Knobloch: „Antisemitische Inhalte dürfen keinen Einzug in den Schulunterricht halten“…
Eine Aufzeichnung der kritischen Stimmen von Caspar Schmidt
Immer mehr Organsationen schließen sich den Protesten gegen die Ausstellung „Die Nakba – Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948“ an. Sie fordern die Münchner Montessori-Fachoberschule auf, die Veranstaltung abzusagen. Die Schulleitung plant allerdings weiterhin zu eröffnen, vermutlich am Mittwoch.
In einem gestern veröffentlichten Brief an die Schulleitung kritisierte Charlotte Knobloch, Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde von München und Oberbayern, die Ausstelung scharf: Es handle sich um eine absolut perfide Instrumentalisierung des Nahost-Konflikts „auf Basis einer geschichtsverfälschenden Darstellung“. Gerade im pädagogischen Umgang mit Kindern und Jugendlichen sei es entscheidend, dass ausschließlich Material eingesetzt werde, dem ein redlicher, freiheitlich-demokratischer Bildungsansatz zugrunde liege, so Knobloch. „Antisemitische Inhalte dürfen keinen Einzug in den Schulunterricht halten!“
Jan Mühlstein, Vorsitzender der Liberalen Jüdischen Gemeinde München, hatte am Freitag einen Brief an die Schulleitung verfasst. Den Schülern werde damit die Chance genommen, „die komplexe Vergangenheit und Gegenwart in Israel, Palästina und den arabischen Nachbarländern verstehen zu können“, kritisiert Mühlstein. Er bat die Schulleitung, auf die Ausstellung zu verzichten und stattdessen den Schülern die Möglichkeit zur kritischen Auseinandersetzung mit den Positionen aller Konfliktparteien anzubieten. Bei der Vermittlung von geeigneten Referenten sei die Liberale Jüdische Gemeinde München gerne behilflich, so Mühlstein.
Die Europäische Janusz Korczak Akademie hatte sich kurz zuvor den Protesten angeschlossen. Das Institut befürchtet, dass die sogenannte „Nakba“-Ausstellung ein Risiko für das friedliche Miteinander in München sei. Es sei ihr „als pädagogische Institution völlig unverständlich“, wie die Montessori-Schule, die das freie Denken und den offenen Dialog zum Ziel habe, „sich eine solch einseitige und propagandistische Ausstellung ins Haus holen“ könne, heißt es in einer Stellungnahme.
Initiativ schrieben vor etwa zehn Tagen drei Organisationen offene Briefe bzw. Stellungnahmen: Die Deutsch-Israelische Gesellschaft München, die Grüne Jugend München sowie der Verein AmEchad. Torsten Weber, Vorsitzender der DIG München, kritisierte den angeblichen „Heimatvertriebenenkult“ der geplanten Ausstellung. Das sei „keine Hilfe für modern denkende Palästinenser“, so Weber. Wer die jüdische Minderheit im Nahen Osten als „Verbrecherbande“ darstelle, präsentiere kein pädagogisches Konzept, sondern lege „den Grundstein für antisemitische Worte und Taten“.
In ihrem offenen Brief fordert die Grüne Jugend München ebenfalls, die „tendenziöse und antizionistische Ausstellung“ abzusagen. Die Schulleitung solle „Geschichtsrevisionismus keine Bühne“ bieten: „Die Gründung Israels war keine ‚Katastrophe‘, sondern nach der Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus zwingend notwendig, um einen sicheren Schutzraum für die Opfer von Antisemitismus zu schaffen“, stellt die Grüne Jugend München in ihrem Brief fest.
Michael Lang, Sprecher vom Münchner Verein AmEchad, warnte: „Die Schulleitung will die Jugendlichen der Montessori-Schule einer wochenlangen, bildgewaltigen Propaganda-Show aussetzen.“ Israelhass sei immer falsch und habe insbesondere an Schulen nichts zu suchen, so Lang. Bislang hält die Schulleitung offenbar an ihrem Vorhaben fest, die umstrittene Ausstellung den Schülerinnen und Schülern mindestens vier, vielleicht acht Wochen lang zu präsentieren.
Von der Richtigkeit der Ausstellung überzeugt ist unter anderem Reiner Bernstein, der voraussichtlich im Januar bei einer gesonderten Veranstaltung an der Münchner Montessori-Fachoberschule als Fürsprecher auftreten wird. Er bezog auf haGalil gestern Position. Insbesondere im Brief von Charlotte Knobloch werde „unverkennbar der israelischen Verwechslung von Aufklärung („hasbara“) und Agitation („ta’amula“) Vorschub geleistet“, so Bernstein.