit einem Schiff aufgemacht, dass später als die „Exodus 1947“ berühmt werden sollte. Das Ziel der Verzweifelten: Palästina. Dort wollten sie in dem noch zu gründenden jüdischen Staat ein neues Leben anfangen. Doch noch hatten die Briten die Mandatsmacht in Palästina und versuchten, die jüdische Immigration zu begrenzen. Sie halten die „Exodus“ vor Haifa auf und bringen die Flüchtlinge auf Gefangenenschiffen und in vergitterten Zügen – ausgerechnet in das Lager vor Lübeck nach Deutschland. Das führt zu einem internationalen Skandal, der letztlich dazu beiträgt, dass die Stimmung in den Vereinten Nationen kippt, zugunsten der Gründung des Staates Israel. NDR Reporter Andreas Schmidt hat mit Hilfe von Zeitzeugen in Israel, Großbritannien, den USA und Deutschland dieses Drama rekonstruiert und zu einer beeindruckenden Dokumentation verdichtet.

Fr, 27. Okt · 21:00-22:00 · ARD-alpha
Innenansichten Deutschland 1937

1937 bereiste der US-amerikanische Dokumentarfilmer Julien H. Bryan Deutschland, um hinter die Fassade der nationalsozialistischen Diktatur zu blicken. Zwar erlaubten die Behörden dem Filmemacher nur den Dreh an ausgewählten Orten. Dennoch gelang es Bryan, einige den Nazis unbequeme Szenen zu drehen. Fast das gesamte 35-mm-Filmmaterial, das Bryan damals gedreht hat, ist erhalten geblieben. Regisseur Michael Kloft hat diese einzigartigen Filmdokumente neu ausgewertet und zu einem faszinierenden Dokumentarfilm montiert. 1937 war die nationalsozialistische Diktatur nach innen gefestigt. Ihre Gegner hatten die Nazis erschlagen oder mundtot gemacht, sie in Konzentrationslager oder Gefängnissen weggesperrt oder in die Emigration getrieben. Die Wirtschaft erholte sich von der Weltwirtschaftskrise, das demokratische Ausland in Europa und Übersee begann sich mit dem „Dritten Reich“ zu arrangieren. Viele kritische Geister waren sich jedoch sicher, dass der schöne Schein, den die Nazis nach außen errichtet hatten, nur notdürftig den mörderischen Rassenwahn des Hitler-Regimes und seinen Militarismus kaschieren sollte. Zu diesen Menschen zählte auch der US-amerikanischen Dokumentarfilmer Julien H. Bryan, dem die nationalsozialistischen Behörden im Sommer 1937 überraschend eine Drehgenehmigung gewährt hatten. Bryan begab sich im September und Oktober 1937 nach Deutschland, um mit seiner Kamera hinter die Kulissen der Diktatur zu blicken. Bryans Ziel: seinen Landsleuten die Wahrheit über die Diktator vor Augen zu führen, die sich der Welt kurz zuvor bei den Olympischen Spielen 1936 als scheinbar friedliebendes und weltoffenes Land präsentiert hatte. In Deutschland durfte der Filmemacher zwar nur an genehmigten Schauplätzen filmen, dennoch gelang es ihm, auch den Machthabern unbequeme Szenen zu drehen. Regisseur Michael Kloft hat diese einzigartigen Filmdokumente ausgewertet und daraus einen faszinierenden Dokumentarfilm montiert. Ergänzt werden Bryans historische Bilddokumente durch die Erläuterungen des Filmemachers aus dem Jahr 1938, die der Schauspieler Matthias Brandt für den Dokumentarfilm neu eingesprochen hat, sowie von Statements zeitgenössischer Beobachter wie W. E. B. Du Bois. Dabei entsteht ein beklemmend authentisches Panorama Deutschlands im Jahr 1937, das im Gegensatz zum Gros der dokumentarischen Filme über das nationalsozialistische Deutschland nicht auf die Propagandaaufnahmen der Nazis zurückgreift, sondern alternatives Bildmaterial nutzt. Nur wenige Minuten des von Julien Bryan damals außer Landes geschmuggelten Materials wurden 1938 in der einflussreichen US-Wochenschau „Inside Nazi Germany“ eingesetzt. Das gesamte Filmmaterial blieb jedoch bis heute erhalten. Für den Dokumentarfilm „Innenansichten Deutschland 1937“, der als Koproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk entstand, wurden die erhaltenen 35-mm-Rollen sorgfältig neu abgetastet. Irmin Schmidt, der Gründer der Kölner Rockband „Can“, war für die Filmmusik verantwortlich. „Michael Klofts Dokumentation … (ist) ein Meta-Dokumentarfilm. Sein Kern sind die Aufnahmen des amerikanischen Journalisten Julien H. Bryan … . Das gesamte Material hat nun Kloft ausgewertet und mit Hilfe der Cutterin Monika Finneisen neu zusammengefügt – und dabei dem Originalkommentar Bryans (von Matthias Brandt gesprochen) weitere zeitgenössische Stimmen hinzugesellt … . Das Filmprodukt ist also eine beachtliche Teamleistung aus, wenn man so will, Jahrzehnte währender Arbeit.“ (Jan Wiele, FAZ, 16.08.2012) „Aus der Perspektive von heute erstaunt die Klarheit, mit der Filmemacher Bryan anno 1938 Krieg und Holocaust vorhersagte, obwohl er keine Bilder von Konzentrationslagern oder Ähnliches drehen durfte. Aber ein gepanzertes Bombenflugzeug auf einer Industriemesse oder Verbotsschilder, die Juden das Betreten von Parks verboten oder das Sitzen auf gelb gekennzeichneten Bänken vorschrieben, sind deutliche Vorboten.

Sa, 28. Okt · 18:45-18:50 · MDR
Glaubwürdig: Alex Jacobowitz

Ein orthodoxer Jude mit Schläfenlocken, Bart und Kippa steht auf der Straße und macht Musik – auf dem Marimbaphon. Es ist eine Art Xylophon, das Alex Jacobowitz mit vier Schlägeln so traktiert, dass er damit Bach, Beethoven und Klezmer spielen kann. Zu all dem hat er immer einen flotten Spruch auf den Lippen und geleitet die Zuhörer von einem Stück zum nächsten. Der studierte Orchester-Perkussionist hat die Sicherheit des Jerusalemer Sinfonieorchesters mit der Straße eingetauscht. Er hatte keine Lust, im Konzertsaal stundenlang auf seinen Triangeleinsatz in einer Sinfonie zu warten. Konzertsäle sieht Alex Jacobowitz heute trotzdem noch von innen – allerdings als Solist. Gern wird er von jüdischen Gemeinden und zu thematischen Events eingeladen. In Erfurt tritt er am Europäischen Tag der Jüdischen Kultur sogar mehrfach auf. Alex Jacobowitz will durch seine Musik zeigen, dass das Judentum überlebt hat – und er musiziert, um den Ewigen zu loben, wie er sagt.

So, 29. Okt · 12:00-13:00 · 3sat
Gottes fröhlicher Partisan

Für die einen ist der Schweizer Theologe Karl Barth eine Vaterfigur des 20. Jahrhunderts, für andere ein Häretiker, ein Ketzer, der die Mächtigen der Welt provoziert. Woher kommt dieser Mann, der keine Auseinandersetzung scheut und für viele Menschen bis heute eine Instanz seiner Zeit ist? Der Dokumentarfilm von Peter Reichenbach macht sich auf die Suche nach der Stimme von Karl Barth. Als einer der wenigen Theologen bezieht Barth klar und deutlich Stellung gegen das Naziregime und wird zu einer der stärksten Stimmen im Widerstand gegen die Nazis. Während der dunklen Kriegsjahre ist Barth für viele verzweifelte Menschen eine Stimme, die ihnen Hoffnung gibt. Nach dem Zweiten Weltkrieg – inzwischen ein Star unter den Theologen – lässt sich Karl Barth weder vom kapitalistischen Westen noch vom kommunistischen Osten instrumentalisieren und wird dafür immer wieder angegriffen und diffamiert. Auch sein Privatleben gibt Anlass zu Diskussionen. Der verheiratete Theologe und Familienvater verliebt sich in die junge Charlotte von Kirschbaum. Eine ebenso schöne wie schwierige Liebesgeschichte nimmt ihren Lauf.

So, 29. Okt · 17:30-18:00 · Das Erste (ARD)
Gott und die Welt: Wer bin ich? – Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln

Jürgen Hefel hat es erst vor kurzem erfahren: Er hat jüdische Vorfahren. Lange Zeit wurde darüber in der Familie geschwiegen. Im Sommer 2017 trifft er plötzlich seine vergessene Familie: Nachkommen einer 1942 aufgelösten jüdischen Gemeinde in Vorarlberg, die heute in aller Welt verstreut leben. Darunter auch Karla Galindo-Barth. Sie lebt mit ihrer Familie in Guatemala, ist katholisch und hat vor wenigen Jahren von ihren jüdischen Vorfahren in Vorarlberg erfahren. Mit gemischten Gefühlen fliegt sie nach Europa. Jürgen und Karla stellen schon beim ersten Treffen auf dem Jüdischen Friedhof fest: Sie sind verwandt, ihre Vorfahren haben in Hohenems gelebt und liegen hier begraben. Neugier entsteht, es kommt zum intensiven Austausch über das eigene Leben, das unterschiedliche Schicksal der Familien. Jürgen ist zwar katholisch aufgewachsen, versteht sich heute aber als Atheist. Karla interessiert sich neu für jüdische Traditionen, die nun auch das Interesse von Jürgen wecken. Das Treffen bringt beide auch mit den Nachkommen muslimischer Einwanderer zusammen, die heute in dieser wirtschaftlich bedeutsamen Region leben. Der Student Hayri Can ist einer von ihnen. Er hat im Jüdischen Museum in Hohenems gearbeitet und steht während des Treffens als Fahrer zur Verfügung. Er erzählt, wie sehr auch ihn seine muslimische Familiengeschichte und die Auswanderung der Eltern geprägt haben. Die Jüdische Gemeinde in Hohenems in Vorarlberg wurde vor 400 Jahren gegründet und 1942 von den Nazis aufgelöst. Beim Nachkommentreffen im Sommer 2017 treten zum Teil dramatische, aber auch glückliche Familiengeschichten zutage. Nach und nach zeigt sich, wie stark dieses Band der Herkunft noch immer ist. Der Film begleitet Jürgen, Karla und Hayri – Menschen, die ihre Wurzeln neu entdecken und fragen: Wer bin ich? Wo komme ich her? Dass da noch mehr sein musste, als sie bislang wussten, hatten sie schon vermutet.

So, 29. Okt · 21:45-22:30 · PHOENIX
„Schaut’s net aus dem Fenster“

Nach dem Zweiten Weltkrieg flüchteten mehr als 200-tausend Juden zwischen 1945 und 1948 Richtung Palästina. Österreich war ein wichtiges Transitland für diesen Exodus und Salzburg die Drehscheibe. Tausende Flüchtlinge mussten nachts ohne richtige Ausrüstung, oft mit Kleinkindern oder schwanger, ins hochalpine Gelände.

So, 29. Okt · 22:30-23:15 · PHOENIX
Der See Genezareth

Seit biblischen Zeiten ist der See Genezareth bekannt. Immerhin wandelte schon Jesus über den See. Da das ARD-Team dies nicht kann, macht es eine Reise rund um den See, um Land und Leute in einer der schönsten Regionen des Heiligen Landes vorzustellen. So begegnen sie etwa einem Fischer, der darüber klagt, dass es kaum noch Fische im See gibt. Sie besuchen das Benediktiner Kloster in Tabgha und sie wandern durch Tiberias, eine Stadt am See, die von Herodes Antipas im Jahre 17 n. Chr. errichtet wurde.

Di, 31. Okt · 15:35-17:50 · One
Nirgendwo in Afrika

Ab 1938 darf Walter Redlich (Merab Ninidze) seinen Beruf nicht mehr ausüben. Der jüdische Anwalt flieht nach Kenia, wohin seine ebenfalls jüdische Frau Jettel (Juliane Köhler) ihm nur widerstrebend folgt. Jettel fühlt sich in erster Linie als deutsche Staatsangehörige und dann erst ihrer Religion zugehörig. Dass man sie in ihrer Heimat verfolgen wird, kann sie sich nicht vorstellen – die Reise nach Afrika ist in ihren Augen ein Kurztrip. Statt des erbetenen Eisschranks packt sie lieber ihr Porzellanservice und ein neues Abendkleid ein. Ab 1938 darf Walter Redlich (Merab Ninidze) seinen Beruf nicht mehr ausüben. Der jüdische Anwalt flieht nach Kenia, wohin seine ebenfalls jüdische Frau Jettel (Juliane Köhler) ihm nur widerstrebend folgt. Jettel fühlt sich in erster Linie als deutsche Staatsangehörige und dann erst ihrer Religion zugehörig. Dass man sie in ihrer Heimat verfolgen wird, kann sie sich nicht vorstellen – die Reise nach Afrika ist in ihren Augen ein Kurztrip. Statt des erbetenen Eisschranks packt sie lieber ihr Porzellanservice und ein neues Abendkleid ein. Mit dem bescheidenen Dasein im Busch, wo ihr Mann als Verwalter einer maroden Farm arbeitet, kann sie sich nicht anfreunden. Dagegen blüht ihre introvertierte Tochter Regina (Karoline Eckertz) in der Fremde erst richtig auf. Sie verfällt dem Zauber Afrikas, lernt die Sprache und findet im einheimischen Koch Owuor (Sidede Onyulo) einen Freund, der sie in die Geheimnisse seiner Kultur einführt. Mit Ausbruch des Krieges treffen schockierende Nachrichten aus Deutschland ein. Jettel, die sich von Walter immer mehr entfernt hat, wird bewusst, dass das Leben im Exil ein Geschenk ist. Allmählich findet das Paar wieder zueinander. Nach Kriegsende wird Walter ein Posten als Richter in Frankfurt angeboten. Zwölf bewegte Jahre sind inzwischen vergangen, in denen Jettel und Regina Kenia schätzen gelernt haben. Die beiden wissen nicht so recht, ob sie in das Land zurückkehren wollen, in dem die Mörder ihrer Eltern noch leben. Caroline Link führt den Zuschauer ins Herz des afrikanischen Kontinents. Ihre eindrucksvolle Verfilmung des autobiografischen Weltbestsellers von Stefanie Zweig zeichnet ein realistisches Bild vom Leben jüdischer Flüchtlinge im Exil – ohne Postkarten-Idyllen à la ‚Jenseits von Afrika‘. Merab Ninidze und Juliane Köhler spielen ein Paar auf der schwierigen Suche nach sich selbst. Nicht zuletzt dank Gernot Rolls beeindruckenden Landschaftspanoramen wurde ‚Nirgendwo in Afrika‘ mit einem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet und erhielt 2002 den Deutschen Filmpreis in Gold.