Orientalische Mauscheleien in der SZ

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Zwar habe ich einen niedrigen Blutdruck, trotzdem trinke ich lieber einen Espresso oder ein Glas Rotwein, als die Süddeutsche Zeitung zu lesen…

Von Karl Pfeifer

Seitdem sie Günther Grass gestattete, noch zu sagen was gesagt sein muss, habe ich es vermieden, in diese Zeitung zu schauen. Doch in Landshut, wo ich mich für eine Lesereise befinde, fand ich im schönen Café unter den Arkaden lediglich die Süddeutsche Zeitung.

In Israel wurde der ehemalige Ministerpräsident Ehud Olmert wegen Bestechungs-Annahme zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, was Peter Münch veranlasst hat, in diesem Blatt des deutschen linksliberalen Spießermilieus einen Kommentar über die “Knast-Fraktion” in Israel zu publizieren: “Die Mauscheleien, die auf orientalische Art natürlich auch den gesamten Alltag durchziehen, verdichten sich auf der politischen Ebene…”.

Erstaunlich, wenn in einer Zeitung mit intellektuellem Anspruch, ein Autor sich bemüssigt fühlt, gleich dem “gesamten Alltag” des jüdischen Staates “Mauscheleien” unterstellen zu müssen. Adornos Diktum, Antisemitismus sei das Gerücht von den Juden, kann man auch in der Süddeutschen beobachten.

6 Kommentare

  1. Sagen wir mal so, es gibt ein Land, dessen ehemaliger Kanzler jetzt eine mitinitiierte Gasleitung führt, in welchem ein ehemaliger Ministerpräsident und Aufsichtsratschef das Bauunternehmen leitet, welches unter seiner Regentschaft den Flughafen ausbaute, das über Landräte verfügt, die ihre Geburtstagsfeiern durch Sparkassen finanzieren lassen … und dabei liegt es gar nicht im Orient.

    Verdichtet sich aber einfach trotzdem. Wahrscheinlich Mauschelei im gesamten Alltag.

  2. Wenn es um Israel geht, wir der intellektuelle Anspruch sofort über Bord geworfen.
    Was sagt die SZ zu Altkanzler Schröders Mauscheleien mit Putin und Co. Eben ….
    Kyniker

    • Der Schoß ist fruchtbar, weil die bayerische Regierung sich bis heute scheut ihren Bürgern reinen Wein über deren tatsächliche, furchtbare Geschichte einzuschenken. So mancher würde sich seine rechtsextreme Gesinnung wohl überlegen, wenn er nur mehr darüber wüsste, was es tatsächlich heißt, Bayer zu sein. Natürlich liegt auch beim Bürger ein Haufen Verantwortung, nämlich sich selbständig schlau zu machen über die eigene Geschichte, jedoch hat die CSU-Regierung, die die Mittel zur Aufklärung nur anzuwenden bräuchte, die Hauptschuld an den braunen Entwicklungen im bayerischen Grenzland.

  3. Wahnsinn, Wahnsinn, Karl Pfeifer in Landshut, im tiefsten, katholischen, hinterwäldlerischen Niederbayern.

    Natürlich freue ich mich darüber, denn Niederbayern war bisher, und ist es vielfach immer noch, die judenfeindlichste Region Bayerns, ja, wohl sogar ganz Deutschlands. Ausgerechnet da, wo die wenigsten Juden in Deutschland lebten, wurden/werden sie am meisten gehasst. Weil man eben nichts über Juden weiss und auch nichts über sie wissen will.
    Dass ausgerechnet dort heute solche Veranstaltungen mit Herrn Pfeifer abgehalten werden, das nenne ich Fortschritt, Respekt.

    Landshut spielte in der deutschen Universitätstgeschichte eine gewisse Rolle, in der deutschen Judengeschichte hingegen nur eine eher untergeordnete. Im ebenfalls niederbayerischen Straubing, da wo auch heute noch eine Synagoge steht, lebten immer schon mehr Juden als im größeren Landshut. Doch in Landshut kann man als einziger niederbayerischer Stadt heute Hebräisch an der Volkshochschule lernen http://www.vhs-landshut.de/index_1.htm , immerhin.
    Wäre schön, wenn Herrn Pfeifers Auftritt dort nicht der einzige bliebe, denn die Menschen der Region haben noch viel, sehr viel, zu lernen.
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    Sie sprechen die Süddeutsche Zeitung an, sehr geehrter Herr Pfeifer. Diese Zeitung sieht wohl jeder Sensibilisierte mit gemischten Gefühlen.

    Einerseits bringt sie tatsächlich Aufklärung in ein immer noch ausgesprochen dumpfes Bundesland und deckt Schweinereien der dort bereits viel zu lange regierenden Christsozialen wie kein anderes ’seriöseres‘ Blatt an die große Glocke (Hier zahlreiche Belege zu verschiedenen Themen: http://www.gavagai.de/HHD01.htm).
    Andererseits pflegt sie ein Israelbild, das typisch für das sog. aufgeschlossene deutsche Bildungsbürgertum von heute ist, eben ein einseitiges, reichlich undifferenziertes, wenig einfühlsames und ‚echt‘ deutsches.

    Es gilt für die SZ, das was der niederländische Jurist A. J. M. van Dal auf die Deutschen gemünzt einmal so ausdrückte:

    „Das Schulmeisterhafte, das ewig Dozierende, war von alters her ein Zug des deutschen Wesens, mit dem sich der Ausländer nur schwer abzufinden vermochte.“

    Oder was Pura Santillan Castrence schrieb:

    „Der Deutsche liebt es, seinen Mitbürgern Verhaltensmaßregeln zu erteilen; er liebt es, mit anderen Worten, die Leute zu erziehen, mögen sie nun Wert auf seine Belehrungen legen oder nicht. Er trägt gern seine Ãœberlegeneheit zur Schau und spielt den Schulmeister.“

    Bzw. George Bernard Shaw:

    „Die Deutschen haben eine Besessenheit,jede Sache so weit zu treiben, bis eine böse daraus geworden ist.“

    Bzw. Kazuo Kani:

    „Sie möchten alle Fragen möglichst mit Ja oder Nein, gut oder schlecht, Recht oder Unrecht klar und deutlich entschieden haben. Etwas unklar lassen, abwarten, bis Natur oder Zeit alles eledigen – das können die Deutschen einfach nicht.“

    Persönlich möchte ich hinzufügen, dass es dennoch echt liebenswerte, israelverstehende Deutsche gibt, mag ihre Zahl auch lediglich in Promille messbar sein, aber es gibt sie.

    • Hallo zeitgenosse,
      auch wenn es nicht zum Artikel paßt, aber zu Deinem Beitrag: man muß sich nur die Goldhagen Diskussion (Hitlers willige Vollstrecker) ansehen. Dort werden Deine Zitate nur zu gut bestätigt, inklusive der Verlogenheit bei der Aufarbeitung des NS-Regimes.
      Eigentlich könnte man über die Reaktionen lachen, die Kritiker habe die Einleitung nicht gelesen, wenn es nicht so erschreckend sein würde.

      Ich wünsche Herrn Pfeifer alles Gute und viel Erfolg bei seinen Lesungen.

      „Adornos Diktum, Antisemitismus sei das Gerücht von den Juden, kann man auch in der Süddeutschen beobachten“

      SZ und intellektuell: wenn es um Israel und Juden geht bestimmt nicht. Die SZ Autoren haben jeher von Israel so viel Ahnung wie ein Elefant vom Fliegen …

      Adorno hat bezüglich Antisemitismus recht, und Goebbels hat es ,ohne sich dessen bewußt sein zu können, Jahre vorher bestätigt.
      Kyniker

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