Parolen propalästinensischer Poesie

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Es ist zehn nach eins. Ich sage das jetzt nur, damit mir nicht irgendeiner daher kommt und dann sagt, es sei fünf vor zwölf. Fünf vor zwölf ist nämlich schon lange vorbei…

Von Ramona Ambs

Und zwar wegen der antisemitischen Hassparolen auf den Anti-Israel-Demos. Wenn man da nämlich genau hinhört, was da so skandiert wird, dann ist es zehn nach eins. mindestens. – neeeeiiiin,-nicht für die Demokratie in Deutschland oder sowas…, nein, sondern für die Bildungsnation Deutschland. Denn die jungen Deutschen, die da, teilweise mit ausländischem Wurzelgemüse, auftreten, offenbaren die ganze Misere des deutschen Bildungswesens: katastrophal schlechtes Deutsch.

Allein diese Reime!!!

Nehmen wir das erste Beispiel:

Hamas Hamas- Juden ab ins Gas!

Leute, ist das Euer Ernst? Eine lange Silbe soll sich auf eine kurze reimen? Die Assonanz alleine rettet doch den Reim nicht!!!

Ihr könntet- wenn Ihr schon einen Reim mit Hamas beginnen wollt, vielleicht rufen Hamas Hamas- es lebe der Herr Grass, oder Hamas Hamas-Wasser ist so nass-, aber Gas und Hamas… das reimt sich nun wirklich nicht… allenfalls im Rheinland, wo das Bad auch zum Badd wird, aber hochdeutsch ist das nicht, meine Lieben!

Der nächste beliebte Reim:

Blut und Tränen sehen wir- Palästina wir stehen zu dir!

Nunja, nunja.. schön schön,- Blut, Tränen- klassisch poetischer Sprachgebrauch, Worte mit langer lyrischer Tradition und emotionaler Dichte,-das geht immer. Aber der Reim. Der Reeeeeiiiiim!!! Ihr seht mich haareraufend. Das müsste doch selbst einem germanistischen Stümper aufgehen, dass dieser Reim holpert:

Der Blut und Tränen-Reim hat sieben Silben.

Der Palästinasteherreim aber ganze neun.

Das versaut den ganzen Rhythmus!

Das ist weder melodisch noch eingängig. Eine Ellipse im zweiten Reim hätte das Ganze vielleicht retten können, aber dafür hätte man mal im Deutschunterricht aufpassen müssen, liebe Palästinafreunde!

Die nächste Parole hat es diesbezüglich besser, sie reimt sich nämlich wenigstens:

Jude Jude feiges Schwein, komm heraus und kämpf allein.

Reim: 100 Punkte. Leider fehlt jedoch jegliche Onomatopoesie! Dabei bietet sich doch grade das lautmalerische Stilmittel an, wenn man auf eine tierische Bewegung abzielt. Zudem wirkt die eingesetzte Antithese völlig deplatziert. Warum sollte denn ein feiges Schwein herauskommen und alleine kämpfen, wo es doch ein feiges Schwein ist? Ein Euphemismus hätte da vielleicht weiterhelfen können… feiges Schwein, das lässt sich doch auch subtiler  und sympathischer ausdrücken-  Synonyme für feige wären beispielsweise bang oder auch hasenherzig. Und Schwein— es gibt so zärtliche Namen für das Borstenvieh… Kunschel zum Beispiel oder Kosel… man bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück, wenn man sich immer gleich auf das erstbeste Wort stürzt…

Kurzum: Unter lyrischen Aspekten sind die Pro-Palästina-Demos eine Katastrophe. Wer gelungene, poetische Parolen erwartet hatte, wurde schwer enttäuscht. Und eins wurde dabei mehr als offensichtlich: es mangelt in diesem Land an kompetentem Deutschunterricht. Man sollte doch nach dem Besuch einer Schule in der Lage sein, einfachste Reime für ein Thema zu formulieren, dass einem so am Herzen liegt. Sonst endet das ganze so wie bisher: man wird in erster Linie als Antisemant wahrgenommen, und nicht als Antisemit…. und das ist doch ungeheuer peinlich für so einen echten Vollblutjudenhasser..

 

5 Kommentare

  1. Kommt drauf an – auf was? Auf das Bundesland, etwa. Was heißt schon hochdeutsch. Das wird, so verrät uns sein Name, da gesprochen, wo das Lannd – geografisch betrachtet – hoch ist. Mitteldeutsch ist das zwischen den niederen und hohen Gegenden Gesprochene… Dann löst sich die Sache mit der richtigen Betonung nämlich ganz leicht auf, so wie 1942: „Jetzat hamas, Juden ab ins Gas!“ Hámas, nicht Hamás ist vollkommen richtig im Reim. Die ParolenruferInnen haben nicht richtig hingeguckt, wenn sie falsch betonen, was Opa damals notierte.

    Für ihn gibts, gleiches Jahr, auch nen schönen Reim der anderen Seite: „Stalingrad war wunderbar – Nazi-Opa blieb gleich da!“ Obwohl – da stört das „R“. Naja, das war halt in R ussland.

    https://de.answers.yahoo.com/question/index?qid=20140807150949AAO73aj

  2. @ente

    Ich habe von dieser ekelhaften Szene gelesen, weiß aber trotzdem nicht, was Sie mit Ihrem Beitrag aussagen wollen. Dass es auch in Israel einen Bodensatz von niederträchtigen Rassisten und Faschisten gibt, die versuchen, die Heirat eines Muslims mit einer gebürtigen Jüdin zu stören? Oder wollen Sie das mit den Vorfällen in Deutschland vergleichen?

    In der Sache gibt es weder etwas zu beschönigen noch muss man umgekehrt in Hysterie verfallen. Diese Gruppe (Lehava) dürfte eine Randexistenz zu führen oder haben Sie hierzu andere Belege? Sie wird von Reuven Rivlin (immerhin Staatspräsident) ebenso kritisiert wie von Yael German (Gesundheitsministerin) und von Yair Lapid (Finanzminister). Zudem gab es eine Gegenkundgebung von Israelis, die sich gegen diese beschämende Aktion aussprechen. Eine Katastrophe sieht anders aus, den Israel“kritikern“ von Spiegel und Zeit geht bei solchen Meldungen zwar das Herz auf, sonst wüßte ich jedoch niemand, der sich darüber freut.

    Doch stellen wir uns für einen kurzen Moment noch einen umgekehrten Fall im Gaza-Streifen vor. Ich wage zu vermuten, dass eine etwas größere Zahl von dem dortigen Mob aufgetaucht wäre und auf das Leben dieser zwei Dissidenten hätte ich keinen rostigen Nagel gesetzt. Fast schon überflüssig, zu fragen, wieviel Hamas-Politiker dies wohl kritisiert bzw. sich für das Pärchen stark gemacht hätten.

    • @nussknacker56:
      „Oder wollen Sie das mit den Vorfällen in Deutschland vergleichen?“

      Dies wollte ich.

      Israel und Deutschland sind Demokratien, fast genauso lange. Israel wurde es sogar freiwillig.

      Das irgendwelche, in meinen Augen, Spinner, demonstrieren, rumkrakelen, fast Reime absondern, rassistische Meinungen versuchen zu etablieren, kann man nicht verhindern. Dies ist System gebunden.

      Dieses System ermöglicht jedoch, wiederum in meinen Augen, seinen Angehörigen ein deutlich freieres, besseres und selbstbestimmtes Leben, als die mir bekannten.

      Hoffe die sächsischen Wähler sehen es am Wochenende ähnlich.

      @ efem: Auch dies ist kein Reim. Erspare mir näheres.

  3. [:-)]

    Ich fürchte, es liegt nicht nur bei den völlig vergurkten Reimen im Argen. Auch die Intonation der Einpeitscherstimmen steht einer bleibenden Verankerung von deren Anliegen im Weg. In meinem Innenohr rotiert immer noch das Gekreische einer völlig hysterischen Sprecherin nach, die dringend um einen Termin beim Logopäden ersuchen sollte.

    Hier wäre eine gehörige Portion stimmlicher Laszivität anzuraten. So würde beispielsweise die Simulation eines O-Tons einer dieser 72 Jungfrauen bei den vorwiegend männlichen Judenhassern einschlagen wie eine Bombe und gewiss einen nachhaltigeren Eindruck hinterlassen. Dass dieser anschließend in den richtigen Bahnen verläuft, legen wir aber sicherheitshalber in Hand des Allmächtigen.

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