Die neuen Fernsehtipps

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Vom 1. bis 15. Juni 2017…

Do, 1. Jun · 05:00-06:00 · arte
Das internationale Kammermusikfestival Jerusalem

Was als ein großes Experiment in der Initiative der Pianistin Elena Bashkirova startete, mauserte sich mit der Zeit zu einem erlesenen Treffpunk der Kammermusikfreunde. Dazu beigetragen haben viele Faktoren. Zunächst die Einmaligkeit des Ortes Jerusalem, der Heiligen Stadt in den judäischen Bergen zwischen Mittelmeer und Totem Meer mit ihrer 5.000-jährigen Geschichte. Die Stadt, in der sich viele Kulturen der Antike und Moderne begegnen, und vor allem die Stadt der drei monotheistischen Weltreligionen: des Christentums, des Judentums und des muslimischen Glaubens. ARTE zeigt Höhepunkte des Festivals von 2016. Darunter „Fantasia Contrappuntistica“ von Busoni in einer einmaligen Interpretation an zwei Klavieren mit Sir András Schiff und Kirill Gerstein. Busonis Versuch, die letzte und fragmentarisch gebliebene Fuge BWV 1080, 19 von Johann Sebastian Bach zu vollenden, ein sehr anspruchsvolles Klavierwerk, erfährt hier eine exemplarische Aufführung. Neben Johannes Brahms’ Streichsextett Nr. 1, mit Baiba Skride, Itamar Zorman, Krzysztof Chorzelski, Madeleine Carruzzo, Julian Steckel und Tim Park, ein schwungvolles jugendliches Werk vollkommenster Meisterschaft, oder dem Klaviertrio Nr. 1 von Mendelssohn mit Itamar Zorman, Tim Park und Kirill Gerstein, bietet Dvoraks Klavierquintett einen besonderen Moment des Festivals. Denn zum ersten Mal ist er dabei: der großartige 93-jährige Menahem Pressler, der Gründer des weltberühmten Beaux Arts Trio, eine Legende der klassischen Musik. Allein sein Spiel: Mit den ersten Takten seines Klaviereinsatzes kommt er an die Weichheit der Streicher heran, dann bekommt die Musik einen himmlischen Glanz, eine „nicht von dieser Welt“- Aura. Schon wegen solcher unvergesslicher Abende lohnt sich der Besuch des Kammermusikfestivals in Jerusalem. Das Programm endet im Sinne seiner 19-jährigen Festivaltradition, das heißt mit dem Streichoktett op. 20 von Felix Mendelssohn. Das Werk eines 16-Jährigen, voller Optimismus und Virtuosität. Stellvertretend für ein Festival, das sich den wichtigen „Dialog der Kulturen“ auf die Fahnen geschrieben hat.

Fr, 2. Jun · 00:00-01:00 · HR
Benno Ohnesorg – Sein Tod und unser Leben

2. Juni 1967, Westberlin: Die Polizei geht mit massiver Gewalt gegen protestierende Studenten vor, die den Besuch des Schahs von Persien verhindern wollen. Um 20.35 Uhr liegt in den Armen von Friederike Hausmann der sterbende Benno Ohnesorg – am Hinterkopf getroffen von einer Polizeikugel. Der Schuss zielte in viele Köpfe und veränderte Lebensläufe. Im Dokumentarfilm „Benno Ohnesorg – Sein Tod und unser Leben“ erzählen Menschen, für die der 2. Juni 1967 zum Wendepunkt wurde, ihre persönliche Geschichte: Friederike Hausmann politisiert sich. Ralf Reinders radikalisiert sich so, dass er zu den Waffen greift und zum Terroristen wird. Zusammen mit anderen wird er die „Bewegung 2. Juni“ gründen und den Politiker Peter Lorenz entführen. Der Polizist Martin Textor ist noch in der Ausbildung und wird von alten Nazi-Offizieren gedrillt. Auch er bleibt nicht unberührt vom Tod des Studenten. Durch seine eindrucksvolle Montage entwickelt der Film mehr als nur ein Abbild der damaligen Geschehnisse: Während die Zeitzeugen erzählen, erleben sie Aufbruch und Aufbegehren, Empörung und Wut neu. Unterstützt durch die Originalaufnahmen von Thomas Giefer trägt der Dokumentarfilm die damalige Stimmung in die Gegenwart. Heute gilt der 2. Juni 1967 häufig als Geburtsstunde der Radikalisierung, doch der Tag hatte eine einschneidende Wirkung auf die gesamte Gesellschaft. Ohnesorgs Tod wird zum Fanal für die westdeutsche Studentenbewegung. Die Tragödie, die den Protesten gegen den Staatsbesuch des Schahs von Persien folgte, markiert in Westdeutschland den Ausgangspunkt für einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel, der nicht erst 1968 begann.

Fr, 2. Jun · 21:00-22:30 · ARD-alpha
Frei

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs fliehen hunderttausende Menschen über die Alpen und Südtirol nach Genua, um von dort aus in eine bessere, sicherere Welt zu gelangen – nach Südamerika. Viele sog. „Displaced persons“ , aber auch tausende Naziverbrecher. Die Hauptfiguren dieses Filmes – ein Massenmörder und eine Überlebende des Naziterrors – treffen auf ihrer Flucht aufeinander und erleben erstmals, was es heißt, zu lieben. Erst nach und nach stellt sich heraus, welche Geschichte beide haben. November 1945: Nacht in den Südtiroler Bergen. Voss, ein sympathischer, wortkarger, gut aussehender, elegant gekleideter Mann Anfang 30, wird von einem Schlepper über die Alpen gebracht. Kurz bevor sie eine schützende Hütte erreichen, finden sie eine männliche Leiche im Schnee. Dabei werden sie von Eva, einer jungen Frau, Mitte 20, die ebenfalls Schutz in der Hütte gesucht hat, ängstlich beobachtet. Gegen Morgen schreckt Eva aus einem Albtraum hoch. Als sie der Schlepper vergewaltigt, kommt ihr Voss zu Hilfe. Dabei tötet er den Mann unabsichtlich. Gemeinsam setzen Voss und Eva ihren Weg ins Tal fort. Sie kommen nach Tramin, wo Voss‘ Frau ihn erwartet. Erwartet hat. Sie ist tot. Emma, seine sechsjährige Tochter, gibt sich die Schuld am Krebstod ihrer Mutter. Sie liebt ihren Vater sichtlich und er sie. Eva verliebt sich auf den ersten Blick in das Mädchen. Voss‘ Flucht scheint sehr gut vorbereitet. Er wird von Wendt, der unter Himmler für das Drucken von Falschgeld zuständig war und sich selbst als Antisemiten bezeichnet, in Meran mit Bargeld ausgestattet, erhält auf dem Gemeindeamt einen neuen Namen und für sich und seine Tochter neue Papiere. Ab jetzt heißt er Meinhart, geboren in Tramin. Um fliehen zu können, scheint Voss mit Menschen jeglicher Couleur zu kooperieren. Er bietet Eva an, mit ihm nach Buenos Aires zu kommen. Ein Geschäft. Er will sie gut bezahlen, und Emma braucht eine Mutter. Warum er Deutschland verlässt, will Eva wissen. Weil er im Land der Mörder nicht mehr leben kann, sagt er. Mit Hilfe Bischof Hodals, der Voss in seinem Kloster in Rom Unterschlupf gewährt, werden Voss und Eva mit Rot-Kreuz-Pässen ausgestattet. Kurz bevor sie in Genua an Bord des Schiffes gehen, das sie nach Südamerika bringen soll, wird Voss von zwei Agenten angeboten, für die amerikanische Regierung zu arbeiten. Voss ist an dem Angebot nicht interessiert. Als die Agenten versuchen, ihn zu erpressen, tötet er sie mit bloßen Händen. Voss erreicht das Schiff im letzten Moment. Als Eva nach der ersten Liebesnacht mit Voss erwacht, streichelt er ihre KZ-Tätowierung und sie erzählt ihm von ihrer Vergangenheit: sie wollte Pianistin werden, war kurz vor dem Abschluss am Konservatorium Warschau, als sie von der Gestapo verhaftet und in ein KZ gebracht wurde. Endlich kann sie loslassen, weinen, hat sie einen Menschen, dem sie alles sagen kann. Voss weiß, wovon sie redet, war er doch als SPD-Mitglied dauernd auf der Flucht vor den Nazis und zweimal in einem KZ interniert. Wenn wir nicht bereits einiges über Voss wüssten, würden wir ihm bedingungslos glauben. Vollmann, ein hoher SS-Charge, ist mit an Bord. Ihn haben die Amerikaner angeworben. Er reist über Argentinien, um seine Spur zu verwischen. Voss kennt ihn von früher. Vollmann findet heraus, dass Eva Jüdin ist und versucht Voss zu erpressen. „Unsere Kameraden werden Ihre Judenhure auf Händen tragen.“ Voss tötet ihn. Dr. Weiss, der Schiffsarzt, entdeckt die Blutgruppentätowierung an Vollmanns linkem Oberarm und meint, es sei nicht schade um ihn. Schließlich sei er bei der SS gewesen. In Buenos Aires wird Voss von Dino, einem jungen Deutschen, erwartet und in eine Vorortvilla gebracht. Emma ist begeistert, sie hat das erste Mal in ihrem Leben einen Garten. Die Männer, die Voss erwarten, sind alle in der Partei gewesen. Die meisten von ihnen bei der SS. Und Voss war, wie sich jetzt endgültig herausstellt, einer der wichtigsten Logistiker des Holocaust. Sie bauen auf seine Erfahrung. Mit seiner Hilfe wird es ein Leichtes sein, Tausenden „zu unrecht verfolgten“ Kameraden die Flucht nach Südamerika zu ermöglichen. Voss versucht Eva von diesen Menschen fern zu halten. Eines Tages wird Voss in einem Straßencafè von Toni, dem Sohn der Wirtin der „Goldenen Traube“, wiedererkannt und angesprochen. Voss war immer sein großes Vorbild. Eva lernt den Pianisten Prof. Kaminsky kennen, einen Wiener Juden, der der Lehrer ihrer Klavierlehrerin war und das Konservatorium leitet.

Fr, 2. Jun · 22:30-23:00 · ARD-alpha
Die Flucht der Täter

Andreas Bönte spricht im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg mit dem Autor und Regisseur Bernd Fischerauer und den Historikern Dr. Kerstin von Lingen und Dr. Daniel Stahl über die Flucht von Nazi-Verbrechern nach dem Zweiten Weltkrieg nach Südamerika.

Fr, 2. Jun · 23:00-23:30 · ARD-alpha
Letzter Ausweg Argentinien – Nazis und Juden am Rio Plata

Ruth Weisz kam 1939. Klaus Fabiny kam 1949. Beide kamen sie nach Argentinien, beide kamen sie aus Deutschland. Für beide war Argentinien der letzte Ausweg, denn beide sind aus Deutschland geflohen. Ruth Weisz jedoch, die jüdische Deutsche, floh vor den Nationalsozialisten, sie hatte die Reichspogromnacht in Berlin als 16-Jährige miterlebt. Wie viele jüdische Deutsche wählten auch ihre Eltern Argentinien als Zufluchtsort. Ruth schaffte die Flucht, zusammen mit einer Freundin. Ihre Eltern blieben in Berlin zurück, ihre Mutter wurde 1940 in Auschwitz ermordet. Klaus Fabiny aber war bei der Waffen-SS. Als Angehöriger der „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ kämpfte er an der Ostfront. Später war er Kriegsgefangener der Engländer, flüchtete und gelangte schließlich als Maschinist eines Frachters 1949 nach Argentinien, wie viele Nationalsozialisten. 60 Jahre nach dem offiziellen Ende des Zweiten Weltkriegs erinnern sich die damals Geflohenen. Ulli Neuhoff hat sie für den „Auslandsreporter“ besucht.

So, 4. Jun · 09:35-11:05 · One
Belle & Sebastian

Zweiter Weltkrieg, 1943: Frankreich ist fest in deutscher Hand. Sogar das entlegene Dorf in den Savoyer Alpen, in dem der siebenjährige Waisenjunge Sebastian (Félix Bossuet) bei dem alten Schäfer César (Tchéky Karyo) lebt, ist besetzt. Dort soll der deutsche Leutnant Peters (Andreas Pietschmann) verhindern, dass Juden bei der Flucht in die nahe Schweiz geholfen wird. Die Dorfbewohner unterstützen die Verfolgten heimlich, doch sie müssen sich nicht nur vor den Deutschen hüten: Fieberhaft suchen sie nach einer Bestie, die Nacht für Nacht ihre Schafe reißt. Als Sebastian eines Tages einem verwilderten Pyrenäenhund gegenübersteht, weiß er sofort: Diese Streunerin, die von ihrem früheren Besitzer gequält wurde, ist kein Monster. Weil ihr graues Fell nach einem Bad im Fluss schneeweiß glänzt, nennt er sie liebevoll „Belle“. Doch von seiner neuen Gefährtin darf niemand wissen, denn die Dorfbewohner wollen sie töten. Bei einer Treibjagd wird die Hündin angeschossen, nur mit knapper Not kann Sebastian ihr das Leben retten. Dabei werden die beiden in ein weiteres Abenteuer verstrickt: Eine jüdische Familie, die von deutschen Soldaten verfolgt wird, braucht ihre Hilfe. Mit Belles Spürsinn gilt es, einen Weg über den verschneiten Hochgebirgspass zu finden.

So, 4. Jun · 12:10-13:40 · 3sat
Luis Trenker – der schmale Grat der Wahrheit

Luis Trenker – Südtiroler Bergsteigerlegende, Schauspieler und Regisseur – reist im Sommer 1948 zu den Filmfestspielen nach Venedig. Im Gepäck hat er die angeblichen Tagebücher Eva Brauns. Diese soll Eva Braun ihm angeblich in den letzten Kriegstagen in Kitzbühel anvertraut haben. Er will sie dem amerikanischen Hollywood-Agenten Paul Kohner zur Verfilmung anbieten. Zeitgleich wird vor dem Münchner Landgericht die Echtheit dieser Tagebücher verhandelt. Die Regisseurin Leni Riefenstahl fühlt sich durch die darin enthaltene Andeutung, sie sei Hitlers Geliebte gewesen, verunglimpft und tritt als Nebenklägerin auf. Sie unterstellt ihrem Ex-Geliebten Luis Trenker, die Tagebücher aus Rache und Eifersucht gefälscht und in Umlauf gebracht zu haben, um sie als Mätresse des Führers zu diskreditieren. In Rückblenden wird die Geschichte zweier Opportunisten erzählt, die sich, besessen vom Willen nach künstlerischem Erfolg, instrumentalisieren ließen. Luis Trenker, zuerst gefördert von seinen Bewunderern Goebbels und Hitler, war mit Filmen wie „Der Rebell“ und „Der verlorene Sohn“ zum Star des deutschen Kinos avanciert. Aber die Abhängigkeiten, in die er sich begeben hatte, wurden für Trenker zu einem langsamen Abstieg, von dem er sich auch nach Kriegsende nie mehr ganz erholen sollte.

Mo, 5. Jun · 05:00-05:15 · PHOENIX
Bethlehem -Heiliger Ort zwischen Mauern und Massentourismus

Bethlehem liegt an der uralten Straße von Jerusalem nach Hebron. Heute ist diese Straße nur über einen israelischen Checkpoint passierbar, eine schmale Lücke in der acht Meter hohen Mauer, die die Stadt seit 2003 einschließt. Für Touristen ist es ein kurzer Zwischenstopp, für viele Palästinenser ein unüberwindbares Hindernis. Diese „Pilgerstraße“ wurde ebenso wie die Klöster und Kirchen um die Geburtsgrotte von der UNESCO zum Welterbe erklärt. Während jedes Jahr Millionen zu den heiligen Stätten pilgern, findet der Weg dorthin kaum Beachtung. Dabei bergen die Häuser rechts und links des uralten Pflasters manche Überraschungen und Geheimnisse. Bethlehem ist eine Stadt in der Moslems und Christen friedlich zusammenleben. Manche schicken ihre Kinder sogar in die gleichen Schulen. Da ist es ganz selbstverständlich, dass die zwölfjährige Mirna ihre beiden muslimischen Freundinnen mit nach Hause nimmt, zu einem typisch palästinensischen Essen. Sie wohnt gleich neben dem ältesten Gebäude der Pilgerstraße, dem Bethlehem-Tor. Der Wunsch die Heiligkeit der Orte, die Andacht, mit der Kamera einzufangen, stößt an Grenzen. Die wirklich Gläubigen gehen in der Masse derer unter, die ihr Beweißfoto geschossen haben wollen. In seltenen Momenten gelingt es dann doch. Bei der Messe der griechisch orthodoxen Christen, die das Königstor, das Allerheiligste für wenige Momente öffnen. Oder beim Blick hinter die Mauern des armenischen Klosters, dessen junge Mönche uns ganz unkompliziert an einem Ausschnitt ihres Lebens teilhaben lassen. Die Gegensätze am Geburtsort Jesu Christi treffen einen oft unerwartet. Es gibt kaum einen Platz in der Welt, an dem der Ruf des nur hundertfünfzig Meter von den Kirchen entfernten Muezzins lauter erschallt. Dann wieder sind es gerade Muslime, die voller Ehrfurcht in der Geburtsgrotte vor dem Altar verharren. Jesus ist einer der wichtigsten Propheten im Islam. Vielleicht ist es gerade dieses Spannungsfeld, das die wohl älteste Kirche der Welt über eineinhalb Jahrtausende vor Zerstörung beschützt und bewahrt hat.

Mo, 5. Jun · 23:55-01:20 · arte
Aidas Geheimnisse

Was wäre, wenn alles, was dir über deine Vergangenheit erzählt wurde, gelogen wäre? Wenn dein Verständnis von Familie und Religion auf den Kopf gestellt würde? Was, wenn deine engsten Angehörigen die Wahrheit kennen und sie dein ganzes Leben lang vor dir verborgen haben? „Aidas Geheimnisse“ erzählt von Familiengeheimnissen, die sieben Jahrzehnte umfassen und die in detektivischer Spurensuche nach und nach aufgedeckt werden. Eine tief berührende Geschichte über die Suche nach der eigenen Identität, wie man sie sich für ein Spielfilmdrehbuch kaum besser hätte ausdenken können. Izak Szewelewicz kommt 1945 im Lager Bergen-Belsen zur Welt, wo nach Kriegsende heimatlose Zivilpersonen, sogenannte Displaced Persons, vorübergehend untergebracht wurden. Er wird als Nachkriegswaise zur Adoption nach Israel geschickt. Im Alter von zehn Jahren erfährt er erstmals von einem Schulfreund, was alle in seinem Umfeld zu wissen scheinen: Seine Eltern sind nicht seine leiblichen Eltern, er wurde als Kleinkind von ihnen adoptiert. Izak forscht nun auf eigene Faust weiter und findet heraus, dass seine leibliche Mutter Aida in Kanada lebt. Als er 13 ist, fährt er zu ihr. Zwischen den beiden entwickelt sich ein enges Verhältnis, aber Aida möchte nicht über die Vergangenheit sprechen. Jahrzehntelang belässt es Izak es dabei. Viel später, mit 68 Jahren, setzt sich Izak noch einmal intensiv mit seiner Herkunft auseinander und deckt mit Hilfe seiner Familie weitere Familiengeheimnisse auf, die sein Leben verändern sollten.

Di, 6. Jun · 16:45-17:30 · PHOENIX
100 Jahre Krieg in Nahost – Das Sykes-Picot-Geheimabkommen und seine fatalen Folgen

Mit dem im Mai 1916 geschlossenen Sykes-Picot-Abkommen haben Briten und Franzosen den Nahen Osten nach eigenen geopolitischen Interessen aufgeteilt und so die Saat vieler Kriege gelegt. Die Dokumentation geht der Frage nach, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Abkommen und der Entstehung der Terrororganisation IS gibt. Im Mai 1916, die Schlacht um Verdun war in vollem Gange, schlossen Frankreich und Großbritannien ein geheimes Abkommen, mit dem sie den Nahen Osten unter sich aufteilten. Noch waren die Gebiete der heutigen Staaten Syrien, Irak, Jordanien, Libanon und Israel unter osmanischer Herrschaft. Doch für die Zeit nach einem vorhersehbaren Sieg der westlichen Alliierten vereinbarten diese schon einmal die Verteilung des Territoriums. Auf britischer Seite verhandelte der konservative Unterhausabgeordnete Sir Mark Sykes. Für Frankreich saß der Diplomat François Georges-Picot am Verhandlungstisch. Sie zogen eine Linie von Akko am Mittelmeer bis nach Kirkuk im heutigen Irak. Südlich davon sollten die Briten herrschen, nördlich davon die Franzosen. Zunächst wurde das Abkommen geheim gehalten. Als sein Inhalt 1918 veröffentlicht wurde, kam es zum politischen Aufruhr in der arabischen Welt, die sich bis dahin Unabhängigkeit erhofft hatte. Obwohl die Einfluss-Sphären in den folgenden Jahren noch leicht verändert wurden, gleichen sie doch verblüffend deutlich den heutigen Grenzen zwischen Syrien, Jordanien und dem Irak. Seitdem ist der Nahe Osten nicht mehr zur Ruhe gekommen. Natürlich haben auch der Zweite Weltkrieg, der Kalte Krieg, der Hass unter den arabischen Völkern und die Bedeutung der Ölvorkommen den Nahen Osten zu einem Pulverfass gemacht. Aber in der arabischen Politik wird auch heute noch, hundert Jahre nach dem Abkommen, Bezug auf Sykes-Picot genommen, selbst durch die Terroristen des sogenannten Islamischen Staates (IS). Alexander Stenzel zeichnet den blutigen Weg des Nahen Ostens nach, vom Geheimabkommen Sykes-Picot bis zum islamistischen Terrorismus unserer Tage.

Di, 6. Jun · 21:45-23:10 · arte
Zensierte Stimmen

Der Sechstagekrieg endete 1967 mit dem Sieg Israels. Der jüdische Staat, gerade einmal 19 Jahre alt, schien nun gesichert; auf beeindruckende Weise hatte er seine militärische Überlegenheit demonstriert. Im Triumph des siegreichen Augenblicks gab es kaum jemanden, der die Konflikte der Zukunft hätte voraussehen können. Doch schon damals gab es die Stimmen der Soldaten. Die jungen Männer waren als Sieger in ihre Häuser zurückgekehrt, viele jedoch verwirrt, traumatisiert, voller Angst und Schuldgefühle. Amos Oz war zum damaligen Zeitpunkt noch kein international gefeierter Schriftsteller. Er war ein einfacher Soldat, der am Sechstagekrieg teilgenommen hatte und nach Kriegsende fühlte, dass sich hinter der Euphorie noch etwas anderes verbarg. Mit einem Tonbandgerät ausgerüstet, begab er sich mit Abraham Shapira in die Kibbuze des Landes und fragte die Männer nach ihren Kriegserlebnissen. Die Soldaten beschrieben sich selbst als zerrissen zwischen dem Gefühl des Triumphes und dem Gefühl von Schmerz, Scham und Unheil. Doch ihre Stimmen wurden nie gehört. Ihre Aussagen wurden aufgrund ihrer Brisanz von der israelischen Armee zensiert. Heute, nach Ablauf der fast 50 Jahre währenden Zensur, lässt der Dokumentarfilm die Stimmen wieder aufleben. Sie erzählen, was Krieg bedeutet, in einem universellen Sinne.

Mi, 7. Jun · 11:15-12:00 · 3sat
Die Feuertaufe – Petra Gerster auf den Spuren von Pfingsten

Was geschah an Pfingsten wirklich? Moderatorin Petra Gerster begibt sich auf Spurensuche zu den Quellen eines Festes, dessen Bedeutung weitgehend in Vergessenheit geraten ist. In Jerusalem soll den Jüngern Jesu der Heilige Geist erschienen sein, 50 Tage nach Ostern. In der Bibel ist von Feuerzungen die Rede, die den Anhängern Jesu die wundersame Fähigkeit gegeben haben sollen, in allen Sprachen zu sprechen. Doch wie ist diese Feuertaufe zu verstehen? Was ist das für eine Kraft, die aus einer kleinen Gruppe von Anhängern des Jesus von Nazareth bis heute 2,2 Milliarden Christen werden ließ? In Jerusalem erforscht Petra Gerster den Berg Zion, an dem die Jünger Jesu das Pfingstwunder erlebt haben sollen. Das Alte Testament gibt Antworten bei der Suche nach den Ursprüngen des Heiligen Geistes und der Feuerzungen. In Qumran am Toten Meer geht Petra Gerster der Frage nach, wie sich die frühen Christen von ihren jüdischen Wurzeln abgrenzen konnten und wie es ihnen gelang, immer mehr Menschen von ihrer neuen Idee zu überzeugen. In den Felsenklöstern Armeniens folgt sie den Spuren der ersten Apostel, die dorthin die christliche Idee gebracht haben sollen. Wie konnte das Christentum in diesem abgelegenen Land erstmals zur Staatsreligion werden? Bis ins spanische Granada führen die frühen Zeugnisse des Pfingstfestes. Hier, an der Außengrenze des damaligen Römischen Reiches, wird 400 Jahre nach Christi das Pfingstfest erstmals für die gesamte Kirche festgeschrieben. Seither feiern die Christen jedes Jahr – 50 Tage nach Ostern – mit dem Pfingstfest den Geburtstag ihrer Kirche.

Mi, 7. Jun · 20:15-21:50 · arte
Monsieur Mayonnaise

Philippe Mora ist gebürtiger Australier mit deutsch-französischen Wurzeln und lebt in Hollywood. Die Karriere des quirligen Popkünstlers und Filmregisseurs begann mit einer Skandalpremiere in Cannes. Zwischen den Filmprojekten realisiert er ungewöhnliche Comics, die bei Sammlern sehr gefragt sind. Für sein neuestes Projekt „Monsieur Mayonnaise“ fliegt Philippe nach Europa, um sich der Vergangenheit seiner Eltern zu stellen. An den Originalschauplätzen malt er knallige Comicbilder über ihre bewegte Lebensgeschichte. Der Titel greift den Decknamen seines verstorbenen Vaters Georges auf: Monsieur Mayonnaise. In Leipzig geboren, flüchtete er 1933 nach Paris und schloss sich der Résistance an. Dort hatte Georges die gefährliche Aufgabe, jüdische Kinder aus Frankreich über die Schweizer Grenze zu bringen. Sein Gefährte dabei war Marcel Marceau, der später weltberühmte Pantomime. Georges erhielt seinen Codenamen Monsieur Mayonnaise für die Idee, Dokumente der Résistance in Baguettes mit reichlich Mayonnaise zu verstecken. Dramatisch ist auch die Geschichte seiner Frau Mirka, die heute eine gefeierte Künstlerin ist. Als Jugendliche wurde sie vor der Deportation gerettet und konnte sich mit ihrer Familie nahe Paris verstecken. Bei Kriegsende verliebten sich die beiden ineinander. Philippes Mutter ist mit ihrer unverblümten Art und ihrem trockenen Humor die wichtigste Zeitzeugin in dem Film. Der Dokumentarfilm greift die Stilmittel und grafischen Elemente des Comics auf, um die unterschiedlichen Archivmaterialien, dokumentarischen Szenen und Begegnungen auf der Reise zu verknüpfen.

Mi, 7. Jun · 23:25-00:55 · WDR
Iraqi Odyssey – Meine Familie aus Bagdad

Verstreut zwischen Auckland, Moskau, New York und London lebt Samirs Familie heute – eine globalisierte irakische Mittelstandsfamilie. Wütende Kriegserklärungen bärtiger Männer, Auto-Bomben, schluchzende Frauen in schwarzen Umhängen, zerstörte, staubige Landschaften: Bilder westlicher Nachrichten aus dem Irak von heute. Dem gegenüber stehen Erinnerungen einer Familie aus den fünfziger, sechziger und siebziger Jahren. Frauen in schicken Kleidern studieren an der Universität und werden von zuvorkommenden Männern in eleganten Anzügen begleitet. Überall ist moderne arabische Musik zu hören. Die Kinos zeigen amerikanische, indische und arabische Filme. Trotz Demonstrationen und Kritik an der kolonialen Tradition des Westens, dominierte ein ausgeprägter Glaube an den Fortschritt und die Teilhabe an der modernen Welt. Fünfzig Jahre später ist davon nichts mehr geblieben. Heute lebt jeder fünfte Iraker in der Diaspora. Filmemacher Samir erzählt die Geschichte seiner irakischen Familie, die verstreut auf der ganzen Welt in Auckland, Moskau, Paris, London und Buffalo (NY) ist. Samirs Dokumentarfilm schildert den Traum der Iraki von Moderne, gesellschaftlichem Fortschritt und dem Wunsch nach Freiheit. Anmerkungen des Regisseurs Samir: „Wir gehören zu den vier Millionen Irakis, die nicht mehr in ihrem Land leben. Wie viele andere irakische Mittelklassefamilien, sind wir eine globalisierte Familie geworden, die sich relativ problemlos dem Westen angepasst hat. Nur noch ein paar wenige Tanten älteren Semesters und ein paar Cousinen sind im Irak geblieben. Dank ihnen wissen wir heute durch die moderne Informationstechnologie mehr über die Vorgänge im Irak. Manchmal sogar mehr, als wir es uns wünschen…Wie konnte es kommen, dass alle unsere Träume von einer Renaissance der arabischen Gesellschaft – dass der Wunsch nach einer Transformation in eine moderne und gerechte Gesellschaft brutal zertrümmert worden sind? Gibt es eine Möglichkeit diesen Traum über die Erfahrungen der Migration wieder zu rekonstruieren? ‚Iraqi Odyssey‘ soll diese Geschichte erzählen.“

Do, 8. Jun · 00:45-01:30 · ZDF
auslandsjournal – die doku: Hebron – Die zerrissene Stadt, 50 Jahre nach dem Sechstagekrieg

Hebron, die größte palästinensische Stadt im besetzten Westjordanland. Hier wird sie gemessen, die Fieberkurve des Nahostkonflikts, des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern. „Wenn ich mein Haus an einen Juden verkaufe, würde mein Herz vermutlich aufhören zu schlagen. Ich wäre ein Verräter vor Gott und vor meinem Volk. Ich habe nichts gegen Juden, aber ich kann ihnen nicht meine Heimat verkaufen.“ „Sollen wir als Gäste auf unserem Land leben?“ Abed will bleiben, auch 50 Jahre nach dem Sechstagekrieg, in dessen Folge Israel das Westjordanland besetzt hat. Schon oft haben reiche Juden aus Israel und den USA dem palästinensischen Souvenirhändler Abed Al Muhtaseb viel Geld für sein Haus geboten. Angeblich mehrere Millionen Dollar. Schwer vorstellbar ist das nicht, obwohl Abeds Haus bescheiden, ja gar baufällig ist. Aber es liegt mitten in Hebron mit Blick auf die Machpela, eine der heiligsten Stätten im Judentum. Dort sind der Überlieferung nach Abraham, Isaak und Jakob sowie ihre Frauen begraben. „Es gibt nur zwei Sachen, die das Leben in Hebron hart machen: der Terror durch die Araber und dass wir Siedler dämonisiert werden. Wir sollen kein Recht haben, in dem Land zu leben, das uns von Gott gegeben wurde?“, sagt uns die jüdische Siedlerin Tzipi Schlissel, deren Vater von einem palästinensischen Attentäter in Hebron getötet wurde. Hebron, mit 200 000 Einwohnern die größte palästinensische Stadt im besetzten Westjordanland. Es ist die einzige palästinensische Stadt, in der es gleich vier jüdische Siedlungen mitten im Zentrum gibt. Etwa 850 Siedler leben hier, bewacht von rund 650 israelischen Soldaten. Das Stadtzentrum ist kaleidoskopartig fragmentiert und die neuralgischen Punkte stets spannungsgeladen. Wir begleiten jüdische Siedler, Soldaten, Palästinenser. Sie führen uns zurück in die Geschichte der Stadt seit dem Sechstagekrieg, seit dem Moment, in dem Israel Besatzungsmacht wurde. Und sie zeigen uns ihr Leben heute, 50 Jahre danach. Denn der Konflikt ist der gleiche, doch die Methoden des Kampfes haben sich verändert. Es ist der 24. März 2016, als der Palästinenser Imad Abu Shamsiya vor seiner Haustür in Hebron filmt, wie der israelische Soldat Elor Azaria seine Waffe entsichert und einen verletzt am Boden liegenden Palästinenser mit einem Kopfschuss tötet. Zuvor war der Palästinenser mit einem Messer auf einen Kameraden losgegangen. Imads Bilder gingen um die Welt. Dem Soldaten wurde der Prozess gemacht, die israelische Gesellschaft war in Aufruhr, und der Kampf der Bilder hatte begonnen. Kameras sind die neue Waffe. Und in Hebron filmt nun fast jeder: Die Palästinenser filmen Übergriffe von Siedlern und Soldaten. Siedler filmen Attacken von Palästinensern, und die Überwachungskameras von Armee und Staat schweben über allem. Die Kamera soll schützen und Beweise liefern. Beweise für die eigene Wahrheit. Doch in Hebron gibt es viele Wahrheiten. Einzig einer würden wohl alle zustimmen: Eine Lösung ist nicht in Sicht, denn niemand hier will „sein Land“ aufgeben.

Do, 8. Jun · 09:25-11:05 · arte
Venedig und das Ghetto

Am 29. März 1516 fasste die Republik Venedig einen Beschluss mit weitreichenden Folgen: Sie wies den Juden ein Gebiet zu, in dem sie von nun an abgetrennt von der übrigen Bevölkerung leben mussten. Es war ein ödes Areal am Stadtrand, „Ghetto“ genannt. Von hier aus verbreitete sich der Begriff auf der ganzen Welt als Synonym für Ausgrenzung und Verfolgung. In Venedig kam es anders: Das Ghetto ist heute ein Ort der Begegnung und ein beliebtes, bunt gemischtes Wohnviertel mit hoher Lebensqualität. Wie kein anderer Ort spiegelt dieses Viertel die wechselhaften Beziehungen zwischen den Juden, Venedig und der Welt wider. Die ersten Juden, die im Ghetto ankamen, fanden verfallene Häuser, Schmutz und Unrat vor. Es war ein aufgelassenes Gewerbegebiet, rundum von Wasser umgeben und nur durch Tore zu betreten, die in der Nacht verschlossen und streng bewacht wurden. Dennoch strömten immer mehr Menschen herbei – auf der Flucht vor Kriegen und der Verfolgung auf dem Festland. Die Tore des Ghettos verhießen ihnen nicht nur Ausgrenzung, sondern auch Schutz. Venedig gewährte diesen Schutz, forderte dafür aber auch massive Gegenleistungen: Juden mussten nicht nur hohe Steuern zahlen, sondern auch Geld an die venezianische Bevölkerung verleihen. Mit jeder Einwanderungswelle kamen mehr Juden ins Ghetto – aus anderen Kulturkreisen, mit fremden Sprachen, Sitten und Gebräuchen. Es gab Zeiten der Repression, der Armut, der Verfolgung, aber auch Zeiten der kulturellen und wirtschaftlichen Blüte – alles auf engstem Raum. Erst Napoleon ließ die Tore des Ghettos öffnen. Von da an waren die Juden den übrigen Venezianern gleichgestellt, zumindest theoretisch. Von der dunklen Zeit der Naziherrschaft zeugen „Stolpersteine“, ein Gedenkzentrum und ein Mahnmal am zentralen Campo des Ghettos. Heute leben die Mitglieder der jüdischen Gemeinde in ganz Venedig verstreut, aber das Ghetto und seine fünf Synagogen bilden noch immer den Mittelpunkt ihrer religiösen Identität.

Do, 8. Jun · 23:15-00:45 · HR
Die Siedler der Westbank

Seit Israels entscheidendem Sieg im Sechstagekrieg im Jahr 1967 haben sich israelische Bürger in den besetzten Gebieten des Westjordanlandes angesiedelt. Der Dokumentarfilm „Die Siedler der Westbank“ zeigt ungewöhnliche Einblicke in das Leben der Pioniere der Siedlerbewegung und einer schillernden Gruppe von jungen radikalen Siedlern. Es ist eine eindringliche Betrachtung der umstrittenen Bewegung, die gewaltigen Einfluss auf die Zukunft der Schicksalsgemeinschaft von Israel und Palästina hat. Seit Israels entscheidendem Sieg im Sechstagekrieg im Jahr 1967 haben sich israelische Bürger in den besetzten Gebieten des Westjordanlandes angesiedelt. Der Dokumentarfilm „Die Siedler der Westbank“ zeigt ungewöhnliche Einblicke in das Leben der Pioniere der Siedlerbewegung und einer schillernden Gruppe von jungen radikalen Siedlern. Es ist eine eindringliche Betrachtung der umstrittenen Bewegung, die gewaltigen Einfluss auf die Zukunft der Schicksalsgemeinschaft von Israel und Palästina hat. Zwischen 1948 und 1967 lebten keine Juden im historischen Kernland Judäa und Samaria, heute ist das Gebiet Heim von Hunderttausenden jüdischen Siedlern, die fast so unterschiedlich in Ansichten, Herkunft, und sozioökonomischem Status sind wie die restliche israelische Gesellschaft. Wie konnte das geschehen? Was hat sie dorthin gezogen? Die Geschichte der israelischen Siedlungen im Westjordanland ist ein äußerst wechselhafter Prozess. Während die frühen Siedler sich noch gegen den erklärten Widerstand der israelischen Regierung aus religiöser Überzeugung in Samaria und in Hebron niederließen, gewannen die Siedler über die Jahrzehnte hinweg zunehmend an Bedeutung und politischem Einfluss. Für ihre Unterstützung der Siedlerbewegung wird die israelische Regierung international heftig kritisiert. Die Siedlungen gelten vielen als Haupthindernis im Friedensprozess. Über die Besatzung und über das Siedlerphänomen wurde schon oft berichtet, aber diese Berichterstattung konzentrierte sich auf die Auswirkungen und nur selten auf die ideologischen und historischen Kräfte, die zur Entstehung der Siedlungen auf der Westbank führte. Dies tut diese Dokumentation. Vor allem aber gelingt in diesem Film eine ungewöhnlich intime Innensicht einer sonst nach außen abgeschotteten Gemeinschaft. In einem jahrelangen Prozess ist es dem renommierten israelischen Dokumentarfilmemacher Shimon Dotan gelungen, mit unterschiedlichsten Siedlern ins Gespräch zu kommen. Sie erzählen offen von ihren Visionen, ihrem Leben und ihrer Zukunftsvorstellung. Dem Dokumentarfilm „Die Siedler der Westbank“ gelingt eine umfassende Verknüpfung von Historie und aktuellen Schlagzeilen. Radikale, Idealisten, messianische Fanatiker, wahre Glaubensanhänger und politische Opportunisten treffen aufeinander – an der Erdbebenlinie des uralten Konfliktes stehen sie Auge in Auge mit der Geschichtsschreibung und im Konflikt mit dem Selbstverständnis Israels als moderne Demokratie.

Fr, 9. Jun · 07:35-07:50 · WDR
Planet Schule: Die große Literatour – Joseph Roths Russland

DIE GROßE LITERATOUR begibt sich auf die Spuren von einigen der spannendsten Reiseschriftstellern der Geschichte, folgt ihren Reisen nach und sieht die Länder aus ihren Blickwinkeln. Eine literarische Zeitreise, die auf einzigartige Weise Vergangenheit und Gegenwart miteinander verschränkt. Seine Romane zählen heute zur Weltliteratur: Joseph Roth – ein großer Erzähler und einer der besten Journalisten der Weimarer Zeit. Ein Meister der Beobachtung und Beschreibung. 1926 reist er mit einer großen Sehnsucht in die noch junge Sowjetunion. Mehrere Monate wird er unterwegs sein, Reportagen für die Frankfurter Zeitung schreiben und alle seine Illusionen über den Sowjetstaat verlieren. Roth wurde in Galizien, der heutigen West-Ukraine geboren und führte ein zerrissenes Leben, zwischen jüdischem Glauben und Katholizismus, er lebte in einer Zeit des Umbruchs, in den Zerfall des Österreichischen Kaiserreiches. Er reist über Polen in die noch junge Sowjetunion. Doch die anfängliche Faszination wird schnell der Desillusionierung weichen. Roth bricht als neugierig Hoffender auf und kehrt als ernüchterter Chronist zurück. Nach der Reise gelingt ihm sein Durchbruch als Romancier: seine bedeutendsten literarischen Werke wie ‚Hiob‘ oder ‚Radetzkymarsch‘ erscheinen.

Fr, 9. Jun · 20:15-21:00 · ARD-alpha
Sinai, 5. Juni 1967 – Pulverfass Nahost

Dokumentarischer Rückblick auf den „Sechstagekrieg“ zwischen Israel und den arabischen Staaten Ägypten, Jordanien und Syrien vom 5. bis zum 10. Juni 1967 anhand von historischem Bildmaterial und Aussagen von wichtigen Entscheidungsträgern als Zeitzeugen. Der Film zeichnet auch die Vorgeschichte dieses insgesamt dritten arabisch-israelischen Konfliktes nach, insbesondere die Entwicklungen in Israel/Palästina und in Ägypten unter Präsident Nasser.

Fr, 9. Jun · 20:15-21:00 · 3sat
Was glaubt Deutschland? (1/3) Wie wir hoffen

Religionen geben Antworten auf wichtige Lebensfragen. Die dreiteilige Reihe geht diesen Fragen nach und spricht mit Anhängern der unterschiedlichsten Glaubensrichtungen. In der ersten Folge von „Was glaubt Deutschland“ geht es um den Himmel, das Paradies, das Nirwana. Religionen geben jeweils eigene Antworten auf die Frage nach dem Jenseits. Wie wirken sich diese Vorstellungen auf das Leben aus? Reporter Steffen König begibt sich auf eine Spurensuche quer durch Deutschland. Im badischen Bühl trifft er den katholischen Theologen Albert Biesinger, der nach einer Nahtod-Erfahrung keine Angst mehr vor dem Sterben hat. In Braunschweig spricht Steffen König mit Sadiqu Al-Mousllie über Paradiesvorstellungen im Islam. Der in Syrien geborene Zahnarzt ist Moslem und engagiert sich im Zentralrat der Muslime. Von ihm erfährt er auch, welche religiösen Pflichten ein Muslim auf sich nimmt. Die Spurensuche nach dem buddhistischen Nirwana führt Steffen König in ein abgeschiedenes, idyllisches Waldkloster im Allgäu. Dort lernt er den 60-jährigen Mönch Bhante Nyanabodhi kennen, der Architekt war, bis er seine Berufung entdeckte und das Mönchsgewand anzog. Von ihm lernt Reporter Steffen König zu meditieren und hört, welcher Pfad ins Nirwana führt – oder zumindest zu einem achtsamen Leben. Von all dem hält Assunta Tammelleo nichts. „Der Tod hat keinen Sinn“, sagt sie. Die Atheistin lebt mit ihrer Familie am Starnberger See, engagiert sich beispielsweise für Flüchtlinge, ist aber schon mit 17 aus der Kirche ausgetreten. Sie ist davon überzeugt, ohne tröstende Jenseitsvorstellungen glücklicher zu sein. In Berlin schließlich lässt sich Steffen König ein Reich der Toten zeigen: 115 000 Gräber auf dem jüdischen Friedhof, über den Levi Gendlin wacht. Der orthodoxe Jude hält sich an die zahlreichen Vorschriften seiner Religion und hofft auf ein Jenseits, in dem es keine Gewalt mehr gibt, sondern Liebe und Frieden. Am Ende der Folge wird Steffen König unerwartet ganz persönlich mit dem Tod und der Frage nach dem Jenseits konfrontiert. Redaktionshinweis: Die beiden weiteren Folgen der dreiteiligen Reihe „Was glaubt Deutschland?“ zeigt 3sat am Mittwoch, 14. Juni, ab 20.15 Uhr.

Fr, 9. Jun · 21:00-22:00 · ARD-alpha
Sechs-Tage-Krieg. 50 Jahre Besatzung und die Folgen

Diskussion aus Anlass der 50. Jährung des Sechs-Tage-Krieges: die Runde spricht kontrovers über Fragen, wie es zur israelischen Besatzung kommen konnte, wie sie sich entwickelt hat, was dies für Israel und die palästinensischen Gebiete heute bedeutet, sowie, welche weiteren Entwicklungen bereits absehbar sind.

Fr, 9. Jun · 23:00-23:45 · ARD-alpha
In Erwartung des Messias – Israel und seine Siedler

Themenabend „Geschichte des Staates Israel“

Fr, 9. Jun · 23:45-00:30 · ARD-alpha
alpha-Forum: Michael Brenner

Im alpha-Forum kommen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, Religion und Kultur in 45 Minuten ausführlich zu Wort. In hintergründigen Zwiegesprächen entstehen Porträts der Interviewten, in denen genügend Zeit für Details und Nuancen bleibt. Nicht das kurze, mediengerechte Zitat, sondern der Lebensweg des Gesprächspartners mit all seinen Erfolgen und Rückschlägen steht im Mittelpunkt von alpha-Forum. Gast: Michael Brenner, Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur Ludwig-Maximilians-Universität München, Präsident des Leo Baeck Instituts, Moderation: Sybille Krafft Thema: „Geschichte des Staates Israel“

Sa, 10. Jun · 20:15-21:45 · Das Erste (ARD)
Chuzpe – Klops braucht der Mensch!

Nach weit über 60 Jahren kehrt Edek Rotwachs nach Deutschland zurück. Mit seiner Frau hatte der Holocaust-Überlebende nach dem Krieg in Australien eine neue Heimat gefunden. Nun aber möchte Tochter Ruth ihren Vater in ihrer Nähe wissen und quartiert ihn in einer Wohnung in Berlin ein. Doch der verschmitzte Edek ist keineswegs gewillt, sich aufs Altenteil zurückzuziehen. Sein Tatendrang bringt Ruth zunehmend zur Verzweiflung. Insbesondere, als Edek sich noch einmal verliebt, mit der Polin Zofia und deren Freundin Valentina eine Wohngemeinschaft gründet und die drei mit der Neueröffnung eines Klops-Restaurant noch einmal durchstarten wollen. Ob das gut geht? Dieter Hallervorden ist die Idealbesetzung für einen unverwüstlichen alten Herren, dessen Lebenshunger ansteckend wirkt. Edek Rotwachs (Dieter Hallervorden) wagt ein neues Leben. Nach mehr als sechs Jahrzehnten in Australien zieht er nach Berlin. Als Holocaust-Überlebender hatte er mit seiner Frau eine Heimat in Melbourne gefunden. Tochter Ruth (Anja Kling) möchte ihren Vater jedoch in ihrer Nähe wissen. Aber die moderne Metropole ist Edek zunächst fremd. Und auch Ruth engt den über 80-Jährigen mit übertriebener Fürsorge ein. Obwohl sich Schwiegersohn Georg (Hans-Jochen Wagner) und Enkel Zachy (Tilman Pörzgen) ebenfalls um ihn bemühen, fühlt sich der rüstige Witwer allein und überflüssig. Als Edeks Versuche, sich in Ruths Kommunikationsagentur einzubringen, im Chaos gipfeln, besinnt er sich einer Reisebekanntschaft. In Marseille hatte er ein Jahr zuvor die lebenslustige Zofia (Franziska Troegner) und ihre Freundin Valentina (Natalia Bobyleva) kennengelernt. Nun hofft Edek auf ein Wiedersehen. Mit Hilfe seines Enkels und des Internets macht er sich auf die Suche nach den sympathischen Polinnen. Fündig geworden, lässt er Zofia und Valentina als Mitbewohnerinnen in seine von Ruth gestylte Wohnung – und damit jede Menge Spaß und Lebensfreude in sein Leben. Neben Zofias drallen körperlichen Vorzügen bringen vor allem ihre polnischen Fleischklopse Edek zum Schwärmen. Sehr zum Entsetzen von Ruth, die sich für ihren Vater einen ruhigen Lebensabend vorgestellt hatte. Als das Trio mit der Idee eines Fleischklops-Restaurants liebäugelt, ist Ruth vollends fassungslos. Doch voller Enthusiasmus verfolgen die drei ihre Geschäftsidee und mieten ein leerstehendes Ladenlokal – in schlechter Gegend, abseits jeglichen Publikumsverkehrs. Wie soll das gut gehen? Während Ruth noch hadert, hat das umtriebige Senioren-Trio längst alle Herzen gewonnen. Selbst bei ihrem Mann Georg und ihrer besten Freundin Sonia (Barbara Philipp) stößt Ruth zunehmend auf Unverständnis. Und tatsächlich wird die Eröffnung ein Riesenerfolg. Das Klops-Restaurant avanciert über Nacht zu einem Szene-Hit und selbst Hollywood kommt, um dort zu drehen. Als Ruth sich gerade damit arrangiert hat, wartet bereits die nächste große Überraschung auf sie. Regisseurin Isabel Kleefeld verfilmte die deutsch-jüdische Familiengeschichte nach Motiven des Romans „Chuzpe“ der australisch-amerikanischen Erfolgsautorin Lily Brett. Mit viel Humor wird erzählt, wie sich ein Holocaust-Überlebender nach Jahrzehnten im Ausland in Deutschland wieder eine Heimat schafft – mit viel Chuzpe und nicht zuletzt dank deftiger Fleischklopse.

Di, 13. Jun · 22:20-23:40 · arte
Die Schmugglerin von Les Aubrais

Bernard Prazan, Vater des Autors und Filmemachers Michaël Prazan, verlor gleich bei den ersten Razzien gegen ausländische Juden im Osten von Paris seine Eltern. Die junge Schmugglerin Thérèse Léopold brachte den damals Siebenjährigen und seine fünfjährige Schwester in die unbesetzte Zone. Ihr Kontaktmann Pierre Lussac war einer der berüchtigtsten Kollaborateure von Orléans. Er habe den Verdacht gehabt, gibt Bernard Prazan später an, dass die Schmugglerin ihn und seine Schwester an die Gestapo habe ausliefern wollen, sich dann aber umbesonnen habe. Michaël Prazans sorgfältig recherchierte Spurensuche beginnt mit der Geschichte seines Vaters, der in verschiedenen Familien unterkam und später in Waisenhäusern des französischen Kinderhilfswerks aufwuchs. Seine Nachforschungen über die Schmugglerin Thérèse Léopold führen dazu, dass er die inzwischen hochbetagte Frau ausfindig machen und mit ihr selbst sprechen kann. Archivdokumente geben Auskunft über die von Pierre Lussac begangenen Verbrechen. Sie beleuchten die Umstände, unter denen Michaël Prazans Großeltern verschwanden und starben, und belegen den Raub ihrer Habe durch die Nazis. Nicht alle Lücken um die Figur der Thérèse Léopold können geschlossen werden. Doch über die persönliche Aufarbeitung hinaus beleuchtet der Film ein nunmehr mehr als 70 Jahre zurückliegendes Kapitel der deutsch-französischen Geschichte. Dabei nennt der Film Menschen, die Widerstand geleistet haben, Nazi-Verbrecher und Opfer beim Namen.

Di, 13. Jun · 22:45-00:15 · Das Erste (ARD)
Unser letzter Sommer

Romek ist 17 Jahre alt und arbeitet als Heizer auf einer Rangierlokomotive. Er träumt davon, einmal als Lokführer die Warschaustrecke fahren zu dürfen und will das Herz der wunderschönen Franka (16) erobern. Die Tochter eines örtlichen Bauern hat eine Anstellung als Küchenhilfe im deutschen Gendarmerieposten. Dort lernt sie den jungen Deutschen Guido (17) kennen. Er wurde für das Hören von entarteter Musik zur Besatzungspolizei strafversetzt, die dort ihren Stützpunkt unterhält. Mit seinen Kameraden soll er die Bahnstrecke absichern, nach Flüchtigen suchen und Partisanen aufspüren. Die Liebe zum Jazz bringt die drei Jugendlichen zusammen. In diesem Sommer scheint der Krieg weit weg, fernab von der Ostfront haben sich Deutsche und Polen in einer trügerischen Idylle eingerichtet. Guido verliebt sich in Franka, und zu Romeks Überraschung erwidert seine Angebetete die Gefühle des Deutschen. Romek findet auf dem Weg zur Arbeit das verletzte jüdische Mädchen Bunja (16) und beschließt, ihr zu helfen. Guido bekommt einen neuen Kommandanten, der endlich Beute auf den täglichen Patrouillen machen will. Als Romek und Bunja von russischen Partisanen gefangen genommen werden und Guido in flagranti mit Franka erwischt wird, ist der Krieg bei jedem Einzelnen von ihnen angekommen. Es ist der Sommer 1943 vor den Toren des Vernichtungslagers Treblinka.
Bild oben: © rbb/Alexander Janetzko/StandArt

Mi, 14. Jun · 00:03-00:25 · 3sat
Die syrische Kindsbraut – Vom Schicksal der Flüchtlingsmädchen

Suad ist ein 15-jähriges syrisches Flüchtlingsmädchen. „Als sie kamen, um um meine Hand anzuhalten, sagte meine Mutter: Geh, im Libanon ist es sicherer für dich.“ Suad machte sich auf den Weg in den Libanon zu einem Mann, den sie nie zuvor gesehen hatte. Und der sie nie zuvor gesehen hatte. Nahostkorrespondent Pascal Weber begleitete sie fast ein Jahr lang. Er traf sie das erste Mal kurz nach der Hochzeit. Das letzte Mal sah er sie neun Monate später, nach der Geburt ihres Sohnes. „Ich hoffe, dass unser Kind einmal ein besseres Leben hat als wir. Und vor allem hoffe ich, dass es einmal zurückkehren kann in seine Heimat, nach Syrien.“ So wie Suad geht es tausenden von syrischen Flüchtlingsmädchen: Die UNO schätzt, dass in den Flüchtlingslagern des Libanon oder auch Jordaniens jede zweite syrische Braut noch ein Kind ist. Zwar existierte die Kinderheirat schon im Vorkriegs-Syrien. Doch seit Kriegsbeginn hat sich die Zahl der verheirateten Mädchen verdreifacht.

Mi, 14. Jun · 11:15-11:30 · 3sat
Auf das Leben! Ein Tag im Leben des Majer Szanckower

Majer Szanckower ist ein jüdischer Friedhofsverwalter in Frankfurt. Er kümmert sich unter anderem um die Bestattungsvorbereitung und das strenge Einhalten der religiösen Regeln. Er wohnt auf dem alten Teil des Friedhofs. Sein Büro liegt auf dem „aktiven“, etwas jüngeren Teil des Friedhofs mit Kontrollblick über den Eingangsbereich. Sein Tag beginnt mit dem Aufschließen des Tors und endet mit dem Abschließen. Majer Szanckower ist ein kleiner, lebhafter Mann Mitte 60, der für seinen Friedhof brennt und hier durchaus mit strenger Hand regiert. Seine Aufgaben sind: Illegale Heckenschneider hindern, zu große Grabsteine zurückweisen, Füchse und Mäuse in Grenzen halten, Trauergespräche führen und mit Hilfe der „Heiligen Bruderschaft“ eine Beerdigung durchführen. Vor seiner Bürotür befindet sich ein Körbchen mit Kippot, den Kopfbedeckungen der jüdischen Männer. Bei einer Totenwäsche darf die Kamera nicht dabei sein, aber den Ort dafür darf das Team filmen. Auch eine Beerdigung darf nicht aufgezeichnet werden. Dafür aber die Führung einer Schulklasse, bei der jüdisches Brauchtum rund um den Tod gezeigt und erklärt wird. Eine wichtige Aufgabe auf einem so großen und alten jüdischen Friedhof ist außerdem, zum Beispiel nach Amerika geflohenen Ex-Frankfurtern bei der Suche nach den Gräbern ihrer Vorfahren zu helfen.

Mi, 14. Jun · 11:30-12:00 · 3sat
Der Klezmerkönig von Berlin

Jossif Gofenberg ist Vollblutmusiker, Komiker und Botschafter der jiddischen Kultur. Der Film porträtiert den ungekrönten Klezmerkönig von Berlin. Wenn Gofenberg bei der Probe zu seinem 20-köpfigen Chor spricht – ausnahmslos Nichtjuden – kleben ihm alle an den Lippen: „Jiddische Lieder sind jüdische Seelenmusik“, sagt er. „Eure Noten sind nur eine Brücke. Die Lieder müssen kommen aus Eurer Seele!“ Was auch immer Jossif Gofenberg sagt und spielt, kommt aus der Seele, aus dem Herzen. „Er hat uns an die Hand genommen und uns in das Land seiner Musik mitgenommen“, sagt die Berlinerin Maria Ulrich, die seit vielen Jahren bei ihm im Chor singt, „und das lieb ich an ihm.“ 1949 geboren in Tschernowitz, einst eine pulsierende Metropole jüdischer Kultur, lebt Gofenberg seit über 20 Jahren in Berlin. Dort lehrt er Nichtjuden jiddische Musik und mit ihr das Judentum – nicht durch Religion oder Philosophie, und sicher nicht durch die Lehren des Holocausts. Für Gofenberg liegt das Herz des Judentums in den Melodien, den Geschichten der Lieder, in Anekdoten und Witzen, die er erzählt wie kein zweiter. Jossif Gofenberg ist Lehrer, Akkordeonspieler, Chorleiter, Sänger, Alleinunterhalter und nebenbei auch noch musikalischer Begleiter einer jiddischen Puppenshow. Diese erzählt zwischen Lachen und Weinen Geschichten aus dem alten Tschernowitz, als jiddische Kultur noch eine ganze Welt für sich war.

Mi, 14. Jun · 12:00-12:30 · 3sat
Bei mir biste scheen – Der Heiratsvermittler Jose Weber

In ganz Europa gibt es 15 000 heiratswillige Jüdinnen und Juden, so der Heiratsvermittler Jose Weber. Seine Aufgabe ist es, dass einige von ihnen zusammenfinden, was nicht immer einfach ist. Denn die Kundinnen und Kunden von Webers Agentur Simantov (Deutsch für „gutes Zeichen“) leben in der Regel weit voneinander entfernt. Uri Schneider beobachtet Jose Weber bei seinem weltumspannenden Versuch, einsame Herzen miteinander zu verbinden. Er nennt es sein „Cockpit“: Die Rede ist von den fünf Monitoren auf dem Schreibtisch von Jose Weber in Frankfurt. Auf dem ersten laufen den ganzen Tag über die neuesten Nachrichten, auf dem zweiten interviewt Deutschlands einziger jüdischer Heiratsvermittler neue Kandidaten für eine Eheschließung, auf dem dritten gehen die E-Mails seiner Kundschaft ein, und der vierte zeigt deren Fotos und Karteidaten. Der fünfte ist schließlich für die dringendsten Fälle reserviert, denn davon gibt es viele: In Webers Regalen stehen Ordner mit rund 800 offenen Fällen, von denen die meisten allerdings, wie der Heiratsvermittler achselzuckend einräumt, „Karteileichen“ sind. Nicht nur Webers Klienten brauchen viel Geduld, für ihn selbst ist sie ebenfalls bitter nötig. Den Großteil seines Honorars erhält er nämlich erst, wenn die Eheanwärter beim Rabbiner unter der Chuppa, dem jüdischen Hochzeitsbaldachin, gelandet sind. Von den früher üblichen zehn Prozent der Brautmitgift als Vermittlerlohn kann er nur träumen. Reich ist er von seiner Arbeit deshalb bisher nicht geworden, sein Glück hat er allerdings dennoch gefunden: Seine spätere Frau war nämlich zunächst als Klientin zu ihm gekommen. „Nehmen Sie doch direkt mich“, hätte er ihr am liebsten sofort gesagt, als sie durch seine Bürotür trat. Ganz Profi hat er das damals nicht gemacht, die große Liebe entwickelte sich trotzdem zwischen den beiden. Was immerhin für seine Menschenkenntnis spricht.

Mi, 14. Jun · 23:30-00:50 · BR
Simon sagt auf Wiedersehen zu seiner Vorhaut

Wenn es nach seinem Vater Frank geht, soll Simon anlässlich seiner ‚Bar Mitzwa‘ seine Beschneidung durchführen. Denn der nimmt es seit der Trennung von seiner überaus weltlich orientierten Frau sehr genau mit dem jüdischen Glauben. Simon fühlt sich eingequetscht zwischen zwei Welten. Als er in der zweiunddreißigjährigen Rabbinerin Rebecca die Liebe seines Lebens zu erkennen glaubt, geraten die Dinge außer Kontrolle. Der zwölfjährige Simon Grünberg soll seine Vorhaut opfern und so endlich das Bündnis mit Gott eingehen. Seine Eltern haben sich getrennt, er wohnt abwechselnd bei seinem gläubigen Vater Frank und seiner sehr weltlich orientierten Mutter Hannah. Kein Wunder, dass deren Begegnungen mit apokalyptischen Streitigkeiten verbunden sind. Während Hannah sich seit der Trennung ungebremst ihrer Tätigkeit als Autorin erotischer Liebesromane hingibt, möchte Frank die Regeln und Rituale des Judentums nun mit noch größerer Konsequenz praktizieren. Dazu gehört auch sein dringender Wunsch, dass Simons Beschneidung endlich nachgeholt wird. Simons Leben wird erschüttert, als er sich mit großer Heftigkeit in die neue Rabbinerin Rebecca verliebt, die ungünstigerweise 20 Jahre älter ist als er. Aber Simon ist sich sicher: Sie ist sein „Weib der ersten Liebe“, für das es, einer Talmudstelle gemäß‚ „keinen Ersatz auf der Welt gibt“. Mit seinen beiden Freunden Clemens und Ben beschließt Simon, Rebecca nach allen Regeln der machiavellistischen Kriegslist zu erobern. Er scheint nicht der Einzige zu sein, der es auf Rebecca abgesehen hat; der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Simon meint, in seinem Vater seinen größten Gegner zu erkennen. In dem Jungen entbrennt eine ungeahnte Kampfeslust. Er ist bereit, aufs Ganze zu gehen und seinen ersten Eroberungsfeldzug zu führen: Rebecca wird von nun an Tag und Nacht beobachtet, alles wird über sie gesammelt und im Keller akribisch genau geordnet und studiert. Darüber hinaus scheut Simon keine Mühen, das „Weib seiner ersten Liebe“ zu beeindrucken.

Do, 15. Jun · 09:25-11:00 · arte
Eine Blutspur durch Frankreich – Die SS-Panzer-Division „Das Reich“

6. Juni 1944: D-Day. Nach der Landung der Alliierten an den Stränden der Normandie setzte sich die bis dahin unweit von Montauban stationierte SS-Panzer-Division „Das Reich“ in Richtung Norden in Bewegung. Ihr Befehl lautete, die Résistance auszumerzen, sich am Ziel der Schlacht in der Normandie anzuschließen, um deren Ausgang zu beeinflussen. Die Widerstandskämpfer, unter ihnen auch die 23-jährige Violette Szabo, und die von London entsandten Sondereinsatztruppen versuchten, den Vormarsch um jeden Preis zu verzögern. Auf ihrem Weg lieferte sich die SS-Division immer wieder blutige Kämpfe mit der Résistance und verübte grausame Massaker an Zivilisten. Mit Farbaufnahmen aus jener Zeit illustriert der Dokumentarfilm in der Art eines Roadmovies diese für den Ausgang des Zweiten Weltkriegs entscheidenden Wochen. Parallel zu den geschichtlichen Fakten schildert er den Werdegang der schon an der Ostfront in Massenmorde verwickelten SS-Offiziere, aber auch das Schicksal von Menschen wie Violette Szabo, deren Auftrag es war, die Pläne der Nazis zu durchkreuzen. Deutlich wird dabei auch das heillose Chaos der letzten Kriegsmonate. Der Film führt dem Zuschauer das ganze Grauen der größten je auf französischem Boden verübten Massaker vor Augen und erweist den unbekannten Helden, denen Frankreich die Befreiung verdankt, eine bewegende Hommage.