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Am tiefsten Punkt von Tel Aviv: Vernachlässigung, Drogen, Gewalt

Vor ein paar Stunden wurde die enthauptete Leiche einer Frau in einem Koffer gefunden. „Tatsächlich?“, sagt ein Gemüsehändler eine Ecke weiter, „naja, die Leute fressen sich hier gegenseitig auf“…

Abgemagerte Drogenabhängige gehen langsam hin und her, treten manchmal vom Bürgersteig auf die Strasse, um Autofahrer um ein paar Münzen anzuhauen, bis die Ampel wieder umschaltet. Der Schwarzmarkt floriert, in Hauseingängen und Seitengassen, in der haGalil-, der haNegew- oder der Levinsky-Strasse, je nach dem. Die Behörden schicken ab und zu jemanden vorbei, auch die Polizei schaut rein und zieht weiter. Gil Noam spricht im y-net vom Hinterhof von Tel Avivs Hinterhof.

„Hier geht es zu wie im Wilden Westen“, sagt Shlomo, der hier schon lange wohnt. Er deutet auf einen Treffpunkt der Süchtigen und weiss, dass sie von hier zu den Umschlagplätzen vor Ort oder in Lud, einer Stadt in der Nähe des Flughafens, oder zum Anschaffen gehen.

Gleichgültigkeit, Vernachlässigung, Gewalt. Dabei ist die Polizei durchaus im Bilde. Aber was sollen sie tun?

Hier und in den angrenzenden Strassen und Gassen leben zehtausende von afrikanischen Flüchtlingen. In der Nacht gab es eine Riesenschlägerei unter Sudanesen, aber sowas kommt eher selten vor. Die Geschäftsinhaber und die Drogenabhängigen sind fast die einzigen Weißen in dieser Gegend rund um die alte Busstation im Süden von Tel Aviv.

Hier arbeitet Titi in einem Café, das einige Eritreer hier eröffnet haben. „Mit den Junkies haben wir nichts zu tun“, sagt sie auf Englisch. „Sie gehen am Laden vorbei, aber sie belästigen niemanden“. „Manchmal betteln sie, aber wir geben ihnen nichts und sie ziehen weiter“, sagt Musia, die ein Internet-Café betreibt und sich einen Flur mit einem Drogenumschlagplatz teilt.

Die jüdischen Ladenbesitzer sind da schon weniger geduldig. Sie haben immer wieder versucht, die Polizei zu stärkerem Einschreiten zu bewegen, es wurde auch eine neue Wache eingerichtet, geändert hat sich nicht viel.

„Naja, Polizei und Grenzschutz schauen ab und zu vorbei, immerhin ist das ein zentraler Ort, Kinder gehen zur Schule, Menschen machen Besorgungen, kommen hier vorbei“. Doch es sind nicht die Junkies, vor denen er Angst hat, erzählt Eli, der gebrauchte DVDs anbietet, es ist der illegale Handel, der Schwarzmarkt, hiervon lebt das Verbrechen. Die Junkies sind schon körperlich nicht mehr in der Lage, jemanden zu bedrohen, aber die Zuhälter und die Syndikate, die vom illegalen Handel leben. Das sind ganz andere Kaliber“.

Die Stadtverwaltung von Tel Aviv verlangt staatliche Hilfe, die Straßenbeleuchtung wurde erweitert, Überwachungskameras installiert.

במקום הכי נמוך בתל אביב (Astar Shamir)