Drei Leben, ein Rebbe

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Gedanken von Rabbiner Shlomo Raskin aus Frankfurt am Main über die drei Einwohner von Kirjat Malachi, die bei dem Einschlag einer Rakete aus dem Gazastreifen am 14. November 2012 getötet wurden…

Nur 26 Jahre in dieser Welt und schon soviel geschafft. Im Himmel warten Gruppen von Engel auf sie, wegen ihrer guten Taten und ihrem vollen Himmelskonto. Mira Scharf, geborne Cohen, war die einzige Tochter unter vier Brüdern. Sie wurde in eine Familie geboren, die zur den „Sadigura“ Chassidim gehört, und war Schülerin einer „Ohel Rachel“ Torah HaChodesh, eine Schule, die sich nur mit heiligen Themen beschäftigt. Schon in jungen Jahren merkten ihre Eltern, dass sie ihren eigenen Weg gehen würde. Sie begann im Stil von Chabad, Licht in der Welt zu verbreiten, indem sie sich um andere kümmerte und gute Taten und positive Missionierung unter Juden ausübte. Gänzlich unbeeindruckt war sie vom oberflächlichen Glanz dieser Welt. Was für sie zählte, waren die inneren Werte, das, was das Auge nicht sofort wahrnimmt und die Melodie, die nur die Seele hören kann. Sie hörte auf ihre Seele und fand ihren Weg nach der Anschauung des Lubawitscher Rebbes, Menachem Schneerson, dass religiöse Menschen sich nicht von der Welt abkapseln dürfen.

Mit zwanzig Jahren hat sie dann ihren Ehemann, einen Chassid von Chabad, geheiratet. Schon als Lediger war ihr Mann ein Helfer für den Schliach in New Delhi. Gleich nach der Hochzeit sind sie beide nach New Delhi gegangen und haben dort in einem äußerst rudimentären Umfeld gelebt. Mit tiefer Freude und immer mit einem leuchtenden Gesicht hat sie sich dort um das Wohlergehen von allen Menschen, mit denen sie Kontakt hatte, Juden wie nicht Juden, gekümmert. Sie war für jeden immer hilfsbereit und froh und genügsam mit ihrem Teil. Mehr als 50 Gäste haben jeden Shabbat an ihrem Tisch gegessen. Und, wenn einer sich verletzt hatte oder, G-tt behüte gestorben ist, konnte sie nächtelang nicht schlafen.

Mira hatte drei wunderbare Kinder zur Welt gebraucht, Yossi, Chana und Guela. Yossi wurde bei dem Anschlag schwer verletzt und verlor seine Finger. Er ist noch immer auf der Intensivstation. Chana hat Schrapnell in der Lunge, nur Guela ist wie durch ein Wunder unverletzt. Der Ehemann liegt auch noch im Krankenhaus.

Mira Scharf war eine Freundin von Rivka Holtzberg z’l. Rivka wurde genau vor vier Jahren in Mumbai ermordet. Mira war nach Israel gekommen, um ihr viertes Kind zu gebären und an einem Gedenken für die ermordeten aus Mumbai teilzunehmen. Was sollen wir daraus lernen? „Es gibt keine Zufälle“, sagt ihr Vater, Nachum Cohen mit Schmerz. „In Mumbai hat die Regierung verstanden, dass die Mörder gehängt werden müssen. Und in Israel macht man sich Sorgen, was die Welt denken wird.“ Ihre Eltern und Geschwister sind am Boden zerstört. Sie bitten alle, mehr gute Taten in Erinnerung von Mira zu verüben. Zudem bitten sie, dass das der gesamte Terrorkrebs ausgemerzt wird. Ihre Mutter sagt: „Die Chemotherapie muss bis zum Ende geführt werden. Und, in jeder Therapie gibt es leider Nebenwirkungen.“

Aron Smadja wurde 49 Jahre alt. Er war ein gläubiger, hilfsbereiter Mensch, trotz seines nicht einfachen Lebens. Als die Sirene ertönte, hat er den sicheren Bunker verlassen, um seiner Nachbarin, Mira Scharf, mit dem kleinen Baby zu helfen. Als jemand, der in Kiryat Malachi geboren und aufgewachsen ist, kann ich aus Überzeugung sagen, dass er ein Mensch war, der anderen nur Gutes tun konnte.

Während seines Militärdienstes kam er einem g-ttgläubigen Leben näher und zog nach seiner Hochzeit nachKiryat Malachi. Um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, eröffnete er einen Falafelstand. Hier war er wie Avraham Avinu in der Wüste. Er hat allen zu Essen gegeben, auch wenn sie nicht bezahlen konnten und Schulden bei ihm hatten. Vierzehn Jahre lang musste er warten, bis er Kinder bekam. Zuerst kamen Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen und vor acht Monaten nochmals ein Mädchen. Da hat er eine große Sehuda gemacht für seine Freunde und die gesamte Umgebung eingeladen. Aron war ein bescheidener, einfacher Mensch, der mit anderen auf Augenhöhe interagierte, immer mit einem breiten Lachen auf dem Gesicht, einer der einen an die Chassidim von früher erinnerte. In allen Chassidischen Farbregen in Kiryat Malachi war er immer der Organisator, auch dort wird man ihn schmerzlich missen.

Itzik Amsalem, wohnte auch in dem Lubawitscher Viertel. Er war ein sehr humorvoller 22-Jähriger mit einem ansteckenden Lachen, der in einer Bank gearbeitet hat. Er wollte innerhalb dieses Jahres heiraten und hat vermehrt Tora studiert. Seine Mutter, Alisa, war mehr als zwanzig Jahre Kindergärtnerin in dem Kindergarten von Chabad.

So unterschiedlich diese drei Leben auch sein möchten, was sie vereint ist, dass alle drei den Rebbe als Mentor in ihrem Leben gesehen und sehr intensiv an das Kommen von Moshiach geglaubt haben. Deswegen haben sie sich auch in dem Viertel Nachlat har Chabad aufgehalten oder gelebt. Dieses Viertel wurde gegründet, weil der Rebbe wollte, dass die trockene Wüste des Südens im Geiste von Chabad befruchtet wird. Wir alle sind untröstlich, dass diese Blumen nicht mehr da sind und es gibt keine Wörter, die diese Lücke ausdrücken können. Das Einzige was wir machen können ist gute, geistliche Taten vollbringen, damit ihre Seelen im Gan Eden ruhen können. Der Sohar lehrt uns, dass wenn einer im Heiligtum von Erez Israel ermordet wird, weil er Jude ist, dann bekommt er die höchste Stufe im Himmel. Mögen sie zusammen mit dem Rebbe den Ewigen bitten, dass er die Rache des vergossenen Blutes seiner Knechte trägt und, dass G-tt uns seinen Erlöser schickt und die Juden spüren das Erez Israel der sicherste Ort der Welt ist.

Rabbiner Shlomo Raskin