„Es darf keinen Schlussstrich geben“

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Knobloch begrüßt Festnahme mutmaßlichen früheren KZ-Aufsehers…

Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, hat die Vorgehensweise von Polizei und Justiz ausdrücklich begrüßt, nachdem die Staatsanwaltschaft Stuttgart den früheren KZ-Aufseher Hans Lipschis hatte festnehmen lassen. „Die Bundesrepublik macht deutlich, dass es in Deutschland keinen Schlussstrich unter die Nazi-Zeit gibt.“ Das Alter des Täters spiele dabei keine Rolle, so Knobloch: „Es geht um die gerechte Bestrafung von Verbrechern gegen die Menschlichkeit, die selbst keinerlei Mitleid mit ihren Opfern gehabt haben.“

Am Rande der Vollversammlung des World Jewish Congress in Ungarn kritisierte Knobloch die strafrechtliche Verfolgung von NS-Verbrechern in den ersten Jahrzehnten nach dem Krieg. Das entschlossene Handeln in den letzten Jahren belege ein Umdenken. „Die Erkenntnis konnte sich durchsetzen, dass es unerlässlich ist, die Täter von einst zu verfolgen. Nur so wird der Weg frei für eine unbelastete Zukunft ohne faden Beigeschmack“, so Knobloch. Die strafrechtliche Aufarbeitung müsse parallel zur historischen und sozialpsychologischen erfolgen.

Laut Staatsanwaltschaft steht der 93-jährige Rentner unter dem dringenden Tatverdacht der Beihilfe zum Mord. Er soll im Konzentrationslager Auschwitz von 1941 bis 1945 die Ermordung von Häftlingen unterstützt haben. Seine Festnahme fiel mit dem Auftakt des NSU-Prozesses in München zusammen. „Gerade angesichts der aktuellen Kritik an Justiz und Sicherheitsbehörden ist es von größter Bedeutung, dass Deutschland unmissverständlich demonstriert, dass unser Rechtsstaat funktioniert und gegen Hass-Verbrechen hart und unbedingt durchgegriffen wird.“

Lipschis steht nach Angaben des Wiesenthal-Zentrums auf Platz vier der Liste der zehn meistgesuchten Nazi-Verbrecher.

4 Kommentare

  1. Knobloch: „Es geht um die gerechte Bestrafung von Verbrechern gegen die Menschlichkeit, die selbst keinerlei Mitleid mit ihren Opfern gehabt haben.“

    Ist das wirklich glaubwürdig, was Frau Knobloch da erzählte? Ich erinnere nur an das Auslieferungsgesuch Polens in Bezug auf den ehemaligen KZ-Kommandanten Salomon Morel, den Israel nicht auslieferte, der friedlich in Israel sterben durfte, statt für die Häftlingsmorde bestraft zu werden. So eine scheinheilige Doppelmoral ist schnell durchschaut und steht keinem Volk gut zu Angesicht.

  2. „Hier ein Beitrag aus Welt – Online zu der Causa Lipschis, die vor 30 Jahren mit der Ausweisung Lipschis aus den USA begann.“

    ich empfehle diesen artikel zu lesen; und ausnahmsweise
    empfehle ich auch die kommentare mitzulesen. beides zusammen
    ist sehr aussagekraeftig.

    anfang der achtziger ist er von den usa ausgewiesen worden und
    war etwa anfang bis mitte SECHZIG.

    dann haben die deutschen behoerden das ganze verschleppt (wie
    seltsam).

    jetzt jetzt erst ist die anzeige fertig geworden. und er
    ist anfang NEUNZIG.

    und die kommentare dazu?
    „was will man noch von einem 90 jaehrigen“ usw.

    keine ahnung was aus solchen leuten einmal werden soll.

    J

  3. Hier ein Beitrag aus Welt – Online zu der Causa Lipschis, die vor 30 Jahren mit der Ausweisung Lipschis aus den USA begann. Offenbar hatten deutsche Behörden die gewissenhaften Ermittlungen der US-Behörden, als Lipschis dann in Deutschland war, unter den Teppich gekehrt. In Deutschland fehlte offenbar der Wille, den Fall Lipschis, und sicher viele andere gleich gelagerte Fälle, aufzugreifen. Wohl nur der segensreichen Arbeit des Simon Wiesenthal – Zentrums und ein gewisser „Anstoß“ aus dem Ausland ist zu verdanken, dass deutsche Behörden neuerdings „motiviert“ sind, sich zu kümmern.

    http://www.welt.de/politik/deutschland/article115980591/Warum-Hans-Lipschis-erst-jetzt-angeklagt-wird.html

  4. “Es darf keinen Schlussstrich geben”

    Einen ganz anderen Schlusstrich gab es heute vor 68 Jahren: mit der Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands bzw. der Wehrmacht durch Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel war der Zweite Weltkrieg in Europa beendet.

    Und nicht nur das: damit waren die 12 Jahre einer Diktatur, die durch Missbrauch der Regeln eines demokratischen Staates sich an die Macht geputscht hatte, Geschichte. Nicht Geschichte war, wird noch lange nicht sein die damit beginnende Aufarbeitung und Sühne. Dazu gehört auch das ständige Erinnern an diesen 8.Mai 1945, den Tag der Befreiung.

    Dieser Tag der Befreiung vom beispiellosen Terror eines undemokratischen, faschistischen, rassistischen, mörderischen Unmenschentums ist allen Menschen guten Willens ein Tag der Freude. Feiern wir ihn!

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