Schockierendes aus dem österreichischen Parlament

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Anlässlich des Internationalen Frauentages und in Kooperation mit dem ORF zur Veranstaltung „In Großmutters Worten… Frauenschicksale im Zweiten Weltkrieg“ wurde ich in das Parlament eingeladen. Als Zeitzeugín sollte Hedy Epstein, „Deutsche Überlebende des Holocaust“, „Menschenrechts- und Friedensaktivistin“ teilnehmen…

Von Karl Pfeifer

Dies ist aber nur eine Seite der Medaille. Unter den eingeladenen Zeitzeuginnen war sie diejenige, die sich in der Pose einer Moralistin sich von Islamisten und ihren Sympathisanten bejubeln lässt, weil sie den Boykott gegen Israel als Jüdin und Überlebende propagiert. Ihre Belehrungen, aus dem Holocaust Lehren zu ziehen – als ob Juden und insbesondere diejenigen, die einen eigenen Staat aufgebaut haben nichts gelernt hätten – sind genau so unerträglich, wie der Gedanke, dass die nationalsozialistischen Vernichtungslager Bildungsanstalten für Juden gewesen wären. Auch weil diese Veranstaltung ausgerechnet in der Woche des 78. Jahrestages des Anschlusses im Parlament stattfindet. 1938 forderten die Nationalsozialisten in Österreich jüdische Geschäfte zu boykottieren, heute fordern Geschichte vergessen wollende Antisemiten den Boykott des einzigen demokratischen Landes im Nahen Osten und seiner Bürger.

Der österreichische Schriftsteller Roda-Roda sagte einmal: „Antisemitismus – das kann erst was werden, wenn es ein Jude in die Hand nimmt“. Diejenigen, die diese BDS-Bewegung finanzieren, wissen das auch, wenn sie Juden – womöglich Holocaustüberlebende – einsetzen, um davon abzulenken, was im Nahen Osten endemisch ist, die Diskriminierung von Frauen, Homosexuellen und von Minderheiten. Heute ist offensichtlich, dass dort die elementaren Menschenrechte nicht geachtet werden, Hunderttausende Araber von Arabern massakriert wurden und werden, ein Völkermord an Jeziden stattfindet und Millionen Flüchtlinge die Region verlassen.

In dieser Lage ist die Propagierung der Lüge, Israel wäre ein Apartheidstaat und die größte Gefahr für den Weltfrieden eine willkommene Ablenkung.

Als Moderatorin der Veranstaltung war Heather Wokusch MA vorgesehen, die dieses Projekt zusammengestellt hat. Sie ist eine Verschwörungstheoretikerin, die u.a. „israelischen Agenten“ unterstellt 9/11 begangen zu haben. Auch damit soll abgelenkt werden vom islamistischen Terror, der unsere freie, pluralistische Gesellschaft bekämpft.

Es klingt wie ein Hohn, wenn in der Einladung vom „Geiste des Friedens, der Versöhnung und des Lernens“ die Rede ist, denn die Boykottbewegung gegen Israel ist gegen den Frieden und gegen die Versöhnung gerichtet und letztendlich auch gegen Palästinenser, die von der Verschärfung des Konflikts nichts gewinnen können.

Jean Amery schrieb: „Der Antisemitismus, enthalten im Anti-Israelismus oder Anti-Zionismus wie das Gewitter in der Wolke, ist wiederum ehrbar.“

Der Boykott des jüdischen Staates ist antisemitisch, und es ist erstaunlich, dass eine Aktivistin dieser Bewegung eingeladen war, um im österreichischen Parlament diese „ehrbar“ zu machen. Immerhin hat die Parlamentspräsidentin Doris Bures – nachdem das Simon Wiesenthal-Center protestierte – diese Veranstaltung abgesagt.

4 Kommentare

  1. Ich schrieb:
    „Tatsächlich kann man Frau Epstein nur attestieren aus der Shoa nichts, aber auch gar nichts gelernt zu haben. “

    Es ist so gemeint, dass diese Frau den neuen kategorischen Imperativ Adornos nicht begriffen hat und lieber Israel als Schuldigen allen Ãœbels, wie in antisemitischer Tradition, sieht.

    Das ganze Gerede von Israel z.B. als Apartheidsstaat ist lächerlich und bagatellisiert die Apartheid damals in Südafrika.
    Kyniker

  2. Es wird immer absurder. Dass neben der Einladung von Hedy Epstein auch die Verschwörungsneurotikerin Heather Wokusch diese Veranstaltung „moderieren“ soll, lässt die Frage aufkommen ob es in Österreich niemand gibt, der sich vorab mit der Materie beschäftigt und von daher weiß, dass gerade diese beiden absolut nicht geeignet sind, Erhellendes zum Thema beizutragen bzw. für eine Gesprächsführung stehen, die sich an Fakten orientiert.

    Zum Glück hat Parlamentspräsidentin Doris Bures die Bremse gezogen. Abschließend wäre zu klären, wer dafür verantwortlich ist, dass eine solche peinliche Fehlbesetzung überhaupt möglich war. Einer der Hauptverantwortlichen ist der ORF-Angestellte Klaus Unterberger, seit 2013 auch tätig im ORF-Ethikrat(!).

  3. Hallo, Herr Pfeifer,
    schön nach so langer Zeit wieder etwas von Ihnen zu lesen.
    Ich wünsche Ihnen Kraft und Gesundheit für noch viele
    weitere interessante und engagierte Beiträge.
    Mit den besten Lesergrüßen
    zeitgenosse

  4. Tatsächlich kann man Frau Epstein nur attestieren aus der Shoa nichts, aber auch gar nichts gelernt zu haben. Die Vernichtungslager als „Lehranstalt“ für Juden impliziert ja, dass sie es verdient haben.

    Und wie beruhigt es die getroffene Ehre durch den Holocaust, die schon immer was für Feiglinge und Verbrecher war, wenn man aus vermeintlich moralisch integrer Hand, die den Holocaust sogar überlebt hat, hört: Israel ist auch nicht besser als Nazideutschland war …
    Dass das auch für die sich selber als Opfer stilisierenden Faschisten, Nazis und Antisemiten in Österreich gilt, wunder mich nicht.

    Grüße
    Kyniker

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