Jüdische Identitäten in Bewegung

1
26

Eine Tagung zu gemischten Familien im November 2012 in Zürich…

Professor Jürgen Oelkers, Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Zürich, veranstaltet zusammen mit ehrenamtlichen Initiatoren vom 1. – 3. November 2012 eine Tagung „Gemischte Familien und patrilineare Juden. Hybride Identitäten des Jüdischen.“

Die Tagung beginnt am Donnerstag, den 1. November um 19.00 Uhr mit einem öffentlichen Vortrag der renommierten Forscherin Prof. Elisabeth Beck-Gernsheim zum Thema „Juden, Nichtjuden und die dazwischen. Im Dschungel der Sortierungsversuche“ in der Aula der Universität Zürich. Weitere internationale Forscherinnen und Forscher, unter anderem aus den USA, Polen und Frankreich konnten als Vortragende für Freitag, den zweiten Tagungstag gewonnen werden. Samstags werden schließlich aktuelle Ergebnisse aus dem deutschsprachigen Raum präsentiert. Zudem bietet die Tagung Interessierten und Betroffenen reichlich Gelegenheit zum Austausch untereinander. Damit setzt die Tagung an der Schnittstelle zwischen Betroffenen und Wissenschaft an und bündelt wissenschaftliche Forschung zu dem Thema ebenso wie gesellschaftliche Initiativen und Gruppen.

„Dieses Thema wird kaum öffentlich diskutiert, obwohl es eine wachsende Anzahl Familien und Einzelpersonen betrifft und inzwischen auch erste Forschungsergebnisse dazu verfügbar sind. Das wollen wir ändern,“ erklärt Lea Wohl, Sprecherin des ehrenamtlichen Arbeitskreises Tagung hybride Identitäten.

Hintergrund für diese Zielsetzung ist, dass im Judentum die religiöse Zugehörigkeit über die Mutter weitergegeben wird, das heißt als jüdisch wird verstanden, wer eine jüdische Mutter hat oder konvertiert. In Familien mit jüdischem Vater sind daher die Kinder nicht jüdisch, in Familien mit jüdischer Mutter haben sie automatisch die Religion der Mutter. Nicht immer entspricht das dem Selbstverständnis der Kinder aus solchen Beziehungen, die sich oft der einen oder anderen Seite bzw. Religion näher fühlen. In den letzten Jahren wird der Umgang mit gemischten Familien und patrilinearen Juden vermehrt in jüdischen Gemeinden diskutiert, es geht dabei auch um potentielle Mitglieder. Über 50% der verheirateten Jüdinnen und Juden im deutschsprachigen Raum leben inzwischen mit nichtjüdischen Partnern. Auch die Wissenschaft beschäftigt sich zunehmend mit dieser Problematik, nicht zuletzt nachdem Heinrich Olmer, der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg, 2010 seine Dissertation „Wer ist Jude?“ veröffentlichte, in der er für mehr Toleranz patrilinearen Juden gegenüber wirbt und ihnen große Bedeutung für die Zukunft jüdischer Gemeinden in Deutschland beimisst.

„Wir freuen uns sehr, dass Professor Oelkers für die Zusammenarbeit mit unserem Arbeitskreis so offen ist. Das erziehungswissenschaftliche Institut der Universität Zürich ist ein idealer Partner, weil dort Forschung zu religiöser Erziehung und Bildung betrieben wird.“ Das Institut bietet den Rahmen für die Tagung, bei der in einem dichten Programm Nachwuchsforschungsprojekte vorgestellt werden, internationale Forschende Ergebnisse aus den USA, Polen und Frankreich vortragen und gleichzeitig Raum zu Austausch und Vernetzung angeboten wird.

Anmeldung bis 15.07.2012!

Weitere Informationen unter http://www.hybridejuedischeidentitaeten.org/

1 Kommentar

  1. In alten Zeiten war es klar, dass die Zugehörigkeit zum Volk Israel von der väterlichen Abstammung bestimmt wurde. Damals war auch der noch Jude, der seinen Glauben verloren hatte. Seine Abkehr von Gott entband ihn nicht von dem Erfordernis, die  – Ver- & Ge-bote  der Torah zu halten; auch evtl. Strafen Gottes konnte er nicht abwenden, nur, weil er sich vom Glauben losgesagt hatte. Das gilt auch heute noch. Die Koppelung mit der Religion der Mutter war eine Notmaßnahme in der Diaspora; es ist heute, da es Israel als Staat wieder gibt, erforderlich, zu dem alten Verständnis zurückzukehren.  

Kommentarfunktion ist geschlossen.