Liberale Vergangenheit und kreativ-vielfältige Zukunft…
Die jüdische Schweiz sieht sich gerne traditionell orthodox in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Stimmt dieses Bild wirklich? Sicher ist das für die Gemeinden in Endingen und Lengnau richtig, die als einzige nach der Vertreibung der Juden im 15. Jahrhundert weiter bestehen durften. Danach gab es Niederlassungsbewilligungen für Juden erst wieder im 19. Jahrhundert, zuerst in den Städten Basel, St. Gallen, Zürich und Bern. Denn die Emanzipation der Juden in der Schweiz erfolgte sehr zögerlich und spät, nur auf politischen Druck von aussen. Die Neuzuzüger kamen aus den umliegenden Regionen, dem Elsass, aus Baden und Hohenems, bereits geprägt von Emanzipation und Aufklärung. Sie gründeten Gemeinden und bauten Synagogen, die in Architektur und Innenausstattung nicht hinter den Kirchen zurückstehen sollten. Sie gaben sich selbstbewusst, modern und liberal religiös in den Einheitsgemeinden von Zürich und Basel, St. Gallen und Bern. in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bis heute amtieren in den Gemeinden St. Gallen und Bern Rabbiner, die liberal am Leo Beck College in London, oder an einem konservativen Rabbiner-College ausgebildet sind. Auch wenn sich beide um das Prädikat „traditionell-orthodox“ bemühen, werden sie von den anderen Gemeinden gerne als „liberal“ eingestuft.
Über die Gründerzeit der neuen jüdischen Gemeinden in der Schweiz geben „Der Israelit“, Zentralorgan des orthodoxen deutschen Judentums von 1860 – 1938 und die liberale „Allgemeine jüdische Zeitung“, 1837 – 1938, ausführlichen Bericht. So kritisierte „Der Israelit“ am 10. November 1884: “ …Betreff der projektierten Aufstellung eines Harmoniums in der hiesigen neu erbauten Synagoge muss ich Ihnen (der Redaktion) leider heute mitteilen, dass nicht nur bis heute dasselbe nicht aus der Synagoge entfernt wurde, sondern der Gottesdienst findet sogar mit Damengesang statt. Unter solchen Verhältnissen dürfen doch die hiesigen religiösen Mitglieder der Gemeinde nicht schweigen und sind vor Gott und ihrem Gewissen verpflichtet, gegen diese gesetzwidrige Neuerung Protest einzulegen, sowie dieselben laut Entscheid der grössten rabbinischen Autoritäten, – solange diese Neuerung in der Synagoge stattfindet, – weder an dem öffentlichen Gottesdienst teilnehmen, noch überhaupt die Synagoge betreten dürfen…“
Harmonium und gemischter Chor, das musste zu Spannungen führen. Wie im deutschen, Frankfurt und Erfuhrt, kam es auch in Zürich zu einer Spaltung. Davon erzählt anschaulich ein Artikel im „Frankfurter Israelitischen Familienblatt“ vom 13. September 1907: „…Die Gemeinde hat seit ihrer Gründung in den 1860er-Jahren in überwiegender Majorität der neueren Richtung angehört. Anfangs der 1880er-Jahre begann eine rührige orthodoxe Minorität sich zu regen; 1887 verlangte sie die Inspektion der Schule durch einen auswärtigen Rabbiner; 1893 verlangte sie einen Separatgottesdiens…“. Die Gemeinde verpflichtete sich für 25 Jahre, sofern 10 Mitglieder der Gemeinde das Verlangen stellen, in dem neu erbauten Schulhaus einen Separatgottesdienst einzurichten, der den Bedürfnissen dieser Minorität entspricht, also ohne Harmonium und gemischten Chor und dergleichen. Die Gemeinde verfuhr vertragsgemäss, aber es ergaben sich bald wieder Schwierigkeit, die dennoch zur Begründung einer eigenen orthodoxen Gemeinde (der IRGZ) führten…“
1937 wurde die Orgel der ICZ dann abgeschafft. Dazu der Bericht der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 13. Mai 1937: „… Die Frage der Beibehaltung oder endgültige Abschaffung der Orgel im Gottesdienst bildete den Gegenstand der Beratungen in der letzten Generalversammlung der Israelitischen Kultusgemeinde in Zürich. Der Antrag auf endgültige Abschaffung der Orgel wurde mit 177 gegen 61 Stimmen angenommen. .Zu Gunsten der Abschaffung wurde vorgebracht, dass die Orgel als sichtbares Symbol einer falsch verstandenen Assimilationsepoche in unsere Zeit hineinrage… Die Orgel sei nur ein Übergang zum Christentum und zur Abschüttelung des Judentums. Es handelte sich hier um eine Frage der Rückkehr aus der Dekadenzperiode zu den eigenen Werten des Judentums…“
In Basel konnte bereits 1805 eine jüdische Gemeinde gegründet werden. Es dauerte dann aber doch bis zum 9. September 1868 bis die Synagoge an der Eulerstrasse eingeweiht werden konnte. Bereits 20 Jahre später bedurfte sie der Erweiterung, da sie für die neu dazu gekommenen Mitglieder zu klein war. Die Vorbereitungen für die Erweiterung verliefen nicht ohne „bedauerliche Zwischenfälle“, wie „Der Israelit“ am 24. Dezember 1894 berichtete: „…Wie wohl in den meisten Gemeinden, die zahlreiche „neue“ Elemente haben, kam bei dem Neubau der Synagoge auch die leidige Orgelfrage zur Debatte. Bereits früher hatten wir ein Harmonium, welches allerdings nicht regelmäßig, aber doch ziemlich oft an Festtagen gespielt wurde. Unserm hoch verehrten Rabbiner, Herrn Dr. Cohn, gelang es, wie so manches andere Erspriessliche, gleich bei seinem Amtsantritt das Spielen des Harmoniums zu verbannen.“
Dieser Verzicht auf die Orgel verhinderte auch hier eine Spaltung der Gemeinde nicht. Bereits 1923 hatten orthodoxe Mitglieder den Verein „Schomre Schabbos“ gegründet und sich in einem Privathaus einen Betsaal eingerichtet. Nach dem Zürcher Vorbild benannte sich der Verein in „Israelitische Religionsgesellschaft“ um und wurde am 25. Dezember 1927 zu einer eigenen Gemeinde. Ein Grund für diese Spaltungen war auch die Zuwanderung von Ostjuden ab 1880, die vor Pogromen und politischen Wirren flohen. Sie lebten mit einem eigenen Ritus orthodox. Grösstenteils aus armen Verhältnissen stammend, waren sie Handwerker, Bäcker, Schneider etc. und sie fielen durch ihre Kleidung auf. Die modernen liberalen, bereits eingesessenen Juden schämten sich ihrer und die Ostjuden lehnten das liberale Judentum ab. In kleinen Minjanim lebten sie ihren Ritus weiter. Nach der Abspaltung schlossen sich den Israelitischen Religionsgesellschaften an, andere wieder bildeten eigene Gemeinschaften, „Agudas Achim“ genannt. Mehrheitlich gelang es erst ab der zweiten Generation sie in die bestehenden Einheitsgemeinden zu integrieren.
Allgemeine Rückkehr zur Orthodoxie und liberaler Neubeginn
Die faschistischen Frontismus-Gruppierungen der Schweiz übernahmen in den Dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts Hitlers antisemitisches Gedankengut. Dies hatte nicht nur bei den Einheitsgemeinden in der Schweiz eine Hinwendung zur Orthodoxie zur Folge. Nach dem Zweiten Weltkrieg sammelten sich die Überlebenden der Shoa in traditionell-orthodoxen Gemeinden. An „Gleichberechtigung“ vermochte kaum noch jemand zu glauben und so wandte man sich „zurück zu den Wurzeln“. Dazu kam, dass schon bald einmal ultraorthodoxe Rabbiner-Autoritäten den deutschsprachigen Juden die Schuld an der Shoa zuwiesen: Die Shoa sei Strafe gewesen für ihre liberale Religionsausübung und ihre Assimilation. Es war nicht einfach für die Juden in Europa zu einer neuen Identität und neuem Gemeinde-Lebenswillen zu finden.
Die Einheitsgemeinden blieben traditionell-orthodox. Doch die Liberalen formierten sich auch in der Schweiz wieder neu: Am 27. Januar 1957 gründeten sie in Bern mit Victor Loeb, Vorsitzender, Hermann Levin Goldschmidt, Aktuar, sowie dem St. Galler Rabbiner Lothar Rothschild und dem Berner Rabbiner Eugen Messinger die „Vereinigung für religiös-liberales Judentum“ als Sektion Schweiz der World Union for Progressive Judaism, WUPJ. 1967 konstituierte sich eine „Gruppe Bern“, die aus Studienabenden unter der Leitung des damals neuen Rabbiners Roland Gradwohl entstand. 1968 wurde die Zürcher Sektion gegründet. Am erster Familien-Gottesdienst 1969 im Grossen Saal des Gemeindehauses der ICZ nahmen über 200 Personen teil. Die Beziehungen zum Vorstand der ICZ waren damals noch „zufrieden stellend“.
Die Berner Gemeinde war und ist zu klein, so dass sie nicht in einen orthodoxen und einen progressiven Flügel oder gar separate Gemeinden gespalten wurde. Aber schon unter Rabbiner Gradwohl konnten einige liberale Wünsche erfüllt werden, zum Beispiel die Familien-Gottesdienste, in denen die Frauen nicht mehr auf der Empore sitzen, sondern unten zusammen mit den Männern.
In Zürich und Genf hingegen lebten genug Juden, um separate liberale Gemeinden zu zulassen. So kam es 1970 zur Gründung der Communauté Israélite Libérale „GIL“ in Genf und 1978 zur Gründung der Zürcher Gemeinde Or Chadasch. Der Gründungspräsident war Peter Kaufmann s.A .Beide Gemeinden haben sich gut konsolidiert und sind aus der jüdischen Schweiz nicht mehr weg zu denken. Was noch fehlt, ist die Anerkennung durch den Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund, SIG. Da der SIG als Gemeindebund eine religiöse Prägung hat, konnten bisher die orthodoxen Gemeinden eine Aufnahme verhindern. Seit der letzten Ablehnung 2003 haben sich die beiden liberalen Gemeinden zur „Plattform der Liberalen Juden der Schweiz“, PLJS, nachdem die „Vereinigung für religiös-liberales Judentum der Schweiz“ seit Mitte der Neunziger Jahre sich nicht mehr zu Wort meldete.
Neue kreative egalitäre Strömungen…
…in Zürich…
In Zürich gibt es neben den traditionellen Gemeinden eine beachtliche Anzahl von Minjanim, orthodoxer oder chassidischer Ausrichtung. Neu ist die 2005 gegründete modern-orthodoxe Gemeinde Tiferet Israel, Sie verfügt über Statuten und Vorstand sowie seit September 2006 über einen eigenen Rabbiner, Aaron Adler. Da eigene Räume fehlen, suchte sie Anschluss an die ICZ, was an der Gemeindeversammlung 2009 abgelehnt wurde.
Schabbat Acheret
Schabbat Acheret ist, laut Samuel Rom, eine egalitäre und partizipative Gruppierung innerhalb der ICZ. Gegründet wurde sie um das Jahr 2000 von einer Gruppe ICZ- Mitglieder, die schon eine Weile privat an gemeinsamen Schabbatot und jüdischen Feiertagen experimentierte, weil das Angebot in der Synagoge sie zu wenig angesprochen hat. Es gibt keine feste Mitgliedschaft, nur ein Organisationskomitee, das die Daten festsetzt und ad hoc Partizipanten sucht. Zu den Gottesdiensten kommen jeweils bis zu 50 Personen. Für Rom ist es wichtig, dass ein Gottesdienst keine „Vorstellung“ ist, sondern, dass jede und jeder nach ihren/seinen Interessen und Fähigkeiten aktiv mitmachen kann. So lesen Männer aus der Thora vor, die das seit ihrer Bar Mitzwa niemals mehr taten oder sie geben einen Dwar Thora, so wie Mädchen und Frauen zum ersten Mal aus der Thora vorsingen. Mädchen wird Raum gegeben, ihre Bat Mitzwa genau gleich zu feiern wie die Bar Mitzwa der Jungen.
Wichtig ist für Samuel Rom auch der soziale Aspekt. So findet nach Schacharit immer ein Kiddusch statt. Besonders beliebt sind die Freitagabendveranstaltungen, welche 2 Mal jährlich stattfinden und immer gegen 100 Menschen anziehen. Nach dem Gebet können beim gemeinsamen Nachtessen neue Kontakt geknüpft oder bestehende intensiviert werden.
Es wird sehr viel zusammen gesungen, was die Gemeinsamkeit fördere. Am Yom Kippur gibt es eine Gesprächsrunde, zu der über 100 Menschen kommen. Angefangen hat diese vor zehn Jahren als Minchagebet, wandelte sich dann aber bald zur Gesprächsrunde, in der persönliche Auseinandersetzungen mit Yom Kippur stattfinden. Für viele sei diese Runde das Wichtigste, was sie an Yom Kippur berühre. Sie schätzen diese offene, intensive Form der Begegnung in einem überschaubaren, sehr persönlichen Kreis.
In der Gemeinde zu bleiben, ist für Rom von grosser Bedeutung, schon um auch den eigenen Willen zum Pluralismus zu zeigen. Er findet es schade, dass es nicht zur Aufnahme von Tiferet Israel kam. Doch die Struktur der ICZ sei noch nicht bereit gewesen für einen solchen Schritt. Rom betonte, dass man mit dem neuen Vorstand ein sehr gutes Verhältnis habe. Man begegne sich mit gegenseitigem Respekt und Anerkennung. Die Gottesdienste können in der Noam oder im Gemeindezentrum abgehalten werden. Seit letztem Jahr bekommt die Gruppe eine Zuwendung aus dem ICZ-Budget.
Samuel Roms grosser Wunsch ist, dass die Gemeinde mehr tue und die bestehende Vielfalt aktiv gelebt werde. Vor allem wünscht er sich, dass die bereits von der Gemeindeversammlung im Rahmen der letzten Rabbinersuche beschlossene Struktur – das „Office for Religious Affairs (ORA)“- bald umgesetzt wird. Und vor allem auch, dass die absehbare Suche nach einem neuen Rabbiner dazu genützt werde und neben einem orthodoxen Rabbiner, ein Rabbiner, eine Rabbinerin aus einer offeneren Strömung ausgewählt werde.
…und in Basel
Im Gegensatz zu Zürich gibt es hier gleich vier progressive Strömungen. Vielfältig ist das Judentum ja schon zur Zeit des Zweiten Tempels gewesen: Da gab es die konservative Schule des Schammai und liberalere des Hillel. Dazu kamen Sadduzäer, Pharisäer, Essener Zeloten, Sikarier und Amme Haaretz, von denen nichts Genaues überliefert ist.
Chawura
Mitglieder der IGB gründeten 1982 eine Chawura in Basel. Einige Mitglieder der Basler Gemeinde kamen in den USA in Kontakt mit der von Rabbiner Salman Schachter 1962 gegründeten spirituellen Erneuerungs-Bewegung „Jewish Renewal“. Aus dieser entstanden die Chawura-Gemeinschaften. Sie sind egalitär, Männer und Frauen völlig gleichberechtigt. Rabbiner Schachter begleitete jahrelang die Basler Gruppe mit Seminaren, die meist auf der Robert Dreyfus’ Schweibenalp stattfanden. Für die „Jüdische Rundschau“ war ich an einem dieser Seminare dabei. Ich konnte damals nicht viel damit anfangen. Doch das „Schma“ habe ich noch nie vorher oder nachher so eindrücklich gehört, wie damals im Freien unterm Feuerzelt.
Die eher abgeschlossene Gruppe trifft sich einmal im Monat zu einem Gottesdienst bei einer Mitgliedsfamilie und veranstaltet auch kulturelle Treffen. Gemeinsam gefeiert werden zudem der Sederabend und die hohen Feiertage. Sich selbst und seinen Platz im Judentum finden ist eines der Chawura-Ziele sowie sich mit dem Sinn seines Tuns auseinanderzusetzen und zu hinterfragen. Durch Meditation und Dialog im Gottesdienst will man weg vom Monolog, zu Gemeinsamkeit und zu mehr Spiritualität finden. Dazu gehört auch das Experimentieren mit Ritualen.
Migwan – Forum für Progressives Judentum
Migwan wurde von Menschen mit unterschiedlichem jüdischem Hintergrund auf der Suche nach jüdischer Gemeinschaft und jüdischem Leben gegründet. Migwan heisst Mannigfaltigkeit, Vielfalt und besteht seit dem 10. September 2004.
Auf Offenheit, Respekt und Schätzung für jegliche jüdische Identität wird Wert gelegt. Das Forum möchte einerseits die Substanz der jüdischen Tradition wahren, andrerseits ein progressives Judentum, wie etwa die Gleichberechtigung von Frauen und Männern, leben. Als bindend wird die mütterliche Abstammungslinie erachtet.
Migwan versteht sich als Forum für Weiterbildung und Kultur, in Form von Religionsunterricht für Kinder und Jugendliche sowie von kulturellen Veranstaltungen. Die Integration nichtjüdischer Partner/Innen und Kinder in die Gemeinschaft ist für Migwan ist ein grosses Anliegen. Der Wunsch nach einem Giur bzw. einem/einer Bar/Bat Mitzwah patrilinearer Kinder wird mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten unterstützt.
Das Forum verfügt über eine Gemeindestruktur mit eigenen Räumen und Religionsunterricht. Es dürfte in etwa die gleiche religiöse Ausrichtung haben wie Or Chadasch. Präsident ist Ben Rosenbaum, Vizepräsidentin Jean Carol. Die monatlichen Schabbat- und die Festtags-Gottesdienste werden von einem männlichen oder weiblichen Rabbiner geleitet.
Ofek – Horizonte
Seit 10 Jahren ist eine Gruppe von Jüdinnen und Juden aus der Region Basel unterwegs zu neuen Horizonten. Geboren 1998 aus der Wut und der Empörung über die Ablehnung der Orban-Initiative, die emöglichen sollte, dass auch Frauen das Gemeindepräsidium innehaben dürfen, verwandelte sich Ofek, nach eigener Darstellung, bald in eine positive Kraft, die den Boden für ein pluralistisches, aufgeschlossenes Judentum urbar machte. Auch hier wird die vollständige Gleichberechtigung der Geschlechter praktiziert. Innerhalb des Vereins und seiner Arbeitsgruppen ist Platz für alle Jüdinnen und Juden mit ihren Partnerinnen und Partnern sowie Kindern.
Ofek bekennt sich zur Idee Einheitsgemeinde. Diese ist für den Verein eine öffentlich-rechtliche Körperschaft, welche Jüdinnen und Juden jeglicher Observanz, sowie Jüdinnen und Juden die sich als säkular verstehen, vereint. Der Verein Ofek setzt sich dafür ein, dass im Rahmen der Einheitsgemeinde IGB alle Facetten des Judentums gelebt werden können. Organisiert werden interne und öffentliche Veranstaltungen kulturellen, religiösen und anderen Inhalts, wie Lern- und Arbeitsgruppen. Monatlich einmal wird ein Kabbalat Schabbat oder Schacharit sowie Festtags-Gottesdienste – seit 2010 im „Neuen Cercle“ – abgehalten, zum Teil zusammen mit Migwan. Die jährlichen Lerntage, Jom Ijun, initiierte Ofek 2001 und führte sie bis 2005 mit der IGB durch. Seit 206 finden diese Lerntage in Zürich statt.
Am 10. Mai 2009 feierte Ofek das zehnjährige Jubiläum. Zu diesem Anlass erschien das Buch “Den Horizont im Blick. Zehn Jahre Ofek“. Hg.von Ofek, Basel 2009 (PB, 160 Seiten) ISBN: 978-3-033-01941-6
In diesem Buch sind neben der Geschichte von Ofek auch Statements der Mitglieder zu finden. Präsident Rolf Stürm sieht Ofek als „notwendige Ergänzung zur Einheitsgemeinde IGB. Leider ist Ofek (noch) nicht die Ergänzung innerhalb der Einheitsgemeinde.“ Seine Vision ist, dass Ofek ein Verein innerhalb der IGB wird, dem zur Erfüllung seiner religiösen Angebote Gemeinderäume – auch die kleine Synagoge – zur Verfügung stehen.
Od Mashehu – „Noch etwas“
Gegründet wurde Od Mashehu im Jahr 2007 von Jüdinnen und Juden sowie anderen jüdisch interessiert Menschen aus mehreren Ländern. Die Gemeinschaft versteht sich als unabhängig und liberal. Im Gegensatz zu anderen liberalen jüdischen Gemeinschaften erkennen sie Kinder auch dann als jüdisch an, wenn die Mutter nicht jüdisch und nur der Vater jüdisch ist. Od Mashehu erachtet neben der mütterlichen Abstammungslinie auch die väterliche Abstammungslinie als bindend.
Frauen und Männer sind im Gottesdienst absolut gleichberechtigt. Auch interessierte
Nichtjuden sind bei Od Mashehu integriert. Es gibt keine Trennung zwischen Juden und Nichtjuden.
Einmal im Monat findet ein Kabbalat-Schabbat statt. Alle Teilnehmenden sitzen sich im Kreis gegenüber. Die Integration der Kinder in den Gottesdienst ist neben dem liberal-progressiv-experimentellen Charakter ein wesentlicher Bestandteil von Od Mashehu. feiert die wichtigsten jüdischen Feiertage, so zum Beispiel Rosch Haschana (Neujahrsfest), Jom Kippur (Tag der Busse, Versöhnungstag), Sukkot (Laubhüttenfest)*, Chanuka (Lichterfest)*, Purim (Fest der Lose), Pessach
Gelegentlich finden gemeinsame Feiern und Veranstaltungen mit Ofek und Migwan statt. Oft kommen Mitglieder von Ofek oder Migwan zu Od Mashehu und umgekehrt. Manchmal beteiligen sich Aktive von «Chawura» bei Festen von Od Mashehu.
Veröffentlicht in „Luchot“, Mitteilungsblatt der Jüdischen Liberalen Gemeinde Or Chadasch, Zürich, März 2010.