Fernsehtipps für Februar

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Vom 01. bis 15. Februar 2012…

Mi, 1. Feb · 02:10-03:30 · arte
Waltz with Bashir

In einem animierten Dokumentarfilm mit fiktionalen Szenen verarbeitet der israelische Regisseur und Drehbuchautor Ari Folman seine Erlebnisse als Soldat im Libanonkrieg Anfang der 80er Jahre, die er beinahe vollständig verdrängt hatte.  In einer Kneipe diskutiert der israelische Regisseur Ari Folman nachts mit einem Freund über dessen regelmäßig wiederkehrenden Alptraum, in dem er von einer 26-köpfigen Meute zähnefletschender Hunde gehetzt wird. Dieselbe Anzahl Hunde hatte der Freund während des Libanon-Einsatzes töten müssen.  Am nächsten Tag tauchen bei Ari Folman erstmals eigene Erinnerungen an jene Zeit auf, darunter immer wieder ein Bild, das ihn als jungen Soldaten zusammen mit zwei Kameraden beim Baden in einer Beiruter Bucht zeigt. Plötzlich spürt er den unbändigen Drang, das reale Geschehen zu rekonstruieren, und beschließt, einige seiner ehemaligen Kriegskameraden aufzusuchen und zu befragen. Dabei werden verdrängte Erinnerungen Schicht um Schicht freigelegt.

Mi, 1. Feb · 08:55-09:45 · arte
Die Stimmen von El-Sayed

Vor 200 Jahren kam ein gehörloser Beduine, Sheikh El-Sayed, in die Negevwüste im Süden des heutigen Israel. Seine genetisch bedingte Taubheit vererbte sich von Generation zu Generation, wurde aber nie als Defekt, sondern als natürlicher Lebensumstand betrachtet. Alle Einwohner verständigten sich dank einer lokal entwickelten El-Sayed-Zeichensprache.  Doch eines Tages beschließt ein Vater, dem Schicksal seines tauben Sohnes durch eine Hörprothese, ein sogenanntes Cochlea-Implantat, eine Wende zu geben. Diese Entscheidung führt zu großen Konflikten im Ort und bedroht das bisher friedliche Zusammenleben von Gehörlosen und Hörenden. Die Dokumentation begleitet ein Jahr lang die Rehabilitationsphase des Jungen nach dessen Operation aus der Sicht der gehörlosen Dorfgemeinschaft. Dabei gewährt sie Einblick in eine einzigartige Lebenswelt.

Do, 2. Feb · 00:20-02:00 · Das Erste (ARD)
Jeder stirbt für sich allein

Als 1940 der einzige Sohn von Otto und Anna Quangel in Frankreich fällt, engagiert sich das bis dahin unpolitische Berliner Handwerkerehepaar gegen das Nazi-Regime. Sie beginnen eine Postkarten-Aktion gegen Hitler. Schon bald kommt die Gestapo ihnen auf die Spur und sie müssen ihren Mut mit dem Leben bezahlen. Carl Raddatz und Hildegard Knef spielen die Hauptrollen in dieser eindrucksvollen Verfilmung des gleichnamigen Romans von Hans Fallada, die Das Erste zum 10. Todestag der Hauptdarstellerin ausstrahlt. Otto Quangel (Carl Raddatz) und seine Frau Anna (Hildegard Knef) sehen ihren Sohn zum letzten Mal, als dieser im Jahre 1940 während eines Urlaubs in Berlin seinen Marschbefehl erhält. Bald darauf erreicht sie die Nachricht, dass er in Frankreich gefallen ist – „für Führer, Volk und Vaterland“, wie es im offiziellen Jargon der Nazis heißt. Für Anna bricht mit dem Tod ihres einzigen Kindes die Welt zusammen. In ihren Augen ist der pathetisch proklamierte „Heldentod“ nichts weiter als ein Mord, den Hitler zu verantworten hat. Als ihr ein Stapel unbenutzter Feldpostkarten in die Hände fällt, schreibt sie auf eine der Karten, wie ihr zumute ist: „Der Führer hat mir meinen Sohn ermordet …“ Sie legt die Karte heimlich in der Stadt ab, in der Hoffnung, ein paar Menschen auf diese Weise aus ihrem blinden Glauben an Hitler wachrütteln zu können. Ihr Mann, Werkmeister in einem großen Tischlereibetrieb, in dem kriegsbedingt vorwiegend Särge produziert werden, schließt sich seiner Frau an. Die beiden deponieren Karten mit ihrem persönlichen Aufruf zum Widerstand an vielen Stellen der Stadt. Die Suche nach dem „Klabautermann“, wie die Gestapo die unbekannten Schreiber der Karten nennt, fällt zunächst schwer. Die meisten Protestschreiben werden von obrigkeitshörigen Bürgern bei der Polizei abgeliefert. Als Kommissar Escherich (Martin Hirthe) mit Hilfe des schmierigen Hauswarts Borkhausen (Heinz Reincke) den Quangels dann doch auf die Spur kommt, landet das Ehepaar vor dem „Volksgerichtshof“. Die Verhandlung ist eine bloße Farce, das Todesurteil gegen beide steht längst fest. Alfred Vohrer hat Hans Falladas 1947 erschienenen Roman über zwei einfache Menschen aus dem deutschen Widerstand mit einem großen Aufgebot namhafter Schauspieler überzeugend verfilmt und ein breites Spektrum damaliger politischer Wirklichkeit ausgeleuchtet, von den Opfern der Naziherrschaft über opportunistische Mitläufer und Gesinnungsgenossen bis zu den brutalen Tätern.

Do, 2. Feb · 13:15-13:35 · 3sat
Zwei Völker – ein Geschmack

Israelis und Palästinenser streiten sich um Jerusalem, über Land, Wasser, Siedlungen und Rückkehrrechte, in einem aber sind sie sich einig: Hummus essen Israelis wie Palästinenser leidenschaftlich gern. Hummus ist israelisch, behaupten die Israelis. Hummus ist palästinensisch, eine andere Antwort bekommt man in Nablus nicht. Was am Kichererbsenbrei macht so süchtig, wieso ist er bei Israelis wie Palästinensern so beliebt? Die Dokumentation „Zwei Völker – ein Geschmack“ begibt sich auf eine kulinarische Spurensuche in Israel und im Palästinensergebiet.

Do, 2. Feb · 22:35-23:03 · MDR
Ich bin raus

Sie sind jetzt um die 30 Jahre alt. Schon als Schüler gehörten sie zur rechtsextremen Szene. Sie bereiteten sich für das 4. Deutsche Reich vor, verbreiteten Angst und versuchten mit Sozialarbeit und Lagerfeuerromantik neue Anhänger zu werben.  Zwei ehemalige Neonazis, Anführer von „Kameradschaften“, erzählen, wie sie in die Szene kamen, was sie dort jahrelang faszinierte und wie sie den Ausstieg schafften.  Bei dem Jungen aus Westdeutschland legte der Großvater mit seinen Heldengeschichten aus dem 2. Weltkrieg die Grundlage. Schon als Kind war ihm somit das nationalsozialistische Denken vertraut.  Dagegen bewegte den ehemaligen Jungpionier aus der ostdeutschen Provinz der Fall des „antifaschistischen Schutzwalls“ gegen die BRD zum Umdenken. Nun wollte er auch dazu gehören – zum Land der „Faschisten“. Übers Internet, über Musik und durch NPD-Zeitschriften und Schulungen erfuhr er, dass man der deutschen Demokratie nicht trauen dürfe. Die Alliierten hätten jeden Deutschen nach dem Krieg einer Gehirnwäsche unterzogen.  Die Lehrer in der Schule – in Ost wie in West – setzten sich nicht mit den Jugendlichen auseinander und so lebten sie mit ihren Kameraden in einer eigenen „deutschen“ Welt. Durch die Hilfe der Aussteigerorganisation „EXIT“ haben es diese zwei langsam geschafft, sich von ihrem alten Leben zu lösen. Das ist nicht ungefährlich. Heute gehen sie in Schulen und erzählen von ihrer Neonazizeit, um aufzuklären und etwas von ihren Schuldgefühlen zu verlieren.

Do, 2. Feb · 23:40-01:15 · MDR
Nicht alle waren Mörder

März 1943. Als ihre Nachbarn von der SS zur Deportation abgeholt werden, entschließt sich die Jüdin Anna Degen, mit ihrem elfjährigen Sohn Michael in Berlin unterzutauchen. Zwei Jahre verbringen sie im Untergrund, bei Menschen, die sie kaum kennen und die ihnen aus unterschiedlichen Motiven helfen. Immer auf der Flucht vor Verrat, Entdeckung und dem sicheren Tod. Immer wieder unterstützt von Freunden und gänzlich Fremden. Im Untergrund erleben Mutter und Sohn Hunger und Bombennächte, aber auch Menschlichkeit und Freundschaft.

Fr, 3. Feb · 22:00-00:20 · RBB
Der Pianist

Warschau, 1939: Mit dem Einmarsch der Deutschen beginnt auch für den berühmten polnisch-jüdischen Pianisten Wladyslaw Szpilman die Zeit der Angst und des Leidens … Wladyslaw Szpilman zählt Ende der 30er Jahre zu den bekanntesten polnischen Pianisten. Er arbeitet beim Rundfunk und lebt mit seiner Familie in Warschau. Wie viele polnische Juden vermag Szpilman sich nicht auszumalen, welches Leid ihm 1939 durch den Einmarsch der deutschen Truppen bevorsteht. Beinahe scherzhaft streitet er mit seiner Familie noch darüber, ob man das Geld vor den Deutschen in der Violine oder lieber im Tischbein verstecken soll. Auch nach der Zwangsumsiedelung ins Getto, die in einer Mischung aus kühlem Verwaltungsakt und blankem Terror vonstatten geht, verliert der verträumte Pianist nicht die Hoffnung. Er arbeitet als Klavierspieler in einem schäbigen Café, um seine Familie, der Hab und Gut genommen wurde, notdürftig über Wasser zu halten. Tagtäglich wird er Zeuge unerträglicher Demütigung und Brutalität. Im Haus gegenüber stürzen die Nazis einen alten Mann samt Rollstuhl vom Balkon, einem Kind, das sich durch ein Mauerloch zu retten versucht, wird von einem deutschen Soldaten das Rückgrat zertrümmert. 1942 beginnt der Abtransport aller Juden ins Konzentrationslager. Nur weil ein jüdischer Polizist ihn auf dem Bahnsteig aus der Masse der Todgeweihten zerrt, entgeht Szpilman der Deportation in die Gaskammer. Er versteckt sich in leer stehenden Wohnungen, bekommt Gelbsucht und wird von einem zwielichtigen Helfer sogar noch betrogen. Ausgerechnet ein deutscher Hauptmann, von der Sinnlosigkeit des Krieges zermürbt, vom zarten Spiel des Pianisten verzaubert, bewahrt Szpilman schließlich vor dem sicheren Hungertod.

So, 5. Feb · 00:30-02:25 · Das Erste (ARD)
Max Schmeling

In den 30er Jahren avanciert der junge Profiboxer Max Schmeling zum populärsten Sportler Deutschlands. Mit der Machtergreifung der Nazis rückt das Idol ungewollt in den Fokus der braunen Propaganda. Hitler und seine Schergen wollen den Modellathleten für ihre Zwecke einspannen. Die Nähe zur Macht bietet ihm Schutz, doch Schmeling ist kein Mitläufer. Hinter den Kulissen hilft er verfolgten Juden zur Flucht und versteckt seine tschechische Frau auf einem entlegenen Landgut. Als er unerwartet gegen den Afroamerikaner Joe Louis verliert, der gemäß der nationalsozialistischen Rassenideologie als „Untermensch“ gilt, fällt Schmeling in Ungnade. Regisseur Uwe Boll und sein Drehbuchautor Timo Berndt zeichnen den Werdegang des Ausnahmesportlers Max Schmeling bis in die 50er Jahre hinein nach. Der sympathische Gentleman-Boxer Henry Maske schlüpft in die Rolle seines großen Vorbilds. Susanne Wuest als Schmelings große Liebe Anny Ondra und Heino Ferch als dessen Trainer Max Machon runden das Ensemble ab. Kreta, 1943. Der verwundete Wehrmachtssoldat Max Schmeling (Henry Maske) soll einen englischen Kriegsgefangenen überführen. Dieser erweist sich als Liebhaber des Boxsportes, worauf Schmeling ihm die wechselhafte Geschichte seiner sportlichen Karriere erzählt: Im Juni 1930 wird der Profiboxer erstmals Weltmeister, doch zu Hause empfängt man ihn als gefühlten Verlierer, da sein Gegner Jack Sharkey (Enad Licina) wegen Tiefschlags disqualifiziert wurde. Erst mit der Verteidigung des Titels gegen Young Stribling (Alexander Frenkel) avanciert „der schwarze Ulan von Rhein“ zum Idol. Selbst die Niederlage im Rückkampf gegen Sharkey, dem die Ringrichter in einem Skandalurteil den Titel zusprechen, schmälert seine Popularität nicht. Deshalb will Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten (Arved Birnbaum) den Modellathleten für die Nazi-Propaganda einspannen. Man drängt ihn, seine tschechische Frau Anny Ondra (Susanne Wuest) und den jüdischen Promoter Joe Jacobs (Vladimir Weigl) zu verlassen. Gegen den bislang ungeschlagenen „braunen Bomber“ Joe Louis (Yoan Pablo Hernández) geling dem deutschen Boxer indessen die große Sensation: Für Schmeling ist es ein rein sportlicher Triumph – doch die Nazis verklären seinen Sieg zur Überlegenheit der „arischen Rasse“. Entsprechend fällt Schmeling durch die unerwartete Niederlage im Rückkampf in Ungnade. Man versetzt ihn an die Front und hofft, dass er fällt – doch Schmeling lässt sich nicht unterkriegen. Mit Hilfe seines langjährigen Trainers Max Machon (Heino Ferch) gelingt ihm 1948 sogar das Comeback. Den sportlichen Zenit hat der über 40-Jährige aber längst überschritten. Max Schmeling zählte zu den ersten Superstars des Sports. Bis ins hohe Alter verehrte man ihn als tadellosen Athleten im Ring, seine von ihm eingestandenen Fehler auf dem politischen Parkett verzieh man ihn. Im Alter von 99 Jahren starb er 2005, seine Popularität ist bis heute ungebrochen. Mit diesem Biopic setzt ihm der frühere Hobbyboxer Uwe Boll ein filmisches Denkmal. Der große Coup ist die Besetzung mit sportlicher Prominenz. In der Titelrolle debütiert der frühere Halbschwergewichts-Weltmeister „Sir“ Henry Maske, der seinem Vorbild täuschend ähnlich sieht. Auch die Gegner sind keine zaghaften Sparringspartner: der frühere Junioren-Weltmeister Yoan Pablo Hernández, der aktive Champion Arthur Abraham, Cruisergewichts-Europameister Alexander Frenkel und der langjährige Profi Enad Licina geben den Kampfszenen authentische Durchschlagskraft. Auf Zeitlupen und Hollywoodpathos kann der Film also getrost verzichten, man sieht Boxen pur.

So, 5. Feb · 01:40-03:15 · arte
Beirut Hotel

Beirut bei Nacht: Zoha ist Sängerin in einem noblen Hotel. Eines Abends, als sie für ihr Publikum gerade die letzte Strophe gehaucht hat und sich noch einen Drink genehmigen will, begegnet sie dem französischen Anwalt Mathieu.  Zoha, eine schöne Libanesin, verdient ihr Geld als Sängerin in einem Beiruter Nobelhotel. Nach einem Auftritt verwickelt sie der Franzose Mathieu an der Hotelbar in ein Gespräch. Zwischen dem Anwalt auf der Durchreise nach Syrien und der verheirateten Libanesin entwickelt sich eine stürmische Romanze, die schnell auf eine harte Proben gestellt wird: Zohas Ehemann, von dem sie sich trennen will, stellt ihr nach und bedrängt sie. Zudem muss sie sich vor ihrem Onkel, einem Geheimdienstler, der Mathieu als einen Spion verdächtigt, für die Beziehung zu dem unbekannten Franzosen rechtfertigen.  Der Pariser Jurist kann von einem alten libanesischen Freund hochbrisante Informationen über einen Terroranschlag bekommen, sofern Mathieu als Gegenleistung seine Verbindungen zur französischen Botschaft spielen lässt, um einem anderen Freund zur französischen Staatsbürgerschaft zu verhelfen. Abbas erzählt, dass man ihn für einen israelischen Spion halte und dass er in Gefahr sei. Während Mathieu bald Zohas Ehemann auf den Fersen hat, wird Abbas von mysteriösen Männern beschattet. Als Zohas Onkel Mathieu mit Fotos konfrontiert, auf denen er zusammen mit Abbas zu sehen ist und ihn zwingt, das Land zu verlassen, spitzt sich die Lage zu.

So, 5. Feb · 10:15-11:00 · BR
stationen.Dokumentation: Der Berg des Messias – Der Ölberg und seine Mythen

In Glauben und Tradition aller drei abrahamitischen Religionen spielt der Ölberg eine wichtige Rolle. Im Judentum wird vom Ölberg aus der Messias kommen.  Im Christentum kam er bereits von dort und in der islamischen Tradition ist der Ölberg der Platz, wohin die Kaaba, der schwarze Stein aus Mekka, zurückkehren wird, um sich mit dem Stein im Felsendom, von wo aus die Welt geschaffen wurde, vereinigen wird.  Der Filmautor möchte das mystische Geheimnis des Ölbergs erzählen und zugleich zeigen, wie das Leben auf und um den Ölberg heute aussieht. Wie also Glaube und Wirklichkeit, Tradition und Realität miteinander verbunden sind und die Faszination dieses heiligen Ortes bis heute bestimmen…

So, 5. Feb · 12:00-12:45 · BR
LIDO: Louis Begley – Geschichten und Gesetze

Louis Begley ist Amerikas mondänster Schriftsteller. Er schreibt Gesellschaftsromane; alles liest sich ganz leicht und amüsant. Aber es schwingt auch ein leiser, verzweifelter Grundton mit. Die Tragik-Komödie „About Schmidt“ mit Jack Nicholson basiert auf dem gleichnamigen Roman von Louis Begley und erhielt 2003 den Golden Globe sowie eine Oscar Nominierung. Über dreißig Jahre arbeitete Louis Begley als Anwalt und Partner in einer der renommiertesten New Yorker Kanzleien, bevor er anfing zu schreiben. Mit seinem ersten Buch, dem preisgekrönten Bestseller „Lügen in Zeiten des Krieges“ schrieb er sich sogleich in die Weltliteratur. Der Roman erzählt die traumatische Überlebensgeschichte eines jüdischen Knaben im Polen der Nazizeit. Begley hat in seinem Debüt viele autobiografische Daten verarbeitet. Er emigrierte 1947 im Alter von 14 Jahren mit seinen Eltern nach New York, nachdem seine Familie den Holocaust überlebt hatte. Zur Schule war Louis bis dahin nur ein Jahr gegangen. Sein außergewöhnliches Wesen machte ihn zum brillianten Studenten der Harvard Law School, der Abschluss war zugleich der Eintritt in die amerikanische Ostküsten-Upperclass. Die Erfahrungen während des 2. Weltkriegs im Untergrund, mit falschen Papieren und unglaublicher Angst, begleiten ihn immer noch. Der Film bietet erstmalig die Gelegenheit, den Schriftsteller zu erleben, im Gespräch mit seiner Frau und seinen Kindern. Louis Begley besucht seinen Sohn, den Künstler Peter Begley, im Pariser Atelier. Und seine Tochter, die Schriftstellerin Amey Larmore, erzählt, wie wichtig ihr Vater noch immer für sie ist. In der Brasserie Lipp in St. Germain spricht Louis Begley mit seiner Frau, der Schriftstellerin Anka Muhlstein, humorvoll über das gemeinsame Leben und ihre erste Begegnung. Ein sehr privates Porträt des Schriftstellers Louis Begley.

So, 5. Feb · 14:00-15:00 · NDR
Hans Rosenthal – Das war Spitze!

Hans Rosenthal war als Quizmaster einer der populärsten Entertainer der Nation. Annette Plomin zeichnet das Porträt eines Mannes, der nicht immer ein „Hans im Glück“ gewesen ist. Von „Allein gegen Alle“ im Hörfunk bis zu „Dalli Dalli“ im Fernsehen – Hans Rosenthal war als Quizmaster einer der populärsten Entertainer der Nation. Unvergessen sein Markenzeichen: ein Luftsprung mit dem Ausruf „Das war Spitze!“. „Dalli Dalli“: das heißt: schnell, rasch, fix. „Ich habe mich immer beeilt im Leben“, schrieb Hans Rosenthal im Rückblick, „nicht, um dem Glück hinterherzulaufen, sondern um dem Unglück zu entgehen. Und bin dabei dem Glück begegnet.“ Zwei Leben führt Hans Rosenthal in Deutschland. Das eine im hellen Scheinwerferlicht, berühmt und beliebt. Das andere in dunkler Zeit, verfolgt und versteckt. Als jüdisches Waisenkind muss sich Hans Rosenthal durch Nazideutschland schlagen und als Totengräber Zwangsarbeit leisten, er überlebt in einem Versteck in einer Berliner Schrebergartenkolonie. Dann die Karriere beim Berliner Rundfunk und beim Sender RIAS. Als Radiopionier macht er Kabarett und leichte Unterhaltung, als Quizmaster wird er zu einem der populärsten Entertainer der Nation. Einen „Schwerarbeiter der leichten Muse“ hat man ihn genannt, ein Moderator, der seine Gäste mit großer Professionalität und Freundlichkeit behandelte und der niemanden zum Statisten degradierte. Im Nachkriegsdeutschland wirkt Hans Rosenthal als Versöhner: Ohne Ressentiments setzt er sich ein für religiöse und politische Toleranz, engagiert sich auf höchster Ebene für die Jüdische Gemeinde. In diesem Porträt von Annette Plomin erinnern sich Verwandte und Freunde an den 1987 verstorbenen Showmaster: sein Sohn Gert Rosenthal, Max Schautzer, Paul Spiegel, Ilse Werner, Curth Flatow, der „Schnellzeichner Oskar“ (bürgerlich: Hans Bierbrauer) und viele andere.

Di, 7. Feb · 00:15-01:30 · arte
The End of the Neubacher Project

In „The End of the Neubacher Project“ erzählt der Filmemacher Marcus J. Carney die Geschichte seiner eigenen Familie mütterlicherseits.  Der junge, österreichisch-amerikanische Filmemacher Marcus J. Carney erzählt in „The End of the Neubacher Project“ die Geschichte der Familie seiner Mutter. Am Anfang scheinen alle Porträtierten durchschnittliche Mitglieder einer durchschnittlichen Familie zu sein.  Doch ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Carneys Großonkel Hermann Neubacher zum Beispiel war von 1938 bis 1940 Bürgermeister von Wien und anschließend „Sonderbeauftragter Südost“ des NS-Regimes. Was als Versuch beginnt, die Verstrickungen der Familie in die NS-Politik Österreichs aufzuarbeiten, wird in den acht Jahren, die Carney an seinem Film arbeitet, immer mehr zu einer radikalen Analyse von Kreisläufen familiärer Beziehungen, vor allem zwischen Mutter und Sohn.  Der Film geht der Frage nach, was innerhalb einer Familie von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird. Als eine „Zeitreise in die Gegenwart“ wird dies anhand der eigenen Familie des Regisseurs beleuchtet. Dabei entsteht eine filmische Langzeitbetrachtung des Traumas einer Familie, das sie durch die Nazizeit erlitten hat.  Carney sagt dazu: „Die Suche nach Identität ist das singuläre Thema mit vielen Zwischentönen, erforscht von mir, der versucht, mit der Verbindung, dem Widerspruch von persönlicher und kultureller Geschichte umzugehen.“

Di, 7. Feb · 17:00-17:40 · 3sat
Giganten: Einstein – Superstar der Wissenschaft

Mit seiner Relativitätstheorie stößt Albert Einstein (1879 – 1955) das Tor zu einem neuen Zeitalter auf. Das naturwissenschaftliche Weltbild gerät ins Wanken. Im Berlin der 1920er Jahre ist Einstein eine gesellschaftliche Größe. Nach Hitlers Machtübernahme kehrt er von einer USA-Reise nicht mehr zurück. In seinem berühmten Brief an Präsident Roosevelt warnt er vor der Gefahr einer deutschen Atombombe und stößt damit die Entwicklung einer amerikanischen Bombe an. Dass er selbst am „Manhattan Projekt“ teilnimmt, verhindert FBI-Chef John Edgar Hoover, der ihn wegen angeblicher kommunistischer Umtriebe bespitzeln lässt. Schwierig ist der private Einstein. „Nur aus Mitleid“ habe er seine erste Frau Mileva geheiratet, denn „sie war hässlich, sie hinkte, und keiner wollte etwas mit ihr zu tun haben“. Der Film aus der Reihe „Giganten“ zeigt Maximilian Schell als Albert Einstein in den Jahren des Zweiten Weltkriegs, als er eine Mitschuld am Abwurf der ersten Atombombe empfindet.

Di, 7. Feb · 17:40-18:30 · 3sat
Giganten: Freud – Aufbruch in die Seele

Sigmund Freud (1856 – 1939) muss vor den Nazis aus Wien fliehen. In London verbringt der 82-Jährige sein letztes Lebensjahr, schwer vom Krebs gezeichnet. Doch äußerlich folgt er einem geregelten Tagesablauf. Er empfängt Patienten und vergisst nie, die Uhr auf seinem Schreibtisch aufzuziehen. „Aber meine Welt ist eine kleine Insel des Schmerzes“, bilanziert Freud seine Situation. In diese deprimierte Stimmung tritt die 16-jährige Enkelin Eva, die ihm die Augen für eine große Erkenntnis öffnet: „Jede Richtung des Lebens, welche die Liebe zum Mittelpunkt nimmt, alle Befriedigung aus dem Lieben und Geliebt werden nimmt, kommt dem Ziel der Glückserfüllung näher als jede andere Methode!“ Am 22. August 1939 verlässt Eva den Großvater, am 1. September marschieren die Deutschen in Polen ein, und am 23. September stirbt Sigmund Freud, dessen Befürchtungen über die Selbstzerstörungskräfte des Menschen sich erfüllen. In dem Film der Reihe „Giganten“ verkörpert Dietmar Schönherr den Entdecker der Psychoanalyse.

Di, 7. Feb · 22:45-23:30 · HR
Anne Frank – Ein Mädchen aus Frankfurt

Ihr Tagebuch hat Anne Frank weltberühmt gemacht. Es ist das meistgelesene Zeugnis über die grausamen Verbrechen der Nationalsozialisten. Millionen Menschen haben gelesen, was Anne Frank in den zwei Jahren in ihrem Versteck im Hinterhaus in der Prinsengracht in Amsterdam geschrieben hat – zwei Jahre ohne Sonnenlicht, ohne Außenkontakt und in ständiger Angst, entdeckt zu werden. Es waren die letzten zwei Jahre ihres kurzen Lebens. Doch kaum bekannt ist, wie die dreizehn Jahre davor aussahen. Gabriela Hermer erzählt in ihrer Dokumentation „Anne Frank – Ein Mädchen aus Frankfurt“ von diesem unbekannten Leben. „… einmal werden wir doch wieder Menschen und nicht nur Juden sein!“ schreibt Anne in ihr Tagebuch im Amsterdamer Versteck. Die Hoffnung schöpft sie aus ihren Erinnerungen an Frankfurt, wo religiöse Unterschiede zwischen Familie Frank und ihren weltoffenen Nachbarn keine Rolle spielten. Es war die Freiheit ihrer Kindheit, die sie prägte und sie zu dem Mädchen machte, das wir durch das Tagebuch kennen lernen. Gabriela Hermers eindrucksvolle Spurensuche führt sie nach Frankfurt, Amsterdam und Basel, wo sie auf Menschen trifft, die durch ihre persönlichen Erinnerungen das Mädchen hinter dem Mythos lebendig werden lassen. Annes älterer Cousin Buddy Elias, der einzige heute noch lebende Verwandte, erzählt von ihrer gemeinsamen Kindheit in Frankfurt, den Eltern und Großeltern, die trotz ihrer jüdischen Herkunft lieber Goethe lasen als das Alte Testament. Jacqueline van Maarsen, Annes beste Freundin aus der Amsterdamer Schulzeit, schildert, wie die beiden Mädchen ihre Jugend voller Lebenslust und Optimismus genossen – der zunehmenden Bedrohung durch die Nazis zum Trotz, und sie zeigt ihre kostbaren Erinnerungsstücke, die sie hat retten können: Annes Eintrag ins Poesiealbum und ihr bewegender Abschiedsbrief. „Nun Jackie, es soll dir gut gehen, ich hoffe, dass ich bald ein Lebenszeichen von dir bekomme. Auf ein baldiges Wiedersehen“, schreibt Anne Frank am 25. September 1942.

Mi, 8. Feb · 00:00-01:30 · NDR
Die Anwälte – Eine deutsche Geschichte

Otto Schily, Hans-Christian Ströbele und Horst Mahler Anfang der 70er Jahre. Mahler ist der Angeklagte, die beiden anderen seine Verteidiger. Damals sind alle drei Anwälte der linken außerparlamentarischen Opposition.  Die drei Anwälte kritisieren die Macht der Altnazis in der jungen Bundesrepublik und die US-amerikanische Vietnamkriegspolitik. Sie wollen den Staat verändern. Uneins sind sie sich über den Weg dorthin. Horst Mahler hat sich der RAF angeschlossen, die beiden anderen kämpfen mit Worten. Heute ist der eine SPD-Bundesinnenminister a. D., der andere ist das linke Gewissen der Grünen im Bundestag und der dritte einer der Anführer der rechten Szene. Sie decken das ganz politische Spektrum der Bundesrepublik ab: Ströbele ist der unbeirrbare Linke, Schily der Bürgerliche in der konservativen Mitte, Mahler der Rechtsextreme. Schily und Ströbele gehen sich aus dem Weg, Mahlers Nähe meiden sie beide.  Der Film verfolgt die Biografien von drei Männern, die einer Generation angehören und die sich in derselben bundesdeutschen Wirklichkeit entwickelt haben. Die Regisseurin Birgit Schulz untersucht, was diese Männer geprägt hat, was sie in Bezug auf ihre politischen Ideale verbunden hat, und an welchen Punkten die drei unterschiedliche Wege eingeschlagen haben, um am Ende Gegner zu werden. Dabei verübeln alle drei dem jeweils anderen den Weg aus der gemeinsamen Geschichte.  Der Film erzählt zunächst von großen Lebensträumen, dann von Entfremdungen, Verletzungen und aufgekündigten Beziehungen und zu guter Letzt von neuen Träumen. Während der Dreharbeiten wurden die drei mehrere Tage lang interviewt. Im Verlauf der Gespräche kommt es dabei zu vielen intimen und berührenden Aussagen, die diese deutsche Geschichte in die Tiefe führen.  Was in den einzelnen Biografien auf den ersten Blick widersprüchlich aussieht, erscheint im Verlauf des Films fast logisch. Denn in sich und getrennt voneinander haben alle drei Lebensläufe eine gewisse Konsequenz – zumindest behauptet jeder der drei, sich treu geblieben zu sein.

Mi, 8. Feb · 23:40-01:15 · BR
Eine Tradition der Familie

Ariel Perelman ist Rechtsanwalt wie sein Vater vor ihm, wenn auch nicht mit der gleichen Klientel. Während Perelman sr. in seiner Praxis das Gesetz eher zu Gunsten kleinkrimineller Mandanten auslegt, ist sein Sohn als Pflichtverteidiger ein treuer Staatsdiener und doziert an der Universität über Gerechtigkeit. Eines Tages fällt Ariel bei einer Vorlesung die Studentin Sandra auf, die seinen Ausführungen besonders aufmerksam folgt. Das Interesse, das die junge Frau an ihm zeigt, schmeichelt ihm. Und da er sich ihr nicht als Professor nähern will, besucht Ariel den Gymnastikkurs, den Sandra als Trainerin leitet. Tatsächlich finden beide bald Gefallen aneinander und heiraten. Ariels Leben verändert sich, als sein Sohn Gastón geboren wird. Bald gewöhnt er sich an seine neue Vaterrolle und nähert sich schließlich wieder seinem Vater Bernardo an. Doch dann stirbt dieser überraschend an einem Herzanfall. Soll Ariel die Kanzlei seines Vaters übernehmen und die Familientradition weiterführen? Oder findet er seinen eigenen Weg im Leben?

Fr, 10. Feb · 00:15-01:50 · SWR
Der Rebell – Neonazi, Terrorist, Aussteiger

Er organisierte Terroranschläge auf amerikanische Truppen in Deutschland, trug zahllose falsche Namen und war jahrelang auf der Flucht: Odfried Hepp. Doch er hat sich von der rechtsradikalen Szene losgesagt. Heute lebt er im Verborgenen.  Als Kopf einer rechtsgerichteten terroristischen Gruppe wurde Odfried Hepp nach Anschlägen auf amerikanische Militärangehörige im Dezember 1982 zu Deutschlands meistgesuchtem Neonazi; zeitgleich diente er der DDR-Staatssicherheit als Informant über die rechte Szene. Während einer abenteuerlichen Flucht trat er 1984 in die Dienste der Palästinensischen Befreiungsfront PLF. In „Der Rebell – Neonazi, Terrorist, Aussteiger“ nähert sich Autor Jan Peter nicht nur einer unheimlichen bundesrepublikanischen Biographie, sondern auch einer anderen, längst vergessenen Seite des europäischen Terrorismus – dem Terror von rechts.  In den 70er-Jahren erschüttert eine Welle von linkem Terrorismus Europa. In Italien, Frankreich und Deutschland explodieren Bomben, werden Richter, Polizisten, Unternehmensbosse und Politiker ermordet. In der Bundesrepublik stürzen die linken Aktivisten der RAF den Staat in seine schwerste Krise. Doch der europäische Terrorismus jener Zeit hat noch eine andere, düsterere, unerzählte und längst vergessene Seite – den Terror von rechts.  Odfried Hepp hat sich über viele Jahre im Dunstkreis der rechts-terroristischen Anschläge bewegt. Er kannte Attentäter aus dem Umfeld Italiens und Frankreichs, bekam Waffen aus Belgien und Anleitung aus England. Er baute eine gefährliche deutsche Rechtsterrortruppe auf. Nach dem Vorbild der RAF verübte er Banküberfälle, Sprengstoffanschläge auf amerikanische Soldaten und plante den Tod Dutzender britischer Soldaten in der Festung Spandau. Er kämpfte im Beirut der 80er Jahre im Dienst des berüchtigten deutschen Neonazis Hoffmann und arbeitete zugleich als Informant des DDR-Staatssicherheitsdienstes. Er verliebte sich in eine algerischstämmige Französin, wurde 1985 in Paris verhaftet und saß 14 Jahre in französischen und deutschen Gefängnissen. Dort sagte er sich von der rechten Szene und ihrer Ideologie los und sagte als Kronzeuge gegen viele ehemalige Gesinnungsgenossen aus. Heute lebt dieser Mann im Verborgenen. Für diesen Film ist er erstmals bereit, offen über seine Erlebnisse, seine Taten, seine Verbindungen und seine Wandlungen zu erzählen.

Fr, 10. Feb · 06:00-07:00 · arte
Ivry Gitlis, die Violine ohne Grenzen

Ivry Gitlis lässt sich schwer in eine Schublade stecken: Er ist nicht nur ein vielseitiger und provokanter Künstler, sondern auch ein integrer Mensch und eine schillernde Persönlichkeit.  An Virtuosität steht Ivry Gitlis den drei anderen legendären Violinisten Yehudi Menuhin, Jascha Heifetz und David Oistrach in nichts nach. In seiner über 70-jährigen Laufbahn eroberte Gitlis die Musikfreunde in aller Welt. Seine unzähligen Einspielungen setzen noch heute Maßstäbe.  Der Film zeichnet das Porträt eines geradlinigen Mannes, der seinen antikonformistischen Freiheitsidealen immer treu blieb. Archivmaterial und Bilder aus jüngerer Zeit zeigen eine aufrührerische Persönlichkeit, die in der abgeschirmten und konventionellen Welt der klassischen Musik oft aus dem Rahmen fiel, manchmal auch störte und verärgerte. Ivry Gitlis wird in dem großen und mit Erinnerungsstücken vollgestopften Zimmer seines Zufluchtsortes in Saint-Germain-des-Prés gefilmt, wo er seit 20 Jahren wohnt. Der Film begleitet ihn auch zu Master Classes am Jerusalem Music Center. In Israel kehrt Gitlis an wichtige Orte seiner Kindheit zurück: ans Tote Meer, in seine Geburtsstadt Haifa, zum Hafen von Jaffa und an den Berg Karmel. Er spricht von seinen musikalischen Anfängen, vom Verlassen der Heimat und der Trennung von seinem Vater im Jahr 1934, von der Überquerung des Mittelmeers, dem Exil in Europa und dem Beginn einer außergewöhnlichen internationalen Karriere.

So, 12. Feb · 16:15-16:40 · arte
Max Beckmann und Amerika

Max Beckmann (1884-1950) ist einer der bedeutendsten und bekanntesten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Sein Lebensweg ist exemplarisch: Auf die Jahre des Aufbruchs in der Berliner Sezession folgt das Kriegstrauma von 1914.  Max Beckmann ist das teutonische Schwergewicht der modernen Kunst, der monolithische Charakterkopf. Seit seiner Jugend hatte er von Amerika geträumt. Als er im Jahr 1947 endlich das Land seiner Sehnsucht betritt, ist er schon 63 Jahre alt und hat zehn Jahre des Exils hinter sich. 1933 haben ihn die Nazis als Professor des Frankfurter Städel entlassen und schließlich als entarteten Künstler diffamiert. 1937 ist Beckmann dann nach Amsterdam emigriert. Dann ist er in Amerika angekommen, neugierig und voller Schaffenskraft. Es sollte ein Neubeginn werden – und es wird schließlich ein fulminantes Finale. Denn es bleiben Beckmann nur noch drei Jahre, um die Impulse der Neuen Welt, ihre Vitalität und ihre Widersprüche zu erleben und in seinem Spätwerk zu verarbeiten. An einem Dezemberabend des Jahres 1950 stirbt er bei einem Spaziergang durch den Central Park in New York. Diese drei letzten Lebensjahre aber brachten ihm einen kreativen Schub, künstlerischen Erfolg und ein verdichtetes Alterswerk. Die Leuchtkraft Beckmanns strahlt heute noch, und der Neubeginn in Amerika hat entscheidend dazu beigetragen. Die Dokumentation führt an die Schauplätze von Beckmanns späterer Heimat in Saint Louis und New York, folgt ihm auf seinen Reisen an die Westküste und zeigt die Werke seiner amerikanischen Zeit. Beckmanns Privatschülerin Mary Rapp und seine Enkelin Mayen Beckmann berichten über ihre ganz persönlichen Eindrücke von diesem sperrigen und doch anziehenden Einzelgänger der Moderne.

So, 12. Feb · 20:15-22:35 · 3sat
Der Pianist

Wladyslaw Szpilman zählt Ende der 1930er Jahre zu den bekanntesten polnischen Pianisten. Er arbeitet beim Rundfunk und lebt mit seiner Familie in Warschau. Wie viele polnische Juden kann sich Szpilman nicht vorstellen, was der Einmarsch der deutschen Truppen 1939 mit sich bringt. Beinahe scherzhaft streitet er mit seiner Familie noch darüber, ob man das Geld vor den Deutschen in der Violine oder lieber im Tischbein verstecken soll. Auch nach der Zwangsumsiedelung ins Getto, die in einer Mischung aus kühlem Verwaltungsakt und blankem Terror vonstatten geht, verliert der verträumte Pianist nicht die Hoffnung. Er arbeitet als Klavierspieler in einem schäbigen Café, um seine Familie, der Hab und Gut genommen wurde, notdürftig über Wasser zu halten. Tagtäglich wird er Zeuge unerträglicher Demütigungen und Brutalität. Im Haus gegenüber stürzen die Nazis einen alten Mann samt Rollstuhl vom Balkon, einem Kind, das sich durch ein Mauerloch zu retten versucht, wird von einem deutschen Soldaten das Rückgrat zertrümmert. 1942 beginnt der Abtransport aller Juden ins Konzentrationslager. Nur weil ein jüdischer Polizist ihn auf dem Bahnsteig aus der Masse der Todgeweihten zerrt, entgeht Szpilman der Deportation in die Gaskammer. Er versteckt sich in leerstehenden Wohnungen, erkrankt an Gelbsucht. Ausgerechnet ein deutscher Hauptmann, von der Sinnlosigkeit des Krieges zermürbt und vom zarten Spiel des Pianisten bezaubert, bewahrt Szpilman vor dem sicheren Hungertod. „Der Pianist“ basiert auf der Autobiografie des bekannten Komponisten und Pianisten Wladyslaw Szpilman. Der am 6. Juli 2000 in Warschau verstorbene Künstler überlebte das Warschauer Getto und schrieb seine Erlebnisse unmittelbar nach dem Krieg nieder.

So, 12. Feb · 22:55-23:50 · arte
Full House mit Damen

Seit mehr als drei Jahrzehnten treffen sich Sara, Kochava und Olga – alle um die 80 Jahre – fast täglich zur Pokerrunde. Als sie noch berufstätig oder treu sorgende Hausfrauen waren, spielten sie nachts, nun verabreden sie sich nachmittags.  Auf den ersten Blick wirken die Treffen wie ein Senioren-Kaffeekränzchen. Eine Gruppe von Frauen sitzt gemütlich um den Tisch, isst Knabbereien und tratscht über den neuesten Klatsch des Tages. Einige Minuten später allerdings löst konzentriertes Schweigen die Gespräche ab. Jede der Frauen holt Schekel im Wert von mehreren Hundert Euro aus der Handtasche und legt sie vor sich auf den Tisch. Es beginnt ein hartes und schnelles Pokerspiel. Schon seit Jahrzehnten spielen die drei 80-Jährigen beinahe täglich. Sie sind harte Spielerinnen, verletzlich und empfindsam nur beim Gedanken an ihre lange zurückliegenden, glücklichen Ehen. Ihre „Society“, wie sie sie nennen, wurde vor mittlerweile rund 35 Jahren als Versuch gegründet, sich in der rauen Pokerszene Haifas als Frauenclub zu behaupten. Kein Mann durfte je beitreten. Lange Zeit waren sie während des Tages treu sorgende Ehefrauen und Mütter, in der Nacht Spielerinnen. In einer Pokerrunde nach der anderen entfaltet die Dokumentation die Lebensgeschichten der Spielerinnen und deckt ein komplexes und paradoxes Beziehungsgeflecht zwischen den alten Damen auf. Sie bewegen sich auf einem schmalen Grat zwischen Liebe und Hass, Freundschaft und Rivalität – diktiert von den durch Gewinn und Verlust ausgelösten Stimmungsschwankungen. Und das Verhalten der Frauen am Pokertisch ist noch genauso lebendig und vital wie vor 35 Jahren.

Mo, 13. Feb · 01:45-02:40 · HR
Jew.de.ru – Die jüdischen Kontingentflüchtlinge

„Jew.de.ru – Die jüdischen Kontingentflüchtlinge“ ist ein Porträt von drei jungen Juden im heutigen Deutschland. Wenn man heute die Menschen in Deutschland nach Assoziationen mit dem Wort „Jude“ fragt, sind die häufigsten Antworten „Hitler“ und „Holocaust“. Auch die drei jüdischen Kinder Lena, Ilia und Swetlana mussten an den Zweiten Weltkrieg denken, als sie erfuhren, sie würden die ehemalige Sowjetunion verlassen und nach Deutschland auswandern. Während in der Sowjetunion der Antisemitismus für die Kids zum Alltag gehörte, kamen sie in Deutschland in die Ausländerschublade. Ohne Sprachkenntnisse, ohne Freunde und ohne ein richtiges Zuhause wurden die ersten Jahre nach der Einwanderung zum Albtraum. Heute sprechen sie Deutsch wie ihre Muttersprache, haben deutsche Freunde und stehen erfolgreich im Berufsleben. Ihre Identität bleibt jedoch komplex und passt in kein Standartkonzept. Es ist die Geschichte der Menschen, die die Schwierigkeiten der Integration überwunden und einen Weg gefunden haben, drei Kulturen in ihrem Leben miteinander zu vereinbaren. Der Dokumentarfilm erzählt mit viel Humor und Charme einen Teil der modernen Geschichte eines Volkes, das in den deutschen Medien meist nur im Schatten des Krieges steht.

Di, 14. Feb · 14:55-16:35 · arte
Kiss Me, I’m Jewish

Heute bedeutet Judentum mehr als Religion, Kultur und Tradition – es bedeutet auch Lebenslust! Laut, bunt, geistreich und intensiv wollen die jungen Juden Europas ihre Zukunft gestalten. Der junge Rabbiner Zevi Ives und seine Frau Sara verkörpern die derzeitige Aufbruchstimmung, die unter den jungen Juden Europas herrscht. Sie mischen mit ihrer Organisation für Jüdische Studenten in Europa (ECJS) das jüdische Leben auf dem Kontinent auf. Ihre Mission: Jude sucht Jüdin. Viermal im Jahr rufen sie: „Party Like a Jew“, und Tausende jüdischer Singles folgen ihnen zu den Single-Wochendenden, die sie in ganz Europa organisieren. In der dritten Generation nach der Shoah breitet sich die Vielfalt jüdischen Lebens wieder kraftvoll in den Metropolen Europas aus. Kreativ, vernetzt, selbstbewusst und unternehmungshungrig treten junge Jüdinnen und Juden ihr reiches kulturelles Erbe an. Sie brechen über 60 Jahre nach dem Holocaust auf, um zu erwecken, was auch von ihren Eltern verdrängt und verschüttet wurde. Auf der Suche nach einer eigenen jüdischen Identität finden sie neue, zeitgemäße Formen und Inhalte. Sie tun dies im Bewusstsein, als Juden leben zu wollen, und auch, um von ihrer Umgebung als Juden erfahren zu werden. Die Dokumentation hält fest, was es bedeutet, für 400 jüdische Singles aus ganz Europa ein Event zu organisieren, bis die Flirtlustigen schließlich anreisen, um den Spagat zwischen Thora und Speed-Dating zu wagen.

Di, 14. Feb · 22:45-23:30 · HR
Der Tag, als der Mob die Inder hetzte

August 2007, Volksfest im sächsischen Mügeln. Es fließt reichlich Alkohol, und wie so oft gibt es irgendwann in der Nacht eine Schlägerei. Aber diesmal ist alles anders, denn es geht um Leben und Tod.  Deutsche Jugendliche greifen eine Gruppe von Indern an, die im Festzelt mitfeiern. Die Schlägerei eskaliert, die Inder fliehen und retten sich in eine Pizzeria schräg gegenüber. Stundenlang belagert sie ein bis zu hundertköpfiger Mob, skandiert rechtsradikale Parolen. Nur mit Mühe kann die Polizei verhindern, dass die Menge die Pizzeria stürmt. „Nazis hetzen Inder durch Mügeln“: Diese Schlagzeile macht die sächsische Kleinstadt über Nacht bekannt. Aber was geschah in Mügeln wirklich? Haben zugereiste Nazis die Inder angegriffen, wie Zeugen behaupten, oder waren ganz normale Bürger die Drahtzieher? Wer hat eigentlich mit dem Streit angefangen? Ist es denkbar, dass die Opfer selbst auch Täter waren, wie wenige Tage später die deutschen Jugendlichen in den Vernehmungen behaupteten? Der Film von Kamil Taylan rekonstruiert, was in Mügeln geschah, zeigt die Ereignisse aus der Sicht der Betroffenen und Beteiligten, beschreibt die Reaktionen der Öffentlichkeit und der Stadtpolitiker, analysiert die Ermittlungsfehler der Staatsanwaltschaft – und legt Beweise vor, wer die Täter waren und aus welchem Umfeld sie stammen. Für die einen sind die Ereignisse in Mügeln der Beweis, dass der deutsche Osten mehr und mehr im Sumpf des Rechtsradikalismus versinkt, für die anderen ist die bundesweite Empörung ein Zeichen für Voreingenommenheit und Vorverurteilung. Wäre die Polizei-Hundertschaft „Westsachsen“ nicht in unmittelbarer Nähe von Mügeln gewesen, hätte es vermutlich Tote gegeben. Der Film von Kamil Taylan ist das facettenreiche Bild einer Kleinstadt, die fassungslos auf die Ereignisse jenes Tages schaut: Weil sie nicht verstehen kann, wie dieser Gewaltausbruch entstehen konnte – und weil sie sich gleichzeitig selbst gehetzt fühlt: von Politikern, von den Medien, von der deutschen Öffentlichkeit.