Sündenböcke der ungarischen Regierung

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Antisemitischer Hassprediger Csurka demonstriert mit Fidesz-Kommunalpolitikern für Orbán-Regierung…

Von Karl Pfeifer

Nichts wird in Ungarn so hartnäckig geleugnet, wie der offensichtlich von der Regierung tolerierte Antisemitismus, der im Dunstkreis der Regierungspartei Fidesz so gerne betrieben wird. Wer aber darüber spricht oder schreibt, dem wird vorgehalten, dass doch die jüdische Kultur in Ungarn blühe oder gar, dass das offizielle Ungarn den 100. Geburtstag von Raoul Wallenberg, der tausenden Juden das Leben rettete und nach der Befreiung in die Sowjetunion verschleppt wurde, feiert.

Beliebt ist auch die zynische Methode der Regierung, sich als gesellschaftliche Mitte zu definieren, als ausgleichende Kraft, zwischen den Linken, die die »Antisemitismuskeule« schwingen würden, und der rechtsextremen Partei Jobbik.. Um dieser »den Wind aus den Segeln« zu nehmen verwirklichte Fidesz einige rechtsextreme Forderungen. Diese Zugeständnisse führten jedoch zum Erstarken von Jobbik, die laut jüngsten Meinungsumfragen in der Wählergunst noch vor der sozialdemokratischen MSZP liegt.

Mehr denn je können die Propagandisten der ungarischen Regierung nicht ohne Sündenböcke auskommen. Das sind die “Fremdherzigen”, „die in unserer Heimat sich provisorisch aufhaltenden Mainstream Linken“, die Banken und da insbesondere die österreichischen,  Liberale, Homosexuelle und natürlich Roma und Juden. Was immer in Ungarn geschieht, es sind immer die anderen Schuld.
Seitdem Fidesz im April 2010 die Wahlen gewonnen und über eine 2/3 Mehrheit im Parlament verfügt, wurde die Ablehnung jeder Verantwortung und die Suche nach Sündenböcken, die Stigmatisierung der Gegner zum Mittel der Regierungspolitik.

Im Herbst 2011 ernannte der Budapester Oberbürgermeister István Tarlós, aufgrund einer stümperhaften Bewerbung, den rechtsextremistischen Schauspieler György Dörner zum Direktor des „Neuen Theaters“, dieser wiederum bestellte István Csurka zum Intendanten, was nicht nur in Ungarn sondern auch im Ausland zu lebhaften Protesten führte. Das Neue Theater „das im Geiste von István Csurka“ geführt wird, hat auf seine Dienste als Intendant verzichtet, will jedoch die „krankhafte liberale Hegemonie“ bekämpfen.

Der ehemalige Schriftsteller Csurka spielte nach der Wende 1990 eine besondere Rolle bei der Anfachung des Antisemitismus. Auch als bekannt wurde, dass er ab 1956 Spitzeldienste geleistet hatte, störte das die konservative Regierungspartei MDF nicht, ihn als Vizepräsidenten zu wählen. Sein am 20.8. 1992 publiziertes antisemitisches Pamphlet „Ein paar Gedanken über die zwei Jahre des Systemwechsels“ wurde toleriert.

Der heutige Vorsitzende des Parlaments László Kövér von der Fidesz, damals noch ultraliberal, qualifizierte dieses Machwerk schlicht und einfach als „Grundlage des ungarischen Nazismus“. Die in diesem Pamphlet entwickelten paranoiden Ideen über die Israelis, die angeblich vorhaben Ungarn zu erobern, sind seit dem zum Glaubenssatz aller ungarischen Rechtsextremisten geworden.

Erst als Csurka versuchte innerhalb der Partei eine Fraktion zu bilden, wurde er aus MDF ausgeschlossen und gründete die Partei für Ungarisches Recht und Leben „MIÉP“, die während der ersten Orbán Regierung 1998 bis 2002 im Parlament vertreten war. Nach dem Terrorangriff gegen die USA am 11.9.2001 erklärte er: „Die unterdrückten Völker der Welt konnten nicht die Erniedrigung durch die Globalisierung, die Ausbeutung und den in Palästina planmäßig durchgeführten Genozid ohne einen Antwortschlag erdulden.“ Auf eine Frage der Süddeutschen Zeitung (3.11.2001) zur Person von István Csurka antwortete der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán: „Es ist Teil der ungarischen Polit-Folklore, dass die Linke jeden Nichtlinken zum Antisemiten erklärt.“

Csurka, der schon seit 2009 für Fidesz in die Bresche springt, hielt am 14. Januar 2012 in Szeged bei einer pro-Orbán Demonstration eine Rede vor ca. 500 Zuhörern. Transparente wurden hochgehalten auf denen man u.a. lesen konnte „Ungarn gehört den Ungarn“, „Freiheit oder Anleihe“, „Die Ängstigung ist eine bolschewistische Strategie“. Zwei lokale Fideszpolitiker hielten bei dieser Demonstration ebenfalls Reden.

Csurka erklärte: „Wir sind hier, um die Regierung (…) zu stärken, Ministerpräsident Viktor Orbán, und seine engsten Kampfgefährten“. Wichtigstes Ziel der Gegner sei es, „Ungarn in fremde Hände (Anm.: Antisemitischer Code) zu geben. „Europas Problem sind nicht die finanziellen-wirtschaftlichen Fragen, sondern die neue Verfassung, der Staatsbürgerschaft für Auslandsungarn, also damit, dass die derzeitige Regierung das Land in den Händen der Magyaren halten will.“ (…) „Unsere Feinde (sic) haben das Problem, dass Ungarn magyarisch und christlich sein will. Ihr müßt wissen, worauf dieses Spiel hinausläuft, und wir dürfen auch keine Angst haben, diejenigen zu benennen, die dermaßen fähig sind, das Vaterland zu verraten. Was sie aufhalten kann (wörtlich: was ihnen im Weg ist), ist der Glaube, die christliche Moral, die Heilige Krone, und „Gott segne den Magyaren“ (Hymne)!“ (Quelle: Die deutschsprachige Website pusztaranger, die kritisch über Ungarn berichtet.)

Am 21. Januar soll eine pro-Orbán Massendemonstration in Budapest stattfinden, zu der u.a. der ein guter Freund Viktor Orbáns, der „Fäkalantisemit“ Zsolt Bayer aufruft. Sándor Lezsák (Fidesz), Vizepräsident des ungarischen Parlaments wird daran teilnehmen.

Die führenden Kader der Regierungspartei Fidesz sind nicht unbedingt fremdenfeindlich, rassistisch oder antisemitisch eingestellt, sie stellen sich aber auch nicht gegen solche Strömungen. Die Tatsache, dass sich  Fidesz von einem abgehalfterten antisemitischen Hassprediger unterstützen lässt, sollte den befreundeten Schwesterparteien insbesondere in den deutschsprachigen Ländern zu denken geben.

17 Kommentare

  1. mfb Sie verstehen zwar nichts und es interessiert Sie auch nichts, außer Israelbashing. Aber wenn mitten in Europa die Demokratie Schritt für Schritt abgeschafft wird, dann interessiert das viele Menschen hier in Europa.
    Was Sie empfinden mfb, das hat soviel Bedeutung wie ein umfallender Reissack in Südchina.
     
     

  2. @ Herr Pfeifer,

    wir alle müssen mit so vielem leben .. SIE müssen damit leben, dass ICH in DIESEM Fall Ihre  Zitierweise als peinlich empfunden habe .. 

    .. abba wenn Sie meine Meinung zum Thema wirklich wissen wollen: .. dass die ungarische Regierung den Bereich „Demokratie“ nicht erst seit gestern verlassen hat, ist jedem klar, der sich mit dem Thema beschäftigt hat .. intensiv oder auch nur am Rande ..  

    .. HIER  – auf Hagalil – gibt es viele Themen .. Ungarn ist sicher ein Randthema ..   

    .. und WER sich WO zum Thema Ungarn äussert, entzieht sich ganz sicher Ihrer Kenntnis ..

  3. mfb also zur Sache haben Sie nichts zu bemerken. Ich werde damit leben müssen, dass der anonyme Autor von ignoranten Postings meine Zitierweise als peinlich qualifiziert.

  4. Ach Jung,

    als ich „geht doch“ schrieb, sah ich Ihr Posting als letztes. BZ war da noch in der Moderation, so dass ich nicht wissen konnte, dass er sich mal wieder – wie üblich – inhaltsfremd dazwischen drängelt.

    Ja – mensch darf sich latürlich auch selber zitieren, sogar wissenschaftlich .. Sich aber als einzige Quelle zu nennen IST peinlich.     

  5. mfb das wäre glaubhaft gewesen, wenn Sie mir geantwortet hätten, doch das genau haben Sie nicht getan, sondern Baruch Zion geantwortet. Der hat etwas von Ihnen zitiert und darauf haben Sie geantwortet.
    Übrigens, für jemand, der an der Sache nicht interessiert ist, haben Sie nur eines zu verkünden gehabt, dass ich mich selbst zitierte. Sie mfb meinen, dies sei peinlich. Doch das ist Praxis im Journalismus und selbstverständlich bei Wissenschaftlern.

    • Ach Kalle Pffeifffer,

      manchmal hab ich wirklich den Eindruck, Mitdenken würde Ihnen auch etwas mehr helfen .. und da ich gerade meinen ‚Hilfreichen‘ habe .. 😀 ..

      ad 1) SIe schrieben zu Ungarn.
      ad 2) Es kam eine Antwort.
      ad 3) Diese gefiel Ihnen nicht, so dass Sie weitere Hinweise gaben.
      ad 4) Als ‚Belegstellen‘ nannten Sie eigene :-O
      ad 5) ich habe Sie darauf aufmerksam gemacht, dass dass – in einer Meinungsdiskussion – ein bisken peinlich ist
      ad 6) Sie haben daraufhin hier andere Links gepostet
      ad 7) daraufhin hab ich die im Deutschen durchaus übliche Floskel angewandt „geht doch“ .. welches im Deutschen das gleiche besagt wie, „warum nicht gleich so“.

      Die Frage „wohin“ ist hier also völlig daneben!  
       
        

    •  
      @ mfb, ich glaube nicht, dass es möglich ist, sich über einen derart langen Zeitraum so unheimlich  blöd zu stellen, wie Sie ganz offenbar bemüht sind, ganz unbedingt von sich den Anschein hier erwecken zu wollen.
       
       

  6. mfb ist das typische Beispiel für das deutsche Kleinbürgertum die mit ihrem Kleinbürgerlichen Denken und Pseudowissen die Stütze des Politischen Bürgertums bilden weil sie ohne nachzudenken alles übernehmen und mit wehenden Fahnen ihnen den Arsch küssen.

    Hier ein Beispiel Bedingungsloser Aktzeptanz eines Untertans  

    Orginal mfb 18.01.2012
    „Jepp – sehe ich auch so – da gibt es nichts zu verhandeln. Israels Grenzen sind die von 1967. Und jeder Israeli, der ausserhalb dieser Grenzen als Provokateur (Siedler) und/oder gar bewaffnet anzutreffen ist, sollte, wenn er einen europäischen /deutschen Pass hat, entweder diesen verlieren und/oder per internationalem Haftbefehl gesucht werden. Zu verhandeln gibt es wirklich nichts.“
     

  7. mfb wenn man schon in der Sache nichts weiß und nicht an der Sache interessiert ist, dann versucht man den Autor madig zu machen. Ich kann ihnen jede Menge von Autoren nennen, die sich selbst zitieren. Das ist überhaupt nicht ungewöhnlich.
    Der Grund warum ich mich selbst zitiert habe ist weil ich diesen Text schnell geschrieben habe. Hier bekommen Sie eine Liste von Publikationen, die Ihnen weiterhelfen können, wenn Sie doch zum Schluß kämen, dass Sie ihre eigene Umgebung in Europa interessiert.
    http://test.hagalil.com/antisemitismus/osteuropa/ungarn.htm

    http://test.hagalil.com/europa/ungarn/index.htm

    http://test.hagalil.com/2010/03/01/ungarn-3/

    http://www.con-spiration.de/texte/2011/marsovszky.html

     
     
     

  8. @Karl Pfeifer@

    zum Inhalt kann ich wenig sagen, da ich mich in Ungarn nicht auskennen und es mich auch nur am Rande interessiert.

    Aber als kleiner Hinweis sei es mir doch gestattet zu bemerken, dass es etwas schwach ist, zur Untermauerung des eigenen Standpunktes nur sich selber zu zitieren (diepresse-Gastkommentator: Karl Pfeifer; Hagalil-Artikelautor: Karl Pfeifer).

  9. @Friedmann@
    Ihre Argumentation klingt als ob Sie eine Fidesz Kampfposterin wären. Da Sie nichts was ich schrieb leugnen können, kommen sie mit der beliebten Argumentation aller Antisemiten, „einige meiner besten Freunde sind Juden“.
    Jetzt gibt es auch einen prominenten Juden bei Fidesz, Tamás Deutsch, der dem Antisemiten Zsolt Bayer ein Alibi gibt. In Deutschland hat ein Jude lange Zeit in der rechtsextremistischen Nationalzeitung seine Texte publiziert.
    Wenn Sie den Antisemiten István Csurka in Schutz nehmen, dann sind Sie entweder selbst Antisemitin oder unwissend und haben noch nie in seine Pamphlete hereingeschaut.
    Ich habe nicht behauptet, dass die Orbán Regierung antisemitisch sei, sie toleriert aber z.B. in ihrem engen Dunstkreis den „Fäkalantisemit“en Zsolt Bayer.
    Lesen Sie diese Artikel, vielleicht lernen Sie etwas über Antisemitismus im Fidesz-Dunstkreis:
    http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/627995/Der-geehrte-FaekalAntisemit
    http://test.hagalil.com/2011/01/29/faekal-antisemit/
     

  10. Sehr geehrter HaGalil,

    es wäre schön, wenn Sie etwas besser informiert wären. Unter den Ministern in der ersten FIDESZ-Regierung waren zwei jüdische Minister. Zeigen Sie mir bitte, noch eine europäische Regierung, in der es mehrere jüdische Minister gibt. 
    Nur weil Csurka mit jemanden mitdemonstriert ist er noch kein Antisemit, oder? Halten Sie denn Csurka etwa für ein Moralapostel, dass er nur mit seinesgleichen auf die Strassen geht?? Die Organ-regierung ist keine antisemitische Regierung. Ich, als ungarische Jüdin empfinde zumindest in Ungarn kein bißchen mehr Antisemitismus als in Deutschland, wo ich zur Zeit lebe. 

  11. […] Karl Pfeifer: „Die führenden Kader der Regierungspartei Fidesz sind nicht unbedingt fremdenfeindlich, rassistisch oder antisemitisch eingestellt, sie stellen sich aber auch nicht gegen solche Strömungen. Die Tatsache, dass sich Fidesz von einem abgehalfterten antisemitischen Hassprediger unterstützen lässt, sollte den befreundeten Schwesterparteien insbesondere in den deutschsprachigen Ländern zu denken geben.“ Hagalil: Sündenböcke der ungarischen Regierung […]

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