Mehr Fernsehtipps für den November

0
24

Vom 16. bis 30. November 2013…

Sa, 16. Nov · 10:40-11:34 · arte
Juden & Muslime. So nah. Und doch so fern! (3/4) Trennen, verbrennen: 1789 – 1945

Die besondere Beziehung zwischen Juden und Moslems in den vergangenen 1.400 Jahren ist Gegenstand dieser vierteiligen Dokumentationsreihe. Sie erzählt von der Entstehung des Islams auf der arabischen Halbinsel im 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, von der Maurenherrschaft in Andalusien und im Maghreb, vom Leben der Juden im Osmanischen Reich; und sie referiert die Geschichte Jerusalems bis hin zur Zweiten Intifada. Mit dem Erstarken des Bürgertums zum Ende des 18. Jahrhunderts wachsen auch die Bürgerrechte der Juden. Dennoch sind sie Opfer gewalttätiger Verfolgungen, die in der Shoah gipfeln und die zahlreiche Juden zwingen, in den muslimisch geprägten Nahen Osten auszuwandern. Europa ist Schauplatz der Weltgeschichte: Das Bürgertum beginnt, sich zu emanzipieren, es kommt zur Französischen Revolution, die sich dem absoluten Machtanspruch der Monarchie entgegenstellt. In den sich entwickelnden Nationalstaatsbewegungen versuchen die Bürger, politische Mitbestimmung durchzusetzen und den Obrigkeitsstaat gegen ein liberaleres, durch ein Parlament legitimiertes Modell zu ersetzen. Gleichzeitig werden die europäischen Juden, die mittlerweile das Bürgerrecht besitzen, zur Zielscheibe eines immer konkreteren Antisemitismus. Dennoch gelingt es ihnen, in die nationalen Eliten aufzusteigen. Mit ihrem Aufstieg wächst auch ihr Interesse am Schicksal ihrer Glaubensgenossen in der muslimischen Welt, als deren Beschützer sie sich empfinden. Hin- und hergerissen zwischen Zionismus und arabischem Nationalismus wird Palästina – von den Osmanen noch Südsyrien genannt – zum Spielball religiöser sowie politischer Interessen.

Sa, 16. Nov · 11:35-12:31 · arte
Juden & Muslime. So nah. Und doch so fern! (4/4) Erinnern, streiten, bekriegen: 1945 bis heute

Die besondere Beziehung zwischen Juden und Moslems in den vergangenen 1.400 Jahren ist Gegenstand dieser vierteiligen Dokumentationsreihe. Sie erzählt von der Entstehung des Islams auf der arabischen Halbinsel im 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, von der Maurenherrschaft in Andalusien und im Maghreb, vom Leben der Juden im Osmanischen Reich; und sie referiert die Geschichte Jerusalems bis hin zur Zweiten Intifada. Auf Teilen des britischen Mandatsgebietes im Nahen Osten wird 1948 der Staat Israel gegründet. Während sich weltweit jüdische Gemeinden freuen und zahlreiche Juden sich in Palästina ansiedeln, werden die dort lebenden Muslime vertrieben. Das führt bis heute zu zahlreichen Kriegen in dieser Region. In den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts wird die Welt mit dem Grauen der Konzentrations- und Vernichtungslager konfrontiert, das den Großteil der europäischen Juden das Leben kostet und erst durch den Sieg der Alliierten über Deutschland ein Ende findet. Zahlreiche Juden waren vor den Nazis nach Palästina geflohen. Hier sollte unter britischem Mandat eine dauerhafte nationale Heimstätte für das jüdische Volk entstehen. 1948 sorgt die Gründung des Staates Israel bei den Juden von New York bis Tel Aviv für Jubel und Freude, bei Arabern und Muslimen hingegen für Wut und Verbitterung. Hunderttausende Palästinenser werden vertrieben und fliehen in der Hoffnung auf eine mögliche Rückkehr. Gleichzeitig muss die große Mehrheit der Juden in der muslimischen Welt ihre Heimat im Irak, in Ägypten, im Iran, in Syrien, in Marokko, in Tunesien und anderen Ländern binnen weniger Jahrzehnte freiwillig oder gezwungenermaßen aufgeben. Immer wieder kommt es zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen dem Staat Israel und den benachbarten arabischen Ländern. Und Jerusalem wird zur geteilten Stadt.

Sa, 16. Nov · 16:30-17:00 · HR
Mit einem Lächeln und einer Träne – Leben nach dem Holocaust

Eigentlich passt das alles überhaupt nicht zusammen: Das Lächeln und die Tränen etwa, mit denen Zosia Wysocki oft zu den wöchentlichen Treffen in Frankfurt kommt. Sie trifft sich hier regelmäßig mit Freunden und Bekannten bei Kaffee und Kuchen, um über den Holocaust zu reden. Kaffeeklatsch und das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte, Lächeln und Tränen: Sind das nicht unüberbrückbare Gegensätze? Zosia Wysocki, selbst eine Überlebende des Holocaust, sieht das anders. Das Lächeln, sagt sie, ist für das Leben und das Glück, überlebt zu haben, die Tränen für all das, was sie im Holocaust verloren hat. „Treffpunkt“ nennen die Sozialarbeiter und Psychotherapeuten der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland kurz und bündig die jede Woche stattfindende Begegnung der Holocaustüberlebenden. Gegründet vor zehn Jahren, ist der Treffpunkt nicht nur für sie viel mehr als nur ein Kaffeeklatsch. „Ich treffe hier Leute, die das Gleiche oder Ähnliches erlebt haben. Leute, mit denen ich mich ohne viele Worte austauschen kann, die ich verstehe. Ich fühle mich hier zu Hause“, sagt etwa Siegmund Plutznik, der im Krieg als Partisan in Polen gegen die Nazis gekämpft hat. Der Treffpunkt ist eine Art Oase für die jüdischen Senioren. Wo sonst könnten sie die grauenhaften Geschichten erzählen, die sie so lange mit sich herumgetragen haben? Es sind Erinnerungen an Auschwitz und Bergen-Belsen, an die Ermordung ihrer Familien und die Auslöschung jener ganzen Welt, in der sie als Kinder gelebt und die sie geliebt haben. Im Treffpunkt hört man ihnen zu, oft ohne selbst viel zu sagen, wie der Psychotherapeut Kurt Grünberg berichtet. „Für das, was diese Menschen erlitten haben“, erklärt er, „gibt es keine angemessenen Worte.“ Und doch ist vielen von ihnen das Lächeln nie vergangen. Eines, was diese Überlebenden gemeinsam haben, scheint ihre unerschütterliche Lebensfreude zu sein. So rezitiert die Schauspielerin Zosia Wysocki bis heute voller Leidenschaft die jüdisch-polnischen Gedichte ihrer Jugend, und Avraham Lifshitz, der Auschwitz überlebte, malt Ölbilder, deren Farben fast von der Leinwand schreien. Lifshitz wuchs als kleiner Junge in einem ultraorthodoxen Haushalt in Polen auf. Er erinnert sich an eine Lobeshymne, die er damals voller Inbrunst sang und in der es hieß: „Gott wird Dich vor Deinen Feinden schützen“. Und dennoch: Als er nach Auschwitz kam, war da für ihn kein Gott. Trotz des Traumas des Holocausts haben die Überlebenden sich aus vielen verschiedenen Gründen entschlossen, in Deutschland zu leben. Djorgi Alpar wurde in den sechziger Jahren als hochqualifizierter Bauingenieur von seiner Firma in Belgrad ausgerechnet nach Deutschland geschickt. Es war nicht nur anfangs schwer für ihn. Heute haben er und seine Frau Lili mit ihrem Schicksal Frieden geschlossen, doch das Nazideutschland werden sie nie vergessen. Die deutsche Staatsangehörigkeit haben sie nie angenommen. Niemand weiß genau, wie viele Holocaustüberlebende in Deutschland leben. Verlässliche Statistiken gibt es nicht, auch, weil sich viele von ihnen nie von deutschen Ämtern und Behörden erfassen lassen würden. Im Frankfurter Treffpunkt haben sie trotzdem eine Heimat gefunden. Die Sozialarbeiter und Psychotherapeuten dort sind immer für sie da – nicht nur bei einem ganz speziellen Kaffeeklatsch am Mittwochnachmittag.

Sa, 16. Nov · 22:30-23:55 · PHOENIX
Wildfremd – 6 Jahre später

Welche Träume und Vorstellungen haben junge Zuwanderer vor ihrer Ankunft in Deutschland? Welche positiven und negativen Überraschungen warten auf sie? Welche Hindernisse müssen sie überwinden? Wie finden sie Wohnung, Arbeit und Freunde? Welche Anstrengungen unternehmen sie, um die deutsche Sprache zu lernen? Haben sie Heimweh? Und nicht zuletzt: wie sehen sie das fremde Land Deutschland und seine Menschen? ? Diesen Fragen sind wir 2006 und 2007 in der achtteiligen Doku-Serie wildfremd nachgegangen, die für den Grimme-Preis nominiert wurde. Nach sechs Jahren hat die Autorin Frauke Sandig die Protagonisten von damals wieder besucht, um zu sehen, wie es ihnen heute geht – und was in der Zwischenzeit passiert ist. Bei allen gibt es große Veränderungen im Leben?Fünf junge Zuwanderer aus Nicht-EU-Staaten, aus verschiedenen Kulturen und gesellschaftlichen Schichten, haben wir bei ihren ersten Schritten im Neuland begleitet, in persönlichen Geschichten über Alltag und Erlebnisse in einer neuen Welt, parallel montiert und erzählt. Die Entwicklungen im Leben unserer Protagonisten waren oft überraschend, manchmal dramatisch: Amir war mit 16 aus Togo geflohen, um in Deutschland Asyl zu beantragen. Er lebte in einem Waisenhaus, schaffte den Hauptschulabschluss mit Bestnoten und begann eine Bäckerlehre. Trotzdem wurde sein Antrag abgelehnt. Florina aus Mexiko kam als Reiseleiterin zur Fußball-Weltmeisterschaft. Weil sie sich in ihrem eigenen Land wegen ihrer indigenen Abstammung diskriminiert fühlte, hoffte sie, bleiben zu können ? doch sie hatte sich nicht rechtzeitig um ein dauerhaftes Visum gekümmert.Der russisch-jüdische Sänger Konstantin versuchte, mit seiner Familie in Leipzig Fuß zu fassen. Der berufliche Neuanfang fiel ihm schwer und seine Frau verließ ihn mit dem kleinen Sohn. Die Iranerin Rashin hatte in Berlin ihre große Liebe gefunden und geheiratet, doch bald verspürte sie großes Heimweh und hatte Angst vor einer unsicheren Zukunft. Und Yong aus Kanton fing als Koch in Singen am Bodensee an. Yong ist nach Ablauf seines Arbeitsvisums nach China zurückgekehrt, und wir haben keinen Kontakt mehr zu ihm. Alle anderen haben wir nach sechs Jahren wieder besucht, um zu sehen, wie es ihnen heute geht?

So, 17. Nov · 17:00-18:00 · PHOENIX
HISTORY LIVE: Deutsche und Juden – Trotz allem Versöhnung?

Kein Verbrechen, das je an einer Bevölkerungsgruppe begangen wurde, war so menschenverachtend und dabei so systematisch organisiert wie der Holocaust. Die Reichspogromnacht jährt sich in diesem Jahr zum 75. Mal. Dies ist für Guido Knopp Anlass, sich 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in History LIVE mit dem Holocaust und seinen Folgen für das deutsch-jüdisch-israelische Verhältnis auseinander zu setzen. Sechs Millionen Menschen wurden von den Deutschen kaltblütig und methodisch vernichtet. Der Zweite Weltkrieg wurde vor allem wegen des Holocausts zu einer noch größeren Zäsur der deutschen Geschichte als es der Erste Weltkrieg war. Die Menschlichkeit, die das deutsche Volk in jenen barbarischen Jahren in jeder Hinsicht vermissen ließ und die Würde, die es seinen Opfern geraubt hat, hat das Verhältnis zwischen Deutschen und Juden seitdem geprägt. Wie gestaltete es sich kurz nach dem Krieg? Welche Entwicklungsschritte hat es seitdem gemacht? Und wo stehen wir heute? Guido Knopp diskutiert mit den Historikern Michael Wolffsohn und Götz Aly sowie dem Publizisten Yves Kugelmann.

So, 17. Nov · 19:30-20:15 · BR-alpha
Die Hüterin der Worte – Rachel Salamander und die Literaturhandlung

Rachel Salamander ist heute für jeden in Deutschland, der sich mit jüdischer Literatur, jüdischer Tradition und Geschichte beschäftigt, ein Begriff. 1982 eröffnete sie die „Literaturhandlung“ in München und begann, „… die geistige jüdische Welt zu rekonstruieren, alles zusammenzutragen, was das Wort und die Schrift aufbewahrt hatte, und all jene wieder einzubürgern, die vertrieben und verbrannt worden waren.“ Rachel Salamander wird im Januar 1949 im Displaced Persons Lager Deggendorf geboren, im DP-Lager Föhrenwald bei Wolfratshausen wächst sie in einem traditionellen Elternhaus auf, in dem die jüdischen Feiertage eingehalten werden und koscher gekocht wird. Es ist eine eigene, von den Deutschen völlig abgeschottete Welt. Die Mutter stirbt früh, erst 1956 verlassen die siebenjährige Rachel, ihr Bruder Borys und der Vater als eine der letzten Familien das Lager. Ihnen wird in München eine Wohnung zugewiesen. Im München der 50er-Jahre ist ihr nichts vertraut: „Wir kamen in eine durchweg fremde Welt. Wir waren schnell wieder als Juden abgestempelt.“ Als Rachel Salamander eingeschult wird, spricht sie kein Wort Deutsch, nur ihre Muttersprache Jiddisch. Trotzdem: Rachel Salamander studiert Germanistik, Romanistik und Philosophie und eröffnet kurz nach dem Studium eine Buchhandlung mit Literatur zum Judentum. Über dreißig Jahre Literaturgeschichte hat sie mittlerweile damit geschrieben: Schalom Ben-Chorin und Louis Begley, Marcel Reich-Ranicki und David Grossman, sie alle und viele andere sind in diesem Rahmen aufgetreten.

So, 17. Nov · 23:35-01:10 · Das Erste (ARD)
Hotel Lux

Das war ein Hitler-Gag zu viel: Der Komiker und Stalin-Parodist Hans Zeisig muss 1938 mit falschen Papieren aus Nazi-Berlin fliehen. Eigentlich träumt er von einer Karriere in Hollywood, doch er landet in Moskau und gerät in das berüchtigte Exilantenhotel „Lux“. Es ist der Zufluchtsort kommunistischer Funktionäre aus aller Welt und insbesondere aus Deutschland. Der sowjetische Geheimdienst verwechselt Zeisig mit dem abtrünnigen Leibastrologen Adolf Hitlers. So gerät der unpolitische Entertainer zwischen die Fronten blutiger Intrigen in Josef Stalins Machtapparat. Zu seiner Überraschung trifft Zeisig im „Lux“ auch seinen früheren Bühnenpartner, den jüdischen Hitler-Parodisten Siggi Meyer und die niederländische Untergrundkämpferin Frida van Oorten wieder, die beide fest an das Gute im Kommunismus glauben. Für die drei Freunde beginnt ein Abenteuer auf Leben und Tod.

Mo, 18. Nov · 02:30-04:00 · 3sat
Der Garten der Finzi Contini

Ferrara, 1938: Juden werden durch die Rassengesetze Mussolinis zunehmend ausgegrenzt. Da es ihnen nicht gestattet ist, dem örtlichen Tennisclub beizutreten, gründen die wohlhabenden Finzi-Contini auf ihrem Anwesen einen eigenen, informellen Tennisclub. Die hübsche Micòl, Tochter des Hauses, ist in dem Alter, in dem die Freude am Leben im Vordergrund steht und die erste Liebe aufkeimt. Das sensible Mädchen fühlt instinktiv die Katastrophe herannahen. So sucht sie verzweifelt nach dieser Liebe. Sehr unterschiedliche Gefühle für drei junge Männer hat sie gleichzeitig zu bewältigen. Giorgio, Micòls Freund seit Kindertagen, ist in sie verliebt. Dann ist da Malnate, zu dem sie sich körperlich hingezogen fühlt. Und schließlich ihr schwerkranker Bruder Alberto, den sie über alles liebt. Im Jahr 1943 schließlich werden die Finzi-Continis verhaftet. Mit „Der Garten der Finzi-Contini“ schuf Regie-Legende Vittorio De Sica basierend auf dem autobiografischen Roman von Giorgio Bassani ein berührendes Melodram.

Mo, 18. Nov · 06:45-07:00 · BR
Jerusalem – Die heilige Stadt

Wohl kaum eine Stadt auf der Welt hat eine so wechselhafte und dramatische Geschichte erlebt wie Jerusalem. „Die Heilige Stadt“ ist ein Kreuzpunkt der drei abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam. Filmautor Andreas Poteschil zeigt die unterschiedlichen Glaubenswelten, die in Jerusalem aufeinanderprallen. Im Film erklärt ein junger amerikanischer Rabbi, welche Bedeutung sein Glaube für ihn hat und eine junge Muslima beschreibt ihre Hoffnungen im Alltag der Stadt. Da das Kloster St. Anna des Ordens der „Weißen Väter“ im arabischen Teil der Stadt liegt, ist es für Pater Thomas Meyer selbstverständlich, auch arabisch sprechen zu können und seine muslimische Nachbarschaft nach Kräften zu unterstützen. Deshalb ist der engagierte Mönch im arabischen Viertel auch immer willkommen. Denn statt einem „Clash of the Cultures“, einem Kampf der Kulturen, so Pater Meyer, ist im 21. Jahrhundert Zusammenarbeit erforderlich, gerade in Jerusalem.

Mo, 18. Nov · 21:45-23:40 · 3sat
George

Als „König im Reich der Fantasie“ wurde Heinrich George in den 1920er Jahren gefeiert. Er brillierte auf der Bühne unter anderem in seiner Lieblingsrolle als „Götz von Berlichingen“ und im Film in Fritz Langs „Metropolis“ oder als Franz Biberkopf in der Verfilmung von Döblins Roman „Berlin Alexanderplatz“. Auch nachdem die Nazis an die Macht gekommen waren, wollte er weiter spielen – in Deutschland, und das um jeden Preis. George trat in Literatur- und Theaterverfilmungen wie „Der Postmeister“ und „Der Biberpelz“ auf ebenso wie in Propagandastreifen wie „Hitlerjunge Quex“, „Jud Süß“ oder „Kolberg“. Er akzeptierte, als Goebbels ihm die Intendanz des Schillertheaters anbot, und lobte Hitler in Reden und Interviews. Aber er trat auch für andere Künstler ein, mitunter mutig und entschlossen. Jüdische Kollegen und Oppositionelle fanden im Schillertheater Schutz. Bis zuletzt hielt George in der Öffentlichkeit zum Regime und rief noch im April 1945 zum Endkampf auf. Nach dem Krieg wurde er vom Innenministerium der UdSSR, dem NKWD, verhaftet und der „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ angeklagt. Nach wochenlangen Verhören erfolgte die Verurteilung. George wurde in das Lager Hohenschönhausen überstellt. Er spielte auch dort, diesmal unter elenden Bedingungen und gründete eine Theatergruppe. Nach über 14 Monaten im Lager starb Heinrich George, von den Haftbedingungen geschwächt und krank, an den Folgen einer Blinddarmentzündung. Im Mittelpunkt des Fernsehfilms „George“ stehen die letzten Lebensjahre Heinrich Georges, verkörpert von seinem Sohn Götz George. Dabei befasst sich der Film intensiv mit dem Thema der Schuld und Verantwortung des Künstlers. Mit zahlreichen Spielszenen, dokumentarischen Archiv-Aufnahmen und Interviews nähert sich das Dokudrama dem „Jahrhundertschauspieler“ und zeigt die Faszination, die von der elementaren Gestaltungskraft Georges ausging, ebenso wie die Widersprüche in seiner Person, die einen exzentrischen, hochsensiblen und gefährdeten Charakter hinter der wuchtigen Erscheinung sichtbar werden lassen.

Mo, 18. Nov · 23:15-00:10 · WDR
Richard Wagner und die Juden

Richard Wagner war bekanntermaßen Antisemit und dennoch waren einige seiner eifrigsten Unterstützer Juden. Der Dokumentarfilm von Hilan Warshaw zum 200. Geburtstag von Richard Wagner konzentriert sich auf die komplexen persönlichen Beziehungen Wagners zu den Juden und erzählt u.a. die beeindruckenden Geschichten von Hermann Levi und Carl Tausig, die zu seinen engsten Mitarbeitern gehörten. Gedreht wurde an Originalschauplätzen in Deutschland, in der Schweiz und in Italien und neben Opernausschnitten und Interviews mit Persönlichkeiten geht der Film der kontrovers diskutierten Frage nach, ob Wagners Werke heute in Israel aufgeführt werden können.

Di, 19. Nov · 20:45-21:15 · MDR
Wiegenlied in den Tod – Himmlers Babylager im Dresdner Norden

Im Dresdner Stadtarchiv lagern Hunderte mysteriöse Sterbeurkunden. Angeborene Lebensschwäche, Furunkulose, Darmkatarrh – neben den harmlosen Krankheiten als Todesursache verstört das Alter der Verstorbenen. Die meisten wurden nur wenige Tage oder Wochen alt. Die Rede ist von 296 Kindern, die von 1943 bis 1945 im Lager Kiesgrube umkamen. Ihre Mütter waren Zwangsarbeiterinnen aus Russland, der Ukraine oder Polen. Sie schufteten in der sächsischen Industrie und Landwirtschaft. Von den Nazis wurden sie als minderwertige Arbeitssklaven betrachtet und ihre Kinder als störender Ballast. So mussten die Frauen ihre Säuglinge zumeist nach wenigen Tagen im Lager zurücklassen. Die Neugeborenen hatten keine Chance, man überließ sie mehr oder weniger sich selbst, zu essen bekamen sie kaum etwas. Der Name „Ausländerkinderpflegestätte“, den die Nazis für diese Art Lager erfanden, klingt deshalb mehr als zynisch. In Wahrheit waren es verkappte Tötungsanstalten. 400 gab es davon in Deutschland. Insgesamt starben dort zwischen hundert- und zweihunderttausend Kinder. Das Lager in Dresden war eines der größeren. „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ zeigt die mühevolle Suche nach Überlebenden in Deutschland und der Ukraine, klärt die offenen Fragen eines Mannes, der das Lager überlebte und verhilft einer 69-Jährigen zu ihrer wahren Identität.

Mi, 20. Nov · 17:00-17:26 · arte
Was Du nicht siehst: Palästina

Die junge französische Journalistin Sophie Massieu reist um die Welt. Doch das, was sie ihren Zuschauern auf ihrer 40 Etappen umfassenden Tour zeigt, kann sie selbst nicht sehen. Denn Sophie Massieu ist blind. So können auch die Zuschauer lernen, die Welt „mit anderen Augen“ zu sehen. In dieser Folge der Reihe besucht Sophie Massieu Betlehem und das mehrheitlich von Palästinensern bewohnte Westjordanland. Die biblische Stadt Betlehem liegt heute im Westjordanland inmitten der palästinensischen Autonomiegebiete. Sie ist ein geschichtlich und religiös bedeutsamer Ort in brisantem Umfeld. In Betlehem leben Christen und Muslime seit Jahrhunderten friedlich zusammen. Das meint zumindest Pater Stéphane, ein französischer Mönch, der vor 30 Jahren in die Heilige Stadt kam. Er lädt Sophie in die Geburtskirche ein, die in frühchristlicher Zeit über der vermuteten Geburtsstätte Jesu errichtet wurde. Um diese Region, die reich an religiösen Stätten ist, tobt eine konfliktgeladene politische Auseinandersetzung. Mit Abdelfattah besucht Sophie Massieu das palästinensische Flüchtlingslager „Aida“ am Ortsrand von Betlehem. Dort leben 5.000 Menschen, einige von ihnen schon seit über 60 Jahren. Sie mussten im Zuge der Gründung des Staates Israel ihre Dörfer verlassen. Abdelfattah hofft, dass er durch die Theaterarbeit mit Jugendlichen des Lagers dazu beitragen kann, dass endlich Frieden in die Region einzieht. Die Palästinenser bemühen sich sehr um die Bewahrung ihrer Kultur. Maha erklärt Sophie, wie man Hochzeitskleider im traditionellen Stil bestickt. Dann darf die junge Französin die Küchlein für das Aid-Fest backen und entdeckt dabei die köstlichen Geheimnisse der palästinensischen Küche.

Mi, 20. Nov · 22:00-22:45 · BR
Das Rote Kreuz im Dritten Reich – Vom Versagen der Hilfe

Das rote Kreuz auf weißem Grund ist ein Symbol für Menschen in Not. Vor allem in Kriegszeiten blickten die Opfer hoffnungsvoll auf das Internationale Komitee des Roten Kreuzes in Genf. Doch die, die unter dem Nazi-Terror am dringendsten Hilfe gebraucht hätten, die Opfer der Schoah, hofften vergebens. Nach dem Krieg berief sich das IKRK (Internationales Komitee vom Roten Kreuz) lange darauf, nur für die Kriegsgefangenen ein völkerrechtliches Mandat gehabt zu haben. Die Dokumentation belegt, wie wenig stichhaltig diese Argumentation ist. Neuere Erkenntnisse der historischen Forschung belegen, dass ein Engagement für die Millionen im deutschen Machtbereich mit dem Tode bedrohten Menschen jüdischen Glaubens und sogenannter „jüdischer Abstammung“ wohl vor allem aus Rücksicht auf die Interessenslage der Schweiz unterblieb. Hinzu kam, dass auch die IKRK-Führung nicht frei war von antisemitischen Ressentiments. Zudem schien eine Einmischung im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz nicht opportun. Dort waren Juden längst ausgeschlossen und die leitenden Positionen mit Nationalsozialisten besetzt. Im Frühjahr 1942 teilte das Deutsche Rote Kreuz dem IKRK in Genf lapidar mit, Nachforschungsanfragen nach sogenannten „nichtarischen“ KZ-Häftlingen und Vermissten könnten nicht mehr bearbeitet werden. Selbst die ohnehin seltenen Inspektionen von Konzentrationslagern durch das Rote Kreuz brachten keine Hilfe. Im Gegenteil, der Bericht des IKRK-Delegierten, des Arztes und Offiziers der Schweizer Armee Maurice Rossel über seinen Besuch des Konzentrationslagers Theresienstadt fiel so freundlich aus, dass die NS-Propaganda ihn gern zitierte. Beispiele anderer IKRK-Delegierter beweisen, dass Vertreter des Roten Kreuzes durchaus die Möglichkeit hatten zu helfen. Die Würdigung des Engagements und des Muts Einzelner lässt das Versagen der Mehrheit umso deutlicher werden. Ein Versagen, das seine tragische Fortsetzung in der Nachkriegszeit fand, als das IKRK die Verantwortung für den Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen übernahm. Verzweifelt wandten sich Überlebende der Schoah an den Suchdienst, um etwas über das Schicksal ihrer Angehörigen in Erfahrung zu bringen. Und wieder mussten viele der NS-Opfer erfahren, wie das IKRK sie im Stich ließ.

Fr, 22. Nov · 00:05-00:57 · arte
Nicht ganz koscher

Unzählige Dinge und Handlungsweisen des jüdischen Alltags – sei es Ernährung, Kleiderordnung oder Hygiene – werden von einer Flut von Regeln bestimmt. Die Filmemacherin Ruth Olshan, die zwar jüdische Wurzeln hat, aber nicht in der jüdischen Kultur aufgewachsen ist, hat einen humorvoller Film über die Widrigkeiten und Weisheiten des jüdischen Lebens und ihre persönliche Identitätssuche gedreht. 613 religiöse Gebote und Verbote regeln den Alltag gläubiger Juden. Aber wie orientiert man sich an dieser verwirrend hohen Anzahl von Vorschriften und ihren vielen Ausnahmen? Wie lebt man also „koscher“? Dabei bedeutet „koscher“ aus dem Hebräischen übersetzt in etwa „als richtig geprüft“ oder „bestätigt“. Der jüdische Mensch unterzieht sich permanent dieser „Qualitätsprüfung“. Filmemacherin Ruth Olshan hat selbst jüdische Wurzeln, wuchs aber nicht mit der jüdischen Kultur auf. So hat sie sich auf die Suche nach ihrer eigenen jüdischen Identität gemacht und geht gleichzeitig humorvoll der Frage nach, was koscheres Leben eigentlich ist. Dabei taucht Ruth Olshan tief ein in den facettenreichen jüdischen Alltag. Liberale und orthodoxe jüdische Familien und Rabbiner weihen sie in die Geheimnisse der koscheren Küche ein, erklären den Außenstehenden kurios erscheinenden Umgang mit Hygiene, Bekleidung und anderen Dingen des Alltags. Auch die Sexualität sparen sie dabei nicht aus. Die Filmemacherin erfährt und erlebt Überraschendes, Erstaunliches, Erheiterndes und vieles, was sie nachdenklich stimmt.

Sa, 23. Nov · 21:55-22:46 · arte
Frauen, die Geschichte machten 3/6, Sophie Scholl

Sophie Scholl besaß weder Macht noch Einfluss. Den Platz in den Geschichtsbüchern erhielt sie, weil sie – von der Welt weitgehend unbeachtet – Stellung bezog und für ihre Haltung in den Tod ging. Dadurch wurde sie posthum zum Vorbild und zur moralischen Instanz. Sophie Scholl ist neben Claus Schenk Graf von Stauffenberg die wohl populärste Figur des Widerstands gegen die Nazis. Fotografien zeigen das jugendliche, beinahe kindliche Gesicht einer 20-Jährigen, das in merkwürdigem Gegensatz zu ihrer mutigen, unbeugsamen Haltung beim Verhör und vor Gericht steht. Es hat sich in das kollektive Gedächtnis der Deutschen eingeschrieben. Wie aber war Sophie Scholl zum Widerstand gegen das NS-Regime gekommen? Warum riskierte sie ihr Leben für ein paar Flugblätter, von denen damals nur wenige Zeitgenossen überhaupt Kenntnis nahmen? Sophie Scholl kam aus einem liebevollen Elternhaus, das den Mädchen die gleichen Rechte einräumte wie den Jungen. Sie wuchs zu einer selbstbewussten jungen Frau heran, die rauchte, gern Auto fuhr und sich mit ihrem Freund als Ehepaar ausgab, um gemeinsam in einem Hotelzimmer übernachten zu können. Freiheiten, die in der NS-Diktatur keinesfalls selbstverständlich waren. Früh entwickelt sie eine politische Meinung – zeitweise im Widerspruch zu Vater und Mutter. Der Weg Sophie Scholls in den Widerstand war nicht geradlinig. Im Gegenteil – so begeisterten sich die Geschwister Scholl wie viele Intellektuelle ihrer Generation anfangs für die Hitlerjugend, für das Wandern und Singen, für Lagerfeuer und Gemeinschaftserlebnisse. Rasch machte sie Karriere in der Hitlerjugend und im Bund Deutscher Mädel, was zu Spannungen im Elternhaus führte. Die allmähliche Abkehr von der NS-Ideologie war eine Folge von Vorfällen, bei denen die Geschwister zunächst durch ihren ausgeprägten Individualismus in Konflikt mit dem System gerieten. Sie mussten enttäuscht feststellen, dass die verordnete Gleichschaltung nicht die geringste Abweichung duldete. Doch erst im Krieg wurde aus der inneren Distanz zum System der endgültige Bruch. Hans Scholl und seine Freunde leisteten als Medizinstudenten Dienst in der Wehrmacht. Dort erfuhren sie von den entsetzlichen Verbrechen hinter der Front. Diese Erfahrungen, das Wissen um die millionenfache Ermordung von Juden und die sinnlosen Opfer im längst verlorenen Krieg, waren schließlich der Auslöser für die ersten Flugblätter der „Weißen Rose“. Anfangs war Sophie Scholl nicht aktiv beteiligt, erst im Winter 1942 gehörte sie dem kleinen Kreis von Studenten an, die in München weitere Flugblätter entwarfen und verteilten. Sie war zuständig für die Materialbeschaffung und wagte als Erste aus dem Freundeskreis die Fahrt in andere Städte, um dort die Texte zu verbreiten. Als Hans und Sophie Scholl am 18. Februar 1943 bei der Verteilung von Flugblättern an der Münchner Universität verhaftet wurden, bestand für Sophie Scholl noch eine Chance, der Gestapo zu entrinnen. Der Gestapobeamte Robert Mohr, der die Verhöre leitete, sagte nach dem Krieg aus, er habe Sophie Scholl nahegelegt, sich darauf zu berufen, dass sie unbedarft und schuldlos in die Sache ihres Bruders hineingezogen worden sei. Die junge Frau sei darauf jedoch nicht eingegangen. Stattdessen entschied sich Sophie Scholl dafür, Verantwortung für ihre Taten zu übernehmen. Im Vernehmungsprotokoll heißt es nüchtern: „Es war unsere Überzeugung, dass der Krieg für Deutschland verloren sei, und dass jedes Menschenleben, das für diesen verlorenen Krieg geopfert wird, umsonst ist.“ Sophie Scholl hatte der Wahrheit die Ehre gegeben. Dafür musste sie mit ihrem Leben bezahlen.

So, 24. Nov · 11:45-13:00 · 3sat
Matchmaker – Auf der Suche nach dem koscheren Mann

Weiblich, ledig, jung sucht koscheren Mann: Für eine 30-jährige jüdische Singlefrau in der Schweiz ist es nicht gerade einfach, einen Partner zu finden. Denn unter den rund 9.000 männlichen Schweizer Juden gibt es gerade einmal ein paar Dutzend heiratswillige potenzielle Kandidaten in ihrem Alter. Und die sind so unterschiedlich, wie Juden nur sein können. Von säkular bis ultraorthodox ist alles dabei. Im Selbstversuch macht sich Regisseurin Gabrielle Antosiewicz in ihrem Dokumentarfilm „Matchmaker – Auf der Suche nach dem koscheren Mann“ auf Partnersuche. Um gleich auch die Handfertigkeiten der Kandidaten zu testen, bittet sie die jungen Männer in ihre Küche und bäckt mit ihnen das traditionelle Brot für Sabbat – mit ganz unterschiedlichen Resultaten. Unterschiedlich sind auch die Einsichten über Religion, Tradition und Partnerschaft, die sie dabei gewinnt. Diese humorvollen Dates bilden den Erzählrahmen, in den drei Familienporträts eingebettet sind.

So, 24. Nov · 22:20-23:54 · arte
Cinema Jenin – Die Geschichte eines Traums

Im Jahr 2008 entstand der viel beachtete Dokumentarfilm „Das Herz von Jenin“ von Marcus Vetter. Darin geht es um den Tod eines palästinensischen Kindes in Jenin, dessen Vater die Organe seines Sohnes palästinensischen und israelischen Kindern spendet, und diese Kinder später aufsucht. Nun hat Marcus Vetter den Mann in Jenin besucht. Gemeinsam machen sie sich stark, das örtliche Kino wiederzubeleben, um den dort lebenden Jugendlichen eine Perspektive zu geben. Der Dokumentarfilm, den Marcus Vetter zusammen mit dem israelisch palästinischen Kameramann Aleksei Bakri drehte, schildert in der Art eines persönlichen Tagebuchs das schwierige, aber schließlich erfolgreiche Ringen um das ungewöhnliche Projekt. Es begann im November 2005 im Westjordanland mit einer Tragödie. Ein palästinensischer Junge spielte mit Freunden auf der Straße des Ortes Jenin „Krieg“. Ein israelischer Soldat hielt die Spielzeugwaffe für echt und schoss auf das Kind. Im Krankenhaus von Haifa wurde der Hirntod des Kindes festgestellt. Der Krankenpfleger Raymund, ein arabischer Christ, bat den muslimischen Vater Ismail Khatib um Organspenden. Ismael gab die Organe seines Sohnes schließlich frei und rettete damit das Leben von fünf Kindern, Kindern palästinensischer und israelischer Herkunft. Drei Jahre später wollte er diese Kinder kennenlernen. Dabei begleitete ihn der deutsche Filmemacher Marcus Vetter, und es entstand 2008 der Dokumentarfilm „Das Herz von Jenin“, der im Jahr 2010 mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde. Eines Abends, die Dreharbeiten zu dem Film waren längst abgeschlossen, gingen Marcus Vetter und Ismail Khatib an jenem dachlosen, heruntergekommenen Kino in Jenin vorbei, das mit Beginn der ersten Intifada 1987 geschlossen worden war. Gemeinsam entstand die Idee, das Kino wieder auferstehen zu lassen und den Kindern in Jenin eine andere Vision zu geben, als sich gegen israelische Panzer zu stellen. Ismael Khatib, Marcus Vetter und Fakhri Hamad, der Übersetzer von Ismael, wurden von da an die Initiatoren eines gefährlichen Unternehmens. Würde es ihnen gelingen, mitten in der Hochburg der Al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden ein Filmtheater zum Leben zu erwecken? Ein Kino, das als negatives Symbol westlicher Kultur gelten könnte? Immer wieder fehlte Geld für die Renovierung. Aber auch immer mehr freiwillige Helfer kamen nach Jenin. Im Dschungel der Bürokratie des selbstverwalteten Palästinensergebietes mussten die Protagonisten Misstrauen und Vorurteile überwinden, Rückschläge wegstecken und Geduld beweisen, was immer wieder auch seine komischen Seiten hatte. Das Kino in Jenin wurde im August 2010 unter großer weltweiter Beachtung nach 20 Jahren wiedereröffnet. Das in den 60er Jahren erbaute Filmtheater galt als eines der bedeutendsten Lichtspielhäuser in Palästina, bis es mit dem Ausbruch der ersten Intifada im Jahr 1987 geschlossen worden war.

So, 24. Nov · 23:45-01:30 · SWR
Die Kammer

30 Jahre sind vergangen, seit der überzeugte Rassist Sam Cayhall zugab, an einem Bombenanschlag beteiligt gewesen zu sein, der die beiden Kinder eines jüdischen Bürgerrechtlers in den Tod riss. Obwohl das Ausmaß seiner Schuld nie eindeutig bewiesen werden konnte, erwirkte der Staatsanwalt McAllister die Höchststrafe, um die eigene Polit-Karriere voranzutreiben. Seither wartet Cayhall im Staatsgefängnis von Mississippi auf seine Hinrichtung. Über die Frage nach einem anderen Haupttäter hüllte das Ku-Klux-Klan-Mitglied sich all die Jahre in Schweigen. Nun will der junge Rechtsanwalt Adam Hall dieses Schweigen brechen … Angetrieben wird er dabei nicht zuletzt von dem Bedürfnis, mit seiner düsteren Familiengeschichte ins Reine zu kommen – denn Cayhall ist Adams Großvater. Dessen Rassenhass und Gewalttaten hatten die Familie zutiefst zerrüttet. Adams Vater nahm sich schon vor Jahren das Leben, seine Tante Lee suchte im Alkohol Trost und Vergessen. Adam und Cayhall sind sich nie zuvor begegnet, und der alte Mann, noch immer ein von Hass erfüllter Rassist, begegnet seinem liberal eingestellten Enkel mit tiefer Verachtung. Aber trotz dieser Ablehnung will Adam nicht locker lassen. Er will begreifen, was seine Familie zerstörte. Je tiefer er in den Details der alten Geschichte bohrt, desto überzeugter ist er, dass es vor 30 Jahren noch einen anderen Täter gegeben haben muss, der die Hauptschuld am Tod der Kinder trägt. Allerdings hat McAllister, inzwischen Gouverneur von Mississippi, keinerlei Interesse daran, dass der Fall neu aufgerollt wird. Viel Zeit bleibt Adam ohnehin nicht: In 28 Tagen soll sein Großvater hingerichtet werden.

Mo, 25. Nov · 21:50-23:27 · arte
Die Wohnung

Nach dem Tod seiner Großmutter Gerda begleitet der israelische Dokumentarfilmer Arnon Goldfinger die Auflösung ihrer Wohnung in Tel Aviv mit der Kamera und enthüllt dabei die widersprüchliche Vergangenheit seiner Großeltern. Sie waren einerseits leidenschaftliche Zionisten und andererseits mit einer tiefen Sehnsucht für alles ausgestattet, was deutsch ist. Aus Schränken, Kabinetten und Schubladen tauchen Dinge und Dokumente auf, die unterdrückte Gefühle wecken, Familiengeheimnisse heraufbeschwören und einen unglaublichen Ausschnitt deutsch-israelischer Geschichte zutage fördern. Die Großeltern des israelischen Dokumentarfilmers Arnon Goldfinger sind vor dem Holocaust aus Deutschland nach Israel geflohen. Nach dem Tod der Großmutter löst Arnon Goldfinger gemeinsam mit seiner Mutter die Wohnung der Großeltern in Tel Aviv auf, in der Gerda Tuchler mit ihrem Mann Kurt gelebt hat. Doch zunächst will Arnon Goldfinger die Wohnung in ihrem ursprünglichen Zustand mit der Kamera festhalten. Bei der Sichtung des Nachlasses entdecken Mutter und Sohn neben unzähligen Haushaltsdingen und Kleidungsstücken Dokumente, Briefe und Fotografien, die eine bislang der Familie unbekannte Geschichte erzählen. Die jüdischen Großeltern des Filmemachers pflegten eine Freundschaft mit der Familie eines SS-Offiziers. Dieser Scherge Hitlers, Leopold von Mildenstein, war einst Vorgesetzter Adolf Eichmanns. Und selbst nach Ende des Krieges bestand der Kontakt zwischen Kurt Tuchler in Israel und von Mildenstein in Deutschland weiter. Die Freundschaft zwischen den Tuchlers und den von Mildensteins hatte auf einer gemeinsamen Reise der beiden Männer nach Palästina begonnen. Kurt Tuchler war damals Richter in Berlin und überzeugter Zionist. Leopold von Mildenstein war seit 1935/36 Kommandant des sogenannten Judenreferats. Ihr gemeinsames Ziel bestand darin, Einwanderungen von deutschen Juden nach Palästina zu vereinfachen. Denn Palästina war damals das einzige Land, das bereit war, Juden in größerer Zahl aufzunehmen.

Di, 26. Nov · 23:15-01:00 · WDR
Miral

Rula Jebreals autobiografischer Roman diente Julian Schnabel bei seiner fünften Regiearbeit als Vorlage für ein aufwühlendes politisches Drama. Der Kinomagier wirft einen subjektiven Blick auf den Nahostkonflikt. Neben Freida Pinto und Hiam Abbass sind Vanessa Redgrave und Willem Dafoe zu sehen. Jerusalem, in den späten 1980er Jahren. Krieg und Bombenterror prägen das Leben der hübschen jungen Miral, die in Ostjerusalem unter der Obhut ihres liebevollen Vaters Jamal, eines gemäßigten Geistlichen, aufwächst. Ihre Mutter Nadia leidet an den Folgen eines sexuellen Missbrauchs, der sie in den Alkohol getrieben hat. Nach deren Selbstmord muss Jamal die Tochter schweren Herzens ins Waisenhaus geben. Doch Miral hat Glück im Unglück, die Siebenjährige kommt in das renommierte Dar-Al-Tifl-Institut. Dessen Leiterin, die charismatische Hind Husseini, eröffnet jungen Frauen nicht nur eine der wenigen Möglichkeiten, ihre Persönlichkeit zu entfalten und eine gute Ausbildung zu erhalten – „Mama Hind“ erzieht ihre palästinensischen Schützlinge auch zu Menschlichkeit und Gewaltverzicht. Als die 16-jährige Miral sich in den PLO-Aktivisten Hani verliebt, gerät sie in ein persönliches Dilemma: Soll sie an dessen Seite den Weg des bewaffneten Kampfes einschlagen oder weiterhin nach Mama Hinds pazifistischen Idealen leben?

Mi, 27. Nov · 00:50-02:25 · Das Erste (ARD)
… nächste Woche ist Frieden

Berlin, 1945. In der Hoffnung auf das nahende Kriegsende helfen sich die Bewohner eines Mietshauses in der Edisonstraße gegenseitig so gut es geht. Die patente Tatjana Zeitler (Rita Russek) findet in einem geplünderten Depot ein paar Tafeln Schokolade und teilt sie mit ihrem Nachbarn Erich Schiefer (Hans-Joachim Grubel). Noch ahnt niemand im Haus, dass der schweigsame Erich in seiner Mansarde die Jüdin Ruthi Tannenbaum (Judith Klein) versteckt hält. Um ihre Einsamkeit zu mildern, schreibt die junge Frau Briefe an ihre Familie, die ins Todeslager deportiert wurde. Sie kennt die schreckliche Wahrheit und schickt das Geschriebene niemals ab, braucht aber die Illusion zum Überleben. Durch ein Loch im Fußboden beobachtet sie heimlich, wie in der darunterliegenden Wohnung jemand einzieht. Herbert Pieritz (Ulrich Mühe), Hörspielautor beim Großdeutschen Rundfunk Berlin, soll ein komisches Stück mit dem Titel „Deutschland lacht“ schreiben. Unter dem Feuer russischer Artillerie gelingt es Herbert jedoch nicht, eine wirklich spaßige Idee zu entwickeln. Als Erichs Dachwohnung durch einen Bombentreffer unbewohnbar wird, nimmt Herbert die verängstigte Jüdin bei sich auf. Sein Heldenmut ist riskant, denn der herumschnüffelnde Blockwart Gulisch (Hans Peter Korff) würde Ruthi jederzeit verraten. In dieser bedrohlichen Situation nimmt Herbert geistesgegenwärtig den Ausweis einer toten Krankenschwester an sich, die seiner jüdischen Untermieterin ähnelt. Wird Ruthi in ihrer neuen Identität überleben? Peter Schulze-Rohr, der mit der ersten „Tatort“-Episode „Taxi nach Leipzig“ Fernsehgeschichte schrieb, inszenierte dieses beklemmende Kriegsdrama über Zivilcourage und Heimtücke nach einem Buch von Peter F. Steinbach, Mitautor der legendären „Heimat“ von Edgar Reitz. Das gespenstische Szenario wird geschildert aus der Sicht eines versteckten jüdischen Mädchens, das ähnlich wie Anne Frank in eine tagebuchartige Fantasiewelt flüchtet. Der aufwendige Film beeindruckt durch sein Ensemble, angeführt von Rita Russek, Hans Peter Korff, Judith Klein, Hans-Joachim Grubel – und vor allem Ulrich Mühe in der Rolle des traurigen Komikers.

Mi, 27. Nov · 22:00-22:45 · BR
Hitlers Menschenhändler

Während die Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg sechs Millionen Juden in die Gaskammern schickten, gab es tausende Menschen, die diesem Schicksal entgingen, weil die SS sie als wertvolle Handelsware betrachtete. Die Dokumentation von Stefan Aust, Thomas Ammann und Caroline Schmidt erzählt die Geschichte jener Menschen, die nur deshalb überlebten, weil sie für die Nazis lebendig nützlicher waren als tot. Sie alle waren in das Konzentrationslager Bergen-Belsen in der Lüneburger Heide verschleppt worden, das im mörderischen KZ-System der Nazis eine besondere Funktion hatte. Es diente als Auffanglager für die Austauschkandidaten. Nach Bergen-Belsen kam auch eine Gruppe von rund zweitausend ungarischen Juden, die Adolf Eichmann persönlich vor den Gaskammern bewahrt hatte. Der Cheforganisator des Holocaust schützte sie, weil sie insgesamt zwei Millionen US-Dollar Lösegeld gezahlt hatten. Doch gegen Ende des Krieges verlor die menschliche „Ware“ zunehmend ihren Wert für die Nazis. Und so begann für alle jüdischen Austauschhäftlinge ein mörderischer Wettlauf um Leben und Tod. Der Film enthält neben persönlichen Schilderungen von Zeitzeugen, die als Austauschkandidaten das KZ-Bergen-Belsen überlebten, seltene Archivaufnahmen, zum Beispiel aus dem holländischen NS-Lager Westerbork. Originalaufnahmen aus dem Eichmann-Prozess sowie Spielfilmausschnitte ergänzen die bewegende Dokumentation. Der Handel mit Menschenleben ist ein weitgehend unbekanntes Kapitel aus der Schreckensgeschichte des Holocaust. Während die Nazis im Zweiten Weltkrieg sechs Millionen Juden in die Gaskammern schickten, gab es tausende Menschen, die diesem Schicksal entgingen, weil die SS sie als wertvolle Handelsware betrachtete. Diese Menschen waren „Austauschjuden“, so der offizielle Begriff aus der Bürokratensprache: lebende Ware, die dem Kriegsgegner zum Kauf angeboten wurde. Der „Reichsführer SS“ Heinrich Himmler ließ deshalb von 1943 an in Gettos und Konzentrationslagern in ganz Europa nach jüdischen Gefangenen fahnden, die eine ausländische Staatsangehörigkeit oder eine Einreisegenehmigung für Palästina besaßen, ausländische Verwandte hatten oder über sonstige Verbindungen ins Ausland verfügten. Für die Freilassung dieser Gefangenen würden die Alliierten bereit sein, große Gegenleistungen zu erbringen, so Himmlers Kalkül. Der SS-Chef wollte – mit ausdrücklicher Genehmigung Hitlers – Juden gegen sogenannte „Reichsdeutsche“ im Ausland, gegen Waffenlieferungen oder gegen Bargeld tauschen. Akribisch wurde im Auswärtigen Amt in Berlin registriert, wer als lebende Ware für dieses teuflische Geschäft infrage kam, welche Menschen, wie es in einem Vermerk aus dem Jahre 1943 hieß, „günstig zu verwerten“ waren.

Do, 28. Nov · 16:45-17:00 · Das Erste (ARD)
Auf das Leben! – Ein Tag im Leben des Majer Szanckower

Er wohnt auf dem alten Teil des Friedhofs. Sein Tag beginnt mit dem Aufschließen des Tors und endet auch so. Sein Büro liegt auf dem „aktiven“, etwas jüngeren Teil des Friedhofs mit Kontrollblick über den Eingangsbereich. Vor seiner Bürotür ein Körbchen mit Kippot, den Kopfbedeckungen der jüdischen Männer. Majer Szanckower ist ein kleiner, lebhafter Mann Mitte 60, der für seinen Friedhof brennt und hier durchaus mit strenger Hand regiert. Seine Aufgaben sind: Illegale Heckenschneider hindern, zu große Grabsteine zurückweisen, Füchse und Mäuse in Grenzen halten, Trauergespräche führen und mit Hilfe der „Heiligen Bruderschaft“ eine Beerdigung durchführen. Majer Szanckower ist ein jüdischer Friedhofsverwalter und hat damit ähnliche Aufgaben wie seine Nachbarn auf dem Frankfurter Hauptfriedhof. Dazu kommen aber noch die Bestattungsvorbereitung und das strenge Einhalten der religiösen Regeln. Die Totenwäsche sehen wir nicht, aber den Ort dafür. Eine Beerdigung dürfen wir nicht filmen. Dafür aber die Führung einer Schulklasse, wo jüdisches Brauchtum rund um den Tod gezeigt und erklärt wird. Eine wichtige Aufgabe auf einem so großen und alten jüdischen Friedhof ist außerdem, z.B. nach Amerika geflohenen Exfrankfurtern bei der Suche nach den Gräbern ihrer Vorfahren zu helfen.

Sa, 30. Nov · 22:30-23:55 · PHOENIX
Klaus Barbie

Der packende Dokumentarfilm zeichnet das Leben des deutschen Kriegsverbrechers Klaus Barbie nach, der durch seine grausamen Verhörmethoden während des Zweiten Weltkriegs traurige Berühmtheit als „Schlächter von Lyon“ erlangte. Nach dem Krieg setzte sich der ehemalige SS-Mann nach Südamerika ab, wo er dank guter Kontakte zu westlichen Geheimdiensten und rechtsradikalen Diktaturen nahezu unbehelligt leben konnte. Erst 1983 wurde er nach Frankreich ausgeliefert, wo ihm der Prozess gemacht wurde. Der schottische Regisseur Kevin Macdonald („Ein Tag im September“) verdichtet in seinem Dokumentarfilm Archivmaterial und neue Interviews mit Zeitzeugen zu einem engagierten und erschütternden Blick auf eines der dunkelsten Kapitel des 20. Jahrhunderts.Der am 25. Oktober 1913 in Bad Godesberg geborene und am 25. September 1991 in einem französischen Gefängnis gestorbene Klaus Barbie zählt zu den grausamsten Protagonisten des nationalsozialistischen Terrors. Bereits 1933 spionierte der Lehrersohn Schulkameraden für die gerade an die Macht gekommenen Nazis aus, ab 1940 erwarb er sich als Mitglied des „Sicherheitsdienstes“ (SD) der SS sowie als SS-Obersturmführer in Holland erste Meriten als „Judenjäger“ und Vollstrecker der „Endlösung“. In Belgien folterte Barbie u.a. den österreichischen Schriftsteller Jean Améry, bevor er von November 1942 bis August 1944 als „Schlächter von Lyon“ berüchtigt wurde, als er die Bekämpfung der französischen Résistance mit unfassbarer Grausamkeit und äußerster Brutalität vorantrieb. Ebenfalls verantwortlich war Barbie für die Deportation von 44 jüdischen Kindern aus einem Waisenhaus in Izieu in das Vernichtungslager Auschwitz. Barbie war kein Schreibtischtäter, sondern folterte seine Opfer oft selbst. Umso unfassbarer erscheint es, dass der Massenmörder nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von westlichen Geheimdiensten wie dem US-amerikanischen CIC nicht nur vor der Auslieferung nach Frankreich geschützt wurde, sondern für diese auch als gut bezahlter Berater im Kampf gegen den Kommunismus tätig war. Als es für Barbie in Europa zu gefährlich wurde, gelangte der bis an sein Lebensende überzeugte Nationalsozialist über die sogenannte „Rattenlinie“ nach Südamerika und ließ sich in Bolivien nieder. In den folgenden Jahrzehnten war er als Agent für den US-amerikanischen Geheimdienst und den bundesdeutschen BND tätig und half mit seinen berüchtigten „Verhörmethoden“ bald auch rechtsgerichteten Militärdiktaturen. Erst 1983 gelang es, insbesondere durch das Engagement des deutsch-französischen Ehepaars Beate und Serge Klarsfeld, Bolivien dazu zu bewegen, Barbie nach Frankreich auszuliefern, wo ihm der Prozess gemacht wurde.