Rechte Reaktionen auf den Massenmord in Oslo, Teil II…
Von Bernard Schmid, Paris
Kürzlich berichteten wir an dieser Stelle, unter der Überschrift „Stimmen von Ganz Rechts“, über Reaktionen aus der europäischen extremen Rechten zu dem Massenmord in Oslo. Letzterer forderte nach einer derzeit vorliegenden, vorläufigen Bilanz 77 Tote in Oslo und auf der nahe gelegenen Insel Utoya. Auf den doppelten Mordanschlag vom 22. Juli dieses Jahres reagierte die extreme Rechte des Kontinents im Wesentlichen zunächst mit drei Taktiken: jene der Distanzierung, jene der Vertuschung respektive Schuldzuweisung an die politischen Gegner sowie an die „Verantwortlichen für Masseneinwanderung und Multikulturalismus“, sowie jene der von Drohungen begleiteten Affirmation. Hinzu kommt aber noch eine vierte Richtung, jene der Verschwörungstheoretiker, die sowieso alles abstreiten, was auch immer von Behörden, Medien, Antifaschisten oder Politik über den Anschlag und seine Hintergründe verbreitet wird – und behaupten, die wirkliche „Wahrheit“ zu ahnen. Um Letztere wird es sich heute an dieser Stelle hauptsächlich drehen.
Die erste Reaktion, jene der Distanzierung von dem Massenmord in Oslo, war – und es wäre unter Gesichtspunkten der Realpolitik auch kaum anders möglich gewesen – jene aller größeren rechtsextremen oder einwandererfeindlichen Wahlparteien in Europa. Der Niederländer Geert Wilders etwa sprach von einem „Rückschlag“ für die von ihm so bezeichnete islamkritische Bewegung weltweit. Die FPÖ schloss am Donnerstag, den 28. Juli 11 in Wien eilends einen ihrer Abgeordneten im österreichischen Nationalrat aus, den 58jährigen Werner Königshofer. Hatte dieser doch den Massenmord in Oslo überdeutlich heruntergespielt, indem er auf die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche infolge der gültigen „Fristenlösung“ hinwies und darauf, dass es doch „tausend mal mehr“ islamistische Gewalttaten gebe.
Beim französischen Front National hatte es die Parteispitze schwerer. Am 24. Juli, zwei Tage nach dem doppelten Anschlag in Norwegen, publizierte sie ein anderthalb Zeilen umfassendes Kommuniqué auf ihrer Webseite, in welchem sie „dem ganzen norwegischen Volk“ ihr „Beileid“ wünschte. Natürlich verurteilte Parteichefin Marine Le Pen – die im Urlaub weil und relativ spät reagierte – den Attentat und drohte gleich allen, die ihre Partei in die Nähe des Attentats oder seiner Ideen rücken würden, mit Strafanzeigen. Denn die Antirassismusorganisation MRAP hatte zuvor in einer Presseerklärung zu Oslo auf den Bedeutungsgewinn rechtsextremer Parteien in Norwegen und ganz Europa hingewiesen und dabei auch den FN kurz erwähnt, worüber Marine Le Pen sich zorneserfüllt zeigte. Doch zu ihrem Pech machten ihr gleich mehrere, auch prominente, Mitglieder des eigenen Ladens einen Strich durch die Rechnung.
Zuerst kam durch die Arbeit von Antirassisten ans Tageslicht, dass Parteimitglieder des FN sich auf Webseiten ganz anders zu den Anschlägen von Oslo positioniert hatten. Auf der rassistischen Seite La valise ou le cercueil zeichnete etwa deren Verantwortlicher Jacques Coutela mehrere Artikel, in denen der Mörder von Oslo zunehmend positiv dargestellt wurde. Coutela hatte im März dieses Jahres in Burgund für den FN zu den Bezirksparlamentswahlen kandidiert. Am 23. Juli erschien Breivik auf seiner Webseite zunächst noch als Quasi-Opfer, denn bei „jungen Leute, die alle Qualitäten haben“ – die Rede war von Breivik – müsse ja aufgrund der ganzen „Multikultipolitik“ früher oder später „eine Sicherung durchbrennen“. Am darauf folgenden Tag wurden die Urteile dort noch schärfer, nun hieß es, Breivik sei „ein neuer Karl Martell“ und „der erste Verteidiger des Abendlands“. Ferner konnte man lesen: „Andere werden ihm folgen.“ Nachdem einige Stunden später auch noch der Satz hinzugefügt wurde: „Machen wir ein Idol aus ihm“, antwortete die Antirassismusbewegung MRAP sofort mit einer Strafanzeige. Der Artikel wurde aus dem Netz genommen, und FN-Generalsekretär Steeve Briois kündigte an, Coutelas Mitgliedschaftsrechte seien „eingefroren“, bis die Parteiführung über einen Ausschluss entscheiden werde. Doch der Schaden für die Öffentlichkeitsarbeit der Partei war bereits angerichtet.
Einige Tage später erfolgte nun am vergangenen Freitag (29. Juli 11) der nächste Schlag ins Kontor. Parteigründer und „Ehrenpräsident“ Jean-Marie Le Pen, der Vater der jetzigen Vorsitzenden, meldete sich zu Wort und fügte der „Politik der Entdiabolisierung“ von Marine Le Pen einmal mehr erheblichen Schaden zu. Denn der Alt-Neofaschist ist, im Unterschied zu einer Tochter, von dieser Strategie der Erreichung von Salonfähigkeit nicht überzeugt. Rundheraus erklärte Le Pen senior, deswegen, die Mordanschläge von Oslo – die er übrigens wörtlich als „Unfall eines Individuums“ während eines Anflugs geistiger Umnachtung bezeichnete – seien nicht so schlimm wie die Politik der norwegischen Regierung. Deren „Naivität“ sei „viel gravierender“, seien doch die Polizisten in Norwegen angeblich „unbewaffnet“.
Die Denkschulen der Distanzierung, der Schuldzuweisung an die andere Seite – besonders an den „Multikulturalismus“ – und die Strategie der Drohung stritten sich also innerhalb derselben Partei munter weiter. In unterschiedlicher Dosierung findet man sie auch im übrigen Europa wieder, auch über die Kreise der extremen Rechten hinaus. In Rumänien behauptete eine Senator der regierenden Liberal-demokratischen Partei (PLD), Iulian Urban, „nicht Breivik“ sei an dem Massenmord schuld, „sondern die aktuellen Anführer der Europäischen Union“, nämlich aufgrund des „aufgezwungenen Multikulturalismus“. Es blieb eine vierte Art der Reaktion auf die Ereignisse von Oslo, und auch sie ist den Kreisen der extremen Rechten höchst beliebt: Die Verbreitung von Verschwörungstheorien.
Verschwörung: von den Freimaurern…
Im französischen Falle war dabei der Hinweis darauf, dass der Attentäter „in Wirklichkeit Freimaurer“ gewesen sei, als Argument sehr beliebt. Es wurde quer durch alle Strömungen der ideologisch sehr zerklüfteten, rassistischen Rechten durchgereicht und fand sich auf antisemitischen Webseiten ebenso wieder wie bei ultrarechten Freunden des Staates Israel als „Frontstaat des Abendlands gegen den Islam“ – etwa bei der Publikation DRZZ.info -, in Beiträgen bei der rechten „Nachrichtenagentur“ NOVOPRESS oder in Parteikreisen. ((Vgl. auch https://www.hagalil.com/2011/07/24/norwegen-2/ )) Als Erster brachte es der frühere Vizepräsident des FN, Bruno Gollnisch, der im Januar dieses Jahres als Kandidat für den Parteivorsitz gegen Marine Le Pen unterlag, in die Öffentlichkeit. In einer Pressemitteilung vom 23. Juli schrieb er, Breivik könne, anders als fälschlich behauptet werde, gar kein „christlicher Fundamentalist“ sein. Schließlich sei er doch „Freimaurer“. Tatsächlich zeigt eine der drei Aufnahmen, die Breivik in dem von ihm publizierten zwölfminütigen Video abbilden, den 32jährigen in der Kluft einer Freimaurerloge.
In Frankreich haftet, besonders in rechten Kreisen, diesem Begriff grundsätzlich der Beigeschmack von „Subversion“ und „Feindschaft gegen das Christentum“ an. Historisch entstand das Freimaurertum – das auch heute in Frankreich noch eine Rolle spielt, in Deutschland wurde es unter dem Nationalsozialismus überwiegend zerschlagen – aus den mehr oder weniger abgeschotteten Zusammenschlüssen von Facharbeitern, den Erbauern der gotischen Kathedralen, im Mittelalter. Später organisierte sich das revolutionäre Bürgertum im 18. Jahrhundert dort, und bis heute betrachten sich die Freimaurerverbände als Träger einer Philosophie der Aufklärung, wenngleich sie schlicht oft auch der Bourgeoisie als Treffpunkte außerhalb des Lichts der Öffentlichkeit dienen. Aber in Skandinavien hat das Freimaurertum eine völlig andere Geschichte als in Frankreich mit seinem historischen Bruch von 1789, und in Nordeuropa sind seine Verbände keineswegs traditionell kirchenkritisch oder –feindlich eingestellt. Vielmehr betonen sie die Vereinbarkeit der Mitgliedschaft mit religiösen Überzeugungen. Sofern es zutrifft, dass Breivik bei einer Loge Mitglied gewesen ist, wofür es Indizien zu geben scheint, dann jedoch aus einem anderen Grund: Den jungen Mann, der von der Gründung einer Sekte von „Tempelrittern“ und Kreuzzüglern schwärmte, begeisterte sich für jede Art von Geheimgesellschaften.
Gollnisch jedoch suggeriert zwischen den Zeilen, die Urheberschaft des Massenmords von Oslo reihe sich also in jene Kette von jüdischen und/oder freimaurerischen Verschwörungen ein, von denen ein Teil der extremen Rechten in Frankreich immer noch besessen ist. Nicht zwischen den Zeilen, sondern explizit und in der Überschrift seines Kommuniqués behauptet er ferner, es handele sich um ein „neues Carpentras“. Die Schändung des jüdischen Friedhofs im südfranzösischen Carpentras am 08. Mai 1990 wurde damals der extremen Rechten angelastet und führte zu breiten Demonstrationen gegen sie. Die Täter, die erst gut sechs Jahre später gefasst wurden, waren tatsächlich junge Rechtsextreme – obgleich keine Parteimitglieder des FN, dem einer von ihnen zuvor vorübergehend angehört hatte. Während der langen Periode, während derer die Urheberschaft unbekannt blieb, hatte der Front National jedoch eine Kampagne betrieben, bei der er von einem geplanten „Komplott“ zur Diskreditierung der eigenen Partei sprach und einen fingierten Anschlag suggerierte. Bis heute bleiben Teile der Partei bei dieser Darstellung. Darauf spielt Gollnisch in seiner Pressemitteilung an.
… über Geheimdienste …
Doch Verschwörungsthesen gibt es nicht nur in Frankreich. Auf einer regionalen Webseite der deutschen NPD (in „Niederschlesien“) schreibt der so genannte Wirtschaftsexperte der Partei, Per Lennart Aae, unter der Überschrift „Die Botschaft eines inszenierten Massenmordes“ unter anderem folgende Zeilen: „Die ,Debatte’ über die menschen- und kulturverachtende Überfremdungs- und Islamisierungspolitik in Europa soll nicht in bezug auf den Gegenstand selbst, also die Gefahr des Verlustes kultureller, nationaler und rassischer Identität, geführt werden, sondern vielmehr auf der Grundlage einer medial orchestrierten, beschwörungsähnlichen kollektiven Verdammung von inszenierten Gewaltverbrechen, in der Regel begangen von phantomartig, wie aus dem Nichts in Erscheinung tretenden, bis dahin anonymen Einzelpersonen ohne jede wirkliche politische Verankerung.“
Und weiter: „Dieses Erfolgsrezept kennen wir nur zu gut, nicht zuletzt hier in Deutschland. Ob Bologna-, Oktoberfestattentat u.s.w. – Verbrechen, die niemals aufgeklärt wurden und unverkennbar die Handschrift von Geheimdiensten tragen – oder die vielen milieu-, alkohol- oder sonstwie umstandsbedingten Schlägereien oder Übergriffe, die von einer rigoros politisch kontrollierten Polizei und Justiz nach Vorschrift routinemäßig auf ihre Tauglichkeit für eine (fast immer falsche) Zuordnung zum ,Rechtsextremismus’ überprüft werden, die Hand der ,intelligence agencies’ staatlicher oder überstaatlicher Provenienz ist so gut wie immer deutlich erkennbar, wenn man sie nur erkennen will. Während es in Europa, vor allem in Deutschland, dabei in erster Linie um die Unterdrückung und Tabuisierung jeder inhaltlichen Diskussion über den soziokulturellen Substanzverfall im Zusammenhang mit der Überfremdung geht, geht es auf internationaler, strategischer Ebene vor allem um die Stärkung der militärischen Vorherrschaft der zionistisch-/US-amerikanischen Weltmacht.“ Zu Breivik heißt es ferner: „Wer an diese wundersame Alleintäterschaft und ihre vorgebliche Motivation glaubt, beweist ein sehr hohes Maß an Naivität – oder aber Vertuschungsabsicht. Im Interesse der Wahrheitsfindung wäre es besser, zunächst nach einem bewährten Prinzip der Kriminalistik die grundlegende Frage der Ursachenforschung zu stellen: Qui bono – wem nützt es?“ Nicht einmal richtig schreiben können die Nazis übrigens, denn letzter Ausdruck schreibt sich in Wirklichkeit Cui bono.
Aber auch französische Rechtsextreme können Verschwörungstheorie. So findet sich auf mehreren neofaschistischen Webseiten – unter anderem Le Gaulois und einer Seite, die die rechtsextreme Kleinpartei Ligue du Sud unterstützt – ein Artikel von Marc Noé. Er trat bis dahin des Öfteren als Stammautor der vorgeblich laizistischen, in Wirklichkeit ausschließlich muslimfeindlichen Internetpublikation Riposte Laïque (ungefähr: „Gegenwehr der Laizisten“) in Erscheinung.
Völlig im Stile der zur Genüge bekannten Verschwörungsthesen zum 11. September 2001, bei denen mit vorgeblich kriminologischer Akribie – doch stets aus weiter Ferne urteilend – lange Listen angeblich „offener Fragen“ und „Widersprüche der offiziellen Version“ aufgetischt werden, argumentiert auch Noé. So listet er auf: „Offenkundig weist das Attentat von Oslo einige zumindest merkwürdige Punkte auf. Dunkle Stellen. 1. Man sagte uns, es handelte sich“ – bei dem Bombenattentat, das dem Massaker auf der Insel Utoya voraus ging – „um einen Autobombenanschlag. Aber auf den Fotos und Videos ist kein Krater in der intakten Asphaltdecke zu sehen. (…) 2. Wenn es sich um einen Autobombenanschlag handelt, wie kommt es, dass der Brand auf den Stockwerken des Regierungsgebäudes (Anm.: in Oslo) ausgebrochen ist, und nicht in den Geschäften rund um das ,berühmte’, umgeworfene und verkohlte Auto?“ Und so geht es weiter, ganz im Stile von: Es ist gar kein Flugzeug ins World Trade Center geflogen, die Explosion wurde von innen ausgelöst, usw. usf., und wie die allzu bekannten Tiraden auch sonst lauten.
Noé spart auch nicht an offenem Rassismus. So lautet der Punkt acht seiner vorläufig zehn Punkte umfassenden Liste: „Wer sind die Opfer wirklich? Alle befragten Zeugen auf der Insel, deren Aussagen ausgestrahlt worden, sind nicht gerade nordischen Typus. Hingegen sind es die Personen, die Blumen am Ort der Explosion niederlegten, schon. Also, worum handelt es sich? Von was und von wem ist die Rede?“
Das sind doch gar keine richtigen Opfer!
Ein ähnliches Strickmuster – was sind denn das für Opfer? – zeichnet auch einen Beitrag auf der Webseite DRZZ.info aus, die laut eigenen Bekundungen den Themen „Geopolitik, Geostrategie, Nachrichtenbeschaffung “ gewidmet ist. Auf ihr kommen ultrarechte Christen und weit rechts stehende Israelis zusammen: Eigentümer der Webseite ist der israelische Staatsbürger Jean-Patrick Grumberg, welcher auch Mitglied der französisch-israelischen Handelskammer ist und laut eigenen Angaben erfolgreich als Wirtschaftslobbyist für die gesetzliche Erleichterung der Sonntagsarbeit in Frankreich eintrat. Chefredakteur ist Michel Garroté, laut Eigenbezeichnung „konservativer Katholik“ und Leiter einer ominösen „Christlich-jüdischen Allianz für Israel“. In einem Artikel vom 07. Januar 2011 hatte Garroté seinen politischen Standort selbst „zwischen dem rechten Flügel der UMP und dem Front National“ verortet.
Grumberg unterzeichnete am 25. Juli 11 einen Artikel unter dem Titel „Aber wer sind die Toten von Oslo?“ Auf einem Foto, das den Beitrag illustriert, sieht man nebeneinander eine mutmaßlich arabische Frau mit Kopftuch und eine blonde, wohl norwegische Frau. Beide halten eine rote Rose in ihren Händen. Darunter schreibt der Eigentümer von DRZZ.info: „Dieses Photo verbreiten unsere Medien nicht. Wer weiß, ob die norwegischen Medien die Information nach Art der ,Prawda’ oder nach jener von ,Le Monde’ publizieren? Gut, Sie werden mir sagen, dass dies keinen großen Unterschied ausmacht. “ Damit wird auf die, auf derselben Webseite des Öfteren beklagte, angebliche antirassistische „Indoktrinierung“ angespielt. Der Autor fügt hinzu: „Zahlreiche dunkle Stelle tauchen auf, je mehr Internet seine Rolle als Informant wahrnimmt, welche die großen Medien aufgegeben haben.“ Die „lieben Leser“ werden aufgefordert, der Redaktion tunlichst sachdienliche Hinweise zukommen zu lassen. Suggeriert wird an dieser Stelle: Diese angeblichen Opfer können gar keine richtigen Opfer sein, denn die sind ja nicht einmal aufgeklärt wie wir.
Unterdessen hat zwar nicht die offen rassistische Verhöhnung von manchen der Opfer – jedenfalls derer nicht europäischer Herkunft -, wohl aber der verschwörungstheoretische Ansatz auch an den Rändern der im allerweitesten Sinne als „Linke“ zu bezeichnenden Milieus Einzug gefunden. So behauptete die altkommunistisch-stalinistische Webseite Canempechepasnicolas von Jean Lévy, zu wissen, dass der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad hinter dem Massenmord auf der Insel Utoya stecke. Hätten doch die Teilnehmer am Sommercamp der sozialistischen Parteijugend dort am Vortag der Attacke über Wirtschaftssanktionen gegen Israel – um eine Zwei-Staaten-Lösung im Nahostkonflikt durchzusetzen – diskutiert. Da habe es doch nahe gelegen, dass eine Bestrafung erfolgen müsse.
… zu den üblichen Verdächtig(t)en: Der Mossad war’s, klarer Fall!In Deutschland verbreitet die in Berlin ansässige Rote Fahne von Stephan Steins – die trotz ihres Titels absolut nichts mit der gleichnamigen früheren Zeitung der KPD zu tun hat, sondern eine im Netz erscheinende rot-braune Querfrontpublikation mit geringem Einfluss darstellt – vergleichbaren Verschwörungsquatsch. Dort ist zu erfahren: „Warum erfahren wir über all dies, über die Aspekte des zionistischen Hintergrunds der Terroranschläge, nichts in den imperialen Mainstreammedien? Nun, die Antwort ist naheliegend.“ Die vom Autor, Chefredakteur Steins, denunzierte und von ihm so genannte „Hollywood-Antifa“ wird scharf angegangen: „Diese in Teilen der subjektiven Linken nachgeplapperte Mainstream-Argumentation bzw. Desinformation, die Kritik an imperialer Ideologie, Strategie und Politik mit ,Rassismus’ gleichsetzt und bei gutgläubigen wie naiven Humanisten mitunter auf fruchtbaren Boden fällt, läuft auf folgende Botschaft an die Bürger hinaus: Wenn ihr auf eurem kulturellen Selbstbestimmungsrecht beharrt und die Massenzuwanderung bzw. die imperiale Einwanderungspolitik kritisiert, erzeugt ihr Terroranschläge wie den in Norwegen.“
Ohne verbal ganz so extrem zu werden, denkt auch der rot-bräunliche Querfrontjournalist Jürgen Elsässer – wie bei so vielen Ereignissen der jüngeren Vergangenheit – an eine „geheimdienstliche“ Urheberschaft. So suggeriert er folgende Zusammenhänge: „Welche Rolle spielten US-Dienste, die ehemalige norwegische Polizisten und Sicherheitsleute unter Vertrag haben (…)? Ist das ein Nachfolger der Nato-Geheimarmee Gladio?“ Elsässer macht sich auch Sorgen um arme, in naher Zukunft von Verfolgung bedrohte Minderheiten: „Die Massenmedien werden die Sympathisantenhatz auf Wilders, Strache, LePen, aber auch auf die Junge Freiheit und die CSU-Rechte und die Euro-Kläger wie Hankel/Schachtscheneider und am Schluss selbst auf diesen Blog (…) eröffnen. Jeder nationale, EU-kritische Gedanke wird künftig unter Terror-Verdacht stehen – das hat der Massenmörder erreicht. Alle Eurokraten und Globalisten werden sich die Hände reiben.“
Dabei könnte der Mann doch froh sein, denn mit politischen Analysen hat er es ja leicht: Wie bei jedem Terroranschlag muss er nur seine vorgeblichen Analysen über Manipulationen und „Terror unter falscher Flagge“ aus der Schublade ziehen, und die Namen der Orte und jeweiligen Täter oder Opfer kurz austauschen.
… obwohl, weil da von Wilders die Rede ist, mir geht es im Kern darum, eigentlich.
Aber das hat mittlerweile der Benz schon ausreichend beschrieben.
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Darüber sollte irgendwer von uns wirklich einen eigenständigen, gut recherchierten Beitrag machen!
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Gibt es schon, Uri:
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Nachdem die FPÖ bei den Wahlen zum Wiener Landtag über ein Viertel aller Stimmen erhielt, schrieb mir ein italienischer Kollege eine mail und fragte, ob sich denn H.C. Strache und seine Partei von Wilders unterscheide. Ich griff zum Buch „HC Strache, sein Aufstieg, seine Hintermänner, seine Feinde“ von Nina Horaczek und Claudia Reiterer und scannte das Bild, das Strache im Parlament zusammen mit dem verurteilten Holocaustleugner Bruno Gollnisch zeigt und ersparte mir dadurch eine lange Antwort geben zu müssen…
… Journalisten, die solche Bücher schreiben wissen, dass sie damit (fast) keine Wähler beeinflussen können und trotzdem leisten sie einen wichtigen Beitrag dazu, dass Politiker und andere Medienmacher sich nicht darauf berufen werden können, „das haben wir nicht gewusst“.
Eine Rezension von Karl Pfeifer
Hi Jim,
sehr herzlichen Dank für den Hinweis! Darüber sollte irgendwer von uns wirklich einen eigenständigen, gut recherchierten Beitrag machen! Wenn ich mehr Zeit hätte würd ich es schreiben.
Zur FPÖ sei auf folgenden Beitrag aus “Die Presseâ€, 2009 hingewiesen: â€So rechts sind Straches Freiheitlicheâ€
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Hi Uri, schau mal: H.-C. Strache Mitglied in radikaler, islamfeindlicher geschlossener Facebook-Gruppe
Menschenverachtend
In der Gruppe ruft etwa einer zum „Abschlachten“ von Muslimen auf, andere grüßen mit dem für „Heil Hitler“ stehenden „88“, regen einen „Bombenregen auf islamischen Boden“ oder die „Freisetzung von Giftgas“ an. Auch die Bilder sind menschenverachtend: Etwa eines, das Muslimen Sodomie unterstellt. Als einer von drei Administratoren schien bis Donnerstag FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache auf. Unter den Freunden der Gruppe findet man Namen des Who-is-Who der FPÖ:…
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Zur FPÖ sei auf folgenden Beitrag aus „Die Presse“, 2009 hingewiesen: „So rechts sind Straches Freiheitliche“
http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/446252/So-rechts-sind-Straches-Freiheitliche
Herr Schmid,
Lob haben ihre Artikel durchaus verdient, aber ´Cui bono´ kann man auch ´Qui bono´ schreiben. Seien wir doch ehrlich gesagt froh, dass die europäische Rechte so uneins in ihrer Deutung ist…
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss.
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