Fernsehtipps, wenn der Sommer auf sich warten lässt

0
205

Vom 16. bis 31. August 2011…

Di, 16. Aug · 10:10-11:50 · arte
Tödlicher Kompromiss

Als Polizei-Generalsekretär des unbesetzten Teils Frankreichs im Jahr 1942 muss René Bousquet Kompromisse mit den deutschen Besatzern und den Schergen Himmlers eingehen. 36 Jahre später holen ihn die Schatten der Vergangenheit ein.  Er, Familienvater und erfolgreicher Banker, wird 1978 in einer Zeitschrift für die Razzia vom Vél d’Hiv, die Massenverhaftung Pariser Juden im Jahre 1942, verantwortlich gemacht.  Mit seinen Zugeständnissen glaubte der damalige Polizei-Generalsekretär, durch die Deportation nichtfranzösischer Juden das Leben der französischen erkaufen zu können. Für Bousquet beginnt ein Spießrutenlauf: Drohungen, öffentliche Anfeindungen, das Ende seiner Bankkarriere und schließlich die Anklage 1991 setzen dem anscheinend uneinsichtigen von der Richtigkeit seiner Handlung überzeugten Bousquet schwer zu und belasten seine Familie.  Gleichzeitig setzt bei Bousquet eine innere Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ein, hervorgerufen durch mysteriöse Briefe von Deportierten und einer Unbekannten, die immer wieder auftaucht. Die fremde Dame behauptet, Bousquet zu kennen – seit 1942.

Di, 16. Aug · 13:15-14:00 · MDR
Wir Europäer! 6/6, Europa erfindet sich neu – 20. Jahrhundert

Acht Millionen Tote, über 16 Millionen Verwundete, traumatisierte Frauen und Kinder an der Heimatfront. 1918, am Ende des Ersten Weltkrieges, steht Europa unter Schock – und hat keine Zeit, sich davon zu erholen. Nur 20 Jahre später beginnt Nazi-Deutschland den Zweiten Weltkrieg. Die jüdische Publizistin und Gelehrte Hannah Arendt, geboren 1906 in Hannover, ist eine der Ersten, die frühzeitig bemerkt, dass das nationalsozialistische Regime in den Krieg führen wird und aktiv bekämpft werden muss. Sie steht damit im Gegensatz zu vielen gebildeten Deutschen, die sich mit dem Nationalsozialismus arrangieren wollen. In ihren Schriften kreist Arendt um ein Konzept von „Pluralität“ im politischen Raum. Demnach besteht in der Politik zwischen Menschen eine potenzielle Freiheit und Gleichheit, die verlangt, regelmäßig die Perspektive des anderen einzunehmen. Diese Idee wird erst nach dem Zweiten Weltkrieg als wertvoll erkannt und aufgegriffen, um die erneute Annäherung der europäischen Nationen zu befördern. Aber nicht nur zwischen, auch innerhalb der Nationen wird gekämpft. So tobt von 1936-1939 der Spanische Bürgerkrieg. Einer seiner Protagonisten ist Dolores Ibárruri Gómez, geboren 1895 und „La Pasionaria“ genannt. Die kämpferische Frau aus einfachen Verhältnissen wird eine der wichtigsten Sprecherinnen der Kommunistischen Partei Spaniens . Sie ist eine begnadete, mitreißende Rednerin. Ibárruri gilt als überzeugte Stalinistin, gleichzeitig setzt sie sich leidenschaftlich für die Verbesserung der Frauenrechte ein. Sie wird von den spanischen Behörden verfolgt und mehrmals verhaftet. Von ihr stammt der vielzitierte Satz: „Lieber stehend sterben, als auf Knien leben“. Durch die Weltkriege haben die Mächte Europas ihre Weltgeltung verspielt. Die USA übernehmen den Schauplatz. Durch ihre Hilfe ermöglichen sie Europa den Wiederaufstieg, in politischer wie wirtschaftlicher Hinsicht. Jean Monnet, geboren 1888 in Cognac, gilt als einer der Gründerväter der Europäischen Gemeinschaft und wird als „Vater Europas“ bezeichnet. Vor seiner politischen Karriere in Frankreich vollzog er eine beeindruckend, internationale Wirtschaftskarriere. Er treibt den Zusammenschluss der westeuropäischen Schwerindustrie voran und avanciert zu einem der einflussreichsten Wirtschaftslenker Europas. In den 90er-Jahren überwinden weitgehend friedliche Revolutionen die Diktaturen des Kommunismus hinter dem Eisernen Vorhang. So steht in der Tschechoslowakei die „Samtene Revolution“ für den politischen Systemwechsel vom autoritären Sozialismus zu einem demokratischen System. Maßgeblich daran beteiligt ist Václav Havel, geboren 1936 in Prag. 1989 wird er Präsident der Tschechoslowakei. Unter anderem durch sein Wirken vollzieht sich der weitgehend gewaltfreie Wechsel innerhalb weniger Wochen. 1998 wird Havel der Westfälische Friedenspreis und 2004 die Freiheitsmedaille („The Presidential Medal of Freedom“) verliehen, die höchste zivile Auszeichnung der USA. Europa besteht nun aus vielen neuen Nationen auf der Basis demokratischerer Verfassungen. Es hat sich auf typisch europäische Errungenschaften besonnen, die im Verlauf gemeinsamer Geschichte entstanden sind. Am Ende des 20. Jahrhunderts scheint der alte Kontinent wie Phönix aus der Asche wieder auferstanden zu sein. Die sechste und letzte Folge der Reihe resümiert, was bis zum 20. Jahrhundert aus den europäischen Errungenschaften der vorangegangenen Epochen geworden ist. Wie steht es um den Individualismus? Haben Mündigkeit und freier Geist ihre Bedeutung zurückerlangen können? Was wird aus dem Kapitalismus, dessen Gegenbewegung Kommunismus aus Europa verschwunden ist? Was ist aus den Ideen von Frieden und Freiheit geworden? Und was hat sich aus der Idee von Nation und Volkssouveränität entwickelt?

Di, 16. Aug · 23:00-00:20 · Das Erste (ARD)
Robert Bosch – Vermächtnis eines Großindustriellen

Die Bosch-Zündkerze machte den Anfang, sie revolutionierte die Autoindustrie. Der Schwabe Robert Bosch gilt als großer technischer Pionier, der mit den Erfindungen seiner Konstrukteure die Motorisierung der Menschheit vorangetrieben hat. Und als früher Globalisierer – bereits vor dem ersten Weltkrieg war das Unternehmen in 33 Ländern vertreten. Dabei ließ sich Robert Bosch, anders als die Quandts, die Flicks oder die Krupps, nicht ausschließlich von wirtschaftlichen Interessen leiten. Als Arbeitgeber folgte er zeitweise sogar sozialistischen Idealen, führte schon kurz nach 1900 die Betriebsrente, den Acht-Stunden-Tag und eine klare Urlaubsregelung ein. Er war überzeugter Ökologe, Homöopath und nicht zuletzt Atheist, Freigeist und Pazifist. Bosch galt als Querkopf, der sich grundsätzlich nur auf sein eigenes Denken verließ. Dabei geriet er immer wieder in schwere Konflikte, rieb sich auf zwischen Geschäft und sozialen Idealen, zwischen Welterfolg und Familiendramen, zwischen Rüstungsbeteiligung und politischem Widerstand. Als seine Zündkerzen im Ersten Weltkrieg eingesetzt werden, wird Bosch herzkrank. Doch auch im Zweiten Weltkrieg sind es maßgeblich Bosch-Produkte, die das Funktionieren fast jeden Panzers und nahezu jeden Bombenflugzeugs möglich machen. Nach außen hin muss der Großindustrielle mit den Nazis paktieren. Doch während bei Berlin die Tarnfabrik Dreilinden aufgebaut wird, in der ab 1943 auch Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge Flugmotorenteile für Bosch produzieren, unterstützt der alte Robert Bosch aktiv den Widerstand gegen Hitler, rettet Juden und beschäftigt heimlich Verfolgte des Naziregimes. Das Kriegsende und die totale Zerstörung seiner Fabriken in Stuttgart Feuerbach erlebt Bosch nicht mehr: Mit 82 stirbt der große alte Mann – an einer Ohrentzündung. Die Ironie des Schicksals will es, dass die Nazis den toten Industrieboss mit einem riesigen Staatsbegräbnis wagnerianischen Stils doch noch vereinnahmen. Im September 2011 wäre Robert Bosch 150 Jahre alt geworden. Der Dokumentarfilm begibt sich auf seine Spuren – mithilfe vieler historischer Fotos und Filmaufnahmen, Neudrehs an Originalschauplätzen, Interviews und Ortsbegehungen mit Mitgliedern der Familie. Nahezu alle Bosch-Familienmitglieder haben sich intensiv mit der Figur und dem Erbe des Firmengründers auseinandergesetzt und auf sehr unterschiedlichen Wegen Zugang zu dem alten Querdenker gefunden. Und es geht auch nach China, wo der Konzern heute 60 Prozent seines Umsatzes in der explodierenden Automobilbranche macht.

Do, 18. Aug · 00:35-02:15 · Das Erste (ARD)
Die Brücke

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs erhält eine Gruppe unbedarfter Oberschüler den militärisch sinnlosen Auftrag, eine Brücke in ihrem Heimatort zu verteidigen. Von der Nazi-Ideologie verblendet, halten die Jungs den Krieg für ein Abenteuerspiel – bis einer von ihnen von einem Tiefflieger niedergemäht wird. Getrieben von Rache und wahnwitzigem Patriotismus, stellen die Kindersoldaten sich einem übermächtigen US-Panzerverband entgegen. Nur einer von ihnen überlebt das sinnlose Gemetzel. Nach dem autobiographischen Roman von Manfred Gregor schuf Bernhard Wicki einen der bedeutendsten deutschen Antikriegsfilme. „Die Brücke“ erhielt 1959 eine Oscar-Nominierung für den Besten Fremdsprachigen Film. In dem erschütternden Drama spielten u. a. Cordula Trantow, Günter Pfitzmann und der junge Fritz Wepper, der am 17. August seinen 70. Geburtstag feiert.

Do, 18. Aug · 05:20-05:50 · HR
Die Juden – Geschichte eines Volkes, 3/6, Halbmond und Kreuz – Horizonte

Im frühen Mittelalter dringt der Islam auch in den Süden Europas vor. Die Juden auf der Iberischen Halbinsel arrangieren sich mit den neuen Machthabern, das Zusammentreffen beeinflusst sie nachhaltig. Doch die Zeiten sind nicht immer friedlich. Es kommt zu Übergriffen auf die jüdische Bevölkerung. Als die Christen das Land von den Muslimen zurückerobern, werden sie zunächst von den Juden als Befreier begrüßt. Doch die christlichen Könige Ferdinand und Isabella führen die Inquisition in Spanien ein. 1492 verlassen Hunderttausende Juden ihr Heimatland. Auf der Suche nach einer neuen Bleibe ziehen sie durch ganz Europa. Aufgrund ihrer Kenntnisse mehrerer Sprachen und Kulturen sind sie auch in ihrer christlichen Umgebung gefragt. Für einige wird die islamische Metropole Konstantinopel, das heutige Istanbul, zum sicheren Hafen. Hier können sie endlich wieder ihren jüdischen Glauben leben.

Fr, 19. Aug · 11:45-12:00 · BR-alpha
Reports in English: Jewish Communities in England – Schulfernsehen

Ob das Alltagsleben Jugendlicher oder das „typisch Britische“, das auch Touristen in Großbritannien erleben können, – in der Sendereihe werden landeskundliche Aspekte, die sich nicht nur für das Fach Englisch eignen, präsentiert. Die wirtschaftliche Entwicklung Großbritanniens wurde stark durch Wellen jüdischer Einwanderung beeinflusst. Flüchtlinge mit sehr unterschiedlichem sozio-ökonomischem Hintergrund suchten in Großbritannien im 19. Jahrhundert Schutz vor den Pogromen in Osteuropa; später kamen jene, die aus Nazi-Deutschland flohen. Die Mehrheit der nicht-jüdischen Gesellschaft ignorierte überwiegend diese Vielfalt der Einwanderer-Gemeinschaft. Viele der Einwanderer wurden schnell in Politik, Erziehung, Recht, Wirtschaft und in den Medien bedeutend. Heute leben über drei Viertel der 333.000 Briten jüdischen Glaubens im Großraum London.

Fr, 19. Aug · 12:00-12:25 · 3sat
Gott hab‘ ihn selig

Am 9. August 1943 wurde der oberösterreichische Landwirt Franz Jägerstätter im Zuchthaus Brandenburg an der Havel hingerichtet. Der Mann aus St. Radegund ging sehenden Auges in den Tod: Bis zuletzt weigerte er sich, für Adolf Hitlers Unrechtsregime zu kämpfen. Nach langer und eingehender Prüfung wurde Jägerstätter am 26. Oktober 2007 selig gesprochen. Die Menschen in seiner Heimat reagierten darauf mit gemischten Gefühlen. In dem Film „Gott hab‘ ihn selig“ kommen unter anderen Franz Jägerstätters Tochter Maria, Pater Peter Gumpel, „Untersuchungsrichter“ im Jägerstätter-Seligsprechungsprozess, sowie ein St. Radegunder ehemaliger Wehrmachtssoldat zu Wort.

Sa, 20. Aug · 14:15-14:30 · PHOENIX
Akko

Hafen zum Paradies, Israel

Sa, 20. Aug · 14:30-15:00 · PHOENIX
Freude ist schwere Arbeit

Orthodoxe Lebenskünstler in Israel

Sa, 20. Aug · 16:00-16:55 · arte
Stolperstein

Mitten im grauen Asphalt blitzt ein Messingstein auf. Ein solcher „Stolperstein“ ist Teil des größten, dezentralen Denkmals der Welt. Die Dokumentation begleitet Gunter Dennings, der ausgelöschte Biografien zurück in den Alltag bringen will.  Sein Projekt „Stolperstein“ wird von Neonazis bekämpft und ist mancherorts sogar verboten. Doch hinter jedem „Stolperstein“ stehen engagierte Helfer und private Spender. Gunter Demnigs Weg führt zu Menschen, bei denen diese Minidenkmäler auf ganz unterschiedliche Weise einen Nerv treffen: Zwei Sinti-Angehörige in Österreich sehen darin einen Grabsteinersatz für ihren Großvater, während in Hamburg drei Frauen mühevoll „Stolpersteine“ aus Messing polieren, um auf diese Weise das schwierige Erbe ihrer SS-Väter zu verarbeiten. Ein Mann in England kämpft um Stolpersteine vor dem Haus seiner ermordeten Eltern in München. Eine junge Frau in Ungarn will durch das Kunstprojekt ihre Landsleute zum Reden über eine verdrängte Vergangenheit bringen. Viele Menschen sehen in Gunter Demnigs kleinen Messingplatten eine Möglichkeit, der schmerzvollen Geschichte zu begegnen. Der Künstler will weiterhin jeden Stein in mühsamer Handarbeit selbst fertigen und verlegen, weil er davon überzeugt ist, dass nur so ein individuelles Schicksal nach Hause gebracht werden kann.

Sa, 20. Aug · 16:30-17:00 · HR
Die Juden – Geschichte eines Volkes, 4/6, Tod oder Taufe

Die Geschichte der Juden in Europa steht vor allem im Mittelalter in enger Verbindung zum Christentum. In vielen Ländern leben die Glaubensrichtungen zunächst in friedlicher Koexistenz. Doch Vorurteile und Misstrauen gewinnen die Oberhand. Aufgrund ihrer überregionalen Kontakte spielen die Juden eine bedeutende Rolle für den Aufbau von Handelsbeziehungen und den Wissenstransfer im mittelalterlichen Europa. Doch während der Kreuzzüge richtet sich der Hass vieler Christen gegen alle Andersgläubigen. In den nächsten Jahrhunderten werden Tausende Juden vertrieben oder ermordet. 400 jüdische Gemeinden werden durch die Verfolgungen zerstört. Ein Konstanzer Domherr jener Zeit schreibt: „Ich vermute, dass Volk und Samen Abrahams eher jenseits des Meeres als hierzulande weiterleben. Und deshalb schließe ich das Kapitel über die Juden.“ Die deutschen Juden, die Aschkenasim, müssen sich wieder eine neue Heimat suchen.

So, 21. Aug · 05:10-06:05 · arte
Nicht ganz koscher – Über die Widrigkeiten und Weisheiten des jüdischen Lebens

Unzählige Dinge und Handlungsweisen des jüdischen Alltags – sei es Ernährung, Kleiderordnung oder Hygiene – werden von einer Flut von Regeln bestimmt. 613 religiöse Gebote und Verbote gibt es. Wie lebt man also richtig „koscher“? Wie orientiert man sich an dieser verwirrend hohen Anzahl von Vorschriften und ihren vielen Ausnahmen? Dabei bedeutet „koscher“ aus dem Hebräischen übersetzt in etwa „als richtig geprüft“ oder „bestätigt“. Der jüdische Mensch unterzieht sich permanent dieser „Qualitätsprüfung“. Filmemacherin Ruth Olshan hat selbst jüdische Wurzeln, wuchs aber nicht mit der jüdischen Kultur auf. So hat sie sich auf die Suche nach ihrer eigenen jüdischen Identität gemacht und geht gleichzeitig humorvoll der Frage nach, was koscheres Leben eigentlich ist. Dabei taucht Ruth Olshan tief ein in den facettenreichen jüdischen Alltag. Liberale und orthodoxe jüdische Familien und Rabbiner weihen sie in die Geheimnisse der koscheren Küche ein, erklären den Außenstehenden kurios erscheinenden Umgang mit Hygiene, Bekleidung und anderen Dingen des Alltags. Auch die Sexualität sparen sie dabei nicht aus. Die Filmemacherin erfährt und erlebt Überraschendes, Erstaunliches, Erheiterndes und vie

So, 21. Aug · 10:30-11:00 · SWR
Hutmacher mit Chuzpe

Yitzchak Ferster ist ein Unikum – das, was die Israelis einen „Typus“ nennen. Er ist der Hutmacher von Jerusalem, dessen Koffer immer gepackt ist. Nie weiß er, ob er morgen in Jerusalem, Budapest oder New York sein wird. In einem Alter, in dem andere bereits heftig auf die Pension schielen, kocht er den nächsten Deal mit Porto oder Shanghai aus. „Altern“ ist für den 64-Jährigen ein Fremdwort. Und „Rente“ erst recht. Die Firma „Ferster Hats“ sitzt im Herzen von Mea Shearim, dem ultraorthodoxen Viertel von Jerusalem. Mit seinen schwarz gekleideten und im wahrsten Sinn des Wortes gut behüteten Juden und seinen kleinen, engen Gassen sieht Mea Sheraim mehr wie ein polnisches Shtetl vor 100 Jahren aus als wie ein Großstadtviertel. Dabei ist Yitzchak Ferster alles andere als ein Mann von gestern. Der stets gut gelaunte Mann mit dem weißen Rauschebart hat sich ein wahres Hut-Imperium aufgebaut. Produzieren lässt er in Budapest, die Felle für die Hüte kauft er in Porto, Geschäfte hat er in Jerusalem, Tel Aviv, Antwerpen, New York und New Jersey. Ursprünglich trug seine Familie den Namen Förster. Vor dem Holocaust lebte sie in Wiesbaden, eine ganze Dynastie von jüdischen Hutmachern. Über Osteuropa gelangte sie nach Jerusalem, von wo aus Yitzchak Ferster seitdem die Welt der ultraorthodoxen Juden mit Hüten ausrüstet. Ferster ist immer gut für eine Schlagzeile, er besitzt, wie man auf Jiddisch sagen würde, eine Überdosis Chuzpe. So hat er im letzten Jahr mit einem Gerichtsverfahren gegen den italienischen Huthersteller Borsalino Schlagzeilen gemacht. Fersters Topmodell heißt „Brandolino“ und seit Borsalino in Jerusalem eine Filiale aufgemacht hat, liegen sich die beiden Hutmacher in den Haaren. Dass er den Namen seines Topmodells Brandolino von Borsalino gestohlen hätte, lässt er nicht gelten: „Sie könnten auch sagen, ‚Borsalino‘ erinnert an ‚Brandolino'“, sagt er. „Und überhaupt: Es gibt unendlich viele solcher Namen. Klingen alle gleich. Alle kommen aus der italienischen Hutbranche. Alfonsino, Salantino, und … wie heisst er noch? Albertino.“ Autor Uri Schneider liefert eine Reportage mit Humor und Tempo, ein Road-Movie über einen ultraorthodoxen Juden aus Jerusalem, der mit seinen 64 Jahren mehr Temperament und Lebensfreude besitzt als so mancher 20-Jährige. Einmal ganz abgesehen davon, dass auch kaum eine bessere Quelle für Anekdoten und Legenden aus dem Judentum denkbar ist als dieser „Hutmacher mit Chuzpe“.

So, 21. Aug · 19:30-20:15 · ZDF
Der Heilige Krieg (2) Kreuzzug nach Jerusalem

Der Begriff „Kreuzzug“ hat in der islamischen Welt einen ähnlich negativen Klang wie das Wort „Dschihad“ in der westlichen. Er wurde zum Synonym „Heiliger Kriege“ der Christenheit. 400 Jahre nach der muslimischen Expansion in der Nachfolge Mohammeds holte Europa zum Gegenschlag aus. „Gott will es“, lautete die Losung der Kreuzfahrer, die sich in Westeuropa sammelten. Die Befreiung des „Heiligen Landes“ aus muslimischer Hand galt als Weg zum Erlass von Sündenstrafen. Doch die Motive der Kreuzzüge waren vielschichtig. Es ging nicht nur um das Seelenheil und „Bruderhilfe“ für bedrohte Christen im Nahen Osten, sondern auch um die Macht der Kirche und neue Herrschaftsgebiete. Am Ende der ersten – vom Papst persönlich – sakralisierten Heerfahrt stand die Eroberung Jerusalems 1099. Bei der Erstürmung der Stadt richteten christliche Ritter ein Massaker an, das unvergessen blieb. In einer Rückbesinnung auf den „Dschihad“ der ersten Nachfolger Mohammeds bündelten muslimische Herrscher nach und nach ihre Kräfte, um die verlorenen Territorien wieder zurückzugewinnen. Das hinderte beide Seiten nicht daran, auch Allianzen einzugehen. Manche Europäer empfanden sogar Bewunderung für die islamische Zivilisation. Zur legendären Figur wurde Sultan Saladin, der zum „Dschihad“ gegen die Franken aufrufen ließ und Jerusalem 1187 für die Muslime zurückeroberte. Anders als die christlichen Ritter verschonte er dabei die Zivilbevölkerung. Auch der römisch-deutsche Kaiser Friedrich II. suchte die Verständigung. Der Staufer erwirkte 1229 ohne einen Schwerthieb die Rückgabe Jerusalems an die Christen durch geschicktes Verhandeln. Die Muslime durften ihre heiligen Stätten weiter ungehindert besuchen, ein historisch einmaliger Vorgang in den Beziehungen zwischen Orient und Okzident. Die Bilanz der Kreuzzüge ins „Heilige Land“ ist düster. Insgesamt starben hunderttausende Kreuzfahrer, aber auch eine große Zahl islamischer Krieger sowie Zivilisten – Christen, Juden und Muslime. Die Ereignisse sollten das Verhältnis der Religionen auf lange Sicht beeinflussen. Der islamische Fundamentalismus der Gegenwart zieht eine direkte Linie von den Kreuzzügen über die Zeit des Kolonialismus bis hin zu den Golfkriegen und „Anti-Terror-Maßnahmen“ des Westens nach dem 11. September. Vor allem für radikale Muslime bleibt der Begriff „Kreuzzug“ die historische Chiffre für westliche Aggression, Unterwanderung und Besatzung und dient Al-Kaida als willkürliche Legitimation für den „Dschihad“ im Zeichen des Terrors.

So, 21. Aug · 20:15-22:00 · 3sat
Joe and Max – Rivalen im Ring

Am 19. Juni 1936 steigt der deutsche Box-Europameister Max Schmeling gegen den Afroamerikaner Joe Louis in den Ring. Das amerikanische Publikum gibt keinen Pfifferling auf das „importierte Fallobst“ aus Deutschland, denn der „braune Bomber“ Louis hat bislang keinen einzigen Kampf verloren. Obwohl Schmeling neun Jahre älter ist als sein Kontrahent, gelingt dem Deutschen das Unmögliche: Er steckt die Schläge des hart kämpfenden Louis weg und schickt ihn in der zwölften Runde sogar auf die Bretter. Eine Sensation. Ganz Amerika ist geschockt, und Louis stürzt nach der bitteren Niederlage in eine tiefe Krise. In Deutschland wird der smarte Max Schmeling unterdessen als strahlender Held gefeiert. Die NS-Führung stilisiert Schmelings sportlichen Erfolg zum propagandawirksamen Sinnbild „arischer Überlegenheit“ über „den Neger“ hoch. Man legt Schmeling nahe, sich von der tschechischen Filmdiva Anny Ondra scheiden zu lassen und sich von seinem jüdischen Boxpromoter Joe Jacobs zu trennen. Schmeling widersetzt sich und versteckt sogar während der Reichspogromnacht den befreundeten jüdischen Schneider David Lewin vor den Nazi-Schergen. Als es 1938 in New York zum Rückkampf kommt, ist Joe Louis inzwischen Weltmeister im Schwergewicht, und der „deutsche Übermensch“ gilt in den Augen der Amerikaner als Stellvertreter Hitlers. Diesmal schlägt Louis den Deutschen schon nach 124 Sekunden k.o. Während die jubelnden Amerikaner den symbolischen Sieg über den „Nazi“ feiern, besucht Louis seinen übel zugerichteten Gegner im Krankenhaus. Die beiden Ausnahmeboxer werden Freunde fürs Leben. Mit „Joe and Max – Rivalen im Ring“ inszenierte Steve James („Flüchtiger Ruhm“) einen spannenden und anrührenden Film über die politisch-ideologischen Hintergründe eines der bekanntesten Boxduelle der Sportgeschichte. Schmeling-Darsteller Til Schweiger bereitete sich durch intensives Boxtraining auf seine Rolle vor. Sein Gegner wird von Leonard Roberts gespielt, und „Shaft“-Darsteller Richard Roundtree verkörpert Louis‘ Trainer Jack.

Mo, 22. Aug · 01:15-01:45 · HR
Entweder Broder – Die Deutschland-Safari! 2/5, Von Allah bis Osama

Henryk M. Broder und Hamed Abdel-Samad besuchen in dieser Folge das Denkmal für die ermordeten Juden in Europa und eine Moschee in Duisburg und treffen einen sehr freundlichen Friseur.  „Der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert“, sagt Henryk. In Berlin geht er der Gutmenschen-Schickeria Deutschlands gehörig auf die Nerven. Die feiern das fünfjährige Bestehen des „Denkmals für die ermordeten Juden in Europa“ – und sich selbst gleich mit. Hamed ist Henryks Auftritt derart peinlich, dass er ihm strikt seine Gefolgschaft verweigert. Doch was ist eigentlich geschmackloser: Henryk als „wandelnde Stele“ oder Bemerkungen der Festredner, wie: „Es gibt Länder in Europa, die uns um dieses Denkmal beneiden“? Wie wichtig sind überhaupt Symbole, und wofür stehen sie tatsächlich? „Bei uns baut man keine Denkmäler, bei uns baut man Paläste“, meint Hamed ungerührt und zeigt Henryk in Duisburg eine Moschee, die fast so prunkvoll ist wie ein osmanischer Palast. Kein Wunder – schließlich wurde der Prachtbau auch mit 3,2 Millionen Euro aus EU-Töpfen gefördert. Henryk und Hamed treffen auf rabiate Herren, die partout nicht mit ihnen sprechen wollen, dafür aber auf einen freundlichen Friseur, der zwar mit ihnen sprechen will, aber es nicht kann, weil er nur fließend türkisch spricht. In Bayern erleben die beiden das andere Extrem – „besser als Yom Kippur und Ramadan zusammen“, findet Henryk. Humor und Selbstironie sind der Schlüssel für erfolgreiche Integration, da sind sich beide einig. Aber darf Satire wirklich alles? Für Hamed eine sehr persönliche und schwierige Frage. Denn seiner Mutter in Ägypten ist beim Anblick der dänischen Mohammed-Karikaturen das Lachen vergangen. Kurt Westergaard, Zeichner derselben, dagegen nicht, und das, obwohl er am eigenen Leib erfahren hat, dass mit Islamisten nicht zu spaßen ist.

Mo, 22. Aug · 19:30-20:15 · BR-alpha
Deutsche Spuren in Böhmen

In drei Filmen werden Zeugnisse deutscher Vergangenheit in Tschechien und der Slowakei vorgestellt. Bedeutende Menschen haben die deutsche Geschichte über Jahrhunderte in diesen Regionen geprägt. Böhmen, über Jahrhunderte ein Kernland des „Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation“, blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Deutsche spielten dabei immer eine wichtige Rolle. Mannigfaltige politische, kulturelle und historische Verbindungen verliefen durch diese Mitte Europas. Nach den schrecklichen Ereignissen des Zweiten Weltkriegs und der anschließenden Flucht und Vertreibung wurden viele davon unterbrochen. In der Dokumentation werden deutsche Spuren in Böhmen gesucht und das Zusammenleben in der Gegenwart vorgestellt. Gezeigt wird das Benediktinerkloster Braunau / Broumov an der böhmisch-polnischen Grenze, das Jahrhunderte lang die Entwicklung eines ganzen Landstrichs prägte und nach 1945 geschlossen wurde und die Arbeit einer Kulturinitiative in Braunau, die junge Künstler aus verschiedenen Ländern zusammenbringt. In Reichenberg / Liberec steht der „Bau der Versöhnung“. Wo einst die von den Nazis niedergebrannte Synagoge von Reichenberg stand, ist heute eine moderne Bibliothek mit intergriertem jüdischem Gebetshaus. Deutscher Unternehmer- und Erfindungsgeist prägte Böhmen in der Vergangenheit. Ein Friedrich Egermann erfand das Rubinglas und verhalf damit der böhmischen Glasindustrie zu Weltruhm. Die Textilindustriellen prägten das wirtschaftliche Leben Reichenbergs über ein Jahrhundert. Ferdinand Porsche, der Erfinder des Volkswagens, ist in einem Vorort der Stadt geboren.

Di, 23. Aug · 19:30-20:15 · BR-alpha
Deutsche Spuren in Mähren

Tschechische, deutsche, österreichische Geschichte in Mähren hat sich immer vermischt. Die verschiedensten Volksgruppen haben die Jahrhunderte hindurch friedlich und zum gegenseitigen Nutzen dort zusammengelebt. Erst der Nationalismus des 20. Jahrhunderts, der im Zweiten Weltkrieg gipfelte und unendliches Leid brachte, hat diese Lebensgemeinschaft zerstört. Lebensläufe wie der von Dora Müller, deren Vater sudetendeutscher Sozialdemokrat in Brünn war und in den 30er Jahren vielen deutschen Emigranten half, sind typisch. Sie erinnert sich an ihre Begegnungen mit Oskar Maria Graf, an den Brünner Todesmarsch und an die Zeit, als die meisten Deutschen vertrieben waren. Der Film porträtiert aber auch die großen Geister, welche die deutsche Gemeinde in Brünn / Brno hervorbrachte: Gregor Johann Mendel, der Begründer der Gentechnik, war Abt des Augustinerklosters St. Thomas, Ernst Mach, der Entdecker der Schallgeschwindigkeit, war ein Nachbar. Der berühmte Mathematiker Kurt Gödel wurde nur ein paar Straßen weiter geboren. Aber auch in die Zukunft gerichtete Projekte werden vorgestellt: Die tschechisch-deutsche Jugendgruppe MIP restauriert alte jüdische und deutsche Friedhöfe im südmährischen Jiritce und arbeitet auf diese Weise Geschichte auf. Gleichzeitig lernen sich die Jugendlichen aus beiden Ländern kennen und verstehen.

Mi, 24. Aug · 01:50-03:20 · 3sat
Annas Heimkehr

Zehn Jahre nachdem Anna Schweighofer ihr Heimatdorf im Streit mit ihrer Familie verlassen hat, kehrt sie nun, mitten im Zweiten Weltkrieg, nach Drachselreuth zurück. In ihrer Begleitung ist Franziska, ein kleines Mädchen, das sie als ihr uneheliches Kind ausgibt. Standhaft verweigert Anna jede Auskunft über Franziskas Vater. Denn das Mädchen ist in Wahrheit die Tochter eines jüdischen Ehepaares, das Anna vor dem Zugriff der Gestapo bewahrt hat. In dem Film „Annas Heimkehr“ von Xaver Schwarzenberger stehen neben Veronica Ferres unter anderen auch Julia Krombach, Herbert Knaup, Julia Stemberger und Karl Markovics vor der Kamera.

Mi, 24. Aug · 03:20-04:50 · 3sat
Edelweiß

Vera und Erich Dorfmeister haben vom Nationalsozialismus profitiert. Die Zeiten haben sich zwar geändert, ihre Gesinnung aber ist geblieben. Besonders Tochter Isolde hat darunter gelitten, ihre Ehe mit dem Jazzer Paul Richter ging deshalb in die Brüche. Nun kehrt deren Tochter Anna in Begleitung von ihrem jüdischen Freund Sidney nach einem Auslandsjahr heim Eine „Bestandsaufnahme konkreter österreichischer Befindlichkeiten“ nennen Ulli und Xaver Schwarzenberger ihr Filmwerk „Edelweiß“. Der Film skizziert drei Generationen mit drei unterschiedlichen Einstellungen: die Unbelehrbaren, die Verdränger und die Ahnungslosen.

Mi, 24. Aug · 05:15-06:20 · 3sat
Unheilbar Wienerisch – Österreicher in Tel Aviv

Sie hätten gute Gründe, Wien für immer zu vergessen, und doch hängen sie mit Herz und Seele an ihrer Heimatstadt: Juden aus Wien, die seit ihrer Vertreibung in Israel leben. In einem Kellerlokal im Zentrum von Tel Aviv trifft sich Jitzhak Eres, der in Wien Kurt Reiss hieß, mit Jehuda – vormals Heinrich – Wechsler aus Graz, um sich an kniffligen Quizfragen zu messen. Lisbeth Rosenthal kann aus ihrer Zeit an der Wiener Haushaltungsschule noch den Erlkönig aufsagen. Ruth Sherman hat zu Hause ein eigenes Wiener Zimmer eingerichtet. Alice Schwarz gibt mit über 80 Jahren noch eine deutschsprachige Tageszeitung heraus. Die Reportage aus der Reihe „Am Schauplatz“ stellt Wiener im Exil vor.

Mi, 24. Aug · 20:15-21:55 · arte
Modus Operandi – Die belgische Shoah

1940 setzte sich in Belgien die antisemitische Maschinerie der Nazis in Bewegung. Beinahe 25.000 Juden wurden nach Auschwitz deportiert, fast die Hälfte der damaligen jüdischen Bevölkerung. Mitverantwortlich war auch die belgische Verwaltung. Es gibt zahlreiche Filme, die die Shoah als Gesamtphänomen mit ihren sechs Millionen Toten und den Konzentrationslagern behandeln. Weniger bekannt sind jedoch oft die konkreten Umstände, die in die Vernichtung führten. Genau dieser Frage geht der Dokumentarfilmer Hugues Lanneau nach. Er zeigt auf, wie nach dem Einmarsch der Deutschen vor den Augen der belgischen Bevölkerung eine Todesmaschinerie eingerichtet wurde, die in 26 Transporten fast 25.000 Menschen nach Auschwitz verschleppte. Sein Dokumentarfilm zeichnet die einzelnen Etappen der Judenverfolgung bis hin zur sogenannten „Endlösung“ nach. Es begann mit dem Ausschluss der Juden aus dem gesellschaftlichen Leben, es folgten diskriminierende Maßnahmen wie das Verbot, bestimmte Berufe auszuüben, die Erfassung im „Judenregister“, die Verpflichtung zum Tragen des Judensterns ab Juni 1942, die Aufforderung zur „Zwangsarbeit im Osten“ durch die von den Deutschen gegründete „Vereinigung der belgischen Juden“ (AJB, Association des juifs de Belgique), Razzien in Brüssel und Antwerpen und schließlich die Deportation nach Auschwitz. Dabei geht es auch um die Rolle der im Dienste der Nazis stehenden Zeitungen sowie um die Beteiligung der belgischen Verwaltungen und Beamten an Erfassung und Deportation der jüdischen Bevölkerung. In Belgien war besonders, dass damals die Fremdenpolizei Personalakten über alle auf belgischem Boden lebenden Ausländer anlegte, und dafür ein Foto von ihnen verlangte. Daher besitzt Belgien Bilder von allen ausländischen Juden, die im Land lebten und deportiert wurden. So kann man auch heute noch nachvollziehen, welche Menschen dieses Schicksal persönlich erlitten. Außerdem behandelt der Film auch die belgischen Widerstandsbewegungen, insbesondere das Wirken des „Ausschusses zur Verteidigung der Juden“ (Le Comité de Défense des Juifs).

Do, 25. Aug · 22:15-23:00 · ZDF
Die Schönen des Ostens: Odessa – Die Weltoffene

„Ich liebe Odessa – diese besondere Herzenswärme der Menschen, die gibt es nur hier“, schwärmt das 20-jährige Model Ludmila Bogorodowskaja. Ludmila ist geborene Odessitin – so nennen sich die Einheimischen selbst – doch auch Besucher werden schnell gefangengenommen von dieser Stadt am Schwarzen Meer, die mit ihrem Flair, ihrer Leichtigkeit und ihrer Vielfältigkeit so ganz anders ist als alle anderen Städte in der ehemaligen Sowjetunion. Bis 1991 – dem Jahr des Zusammenbruchs der Sowjetunion – blieb die Schönheit der Stadt hinter dem Eisernen Vorhang dem Westen verborgen. Die Stadt, die 1794 auf Geheiß der deutsch-russischen Zarin Katharina der Großen gegründet wurde, war für Deutsche allenfalls ein Geheimtipp und ein Urlaubs-Eldorado für gestresste Moskauer. 20 Jahre nach dem Zerfall des Sowjetimperiums und der Neugründung der Ukraine macht sich ZDF-Korrespondentin Cornelia Schiemenz auf, das neue Odessa zu entdecken. Mediterraner Charme, prunkvolle Fassaden und breite Boulevards laden zum Flanieren ein und beherbergen Menschen verschiedenster Herkunft, Sprache und Mentalität. Das Team des ZDF trifft einige von ihnen: den Russen Wladimir Artemenko, der seit 45 Jahren die riesigen Containerschiffe im Hafen von Odessa navigiert. Leonid Dusman, der seine Angehörigen im Holocaust verlor und heute mit seiner Firma Mebelman äußerst erfolgreich und stolz auf das neue jüdische Leben in Odessa ist. Die Deutsche Nicole Borisuk, die sich in der Aids-Hochburg seit Jahren um die Kranken und Vergessenen kümmert. Und es begleitet Ludmila, die genau in dem Jahr geboren wurde, als die Sowjetunion auseinanderbrach. Das Model, das so gerne die Nacht zum Tag macht in den angesagten Clubs der ukrainischen Partymetropole, träumt wie so viele andere ihrer Generation den Traum von einer internationalen Karriere. Doch ihr Herz – daran lässt sie keinen Zweifel – gehört der „Schönen des Ostens“ am Schwarzen Meer.

Fr, 26. Aug · 22:00-22:30 · 3sat
Grenz.welten – Eine israelische Kartographengeschichte

Der 92-jährige Moshe Brawer, Enkel eines Großrabbiners aus Wien, ist mit seinem kartographischen Institut in Tel Aviv im Besitz aller wesentlichen Land- und Wasserkarten des Nahen Ostens – entscheidende Trümpfe im endlosen arabisch-israelischen Kampf um Land, Grenzen und Siedlungen. Der immer noch agile Universitätsprofessor fungiert seit Jahrzehnten als Verbindungsmann zwischen der israelischen Regierung und palästinensischen Behörden und ist bis heute an allen Nahostverhandlungen beteiligt. 1945 war er als britischer Verbindungsoffizier in Wien und rettete den renommierten Hölzel Verlag. Er trat als Zeuge bei den Nürnberger Prozessen auf. Das lebenslange Ringen des Vaters um Frieden und Gerechtigkeit beflügelte auch dessen Kinder. Die drei Töchter und der Sohn engagierten sich in der „Peace Now“-Bewegung und waren dabei, als jüdisch-arabische Literaturzirkel entstanden. Die Enkelgeneration wiederum twittert fleißig in den arabischen Raum, wo die Volksrevolten 2011 von Ägypten bis ins Königreich Bahrain gerade alles verändern.

Fr, 26. Aug · 23:30-01:05 · Das Erste (ARD)
Der geköpfte Hahn

Die Geschichte spielt während des Zweiten Weltkriegs und endet mit dem 23. August 1944, das für Rumänien und für die Siebenbürger Sachsen schicksalhafte historische Datum: An diesem Tag löste sich das Königreich Rumänien angesichts der vorrückenden Roten Armee vom bislang verbündeten Nazi-Deutschland. Für die deutsche Volksgruppe der Siebenbürger Sachsen, von denen viele zuletzt in einen unseligen Pakt mit den Nationalsozialisten verstrickt waren, bedeutete das den Anfang vom Ende ihrer 800-jährigen und bis dahin so erfolgreichen Siedlungsgeschichte am Fuß der Karpaten. Erzählt wird dieses Ereignis anhand des zu diesem Zeitpunkt 16-jährigen Felix, seinem deutschnationalen Freund Hans Adolf, seiner jüdischen Freundin Gisela und der Gutsbesitzertochter Alfa Sigrid. Ihre Freundschaft, das Erwachsenwerden, die erotischen und ideologischen Irrungen und Wirrungen in dieser historischen Situation stehen im Mittelpunkt der dramatischen Ereignisse. Am 23. August 1944 erwartet Felix Goldschmidt in einer kleinen Stadt in Siebenbürgen, dem rumänischen Transsilvanien, seine Freunde und Klassenkameraden zum Exitus, einem Tanztee zum Schulabschluss. Doch die traditionelle Festlichkeit, zu der der Sohn wohlhabender Siebenbürger Sachsen eingeladen hat, wird einen weitaus schwerwiegenderen Abschied als den von der Schule markieren. Der Film schildert das bisher kaum dargestellte Schicksal der Siebenbürger Sachsen am Ende des Zweiten Weltkriegs. „Der geköpfte Hahn“ ist die Verfilmung des in Deutschland viel beachteten gleichnamigen Romans über die Geschichte der Siebenbürger Sachsen von Eginald Schlattner. Der Film ist eine internationale deutsch-rumänisch-österreichisch-ungarische Kinoproduktion in Koproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk.

Sa, 27. Aug · 08:45-09:15 · SWR
Orte des Erinnerns –  Das Berliner Olympiastadion

Schon 1913 entsteht auf Initiative von Kaiser Wilhelm II. am Westrand von Berlin-Charlottenburg das „Deutsche Stadion“ als Vorläufer des heutigen Olympiastadions.  In den 1930er Jahren lässt es Hitler abreißen und ordnet an dieser Stelle den Neubau einer riesigen Stadionanlage an. Am 1. August 1936 wird sie gemeinsam mit den XI. Olympischen Sommerspielen eröffnet – es ist die einzige vollständig realisierte und erhaltene Großanlage des „Dritten Reiches“. Nach dem Krieg nutzen die britischen Alliierten das Stadion als Hauptquartier und Paradeplatz und bis in die 1990er Jahre ist es immer wieder Schauplatz sportlicher Auseinandersetzung zwischen Ost und West, BRD und DDR. Aber 1990 wird hier symbolisch auch die Wiedervereinigung gefeiert, mit einem Spiel der beiden Traditionsvereine Hertha BSC (West) und 1. FC Union (Ost).  Die Sendung erzählt die Geschichte des Olympiastadions mit Hilfe von historischem Filmmaterial, eindrucksvollen Aufnahmen vom Stadion und Zeitzeugen. Mit ihren 92 Jahren extra zu den Dreharbeiten ins Stadion angereist: Elfriede Kaun, die bei den Olympischen Spielen 1936 Bronze im Hochsprung gewann. Aber auch Hertha-Fans, Sicherheitsbeamte, Hausmeister und die Architekten des letzten Umbaus kommen zu Wort. Sie alle beleben das Bild einer langen Stadiongeschichte: vom einstigen Deutschen Stadion des Kaisers bis hin zur „Event-Arena“ des 21. Jahrhunderts.

So, 28. Aug · 10:30-11:00 · SWR
Die Alten und der Rabbi

Am Schabbat möchte Anni Bober besonders gut aussehen. So lässt sich die 95-Jährige an jedem Freitagmorgen die Haare frisieren und es ist zur Gewohnheit geworden, dass dann Rabbi Andrew Steiman immer gern auf einen Schwatz vorbeischaut. Israel John Gutman beginnt diesen besonderen Tag der Woche mit seinem üblichen 90-minütigem Gymnastikprogramm. Er ist zwar schon über 92, hat sich aber geschworen, mindesten bis 93 will er es noch durchhalten. Der Dritte im Bunde ist Bert Silberman. Mit seinen 79 Jahren gehört er zu den jüngsten Bewohnern der Budge-Stiftung, einem jüdisch-christlichen Altenwohnheim im Osten von Frankfurt am Main. Den Höhepunkt jeder Woche ist für alle Heimbewohner der Schabbat, der an jedem Freitagabend bei Einbruch der Dunkelheit in der kleinen Synagoge begrüßt wird. Die jüdischen Senioren haben den Holocaust überlebt, einige in Konzentrationslagern; die meisten weil sie aus Deutschland fliehen konnten. Doch irgendwann sind sie alle nach Frankfurt zurückgekehrt. Nun, im letzten Abschnitt ihres Lebens, haben sie in diesem besonderem Seniorenstift ein neues Zuhause und in Rabbi Andrew Steiman einen guten Freund gefunden. Seit 8 Jahren arbeitet der Rabbi, gebürtiger Amerikaner, als Seelsorger in der Budge-Stiftung. Er betreut die jüdischen Senioren und auch wenn sie sich selbst nicht als besonders gläubig bezeichnen, so ist ein Leben ohne Schabbat für sie alle nicht denkbar. Der Film „Die Alten und der Rabbi“ begleitet die Bewohner der Budge-Stiftung über den Schabbat. Vom Friseurbesuch am Freitagmorgen bis zum Samstagabend erzählen sie ihre Geschichten – Geschichten ihres Lebens und Geschichten einer untergegangenen Kultur. Auch wenn das Alter sie verzagt werden lässt, so haben sie doch alle gelernt, sich an den Humor als letzten Wegbegleiter zu halten und es so immer wieder zu schaffen, dem Tod noch ein Mal ein Schnäppchen zu schlagen.

So, 28. Aug · 16:30-17:30 · BR-alpha
Fred Zinnemann – Der Mann, der „High Noon“ machte

Fred Zinnemann kam 1907 in Wien als Sohn jüdischer Eltern zur Welt. In seiner Jugend in Wien war er eng mit dem späteren Hollywood-Regisseur Billy Wilder befreundet, mit dem er ein Leben lang Kontakt hielt. Er studierte zunächst Rechtswissenschaften, ehe er 1927 in Paris eine Kameraausbildung begann. 1929 ging er in die USA und arbeitete dort als Regieassistent und Kurzfilmregisseur. 1936 wurde er amerikanischer Staatsbürger. Für seinen Kurzfilm „That mothers might live“ erhielt er seinen ersten Oscar. Weitere Oscars erhielt er 1953 für „Verdammt in alle Ewigkeit“ und 1966 für „Ein Mann zu jeder Jahreszeit“ als bester Regisseur und Produzent. Zinnemann starb 1997 in London an einem Herzanfall.

Mo, 29. Aug · 01:50-02:55 · MDR
Der Fall Gleiwitz

SS-Hauptsturmführer und Gestapomann Naujocks wartet in aller Ruhe die kommenden Ereignisse ab, die er in die Wege geleitet hat. Am 1. September 1939 wird ein namenloser KZ-Häftling das tote Beweisstück der „polnischen Provokation“. 31. August 1939. Aus einer SS-Schule fahren sechs ehemalige Volksdeutsche aus Polen nach Gleiwitz, um einen Mann namens Helmut Naujocks zu treffen. Am gleichen Tag in Berlin, um 12:40 Uhr, erlässt Adolf Hitler die Weisung Nr. 1: Der Angriff gegen Polen ist nach den für den „Fall Weiß“ getroffenen Vorbereitungen durchzuführen. Angriffstag: 1. September 1939, Angriffszeit: 4:45 Uhr. In seiner Gleiwitzer Villa beschließt, ebenfalls um die Mittagszeit des gleichen Tages, SS-Hauptsturmführer und Gestapomann Naujocks, ins Kino zu gehen. Durch SS-Führer Müller weiß er um die Ereignisse der nächsten Stunden. Es beunruhigt ihn überhaupt nicht. Beunruhigt dagegen ist der namenlose KZ-Häftling, der gerade seine Suppe löffelt. Er weiß, es ist seine Henkersmahlzeit. Danach wird er an das Kommando „Birke“ überstellt und am 1. September 1939 das tote „Beweisstück“ der „polnischen Provokation“ sein. 1. September 1939, 4:45 Uhr: Polnische Soldaten, deutsche SS in polnischen Uniformen, stürmen den Sender Gleiwitz. Für die deutsche Wehrmacht Anlass, die Grenze nach Polen zu überschreiten. Es ist der Beginn des Zweiten Weltkrieges.