haTikva und der Oberste Gerichtshof: Arabischer Richter, jüdische Worte

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Bei der Zeremonie zum Wechsel an der Spitze des Obersten Gerichtshofes hat ein Fernsehteam mit der Kamera eingefangen, wie der arabische Oberste Richter Salim Joubran die Nationalhymne „HaTikva“ nicht mitgesungen hat. Joubran wurde daraufhin in den Medien und auch in der Öffentlichkeit, z.B. vom Außenminister Lieberman, scharf angegriffen. Er hat aber auch von verschiedenen Seiten Unterstützung erfahren…

Salim Joubran (Foto: GPO)

Wir dokumentieren im Folgenden einen Kommentar zum Thema.
Von Noah Klieger, Ynet, 01.03.12

Die Angriffe auf den Obersten Richter Salim Joubran, der bei einer offiziellen Zeremonie im Obersten Gericht die HaTikva nicht mitgesungen hat, kann ich nicht nachvollziehen. Was wollen sie denn von ihm? Er ist schließlich kein Jude, und unsere Hymne ist „sehr jüdisch“.

Wie kann ein arabischer Israeli, unabhängig davon, ob er Muslim oder Christ ist, von der „jüdischen Seele“ singen? Schließlich hat Naftali Herz Imber den Text unserer Nationalhymne viele Jahre vor Errichtung des Staates Israel als Hymne der zionistischen Bewegung geschrieben. Unsere Hymne ist ein Lied, das der Sehnsucht und dem Wunsch des jüdischen Volkes nach der Rückkehr nach Zion Ausdruck verleiht.

Das jüdische Volk ist tatsächlich nach Zion und Jerusalem zurückgekehrt. Ein neuer jüdischer Staat entstand – Israel. Doch dieser Staat ist auch Heimat für Nicht-Juden, einschließlich der verschiedenen muslimischen und christlichen Strömungen, und unsere Hymne ist einfach nicht ihre Hymne.

Diese Menschen sind zum größten Teil gute Staatsbürger Israels, doch wir sollten von ihnen nicht verlangen, Worte zu singen, die nur den Juden gehören.Die Briten zum Beispiel haben dieses Problem nicht. Jeder britische Staatsbürger, sei er Muslim, Buddhist, Christ oder Jude, könnte die Worte „God save the Queen“ ohne Problem singen, denn sie passen auf jeden.

Richter Salim Joubran, ein christlicher Maronit, ist hundertprozentiger Israeli. Er ist ein ehrlicher Mann, der durch harte Arbeit und Talent den ganzen Weg zum Obersten Gericht gegangen ist. Und gerade deshalb kann und muss er unsere Nationalhymne nicht singen.

Der Autor ist Holocaustüberlebender und ehemaliger Résistance-Kämpfer und seit vielen Jahren als Journalist tätig.
Die im Newsletter der israelischen Botschaft veröffentlichten Kommentare geben nicht grundsätzlich den Standpunkt der israelischen Regierung wieder, sondern bieten einen Einblick in die politische Diskussion in Israel.

4 Kommentare

  1. Unsere Hymne ist wirklich vom Text und von der Melodie her absolut ungeeignet, von unseren arabischen, drusischen, bedouinischen und tscherkessischen Mitbürgern, seien sie Moslems, Christen, Baha’i oder säkular, gesungen zu werden. Ich kann es auch sehr gut nachvollziehen, dass die Musik, absolut mitteleuropäisch, nicht wirklich ansprechend für sie klingt. Doch was wäre die Lösung? Eine eigene Hymne für jede Volksgruppe? Oder vielleich eher eine ganz und gar neue, die von allen akzeptiert werden kann.

  2. Ich wuerde ja… nach diesem Artikel
    die britischen Verhaeltnisse, die verglichen werden
    auch auf Israel anwenden.
    Ausserdem ist „juedisch“ so viel wie eine Emotion,
    nichts rassistisches oder nichts… absolut religioeses.
    Gott ist fuer alle Menschen da.
    Deshalb liebe ich die HaTikva.
    Israel ist mein Lieblingsland, auch wenn erst Gott
    dieses Land vollenden wird.
    Jeder Mensch sollte das Recht haben,
    Israeli zu sein.
     

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