Jüdische Kultur und Israel beim DOK.fest 2016

0
310

Die Suche in Vergangenem. Ein Neuanfang. Das Leben im Moment, im Eifer des Tanzes, der Bewegung. Diese Elementarfunktionen der Kunstform Film werden in Dokumentarfilmen von israelischen Filmemachern und/oder über jüdische Kultur umwerfend schön und radikal umgesetzt. Auch beim diesjährigen DOK.fest in München sind wieder einige Filme mit jüdischen und/oder israelischen Themen zu sehen…

Mehr zum allgemeinen Programm des 31. DOK.fest München (149 Filme aus 46 Ländern) gibt’s hier.

heyman

Mr. Gaga

von Tomer Heyman, S/ISR/D/NL, 2015, 100 Min.

Erst im Alter von 22 Jahren beginnt Ohad Naharin seine Tanzausbil¬dung an der Batsheva Dance Company in Tel Aviv. Kurz darauf werden internationale Stars wie Martha Graham und Maurice Bejart auf das Ausnahmetalent aufmerksam. Doch erst die Arbeit mit der eigenen Company bringt für Naharin die entscheidende kreative Wende. In New York ent¬wickelt er die Bewegungs¬sprache Gaga, die den Tanz als universellen Hei¬lungspro¬zess versteht. Der Filme¬macher und langjährige Freund Tomer Heymann zeichnet die einzelnen Stationen von Naharins Lebens nach. In Probe¬situatio¬nen, Tanzse¬quenzen und privaten Archivaufnahmen entsteht so das Bild des Menschen Ohad Naharin. Eine Hommage an die transformative Kraft der Bewegung.

Freitag, 06.05.2016, 19:30, ARRI Kino
Sonntag, 08.05.2016, 18:00, Rio 1
Mittwoch, 11.05.2016, 21:30, ARRI Kino
Freitag, 13.05.2016, 14:30, HFF – Audimaxx

elon

P.S. Jerusalem

von Danae Elon, CDN/ISR, 2015, 87 Min.

Kann man in einem Land leben, dessen Ideale man nicht teilt? Und was bedeutet eigentlich Heimat? Nach dem Tod von Amos Elon, dem vielfach geehrten jüdischen Schriftsteller und Kritiker der israelischen Siedlungspolitik, beschließt seine Tochter und Filmemacherin Danae Elon, mit ihrem Mann und den zwei Söhnen in ihr Geburtsland Israel zurückzukehren. Über drei Jahre dokumentiert sie – den Umzug von New York nach Jerusalem, die Geburt ihres dritten Sohnes, ihre Ablehnung der israelischen Politik und schließlich die Frustration, die sich besonders bei ihrem Mann Philippe breitmacht. Wenn man in einer Gemeinschaft lebt, ist man immer auch ein Teil von ihr. Für Danae Elon Grund genug, wieder zu gehen.

Sonntag, 08.05.2016, 19:30, Filmmuseum
Dienstag, 10.05.2016, 21:00, Gasteig Vortragssaal
Sonntag, 15.05.2016, 16:00, Rio 2

veiel

Balagan

von Andres Veiel, D, 1993, 90 Min.

Ein Film über einen palästinensischen Schauspieler und eine jüdische Darstellerin des Theaterzentrums Akko in Israel, deren Zusammenarbeit nicht selbstverständlich ist: Khaleds palästinensische Familie lebt seit acht Generationen im Land. Madi ist die Tochter eines tschechischen Juden, der beinahe im Vernichtungslager Sobibor umgekommen wäre. Die Schauspieler haben aus ihren Erfahrungen das fünfstündige Theaterstück „Arbeit macht frei“ entwickelt, das in Israel begeistert gefeiert und zugleich wegen angeblicher Nestbeschmutzung heftig kritisiert wurde. Mit deutlichen überrealen Bildern stellen sie sich ihrer Geschichte – bis zur Schmerzgrenze.

Dienstag, 10.05.2016, 17:00, Filmmuseum

kimmig

Herr Israel – im Spiegelbild

von Tom Kimmig, ISR/D, 2015, 52 Min.

Hans Hausdorf blickt, fast 100-jährig, auf sein Leben zurück. Er hat nette Nachbarn, Blumen vor dem Haus, eine wesentlich jüngere Freundin und fährt mit einem Elektromobil durch die Gegend, die einem Rentnerparadies in Florida gleicht. Hans aber lebt im Süden Israels – als Hanan Hadar. 1938 kam er 19-jährig mit der zionistischen Jugendbewegung aus Deutschland nach Palästina, zunächst in einen Kibbuz. Tom Kimmig begleitet den lebensfrohen Mann durch seinen Alltag, auf seine Geburtstagsfeier, wo auch die große, herzliche Familie zu Wort kommt. Sichtlich begeistert teilt Hans mit dem Regisseur auf Deutsch seine Erinnerungen – und lässt über bewegende Geschichten nach und nach ein verändertes Bild der Geschichte Israels entstehen.

Freitag, 13.05.2016, 20:30, Atelier 1

kaplansky

Jüdisches Museum Café Nagler

von Mor Kaplansky und Yariv Barel, ISR/D, 2015, 59 Min.

»Ich weiß nichts über das Café Nagler«, erklärt der Berliner Kaffeehausexperte Fred Riedel gegenüber der Kamera von Mor Kaplansky. »Ich weiß nur, dass Sie hübsche Augen haben.« Wo heute trostlose Bäume am ebenso trostlosen Moritzplatz stehen, pulsierte bis 1926 noch das kulturelle Leben der Weimarer Republik. Kaplanskys Blick geht zurück in eine Zeit, als Brecht, Dix, Grosz oder Döblin noch zusammen im legendären Kreuzberger Café Nagler saßen und über Politik wie Kunstgeschehen diskutierten. Zusammen mit ihrer Großmutter lässt die Filmemacherin und Ur-Ur-Enkelin des Kaffehausgründers die persönliche, sehr mythenbehaftete Familiengeschichte noch einmal aufleuchten: Mit unechten Zeitzeugen, aber reichlich jüdischem Humor.

Montag, 09.05.2016, 17:00, Filmmuseum
Mittwoch, 11.05.2016, 17:00, Filmmuseum