„Ruhe für Ruhe, Feuer für Feuer“

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Ägypten hat die Waffenruhe zwischen Israel und den extremistischen Organisationen Populäre Volkskomitees und Islamischer Dschihad sowie der im Gazastreifen herrschenden Hamas ausgehandelt…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 13. März 2012

Wie das ausgehandelt worden ist, wurde von israelischer Seite nur indirekt bestätigt. Offiziell wurde von Verteidigungsminister Ehud Barak und anderen nur die Formel ausgegeben: „Ruhe für Ruhe, Feuer für Feuer“. Solange sich die palästinensische Seite ruhig verhalte, werde auch Israel nicht angreifen. Darauf habe man sich geeinigt, jedoch ohne „Papier“ und ohne Vertrag.

Gleichzeitig wurden die Ägypter für ihre „positive Rolle“ hoch gelobt. Deshalb ist nur die Rede von einer „Waffenruhe“ nicht aber von einem „Waffenstillstand“.

Besonders krass äußerte sich zu dem Thema General a.D. Amos Gilad, Leiter der Sicherheitsabteilung im israelischen Verteidigungsministerium. Angeblich hatte der sich in den vergangenen zwei Tagen in Kairo aufgehalten und die israelische Seite repräsentiert. Dazu befragt beim israelischen Armeerundfunk sagte er: „Weder dementiere noch bestätige ich, wohin ich fahre oder mit wem ich rede.“ Gleichwohl überschüttete er die Ägypter mit Lob für ihre Verdienste, eine Waffenruhe zustande gebracht zu haben. In dem langen Interview weigerte er sich mehrfach, die Hamas oder die extremistischen Organisationen, die seit Freitag etwa 200 Raketen auf Israel abgeschossen hatten, als „Verhandlungspartner“ zu bezeichnen. „Das sind Terroristen. Die hatten allein die Absicht, israelische Zivilisten zu ermorden. Deshalb haben wir keine Waffenruhe ausgehandelt, sondern allein dafür gesorgt, dass unsere Bürger sicher leben können. Das ist die höchste Pflicht des Staates.“ Gilad wurde nach der „gezielten Tötung“ des Befehlshabers der Populären Volkskomitees Suhair Qaissi am Freitag befragt.

Das hatte als „Rache“ zu dem massiven Raketenbeschuss Israels geführt. Gilad konterte: „Der Begriff ´gezielte Tötung´ ist falsch. Wir haben einen Massenmord rechtzeitig verhindert, deshalb mussten wir diesen Terroristen ausschalten. Der plante einen großen Anschlag auf Israelis, der vielleicht Hunderten oder gar Tausenden Menschen das Leben gekostet hätte.“ Ebenso ohne auf Einzelheiten einzugehen, was genau der am Freitag durch eine israelische Rakete gezielt getötete Qaissi beabsichtigte, erklärte auch der Generalstabschef Benny Gantz, dass mit dem Tod Qaissis eine „strategische Gefahr für Israel“ abgewendet worden sei. Mutmaßlich habe Qaissi einen großen Anschlag vom Sinai aus geplant, zumal bis heute die Grenzstraße Nr. 12 vom Militär gesperrt bleibt.

Beobachter erklären, dass dies auch der Grund für die Bemühungen Ägyptens gewesen sei, umgehend eine Waffenruhe herbeizuführen. Wie Gilad in seinem Rundfunkinterview andeutete, hätten die Ägypter ein eigenes Interesse am Bestand des Friedensvertrages zwischen Ägypten und Israel. Ein Grund dafür sind die amerikanischen Hilfszahlungen an Ägypten, die mit dem Fortbestand des Friedens verknüpft sind. Ein Anschlag vom Sinai aus, wie von den Populären Volkskomitees im vergangenen August nahe Eilat ausgeführt, hätte den Frieden zerstören können und Ägyptens Anspruch untergraben, die Sinai-Halbinsel „unter Kontrolle“ zu halten. Das hat offenbar der Generalstabschef mit „strategischer Gefahr“ gemeint.

(C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com