Die neuen Fernsehtipps

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Vom 01. bis 15. September 2016…

Fr, 2. Sep · 14:40-16:15 · MGM
Der zehnte Mann

Paris, 1941: Wahllos verhaften die Nazis Zivilsten und kündigen an, jeden zehnten von ihnen hinzurichten. Per Los sollen die Häftlinge selbst bestimmen, wer getötet wird. Es trifft Rechtsanwalt Chavel (Anthony Hopkins). Der kann das Los jedoch an einen todkranken Mithäftling weitergeben. Als Gegenleistung überschreibt er dessen Famile seinen Besitz. Drei Jahre später sucht Chavel unter falschem Namen Kontakt zu der Familie des „zehnten Mannes“. – Schuld-und-Sühne-Drama nach Graham Greene.

Sa, 3. Sep · 05:10-05:55 · 3sat
StandUpMigranten – Comedy mit allem und scharf (2/23)

Aufstand der StandUpMigranten! Dafür begrüßt Gastgeber Abdelkarim in einer Münchner Shisha-Bar jeweils vier junge Nachwuchs-Comedians zu einer Show, die wahrhaft Grenzen überschreitet! Denn eines haben alle Künstler gemein: Sie leben in Deutschland und haben einen so genannten ‚Migrationshintergrund‘. Sie sind Wanderer zwischen den Welten und den Kulturen, sie nehmen alles aufs Korn, was den traditionsbewussten Deutschen heilig ist. In dieser Sendung begrüßt Abdelkarim in der Shisha-Bar Vasilios Zavrakis, alias Costa aus Griechenland, Marius Jung, das Ergebnis eines deutsch-afroamerikanischen „friendly fire“, die Kreuzberger Türkin Jilet Ayse und Tano Bokämper, der argentinische Wurzeln mit jüdischem Humor vereint.

So, 4. Sep · 12:30-13:15 · RBB
Lichters Schnitzeljagd

Horst Lichters kulinarische Entdeckungsreise geht weiter: Mit dem Motorrad ist er wieder in Nordrhein-Westfalen unterwegs – von Hinweis zu Hinweis und von Topf zu Topf. Der Ausflug führt ihn diesmal in den Kölner Nobelstadtteil Marienburg. Dort geht er zwei jungen Damen zur Hand, die sich mit einem Kiosk selbständig gemacht haben. Die Spezialität der beiden: Feine Suppen aus einer uralten Gulaschkanone. Richtig koscher geht es dagegen bei seinem nächsten Abstecher zu. In Bonn hilft er einer jüdischen Familie bei den Essensvorbereitungen für den Sabbat und lernt nebenher viel über die jüdische Kultur.

So, 4. Sep · 13:30-14:30 · 3sat
Vis-à-vis: Henryk M. Broder

Der Autor und Publizist Henryk M Broder bezeichnet sich selbst als Rampensau und ist berüchtigt für seine Streitlust. Im Gespräch mit Frank A. Meyer äußert er sich mit verbaler Vehemenz zur Flüchtlingsdebatte; Gutmenschentum und political correctness sind ihm ein Dorn im Auge. Broder wurde 1946 im polnischen Kattowitz geboren, wuchs später in Köln auf. Mit Mitte dreißig ging er für zehn Jahre nach Israel. Er schrieb für alle großen deutschen Zeitungen und verfasste mehrere Bücher. In seinen Texten beschäftigt er sich intensiv mit dem deutsch-jüdischen Verhältnis. Seit den Anschlägen des 11. September kritisierte er immer wieder den aus seiner Sicht verharmlosenden westlichen Umgang mit dem radikalen Islamismus. Behauptungen wie, der Islamismus habe nichts mit dem Islam zu tun, lösen bei Broder ein publizistisches Sperrfeuer aus. Mit großer Leidenschaft schreibt er gegen Naives „Gutmenschentum“ und politische Korrektheit an. So gilt er als Kritiker der Linken; aber seine Argumente liegen außerhalb parteipolitischer Zugehörigkeit. Broder ist ein Freigeist, für den Kollisionen mit Andersdenkenden wenn nicht zum „guten“ so doch zum richtigen Ton gehören.

So, 4. Sep · 18:10-20:15 · MGM
Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat

Deutschland 1944: Überzeugt, dass Hitler Deutschland ins Verderben stürzt, schließt sich Oberst Graf von Stauffenberg (Tom Cruise) einer Widerstandsgruppe an. Sie plant ein Attentat auf Hitler in der Wolfschanze. Am 20. Juli lässt Stauffenberg die Bombe hochgehen. Aber bald ist klar: Der Tyrann hat überlebt. Und wird mit den Verschwörern gnadenlos abrechnen. – Geschichte als Thriller: minutiöse Rekonstruktion des Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944, mit einem herausragenden Tom Cruise.

Mo, 5. Sep · 02:00-04:00 · Das Erste (ARD)
Die Frau die singt – Incendies

Der frankokanadische Regisseur Denis Villeneuve hat vor dem Hintergrund der Verwerfungen im Nahen Osten eine epische Parabel über die Folgen von Krieg und Gewalt inszeniert. Das Familiendrama, in seiner Auflösung einer antiken Tragödie würdig, wurde 2011 für den Oscar nominiert. Der Letzte Wille ihrer Mutter Nawal (Lubna Azabal), die im kanadischen Exil starb, versetzt die Zwillinge Jeanne (Mélissa Désormeaux-Poulin) und Simon Marwan (Maxim Gaudette) in tiefes Erstaunen. Notar Jean Lebel (Rémy Girard), ein enger Freund der Familie, überreicht ihnen zwei Briefe: Einer ist bestimmt für ihren Vater, den sie für tot hielten, der zweite für einen Bruder, von dessen Existenz sie bislang nicht einmal eine Ahnung hatten. Diese Briefe müssen laut Nawals Testament erst übergeben werden, bevor ein Grabstein auf ihre letzte Ruhestätte gesetzt werden darf. Um den Wunsch ihrer Mutter zu erfüllen, bricht Jeanne in den Nahen Osten auf; Simon folgt ihr nur widerwillig. Im Zuge einer ereignisreichen Odyssee durch ein verwüstetes Land finden beide heraus, dass ihre Mutter nach einem politisch motivierten Attentat in einem Spezialgefängnis inhaftiert wurde. 15 Jahre verbrachte sie in Einzelhaft, wurde von einem „Verhörspezialisten“ immer wieder gefoltert. Als Folge mehrfacher Vergewaltigung brachte sie hier Simon und Jeanne zur Welt. Der unbändige Überlebenswillen ihrer Mutter, die sich durch das Singen in der Haft den Verstand bewahrte, beeindruckt die Zwillinge. Die Konfrontation mit der ganzen Wahrheit versetzt beiden jedoch einen Schock, der ihr ganzes weiteres Leben beeinflussen wird. Mit Bildern von unglaublicher Intensität führt der frankokanadische Regisseur Denis Villeneuve den Alltag in einem vom Bürgerkrieg verwüsteten Land vor Augen. Die bewegende Filmadaption von Wajdi Mouawads erfolgreichem Theaterstück „Verbrennungen“ (Incendies) zeigt die blutigen Wirren des Nahostkonflikts im Brennspiegel einer erschütternden Familiengeschichte. Die kunstvolle Montage spiegelt zwei Zeitebenen effektvoll ineinander: Neugierig und bestürzt folgt der Zuschauer der filmischen Ergründung einer modernen Tragöde, deren Intensität an die klassische Ödipussage erinnert.
© Bild oben: ARD Degeto. Nur mit knapper Not konnte Nawal (Lubna Azabal) aus einem Bus entkommen, der in Brand gesteckt wurde.

Di, 6. Sep · 21:00-21:45 · ARD-alpha
New York ist mein Zauberwald

Tina ist heute eine erfolgreiche Künstlerin. Ihre Musik und ihre märchenhaften Dioramen aus weg geworfenem Wohlstandsmüll kommen gut an. In ihrer Familie war das Geld meist knapp, und so lange sie sich erinnern kann, fühlte sie sich wegen ihrer künstlerischen Neigungen nicht akzeptiert, nicht „dazugehörig“, auch nicht unter den Schulkameraden. 1988 lernt sie den Klezmer-Musiker Frank auf einem Festival kennen und folgt ihm nach New York. Hier, in der Stadt der Außenseiter, der Angeschwemmten, findet sie in der herzlichen Gemeinschaft jüdischer Musiker eine Heimat. Tine Kindermann sitzt in ihrem New Yorker Atelier und formt behutsam eine kleine Figur für eine ihrer Guckkasten-Skulpturen. Ihre Materialien fischt sie aus den Mülltonnen der Millionenstadt: Verwittertes Holz, weggeworfenes Spielzeug oder verbogenes Besteck. Sie verwandelt sie in düstere Szenen aus deutschen Märchen. Und dabei singt sie hebräische Verse aus der Thora – in wenigen Tagen wird sie zum Judentum konvertieren. Tine stammt aus Berlin, aus einer Lehrerfamilie. Früh hat sie das Gefühl, anders zu sein als die Schulkameraden: Bei ihr zu Hause ist das Geld knapp, es gibt keinen Fernseher, dafür spricht man über Kunst und Literatur. Auch dass sie nicht getauft ist, verunsichert sie – schließlich kommen alle anderen Kinder in den Himmel, nur sie bleibt ausgeschlossen. 1988 lernt sie auf einem Festival den Klezmer-Musiker Frank kennen. Nach einigen Jahren des Pendelns trifft sie eine Entscheidung: Sie verlässt ihre Heimat und zieht zu ihm nach New York. Als ihr Sohn Louis zur Welt kommt, glaubt Tine, ihr Glück sei perfekt. Doch Frank ist häufig auf Tour, und Tine fühlt sich mit dem Neugeborenen in der fremden Stadt zunächst völlig isoliert. Sie lebt sich langsam ein, ihre Tochter Anna wird geboren. Dann der Schock: Ihr Sohn Louis hat das Asperger-Syndrom, eine Form von Autismus. Die neue Sorge ist überwältigend: Wird Louis je dazugehören können? Gemeinsam stellen Tine und Frank sich der Herausforderung. Und Tine schöpft Kraft aus ihrer Kunst – sie sucht sich ihren Platz und kommt sich dabei auch selbst näher. Sie findet Anerkennung – auch als Musikerin, die ihre Lieder selbst schreibt, und auch alte deutsche Volkslieder neu interpretiert. Hier in New York, der Stadt der Außenseiter, der Angeschwemmten, findet Tine eine Heimat.

Di, 6. Sep · 22:05-22:48 · MDR Sachsen
Waldheim – Geschichte eines Gefängnisses

Die JVA Waldheim spiegelt 300 Jahre deutsche Geschichte. Der Film von Christian Schulz verbindet unterschiedliche politische Ereignisse und ihre Auswirkungen auf die Stadt und das Gefängnis und erzählt vom Leiden der hier oft zu Unrecht inhaftierten. Das älteste noch aktive Gefängnis Deutschlands liegt mitten im sächsischen Waldheim. Spötter sagen: es ist der Ortskern. Die Anlage mit eigener Kirche war zunächst Burg, dann Augustinerkloster, später Jagdschloss und wurde unter August dem Starken zum sächsischen Zucht-, Armen- und Waisenhaus. Durch alle Zeiten hindurch war die Strafanstalt ein gefürchteter Ort – hier wurden Verbrecher, aber gern auch den jeweils Mächtigen unliebsame Personen weggesperrt. Schon im 18. Jahrhundert hatte Waldheim prominente „Gäste“. Der Bekannteste: Karl May. Vier Jahre lang saß der angehende Schriftsteller wegen wiederholter Hochstapelei und kleineren Diebstählen ein. In der Nazizeit waren hier mehr als 2.000 Menschen inhaftiert, mehr als die Hälfte aus politischen Gründen. Waldheimer Familien öffnen für den Film erstmals ihre Fotoalben und erzählen von ihren Vorfahren, die im Dritten Reich auf beiden Seiten standen: als Gefangene oder als Teil des Wachpersonals. Die auf dem Gefängnisgelände ansässige „Heil- und Pflegeanstalt Waldheim“ schickte ihre Patienten in die Euthanasie-Tötungsanstalten der Nazis. Ein Fakt, der heute in der Stadt noch weitgehend unbeachtet ist. Anhand von Patientenakten beleuchtet der Film auch diese Verbrechen und verfolgt das Schicksal des Anstaltsleiters, der für seine Taten später hingerichtet wurde. Traurige Berühmtheit erfuhren Ort und Gefängnis 1950, als in skandalösen Schnellverfahren unter Missachtung juristischer Grundregeln knapp 3.500 vermeintliche Kriegs- und Naziverbrecher zu hohen Strafen verurteilt wurden. Der Ausgang der „Waldheimer Prozesse“ stand im Voraus fest. Und obwohl es auch einige echte Nazitäter gab – die übergroße Mehrheit der Verurteilten war unschuldig. Später war Waldheim auch immer wieder Verwahrort für politisch Andersdenkende. Zeitzeugen erzählen von ihrer Haftzeit in den 1960er-Jahren. Die JVA Waldheim spiegelt 300 Jahre deutsche Geschichte. Der Film von Christian Schulz verbindet unterschiedliche politische Ereignisse und ihre Auswirkungen auf die Stadt und das Gefängnis und erzählt vom Leiden der hier oft zu Unrecht inhaftierten.

Do, 8. Sep · 00:25-01:10 · ZDFkultur
Buchenwald. Nächste Generation

Das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald ist ein wichtiger Ort der deutschen Geschichte und Denkmal der politischen und rassischen Verfolgung von Menschen durch das Naziregime. Wie kann die Gedenkstätte „zukunftsfähig“ gestaltet werden, ein Erinnern in der Zukunft möglich gemacht werden – von einem Zeitpunkt an, da die letzten Zeugen, welche jene Zeit und jenen Ort persönlich erfahren haben, immer weniger werden? Der Film dokumentiert die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gedenkstätte. Der filmische Beobachtungszeitraum erstreckt sich von den Feierlichkeiten zur 70-jährigen Befreiung des Lagers im April 2015 über den Aufbau einer neuen Dauerausstellung ab Mitte des Jahres 2015 bis zu deren Eröffnung 2016.

Do, 8. Sep · 09:30-10:57 · arte
„Spiele zur Feier der XI. Olympiade“

Sommer 1936. Bei den Olympischen Sommerspielen in Berlin präsentierte sich Deutschland vor den Augen der Welt als wiedererstarktes, sportbegeistertes und friedfertiges Land. Zwei Wochen lang schien die Zeit stillzustehen, vergessen waren Drohungen und Angst. Adolf Hitler gab vor jenen Ländern den freundlich gesinnten Gastgeber, gegen die er insgeheim bereits den totalen Krieg plante. Wer sich die Aufnahmen anschaut, die vor 80 Jahren bei den Olympischen Spielen in Berlin gedreht wurden, könnte fast vergessen, dass sie 1936 unter dem Naziregime entstanden. Deutschland präsentierte sich vor den Augen der Welt als wiedererstarktes, sportbegeistertes und friedfertiges Land. Zwei Wochen lang schien die Zeit still zu stehen. Der triumphale Auftritt des schwarzen US-Athleten Jesse Owens, der in Berlin vier Goldmedaillen gewann (100 Meter, 200 Meter, 4×100 Meter und Weitsprung), symbolisiert bis heute die Größe des Sports und des olympischen Ideals – als wäre Jesse Owens unser aller Champion, als habe er im Stadion ganz allein das Ungeheuer des Nationalsozialismus besiegt. Owens‘ großartige Leistung ist und bleibt unbestritten. Doch die schöne Geschichte, an die wir so gerne glauben würden, ist eine Verdrehung der Wirklichkeit, eine Fiktion, in der der Sport lediglich eine Alibifunktion hatte. Die Spiele waren an Berlin vergeben worden, bevor Hitler an die Macht kam. Doch dieser erkannte sofort, welch fabelhaftes Instrument das sportliche Großereignis war – sowohl zur Kontrolle der eigenen Bevölkerung als auch beim Werben um internationale Anerkennung, als Schaufenster für die Welt. Mit offiziellem Bildmaterial, Ausschnitten aus Leni Riefenstahls „Olympia“ und bislang unveröffentlichten Amateuraufnahmen erzählt der Film von Jérôme Prieur erstmals im Detail, wie die Nazis ab 1933 ihre gigantische Propagandaoffensive rund um die Olympischen Spiele starteten. Er zeigt die Vorbereitung und Inszenierung einer Veranstaltung, bei der es weit mehr um Politik ging als um Sport. Die Olympischen Sommerspiele 1936: trügerische Spiele, verführerische Spiele, Machtspiele. Oder wie der Sport Adolf Hitler dazu diente, vor jenen Ländern als freundlich gesinnter Gastgeber aufzutreten, gegen die er insgeheim bereits den totalen Krieg plante.

Do, 8. Sep · 22:45-23:30 · HR
Der Tag, als ich ins Paradies wollte

Es gibt Tage, an denen werden Lebensplanungen zu Makulatur. Tage, an denen Wege plötzlich zu Ende gehen, an denen wir die Richtung wechseln müssen, ob wir wollen oder nicht. Die Dokumentation erzählt die Geschichte von Mohammed Besharat. 16 Jahre war er damals. Fast noch ein Kind. Er kam aus dem Dorf Tamun im Westjordanland, nahe Jenin. Und er wollte ins Paradies. Am 2. August 2001 stieg Mohammed in einen vollbesetzten Linienbus, an einer Haltestelle im Norden Israels. Die meisten Fahrgäste waren Jugendliche, die den „Tag der Liebenden“ feiern wollten und unterwegs waren zu einem Musikfestival. Mohammed aber hielt eine Tasche mit einer Bombe in seiner Hand. Menashe Nuriel, Vater von vier Kindern, war an diesem Donnerstag der Fahrer des Busses. Als er den jungen Palästinenser wahrnahm, spürte er, dass etwas nicht in Ordnung war. Er beobachtete ihn und begriff plötzlich, was er plante. Ohne nachzudenken, drängte er den Jungen aus dem Bus und verhinderte, dass die Bombe explodierte. 54 Menschen rettete Menashe Nurriel das Leben. Der Selbstmordattentäter wurde festgenommen und sitzt seitdem in einem israelischen Sicherheitsgefängnis. Noch 14 Jahre lang. Die Dokumentation von Esther Schapira schildert den Weg des jungen Palästinensers an diesem 2. August 2001, dem Tag, als er zur lebenden Bombe wurde. Zum ersten Mal spricht ein überlebender Selbstmordattentäter ausführlich vor einer Fernsehkamera: Über seine Träume, seinen Glauben und über den Tag, als er mit einem Massenmord ins Paradies wollte. Offen äußert sich auch seine Familie über das Leben in den besetzten Gebieten und über die Rekrutierungspraxis der radikalen Terrororganisationen. Der Film blickt gleichzeitig auf die Menschen, die beinahe Opfer geworden wären: die Familie des Busfahrers, die schon immer, aber vor allem seit diesem Tag, mit der Angst leben muss. Und die dennoch weiter für die Friedensbewegung ist und an ein friedliches Zusammenleben von Arabern und Israelis glaubt. Während der Dreharbeiten riss ein anderer Attentäter in einem Club in Tel Aviv vier junge Menschen in den Tod. Die Geschichte dieses Attentates verbindet sich auf dramatische Weise mit der Rekonstruktion jenes Tages, an dem Mohammed die Eintrittskarte ins Paradies löste. Das Billett ist noch nicht verfallen. Allein schon der Wille, sich selbst zu töten, gilt radikalen Muslimen ebenso viel wie die Tat selbst. Und so bereut Mohammed nichts. Menashe Nurriel steuert noch immer seinen Linienbus durchs Land. Auf einer Strecke mitten durchs Grenzgebiet. Den nächsten Anschlag immer vor Augen. Und trotzdem die Hoffnung auf Frieden.

Do, 8. Sep · 23:30-01:05 · HR
Cinema Jenin – Die Geschichte eines Traums

In seinem Dokumentarfilm „Das Herz von Jenin“ erzählte der Regisseur Marcus Vetter vom Tod eines palästinensischen Kindes in Jenin, dessen Vater Ismail Khatib die Organe seines Sohnes palästinensischen und israelischen Kindern spendete. Zwei Jahre später besucht der Filmemacher erneut Jenin. Gemeinsam mit Khatib versucht er, das örtliche Kino wiederzubeleben, um den Jugendlichen der Region eine Perspektive zu geben. Der Dokumentarfilm „Cinema Jenin“ begleitet das ungewöhnliche Kulturprojekt. Es begann im November 2005 im Westjordanland mit einer Tragödie. Ein palästinensischer Junge spielte mit Freunden auf der Straße des Ortes Jenin „Krieg“. Ein israelischer Soldat hielt die Spielzeugwaffe für echt und schoss. Im Krankenhaus von Haifa wurde der Hirntod des Kindes festgestellt. Der Krankenpfleger Raymund, ein arabischer Christ, bat den muslimischen Vater Ismail Khatib um Organspenden. Ismael gab die Organe seines Sohnes schließlich frei und rettete damit das Leben von fünf Kindern palästinensischer und israelischer Herkunft. Drei Jahre später wollte er diese Kinder kennenlernen. Dabei begleitete ihn der deutsche Filmemacher Marcus Vetter. Das Ergebnis war der Dokumentarfilm „Das Herz von Jenin“, der mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde. Eines Abends, die Dreharbeiten zu dem Film waren längst abgeschlossen, gingen Marcus Vetter und Ismail Khatib an dem Kino in Jenin vorbei, das mit Beginn der ersten Intifada 1987 geschlossen worden war. Gemeinsam entstand die Idee, das Kino wieder zu eröffnen und den Kindern in Jenin eine andere Vision zu geben, als sich gegen israelische Panzer zu stellen. Ismael Khatib, Marcus Vetter und Fakhri Hamad, der Übersetzer von Ismael, wurden von da an die Initiatoren eines gewagten Kulturprojekts. Würde es ihnen gelingen, mitten in der Hochburg der Al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden ein Filmtheater zum Leben zu erwecken? Ein Kino, das Fundamentalisten als Symbol westlicher Kultur gelten könnte? Der Dokumentarfilm „Cinema Jenin“, den Marcus Vetter zusammen mit dem israelisch palästinischen Kameramann Aleksei Bakri drehte, schildert in der Form eines persönlichen Tagebuchs das schwierige, aber schließlich erfolgreiche Ringen um die Wiedereröffnung des Kinos in Jenin. Vetters Film zeigt, wie schwierig die Finanzierung der Renovierung des Filmtheaters war, aber auch wie immer mehr freiwillige Helfer nach Jenin kamen. Im Dschungel der Bürokratie des selbst verwalteten Palästinensergebietes mussten die Aktivisten Misstrauen und Vorurteile überwinden, Rückschläge wegstecken und Geduld beweisen. Schließlich wurde im August 2010 das Kino in Jenin unter weltweiter Beachtung nach 20 Jahren wiedereröffnet.

Sa, 10. Sep · 18:00-18:30 · RBB
Fünf Freunde – Große Klappe: Die Datteltäter

Fünf Freunde – ein Christ, vier Muslime – machen zusammen ein satirisches Youtube-Format. In ihren Videos geht es um Vorurteile und religiösen Fundamentalismus. Mit Humor kämpfen die „Datteltäter“ gegen Stereotypen und Halbwissen für ein freies, tolerantes Miteinander. Younes, Farah, Nemi, Marcel und Fiete sind die Datteltäter. Mit ihren Videos erreichen sie inzwischen zehntausende Fans. Die Herausforderung, der sich die fünf gestellt haben, ist groß: Sie wollen eine versöhnliche Stimme zwischen Muslimen und Christen im Netz sein, wo ansonsten häufig die Hetze im Vordergrund steht. Ihr gemeinsames Ziel: der Kampf gegen Vorurteile. Egal ob gegenüber Muslimen, Christen oder Juden. „Wir leben den Bildungs-Dschihad und setzen Humor gegen Angst ein“, sagt Fiete. Damit stellen sie sich in die Schusslinie von rechten Angstmachern und muslimischen Hardlinern. Für ihre Videos sammeln sie Hasskommentare, die sich nicht selten zu Shitstorms häufen. Trotzdem wollen die Freunde nicht aufgeben, denn mittlerweile hat sich eine treue Fan-Community um sie gesammelt, die genau auf diese Stimme gewartet hat. Gemeinsam etwas erreichen Beim Videodreh, beim gemeinsamen Brainstorming und bei Freizeitaktivitäten mit Freunden und Familien schaut die Reportage hinter die Kulissen der Datteltäter. „Ich habe diese Leute zusammengebracht, damit wir gemeinsam etwas erreichen“, sagt Younes, der Gründer des Projektes. Der Film erzählt von einer jungen interreligiösen Truppe aus Berlin, die gemeinsam für Toleranz und Offenheit steht. Immer mit einem Augenzwinkern. Die fünf Freunde machen es vor und respektieren ihre unterschiedlichen Lebensweisen und Religionen. Marcel, der einzige Christ, hat vor kurzem eine Bar eröffnet, in der er Alkohol ausschenkt. Trotzdem besuchen ihn Nemi und Farah dort und lassen sich Virgin Cocktails mixen. Fiete, der Konvertit, ist in einer atheistischen Familie aufgewachsen mit einer Mutter, die sich für Genderforschung einsetzt. Die Tür von Younes Eltern steht immer offen für jeden. Doch bis zu welchem Punkt kann diese offensive Offenheit funktionieren? Gibt es auch bei den Datteltätern einen Punkt, an dem es heißt: „Schluss mit lustig“?

Mo, 12. Sep · 01:30-03:00 · HR
München 1970 – Als der Terror zu uns kam

Fast jeder erinnert sich an das Attentat auf die israelische Olympiamannschaft 1972 in München vor gut vierzig Jahren. Dass München aber bereits zweieinhalb Jahre zuvor schon einmal wegen Terroranschlägen im Blickpunkt der Öffentlichkeit gestanden hat, weiß hingegen kaum noch jemand: Flugzeugentführungen, Paketbomben und ein Brandanschlag. Weder die versuchte Entführung einer EL-AL-Maschine am 10. Februar 1970 mit einem Toten und mehreren Schwerverletzten, noch die Brandstiftung in einem jüdischen Altenheim drei Tage später mit sieben Toten – die meisten Holocaustüberlebende – noch der doppelte Bombenanschlag auf zwei Flugzeuge der Austrian Airline und der Swissair am 21. Februar 1970 sind im Gedächtnis, obwohl es sich um die größte antisemitische Anschlagsserie handelt, die es in Deutschland nach dem Ende des Nationalsozialismus gegeben hat. Im Mittelpunkt der sehr persönlich gehaltenen Filmdokumentation von Georg M. Hafner steht ein Opfer, das das Pech hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein: ein Passagier der Swissair-Maschine, der als Fernsehjournalist über den Nahost-Konflikt berichtete und auf dem Weg nach Tel Aviv war – Rudolf Crisolli, der Onkel des Autors. Wer ist für seinen Tod verantwortlich? Die Suche nach einer Antwort auf diese persönlichen Fragen führt mitten hinein in das politische Klima der siebziger Jahre, das Erbe der 68er Bewegung, die Radikalisierung der linken Bewegung und die Anfänge des modernen Terrorismus. Der Film zeigt eindrucksvoll, dass die blutigen zwölf Tage im Februar 1970 eine Warnung hätten sein müssen. Stattdessen aber wurden alle Vorboten verdrängt, um die heiteren Spiele, mit denen Deutschland die Erinnerung an die Nazi-Olympiade 1936 tilgen wollte, atmosphärisch nicht zu belasten. „München 1970“, das ist auch der bislang nicht wahrgenommene Prolog der Anschläge auf die Olympischen Spiele 1972. Das Panorama der zwölf Tage im Februar 1970 setzt sich aus privaten Foto- und Filmarchiven zusammen, aus wiedergefundenen privaten Schätzen des Autors, aus der Schilderung von Hinterbliebenen und Aussagen früherer Bombenleger der linken Szene. Der Film geht aber auch der Frage nach, warum Deutschland die Täter bereitwillig ohne Strafe abschob. Erstmals geben damalige hochrangige Mitarbeiter des israelischen Geheimdienstes Mossad Auskunft über die Zusammenarbeit zwischen deutschen Linken und palästinensischen Terrorkommandos, aber auch über die europäische Politik der Beschwichtigung und über die Weigerung, die israelischen Warnungen ernst zu nehmen. Am Ende bleibt die bange Frage: Wäre der Anschlag auf die Olympiade in München 1972 zu verhindern gewesen oder sogar der 11. September, wie einige behaupten?

Mo, 12. Sep · 16:00-16:45 · PHOENIX
Die Flüchtlingskrise – Schaffen wir das?

Verzweifelte Menschen, die in der Türkei, in Griechenland und in Italien gestrandet sind und auf die Weiterreise nach Norden, vor allem nach Deutschland warten – das sind die Bilder, die heute für die Flüchtlingskrise stehen. Sie haben die sympathischen Bilder von applaudierenden Menschen abgelöst, die die Flüchtlinge in Deutschland begrüßt haben. Ernüchterung, Skepsis und Angst bestimmen jetzt das Klima auch hierzulande und bescherten zuletzt der AfD große Erfolge bei den Landtagswahlen. Fieberhaft sucht die Politik jetzt nach Wegen, um die Zahl der Flüchtlinge zu verringern. Doch immer mehr Menschen begeben sich auf die Flucht vor Krieg, Terror, Diktatur und Armut. Europa bleibt der Sehnsuchtskontinent für Millionen Menschen. Wir erleben gerade eine Zeitenwende, denn die Migration, darin sind sich alle Experten einig, lässt sich nicht grundsätzlich stoppen. Dadurch verändert sich Deutschland – die Frage ist, wie?Im zweiten Teil des großen ARD-Dreiteilers zur Flüchtlingskrise fragen wir: ?Wie schaffen wir das??. Seit der Ausstrahlung des ersten Teils im Dezember 2015 (?Die Flüchtlingskrise: Schaffen wir das??) hat sich die Stimmung grundlegend gedreht. Damals stand das Zusammenleben von Flüchtlingen und Deutschen im Mittelpunkt und die grundsätzliche Frage, ob es zu schaffen ist. Heute ist klar: Deutschland muss es schaffen, aber wie? Daher widmet sich der zweite Teil den diskutierten und beschlossenen Lösungsvorschlägen zur Reduktion der Fluchtursachen, der Verringerung des Zuzugs nach Europa und nach Deutschland und zu Fragen der Inneren Sicherheit. Quer durchs politische Spektrum, von links nach rechts, werden Lösungsvorschläge auf den Prüfstand gestellt und auf ihre Machbarkeit, aber auch ihren politischen, wirtschaftlichen und humanitären Preis hin abgeklopft. Was bedeutet etwa die Politik der Abschottung für uns, für die Flüchtlinge und nicht zuletzt für den ohnehin schon instabilen Nahen Osten? Der Druck steigt, die Zeit drängt. Der flehentliche Appell des UN-Generalsekretärs auf der Syrien-Konferenz verhallte genauso wie alle bisherigen Appelle Deutschlands an die europäische Solidarität. Die Flüchtlinge hoffen dennoch auf Europa, Europa aber hofft darauf, seine Grenzen dicht zu machen. Doch warum verweigern sich vor allem die neuen EU-Länder im Osten? Aus ideologischen Gründen, historischer Erfahrung oder weil sie an faktische Grenzen stoßen? Gibt es eine belegbare Größe, verlässliche Berechnungen dazu, wie viele Flüchtlinge ein Land aufnehmen kann, ohne den eigenen Lebensstandard und die politische Stabilität zu gefährden? Wie lässt sich die Aufnahmebereitschaft der anderen EU-Länder stärken? Durch Sanktionen für unwillige oder durch Anreize für willige Länder? Doch selbst im günstigsten Fall werden die meisten Flüchtlinge wohl weiterhin nach Deutschland kommen. Was heißt das? Welches Sicherheitsrisiko ist mit ihnen tatsächlich verbunden, und wie lässt es sich reduzieren? Und umgekehrt: Wie können Menschen, die hier Schutz suchen, vor rechter Gewalt geschützt werden? Diese und weitere Fragen beantwortet die große ARD-Dokumentation unter Federführung des Hessischen Rundfunks. Quer durch Deutschland und Europa und in der Krisenregion Nahost sind Reporter unterwegs, um anhand konkreter Beispiele zu verstehen, welche Konsequenzen welcher Lösungsvorschlag hat. Ein Rechercheteam überprüft die in der Öffentlichkeit von unterschiedlichsten Parteien und Interessensgruppen in Umlauf gebrachten Daten und Zahlen und Experten helfen dabei, die Zusammenhänge richtig einzuordnen.

Di, 13. Sep · 22:10-23:40 · WDR
Hannas Reise

Als Push für ihre berufliche Karriere braucht die ehrgeizige Hanna den Nachweis, dass sie sich ehrenamtlich engagiert hat. Soziale Kompetenz ist gefragt. Etwas, was in ihrem Leben bisher keine große Rolle spielte. Und so versucht sie sich durchzuschummeln. Aber ihre Mutter Uta, Leiterin von „Aktion Friedensdienste“ für Israel, lässt das nicht zu und sorgt dafür, dass Hanna tatsächlich ein soziales Praktikum antritt, indem sie ihr eine Stelle in einem Behindertendorf in Tel Aviv vermittelt. Hanna bleibt keine Wahl. Wütend, widerwillig und voller Vorurteile macht sie sich auf die Reise. In Israel angekommen, stößt Hanna mit ihrer überheblichen Art bei allen auf Unverständnis: Ob in ihrer vollgemüllten WG mit dem „Wiedergutmachungsdeutschen“ Carsten und der Politaktivistin Maja, ob im Umgang mit den Behinderten bei der Arbeit oder auch bei den Treffen mit „ihrer“ Holocaustüberlebenden Gertraud. Auch Itay, der Betreuer, dem sie zugeteilt wurde, lässt sie zunächst mit Holocaustwitzen und zynischen Sprüchen auflaufen. Und zugleich beginnt er eine Flirtoffensive, der Hanna sich immer weniger entziehen kann. Nach und nach lernt Hanna, die Welt durch Itays Augen zu sehen. Doch die Gegensätze ihrer Herkunft stehen immer wieder zwischen den beiden. Unüberwindlich scheinen die Schatten der Vergangenheit und der gefährlichen Gegenwart Israels, einem Land, in dem Krieg zum Alltag gehört…bis die beiden erkennen, dass allein ihr Zusammensein zählt.

Mi, 14. Sep · 13:00-14:00 · WDR
Planet Wissen: Hemmungslose Hetze – was tun gegen den Hass im Netz?

Mehr als 10.000 Kommentare am Tag bearbeitet die Social-Media-Redaktion im Netz der Tagesschau mittlerweile. Ein Drittel ist „Hate Speech“, verbale Hetze gegen Frauen, Homosexuelle, Muslime, Juden, Flüchtlinge. Der Hass nimmt immer mehr zu – mit Entstehen von Pegida, mit der Debatte über die Flüchtlingspolitik, mit der Diskussion über die Übergriffe in Köln. Hass im Netz entsteht in den Köpfen, erklärt die Amadeu Antonio Stiftung, die das Phänomen seit Jahren beobachtet. Das Netz mache sichtbar, dass es eine hohe Feindseligkeit gegenüber bestimmten Personengruppen gibt. Politik, Zivilgesellschaft und Unternehmen wie Facebook haben das Problem lange ignoriert. Sie handeln erst seit Kurzem – und nur sehr zögerlich. Dabei wirkt das Netz mit seinen sich immer weiter ausdifferenzierenden Infokanälen als „Echokammer“, verstärkt das Problem: Meinungen ecken nicht mehr an, bislang Unsagbares wird sagbar, zerstört demokratische Werte, Vielfalt und Menschenrechte. „Planet Wissen“ fragt deshalb: Was tun gegen den Hass?

Mi, 14. Sep · 20:15-22:05 · ZDFkultur
Aus dem Abseits

In den 1970er Jahren wird Peter Brückner zu einer Symbolfigur der Neuen Linken und bekommt als erster deutscher Hochschullehrer Berufsverbot. Sein Sohn Simon erzählt dessen Lebensgeschichte. Das dokumentarische Porträt stellt die Familiengeschichte Brückners, die von den 1930er Jahren bis in den Deutschen Herbst führt, in den Kontext der Zeitgeschichte und der politischen Prozesse, in die er sich eingemischt hat, geprägt von Erfahrungen im Dritten Reich. Das Leben des Sozialpsychologen Peter Brückner, Jahrgang 1922, war stets von Auseinandersetzungen mit der Staatsmacht geprägt – mit den Nazis, mit der sowjetischen Administration im geteilten Deutschland und mit den Behörden der Bundesrepublik. Diese belegten ihn während seiner Zeit als Professor in Hannover gleich zweimal mit Berufsverbot. Seine kritische Haltung gegenüber staatlichen Machtansprüchen über die Bürger und die Art, wie er sich dagegen zur Wehr setzte, ließ Brückner zu einer Symbolfigur der westdeutschen Protestbewegung der 1970er Jahre werden. In zahlreichen Büchern und öffentlichen Auftritten analysierte er autoritäre gesellschaftliche Verhältnisse und versuchte, Gegenstrategien zu entwerfen. Dass er sie partiell auch zu leben versuchte, hatte Konsequenzen für seine Familien und brachte ihn in Verbindung mit der Studentenbewegung. 1982 starb der umstrittene Gelehrte und mit ihm seine eigenwillige Sozialpsychologie der Befreiung. Sein jüngster Sohn Simon, den er mit seiner letzten Frau Barbara Sichtermann bekam, war damals vier Jahre alt. Dreißig Jahre später sucht er als Filmemacher nach den Spuren seines Vaters und findet eine Persönlichkeit mit multiplen Geheimnissen. Er zeichnet nicht nur Brüche, Fluchten und „public happiness“ eines Linksintellektuellen des 20. Jahrhunderts nach, sondern auch die Zerstörungen und Aufbrüche dieses Jahrhunderts – getreu der Devise Brückners, dass es für den Einzelnen darauf ankomme, Geschichte und Lebensgeschichte in Einklang zu bringen. Simon Brückner zeigt die Stationen des zuweilen abschüssigen Weges, den sein Vater gegangen ist: als privater und politischer Mensch. Und er öffnet durch diesen persönlichen Zugang zugleich den Blick auf ein Stück „abseitiger“, verschwiegener Geschichte Deutschlands. Aus Begegnungen mit Weggefährten und Familienmitgliedern, aus Fotos, Briefen, Film- und Videoaufnahmen entsteht das persönliche, manchmal brüchige Porträt Peter Brückners. In einer ebenso spannenden wie komplexen Erzählweise wird das Lebensbild auch zu einem filmischen Vexierbild eines Provokateurs und unbeugsamen Citoyens, der in Deutschland zwangsläufig anecken musste. Eines Menschen, der trotz einer Sehnsucht nach Geborgenheit auf der Suche nach Freiheit war. Einer Freiheit, die für ihn immer ihren Preis hatte. „Aus dem Abseits“ ist Simon Brückners zweiter langer Film.

Mi, 14. Sep · 21:00-21:45 · PHOENIX
Wernher von Braun – Das düstere Geheimnis des Raketenmannes

Wernher von Braun war Hitlers Mann für die Wunderwaffe V2. Tausende Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge schufteten dafür in Mittelbau-Dora, 20.000 Menschen starben bis zum Kriegsende in den Stollen im thüringischen Kohnstein. Doch auch nach dem Krieg ging von Brauns Karriere weiter: in den USA, in Kennedys Mondprojekt. Bis ihn seine Vergangenheit einzuholen drohte im Februar 1969.Wernher von Braun, der vielleicht berühmteste Wissenschaftler seiner Zeit, stand vor seinem größten Erfolg. Apollo 11, von Brauns Rakete zum Mond, war kurz vor dem Start. Die ganze Welt schaute auf ihn, nichts durfte schief gehen im Wettrennen der Supermächte um die Vorherrschaft im All. Doch ausgerechnet jetzt wurden die Schatten aus der Vergangenheit lebendig. Wie tickt ein Mann, der für die Verwirklichung eines Traums, für Erfolg und Anerkennung, buchstäblich über Leichen ging?

Mi, 14. Sep · 22:30-00:50 · kabel eins
American History X

Wegen der sehr explizierten Darstellung von Gewalt wurde der antifaschistische Film kontrovers dikutiert. Das Drama erzählt die Geschichte des verurteilten und geläuterten US-amerikanischen Neo-Nazis Derek Vinyard und seiner Familie.

Mi, 14. Sep · 23:55-00:30 · 3sat
Im Nazidorf

Jamel gilt als Nazidorf, es empfiehlt sich mit völkischen Wandgemälden und Propagandasprüchen. Der iranisch-stämmige Reporter Michel Abdollahi war einen Monat lang Nachbar der Nazis. Viele Journalisten sind schon für ihre Berichterstattung dorthin gekommen. Doch kaum einer konnte mit den Bewohnern sprechen. Michel Abdollahi wagt den Selbstversuch. Wie lebt es sich als scheinbarer Ausländer in diesem Dorf mit dem äußerst schlechten Ruf? Eine Holzhütte mitten auf einer Dorfwiese war für vier Wochen sein Zuhause. Es ist Spätsommer, die Grillen zirpen, es ist fast schon idyllisch. Hier tauchte er ein in eine Welt zwischen Volkszorn und Freundlichkeit. An einem Ort, der für Schlagzeilen sorgt. Mal fand die Polizei bei einem Bewohner eine Maschinenpistole, mal wurde die Scheune eines Aktivistenpaars in Brand gesteckt.

Do, 15. Sep · 22:45-00:20 · HR
Der grüne Prinz

Mosab Hassan Yousef ist der Sohn von Scheich Hassan Yousef, dem Mitbegründer der militanten palästinensisch-islamischen Hamas, und war unter dem Codenamen „The Green Prince“ länger als ein Jahrzehnt der wichtigste Informant für Israels Inlandsgeheimdienst Schin Bet. Der packende, mehrfach prämierte Dokumentarfilm von Nadav Schirman geht der Frage nach, was den Sohn eines hochrangigen Hamas-Anführers dazu gebracht hat, mit der Gegenseite zu paktieren – und welche Folgen diese Entscheidung für den Überläufer hatte. Regisseur Nadav Schirman gelingt ein faszinierender Einblick in den Nahostkonflikt. Mosab Hassan Yousef sitzt mit dem Rücken zur Wand. Die Augen richtet er stets zur Tür. Er wechselt immer wieder seine Wohnung. Er tut dies, um am Leben zu bleiben. Denn für seine Landsleute und seine Familie ist der Palästinenser ein Verräter. Sein einziger Freund ist heute sein ehemaliger Feind. Denn Mosabs Vater ist Scheich Hassan Yousef, einer von sieben Gründungsmitgliedern der Hamas. Er sitzt zurzeit im Gefängnis, und es war Mosab, der ihn verhaften ließ – zu seinem Schutz. Länger als ein Jahrzehnt war Mosab unter dem Codenamen „the Green Prince“ („der grüne Prinz“), der wichtigste Informant für Israels Inlandsgeheimdienst Schin Bet. Im Alter von 17 Jahren wurde er rekrutiert. Er verriet Freunde und Familie, um als Informant in das Herz der Organisation seines Vaters vorzudringen. Mosabs israelischer Kontaktmann Gonen Ben Itzhak, einst Agent des Geheimdienstes, riskierte seinerzeit alles, sogar eine Verurteilung als Landesverräter, um Mosab zu beschützen. Die besondere Beziehung zwischen Mosab und Gonen brachte eine der ungewöhnlichsten und effektivsten Partnerschaften in der Geschichte des israelischen Geheimdienstes hervor: Mosabs und Gonens Zusammenarbeit führte zu Verhaftungen hochrangiger Terroristen, verhinderte eine Reihe von Selbstmordanschlägen und deckte Geheimnisse auf, die unmittelbaren Einfluss auf die politischen Ereignisse der Region hatten. In einer Welt der Lügen und des Betrugs lernten sie, sich zu gegenseitig zu vertrauen, auch wenn sie sich gleichzeitig von ihren Freunden und Familie abwenden mussten. Was treibt den Sohn eines Scheichs der radikal-islamistischen Hamas dazu, mit der Gegenseite zu paktieren? Das ist die Frage, die der packende Dokumentarfilm „Der grüne Prinz“ zu beantworten versucht. Die beiden Protagonisten im Zentrum: Mosab Hassan Yousef, der palästinensische Überläufer, und der israelische Geheimdienstler Gonen Ben Itzhak. Regisseur Nadav Schirman gelingt es, anhand seiner Protagonisten einen faszinierenden Einblick in den Nahostkonflikt zu geben. Zugleich zeigt er, wie sich aus den konspirativen Treffen der gegensätzlichen Männer eine tiefe Freundschaft entwickelte. Eine Freundschaft, die sie letztendlich auch vor die Frage stellte: Wer ist wichtiger, der jeweilige Auftraggeber oder die Solidarität mit dem engen Vertrauten?

Do, 15. Sep · 23:25-23:55 · WDR
Vom Mörder zum Pastor

1999 wurde in Eschede in einem Gewaltrausch ein Mann zu Tode geprügelt, Peter D., 44, genannt „Hippie“, Sozialhilfeempfänger, wohnungslos, einsam, aber offenbar mutig: Er hatte es gewagt, den Parolen der Neonazis öffentlich zu widersprechen. Das musste er mit dem Leben bezahlen, denn zwei jugendliche Skinheads, damals 17 und 18, rasteten aus. Der Jüngere, Johannes K., ist jetzt, mit 29, ein anderer Mensch. Nach fünf Jahren Jugendstrafe hat er begonnen, Theologie zu studieren. Bald wird er Pastor sein. Liz Wieskerstrauch begibt sich auf Spurensuche. Wer war dieser Jugendliche damals? Warum fängt ein 13-Jähriger an, sich besinnungslos zu betrinken? Was hat ihn mit 15 Jahren schon zum Skinhead und überzeugten Neonazi gemacht? Johannes K. spricht offen und schonungslos von sich und seiner Tat, von Schuld und Sühne. Was er erst während der Dreharbeiten erfährt: sein Opfer hatte eine Tochter. Das hat er nicht gewusst – und es erschüttert ihn sichtlich: Er hat nicht nur einen Mann getötet, sondern auch einer jungen Frau ihren Vater genommen.