Israelischer Designer entwirft Bienenwohnung aus Terrakotta

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Überall in der Welt sorgt man sich um Bienen, weil die Bienen in eine Krise geraten sind. Als Folge der Intensivierung der Landwirtschaft kommen Bienen häufig unter Stress. Sie werden ja zur Bestäubung vieler Nutzpflanzen, die wir essen, benötigt. Nicht immer ist der Umgang mit Bienen dabei schonend…

Von Gilbert Brockmann

Bienen werden umhergefahren und sind dabei negativen Einflüssen ausgesetzt. Die Globalisierung des Handels hat Bienenschädlinge in der ganzen Welt verbreitet. Am bekanntesten ist die aus Asien eingeschleppte Varroamilbe, die ganze Bienenvölker flächendeckend vernichten kann, wenn die Imker den Bienen nicht helfen. Hat Lavi Bar auf die Krise eine Antwort?

Im Gelobten Land, wo Milch und Honig fließen, macht der Freizeitimker und Designer Lavi Bar mit einer speziellen Beute aus gebranntem Ton, Terrakotta, auf Bienen aufmerksam. Beute? Beute ist Imkersprache und bedeutet: Bienenwohnung. Sein Ansatz gegen das Bienensterben: „Wir müssen unsere Beziehungen zu Bienen ändern. Holen wir die Bienen in unser Leben.“ Die hohen Verluste in Deutschland 2002/2003 machten ihn zuerst auf die Krise der Bienen aufmerksam. Seine kugelartige Konstruktion weist Ähnlichkeiten zu den in der Antike verwendeten Tonröhren auf. Der Ton ist porös, atmungsaktiv und witterungsbeständig. Bienen fühlen sich im Klima Israels wohl darin, sagt der Imker.

Lavi Bar mit seiner neuen Bienenwohnung aus Terrakotta
Der Imker und studierte Designer Lavi Bar mit seiner neuen Bienenwohnung aus Terrakotta. Sie wird am Wohnhaus angebracht und besteht aus zwei aufeinandergesetzten Halbkugeln.

Leben mit Bienen

Eingebaut sind Fenster, durch die man das Leben der Bienen beobachten kann. Die Beute ist direkt am Wohnhaus angebracht, so wie früher in Deutschland die Bienenkörbe an den Bauernhäusern standen. Der Bienenbesitzer nimmt dadurch unmittelbar am Leben der Bienen teil. Die Bienenhaltung des Designers ist Selbstzweck, dient nicht der maximalen Honigentnahme. Es geht ihm um einen naturgemäßen Umgang mit Bienen. „Bienen werden oft schematisch behandelt. Das kugelige Design erlaubt den Bienenvölkern auf organische Weise zu wachsen“, erklärt der Imker.

Bienenwohnung aus Terrakotta
Blick von unten in die Waben aus Wachs. Hier lagern die Bienen den Honig.

Handwerk mit Bienen

Lavi Bar studierte an der Bezalel Akademie für Kunst und Design in Jerusalem, die Beute aus Terrakotta ist seine Abschlussarbeit. Die Akademie ist eine der renommiertesten Kunsthochschulen der Welt. Zweitausend Studierende lernen hier die Verbindung von Kunst und Handwerk. Bienenhaltung ist eins der ältesten Handwerke überhaupt und beruht auf der Beziehung zwischen Mensch und Natur. Im Land Israel, in dem vor einigen Jahren in Tel Rehov eine dreitausend Jahre alte biblische Imkerei mit Tonröhren ausgegraben wurde, setzt Lavi Bar auf bewährtes Material in neuer Form. Der Freizeitimker von zehn Völkern ist überzeugt: „Die neue Beute ist gut für Bienen und Menschen.“

Die Terrakotta-Beute mit Sichtfenster.
Die Terrakotta-Beute mit Sichtfenster. Man sieht das Leben der Bienen. Im alten Israel wurden die Bienen in Tonröhren gehalten.

Alle Fotos: Lavi Bar

4 Kommentare

  1. Dankeschön, das habe ich allerdings auch schon gedacht, das mit der Kälte.
    Ebenfalls Grüße

  2. Mich würde interessieren, ob man solche Beute irgendwo bestellen kann.
    Es gibt ja die Initiative „Berlin summt“ und Tieren einfach ein solches Heim zu bieten, fände ich ganz schön.

    • Diese Beute aus Terrakotta wurde für eine Designarbeit als Einzelstück angefertigt. Die runde Form in Verbindung mit dem Naturwabenbau ohne vorgefertigte Mittelwände soll den Bienen ein wesensgemäßes Leben ermöglichen.
      Ton dürfte bei uns als Material zu kalt sein. Man denke an die kalten Berliner Winter! Wie eisig das pfeift!
      Bienenkörbe sind aus Stroh gefertigt, verstärkt mit Lehm.
      Viele Grüße!

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