Im Angesicht eines Byzantiners

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„Ich hob einen Stein auf und stieß auf einen geschnitzten Basaltstein. Da starrte mich das Gesicht eines Byzantiners an“, erzählt Dr. Michael Eisenberg, Ausgräber in Hippos-Sussita, eine der zehn Städte der „Decapolis“ im Norden Israels und auf den Golanhöhen…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 8. August 2012

Die Universität Haifa hat schon 13 Grabungssaisons in Sussita durchgeführt und neben dem Grabstein mit einer noch nicht entzifferten griechischen Inschrift des Namens des toten Byzantiners aus dem 3. Jahrhundert auch eine Abfallgrube und ein römisches Bad entdeckt.

Eine Abfallgrube gilt unter Archäologen stets als besonderer Fund, weil „Abfälle niemals lügen“. Anhand der darin enthaltenen „Tausenden“ Knochen und Essensresten sowie zerbrochenen Krügen und Glasgefäßen könne man sich ein ziemlich genaues Bild über die Lebensweise der Menschen vor etwa 1800 Jahren machen. Mehrere Dutzend Kubikmeter Abfall der Stadt Sussita sollen nun genau erforscht werden.

In mühseliger Arbeit wurden auch Basaltblöcke entfernt, um das „Industriegebiet“ von Sussita freizulegen. Zur Überraschung der Archäologen mussten sie feststellen, dass die gefundenen Werkstätten und Fabriken schon vor dem großen Erdbeben des Jahres  749 verlassen waren. „Möglicherweise müssen die Geschichtsbücher geändert werden“, sagte Eisenberg, falls sich herausstellen sollte, dass die Stadt Sussita schon vor dem Erdbeben aus noch unbekannten Gründen verlassen worden sei.

Hippos-Sussita hat wegen seiner strategischen Lage mit Blick auf den See Genezareth eine bewegte Geschichte vor allem in der Periode zwischen Alexander dem Großen, König Herodes und den Römern. Jesus erwähnte die Stadt indirekt in der Bergpredigt. Die Stadt blühte nach dem Bar Kochba-Aufstand (135), als unter den Römern Hunderte rote Granitsäulen aus Ägypten importiert wurden, um die neue Hauptstraße zu säumen. Erst im 4. Jahrhundert wurde die Stadt christlich und Sitz eines Bischof Peter von Hippos. Das Golan-Erdbeben von 749 plättete die Stadt völlig. Seitdem liegt sie in Ruinen.

(C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com