Iranische Nacht im Salon Exil

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In Berlin leben zahlreiche Iranerinnen und Iraner. Viele von ihnen haben ihr Heimatland nicht freiwillig verlassen, sondern wurden nach der Islamischen Revolution von 1979 als politisch Verfolgte ins Exil getrieben…

Am härtesten traf der gesellschaftliche Wandel die geistige Elite des Landes, liberale Akademiker, Literaten, Künstler – und nicht zuletzt die Frauen. Der Schleierzwang, dem sie seit der Machtübernahme der Mullahs unterworfen sind, ist sichtbare Manifestation der umfassenden Beschneidung aller Rechte, die sie über Generationen hinweg mühsam erstrittenen hatten.

Nicht von ungefähr stehen heute Journalistinnen, Schriftstellerinnen, Künstlerinnen, Rechtsanwältinnen und andere Angehörige der freien Berufe in der vordersten Reihe des Widerstands gegen die Zwangsherrschaft der islamischen Fundamentalisten, und entsprechend schonungslos geht das Regime gegen sie vor.

Einige dieser Exil-Iranerinnen und -Iraner wollen wir nach ihrer Sicht auf die derzeitige Lage in ihrer Heimat befragen. Einen Abend lang, bis in die Nacht, wollen wir uns miteinander unterhalten, um mehr über den Iran zu erfahren und unser Bewusstsein für die dortigen Verhältnisse zu schärfen. Und wie immer im SALON EXIL gehen wir auch der Frage nach, was das Exil – vielen von ihnen ein seit mehreren Generationen vertrauter Zustand – für sie bedeutet.

PROGRAMM (Änderungen vorbehalten)

18.00 Uhr Begrüßung durch Christa Schuenke
BILDsprache – Vernissage der Gruppe 7
mit Akram Abooee, Shahla Aghapour, Kyanoush Madjidi
Ausstellungseröffnung durch Dr. Karla Bilang

18.30 Uhr Kunst und Künstler im heutigen Iran
Nasrin Bassiri im Gespräch mit Mansoureh
Shojaee und Fahimeh Farsaie

19.00 Uhr Büfett-Pause (ca. 40 Minuten)

19.50 Uhr Mansoureh Shojaee und Jasmin Tabatabai
lesen Texte ermordeter, inhaftierter oder verbotener iranischer Dichterinnen und Dichter

20.00 Uhr Iraner im Exil – eine unendliche Geschichte
Christa Schuenke im Gespräch mit Hahrooz Rashid und Shahabaddin Sheikhi

20.35 Uhr Büfett-Pause (ca. 40 Minuten)

21.10 Uhr Mansoureh Shojaee und Jasmin Tabatabai
lesen Texte ermordeter, inhaftierter oder verbotener iranischer Dichterinnen und Dichter

21.20 Uhr Literatur und Medien im heutigen Iran
Farhad Payar im Gespräch mit Fahimeh Farsaie und Jalal Sarfaraz

21.50 Uhr Büfett-Pause (ca. 40 Minuten)

22.30Uhr The Green Wave – Filmvorführung

Es wirken mit
die Künstlerinnen der Gruppe 7
Akram Abooee, Shahla Aghapour, Kyanoush Madjidi,
sowie Dr. Karla Bilang (Kunstwissenschaftlerin, Berlin) Fahimeh Farsaie (Schriftstellerin, Journalistin, Köln),
Jalal Sarfaraz (Maler, Dichter, Journalist, Berlin), Shabaddin Sheikhi (Dichter, Mainz), Mansoureh Shojaee (Schriftstellerin, Journalistin, Feministin, Nürnberg), Brigitte Struzyk (Lyrikerin, Berlin) und Jasmin Tabatabai (Schauspielerin, Musikerin, Buchautorin, Berlin)

Moderation:
Dr. Nasrin Bassiri (Autorin, lit. Übersetzerin, Koordinatorin des Netzwerks Transparency for Iran)
Farhad Payar (Theater- und Filmschaffender, Autor, Journalist, Redaktionsleiter des
Online-Magazins Transparency for Iran)
Christa Schuenke (lit. Übersetzerin, Vizepräsidentin PEN-Zentrum Deutschland, Projektleiterin SALON EXIL)

SALON EXIL im
LICHTBURGFORUM der Gartensta dt Atlantic
Behmstr. 13
13357 Berlin (Bahnhof Gesundbrunnen)

Der Eintritt ist frei! Für das Büfett bitten wir um einen Unkostenbeitrag von 15 €, Getränke werden am Einlass verkauft

31. August, Beginn: 18 Uhr (Einlass ab 17.45 Uhr), Ende: gegen Mitternacht
Kartenvorbestellungen unter Telefon: (030) 499 88 151, E-Mail: dd@lichtburgforum.de oder sh@lichtburgforum.de

Der SALON EXIL im Lichtburgforum der Gartenstadt Atlantic im Berliner Stadtteil Wedding bietet verfolgten Autorinnen und Autoren einen Ort, an dem sie von ihrem Leben und Schreiben im Exil erzählen können. Zudem soll hier das Thema Exil in seinen verschiedenen Facetten erkundet werden. Und schließlich möchten wir die Gäste des SALON EXIL mit ihren Nachbarn aus der Gartenstadt Atlantic ins Gespräch bringen und sie darüber hinaus auch einer breiteren Öffentlichkeit vorstellen. Schirmherr: Dr. Christian Hanke, Bürgermeister Berlin-Mitte

Weitere Informationen:
www.salon-exil.de und www.facebook.com/salon.exil

5 Kommentare

  1. http://www.fi-communists.org/exil_im_exil.htm

    Auszüge:

    “ … Die gesamte iranische Exilopposition im Ausland kann nach politischen und ideologischen Zielsetzungen in verschiedenen Fronten und Richtungen unterteilt werden, wie zum Beispiel, die Schahanhänger bzw. Monarchisten, die prinzipiell der Amerikapolitik hängen.

    Die Traditionell marxistisch-leninistischen Kräfte d.h. die Partei der proletarischen Kommunisten Iran, die kommunistische Partei Iran sowie die linke Einheit und die sozialistischen Organisationen, welche die Sowjetunion, China und Kuba als kapitalistischer Länder betrachten und zugleich ein proletarischer Sozialismus im Iran fordern sind im vergleich zu den anderen konservativen und religiösen Gruppen in Minderheit.

    Auch die nationalen Kräfte und die Organisation der Volksmodjahedin (Nationale Widerstandsrat) und der Nationalfront, die bereits im Ausland ihren zukünftigen Ministerpräsident und Regierungspakt für die Zukunft ausgewählt haben und nun auf den Einmarsch nach Iran warten,

    so wie viele bunte demokratische Vereine der iranischen Frauen, die aus Journalisten, Schriftstellern und Liberalen Kräften bestehen,

    sind als Gegner des Khomeiniregimes formiert.

    Sie fordern unverzüglich die Abschaffung des Mullahregimes, ohne eine politische Auffassung aufzuweisen. Im Vergleich der iranischen politischen Organisationen, die nun im Ausland gegen das Mullahregime aktiv sind, sind Hunderttausende von Iraner und Iranerinnen, die aus verschiedenen sozialen Gründen das Land verlassen haben und nun als Flüchtlinge unter der härtesten wirtschaftlichen Lage in Europa, Nordamerika und Japan leben. Ein großer Teil der iranischen Flüchtlinge, die seit der Herrschaft des Khomeini ins Ausland auswanderten, ist nicht politisch gegen das Mullahregime tätig.

    Für die meisten dieser Gruppe und Personen geht es nicht um die Politik und die Menschenrechtverletzungen im Iran. Aus Angst schweigen sie und nehmen sie nicht bei den politischen Demonstrationen gegen das islamische Regime teil.“

  2. So ist es efem, war schon so im Hotel Lux, wer ist wieso und warum verfolgt.
    z.B. aus dem Iran: vor 79 gut 79-81 schlecht, 81-83 zweifelhaft, ab 83 ok.
    Im Zeitalter des Internets, sollte man einfach von jedem Flüchtling die Vita veröffentlichen, nicht weil der sich eventuell strafbar gemacht hat (das verfolgen andere), sondern um zu wissen, ob man mit denen reden kann. Bei Deiner Generationsbeschränkung ist es ab und zu echt schwierig Lieber gleich einen Stempel geben.

    • Szenario:

      B jagt A und C.
      C wiederum ist hinter A und B her.
      A flüchtet vor B und C zu uns, B kommt danach auf der Flucht vor dem erstarkenden C her. Grün sind sich B und A deshalb nicht, hier Geborene z.T. aber schon.

      C folgt. Nicht auf der Suche nach Asyl, sondern nach beiden.

      Mit allen, durchweg sympathisch, lässt sich gut reden. Vernünftigerweise jedoch nicht zugleich und nicht über Dasselbe.

      Frage: Wer wohl nimmt an der angekündigten Veranstaltung teil?

      Oben steht:

      „Viele von ihnen haben ihr Heimatland nicht freiwillig verlassen, sondern wurden nach der Islamischen Revolution von 1979 als politisch Verfolgte ins Exil getrieben…

      Am härtesten traf der gesellschaftliche Wandel die geistige Elite des Landes, liberale Akademiker, Literaten, Künstler … “

      Joke. Solche Menschen hatten seit dem Sturz Mossadeghs unter dem Shah nichts zu lachen und gingen vielfach, so sie die Mittel dazu hatten, ins Ausland: vor und nicht wegen 1979, und wenn sie dennoch blieben, beteiligten sich nicht zu wenige von ihnen zunächst mit Enthusiasmus an der „Revolution“, wurden dann aber sehr bitter enttäuscht, nachdem Khomeinis Macht sich gefestigt und er den eisernen Besen hervorgeholt hatte.

  3. Wobei im Vorfeld nicht zu vergessen sei, wer die iranischen Flüchtlinge 1979 und danach waren:

    Außer Mohammad Reza Shah Pahlavi Shahinshah samt Familie, die in die USA gingen, kamen u.a. in die BRD Bedienstete des gefürchteten Shah-Geheimdienstes Savak, soweit sie nicht gefasst und hingerichtet wurden oder bei Khomeinis neuem Geheimdienst Vevak weitermachen durften, höher- und hochrangige Militärs des Shah, betuchtere Shah-AnhängerInnen überhaupt, die sich die Reise in den Westen leisten konnten, z.T. Leute der Tudeh-Partei (der unter dem Shah und ebenso jetzt verbotenen +/- kommunistischen bzw. marxistisch-leininistischen Partei), StudentInnen, die nicht zurückkehrten, Geschäftsleute und sunnitisch Orientierte samt einige wenige anderer Religionen.

    Ein illustres Gemisch (außer den Tudeh-Leuten) all jener, die dem diktatatorisch-reaktionären Shah-Regime die Stange gehalten, von ihm profitiert hatten.

    Ganz generell stellt sich im Zusammenhang die Frage, wer es eigentlich ist, die/der um Asyl ansucht, abgesehen von sog. „Armutsflüchtlingen“.

    Beispiel Deutschland. Zunächst floh und erhielt (nicht immer) Asyl, wer es schaffte, sich vor den Nazis zu retten. Kurz vor und dann nach der Befreiung suchten und fanden viele der ehemaligen Verfolger selber Schutz, meist in Südamerika.

    Beispiel Vietnam. Da waren es Leute, die es mit der früheren Kolonialmacht Frankreich und danach ihrem „Ersatz“, den USA, gehalten hatten.

    Beispiel Libyen. Ghadafi-AnhängerInnen frag(t)en hier nach Asyl.

    usw.

    Im Gegensatz zu Vorgenannten (außer Tudeh-Leuten und von den Nazis Verfolgten) sind z.B. die ChilenInnen zu sehen, die nach dem Sturz von Allende zu uns kamen.

    Asyl ist unteilbar, trotzdem sollte mensch sich überlegen, mit wem von ihnen sie/er redet, wenn. Und wie. Und worüber. Und mit welcher Generation.

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