„Das Deutschtum in Syrien und Palästina“

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Nur eine Episode in der mehrtausendjährigen Geschichte Israels blieben die Deutschen, die hier im 19. und 20. Jahrhunderts, in kleinen Zahlen Kolonien gründeten und ansiedelten. Weil sie sich damit auf, für Christen „heiligem“, Boden niedergelassen hatten und weil der Kolonialismus damals hoch im Kurs stand, verfolgte zeitweise das übrige Deutschland mit Aufmerksamkeit und Sympathie Wohl und Wehe der Auswanderer in diesem Teil der Welt. Der deutsche Offizier in türkischen Diensten, Hans Rohde, hat seine Landsleute in Palästina wohl noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs aufgesucht, mehr als ein Jahr unter ihnen gelebt und dann über sie berichtet. Seine Ausführungen können, um zusätzliche Informationen ergänzt, durchaus auch heute noch von Interesse sein…

Von Robert Schlickewitz

Der Wiedergabe des Originaltextes folgen ein Kommentar sowie ein Glossar.

Das Deutschtum in Syrien und Palästina.
Von Oberleutnant  H a n s  R o h d e ,  z(ur) Z(eit) im Feld.

Die Beschießung unserer deutschen Ansiedlungen in Haifa und Jaffa an der syrisch-palästinensischen Küste, die Zerstörungen unserer dortigen Konsulate durch englisch-französische Kriegsschiffe hat die Aufmerksamkeit auf das Deutschtum in Palästina gelenkt, aus dessen Ansiedlungen bei Anbruch des Krieges nicht wenige unter großen Schwierigkeiten nach Deutschland eilten und auch schon viele, wie mir von Freunden aus Palästina mitgeteilt, den Heldentod starben. Während meines mehr als 1 ½ jährigen Aufenthalts in Palästina als türkischer Offizier habe ich unser Deutschtum in Syrien kennen und bewundern gelernt. Es wird mit Rücksicht auf die genannten Ereignisse und Tatsachen, auf unsere Waffenbrüderschaft mit der Türkei nicht unangebracht sein, uns in Kürze darüber klar zu werden, wie die deutschen Ansiedler nach Palästina gekommen sind, was sie dort für uns und für die Türkei geleistet haben.

Wenn man mit der Eisenbahn von Jaffa kommend, nach Durchquerung der wild romantischen, spärlich bebauten Talschluchten des Gebirges Juda, das Hochplateau der Ebene Rephaim betritt, so erblickt man zur Linken die freundlichen, von lieblichem Grün umgebenen Häuser der deutschen Kolonie Rephaim, der vierten der von der sogenannten „Tempelgesellschaft“ gegründeten Ansiedlungen. Schon der Name „Gesellschaft des Tempels“ deutet auf eine aus religiösen Beweggründen hervorgegangene Vereinigung. Für diejenigen, die die religiösen und politischen Strömungen in unserem Vaterlande in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts noch aus eigener Erfahrung kennen, wird eine nähere Erläuterung kaum notwendig sein, da der Auszug der „Jerusalemsfreunde“ in den Jahren 1868 bis 1874 unter Führung ihrer Vorsteher Hoffmann und Hardegg als ein tollkühnes Unternehmen, dessen Ausführung für alle Beteiligten verhängnisvoll werden müsse, privatim und öffentlich genügend gekennzeichnet wurde. In der Tat schien es auch, als im Winter des Jahres 1868 die beiden Vorsteher des Tempels in Begleitung ihrer Familien auf dem Sande in Haifa das gelobte Land betraten, als ob jene zum Teil wohlmeinenden, ernstlich besorgten Warnungsstimmen recht behalten sollten. Denn die Anfänge der Kolonisation in Palästina vollzogen sich unter recht bescheidenen Verhältnissen und unter Schwierigkeiten mancher Art. Sie entfernten sich sehr weit von dem Ideale der kleinen Genossenschaft der Jerusalemsfreunde, die sich am 20. Juni 1861 auf dem Kirchhardthof bei Marbach als „Deutscher Tempel“ gebildet hatte. Hatte man anfangs gehofft, durch aufklärende Schriften, Versammlungen und persönliche Besprechungen weitere Kreise des deutschen Publikums und speziell der evangelisch-protestantischen Kirche für die Idee der Sammlung des Volkes Gottes in Jerusalem, als einen Anfang zur Verwirklichung gottgewollter Zustände, begeistern zu können, so begann man nach und nach einzusehen, daß die kleine Gesellschaft auf den Opfermut ihrer Mitglieder angewiesen bleibe und entweder auf ihre Ideale verzichten oder sie aus eigener Kraft zur Durchführung bringen müsse.

Dieser Gedankengang war es, der im Jahre 1868 die Führer der kleinen Genossenschaft veranlaßte, im Vertrauen auf Gott und die Richtigkeit ihres Strebens, einen Anfang mit der Ansiedlung in Palästina zu machen um so wenigstens zunächst für sich und ihre Angehörigen die Folgerung aus ihren Lehren und Überzeugungen zu ziehen. Schon auf ihrer Ausreise nach Palästina über Konstantinopel hatten die beiden Vorsteher des Tempels die Enttäuschung zu erleben, daß das an die „Hohe Pforte“ durch Vermittlung des damaligen Preußischen Gesandten in Konstantinopel gerichtete Gesuch um unentgeltliche Überlassung größerer Strecken Regierungslandes zur Bebauung und Urbarmachung zwar nicht geradezu abschlägig, aber doch ausweichend, beschieden wurde. Es wurde das Verlangen gestellt, die Bittsteller möchten vor allen Dingen eine Erklärung darüber abgeben, ob sie türkische Untertanen werden wollten oder nicht. Da der preußische Gesandte beim Großherrn, in richtiger Würdigung der Umstände, den Vorstehern des Tempels auf das dringendste davon abriet, dem Verlangen der Hohen Pforte Rechnung zu tragen und auf ihre deutsche Nationalität zu verzichten, so waren sie bereits hier um eine Hoffnung ärmer geworden, da mit der im stillen erwarteten Unterstützung der kaiserlich Ottomanischen Regierung nur um den Preis der deutschen Nationalität noch zu rechnen war. Glücklicherweise ist Preußen als Vertreter des Norddeutschen Bundes im Jahre 1869 dem seinerzeit von dem französischen Gesandten in Konstantinopel, Herrn Bourée, mit der Pforte abgeschlossenen Vertrage, der als Irade sanie (großherrlicher Erlaß) am 7. September 1284 (18. Juli 1867) publiziert worden war, für seine Landesangehörigen und Schutzgenossen beigetreten. Dieser Umstand ermöglichte es den Mitgliedern der Tempelgesellschaft auf ihren eigenen Namen Grundeigentum in der Türkei zu erwerben.

Da mit einer Schenkung oder pachtweisen Überlassung von Regierungsland also nicht mehr zu rechnen war, so wurde zunächst beschlossen, in Haifa, als dem hierzu geeignetsten Platze, vorläufig eine Empfangsstation für weitere Ansiedler zu gründen und die hierzu nötigen Ländereien im Westen der Stadt, etwa eine halbe Stunde vom heutigen Haifa entfernt, am Wege nach Jaffa, käuflich zu erwerben. Die Gelder hierzu wurden teils aus privaten Mitteln aufgebracht, teils der hierzu innerhalb des Tempels gegründeten sogenannten Kolonisationskasse als Anleihe entnommen. Wer heute die Kolonie Haifa, ein schmuckes, schön angelegtes deutsches Dorf, mit sauberen Straßen, inmitten grüner Wein- und Olivengärten, am Fuße des Berges Karmel gelegen, ansieht, macht sich kaum eine Vorstellung von den Schwierigkeiten, die die Ansiedler zu überwinden hatten, ehe sie die Früchte ihrer Anstrengungen genießen durften.

So ist Haifa die älteste deutsche Ansiedlung in Palästina. In wundervoller Lage hat sie die malerische Bucht von Akko, dem alten Ptolemäis, vor und unmittelbar hinter sich das an dieser Stelle etwa 250-300 m hohe Karmelgebirge, auf dessen westlichem Vorsprung sich das im Jahre 1156 gegründete Stammkloster des Karmeliterordens befindet.

Die Kolonie zählt heute etwa 900 Seelen, in welcher Zahl aber die Bewohner der Schwesterkolonien Waldheim, Bet-Lam, Karmelheim und Neuhardhof mit einbegriffen sind. Sie hat 216 Hauptgebäude, unter diesen 2 Schulhäuser der Templer bezw. der evangelischen Gemeinde, 106 massive Nebenhäuser und 150 ha Ackerland. Unter den Kolonisten, die zum größten Teile Schwaben, Deutsch-Amerikaner und Russen sind, sind alle Stände und Berufe vertreten, am meisten das Handwerk und die Landwirtschaft. Die Konsulate von Österreich-Ungarn und den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika sind ehrenamtlich Deutschen übertragen, während das Deutsche Reich nunmehr durch einen Berufs-Konsul vertreten ist. Es bestehen im ganzen zehn deutsche Handelsgeschäfte, die hauptsächlich Baumaterialien, Eisenwaren, landwirtschaftliche Maschinen und Ackergeräte, Manufaktur- und Kurzwaren, Chemikalien und Medikamente aus Deutschland beziehen. Die Agenturen der wichtigsten Schiffahrtsgesellschaften (Norddeutscher Lloyd, Deutsche Levante Linie, Österreichscher Lloyd, Khedivial Mail Linie, eine englisch-ägyptische Linie) befinden sich in Händen der Deutschen. In der Stadt Haifa liegt eine Filiale der Deutschen Palästina Bank in Berlin. In der Kolonie bestehen zwei deutsche Hotels, ein katholisches deutsches Pilgerhaus mit Hospital der Schwestern vom h. Borromäus, eine Apotheke, mehrere Dampfmühlen, eine Zementwaren- und eine Seifenfabrik sowie zwei deutsche Wirtshäuser.

Der Fremde, der in Haifa die Koloniestraße nach dem Karmel hinaufwandert, fühlt sich in ein wohlhabendes württembergisches Dorf versetzt, besonders wenn ihm ein schwäbisches „Grüß Gott“ entgegenschallt. Auf der Höhe des Karmel befindet sich die aus 16 Häusern bestehende deutsche Villenkolonie „Karmelheim“ mit einem Luftkurhaus, Hotel und Erholungsheim der deutsch-evangelischen Karmel-Missionsgesellschaft. Ihr Gründer ist ein guter Schwarzwälder, der frühere deutsche Vizekonsul Fritz Keller.

Zwei Stunden weiter westlich von Haifa an der Straße nach Jaffa liegt die kleine Ansiedlung Neuhardhof, die jedoch nur aus wenigen Gehöften und etwa 300 ha Ackerland besteht.

Der Aufschwung Haifas ist vor allem zwei Momenten zu verdanken: der Tätigkeit der deutschen Kolonisten und der Erbauung der Hedschas-Bahn, die durch die Seitenlinie Haifa-Derat ihren Ausgangspunkt in Haifa nimmt.

Eine der Hauptschwierigkeiten, die immer und immer wieder jede größere Unternehmung wirtschaftlicher und industrieller Natur unausführbar machte, war der Mangel an Geld, das Fehlen eines Betriebskapitals, aus welchem gemeinnützige Anstalten hätten erhalten werden können. Wohl taten die Mitglieder der Gesellschaft das Menschenmögliche, um durch freie Beiträge, Stiftungen, Vermächtnisse sowie durch Zuschuß auf unbestimmte Zeit zinsfrei überlassener Gelder der Leitung die absolut nötigen Unterhaltungsgelder zu verschaffen; allein trotz aller Anstrengungen wuchs das Defizit der Kolonisationskasse von Jahr zu Jahr, um so mehr, als die Anlage weiterer Kolonien nötig wurde, wenn nicht die ganze Unternehmung in Frage gestellt werden sollte.

So wurden ungeachtet der sehr spärlichen Geldmittel, kurz nacheinander die Kolonien Jaffa, im März 1869, und Sarona, im August 1871, gegründet und auch bald ein kleiner Anfang in Jerusalem, dem eigentlichen Ziele der Tempelgesellschaft gemacht.

Die Kolonie Jaffa unterschied sich insofern von den anderen Gründungen der Tempelgesellschaft, als solche kein Ackerland einschloß und daher vorzugsweise Handel und Gewerbe treibenden Mitgliedern einen Wohnsitz bieten sollte. Zu diesem Zwecke hatte die Gesellschaft die Überreste einer früheren amerikanischen Siedlung, bestehend in einer Öl-, Dampf- und Sägemühle, einem Hotel, drei Wohnhäusern und einer Hospitaleinrichtung, für billiges Geld käuflich erworben und einzelnen Mitgliedern zum Betriebe für Rechnung der Gesellschaft zugeteilt. Da aber der Mangel an Ackerland sich bald sehr fühlbar machte, so mußte schon im August 1871 zur Anlage einer weiteren Kolonie geschritten werden.

Deswegen wurde in der Nähe von Jaffa an der Nablusstraße, ein etwa 50 Hektar haltendes Areal Ackerland gekauft. Diese Kolonie, „Sarona“ genannt, deren Anlage und Bebauung verhältnismäßig sehr rasch vor sich ging, stellte die Ausdauer und den Opfermut des kleinen Häufchens auf die stärkste Probe, da bei der Auswahl des Platzes, in Hinsicht auf die gesundheitliche Lage, entschieden Fehler begangen worden waren, die sich späterhin schwer rächen sollten. Wenn auch gewiß die Kolonisten, meist neuzugezogene schwäbische Bauern, insofern unvorsichtig waren, als sie den Erfordernissen des heißen Klimas der Saronaebene bei ihren Feld- und Hausarbeiten zu wenig Rechnung trugen, so müssen die vielen Todesfälle der ersten Jahre doch zum guten Teil auf die ungesunde Lage zurückgeführt werden. Es starben allein im Jahre 1872 in Sarona 26 Personen. Dies bedeutete bei der kleinen Zahl der Ansiedler einen unersetzlichen Verlust. Auch waren in den ersten Jahren fast alle kleinen Kinder dem sicheren Tode verfallen. Aber das unerschütterliche Gottvertrauen, die zähe Ausdauer der dezimierten Ansiedler hat auch dieser Probe standgehalten.

Die Urbarmachung des Landes machte Fortschritte, Wohnhäuser, Gärten und Weinberge wurden angelegt, die Lebensweise des Kolonisten paßte sich mehr den Erfordernissen des Landes an, der Lauf des die Kolonie umfließenden, meist sumpfigen Wadi Miserara wurde notdürftig reguliert und die Ufer und sumpfigen Stellen mit Eukalyptusbäumen bepflanzt, so daß nach und nach der Gesundheitszustand der Kolonie sich besserte und Fieber weniger häufig und in gelinder Form auftraten. Heute, nach Anlegung einer zentralen Wasserleitung, die durch ein modernes Pumpwerk aus den tiefsten Grundwasserschichten gespeist wird, und an Stelle der früheren, kaum drei Meter tiefen Brunnen den Kolonisten ein einwandfreies Trinkwasser liefert, steht der Gesundheitszustand Saronas dem der andern, günstiger gelegenen Ansiedlungen kaum nach. Über die wirtschaftliche Entwicklung der Kolonie Sarona braucht kaum etwas gesagt zu werden. Schon der bloße Anblick verrät dem Besucher, daß sie lebensfähig ist, ja selbst einen gewissen Wohlstand der Besitzer spiegelt sie wider. An Stelle der ursprünglich angelegten Weingärten und Getreidefelder sind heute meist die wirtschaftlich rentableren Orangegärten und der Gemüsebau getreten; Ackerbau wird nur insoweit betrieben, als er die durch eine Molkereigemeinschaft betriebene Milchwirtschaft mit Futtermitteln zu versorgen hat.

Die Kolonie Jerusalem, die durch Überführung der bis dahin in Jaffa betriebenen höheren Schule der Tempelgesellschaft im Herbst des Jahres 1877 der Zentralpunkt der Niederlassung der Tempelgesellschaft in Palästina und Sitz der Zentralleitung des Tempels geworden war, konnte, da die Bodenformation der Umgebung Jerusalems sich zum Ackerbau in keiner Weise eignet, nur Handel und Gewerbetreibenden Wohnsitz bieten und ist daher in ihrer räumlichen Ausdehnung beschränkt geblieben. Immerhin besteht diese heute aus 35 von frischem Grün umgebenen massiv aus Stein gebauten Wohnhäusern, die dem aus Jaffa ankommenden Reisenden den ersten Willkommensgruß aus der Heimat bieten.

Die Jahre 1877-1903 brachten für die Tempelgesellschaft einen Stillstand in der Kolonisation mit sich, wenngleich auch während dieser Jahre das Bedürfnis zur Neuanlage von Kolonien sich geltend machte und durch Untersuchung und Beratung verschiedener Projekte zum Ausdruck kam. Alle diese Pläne scheiterten indessen teils an dem seitens der türkischen Behörden weiterem Landerwerb durch Ausländer entgegengesetzten passiven Widerstande, teils an der Unmöglichkeit, die absolut nötigen Geldmittel aufzubringen. Sie kamen sämtlich über die Vorstudien nicht hinaus.

Ausgefüllt wurden diese Jahre des Stillstandes für die Mitglieder der Gesellschaft durch innere Stürme religiöser Natur, durch Differenzen einzelner Mitglieder, ja ganzer Kolonien mit der Leitung, sowie durch die Konsolidierung der finanziellen Situation der Gesellschaft, die durch das mehr und mehr anwachsende Defizit der Kasse und das Fehlen jeder Rückzahlungsmöglichkeit allmählich unhaltbar geworden war.

Die Kolonisationskasse, deren Gelder in den Unternehmungen in Palästina festlagen, konnte den an sie gestellten Anforderungen nicht mehr oder nur in ungenügender Weise gerecht werden. Dieser Umstand führte schon im Jahre 1884 zur Gründung einer eingetragenen Genossenschaft für Handel, Ackerbau und Gewerbe, von der man sich viel versprach, die aber schon nach zwei Jahren, ohne Bedeutendes geleistet zu haben, wieder aufgelöst wurde.

Inzwischen waren die Gründer und ersten Führer der Tempelgesellschaft aus dem Amte geschieden und jüngere Leute an die Leitung berufen. Wie überall, vollzog sich auch hier der Umschwung in der Leitung der Gesellschaft nicht ohne Mißhelligkeiten und innere Zerwürfnisse, welche, ursprünglich meist in finanziellen Meinungsverschiedenheiten begründet, auf das gesellschaftliche Leben übergriffen und eine mehrjährige Spaltung innerhalb der Tempelgesellschaft herbeiführten, die sich aber durch gegenseitige Nachsicht und Erkennen der gemachten Fehler wieder beseitigen ließ. Der jüngere Tempelvorsteher hatte in richtiger Erkennung der Tatsachen, daß die bisherige Finanzwirtschaft der Gesellschaft nicht ohne große Gefahr für das Bestehen derselben fortgeführt werden könne, die Zentralkasse des Tempels, als deren persönliche Teilhaber C. Hoffmann und G. Paulus zeichneten, ins Leben gerufen, welche den Zweck verfolgte, die jährlich von jedem Mitgliede gezahlten Beiträge zu kapitalisieren und auf diese Weise einen Fonds zu schaffen, dessen Zinserträgnisse dazu dienen sollten, die laufenden Ausgaben der Gesellschaft (Besoldung von Angestellten, Lehrern, Predigern usw., Unterhalt der Schulen und sonstigen gemeinnützigen Anstalten) zu decken. Dagegen sollten alle sonst verfügbaren Gelder dazu verwandt werden, die bestehenden Verbindlichkeiten der Kolonisationskasse zu lösen, um diese Kasse mit der Zeit zu liquidieren. Infolge Verzichtleistung verschiedener Gläubiger auf ihre Forderungen an die Kolonisationskasse in Liquidation und Eintritts mancher anderer günstiger Umstände war es ihm vergönnt, sein Werk von Erfolg gekrönt zu sehen, so daß die Liquidation der Kolonisationskasse, wenigstens soweit Kapitalforderungen in Frage kamen, vollständig durchgeführt werden konnte. Da die Richtigkeit der Finanzpolitik der Kasse allgemein anerkannt wurde, so fanden deren Bestrebungen bei den Mitgliedern Verständnis, das sich in reichlichem Zuschuß freiwilliger Beiträge äußerte. So diente also der Stillstand in der Anlage neuer Siedlungen dazu, die Finanzorganisation der Tempelgesellschaft zu kräftigen, mit dem Erfolge, daß die Gesellschaft heute über ein nicht unbedeutendes Barvermögen verfügt, dessen Zinserträgnisse in absehbarer Zeit genügen werden, um die unumgänglichen laufenden Ausgaben für den jährlichen Haushalt zu decken.

Nachdem auf diese Weise die innere Finanzwirtschaft geregelt und durch die Palästinareise S(einer) M(ajestät) des Deutschen Kaisers das Interesse an den deutschen Niederlassungen in Palästina mehr als bisher auch in weiteren Kreisen des deutschen Vaterlandes geweckt worden war, konnte man im Jahre 1902 daran denken, in der Nähe von Jahudié und etwa eine Stunde von Lydda entfernt eine fünfte Kolonie zu gründen, die dazu bestimmt war, dem sich immer dringender sich fühlbar machenden Bedürfnis nach neuen Ländereien abzuhelfen. Zur Gründung dieser Kolonie hatte die unter dem Präsidium S(eine)r Durchlaucht des Herzogs Karl von Urach, mit dem Sitz in Stuttgart zusammengetretene „Gesellschaft zur Förderung der deutschen Ansiedlungen in Palästina“ zu verhältnismäßig billigem Zinsfuße eine größere Summe Geldes auf Amortisation vorgeschossen, gegen Verpfändung der in Jerusalem gelegenen Liegenschaften der Gesellschaft.

Diese pekuniäre Unterstützung der Gesellschaft ermöglichte es ihr, in der Saronaebene bei Jahudié ein größeres Arreal Ackerland mit einem Meßgehalte von etwa 8000 Dunnum käuflich zu erwerben und auch dessen Umschreibung auf den damaligen Vorsteher unter vielen Schwierigkeiten bei den türkischen Behörden durchzusetzen. Schon im Sommer 1902 ward das Land feierlich in Besitz genommen. Im Frühjahr 1903 wurde der Grundstein zu dem Gemeinde- und Schulhaus gelegt und im Sommer desselben Jahres konnte die feierliche Einweihung des Hauses stattfinden.

Wer heute nach kaum elf Jahren ihres Bestehens, diese blühende Ansiedlung besucht, wird sehen, daß deutscher Fleiß und deutsche Tüchtigkeit auch hier in ganz kurzer Zeit eine Wüste in einen Garten verwandelt hat, der Zeugnis dafür ablegt, daß bei rationeller Kultur die sterilen Landflächen Palästinas verhältnismäßig schnell wieder urbar gemacht werden können und daß die sprichwörtliche Fruchtbarkeit des Bodens bei richtiger Aufschließung auch heute noch Geltung hat.

Die neue Kolonie, die zu Ehren des Landesherrn und S(einer) M(ajestät) des Deutschen Kaisers „Hamidie Wilhelma“ genannt wurde, konnte, da Kapitalien hiefür (sic!; R.S.) in ausreichender Weise zur Verfügung standen, unter tunlichster Berücksichtigung der Bedürfnisse der Landwirtschaft großzügig angelegt werden. Anfangs freilich ging auch hier den Ansiedlern nicht alles nach Wunsch. Fehler wurden gemacht und infolgedessen Mißernten erzielt, Viehseuchen und andere Schicksalsschläge brachen über das junge Dorf herein und vernichteten in ganz kurzer Zeit den kaum geschaffenen Viehstand der Kolonie. Ein schwerer Schlag für die im Werden begriffene Ansiedlung, von dem sie sich nur langsam erholen konnte.

Jetzt, wo die Felder erschlossen sind und die Kulturen beginnen, ertragfähig zu werden, ist die Gesamtlage der Kolonie etwas besser geworden und berechtigt zu der Hoffnung, daß binnen weniger Jahrzehnte diese Anlage, die den Erfahrungen früherer Zeit nach Möglichkeit Rechnung trug, die schönste der Tempelkolonien im heiligen Lande sein wird. Sie bedeutet einen großen Schritt nach vorwärts in der Besiedelung Palästinas.

Hand in Hand mit dieser Entwicklung in kolonisatorischer Hinsicht ging auch eine weitere Konsolidierung der finanziell-wirtschaftlichen Basis der Gesellschaft, indem für die Zentralkasse des Tempels, die bisher als offene Handelsgesellschaft betrieben wurde, die Eigenschaft als juristische Person vonseiten des Reiches erstrebt wurde. Dieses wurde bewirkt durch ein unter dankenswerter Mithilfe des Kaiserlich Deutschen Generalkonsuls E. Schmidt in Jerusalem ausgearbeitetes Statut für einen „Verein der Tempelgesellschaft“, welches alsbald auch die Genehmigung der Kaiserlich-Deutschen Regierung fand. Infolgedessen wurde dem Verein der Tempelgesellschaft, auf welchen Aktiva und Passiva der bisherigen Zentralkasse des Tempels übergegangen waren, durch Beschluß des Bundesrats vom 28. Juni 1906 die Rechtsfähigkeit im Deutschen Reich verliehen, so daß das Finanzgebaren der Gesellschaft nunmehr auf einer gesetzlich durchaus geregelten Basis betätigt werden kann.

In den Jahren 1906 und 1907 begannen die Verhandlungen bezüglich Anlage einer weiteren Kolonie in der Nähe von Haifa, die hauptsächlich den jungen Leuten der Kolonie Haifa das nötige Land zur ackerbaulichen Tätigkeit bieten sollte. Die Verhandlungen gingen infolge von Schwierigkeiten seitens der Kaiserlich Ottomanischen Regierung nur sehr langsam vor sich, konnten aber schließlich doch so weit gefördert werden, daß die feierliche Besitzergreifung des Landes möglich wurde. Diese neue Kolonie liegt an der Straße von Haifa nach Nazareth, am Rande der Jesreel-Ebene, gegenüber der im Jahre 1867 von Mitgliedern der Tempelgesellschaft gegründeten, aber an Krankheiten gescheiterten Niederlassung Samunieh. Die neue Kolonie Beth Lane verspricht, wenn sie einmal über die ersten Schwierigkeiten hinaus sein wird, sich ebenfalls würdig den anderen Niederlassungen der Tempelgesellschaft anzureihen, ja sie infolge der günstigen Bodenverhältnisse noch zu überflügeln. Auch hier wurden vonseiten der Gesellschaft zur Förderung deutscher Ansiedlung in Palästina zu annehmbarem Zinsfuße bereitwilligst Gelder zur Verfügung gestellt, die es ermöglichten, ohne zu große Opfer der Mitglieder den Kaufpreis für die Ländereien sofort zu erledigen. Im vergangenen Jahre ist es dank der tatkräftigen Unterstützung des kaiserlich Deutschen Konsulats gelungen, die Umschreibung dieser Ansiedlung auf die Tempelgesellschaft bezw. einen Vertreter derselben zu veranlassen.

Gleichzeitig mit der Gründung der Kolonie Beth Lane hat auch die evangelische Gemeinde Haifas in deren nächster Nähe, in Umm el Amed, Ländereien zur Anlage einer Ackerbaukolonie angekauft, so daß in dieser Gegend ein größerer Komplex bisher brachliegender Landstrecken durch deutsche Kulturarbeit erschlossen wird, ein weiteres Beispiel dafür, daß das Land, wo Milch und Honig floß, deutschem Fleiß und deutscher Arbeit seine Wiedererstehung in nicht geringem Maße zu verdanken haben wird.

Einschließlich dieser letzten, noch jungen Gründung besitzt also die Tempelgesellschaft heute in Palästina sechs blühende Niederlassungen, deren materielle Existenz als gesichert betrachtet werden kann und die eine nicht unbedeutende Erstarkung des Deutschtums im nahen Oriente bedeuten.

Überblicken wir nun das bisher von der Tempelgesellschaft im Heiligen Lande Geleistete, so können wir wohl sagen, daß sie unter Schwierigkeiten und Anfechtungen mancher Art ihr Panier stets hochgehalten hat und unter oft sehr schweren Opfern in ihrem Teile nicht wenig dazu beitrug, dem deutschen Namen in der Levante Achtung und Ansehen zu verschaffen.

Neben den Ansiedlungen der Deutschen Tempelgesellschaft finden wir noch bedeutende Kolonien in den drei Haupthandelsplätzen Syriens, in Damaskus, Beirut und Aleppo.

Die im Verhältnis zu den übrigen größeren Städten Syriens und Palästinas auffallend kleine europäische Kolonie von Damaskus setzte sich bis vor einigen Jahren hauptsächlich aus Franzosen und Italienern, ferner wenigen Vertretern der übrigen europäischen Nationalitäten zusammen. Auch einige Deutsche befanden sich hierunter, deren Zahl aber inzwischen durch Gründung einer Zweigniederlassung der Deutschen Palästinabank, sowie einer deutschen Import- und Exportfirma erfreulicherweise gestiegen ist, so daß die Zahl der heute in Damaskus anwesenden Deutschen etwa 40 beträgt. Sie setzt sich zusammen zum Teil aus den leitenden Persönlichkeiten und Beamten der obengenannten kaufmännischen Betriebe, den mit der Leitung betrauten Ingenieuren und Mitarbeitern der von einheimischen Notabeln modern eingerichteten Glasfabrik, sowie einigen technischen Beamten und Ingenieuren bei der Hauptwerkstätte der Hedschasbahn. Auch mehrere deutsche Offiziere waren vor dem Kriege in Damaskus, als dem Sitz des Generalkommandos des VIII. türkischen Armeekorps tätig.

Der Import von deutschen Waren ist ein reger und dürfte sich auf 2 Millionen Mark jedes Jahr erheben. Er reiht sich gleich an Italien und China (Rohseide) und wurde nur von England mit etwa 7 Millionen Mark und Österreich mit etwa 4 Millionen Mark übertroffen. Die deutsche Industrie erhöht ihre Importziffer auch in Damaskus von Jahr zu Jahr.

Von besonderer Bedeutung für die Entwicklung des Handels von Damaskus war die Deutsche Palästinabank, die als erste hier eine Filiale eröffnete. Die hiesigen Kaufleute und Grundbesitzer haben der Bank für ihre Kreditgewährung und Unterstützung nicht weniger zu danken, wie die Importeure Deutschlands, denen die Bank als Auskunfts- und Inkassostelle, sowie als Vertreterin ihrer Interessen überhaupt diente. Heute arbeiten drei Banken in Damaskus, doch behauptet sie auch vor der Banque Impériale Ottomane trotz der großen Unterstützung, die diese letztere vom Staate und von den öffentlichen Kassen aus genießt, die erste Stelle.

Bedeutender als die Deutsche Kolonie von Damaskus ist diejenige Beiruts, des Haupthafens an der syrischen Küste. In den letzten zehn Jahren hat gerade hier der deutsche Einfluß bedeutende Fortschritte gemacht, so daß Franzosen und Engländer sich schon bitter über die erfolgreiche Tätigkeit der Deutschen in Beirut zu beklagen begannen. In Beirut befindet sich ein deutsches Konsulat, der Hauptsitz der Deutschen Palästinabank, ein vom Johanniterorden unterhaltenes Hospital, das im Jahre 1912 sein 50jähriges Bestehen feiern konnte, ein Kaiserswerther Diakonissenhaus, ein Waisenhaus mit Höherer Töchterschule, zwei deutsche Hotels und Apotheken. Bis zum Ausbruch des Krieges gab es in Beirut auch ein deutsches Postamt, das nach Aufhebung der Kapitulationen einging.

Erst im Entstehen begriffen ist die deutsche Kolonie in Aleppo, die aber später durch die Bagdadbahn, die hier auf das syrische Eisenbahnnetz stößt, wohl die bedeutendste Syriens und Palästinas werden wird.

Anmerkungen:

Die Wiedergabe des Originaltextes erfolgte unverändert; Hervorhebungen (Sperrdruck) jeweils gemäß Autor Hans Rohde; ha = Hektar.

Quelle:

Süddeutsche Monatshefte, 12. Jgg., September 1915, Heft 12, S.899-906.

 

Kommentar:

Hans Rohde 1), der am 27. Oktober 1888 geboren wurde, entstammte dem kleinen ostpreußischen Flecken Roggen im Kreise Neidenburg, der heute in Polen liegt und Róg heißt. Er schlug eine militärische Laufbahn ein und gehörte verschiedenen Infanterieabteilungen an. Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde er Instrukteur und ab 1917 Verbindungsoffizier bei der verbündeten türkischen Armee. Nach dem Kriege konnte Rohde seine Offizierskarriere in der Reichswehr fortsetzen und wurde er, wohl aufgrund seiner Orienterfahrungen, für den diplomatischen Dienst ausgebildet. Die Wehrmacht kommandierte ihn 1935 zum Dienst in der türkischen Armee ab, zu der das Dritte Reich mannigfaltige alte und neue Verbindungen unterhielt. Deutschland lieferte noch bis weit in den Zweiten Weltkrieg hinein auch hochentwickelte Waffen an die Türkei, um sich deren Neutralität so lange wie möglich zu versichern. Ab April 1936 residierte Rohde als Militärattaché in Ankara, in Athen und in Teheran. Während des Krieges war er nur noch für Ankara zuständig. Nach 1945 fand er als „Vertriebener“ in Norddeutschland eine neue Heimat, wo er am 30. April 1954 in Pellworm verstorben ist. Hans Rohde trat als Autor einer Reihe von Veröffentlichungen zu deutsch-türkischen und Themen, die den Orient betreffen 2), hervor.

Kaiser Wilhelm II., den Rohde erwähnt, war keineswegs der einzige prominente Deutsche, der die Landsleute im „Heiligen Lande“ besuchte und damit das Licht der Öffentlichkeit auf diese zu lenken vermochte. So berichtet u.a. der, haGalil-Lesern inzwischen durch seine Beschreibung der Juden von Saloniki 3) wohl bekannte, bayerische Kronprinz Rupprecht von Bayern knapp über die Eindrücke 4), die er gewonnen hatte: „Eigenartig ist auch die Sekte der Templer, deren Anhänger meist aus Württemberg stammen und sich als überaus tüchtige Landwirte bewähren. Sie haben sich deshalb in Palästina niedergelassen, um am Tage des Jüngsten Gerichtes in der Nähe des salomonischen Tempels zu sein, dessen Wiederaufbau sie erstreben. Sie verwerfen Taufe und Priestertum, und in ihren Versammlungen ergreift jeder das Wort, der sich hiezu vom Geiste Gottes berufen wähnt.“

Anders, wenngleich ebenfalls nicht ohne Sympathie, berichtet ein deutscher Literat, dessen Name zwar heute nur den wenigsten geläufig sein dürfte, der jedoch in keinem, selbst dem modernsten, Literaturlexikon fehlt: Herbert Eulenberg. In seinem als Ernte zweier Reisen nach Palästina entstandenem 5), ebenfalls „Palästina“ betitelten Buch heißt es: „Den Anfang mit dieser weit ausgedehnten Apfelsinenzucht haben übrigens deutsche Kolonisten gemacht: Württembergische Sonderkirchler, die sogenannten Hoffmannianer oder Tempelgesellschaften, die sich heute oft noch mit einer gewissen Berechtigung als die ersten ‚evangelischen Zionisten‘ bezeichnen. Sie haben nämlich, angeführt von einem schwäbisch schwärmerischen Pfarrer, schon seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts eine Sammlung des ‚Gottesvolks‘, das heißt aus der heimatlichen Landeskirche ausgetretener, an den Urchristus glaubender Seelen in Palästina, dem Lande der Verheißung, in die Wege geleitet. Die christliche Besiedelung des ganzen Heiligen Landes, die sie vorhatten, ist diesen Jerusalemfreunden nicht geglückt. Aber man findet da und dort an der Küste Palästinas noch schöne Spuren ihrer Siedlungstätigkeit. So in Haifa und besonders hier in Jaffa, wo sie in der Stadt und in der Ebene von Sarona, die schon Jesajas als ein lachendes Land und eine Weide für die Herden gepriesen hat, wahre Musterpflanzstätten errichtet haben. Die Verdienste ihrer vorbildlichen fleißigen Bearbeitung des Landes werden heute auch von den jüdischen Zionisten dankbar anerkannt, die allmählich in das Erbe dieses neuzeitlichen Tempelordens zu treten hoffen, der sich freilich bisher noch als höchst lebensfähig auf der von ihm ertragreich gemachten Scholle erweist. Jedenfalls grünt und blüht es heute in und um Jaffa. Und der Duft seiner Orangengärten und Palmenhaine mischt sich schön mit dem Salzgeruch der ewig brandenden See, die an die Riffe und das Felsgestade des alten Jaffa schlägt.“

Während Wilhelm II. sich auf seiner Palästinareise von den Juden Palästinas ganz offen und entschieden distanzierte, kommt Offizier Hans Rohde in seinem obigen Text mit keinem Wort auf sie zu sprechen – sie existieren für ihn nicht einmal als Statisten oder im Hintergrund. Man darf somit wohl annehmen, dass er Juden gegenüber eine ähnliche Haltung vertrat wie sein Kaiser. Kronprinz Rupprecht von Bayern kommt in seinen „Reiseerinnerungen“ nur sehr knapp und eher distanziert auf die in Palästina angetroffenen Juden zu sprechen.

Der Schriftsteller Eulenberg hingegen gehörte, ebenso wie einige Jahrzehnte später sein Kollege Heinrich Böll, zu den erklärten Freunden des sich damals im Entstehen befindlichen Judenstaates. Den Deutschen, bzw. der Tempelgesellschaft, räumte er in seinem Palästinabuch lediglich eine halbe Seite ein – während er ansonsten voller Anerkennung und Sympathie die Aufbauleistungen der jüdischen Siedler an verschiedenen Plätzen in deren neuer – alter Heimat würdigt.

Die Tempelgesellschaft fand bereits bald nach ihrer Entstehung Eingang in deutsche allgemeine Nachschlagewerke. Somit liegt es nahe die betreffenden Einträge dieser Wissenskompendien vergangener Zeiten einmal zu untersuchen bzw. sie solchen der Gegenwart gegenüberzustellen. Am Ende soll, als weitere Referenz, noch ein jüdisches Nachschlagewerk zu Wort kommen.

Meyers Großes Konversationslexikon 6) von 1909:

Tempelgesellschaft, eine 1854 in Württemberg entstandene, 1859 aus der Kirche ausgeschlossene, 1861 selbständig organisierte religiöse Sekte, die sich seit 1868 in Palästina angesiedelt und die drei an der syrischen Küste gelegenen ‚Tempelkolonien‘ Haifa, Jafa und Sarona samt einer vierten in Jerusalem gegründet hat. Die Zahl der dort lebenden deutschen Templer beträgt etwa 1150. Im Jahr 1904 wurde eine fünfte Niederlassung Hamidie-Wilhelma bei Lydda eröffnet. Die vom Deutschen Reich unterstützten Gemeinden sind gut organisiert und besitzen in Jerusalem eine höhere Schule, in Jafa ein Töchterinstitut und ein Krankenhaus; ihre Glieder haben sich als tüchtige Kolonisten bewährt und auch um Weg- und Straßenbau verdient gemacht. Haupt der T. war bis zu seinem 1885 erfolgten Tode Christoph Hoffmann (…), der 1878 den Zentralsitz der T. nach Jerusalem verlegte. V(er)gl(eiche) dessen Schriften: ‚Okzident und Orient. Eine kulturgeschichtliche Betrachtung vom Standpunkte der Tempelgemeinden in Palästina‘ (Stuttg. 1875) und ‚Mein Weg nach Jerusalem‘ (daselbst 1881-85, 2 Bde.). Nachdem er in christologische Ketzereien verfallen war, sagte sich 1874 der Reichsbrüderbund in Haifa unter Hardegg (gest. 1879) von dem Haupttempel los. Hoffmanns Nachfolger wurde Chr. Paulus (gest. 1893). Vereinzelte Anhänger des Tempels gibt es, abgesehen von Württemberg (etwa 400), in Norddeutschland, Nordamerika und Rußland. Die einstige Polemik gegen die Sakramentskirche ist gegenwärtig ganz hinter der Kolonisation zurückgetreten V(er)gl(eiche) Fr. Lange, Geschichte des Tempels (Jerusalem 1899) und Das Glaubensbekenntnis des Tempels (Marbach 1870); E. Kalb, Kirchen und Sekten der Gegenwart (2. Aufl., Stuttg. 1907.) In Selma Lagerlöfs (…) Roman ‚Jerusalem‘ findet sich eine gute Charakteristik der T.“

Meyers Lexikon 7) von 1929:

„Tempelgesellschaft, evangelische Sondergemeinschaft, gegr. Von Chr. Hoffmann (…) 1854 in Württemberg, selbständig seit 1861, fühlte sich als das Volk Gottes, das in Palästina den Gottesstaat errichten sollte, verwarf die Kirchenlehre, besonders die Sakramente. Seit 1868 gründete die T. Kolonien in Palästina, besonders bei Jafa, Lydda und in Refaim bei Jerusalem. Die Kolonisationsarbeit, von der deutschen Regierung gefördert, trat in den Vordergrund. Um 1900 etwa 1700 Mitglieder in Palästina, Syrien und Ägypten, 1300 in Deutschland, Südrußland, Nordamerika. Der Weltkrieg zerstörte die Kolonien in Palästina; seit 1920 arbeitet die T. wieder dort. Organ: ‚Die Warte des Tempels‘ (1885)… Lit.: … Chr. Hoffmann, Fortschritt und Rückschritt (1863-68), C. Rohrer, Die T. (1920); Scheurlen, Die Sekten der Gegenwart (3. Aufl. 1923).“

Jedermanns Lexikon 8) von 1931:

„Tempelgesellschaft, eine von Christian (sic!; R.S.) Hoffmann in den 50er Jahren des 19. Jh.s gebildete Gemeinschaft, deren Ziel es war, in Palästina christliche Gemeinden anzusiedeln. Nach dem Weltkrieg erlangte die T. erhöhte Bedeutung. Ihre Anhänger haben jetzt in Palästina ihre eigene religiöse u. gemeindliche Organisation. Ihre Kolonien bei Haifa, Jaffa und Sarona sind im Aufblühen begriffen.“

Der Große Brockhaus 9) von 1934:

„Tempelgesellschaft, Tempelverein, Deutscher Tempel, Jerusalemsfreunde, Templer, Hoffmannianer, eine von Christoph Hoffmann in Württemberg seit 1854 gebildete Gemeinschaft zur Erwartung und Aufrichtung des für die Endzeit dieser Welt verheißenen Gottesreichs. Die T. wurde zunächst organisiert in der Heimat, seit 1868 in Palästina, wo ihre Siedlungen sich zu wirtschaftl. Blüte entwickelt haben (…). Organ: ‚Die Warte des Tempels‘ (seit 1845).

H. Brugger: Die deutschen Siedlungen in Palästina (1909)…“

Meyers Kleines Lexikon 10) von 1934:

„Tempelgesellschaft, ev. Sondergemeinschaft, gegründet 1854 von Christoph Hoffmann (1815-85; 1848/49 Abgeordneter im Frankfurter Parlament) in Württemberg, fühlte sich als das Volk Gottes, das den Gottesstaat errichten sollte; Siedlungen in Palästina; Gruppen: Stuttgart, Nordamerika. Organ: ‚Die Warte des Tempels‘ (seit 1877; bis dahin ‚Die süddeutsche Warte‘((seit 1845)).“

Der Grosse Brockhaus 11) von 1957:

„Tempelgesellschaft, Deutscher Tempel, Jerusalemsfreunde, Hoffmannianer, auf die Verwirklichung des Evangeliums gerichtete, weit verstreute Gemeinde (1950 etwa 2000), gegr. 1854 von Chr. Hoffmann. Die T. war in Palästina kolonisatorisch tätig…“

Meyers Enzyklopädisches Lexikon 12) von 1978:

Tempelgesellschaft (…), pietist. Freikirche, 1856 als Probesiedlung …, 1861 auf einer Synode … endgültig gegründet. Ziel der T.: Aufbau des eschatolog. Gottesreichs und Überwindung des bibl. ‚Babylon‘; keine Bindung an Schrift oder Dogma. Ab 1868 wurden Tempelgemeinden in Palästina, Sachsen, Rußland und Nordamerika gegründet. 1939 wurden in Palästina die dt. Mitglieder der T. interniert und die meisten nach Australien gebracht, dort Neugründung. In der BRD, … leben heute noch etwa 700 Mitglieder der Tempelgesellschaft.“

Lexikon der Deutschen Geschichte 13) von 1998:

„Tempelgesellschaft, Religionsgemeinschaft. Gegründet als ‚Gesellschaft für Sammlung des Volkes Gottes in Jerusalem‘ durch C. Hoffmann am 24. 8. 1854 in Ludwigsburg mit dem Ziel der Niederlassung in Palästina staatliche und kirchliche Mißstände zu überwinden, konstituierte sich die T. …am 19./20. 6. 1861 unter der Bezeichnung ‚Der Dt. Tempel‘ als selbständige Religionsgemeinschaft. Auf dem … Kirschenhardthof bei Backnang bereiteten sich Hoffmann und seine Anhänger zur 1868 erfolgten Auswanderung ins Hl. Land vor. Sie gründeten Templersiedlungen u.a. in Haifa (1868), Jaffa (1869), Sarona (1871) und Jerusalem (1873)… Die nach anfänglichen Schwierigkeiten zu blühenden Einrichtungen entwickelten Gemeinden der T. in Palästina bestanden bis 1939. Dann wurden ihre Mitglieder interniert und zum Teil in Australien neu angesiedelt.

P. Sauer, Uns rief das Hl. Land. Die T. im Wandel der Zeit, 1985. A. Carmel, die Siedlungen der württ. Templer in Palästina 1868-1918, ND 1997.“

Brockhaus Enzyklopädie 14) von 2006:

„Tempelgesellschaft, 1861 von Christoph Hoffmann (…) … unter dem Namen ‚Dt. Tempel‘ mit dem Ziel gegründete apokalypt. Gemeinschaft, alle wahren Christen als das neue Israel nach Jerusalem zu führen, um dort den ‚Bau des Tempels‘ (…), d.h. den prophetisch vorherverkündeten Gottesstaat zu errichten… Ihre Aufgabe sieht sie in der ‚Ausbreitung christl. Gemeinschaft‘ und in der Arbeit an ‚der Aufrichtung des Reiches Gottes auf Erden‘. Siedlungen der T. entstanden v.a. in Palästina (bis zum Zweiten Weltkrieg). Heute leben noch rd. 1300 Mitgl. der T. in Australien und etwa 600 in Dtl…“

Jüdisches Lexikon 15) von 1927:

„… Von größerer Wichtigkeit sind die deutschen Kolonisten. Deren Anfänge stehen in Zusammenhang mit der Templerbewegung, die 1861 auf dem Kirschenhardthof bei Marbach (Württemberg) ins Leben trat. Ihr Ziel war die Errichtung des Gottesvolkes im Heiligen Lande. Die Templerkolonien sind als städtische Kolonien in Haifa, sogenannte Hoffmannsche Kolonie (1868), Jaffa, Hardeggsche Kolonie und ‚Walhalla‘ (1869), und Jerusalem (Rephann; 1873) gegründet worden; daneben existieren 5 landwirtschaftliche und zwar: Sarona bei Jaffa, gegr. 1871, 8000 Dunam; Wilhelma bei Jaffa, gegr. 1902, 10 000 Dunam; Bir Salem bei Jaffa, gegr. 1890, 3528 Dunam; Betlehem bei Nazaret, gegr. 1907, 7500 Dunam; Waldheim bei Nazaret, gegr. 1907, 7500 Dunam. Die Seelenzahl aller dieser deutschen Siedlungen beträgt ca. 2500. Während des Krieges wurden die deutschen Siedler nach der Eroberung Palästinas durch die Engländer aus ihren Siedlungen zeitweilig vertrieben, aber nach dem Kriege wurde ihnen die Rückkehr gestattet. Die deutschen Siedler erhielten Unterstützungen vom ‚Verein der Templergesellschaft‘ und der ‚Gesellschaft zur Förderung der deutschen Kolonisation‘ (1898 mit einem Kapital von 400 000 Mark gegründet). Auch einige industrielle und größere Handelsunternehmungen sind von Deutschen in Palästina gegründet worden (z.B. Maschinenfabrik Wagner und Zementstufenfabrik Wieland in Jaffa). Die deutschen Kolonisten sind gute Landwirte.“

Die deutschen Nachschlagewerke von nach 1945 unterschlagen, siehe oben, geflissentlich die wenig zum Ruhm der Tempelgesellschaft gereichenden Ereignisse der verhängnisvollen 1930er Jahre. Man will in der BRD keinen (unnötigen?) Makel am Bild von den eigenen Landsleuten, die sich doch, offensichtlich, so voller Idealismus und nicht enden wollendem Opfermut einer derart ‚bedeutungsvollen‘ und ‚großartigen‘ (kolonisatorischen) Aufgabe im, ‚uns‘ Deutschen so nahe stehenden, „Heiligen Land“ gestellt hatten. Helden müssen schließlich glänzen und nicht nachdenklich stimmen. Der schöne Schein, überstrahle er bis in alle Ewigkeit das hehre Sein!

Großjährige, mündige, vernunftmäßig denkende Bürger sollten jedoch dieses ebenso frag- wie unwürdige ‚Spielchen’, das ihre Eliten hier mit ihnen treiben, durchschauen. Daher gilt, weniger der Vollständigkeit halber, denn des guten Gewissens wegen, unbedingt noch nachzutragen:

Frommer Elan und religiöser Anspruch der Gründerväter und -großväter waren häufig bereits in der zweiten Generation erlahmt und in der dritten noch häufiger bereits nicht mehr vorhanden. Die Palästinadeutschen lebten ein Leben, das sich von dem anderer Bewohner der Levante immer weniger und weniger unterschied. Mit einer Ausnahme. Sie, die Deutschen, pflegten ganz besonders intensive Kontakte zu ihrer alten Heimat und viele von ihnen waren geradezu fanatische deutsche Nationalisten. Umso geneigter zeigten sie sich gegenüber den aus Deutschland bezogenen Schriften der Nationalsozialisten, deren Ideologie sie sich zunehmend aneigneten.

Ebenso wie in den meisten anderen Ländern, in denen Deutsche als Minderheit lebten, sei es in Brasilien, oder in Polen oder in Teilen Südosteuropas, waren sie auch in Palästina gewöhnlich unter sich geblieben, hatten sie einen ebenso wenig integrierwilligen wie integrierfähigen Fremdkörper dargestellt und waren sie durch Arroganz wie durch nationale Selbstüberschätzung unangenehm aufgefallen. Was interessierte sie, Deutsche, die Mehrheitsbevölkerung? Wozu ein gedeihliches Verhältnis zu als minderwertig angesehenen anderen Kulturen entwickeln, wenn man doch eine eigene, nahezu perfekt funktionierende, Infrastruktur besaß? Wozu assimilieren und wenn, mit wem, gar mit Untermenschen?

Emsig arbeitete die Auslandsorganisation der NSDAP auch in Palästina, um deutsche Menschen auf ihren Kurs zu bringen. Karl Ruff, ein Deutscher aus Haifa, wurde bereits im Januar 1932 zum Leiter der örtlichen Palästina-NSDAP bestimmt. Zwar traten offiziell vorerst nur wenige deutsche Siedler der Partei bei, weil sie wirtschaftliche Benachteiligungen durch den Yishuv befürchteten – schließlich lasen auch Juden in Palästina Zeitungen und waren sie über Ziele und Aktionen der NSDAP und deren Führer in Deutschland wohl unterrichtet – jedoch galt die Zuneigung der Deutschen, besonders die der jungen Deutschen, mehrheitlich Hitler 16).

Bis 1934 waren alle sieben deutschen Palästina-Kolonien von NS-Partei-Aktivisten durchsetzt und eng miteinander verknüpft. Als es im Januar 1935 bei der Wahl des Vorsitzenden der Tempelgesellschaft dem Kandidaten der NSDAP nicht gelang die Mehrheit der Stimmen auf sich zu vereinen, kam es zu erheblichen Spannungen innerhalb der deutschen Kolonie. Cornelius Schwarz, ein Nazi aus Jaffa wurde im Oktober 1935 Landesgruppenleiter der Palästina-NSDAP. Etwa gleichzeitig geschah auf Druck der örtlichen Nationalsozialisten hin die Abberufung des deutschen Generalkonsuls in Jerusalem, Heinrich Wolff, und dessen Ersetzung durch den Nazi-Scharfmacher Walter Doehle. Zwar gehörten bei Kriegsbeginn, im September 1939, nur etwa 350 von insgesamt rund 1500 Palästinadeutschen der NSDAP an, jedoch war ca. die Hälfte von ihnen der NS-Organisation Deutsche Arbeitsfront oder ähnlichen Körperschaften beigetreten. Schon im Jahr davor gehörten sämtliche hauptberuflich tätigen Lehrer der Deutschen in Palästina dem NS-Lehrerbund an.

Die deutschen Nazis in Palästina begnügten sich nicht damit ihre menschenfeindliche Weltanschauung unter Ihresgleichen zu propagieren, sie verteilten antisemitische Literatur wie etwa Hitlers „Mein Kampf“ in arabischer Sprache an Palästinenser, Libanesen, Syrer, an Maroniten, Drusen und Beduinen; sie wirkten damit als ein zusätzlicher destruktiver Faktor in einem ohnehin schon labilen System. Einige der Palästinadeutschen nahmen persönlich an den arabischen Aufständen der Jahre 1936 bis 1939 teil. Etwa 400 junge Deutsche folgten bei Kriegsbeginn, 1939, dem Ruf zu den Waffen, viele als Freiwillige.

Die britischen Behörden in Palästina konnten gar nicht anders als solche Kolonisten als Feinde zu behandeln und sie möglichst rasch zu internieren. 1943 wurden einige von den Internierten nach Deutschland repatriiert – im Austausch gegen andere Bewohner Palästinas, die in deutsche Hände gefallen waren – der Rest per Schiff nach Australien gebracht.

Den Grundbesitz der Deutschen übernahm 1948 die israelische Regierung; er war dann einer der Verhandlungsgegenstände des Wiedergutmachungsabkommens zwischen der BRD und Israel.

Die Nazis unter den Deutschen aus Palästina haben ihrem Idol und Führer, Adolf Hitler, bis zum bitteren Ende im Mai 1945 die Treue gehalten 17).

Fußnoten:

1)      Der hier beschriebene Hans Rohde ist nicht identisch mit dem Sportler gleichen Namens.

2)      Quelle zu den biographischen Angaben:

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Milit%C3%A4rattach%C3%A9s_des_Deutschen_Reiches#in_der_T.C3.BCrkei

http://www.bundesarchiv.de/oeffentlichkeitsarbeit/bilder_dokumente/00751/index-10.html.de

3)      https://www.hagalil.com/2012/02/29/saloniki-4/

4)      In seinen „Reiseerinnerungen aus dem Südosten Europas und dem Orient“, München 1923, S. 339; die Reise nach Syrien und Palästina unternahm der Wittelsbacher im Jahre 1896.

5)      Herbert Eulenberg, Palästina, Berlin 1929; S.156f.

6)      Meyers Großes Konversationslexikon , 20 Bände, 6. Auflage, Leipzig und Wien 1909.

7)      Meyers Lexikon, mehrbändig, 7. Auflage, Leipzig 1929.

8)      Jedermanns Lexikon, 10 Bände, Berlin-Grunewald 1931.

9)      Der Große Brockhaus, 20 Bände, 15. Auflage, Leipzig 1934.

10)   Meyers Kleines Lexikon, drei Bände, 9. Auflage, Leipzig 1934.

11)   Der Grosse Brockhaus, 12 Bände, 16. Auflage, Wiesbaden 1957.

12)   Meyers Enzyklopädisches Lexikon, 25 Bände, 9. Auflage, Mannheim u.a. 1978.

13)   Lexikon der Deutschen Geschichte bis 1945, (Hg.) Gerhard Taddey, 3. Auflage, Stuttgart 1998.

14)   Brockhaus Enzyklopädie, 30 Bände, 21. Auflage, Leipzig und Mannheim 2006.

15)   Jüdisches Lexikon, fünf Bände. Berlin 1927; Stichwort „Palästina (Bevölkerung)“.

16)   Die NSDAP war eine ‚junge‘ Partei. Das Durchschnittsalter sowohl ihrer Wähler als auch ihrer Funktionäre im Reich lag unter dem der anderen Parteien.

17)   Quelle: http://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/judaica/ejud_0002_0019_0_19722.html

Glossar:

Akko

http://de.wikipedia.org/wiki/Akko

Aleppo

http://de.wikipedia.org/wiki/Aleppo

Bagdadbahn

http://de.wikipedia.org/wiki/Bagdadbahn

Deutscher Tempel

http://de.wikipedia.org/wiki/Tempelgesellschaft#Der_Deutsche_Tempel

Hamidie Wilhelma

http://www.archives.gov.il/ArchiveGov/ItemDetails.aspx?ID=67.2.3.147&MultiView=0

Hedschas-Bahn

http://de.wikipedia.org/wiki/Hedschas-Bahn

Christoph Hoffmann http://www.gameo.org/encyclopedia/contents/hoffmann_christoph_1815_1885

Hohe Pforte

http://de.wikipedia.org/wiki/Hohe_Pforte

Jesreel-Ebene

http://de.wikipedia.org/wiki/Jesreelebene

Gebirge Juda

http://de.wikipedia.org/wiki/Juda_%28Bibel%29

Herzog Karl von Urach

http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Joseph_von_Urach

Kaiserswerther Diakonie

http://de.wikipedia.org/wiki/Diakonissenanstalt_Kaiserswerth

Berg Karmel

http://de.wikipedia.org/wiki/Karmel_%28Gebirge%29

Karmelheim

http://www.youtube.com/watch?v=nVQB0pTm398

Vizekonsul Fritz Keller

http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Keller_%28Templer%29

Levante

http://de.wikipedia.org/wiki/Levante

Lydda

http://de.wikipedia.org/wiki/Lydda

Nablus

http://de.wikipedia.org/wiki/Nablus

Norddeutscher Bund

http://de.wikipedia.org/wiki/Norddeutscher_Bund

Palästinareise Kaiser Wilhelms II.

http://de.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A4stinareise_Kaiser_Wilhelms_II.

http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Wilhelm_II_of_Germany_in_Jerusalem?uselang=de

Ebene Rephaim

http://de.wikipedia.org/wiki/Rafaiterebene

Sarona

http://de.wikipedia.org/wiki/Tempelgesellschaft#Sarona

Syrisches Waisenhaus

http://de.wikipedia.org/wiki/Syrisches_Waisenhaus

Templer

http://de.wikipedia.org/wiki/Templer

Tempelgesellschaft

http://de.wikipedia.org/wiki/Tempelgesellschaft

http://www.tempelgesellschaft.de/pages/posts/vom-land-um-den-asperg-51.php

Yishuv

http://en.wikipedia.org/wiki/Yishuv

http://de.wikipedia.org/wiki/Jischuw

4 Kommentare

  1. @mfb

    Ihr großes Problem ist Ihr Mangel an Aufmerksamkeit. Wenn Sie mich genau gelesen hätten, würden Sie verstanden haben, dass es mir nicht um historische Nachschlagewerke ging, sondern um allgemeine (Meyer, Brockhaus, Goldmann, Bertelsmann) – um die sog. Publikumslexika, die viele Bürger in ihrem Wohnzimmerschrank stehen haben. Den Brockhaus von 2006 hatte ich genannt…

    Sehen Sie doch bitte mal hier nach, wieviel Sie zu den Judenmassakern während der Kreuzzüge finden:

    .

    Meyers Enzyklopädisches Lexikon in 25 Bänden., 9. Aufl., Mannheim u.a. 1971-1979.

    Der Grosse Brockhaus in zwölf Bänden, 16. Aufl., Wiesbaden 1952-1957.

    Der Grosse Herder in neun Bänden, 5. Aufl.; Freiburg 1953-1956.

    Der Neue Brockhaus, Allbuch in vier Bänden, 2. Aufl. Leipzig 1941-1942.

    Meyers Kleines Lexikon in drei Bänden, 9. Aufl., Leipzig 1933-1934.

    Der Große Brockhaus in zwanzig Bänden, 15. Aufl., Leipzig 1928-1935.

    Jedermanns Lexikon in zehn Bänden, Berlin Grunewald 1929-1931.

    Meyers Lexikon, 7. Aufl., Leipzig 1924-1930.

    Meyers Großes Konversationslexikon in zwanzig Bänden, 6. Aufl., Leipzig und Wien 1903-1909.

    .
    .

    PS:
    Ein modernes, angesehenes und relativ weit verbreitetes Geschichtsnachschlagewerk, das die Judenmassaker nicht nennt, wäre:

    Lexikon der deutschen Geschichte bis 1945, (Hg.) Gerhard Taddey, Stuttgart 1998, 3. Aufl.

  2. Die Auslassungen im Eintrag „Tempelgesellschaft“ in den deutschen Nachschlagewerken von nach 1945 (wie oben gesehen) sind zwar typisch für den Umgang mit der eigenen (christlichen und deutschen) Vergangenheit, aber ’noch hinnehmbar‘, weil wohl, ist jedenfalls anzunehmen, nicht allzuviele Deutsche diesen Begriff (in der Vergangenheit) nachfragten oder jetzt noch nachfragen.

    .

    Wesentlich schlimmer wiegt, dass ein epochaler, ja, ein fundamentaler, ein bedeutender Begriff, der der „Kreuzzüge“, bedauerlicherweise das ganze 20. Jahrh. über, von den deutschen Nachschlagewerken in vollkommen unverantwortlicher Weise abgehandelt wurde – ohne jedwede Erwähnung, der die Fahrten ins „Heilige Land“ einleitenden Judenmassaker in Westeuropa, besonders in Frankreich und in Deutschland.

    Zwar erfuhr man, dass diese Kreuzzüge der Festigung des katholischen Glaubens und der Missionierung (somit einer ‚guten‘ Sache) gewidmet waren, jedoch sonst nichts in Zusammenhang mit den Angehörigen der anderen beiden betroffenen Religionen. Auch die Massaker an Juden und Muslimen vorort, z.B. in Jerusalem, waren den deutschen Lexikonredaktionen zumeist keinen Buchstaben wert.

    Erst der Brockhaus von 2006 (30 Bde.) erwähnt die Untaten der bis dahin für ‚rein‘ und unbescholten gehaltenen christlichen Gotteskrieger in einem eher schüchternen und schlichten Halbsatz.

    Sämtliche fünf Generationen von Deutschen des 20. Jh. hat somit die geistige Elite dieses Landes für dumm verkauft, nicht ernst genommen, belogen und um die eigene Geschichte betrogen.

    Unter welchem Vorwand nur, fragt man sich?

    Um die eigene Religion nicht in Misskredit zu bringen?
    Also aus Rücksicht auf die ‚religiösen Gefühle‘ von Oma und Opa?
    Oder um das Christentum, an das sich immer noch soviele und so grässlich kritiklos klammern, nicht um seine Aura (des Unangreifbaren) zu bringen?
    Um zu verhindern, das Deutsche, christliche Deutsche, endlich anfangen nachzudenken?

    Mit welchem Recht nur spielte sich die deutsche (Geistes-) Elite (jene Damen und Herren Historiker, die die Lexikonartikel verantworten) zu einer Zensurbehörde obersten Ranges auf, mit welchem Recht nur?

    Sollte denn der deutsche Bürger bewusst nicht aus seiner Geschichte lernen können, gerade der deutsche, der christliche deutsche Bürger?

    .

    Liegt’s an der allgemeinen Verfügbarkeit des Internets und somit daran, dass der Bürger heute ohne Mühe selbst nachschauen kann, um was es sich bei den Kreuzzügen tatsächlich gehandelt hat, dass der neueste Brockhaus das so lange Unaussprechliche nun nennt?

    .

    Ob es nicht nun, unter halbwegs aufgeklärten Umständen, allmählich an der Zeit wäre die Kreuzzüge endlich als das zu bezeichnen, was sie doch eigentlich waren, nämlich Mordzüge?

    Oder müssen wir immer noch zweifelhafte Rücksichten nehmen auf Katholisch & CO?

    • @ Schlicke,

      warum muss mensch sich bei deinen Beiträgen eigentlich immer fremdschämen?
      Liegt es an deiner absoluten Schlampigkeit, was Recherche angeht, deinen wirren Schlussfolgerungen oder deinen psychotischem Katholikenhass?

      „Wesentlich schlimmer wiegt, dass ein epochaler, ja, ein fundamentaler, ein bedeutender Begriff, der der “Kreuzzüge”, bedauerlicherweise das ganze 20. Jahrh. über, von den deutschen Nachschlagewerken in vollkommen unverantwortlicher Weise abgehandelt wurde – ohne jedwede Erwähnung, der die Fahrten ins “Heilige Land” einleitenden Judenmassaker in Westeuropa, besonders in Frankreich und in Deutschland.

      Zwar erfuhr man, dass diese Kreuzzüge der Festigung des katholischen Glaubens und der Missionierung (somit einer ‘guten’ Sache) gewidmet waren, jedoch sonst nichts in Zusammenhang mit den Angehörigen der anderen beiden betroffenen Religionen. Auch die Massaker an Juden und Muslimen vorort, z.B. in Jerusalem, waren den deutschen Lexikonredaktionen zumeist keinen Buchstaben wert.

      Erst der Brockhaus von 2006 (30 Bde.) erwähnt die Untaten der bis dahin für ‘rein’ und unbescholten gehaltenen christlichen Gotteskrieger in einem eher schüchternen und schlichten Halbsatz.

      Sämtliche fünf Generationen von Deutschen des 20. Jh. hat somit die geistige Elite dieses Landes für dumm verkauft, nicht ernst genommen, belogen und um die eigene Geschichte betrogen.“

      Also – ich schimpfe mich NICHT „Historiker“ – ich bin nur ein historisch interessierter Laie .. entsprechend klein ist meine persönliche Bücherauswahl zum Thema ..

      .. schauen wir mal ..

      Kurt Frischler „Das Abenteuer der Kreuzzüge“ in der Reihe Heyne Geschichte, 1979:
      Auf den Seiten 41-47 wird ausführlich zu den Judenpogromenes am Beginn des ersten Kreuzzüges eingegangen und als Grund hierfür glasklar die gesteuerte Aufhetzung des Pöbels zur Geldbeschaffung genannt.
      Im weiteren Verlauf des Buches wird auch bei den anderen kreuzzügen darauf eingegangen.

      Karl Bosl „Europa im Mittelalter“, Gondrom 1975:
      Kapitel VIII „Die jüdische Diaspora in der ost-westlichen Welt“ geht aud Seite 152 im Unterkapitel 3 „Die Juden und die Christen“ explizit auf Judenverfolgungen allgemein und auch auf Judenverfolgungen im Zusammenhang mit den Kreuzzügen ein.

      Georg Weber, Alfred Baldamus „Geschichte des Mittelalters“, Emil Vollmer Verlag 1996:
      Auf Seite 309 ist von den „blutigen Judenverfolgungen in den rheinischen Städten (Straßburg, Worms, Mainz u.a.)“ die Rede.

      Nachum T. Gidal „Die Juden in Deutschland“ Könemann 1997 .. urspr. Bertelsmann 1988:
      schreibt ab Seite 33 ff über die „Massenmorde [], die mit dem Beginn der Kreuzzüge die jüdischen Gemeinden verheerten.“

      Und bevor jemand wieder meint, Schlickes Dummfug mit Haarspalterei verteidigen zu müssen .. ich hab auch ein einziges Lexikon – papierlicher Art und aus dem 20. Jahrhundert – im Haus:
      „Meyers Großes Tasschen-Lexikon“ von 1987.
      Der Eintrg zum 1. Kreuzzug beträgt gerade mal 22 Zeilen einer Spalte. Und trotzdem werden die Judenpogrome darin erwähnt.

      Ohjne lange suchen zu müssen, allein durch den Griff in meine Regale kann ich somit Schlickes Blödsinn widerlegen. Die zitierten Stellen / Seiten sind nicht die einzigen in diesen Büchern, die das Thema abhandeln, wer mag darf gerne selber lesen.

      Anmerkung:
      1) Wie daneben muss eigentlich jemand sein, der Lexikonschreiber für die geistige Elite eines Volkes hält?
      2) Judenpogrome und ihre Ursachen waren selbstverständlich zu meiner Schulzeit im 20. Jahrhundert Gegensatnd des Geschichts- und des Sozialkundeunterrichts. Sie wurden nicht einmal im (katholischen)Religionsunterricht verschwiegen oder beschönigt.
      3) Schaut euch doch mal die alten Ritterfilme an .. in jedem 2. kommt eine schöne jüdische Maid vor, die der kluge und gute Ritter vor dem pogrommierenden Pöbel retten muss. Ich will da nicht auf das historisch falsche Ritterbild eingehen, sondern darauf, dass solche Geschichten nur funktionieren konnten, wenn dem Zuschauer die Gefährdung der schönen Maid aufgrund ihres Glaubens nicht bewusst gewesen wäre.

    • lol .. aufgrund der späten Stunde eine verneinung zuviel .. oder doch zuwenig 😀 ..

      richtig ist:

      .. dass solche Geschichten nicht funktionieren konnten, wenn dem Zuschauer die Gefährdung der schönen Maid aufgrund ihres Glaubens nicht bewusst gewesen wäre.

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