„Nicht geeignet, unter Menschen zu leben“

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Die ungarische Regierungspartei Fidesz identifiziert sich mit einem rassistischen Hetzer…

Von Karl Pfeifer

Nicht weit von Budapest in Szigethalom gab es in der Silvesternacht eine Messerstecherei und ein junger Sportler wurde lebensgefährlich verletzt. Der mutmaßliche Täter ist ein Roma. Am 5. Januar publizierte Zsolt Bayer, Gründungsmitglied von Fidesz, guter Freund des ungarischen Regierungschef Viktor Orbán und einer der Organisatoren der pro-Orbán Massendemonstrationen einen Artikel in der Tageszeitung “Magyar Hirlap”. Bayer stellt einen “Großteil der Zigeuner” als “Tiere” dar, die lediglich Gewalt verstehen.

Justizminister Tibor Navracsics hat diesen Artikel eindeutig verurteilt, ansonsten aber identifiziert sich anscheinend Fidesz, die Schwesterpartei der CDU/CSU und der ÖVP mit dem Rassismus eines Zsolt Bayer. Die Staatsanwaltschaft hat sofort mitgeteilt, dass sie gegen Zsolt Bayer kein Verfahren eröffnet.

Gestern hat die Partei Demokratische Koalition eine Protestdemonstration vor der Zentrale von Fidesz in Budapest organisiert. Es kamen ca. 1000 Demonstranten.

Protestdemonstration vor der Zentrale von Fidesz in Budapest

Auf dem Fideszgebäude konnte man folgendes Transparent sehen. “Steht nicht auf der Seite der Mörder! Hört nicht auf Ron Werber!”

Fidesz selbst hat sich erst vor kurzer Zeit auf die Seite eines Mörders gestellt, eines Azerbeidschanis, der in Budapest einen Armenier mit der Axt ermordet hatte und deswegen zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt wurde. Bereits nach acht Jahren wurde er von der ungarischen Regierung freigelassen und in seinem Heimatstaat als Held empfangen. Mit der Behauptung, dass wer den Rassismus des Bayer verurteilt, der stelle sich auf die Seite der Mörder, folgt Fidesz der Argumentation der ungarischen Nazipartei Jobbik.

Ron Werber ist der israelische Berater der MSZP, der sozialistischen Partei und hat nichts mit dieser Sache zu tun. Doch mit der Erwähnung seines Namens hofft Fidesz offensichtlich die antisemitischen Ressentiments aufpeitschen zu können.

Hier einige Zitate aus Zsolt Bayers Artikel:

“(…) Der Großteil der Zigeuner ist zum Zusammenleben nicht geeignet. Nicht geeignet, unter Menschen zu leben. Diese Zigeuner sind Tiere, und benehmen sich wie Tiere. Sie wollen sich sofort mit jedem paaren/ficken, den sie erblicken. Wenn sie auf Widerstand stoßen, morden sie. Sie entleeren sich/scheissen, wo und wann es sie überkommt. Wenn sie sich darin eingeschränkt fühlen, morden sie. Was sie sehen, wollen sie haben. Wenn sie es nicht sofort bekommen, nehmen sie es sich und morden. Diese Zigeuner sind jeglicher menschlich zu nennender Kommunikation unfähig. Aus ihren Tierschädeln brechen höchstens unartikulierte Laute hervor, und das Einzige, was sie von dieser elenden Welt verstehen, ist Gewalt.
(…) Schaut euch die Ratte, die Gergő Sávoly niedergestochen hat, und seine Kumpanen auf Facebook an. Man sieht es ihnen an, dass sie alle drei potenzielle Mörder sind. Eo ipso Mörder. Man muss sie nicht tolerieren und verstehen, man muss Vergeltung an ihnen üben. Und hier begeht der idiotische politisch korrekte Teil der westlichen Welt seine größte Sünde: Aus reinem Kalkül und Eigeninteresse tut er so, als müsse man diese Tiere unbedingt tolerieren, sogar respektieren, als stünde ihnen so etwas wie Wertschätzung und Menschenwürde zu. (…) Sie sollen nicht existieren, die Tiere. Nirgendwie. Das muss man lösen – aber sofort und mit allen Mitteln!”

Die europäischen Volksparteien sollten sich gut überlegen, ob sie weiterhin Fidesz unterstützen wollen, die sich offen und aggressiv auf die Seite solch eines rassistischen Hetzers stellt.

8 Kommentare

  1. Ludwig Burg, stimmt, es waren zwei Verletzte, ich habe mich darauf beschränkt von dem schwer verletzten Sportler zu schreiben.
    Wenn ich Bayers Logik folgen würde, der wegen diesem Vorfall schrieb, ein wesentlicher Teil der Roma sind Mörder. Tiere, die es nicht verdienten zu existieren, dann könne ich schreiben ein wesentlicher Teil der Ungarn sind Mörder, denn es gab einen Serienmord an Roma von Ungarn begangen.
    Ich folge aber nicht Bayers Logik und lehne Pauschalurteile ab und selbstverständlich den Antisemitismus dieses „Fäkalantisemiten“ (Die Presse, 25.1.2011)

  2. @korrigieren sie bitte@ aha, also nicht ein Großteil sondern „ein wesentlicher Teil“ der Roma sind nach Anschauung des Fideszpropagandisten und Orbánfreund Zsolt Bayer „Tiere“, danke, dass Sie mich auf diesen „wesentlichen“ Unterschied aufmerksam gemacht haben.(Ironie!)

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