Mehr Fernsehtipps für den Januar

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Vom 16. bis 31. Januar 2014…

Do, 16. Jan · 19:30-20:15 · BR-alpha
alpha-Österreich: Ein Staat für alle

Sie sind junge Israelis und Palästinenser und versuchen das scheinbar Unmögliche. Während der Friedensprozess in ihrer Heimat still steht, proben Jugendliche beider Seiten das Zusammenleben ihrer Völker. Seit 10 Jahren lädt die österreichische Psychotherapeutin Evelyn Böhmer-Laufer jeden Sommer Jugendliche beider Seiten zu einem Friedenscamp ein. In einer entlegenen Landschaft, in Niederösterreich, unterstützt von international tätigen Künstlern, begegnen sich die 15- bis 18-Jährigen bei Theater- und Tanz-Workshops sowie beim Wandern. Friedensaktivist Ilan Baruch, der ehemalige israelische Botschafter in Südafrika, begleitet den Versuch, ein greifbares Friedensabkommen der verfeindeten Kulturen zu schmieden. Überraschend kommen die Schülerinnen und Schüler zu einem wegweisenden Entschluss: Sie glauben an ein schrittweises Zusammenwachsen und möchten – statt getrennt – in absehbarer Zukunft in einem gemeinsamen Staat leben.

Sa, 18. Jan · 20:15-22:05 · MDR
Nacht über Berlin

Berlin, 1932. Albert Goldmann (Jan Josef Liefers) sitzt als gemäßigter SPD-Abgeordneter im Berliner Reichstag. Nach seinen Erfahrungen im Ersten Weltkrieg ist der idealistische jüdische Arzt zum leidenschaftlichen Demokraten geworden, der nur eines will: Nie wieder Krieg! Entgegen seiner pazifistischen Überzeugung lässt er sich von seinem jüngeren Bruder Edwin (Franz Dinda), Mitglied einer radikalen kommunistischen Zelle, zu einem heiklen Kurierdienst überreden. Prompt gerät er in eine Polizeikontrolle und entgeht nur dank der spontanen Hilfe der selbstbewussten Henny Dallgow (Anna Loos) seiner Enttarnung. Die unangepasste Tochter aus reichem Haus ist beeindruckt von dem engagierten Arzt, der den sozial Schwachen hilft und sich als streitbarer Reichstagsabgeordneter für den Fortbestand der jungen und nicht sehr angesehenen Demokratie einsetzt. Henny wiederum macht ihren persönlichen Traum wahr und übernimmt das „Ballhaus“ von dem Juden Matze Belzig (Jürgen Tarrach), der die Zeichen der Zeit erkennt und rechtzeitig nach Amerika emigriert. Als Sängerin, die in ihrem mondänen Etablissement wie selbstverständlich SA-Männer zu ihren Gästen zählt, verkehrt Henny in einer Welt, die den Juden Albert abstößt. Über diese Gegensätze hinweg entwickelt sich jedoch eine große Liebe, die unter keinem guten Stern steht. Im Februar 1933, als die Lage auf den Straßen eskaliert, erfährt Henny vom künftigen Mann ihrer Cousine Uta (Claudia Eisinger), dem den Nazis zugewandten Karrieristen Erhart von Kühn (Sven Lehmann), dass Albert in Gefahr ist. Sie will ihn warnen, doch Albert ist unterwegs zum Reichstag, um einen verwirrten Patienten daran zu hindern, eine Dummheit zu begehen.

Sa, 18. Jan · 20:15-22:10 · SWR
George

Götz George in einer ganz besonderen Rolle: In dem 115-minütigen Film verkörpert er seinen eigenen Vater, den Jahrhundertschauspieler Heinrich George. Das Dokudrama zeigt die Faszination, die von der elementaren Gestaltungskraft Heinrich Georges ausging, ebenso wie die Widersprüche in seiner Person, die einen exzentrischen, hochsensiblen und gefährdeten Charakter hinter der wuchtigen Erscheinung sichtbar werden lassen. Im Mittelpunkt des Films stehen die letzten Lebensjahre des Schauspielers. Dabei befasst sich „George“ intensiv mit dem Thema der Schuld und Verantwortung des Künstlers in der Diktatur. Am 25. September 1946 starb einer der größten Schauspieler des 20. Jahrhunderts im sowjetischen Lager Sachsenhausen: Heinrich George. Als „König im Reich der Phantasie“ wurde er in den 20er Jahren gefeiert. Er brillierte auf der Bühne unter anderem in seiner Lieblingsrolle als „Götz von Berlichingen“, in Fritz Langs „Metropolis“ oder als Franz Biberkopf in „Berlin Alexanderplatz“. Er wollte spielen, um jeden Preis, und das konnte er nach 1933 in diesem Maße nur in Deutschland. Die Nazis ließen ihn spielen, mehr als alle anderen zuvor. Dafür benutzten sie Georges künstlerische Kraft und seine Popularität. George ließ sich benutzen. Wegen seiner Haltung im „Dritten Reich“ wurde er nach dem Krieg vom russischen Geheimdienst NKWD verhaftet. Es war der tiefe Fall des vormals gefeierten Schauspielers. In sowjetischer Lagerhaft starb er mit nur 52 Jahren. „George“ nähert sich einem Jahrhundertschauspieler: Das Dokudrama zeigt die Faszination, die von der elementaren Gestaltungskraft Heinrich Georges ausging, ebenso wie die Widersprüche in seiner Person, die einen exzentrischen, hochsensiblen und gefährdeten Charakter hinter der wuchtigen Erscheinung sichtbar werden lassen. Im Mittelpunkt des Films stehen die letzten Lebensjahre des Schauspielers. Dabei befasst sich „George“ intensiv mit dem Thema der Schuld und Verantwortung des Künstlers in der Diktatur. Roter Faden in dem Film sind die Verhöre, die vom NKWD im Lager Hohenschönhausen geführt werden: General Bibler versucht, gleichsam mit dem Zuschauer die Frage nach der Verstrickung von Heinrich George mit dem Nazi-Regime zu ergründen. In Rückblenden werden die wichtigsten Lebenssituationen Georges seit der Machtübernahme Hitlers in Spielszenen und historischen Film-Aufnahmen lebendig. Im Verhör mit Bibler bezieht George Stellung. Man wirft dem ehemaligen Linken Verrat vor, weil er 1933 in Deutschland geblieben war und dann in Propagandafilmen mitgespielt hatte: zum Beispiel in „Hitlerjunge Quex“ und „Jud Süß“. Heinrich George sagte auch zu, als Goebbels die Reichsfestspiele in Heidelberg wieder aufleben ließ und ebenso, als der Propagandaminister ihm die Intendanz des Schillertheaters anbot. Die Warnungen der Freunde schlug er in den Wind. Er könne nur in Deutschland spielen. Aber er trat auch für andere ein, mutig und entschlossen, wenn es um seine Kunst ging. Jüdischen Kollegen und Oppositionellen bot er im Schillertheater Schutz. Aber auch das hatte seinen Preis. George rief im „Völkischen Beobachter“ zum „Endkampf“ auf und spielte im Durchhalteepos „Kolberg“ mit. All dies führte nach dem Krieg zur Verurteilung und zur Überstellung ins Lager. Dort spielte er noch einmal, diesmal unter ganz anderen Bedingungen. Er leitete eine Theatergruppe, mit der er trotz Hunger, Krankheit und seelischer Not die großen Stücke seines Lebens auf die improvisierte Bühne brachte. In Hohenschönhausen führte er den Faust auf und thematisierte damit den Pakt mit dem Teufel. In Sachsenhausen konnte er nur vor sowjetischen Offizieren auftreten und musste dafür Russisch lernen. Kurz vor seinem Tod spielte er den „Postmeister“ mit der berühmten Tanzszene. Auf der Bühne brach er zusammen, wenige Tage später starb er, völlig entkräftet, an den Folgen einer Blinddarmentzündung.

Sa, 18. Jan · 20:15-21:40 · WDR
Alles auf Zucker

Jakob Zuckermann ein Jude? „Mit dem Club habe ich nichts zu tun,“ verkündet Jaeckie Zucker voller Inbrunst. Doch da irrt er sich. Denn dem zu DDR-Zeiten beliebten Sportreporter und Lebemann steht das Wasser bis zum Hals: Der Gerichtsvollzieher droht mit Knast und seine Frau Marlene mit Scheidung. Für den gewitzten Billardspieler gibt es nur noch eine Hoffnung: Das mit 100.000 Euro dotierte European Pool Turnier. Doch unmittelbar vor Turnierbeginn stirbt Jaeckies Mutter. Und Mammes Testament hält eine besondere Überraschung parat: Das Erbe fällt ihnen nur dann zu, wenn sich die seit über 40 Jahren verfeindeten Söhne Samuel und Jakob versöhnen – und wenn sie samt ihrer Familien das jüdische Gesetz einhalten und sieben Tage strengste Totenwache halten. Während Marlene einen Crashkurs in Sachen jüdischer Tradition absolviert und die orthodoxe Verwandtschaft mit koscheren Häppchen versorgt, gibt es für Jaeckie ein ganz anderes Problem – das Billardturnier wurde soeben eröffnet… Voller Witz und Ironie beschreibt Dani Levy den temporeichen Hürdenlauf seines Helden Jaeckie Zucker. ZUCKER ist eine ganz unorthodoxe Familienkomödie, die liebevoll vom Zusammenprall der Kulturen, von alten Freundschaften und neuen Liebesgeschichten erzählt.

Sa, 18. Jan · 22:05-22:50 · MDR
Nacht über Deutschland

Berlin, 27. Februar 1933. Der Reichstag, das Symbol des deutschen Parlamentarismus, steht in Flammen. „Es gibt kein Erbarmen; wer sich uns in den Weg stellt wird niedergemacht. Das deutsche Volk wird für Milde kein Verständnis haben.“ Mit diesen Worten wird Hitler zitiert, wie er sich an eine Gruppe von Politikern, Polizisten und Militärs wendet, die sich am brennenden Reichstag versammelt haben. Tags darauf werden die Notverordnungen „zum Schutz von Volk und Staat“ erlassen. Damit werden verfassungsmäßige Grundrechte außer Kraft gesetzt. Der Beginn einer totalitären Herrschaft, die vor nichts zurückschreckt. Ausgehend vom Reichstagsbrand verfolgt die Dokumentation „Nacht über Deutschland“ den rasanten, erschreckenden und dennoch nicht unaufhaltsamen Weg Deutschlands in die Hitler-Diktatur. Sie erzählt die ersten 100 Tage von Hitlers Kanzlerschaft. Eine Geschichte der politischen Tricks und des brutalen Terrors, der haltlosen Versprechungen und wohlgesetzten Drohungen, des Widerstands und der raschen Ausschaltung aller demokratischen Kräfte. Es war nicht die „Vorsehung“, wie Hitler selbst seine Ernennung zum Reichskanzler und die Wochen danach verbrämte, sondern ein „Blitzkrieg“ gegen Demokratie und Menschenrechte mit dem erklärten Ziel, die Alleinherrschaft an sich zu reißen. Mit allen verfügbaren Mitteln und in einem schwindelerregenden Tempo – mal in brauner Uniform, mal in Frack und Zylinder. Bemerkenswert dabei ist, wie einfach sich die Institutionen, die die Weimarer Republik getragen hatten, überwältigen ließen. Und die Mehrheit der Deutschen? Sie wird immer mehr eingesponnen in die „Volksgemeinschaft“ der Nazis, mit Hitlergruß und Hakenkreuz. Die Dokumentation führt vom Tag der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler (30. Januar 1933), der Errichtung der ersten Konzentrationslager und dem „Tag von Potsdam“ (21. März) über den Boykott gegen jüdische Geschäfte (1. April), dem „Tag der Arbeit“ (1. Mai) bis hin zu den Bücherverbrennungen am 10. Mai 1933, dem 100. Tag von Hitlers Kanzlerschaft. Die Chronik einer Machteroberung ohnegleichen. Nach diesen 100 Tagen hat sich Deutschland radikal verändert. Es herrscht der „Ausnahmezustand“; die Länder sind gleichgeschaltet; Bedrohung, Entrechtung und Ausgrenzung werden zum Alltag für „Andersdenkende“ und die jüdische Bevölkerung. Es gibt keine Gewerkschaften mehr, der „undeutsche Geist“ wird verfolgt und verbrannt. 80 Jahre nach dem Frühjahr 1933 werden Ereignisse, ihre Geschichte, ihre Hintergründe und ihre Folgen rekonstruiert. Historiker wie z. B. Michael Wildt, Norbert Frei und Hans-Ulrich Thamer kommen zu Wort. So entsteht ein kompaktes Gesamtbild dieser ersten 100 Tage von Hitlers Herrschaft.

So, 19. Jan · 19:30-20:15 · ZDF
Geheimbünde, 3. Die Masken der Verschwörer

Gelang es den Amerikanern tatsächlich, in den 1960er Jahren auf dem Mond zu landen, oder wurde dieses bahnbrechende Ereignis in der Wüste von Nevada inszeniert? Waren die Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 wirklich fanatische Muslime oder hatte nicht doch vielleicht die amerikanische Regierung ihre Hand im Spiel? Könnte Jesus Christus tatsächlich Nachkommen gehabt haben, wie von einigen Autoren spekuliert wird? Die Geschichte der Menschheit ist voll von Verschwörungstheorien. Hinter allem Geheimnisvollen, allem schwer Verständlichen oder nach menschlichem Ermessen Unvorstellbaren vermuten wir schnell einen vorsätzlichen Betrug. Oft scheint die erfundene Verschwörung sehr viel glaubhafter als die banale Wahrheit. Als der Amerikaner Bill Kaysing 1976 zum ersten Mal Zweifel an der Mondlandung äußerte und mehrere angeblich untrügliche Beweise dafür anführte, dass die NASA die Mondlandung nachgestellt habe, begannen auf einmal viele seiner Zeitgenossen an dieser Sternstunde der Raumfahrt zu zweifeln. Tatsächlich waren die Russen bei dem Wettlauf zum Mond den Amerikanern am Anfang weit überlegen. Doch dann gelingt es plötzlich den Yankees, diesen Meilenstein in der Geschichte der Raumfahrt zu setzen, während auch in den Folgejahren nicht ein einziger Kosmonaut auf dem Mond landen kann. Ging es dabei tatsächlich mit rechten Dingen zu, oder handelte es sich um ein Täuschungsmanöver der US-Regierung, die manche sogar als Drahtzieher hinter den Terroranschläge vom 11. September 2001 vermuten? Die Ereignisse dieses Tages haben sich in das kollektive Gedächtnis der Menschheit eingebrannt. Bis heute werden immer wieder Stimmen laut, die die offizielle Darstellung anzweifeln, zumal ein Teil der Untersuchungsakten noch immer unter Verschluss ist. So hält sich zum Beispiel das Gerücht, dass der Anschlag Teil der sogenannten jüdischen Weltverschwörung sei, als deren Beweis immer wieder die „Protokolle der Weisen von Zion“ herangezogen werden. Diese Protokolle sollen geheime Treffen einflussreicher Juden wiedergeben, die sich angeblich regelmäßig auf dem alten Friedhof in Prag treffen, um Pläne zur Übernahme der Weltherrschaft zu schmieden. Unter der Herrschaft der Nazis dienten sie als Rechtfertigung des millionenfachen Mordes. Längst weiß man, dass die Protokolle eine im Auftrag des zaristischen Geheimdienstes ausgeführte Fälschung sind, doch bis heute hält sich in vielen Teilen der Welt hartnäckig der Glaube an ihre Echtheit – und noch immer fordern sie unschuldige Opfer.

Mo, 20. Jan · 00:15-01:20 · MDR
Verfolgt von den Nazis – Das Kinderheim in der Auguststraße

In dem jüdischen Kinderheim Beit Ahawah (Haus der Liebe) in der Berliner Auguststraße lebten in den 20er-Jahren Kinder aus armen Familien und Waisenkinder aus Osteuropa. Unter der Leitung der „Schwester Oberin“ Beate Berger wurde es zu einer bekannten pädagogischen Institution. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 wurde der Leiterin rasch klar, dass es für ihre Schützlinge in Deutschland keine Zukunft mehr gab. So beschloss sie, das Heim nach Palästina zu verlegen, und rettete damit mehr als 100 Kindern das Leben. In ihrem Buch „Ahawah heißt Liebe“ (München, dtv, 2006) hat Ayelet Bargur diese Geschichte rekonstruiert, die zugleich ihre Familiengeschichte ist: Sie ist die Urgroßnichte von Beate Berger, ihre Familie stammt aus Bad Breisig bei Köln. Auf ihrer Spurensuche hat sie Zeitzeugen befragt, zahlreiche Dokumente, Briefe und Fotos gesammelt und zu einem ebenso persönlichen wie facettenreichen und lebendigen Lehrstück deutsch-jüdischer Geschichte verbunden. In ihrem Dokumentarfilm „Das Haus auf der Auguststraße“ kommen die ehemaligen Kinder zu Wort, die, heute teils über 90 Jahre alt, in Berlin und Israel leben. Sie berichten vom Leben im Heim, von der Vorbereitung für die Auswanderung und von der abenteuerlich-gefährlichen Übersiedlung nach Haifa in den 30er-Jahren.

Mo, 20. Jan · 13:15-14:15 · SWR
Planet Wissen – Ein Deutscher wird Starkoch in Israel

Tom Franz siegt als erster Deutscher bei der israelischen Kochshow „Masterchef“. Mit seinen koscheren deutschen Rezepten gewinnt er die Herzen der jüdischen Fans. Über 50 Prozent Einschaltquote erreicht die beliebteste israelische Fernsehsendung mit dem passionierten Hobbykoch. Inzwischen ist er weltweit bekannt. Tom Franz schildert, wie es sich anfühlt, unerwartet Starkoch zu werden, was er dafür aufgegeben hat und ob er sich als Deutscher in Israel wirklich zuhause fühlt.

Mo, 20. Jan · 17:00-17:30 · BR
Im Weißblauen Land – Carry Brachvogel

Vor dem Hintergrund der Münchner Frauenbewegung erzählt der Filmautor Michael Appel die Geschichte der bayerischen Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Carry Brachvogel (1864-1942), einer herausragenden Frauengestalt ihrer Zeit: modern, fortschrittlich, emanzipiert – und ihre bayerische Heimat liebend. Noch heute stellt sie ein Vorbild für ein selbst bestimmtes Frauenleben dar und ihre Ideen sind hochaktuell. Münchner Kultur- und Stadtgeschichte um die Jahrhundertwende wird lebendig. Carry Brachvogel stammte aus einem jüdisch-bayerischen Elternhaus. 1887 heiratete sie den katholischen Münchner Redakteur Wolfgang Brachvogel. Das Familienglück mit zwei Kindern fand jäh ein Ende, als Wolfgang Brachvogel 1892 im Tegernsee ertrank. Nun begann eine kometenhafte Karriere als Schriftstellerin, Frauenrechtlerin und Feuilletonistin: Carry avancierte zu einer in ganz Deutschland bekannten Schriftstellerin, spielte eine bedeutende Rolle in der Frauenbewegung und im kulturellen Leben Münchens. Jahrzehntelang war ihr literarischer Salon ein Zentrum des kulturellen Lebens der Stadt. Noch 1924, zu ihrem 60sten Geburtstag, feierte man die erfolgreiche Schriftstellerin in München und in Deutschlands Zeitungen. Dann wurde aus der Erfolgsgeschichte eine Tragödie: Wie viele andere auch, wurde sie auf ihre jüdische Herkunft reduziert, erhielt 1933 Berufsverbot, wurde aus dem von ihr gegründeten Schriftstellerinnen-Verein ausgeschlossen und 1942 dann mit ihrem Bruder, dem Historiker Prof. Siegmund Hellmann, nach Theresienstadt deportiert, wo beide wenige Monate später starben.

Mo, 20. Jan · 20:15-21:50 · MGM
Die 21 Stunden von München

Arabische Terroristen überfallen während der Olympiade 1972 in München die Unterkunft der israelischen Mannschaft. Sie töten zwei Sportler und nehmen neun weitere als Geiseln. Ein aufreibender Nervenkrieg mit der Polizei beginnt. – Aufwühlende Rekonstruktion des Olympia-Attentats von 1972.

Mo, 20. Jan · 22:45-00:05 · Das Erste (ARD)
Kein Platz zum Leben

1993 fand ein US-amerikanischer Forscher in einem unterirdischen Höhlensystem in der Ukraine Spuren von Menschen, die dort offenbar vor nicht allzulanger Zeit gelebt haben. Er findet heraus, dass sich hier während der Shoah jüdische Familien vor den Nazis versteckt haben. Regisseurin Janet Tobias erzählt in ihrem Dokumentarfilm von den 38 Juden, die 17 Monate in dieser Höhle verharrten. Vier von ihnen kommen zu Wort – und kehren zum ersten Mal in die Höhle zurück. Die renommierte Dokumentarfilmerin Janet Tobias erzählt in „Kein Platz zum Leben“ (Originaltitel „No Place on Earth“) vom dramatischen Überleben einer Gruppe ukrainischer Juden, die sich während des Zweiten Weltkriegs vor dem nationalsozialistischen Terror verstecken mussten. Sie konnten nur überleben, indem sie 17 Monate lang in unterirdischen Höhlen blieben. 1993 stieß der US-amerikanische Höhlenforscher Chris Nicola durch Zufall bei der Erkundung eines ukrainischen Höhlenkomplexes auf die Spuren der Menschen, die sich 50 Jahre zuvor hier versteckt hatten: Knöpfe, ein Frauenschuh, ein alter Schlüssel als stumme Zeugen der Vergangenheit. Von Ortsansässigen erfuhr Nicola, dass einige jüdische Familien während des Zweiten Weltkriegs in den Höhlen Zuflucht vor den Nazis gesucht hatten. Nicola stellte eigene Nachforschungen an, und tatsächlich gelang es ihm, nach über neun Jahren Suche, einige der Überlebenden, die später nach Kanada und in die USA ausgewandert waren, aufzustöbern. Janet Tobias‘ Dokumentarfilm erzählt deren Geschichte mit einfühlsamem Reenactments und ausführlichen Interviews mit vier der Überlebenden. Sie berichten, wie sie in dem Höhlenkomplex den Holocaust überleben konnten – und reisen zum ersten Mal zurück an den Ort des Geschehens. Die Regisseurin und Drehbuchautorin Janet Tobias, die als Produzentin der Emmy-gekrönten Serie „360 Life“ beteiligt war, erzählt in ihrem Film, der in Koproduktion mit dem Bayerischen und dem Mitteldeutschen Rundfunk entstand, eigentlich zwei Geschichten: die Entdeckung dieser Geschichte durch den Höhlenforscher Chris Nicola und natürlich die der unfassbaren Überlebensstrategien der Familien in der Höhle. Hier, stellt die Regisseurin fest, wandelte die vermeintlich klaustrophobische, düstere Welt ihren Charakter: „Die Welt war praktisch auf den Kopf gestellt: Der dunkle, Furcht einflößende Ort wurde zu einer Zuflucht, während man an der Oberfläche jederzeit von seinem Freund oder Nachbarn verraten werden konnte. Licht und Dunkelheit haben so ihre Bedeutungen vertauscht.“ Mit diesem Spiel von Schutz und Bedrängnis, Licht und Dunkelheit stattet sie auch ihren Film aus, der auf dem Hamptons International Film Festival 2012 und dem Palm Springs International Film Festival 2013 mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde.

Di, 21. Jan · 20:15-21:40 · arte
Schwarzmarkt Organhandel

Immer mehr Menschen brauchen ein neues Organ, um zu überleben. Aber immer weniger Menschen sind bereit, ein lebensrettendes Organ zu spenden. So nimmt der illegale Handel mit menschlichen Organen weiter zu. Der Dokumentarfilm „Schwarzmarkt Organhandel“ gewährt außergewöhnliche Einblicke in die Welt dieses illegalen Geschäftszweigs. Zu Wort kommen Mittelsmänner, Chirurgen, mittellose Organspender und verzweifelte Patienten, die sich zwischen Gesetzestreue und ihrem Leben entscheiden müssen. Die Spurensuche nach illegalem Organhandel führt die Filmemacher von Manila über Istanbul in den Kosovo und nach Colorado sowie von Toronto bis Tel Aviv. Erst Anfang der 60er Jahre wurde die erste Niere erfolgreich transplantiert. Was damals als medizinische Sensation galt, ist heute in vielen Krankenhäusern ein alltäglicher Eingriff. Von den weltweit mehr als 100.000 menschlichen Organen, die jährlich transplantiert werden, stammen die meisten von verstorbenen Spendern oder Verwandten der Patienten. Doch die Nachfrage nach Organen übersteigt bei weitem das Angebot. So hat sich besonders in vielen Schwellenländern ein boomender Schwarzmarkthandel vor allem mit menschlichen Nieren entwickelt. Experten schätzen, dass mit diesen Geschäftsmethoden mehr als 500 Millionen Dollar jährlich umgesetzt werden. Der Dokumentarfilm beleuchtet vor allem rechtliche, moralische und ethische Fragen. Er lenkt den Fokus auf eine Schattenwelt, in der Chirurgen Leben retten, aber trotzdem als Verbrecher gelten. Und er zeigt sowohl Lebendspender als auch zufriedene Patienten. Dokumentiert werden auch die Schwachstellen der Gesundheitssysteme. Oft muss das medizinische Personal zusehen , wie Patienten sterben, weil es nicht genügend Organe gibt. In den Slums der Philippinen haben viele Männer ihre Niere zum Preis eines Laptops verkauft. In Teilen der ehemaligen Sowjetunion operieren kriminelle Banden und ködern potenzielle Spender mit viel Geld. Und auch in der westlichen Welt trifft man auf Bedürftige, die durch Online-Annoncen in den Operationssaal gelockt werden. Der Dokumentarfilm zeichnet die Routen des weltweiten illegalen Organhandels nach. Er zeigt aber auch den potenziellen Organempfänger Raul Fain aus Kanada, dessen Überlebenschancen von Tag zu Tag schwinden. Der türkische Chirurg Dr. Yusuf Sonmez, den die internationalen Medien auch „Dr. Frankenstein“ nennen, ist bereit, Raul Fain eine illegale Niere einzupflanzen. Auch der israelische Arzt Zaki Shapira findet den Handel mit Organen legitim. Beide Ärzte werden vom EU-Staatsanwalt juristisch verfolgt. Die Osteuropäerin Ana Rusalenko verkauft eine Niere an Raul Fain und rettet ihm so das Leben. Nun stehen alle Beteiligten im Mittelpunkt eines der bekanntesten Fälle von internationalem Organhandel.

Di, 21. Jan · 22:00-22:54 · arte
Die Auschwitz-Ärzte des Todes

In seiner Dokumentation erforscht der Filmemacher Emil Weiss eine weitere erschütternde Seite der Konzentrationslager: die medizinischen Versuche, die in Auschwitz durchgeführt wurden, um die nationalsozialistische Rassenideologie zu untermauern. Die Tatsache, dass in Auschwitz Ärzte lebende Menschen für Versuche missbrauchten, die von Anthropologen ersonnen und überwacht und von den höchsten staatlichen Stellen veranlasst worden waren, ist bis heute weder im Fernsehen noch im Kino ausführlich behandelt worden. Von den medizinischen Versuchen im Zuge der NS-Rassenpolitik unterschieden sich in Auschwitz vor allem zwei Experimente von denen in anderen Konzentrationslagern. Zum einen sollten durch die Sterilisierung von Männern und Frauen jene europäischen Völker dezimiert werden, die als „rassisch minderwertig“ galten. Zum anderen wollten die Nazis mit der Zwillingsforschung des berüchtigten Dr. Mengele hinter die Geheimnisse der Genetik kommen, um sie in den Dienst der Vermehrung der „arischen Rasse“ zu stellen. Ziel beider Versuchsreihen war es, die Vorherrschaft der „arischen Rasse“ fortzusetzen.

Mi, 22. Jan · 00:15-01:07 · arte
Sonderkommando Auschwitz-Birkenau

Nach der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee im Januar 1945 wurde bekannt, dass die Nazis jüdische KZ-Insassen gezwungen hatten, sich an der Tötung von Mithäftlingen zu beteiligen. Die meisten Mitglieder der sogenannten Sonderkommandos wurden bei Aufgabe des KZs ermordet, um Zeugen des Grauens zu beseitigen. Doch einige überlebten. Ihre Aussagen und später entdeckte Aufzeichnungen vermitteln ein ebenso wahres wie erschreckendes Bild von der Vernichtung menschlichen Lebens in Auschwitz. Als die Rote Armee am 27. Januar 1945 Auschwitz-Birkenau erreichte, fand sie die vier Krematorien des Vernichtungslagers zerstört vor. Um ihre Verbrechen zu vertuschen, hatten die Nazis alle Entkleidungsräume, Gaskammern und Verbrennungsöfen in die Luft gesprengt. Über eine Million Menschen waren hier ermordet worden, die meisten von ihnen waren Juden. Zu Kriegszeiten wurden die Krematorien jedoch nicht nur von Nazis bedient. Die SS hatte für diese Aufgabe eigens das sogenannte „Sonderkommando“ eingerichtet. Es bestand aus jüdischen Häftlingen, die dazu gezwungen wurden, bei der Ermordung ihrer Mitdeportierten mitzuhelfen. Die meisten Sonderkommando-Mitglieder erlebten das Ende des Krieges nicht – die Nazis wünschten keine Zeugen ihrer Gräueltaten. Vier Überlebende, Shlomo Dragon, Henryk Tauber, Alter Feinsilber und Dr. Miklos Nyiszli, sagten jedoch vor Gericht aus. Außerdem wurden nach der Befreiung des Lagers Tagebücher und Berichte in jiddischer Sprache gefunden. Sie stammten von den Sonderkommando-Häftlingen Salmen Gradowski, Lejb Langfuß und Salmen Lewenthal, die die wichtigen Dokumente auf dem Lagergelände vergraben hatten. Gradowski war auch einer der Organisatoren des bewaffneten Sonderkommando-Aufstands von Krematorium III im Oktober 1944. Er wurde mit 451 seiner Gefährten hingerichtet. Langfuß und Lewenthal starben zwei Monate vor der Befreiung des Lagers. Die Aufzeichnungen und Zeugenaussagen vermitteln ein genaues und erschreckendes Bild vom Vernichtungsprozess in Auschwitz, der so genannten Endlösung.

Mi, 22. Jan · 07:35-07:50 · WDR
Planet Schule: Entscheide Dich! – Was tun gegen Rechtsextremismus?

Felix und Lukas sind beste Freunde. Trotzdem gibt es ein Thema, über das die beiden immer wieder diskutieren und einfach keinen gemeinsamen Standpunkt finden: Rechtsextremismus. Felix ist der Meinung, dass es die Aufgabe eines jeden Bürgers ist, aktiv gegen Rechtsextremismus vorzugehen. Auch Sitzblockaden auf Nazi-Demos schließt er für sich selbst nicht aus. Sein Freund Lukas sieht das anders: „Die Situation heute ist anders als vor zwanzig Jahren, als die Rechte Szene in unserem Heimatort noch richtig aktiv war,“ meint er. Und: „Man schenkt den Neonazis nur unnötig Aufmerksamkeit, wenn man sich ständig mit ihnen beschäftigt.“ Lukas möchte seinen Freund davon überzeugen, dass Engagement gegen Rechts auch heute noch richtig und wichtig ist.

Mi, 22. Jan · 23:30-00:55 · SWR
Nicht ganz koscher

613 religiöse Gebote und Verbote regeln den Alltag der Juden. Wie orientiert man sich an der verwirrend hohen Anzahl von Vorschriften und ihren vielen Ausnahmen? Wie lebt man „koscher“? „Koscher“ bedeutet aus dem Hebräischen übersetzt in etwa „als richtig geprüft“ oder „bestätigt“. Der jüdische Mensch unterzieht sich permanent dieser „Qualitätsprüfung“. Die Regisseurin Ruth Olshan hat jüdische Wurzeln, wuchs aber nicht mit der jüdischen Kultur auf. Auf der Suche nach ihrer eigenen jüdischen Identität geht sie humorvoll der Frage nach, was koscheres Leben eigentlich ist. Ruth Olshan taucht tief ein in den facettenreichen jüdischen Alltag. Liberale und orthodoxe jüdische Familien und Rabbiner weihen sie in die Geheimnisse der koscheren Küche ein, in ein, den Außenstehenden kurios erscheinenden Umgang mit Hygiene, Bekleidung etc. – und sparen auch die Sexualität nicht aus. Die Filmemacherin erfährt und erlebt Überraschendes, Erstaunliches, Erheiterndes und vieles, was sie nachdenklich stimmt.

Do, 23. Jan · 14:00-15:30 · BR
Gedenken an die Opfer des Holocaust

Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, der 27. Januar, erinnert an die Opfer in der Zeit des Nationalsozialismus: Millionen Menschen wurden entrechtet, verfolgt, gequält und ermordet. Am 27. Januar 1945 hatten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau befreit. Bundespräsident Roman Herzog führte diesen Tag im Jahr 1996 als zentralen Gedenktag ein. Der Bayerische Landtag gedenkt in diesem Jahr auf dem Gelände der sogenannten Nürnberger Kongresshalle der Millionen Opfer des Nazi-Terrors. Es sprechen Landtagspräsidentin Barbara Stamm, der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Karl Freller, und der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg, Rudi Ceslanski. Dazu spielen die Nürnberger Symphoniker zusammen mit dem Zamir Chor Bayreuth und israelischen Chören. Schüler des Paul-Pfinzig-Gymnasiums Hersbruck präsentieren das Projekt „Schüler führen Schüler mit Audioguides“.

Fr, 24. Jan · 12:00-12:30 · 3sat
Ich stand auf Schindlers Liste

„Ich wollte das alles verdrängen und vergessen“, sagt Michael Emge. Dass der gebürtige Pole seine Geschichte nun doch erzählt, ist einem zwölfjährigen Mädchen zu verdanken: Judith studiert im 4. Semester Geige an der Musikhochschule Köln – im Förderprogramm für Hochbegabte. Als Judith und Emge sich begegnen, beginnt eine ungewöhnliche Freundschaft: „Ich hörte Judith spielen und habe geweint“, erzählt Emge. Vor 70 Jahren im polnischen Krakau war auch er ein hoffnungsvoller Geiger – bis die Nazis kamen. 1943 deportierten die Deutschen den damals 14-Jährigen und seine Familie in das KZ Plaszow. Gerettet wurde er durch „Schindlers Liste“. Doch über seine eigene Rettung hat Emge sich niemals richtig freuen können. Die zwölfjährige Judith ist tief beeindruckt von Michael Emges Geschichte und will mehr darüber wissen. Sie bittet Emge, mit ihr nach Polen zu reisen. Zögernd sagt der alte Mann zu. Zum ersten Mal seit über 50 Jahren sieht er die Orte wieder, die sein Leben für immer verändert haben. Seinen Entlassungsschein aus Schindlers Fabrik hat er heute noch. Doch den Namen „Emge“ sucht man auf Schindlers Liste vergeblich. Er hat so viele schlechte Erfahrungen gemacht, dass er seine wahre polnische Identität im Fernsehen nicht öffentlich preisgeben will. Die Dokumentation „Ich stand auf Schindlers Liste“ erzählt die Geschichte Michael Emges und zugleich die einer besonderen Freundschaft.

Fr, 24. Jan · 12:30-13:00 · 3sat
Der Plan des Bildhauers – Eine Straße des Friedens für Otto Freundlich

Auf dem Titelblatt des Nazi-Katalogs „Entartete Kunst“ aus dem Jahr 1937 ist eine seiner Plastiken abgebildet: Otto Freundlich, deutsch-jüdischer Maler und Bildhauer in Paris. Freundlich hatte die Vision einer Weltgemeinschaft und wollte Skulpturenstraßen durch Europa bauen. 1943 schickten die Nazis ihn in den Tod. Die Idee hat überlebt. Seit Jahrzehnten arbeitet der Bildhauer und frühere Professor an der Akademie der Bildenden Künste in München, Leo Kornbrust, an einer Skulpturenstraße von Paris bis Moskau. An dem Vorhaben beteiligen sich Künstler aus ganz Europa. Mehr als 30 Skulpturen sind bisher entstanden. Für sein Projekt hat sich Kornbrust an die Lebensorte des ermordeten Bildhauers begeben: Dabei hat er eine verlorene Spur wieder entdeckt. In Freundlichs heute polnischem Heimatort Slupsk hat ein polnischer Bildhauer eine Skulptur für die „Straße des Friedens“ geschaffen. Am Pariser Montmartre wohnte und arbeitete Freundlich im Bateau Lavoir unter einem Dach mit Künstlern wie Picasso und Braque. Ab 1940 verbarg er sich mit seiner Frau in dem Pyrenäen-Dorf Saint-Martin-de-Fenouillet. 1943 wurde er denunziert, verhaftet und in Sobibor ermordet. Kornbrust trifft den Enkel des Kollaborateurs, der ihn verraten hat: Der Enkel ist heute selbst Maler und will an der Straße des Friedens mitarbeiten. Für ihre Dokumentation „Der Plan des Bildhauers“ hat Gabi Heleen Bollinger den Künstler Leo Kornbrust bei der Realisation seiner Utopie beobachtet und ihn auf seinen Reisen begleitet.

Fr, 24. Jan · 02:15-02:55 · PHOENIX
Rätsel um Ashkelon

Der Traum vieler Archäologen erfüllte sich für Lawrence Stager. Der Harvard-Professor bekommt 1985 von Leon Levy, einem reichen amerikanischen Geschäftsmann, die Finanzierung einer Ausgrabung seiner Wahl angeboten. Der Archäologe entscheidet sich für das alte Askalon in Israel. Die Leon-Levy-Ausgrabung – ein Mammutprojekt. Askalon – ein fast vergessener Name. Bereits um 3500 v. Chr. ein bedeutender Seehafen, war die strategisch günstig gelegene Stadt fast 5.000 Jahre ein wichtiger Umschlagsplatz. An den Handelswegen von Kleinasien und Syrien nach Ägypten gelegen, stand die Metropole stets im Kreuzfeuer der Geschichte. Mehrmals zerstört und wieder neu aufgebaut, gerät Askalon nach der endgültigen Zerstörung durch die Mamelucken in Vergessenheit. Die historischen Zeugnisse einer bewegten Vergangenheit schlummerten Jahrhunderte unter der Erde des „Heiligen Landes“. Seit 17 Jahren bringt das Wissenschaftlerteam um Prof. Stager Licht ins Dunkel von Askalon. Die antike Stätte des heutigen Badeorts Ashkelon entpuppt sich als wahrer archäologischer Schatz. Die zahlreichen Funde liefern den Experten brauchbare Informationen über sechs vergangene Kulturen. 37 v.Chr. eroberten die Römer den Seehafen. Unter ihrer annähernd vierhundertjährigen Herrschaft erblühte Askalon zum internationalen Handelszentrum. Prunkvolle Villen und prächtige Badehäuser sind stumme Zeugen der damaligen Lebensart.In einem der „Wellness-Zentren“ aus dem 4. Jahrhundert n.Chr. machte das Ausgrabungsteam um Prof. Stager eine grausige Entdeckung: die Skelette von mehr als hundert Neugeborenen – einfach in den Abfluss geworfen, wie es scheint. Eine Untersuchung der über viele Jahrhunderte in den Knochen erhaltenen DNA der Gebeine ergibt, dass die meisten der traurigen Geschöpfe Jungen waren. Die Alten Römer waren nicht zimperlich. Das Töten oder Aussetzen von ungewolltem Nachwuchs war kein Verbrechen, sondern übliche Art der Geburtenkontrolle. Die Wissenschaftler wollen wissen, was sich hinter dem rätselhaften Skelettfund von Askalon verbirgt. Haben Prostituierte, die im Badehaus ihre Liebesdienste anboten, ihre Neugeborenen in der Kanalisation ausgesetzt? Der Dokumentarfilm begleitet ein internationales Archäologenteam zur historisch einzigartigen Ausgrabungsstätte beim heutigen Ashkelon. Innovative Computeranimationen und anschaulich vermittelte Wissenschaft erinnern an das Leben im antiken Askalon.

Sa, 25. Jan · 06:30-06:45 · SWR
Meine Geschichte – Verfolgt von den Nazis: Heinz Humbach

Heinz Humbach, Jahrgang 1928, stammt aus einer kommunistischen Familie. Sein Vater war bereits 1933 von den Nazis verhaftet worden und verbrachte mehrere Monate im Zuchthaus. Die Familie gehörte zu einer Widerstandsgruppe in Köln, dem „Nationalkomitee Freies Deutschland“, die Bedrängten half: verfolgten Kommunisten, Zwangsarbeitern, Deserteuren und Juden. Sie nahmen von der Deportation bedrohte Menschen in ihrem Haus auf und versorgten sie, so gut es ging, mit Lebensmitteln. Auch die Nachbarn halfen mit. Das ging einige Zeit gut, bis die Gestapo Mitglieder der Widerstandsgruppe aufspürte, festnahm und unter Folter zu Aussagen zwang. So stieß die Gestapo auch auf Heinz Humbachs Eltern, mit denen er Ende November 1944 im Alter von 16 Jahren verhaftet wurde. Sie landeten im Sondergefängnis und wurden mit dem weiteren Vorrücken der US-Armee immer wieder verlegt. Schließlich konnten sie in Gießen von den Amerikanern befreit werden. Schon im Mai 1945 war Heinz Humbach Mitbegründer der KPD in Wetzlar. Im Juni 2004 starb Heinz Humbach in Köln.

Sa, 25. Jan · 06:45-07:15 · SWR
Eine Herzenssache

„Wir sind die einzige jüdische Kleinfamilie in Deutschland, die als ganze gerettet wurde“, erzählt Marga Spiegel. Sie, ihr Mann Sigmund und ihre Tochter Karin wurden durch fünf Münsterländer Bauernfamilien in den Jahren 1943 bis 1945 vor den Nazis versteckt. Damit gelang es den Bauern, die gesamte Familie vor der Deportation zu retten. Die Rahmenbedingungen waren nicht gut – die kleine Stadt Ahlen in Westfalen war damals stolz darauf, eine der ersten „judenreinen“ Städte zu sein. Die meisten Juden aus Ahlen haben die NS-Zeit nicht überlebt, auch 36 Mitglieder der Familie Spiegel sind in Konzentrationslagern umgekommen. Die erstaunliche Überlebensgeschichte von Marga Spiegel ist vor Kurzem als Spielfilm unter dem Titel „Unter Bauern“ verfilmt worden und in deutschen und internationalen Kinos zu sehen. Eine Geschichte von Verfolgung, Courage, Hoffnung und stillen Helden. Ihre eigene Rettung, vor allem aber die Weitergabe dieser Geschichte, ist für Marga Spiegel „eine Herzenssache“.

Sa, 25. Jan · 07:15-07:45 · SWR
Die Kinder der Villa Emma

Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg suchen jüdische Kinder Zuflucht vor der Deportation. Drei Jahre lang irren sie in Europa umher, dann finden sie ausgerechnet im faschistischen Italien in der „Villa Emma“ einen sicheren Platz. Dank der Solidarität und des Mutes der Bevölkerung überleben die Kinder, auch als Norditalien durch Wehrmacht und SS besetzt wird. Schließlich gelingt ihnen die Flucht in die Schweiz. Und endlich, noch einmal drei Jahre später, können sie zu ihrem eigentlichen Ziel aufbrechen: Richtung Palästina.

Sa, 25. Jan · 16:30-17:00 · HR
Horizonte: Erinnerung darf nicht enden

„Erinnerung darf nicht enden“: Mit diesen Worten proklamierte 1996 der damalige Bundespräsident Roman Herzog den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Jedes Jahr am 27. Januar wird der Opfer des NS-Terrors gedacht. Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee das KZ Auschwitz-Birkenau. Es sollte 18 Jahre dauern, bis am 20. Dezember 1963 in Frankfurt der Auschwitz-Prozess begann. Angeklagt waren Angehörige der Waffen-SS, die zum Personal des KZ Auschwitz gehört hatten. Über 300 Zeugen waren nach Frankfurt angereist, darunter viele Auschwitz-Überlebende. Sie berichteten im Frankfurter Schwurgericht detailliert, wie das organisierte Morden im KZ Auschwitz ablief: Mindestens 1,1 Millionen Menschen, vor allem Juden, wurden in dieser perfektionierten Mordfabrik getötet. Auschwitz wurde zum Synonym für den Holocaust und der Auschwitz-Prozess zu einem der wichtigsten Etappen der deutschen Rechtsgeschichte. Was aber bedeutet es heute, mehr als sechs Jahrzehnte später, dass das Erinnern kein Ende finden darf? Was soll wie erinnert werden? Was bedeuten diese Erinnerungen für junge Menschen? Noch leben die letzten Überlebenden des Holocaust und können Zeugnis geben. Aber auch einige der Täter leben noch: In den vergangenen Monaten begannen neue Ermittlungen gegen mehr als 30 frühere KZ-Aufseher, die meisten inzwischen weit über 90 Jahre alt. Warum hat es so lange gedauert, diesen Tätern auf die Spur zu kommen? Welchen Sinn hat es noch, heute nach Jahrzehnten diesen zum Teil dementen und kranken Menschen den Prozess zu machen? Was meint Gerechtigkeit? Was meint Erinnern? Was meint Verantwortung? Darüber reflektiert an diesem Samstagnachmittag „Horizonte“.

Sa, 25. Jan · 18:45-18:50 · MDR
Glaubwürdig: Lissa Flade

„Nehmt mich doch mit!“ Die flehenden Worte ihrer Mutter wird die heute 82-jährige Lissa Flade wohl nie vergessen. Ende der 30er-Jahre war ihre „Muttel“ mit Depressionen in die Psychiatrie eingeliefert worden. 1940 fiel sie dem Euthanasieprogramm der Nazis in Pirna-Sonnenstein zum Opfer. Diesen Verlust hat Lissa nie verwunden. Vielleicht auch deshalb, weil sie über 40 Jahre in demselben Gebäudekomplex gearbeitet hat, in dem ihre Mutter getötet wurde und wo sie noch immer in einer Werkswohnung wohnt. Die dunkle Vergangenheit des hermetisch abgeriegelten Geländes wurde zu DDR-Zeiten tabuisiert. Nichts erinnerte an die über 14.000 Menschen, die hier ermordet worden sind. Nach der politischen Wende 1989 gehörte Lissa deshalb zu den Gründungsmitgliedern des Kuratoriums der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein. „Geschichte stirbt nicht“, ist Lissa überzeugt. Den Toten und ihrer Mutter einen würdigen Ort des Gedenkens und der Erinnerung am Ort ihrer Ermordung zu geben, ist Lissa Flades Ansporn für ihre Arbeit im Kuratorium bis heute, damit die „Euthanasie“-Morde weder geleugnet noch vergessen werden können.

Sa, 25. Jan · 22:15-23:50 · RBB Berlin
Jakob der Lügner

Der unscheinbare Jakob Heym hilft den Menschen, die mit ihm die bittere Zeit im Warschauer Ghetto bestehen müssen. Jakob ersinnt freundliche Lügen, erfindet tröstliche Radiomeldungen, die die Hoffnung nähren, aber auch den Mut und den Widerstand. Jakobs Mitteilungen sind für seine Freunde wertvoller als Brot. Eine Tragikomödie um die menschliche Größe Jakob des Lügners. Jakob Heym lebt im jüdischen Ghetto Warschaus. Wegen angeblicher Überschreitung der Ausgangssperre wird er eines Tages zum Gestapo-Revier geschickt, kommt jedoch wider Erwarten mit dem Leben davon. Der Zufall will es, dass Jakob aus dem Radio bei der Gestapo eine Nachricht über den Anmarsch der Russen aufschnappt. Diese Meldung wirkt für Jakob wie ein Lebenselexier und sie soll auch seinen Freunden neuen Lebensmut geben. Damit diese ihm die Nachricht glauben und er durch deren Quellen nicht als Gestapo-Spitzel verdächtigt wird, muss Jakob lügen. Er gibt vor, ein Radio zu besitzen. Doch damit beginnt Jakobs tragikomischer Leidensweg. Tagtäglich wollen alle Neues von ihm wissen: über den Frontverlauf, die Weltpolitik und vieles mehr. Selbst die kleine Lina, die er versteckt hält, ist neugierig. Hoffnung breitet sich im Ghetto aus, die Selbstmorde hören auf, Zukunftspläne über ein Leben ohne den gelben Stern werden geschmiedet. Und Jakob lügt weiter, ist doch die Hoffnung in ihrer Situation wichtiger als das Stück Brot. Doch allmählich wird die Illusion zum Selbstbetrug. Jakob erträgt die sich selbst aufgebürdete Last nicht mehr und vertraut sich seinem Freund Kowalski an. Der Hoffnung beraubt, nimmt sich dieser das Leben. Als für alle der Deportationsbefehl kommt, entdeckt auch Lina die Wahrheit. Dennoch war für sie für eine kurze Weile die graue Ghetto-Wirklichkeit bunt geworden.

Sa, 25. Jan · 22:30-00:00 · PHOENIX
Im Himmel, unter der Erde – Der Jüdische Friedhof Weißensee

Am nördlichen Ende von Berlin liegt versteckt in einem Wohngebiet, umgeben von Mauern, ein Urwald aus Bäumen, Rhododendron und Efeu. Auf dem Plan sieht er aus wie ein Garten der Renaissance: eine Geometrie von Rechteck, Trapez und Dreieck. Die Alleen kreuzen sich in Kreisen und Quadraten. Aber wer die Anlage betritt, fühlt sich wie an einem verwunschenen Ort. Morgentau und Nebel, hohe Bäume, Dickicht. Dazwischen Säulen, Steine, Mausoleen, Efeu, Flieder und von rechts ein kleiner Fuchs – der Jüdische Friedhof in Weißensee. Benjamin Baruch „Benny“ Epstein aus Florida besucht das Grab seiner Großmutter Helene auf dem Friedhof Berlin-Weißensee. Seit mehr als 130 Jahren ist er in Betrieb, der größte erhaltene jüdische Friedhof Europas, auf dem heute noch bestattet wird. Über 115.000 Menschen sind hier begraben. Lang ist die Liste berühmter Künstler, Philosophen, Juristen, Architekten, Ärzte, Religionslehrer und Verleger, die in Weißensee beerdigt wurden. Die Kaufhausgründer Jandorf (KaDeWe) und Hermann Tietz (Hertie) gehören dazu, der Maler Lesser Ury, der Hotelier Kempinski, der Verleger Samuel Fischer (S. Fischer Verlag) und Rudolf Mosse, dem einst das größte Verlagshaus Europas gehörte. Als erster wurde kein Berühmter begraben, sondern am 22. September 1880 Louis Grünbaum, der Bewohner eines Altersheims. Auf seinem Grabstein steht an der Seite eine große „1“. Dass der Stein noch steht, liegt daran, dass ein jüdischer Friedhof für die Ewigkeit angelegt wird. Die Gräber werden nicht eingeebnet, Liegefristen gibt es nicht. Auf jedem Grabstein in Weißensee findet sich eine fortlaufende Nummer, die frischen Gräber haben sechsstellige Zahlen. Ist es fröhlich auf dem Friedhof? „Nein“, sagt Friedhofsdirektor Ron Kohls. Doch dann lacht er. Britta Wauers Film erzählt mal heiter, mal melancholisch von einem verzauberten Ort und seinen Besuchern. Dabei verbindet sie Vergangenheit mit Gegenwart, Geschichte mit Geschichten. Vier Jahre lang hat die Regisseurin für ihren Film recherchiert, mit vielen Zeitzeugen gesprochen, die tief mit dem Friedhof und seinen Toten verbunden sind.

So, 26. Jan · 20:15-21:00 · 3sat
Weltenbrand (1/3) – Sündenfall

Kaum jemand dachte an den Ausbruch eines großen Krieges, als die Welt am 28. Juni 1914 von der Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajewo erfuhr. Doch als vier Wochen nach dem Attentat Österreich-Ungarn Serbien den Krieg erklärte, löste es damit eine Kettenreaktion aus, an deren Ende ganz Europa und die Welt brannten. Die Menschen auf den Straßen der europäischen Großstädte begrüßten anfangs den Kriegsausbruch als „reinigendes Gewitter“. Sie ahnten nicht, dass am Morgen des 4. August 1914 mit dem Einmarsch der kaiserlichen Armee in das neutrale Belgien das große Sterben beginnen sollte. Das Kalkül des kaiserlichen Generalstabs war riskant und ging von Anfang an nicht auf. Ende Oktober 1914 zog auch der Schütze Adolf Hitler in den Krieg. Als größte Zeit seines „irdischen Lebens“ verklärt er später diese Zeit, dabei sollte Hitlers erster Einsatz an der Front sein einziger bleiben. Er fand danach als Meldegänger ein warmes Plätzchen im Regimentshauptquartier. Auf der anderen Seite entging der britische Leutnant Bernard Law Montgomery nur knapp dem Tod. Deutsche Scharfschützen verletzten ihn lebensgefährlich. Drei Jahrzehnte später standen sich die Gegner des Ersten Weltkriegs erneut gegenüber. Ende April 1945 gestand Hitler mit seinem Selbstmord die totale Niederlage ein, wenige Tage später nahm Montgomery in der Lüneburger Heide die erste deutsche Kapitulation entgegen. Unter anderem am Beispiel von Hitler und Montgomery zeichnet die ersten Folge der dreiteiligen Dokumentarreihe „Weltenbrand“ nach, wie eine ganze Generation vom Krieg geprägt wurde und wie schon 1914 die Weichen für einen mehr als 30 Jahre währenden Konflikt gestellt wurden – denn der Zweite Weltkrieg speiste sich aus dem Ersten.

So, 26. Jan · 21:00-21:45 · 3sat
Weltenbrand (2/3) – Fegefeuer

Der Name der französischen Festungsstadt Verdun wurde 1916 zum Symbol für das Massensterben auf den Schlachtfeldern des 20. Jahrhunderts. Die hohen Militärs sprachen von einer „Blutpumpe“, die Frontsoldaten nannten es die „Hölle von Verdun“. Mehr als 700.000 Soldaten starben dort, wurden verwundet oder blieben vermisst, ohne dass sich der Frontverlauf wesentlich änderte. Ein junger französischer Offizier hatte Glück im Unglück. Zwei Wochen nach Beginn der Kämpfe um Verdun wurde seine Einheit aufgerieben, doch er selbst war nur verwundet und geriet in deutsche Gefangenschaft. Sein Name: Charles de Gaulle. Der Mann, der 1944 als Sieger über die deutschen Besatzer durch Paris schritt, versuchte mehrmals aus der Gefangenschaft auszubrechen. Aus einer anderen Perspektive erlebte 1916 ein deutscher Offizier die Schlacht um Verdun – als Pilot einer Aufklärungsmaschine kundschaftete er die Truppenstärke des Gegners aus. Bei den neu entstehenden Luftstreitkräften wuchs – fernab vom Elend der blutgetränkten Schlachtfelder – die Legende vom „ritterlichen Krieg“. Hochdekorierte Kampfflieger wie Hermann Göring ließen sich als Helden feiern. Seine Popularität machte den „Pour-le-Mérite“-Träger Göring später zu einem willkommenen Helfer Hitlers. Die Schlacht bei Verdun war nicht das einzige Schlüsselereignis des Jahres 1916: Am 1. Juli begann an der Somme der Sturm-Angriff auf die deutschen Linien. Allein in der ersten halben Stunde starben über 8.000 britische Soldaten, einer der blutigsten Momente der Militärgeschichte. Der zweite Teil der dreiteiligen Dokumentarreihe „Weltenbrand“ zeigt eindringlich, wie eine ganze Generation durch das „Fegefeuer“ des Ersten Weltkriegs ging. Augenzeugenberichte legen Zeugnis ab vom Leid und den Entbehrungen, Spielszenen machen deutlich, wie der Krieg die Anschauungen von Protagonisten wie Charles De Gaulle und Hermann Göring – mit ganz unterschiedlichen Konsequenzen – prägte.

So, 26. Jan · 21:45-22:30 · 3sat
Weltenbrand (3/3) – Völkerschlacht

Der Frühling 1918 begann mit einem Paukenschlag. Eingeleitet durch ein fünfstündiges Trommelfeuer aus 6.600 Geschützrohren, traten am 21. März über eine Million deutsche Soldaten zu einer massierten Offensive in Frankreich an – Deckname „Michael“. Die deutsche Armeeführung erhoffte sich von diesem Befreiungsschlag den Durchbruch im vierten Jahr eines Stellungskriegs, der unermessliche Todesopfer gefordert hatte, ohne Boden gutzumachen. Zusätzliche Truppen, die nach dem Friedensschluss mit Lenins neuem Sowjetregime von der Ostfront herbeordert wurden, verstärkten das deutsche Aufgebot. Die Zeit drängte, zumal immer mehr frische US-Truppen die Westalliierten verstärkten. Nach Verlusten, Auszehrung und Hunger erhöhte zudem die zunehmende Kriegsmüdigkeit in der Heimat und an der Front den Druck, nun mit allen Mitteln die Entscheidung herbeizuführen. Der letzte Teil der dreiteiligen Dokumentarreihe „Weltenbrand“ erzählt den bewegten Verlauf der Völkerschlacht im letzten Kriegsjahr anhand der Erfahrungen zweier junger Offiziere, die ein Vierteljahrhundert später im Zweiten Weltkrieg zu prominenten Widersachern wurden: Hitlers Generalfeldmarschall Walter Model und US-Panzergeneral George S. Patton traten Ende 1944 während der deutschen Ardennen-Offensive erneut gegeneinander an – unter Umständen, die durchaus Parallelen mit dem Unternehmen „Michael“ 1918 aufwiesen. So schlägt die Dokumentation einen Bogen zwischen den beiden Kriegen und zeigt, wie sie miteinander verknüpft waren und woran sie sich unterschieden.

So, 26. Jan · 23:30-00:15 · ZDF
Mörder unter uns – Fritz Bauers einsamer Kampf

Er war die Ausnahmeerscheinung der Nachkriegsjustiz: Fritz Bauer, hessischer Generalstaatsanwalt, der die Deutschen in einem aufsehenerregenden Prozess vor 50 Jahren mit dem Geschehen in Auschwitz konfrontierte, stand in seiner Zunft weithin allein da. „Wenn ich mein Amtszimmer verlasse, betrete ich feindliches Ausland“, lästerte er im Freundeskreis gern mit galligem Humor. Die überwältigende Mehrheit seiner Amtskollegen hatte ihre Robe bereits im Zeichen des Hakenkreuzes getragen und mühte sich nun, eingebunden in alte Seilschaften, nach Kräften, die Verbrechen der Vergangenheit ruhen zu lassen. In klarem Kontrast zu dieser Schlussstrichmentalität öffnete Fritz Bauer im Frankfurter Auschwitzprozess seinen Landsleuten die Augen für die Abgründe der Diktatur. Ohne seine stille Beharrlichkeit wäre auch Adolf Eichmann, der nach Argentinien geflohene Manager des NS-Vernichtungswerks, bis an sein Lebensende unbehelligt geblieben. Und doch trieb Fritz Bauer, wiewohl als jüdischer Sozialdemokrat nach 1933 aus seinem Vaterland vertrieben, nicht Rachsucht an. Seine Mission war die Aufklärung. Auf dem Boden des Rechtsstaats ließ er öffentlich darüber verhandeln, welche verheerenden Folgen die Herrschaft des Unrechts hatte, in dem Bestreben, dessen Wiederkehr vorzubeugen. Mit Hilfe von Filmfunden und Aussagen von Weggefährten zeichnet „ZDF-History“ die außergewöhnliche Geschichte Fritz Bauers nach, von den schwäbischen Wurzeln über das erzwungene Exil bis zu seinem einsamen Tod. Es ist die Geschichte eines einzigartigen Verfechters des Rechts in einer restaurativen Gesellschaft, die in den sechziger Jahren bereits von den Geburtswehen einer freieren, kritischeren Zeit erfasst war – auch dank aufrechter Persönlichkeiten wie Fritz Bauer.

So, 26. Jan · 23:45-00:30 · BR-alpha
Eine Kindheit in Israel – David Grossman

David Grossman, Jahrgang 1954, thematisiert seine Kindheit in Israel zwischen den großen Themen des Landes – der Last der Vergangenheit, dem Werden einer neuen, jungen Genration und der Schwierigkeit, in den vielfachen gesellschaftlichen Prozessen und Konflikten die Identität zu bewahren, in seinen autobiografischen Romanen. Er ist einer der bedeutendsten Schriftsteller der israelischen Gegenwartsliteratur: David Grossmann. Der Autor von Kinder- und Jugendbüchern, Romanen und Essays wurde 1954 in Jerusalem geboren. Die Kindheit in Israel ist ein Hauptthema in seinen meist autobiografischen Büchern. So beschreibt er z. B. in seinem Roman „Der Kindheitserfinder“ den Verlust der Kindheit. Als Friedensaktivist beschäftigt sich Grossmann in seinen Werken zudem mit den gesellschaftlichen Prozessen und Konflikten Israels.

So, 26. Jan · 23:50-01:05 · MDR
Meine Familie, die Nazis und Ich

Heinrich Himmler, Hermann Göring, Amon Göth – diese Namen erinnern ewig an die menschenverachtenden Verbrechen der Nazizeit. Eine Last, die ihre Nachfahren noch heute tragen. Wie leben die Kinder und Enkelkinder von Hitlers engsten Vertrauten heute mit ihrem Erbe? In der Dokumentation von Regisseur Chanoch Ze’evi beginnen Kinder und Enkel der NS-Täter eine Aufarbeitung auf ganz persönlicher Ebene. So verschieden wie die Protagonisten des Films, so unterschiedlich sind auch die Wege, die sie gefunden haben, um mit ihrem schweren Familienerbe umzugehen. Vor der Kamera des israelischen Filmemachers öffnen sie sich und erzählen ihre persönliche Familiengeschichte. Ihre Aussagen geben einen lebendigen Einblick in das familiäre Herz einer ganzen Generation. Niklas Frank lässt an seinen Eltern kein gutes Haar. Der Sohn von Hans Frank, dem Generalgouverneur der besetzten polnischen Gebiete, schreibt in zwei Büchern schonungslos über die Vergehen seiner Familie. Seine Anklageschrift trägt er auszugsweise für Schulgruppen vor und ruft auf seinen Lesungen starke Emotionen hervor. Monika Göth hingegen bekämpft ihre Familienlast mit einer offensiven Israelliebe. Die Tochter von Amon Göth, des sadistischen Lagerkommandanten des Konzentrationslagers Plaszow, lebt heute zurückgezogen in der bayrischen Provinz. Mit der Wahrheit über ihren Vater wurde sie erstmals als Teenager konfrontiert. Steven Spielbergs Holocaust-Drama „Schindlers Liste“ öffnete ihr vollends die Augen über die Mordpraktiken Amon Göths, die ihm den Beinamen „Schlächter von Plaszow“ eintragen hatten: Der Kinobesuch endete für sie mit einer ärztlichen Behandlung nach schwerem Schock. Bettina Göring, Großnichte von Hermann Göring, lebt seit vielen Jahren in einem entlegenen Ort in New Mexiko, USA. Sie hat sich für den Neuanfang unter einem neuen Namen entschieden und beobachtet ihre Heimat nur noch aus der Ferne. Gemeinsam mit ihrem Bruder hat sie sich für die Sterilisation entschieden, „um keine weiteren Görings zu produzieren“. Den entgegengesetzten Weg hat Katrin Himmler gewählt. Die Großnichte von Heinrich Himmler hat sich als Ahnenforscherin auf die eigene Familiengeschichte spezialisiert. Ihr Drang, alle Verstrickungen ihres Umfeldes aus der Zeit des Nationalsozialismus offenzulegen, stößt nicht nur auf Gegenliebe. Doch die Autorin ist überzeugt, dass man nur im Dialog voranschreiten kann. Den Dialog mit Holocaust-Überlebenden sucht Rainer Höß. Er ist der Enkel des langjährigen Lagerkommandanten von Auschwitz, Rudolf Höß. Der Film begleitet ihn auf seiner Reise gemeinsam mit einem israelischen Journalisten in das ehemalige Konzentrationslager, neben dem sein Vater aufgewachsen ist. Die Fotos aus dem Familienarchiv zeigen eine idyllische Kindheit, während auf der anderen Seite der Mauer täglich Häftlinge umgebracht wurden.

Mo, 27. Jan · 01:30-02:15 · HR
Auschwitz vor Gericht

Vor 50 Jahren, am 20. Dezember 1963, begann in Frankfurt das bedeutendste und größte Gerichtsverfahren der deutschen Rechtsgeschichte. 700 Seiten umfasste die in über fünf Jahren erarbeitete Anklageschrift. Sie richtete sich gegen 21 Angehörige der Waffen-SS, die alle zum Personal des Konzentrationslagers Auschwitz gehört hatten und sich wegen Mordes „in einer unbestimmten Vielzahl von Fällen“ verantworten mussten. An 183 Verhandlungstagen wurden 359 Zeugen gehört, darunter 248 Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz, die nach Frankfurt gereist waren, um unter Eid Zeugnis abzulegen. Die Dokumentation folgt äußerlich dem historischen Ablauf des großen Frankfurter Auschwitzprozesses und konzentriert sich dabei auf die Hauptakteure: Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, der das Verfahren ins Rollen brachte, die Staatsanwälte Kügler und Wiese, die die Angeklagten aufspürten, sowie die SS-Männer Mulka, Boger, Capesius und Klehr, deren Taten Schlagzeilen in der Weltpresse machten. Unweigerlich aber muss der Zuschauer den Blick immer wieder nach Auschwitz richten. Denn wie im Prozess sind es die Aussagen der Überlebenden, die auch diese Dokumentation zu einem unabweisbaren und eindrucksvollen Zeugnis für die Verbrechen der Nationalsozialisten machen: Hermann Langbein, Rudolf Vrba, Mauritius Berner, Jenny Schaner und Yehuda Bacon gingen vor die Kamera. Yehuda Bacon war noch ein Kind, als er Holz in die Verbrennungsöfen schleppen, menschliche Asche auf vereiste Wege streuen und zusehen musste, wie die Körper der Ermordeten aus den Gaskammern gezerrt wurden. Darüber hinaus greifen die Autoren des Hessischen Rundfunks zurück auf die von ihnen 1992 aufgespürten und über 500 Stunden umfassenden Tonband-Protokolle des Prozesses. Diese waren, einmalig in der deutschen Justizgeschichte, wegen des großen Zeugenaufgebots eigens vom Bundesgerichtshof genehmigt worden. Allerdings nur unter der Bedingung, dass sie nach der Urteilsverkündung wieder gelöscht werden. Sie blieben jedoch auf Anweisung des hessischen Justizministers erhalten und sind heute zum unverzichtbaren historischen Forschungsmaterial geworden. Nach Jahren des öffentlichen Verschweigens konfrontierte dieser Prozess die Deutschen und die Welt zum ersten Mal mit allen Einzelheiten des Völkermords an den europäischen Juden. Als am 20. August 1965 das Urteil gesprochen wurde, sagte der Vorsitzende Richter Hans Hofmeyer in seinem Schlusswort: „20 Monate lang haben wir im Geiste nochmals alle Leiden und all die Qualen erlebt, die die Menschen dort erlitten haben und die mit Auschwitz immer verbunden bleiben.“ Hermann Langbein, Gefangener in Auschwitz und Zeuge vor Gericht, erklärte, der Prozess habe wesentlich dazu beigetragen, „der Öffentlichkeit unanfechtbare Tatsachen über einen Abschnitt der deutschen Geschichte zu vermitteln, der bis dahin für allzu viele im Dunkeln lag.“ Dass die Mörder von Auschwitz erst 18 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers angeklagt werden konnten, zeigt, wie schwierig es war, überhaupt über Auschwitz Gericht zu halten. Dass es schließlich doch dazu kam, ist vor allem dem damaligen hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer zu verdanken, der im Nachkriegsdeutschland einer der wenigen entschlossen handelnden Verfolger der NS-Verbrechen war. Doch muss die Dokumentation schließlich konstatieren, dass 50 Jahre nach Eröffnung des historischen Prozesses unzählige Verbrechen von Auschwitz noch immer ungesühnt sind, dass Tausende Mitglieder von KZ-Wachmannschaften ungestraft davonkamen. Demnächst aber wird es wohl weitere Prozesse geben: Die Vorermittlungen gegen 30 ehemalige Auschwitz-Wächter sind abgeschlossen. Der älteste Beschuldigte ist 97 Jahre alt. Er konnte ein langes Leben genießen.

Mo, 27. Jan · 02:15-03:15 · HR
Als das Lachen verbrannte – Die Kinder von Ausschwitz und die Qual des Erinnerns

Yitzhak Taub und sein Zwillingsbruder Serach wurden 1945 aus dem Konzentrationslager Auschwitz befreit, zusammen mit anderen Kindern, denen man alles genommen hatte: ihre Kindheit, ihre Familie, ihre Zukunft und ihr Lachen. Der Film „Als das Lachen verbrannte“ hört den Kindern von Auschwitz zu. Shlomo Malek war 15 Jahre alt, als er befreit wurde – neun Monate zuvor hatten die Nazis ihn aus Rumänien in das Todeslager verschleppt. Miri Schönberger stammt aus Ungarn. 13 Jahre alt war sie, als der SS-Lagerarzt Dr. Joseph Mengele sie und ihre Zwillingsschwester Sarah für seine bestialischen Versuche an der „Rampe“ aussortierte. Avraham Harshalom wurde im polnischen Pruzany geboren. 1943 wurde er mit seiner Familie nach Auschwitz deportiert. Peter Grünfeld und seine Schwester Martha waren vier Jahre alt, als sie die Deutschen aus Prag abholten. Später sagte er: „Es waren nur neun Monate in Auschwitz – aber das ist wie ein ganzes Leben“. Die Kinder von Auschwitz wurden befreit, aber sie haben Auschwitz nie wirklich verlassen. In ungewöhnlich eindringlichen Bildern schildern sie die Stationen ihres Leids: das Johlen der Nachbarn, als die Juden durch Dörfer getrieben wurden, das Grauen in den Viehwaggons der Reichsbahn, den aschegrauen Himmel über den Krematorien, die Angst in den Laboratorien des Dr. Mengele und die Qual des Weiterlebens nach der Befreiung.

Mo, 27. Jan · 07:45-08:00 · RBB
Brundibár – Eine Kinderoper aus dem KZ Theresienstadt

Die Kinderoper „Brundibár“ von Hans Krása und Adolf Hoffmeister wurde vor allem wegen der Rolle für die Insassen des Konzentrationslagers Theresienstadt berühmt. Dort wurde sie über 50 Mal offiziell gespielt und unzählige Male inoffiziell – auf den Gängen der Wohnbaracken und in Hofecken. Dass die Kinderoper wichtig war, sahen auch die Nazis des Lagerkommandos und wählten sie als Beweis des „schönen Lebens“ im „Kurort Theresienstadt“ für die Inspektion des Internationalen Roten Kreuzes am 23. Juni 1944. Die Sendung dokumentiert das deutsch-polnische Projekt, das 2011 unter der Leitung der norwegisch-polnischen Musikerin Bente Kahan in Zusammenarbeit mit dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt (Oder) und der Stiftung Genshagen entstand. Mit dabei waren deutsche und polnische Kinder und Jugendliche zwischen sieben und achtzehn Jahren. Unterstützt wurden sie von namhaften Künstlern aus Holland, Bulgarien, Polen und der Türkei. Ein Höhepunkt der Dokumentation sind die Erinnerungen der Zeitzeugin Eva Hermanova. Als damals 14-Jährige sang sie bei den Aufführungen von „Brundibár“ in Theresienstadt im Kinderchor mit.

Mo, 27. Jan · 18:00-18:30 · PHOENIX
Mit einem Lächeln und einer Träne

Eigentlich passt das alles überhaupt nicht zusammen: Das Lächeln und die Tränen zum Beispiel, mit denen Zosia Wysocki oft zu den wöchentlichen Treffen in Frankfurt kommt. Sie trifft sich hier regelmäßig mit Freunden und Bekannten bei Kaffee und Kuchen, um über den Holocaust zu reden. Kaffeeklatsch und das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte, Lächeln und Tränen: Sind das nicht unüberbrückbare Gegensätze? Zosia Wysocki, selbst eine Überlebenden des Holocaust, sieht das anders. Das Lächeln, sagt sie, ist für das Leben und das Glück, überlebt zu haben, die Tränen für all das, was sie im Holocaust verloren hat. „Treffpunkt“ nennen die Sozialarbeiter und Psychotherapeuten der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland kurz und bündig die jede Woche stattfindende Begegnung der Holocaustüberlebenden. Gegründet vor zehn Jahren, ist der Treffpunkt nicht nur für sie viel mehr als nur ein Kaffeeklatsch. „Ich treffe hier Leute, die das Gleiche oder ähnliches erlebt haben. Leute, mit denen ich mich ohne viele Worte austauschen kann, die ich verstehe. Ich fühle mich hier zuhause.“ sagt beispielsweise Siegmund Plutznik, der im Krieg als Partisan in Polen gegen die Nazis gekämpft hat. Der Treffpunkt ist eine Art Oase für die jüdischen Senioren. Wo sonst könnten sie die grauenhaften Geschichten erzählen, die sie so lange mit sich herumgetragen haben? Es sind Erinnerungen an Auschwitz und Bergen-Belsen, an die Ermordung ihrer Familien und die Auslöschung jener ganzen Welt, in der sie als Kinder gelebt und die sie geliebt haben. Im Treffpunkt hört man ihnen zu, oft ohne selbst viel zu sagen, wie Psychotherapeut Kurt Grünberg berichtet. „Für das, was diese Menschen erlitten haben“, erklärt er, „gibt es keine angemessenen Worte.“ Und doch ist vielen von ihnen das Lächeln nie vergangen. Eines, was diese Überlebenden gemeinsam haben, scheint ihre unerschütterliche Lebensfreude zu sein. So rezitiert die Schauspielerin Zosia Wysocki bis heute voller Leidenschaft die jüdisch-polnischen Gedichte ihrer Jugend, und Avraham Lifshitz, der Auschwitz überlebte, malt Ölbilder, deren Farben fast von der Leinwand schreien. Lifshitz wuchs als kleiner Junge in einem ultraorthodoxen Haushalt in Polen auf. Er erinnert sich an eine Lobeshymne, die er damals voller Inbrunst sang und in der es hieß: „Gott wird Dich vor Deinen Feinden schützen.“ Und dennoch: Als er nach Auschwitz kam, war da für ihn kein Gott. Trotz des Traumas des Holocausts haben die Überlebenden sich aus vielen verschiedenen Gründen entschlossen, in Deutschland zu leben. Djorgi Alpar wurde in den 60er Jahren als hochqualifizierter Bauingenieur von seiner Firma in Belgrad ausgerechnet nach Deutschland geschickt. Es war nicht nur anfangs schwer für ihn. Heute haben er und seine Frau Lili mit ihrem Schicksal Frieden geschlossen, doch das Nazideutschland werden sie nie vergessen. Die deutsche Staatsangehörigkeit haben sie nie angenommen. Niemand weiß genau, wie viele Holocaustüberlebende in Deutschland leben. Verlässliche Statistiken gibt es nicht, auch, weil sich viele von ihnen nie von deutschen Ämtern und Behörden erfassen lassen würden. Im Frankfurter Treffpunkt haben sie trotzdem eine Heimat gefunden. Die Sozialarbeiter und Psychotherapeuten dort sind immer für sie da – nicht nur bei einem ganz speziellen Kaffeeklatsch am Mittwochnachmittag.

Mo, 27. Jan · 20:15-21:00 · BR
Der Mühldorfer Todeszug

Leslie Schwartz war damals 14 Jahre alt und wohl einer der jüngsten Gefangenen auf dem Todeszug. Jahrzehnte lang hat er über die Geschehnisse seiner Odyssee durch Oberbayern geschwiegen. Erst durch die Begegnung mit jungen Menschen am Franz-Marc-Gymnasium in Markt Schwaben erinnert er sich, wie er Auschwitz, Dachau und den Todezug nach Tutzing überlebte. Kurz vor Kriegsende, am 25. April 1945, verlässt ein Zug mit über 3.600 KZ-Häftlingen das KZ-Außenkommando Mühldorf, eines von 169 Außenkommandos des Konzentrationslagers Dachau. In 60 bis 80 Waggons sollen die vorwiegend ungarischen Juden nach Süden, nach Tirol, gebracht werden. Das Ziel: Keiner der Häftlinge soll das Kriegsende überleben. Leslie hat seine Familie in Auschwitz das letzte Mal gesehen, nur durch einen glücklichen Zufall die Selektion an der Rampe von Auschwitz überlebt. Er wird in verschiedene Außenlager des KZ-Dachaus in und um München verbracht, bevor er Anfang 1945 nach Mittergars deportiert wird, welches zum Außenkomplex Mühldorf gehört. Nach einer Irrfahrt in Oberbayern und schweren Bombardierungen durch die Alliierten hält der Zug am 27. April 1945 in Poing. Die Zugwachmannschaft glaubt, dass der Krieg zu Ende sei und öffnet die Waggontüren. „Ihr seid frei“, rufen sie und lassen die KZ-Häftlinge aussteigen. Zurück bleiben die Menschen, die völlig entkräftet, ausgezehrt und krank sind. Leslie ergreift mit einigen Freunden die Flucht. In Poing stationierte SS-Truppen versuchen, der fliehenden Häftlinge wieder Habhaft zu werden und erschießen viele der Häftlinge. Leslie rennt in Gärten, springt über Zäune und wird schließlich doch von einem jungen SS-Mann gestellt. Ohne zu zögern schießt er Leslie eine Kugel in den Kopf: Das Geschoß dringt hinter dem Ohr ein und tritt an der Backe wieder aus. Er bricht zusammen. Der SS-Mann schreit ihn an: „Entweder du stehst auf und gehst wieder in den Zug oder ich erschieße dich!“ Leslie steht auf und steigt wieder in den Zug. Die Jugendlichen des Franz-Marc-Gymnasium haben in jahrelangen Recherchen versucht herausfinden, was sich in diesen letzten Kriegstagen auf den heimatlichen Bahngleisen ereignete. Gemeinsam mit Leslie gehen sie nochmals an die verschiedenen Stationen des Todeszugs, ergänzen die Erinnerungen von Leslie Schwartz durch ihre Archivrecherchen und stoßen bei ihren Gesprächen mit Zeitzeugen auch auf „vergessenen Widerstand“. Am Ende seiner Zeitreise in die Vergangenheit steht für Leslie Schwartz, der heute in den USA und Deutschland lebt, das Verzeihen, das Vergeben: „Markt Schwaben was really the beginning of my wonderful, wonderful experience. I am very greatful to share this experience with todays youth of Germany.“

Mo, 27. Jan · 21:00-21:45 · BR
Lebenslinien – Ich habe überlebt wie eine Katze

Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel, dann verlässt Livia ihre Wohnung in Feldkirchen bei München. An vier Tagen in der Woche fährt sie mit der S-Bahn in die Innenstadt zur Arbeit. Livia sitzt an der Kasse eines großen Münchner Kinos. Auch ihr eigenes Leben erscheint ihr manchmal wie ein Film, wie ein großes, gefährliches Abenteuer, das sie „überlebt hat wie eine Katze …“. Geboren 1933 in Finnland, verbringt sie ihre Kindheit in Estland. Sie ist ein ungeliebtes Kind, das seine Eltern nur selten sieht. Verwandte nehmen sie früh in ihre Obhut. Ihre Mutter stirbt früh, der jüdische Vater wird auf der Flucht vor den Nazis ermordet. Livia ist erst zwölf Jahre alt, als sie als Halbjüdin denunziert und verhaftet wird. Sie überlebt mehrere Lager als Zwangsarbeiterin, weil ein Onkel ihre Papiere gefälscht und sie um neun Jahre älter gemacht hat. Älter sein heißt arbeitsfähig sein, heißt vielleicht überleben. Als eines der sogenannten Wolfskinder, die nach dem Krieg heimat- und bindungslos durch Europa irren, landet Livia schließlich in München und hält sich durch Schwarzmarktgeschäfte über Wasser. Nach schwierigem Anfang findet Livia in Israel eine neue Heimat, einen Beruf und auch ihr Lebensglück. Weil ihr Mann Heimweh nach Deutschland hat, kehrt sie mit ihm und der gemeinsamen Tochter zurück nach München. Mit dem frühen Tod ihres Mannes ist Livias Glückssträhne zu Ende. Sie fängt wieder einmal ganz von vorn an. Weil sie schnell Geld verdienen muss, nimmt sie den Job an der Kinokasse an.

Mo, 27. Jan · 22:50-23:20 · MDR
Was heißt Dachpappe auf Hebräisch?

Wenn der Chemnitzer Handwerksmeister Michael Sawitzki Urlaub nimmt und den Flieger nach Israel besteigt, dann macht er alles andere als Urlaub. Stattdessen renoviert er Wohnungen von Holocaustüberlebenden, ohne dafür einen Pfennig zu nehmen. Für die 84-jährige Yudit Herschkovitz aus Haifa ist das kaum zu glauben. Sie überlebte den Todesmarsch von Auschwitz. „Ich wollte nie wieder Deutsch sprechen, geschweige denn Deutsche in mein Haus lassen. Und jetzt malern sie meine Wohnung!“ Michael Sawitzki sieht darin eine Geste der Versöhnung und des Trostes. „Es kann nicht sein, dass von 200.000 Holocaustüberlebenden in Israel ein Drittel unterhalb der Armutsgrenze leben“, so der gelernte Baufacharbeiter. Auch Tirza Ilan lässt sich von den Sachsen helfen. „Viele von uns leben in vernachlässigten Wohnungen. Der vorherige Winter war schrecklich, Gas- und Wasserleitungen sind kaputt und die meisten haben kein Geld, das reparieren zu lassen.“ Der Einsatz in Israel ist auch für gestandene Handwerker Abenteuer und Herausforderung zugleich. „In der Touristenmetropole Jerusalem Auto zu fahren, ist fast lebensgefährlich.“ Werkzeugmacher Volker Zink aus Dresden hätte nie gedacht, dass er hier mal auf Dächer steigt. Unfreiwillig komisch gestaltet sich die Suche nach Dachpappe. Ein Wort, das Volker Zink extra auf Hebräisch auswendig gelernt hat, doch versteht es hier leider trotzdem niemand! Die Reportage begleitet 15 sächsische Handwerker in Israel und zeigt, wie sie zu Bedürftigen in den Norden an die libanesische und syrische Grenze reisen, vorbei an Minenfeldern und Panzern vergangener Kriege. Die Kamera ist auch dabei, wenn sie durch die militärischen Sperranlagen in palästinensisches Gebiet fahren. Dort helfen die Männer um Michael Sawitzki arabischen Kindern in einer Behinderten-Werkstatt in Bethlehem. Für die Sachsen ein Beitrag, mit mehr Augenmaß und Frieden im Herzen aufeinander zuzugehen.

Mo, 27. Jan · 23:10-00:55 · 3sat
Die Grauzone

Auschwitz-Birkenau, 1944: Die ungarischen Juden des „Sonderkommandos“ werden gezwungen, ihre Landsleute in den Tod zu führen, um ihr eigenes Überleben für wenige Monate zu verlängern. Einer von ihnen, der Arzt Miklós Nyiszli, unterstützt den NS-Arzt Josef Mengele bei dessen Experimenten und hofft, dadurch Frau und Kind vor der Gaskammer bewahren zu können. Die mit Selbsthass erkaufte Sonderstellung der Männer ermöglicht es ihnen, einen Aufstand zu planen. Mit der Hilfe von Einwohnern eines nahen Dorfes und den Frauen aus der benachbarten Munitionsfabrik wollen sie einen strategisch wichtigen Teil des Vernichtungslagers zerstören. Nach einer Vergasung findet ein Sonderkommandomitglied ein junges Mädchen wie durch ein Wunder lebendig unter den Leichen und versteckt es bei sich. Als der SS-Mann Muhsfeldt die Überlebende entdeckt, steht plötzlich der gesamte Aufstand auf dem Spiel. Tim Blake Nelson, vor allem als Schauspieler aus Filmen wie „O Brother, Where Art Thou?“ und „Minority Report“ bekannt, verfilmte mit „Die Grauzone“ seine eigene Bühnenadaption der Erfahrungsberichte von KZ-Arzt Miklós Nyiszli. Entstanden ist ein schonungsloses Kammerspiel über die perfiden Methoden des NS-Systems und die daraus resultierende innere Zerrissenheit derer, die sich auf einen Pakt mit dem teuflischen System eingelassen haben. Für die Hauptrollen konnte Nelson einige namhafte amerikanische Schauspieler verpflichten, darunter David Arquette („Scream“) und Steve Buscemi („Fargo“). Den SS-Oberscharführer Muhsfeldt spielt Harvey Keitel. 3sat zeigt „Die Grauzone“ anlässlich des Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, der in Deutschland als „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ begangen wird.

Mo, 27. Jan · 23:20-01:00 · MDR
Ein Leben für ein Leben – Adam Hundesohn

Um im KZ zu überleben, muss der gefeierte Berliner Clown Adam Stein für den sadistischen Lagerkommandanten Klein einen Hund spielen. So entgeht Adam der Tötungsmaschinerie, doch das entwürdigende Erlebnis hält ihn 20 Jahre später noch im Würgegriff. Gemeinsam mit anderen Überlebenden des Holocausts versucht er, in einem israelischen Spezialsanatorium mit der Vergangenheit fertig zu werden. An die Befreiung von seinen inneren Dämonen glaubt Adam nicht – bis ein zwölfjähriger Junge eingeliefert wird, der sich für einen Hund hält. Die Psychiater sind ratlos, doch Adam kann sich dem Jungen auf seine Art annähern. Adam Stein (Jeff Goldblum), vor dem Krieg ein begnadeter Berliner Clown und Varieteekünstler, wird ins Konzentrationslager deportiert. Hier trifft er auf den zynischen Lagerkommandanten Klein (Willem Dafoe), einen „Bewunderer“ seiner Kunst. Zu Kleins Zerstreuung muss Adam dessen Schäferhund mimen und im Zwinger leben. Er erträgt jede Demütigung, in der Hoffnung, seine Familie vor der Gaskammer zu retten. Aber Klein kennt keine Gnade. Adam überlebt, wird von Schuldgefühlen gepeinigt und hat selbst Jahrzehnte später sein Trauma nicht überwunden. Als die Pensionswirtin Ruth Edelson (Juliane Köhler) wegen seines gewalttätigen Verhaltens wieder einmal die Polizei rufen muss, wird Adam in eine abgeschiedene Nervenklinik eingeliefert. Das Shoa-Sanatorium ist ein Museum der Qualen, in dem psychisch zerrüttete Holocaust-Überlebende die unvorstellbare Pein der Nazi-Herrschaft in einer Endlos-Zeitschleife wieder und wieder durchleben. Adam ist hier der einzige Lichtblick. Mit seinen furiosen Kaspereien rüttelt er Patienten und Personal gleichermaßen auf. Dank seines Einfühlungsvermögens als Komiker entwickelt er eine Methode, um die Insassen von ihrer „Überlebensschuld“ zu befreien. Sich selbst kann er jedoch nicht helfen. Nachdem eines Tages ein winselndes Kind eingeliefert wird, das sich unter dem Bett versteckt, „erschnüffelt“ Adam einen Seelenverwandten: Es ist ein Junge (Tudor Rapiteanu), der sich für einen Hund hält. Bellend und auf allen Vieren nähert Adam sich dem Kind, macht sich zu dessen „Alphatier“. Dank dieser Konfrontation findet der Junge ins menschliche Leben zurück. Auch Adam kann sich endlich den Dämonen seiner Vergangenheit stellen.

Di, 28. Jan · 22:45-00:15 · BR
10% Helden

„Es ist wirklich eine der spannendsten Fragen der Menschheit: Was macht einen Helden aus? Denn wenn wir das wüssten, könnten wir mehr von ihnen produzieren!“ – Professor Philip Zimbardo, Stanford Prison Experiment, Verhaltenspsychologe – Stanford University. Der preisgekrönte Regisseur Yoav Shamir („Defamation“, „Checkpoint“) begibt sich auf eine unterhaltsame und aufschlussreiche Erkundungsreise, um den Begriff „Heldentum“ zu ergründen – und enthüllt dabei auch grundlegende Wahrheiten über die menschliche Natur. Fünf Jahre lang ist Yoav Shamir mit der Kamera unterwegs gewesen, ist von San Francisco nach New York, in den Kongo, über Deutschland nach Südafrika und zurück nach Israel und Palästina gereist, um die unterschiedlichsten Charaktere zu treffen. Er traf die, deren Arbeit sich ganz um die Helden dreht, die die Helden und ihre Geschichten verwalten; er sprach mit Primatologen, Biologen, Neurologen und Genetikern. Er lernte Egoisten kennen, aufrechte Kämpfer, Alltagshelden, Freiheitskämpfer und zu guter Letzt auch einen gewandelten Helden. Und dann bekam er exklusiven Zugang zu einer revolutionären Verhaltensstudie, durchgeführt von zwei führenden Psychologen: Professor Philip G. Zimbardo (Stanford) und Professor Rony Berger (Tel-Aviv). Wie schon in seinen früheren Filmen führen Yoav Shamirs Fragen und seine Suche nach Antworten zu lustigen, dramatischen und überraschenden Situationen und an Orte, die ihn auch mit harten und verwirrenden Tatsachen konfrontieren. „10% Helden“ wird jeden von uns auf seine Weise erreichen; denn der Film regt an, nachzudenken, wie wir uns selbst verhalten – oder verhalten würden: in unseren Beziehungen, Gemeinden und in der jeweiligen Rolle, die wir im öffentlichen Leben spielen. Der Blick aufs Heldentum lohnt sich, auch dank faszinierender Einblicke in die menschliche Natur.