Rund 20,3 Prozent der israelischen Senioren leben offiziell in Armut und sind auf Zuzahlungen angewiesen. Das ergab eine Erhebung des Nationalen Versicherungsinstituts (NII). Die dortigen Verantwortlichen fordern nun eine Überarbeitung des Versorgungssystems…
sz, inn v. 07.01.2013
Laut der „Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ (OECD) liegt Israel damit auf Platz 24 unter den 34 Mitgliedsstaaten. Das ist drei Plätze unter dem Durchschnitt der OECD, deren Armutsrate unter Senioren bei 15,14 Prozent liegt. Das berichtet die israelische Tageszeitung „Yediot Aharonot“.
Im Vergleich zu den vergangenen Jahren zeichnet sich für Israel trotzdem ein Aufwärtstrend ab. 1997 litten noch 26,8 Prozent der Senioren unter Armut, im Jahr 2005 waren es nur noch 22,2 Prozent. Trotz allem stehe noch ein langer Weg bevor, sagte Daniel Gottlieb, stellvertretender Direktor für Planung und Forschung am NII. „Auf der einen Seite müssen wir die Gehälter erhöhen, um den Durchschnitt der OECD zu erreichen. Auf der anderen Seite ist Israels Hauptproblem die eingewanderte Bevölkerung“, sagte er. Die Immigranten hätten oft nicht genug gespart oder seien von der Regierung nicht zur Geldanlage ermutigt worden wie bis vor kurzem durch die neuen Rentengesetze. Oder die Zeit habe nicht ausgereicht, um für das Alter genug Rücklagen zu schaffen. Daraus entstehe eine komplette Abhängigkeit von der Sozialversicherung. Gottlieb forderte deshalb eine Überarbeitung des israelischen Versorgungssystems.
Auch Igal Ben Schalom, früherer Direktor des NII, ist für eine umfangreiche Überholung des israelischen Systems. Bis es dazu komme, müssten zunächst die Gehälter angehoben werden. „Das sollte schrittweise geschehen und unter Rücksichtnahme auf den Haushalt“, sagte er. Schalom sprach sich deshalb für eine Abschaffung der steuerlichen Vergünstigungen aus. Denn dadurch erhöhe sich das Budget des Haushalts um umgerechnet etwa 9,2 Milliarden Euro. Als zweites sollte das Sozialwesen gestärkt werden.
„Diese Faktoren richtig ausbalanciert bieten eine geeignete Lösung für die Ausländergeneration“, ist Schalom überzeugt. „Je mehr wir im Voraus planen, desto einfacher wird es.“ Die Angelegenheit müsse auf die Agenda für die nächsten zwanzig Jahre gesetzt werden.
Laut „Yediot Aharonot“ bestätigen die Daten des NII vergangene Untersuchungen. Bereits im Oktober vergangenen Jahres veröffentlichte Ergebnisse zeigten, dass rund 25 Prozent der über 50-Jährigen in Armut leben und weniger als die Hälfte des Einkommens Gleichaltriger zur Verfügung haben.