Fawzi al Kutub: Die finsterste Figur der deutsch-jüdisch-israelisch-palästinensischen Geschichte

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Der palästinensische Bombenbauer Fausi Kutub, auch Fawzi al-Kutub, hat wie kein anderer in seiner Biografie den Konflikt zwischen Juden, Nazis, Arabern, Palästinensern, Deutschen und Israelis, den Holocaust, Judenmorde und Terror vereint…

von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 1. August 2011

Eine Suche nach Kutub im Internet und Büchern ergab nur unvollständige Ergebnisse. Doch was bekannt ist, übersteigt jede Fantasie.

Wann und wo er geboren ist, war nicht zu ermitteln. Der amerikanische Historiker J. Bowyer Bell beschreibt Kutub als einen “höchst unwahrscheinlichen Araber“. Er sei groß, blond und grünäugig gewesen. Kutub beteiligte sich aktiv an der arabischen Revolte (1936-1939) und war ein führender „Kämpfer“ an der Seite des Jerusalemer Mufti Hadsch Amin el Husseini. „Er spezialisierte sich auf das Werfen von Granaten in Jüdische Viertel (56 Mal, nach eigenen Angaben), war im Exil in Syrien und ging mit dem Mufti in den Irak.“ Auf der Homepage „spectacle.org“ heißt es: „Ab 1921 wurden die palästinensischen Araber vom Großmufti von Jerusalem  Hadsch Amin al-Husseini angeführt, einem rabiaten Antisemiten, der einen Holocaust (an den Juden) plante, wie aus Protokollen seiner Treffen mit Hitler in Berlin hervorgeht. Viele kennen die Verbrechen jüdischer Terroristen (etwa die Sprengung des King David Hotels), aber kaum jemand hat je von Fawzi al-Kutub gehört, einem Veteranen unter den Killern der Jahre 1936 bis 1939 und Erzterrorist des Mufti 1948.“ Verfolgt von den Briten wegen ihrer Mitverantwortung für die Revolte und der Ermordung eines britischen Offiziers mussten Kutub und der Mufti 1937 nach Beirut und 1939 nach Irak fliehen. In Palästina hatten sie zuvor Adolf Eichmann getroffen und wurden offenbar von den Nazis bezahlt. Am 1. April 1941 putschte mit deutscher Hilfe und Zustimmung Raschid Ali in Bagdad gegen König Faisal II, angeblich auf Initiative des Mufti, II. Doch die Briten schlugen zurück und so musste der Mufti, zusammen mit Kutub erneut fliehen, diesmal nach Berlin.

Am 21. September 1941 wird das „Islamische Zentralinstitut“ in Berlin eingerichtet und im Januar 1942 vom Großmufti Husseini übernommen. Am 28. November 1941 trifft der Großmufti Adolf Hitler in Berlin. Hitler verspricht ihm einen Aufruf zum „Dschihad“, sobald deutsche Truppen den Kaukasus erobert haben.

Der Soziologe Karl Selent aus Duisburg schreibt dazu: “Tötet die Juden, wo immer ihr sie findet”, forderte der Mufti von Jerusalem, in einer Radioansprache für den Berliner Rundfunk am 1. März 1944, “denn das ist im Sinne Gottes, der Geschichte und der Religion”. Der Mufti war sich “schon zu einem frühen Zeitpunkt bewusst, dass die Juden Europas systematisch ermordet werden sollten. Er versuchte, die Achsenmächte zu überreden, ihr Vernichtungsprogramm auszudehnen und die Juden Palästinas, des Nahen Ostens und Nordafrikas einzuschließen. Als Teil des allgemeinen Kampfes gegen das ‘Weltjudentum’ schlug Husseini mehrfach vor, die Luftwaffe sollte Tel Aviv bombardieren”. … Legationsrat Melchers, ein Zeuge des Nürnberger Prozesses, beschrieb den Mufti als einen “Feind der Juden”, der “keinen Hehl daraus machte, dass er sie am liebsten alle umgebracht sähe”. Über die islamischen Hilfstruppen der Wehrmacht an der Ostfront sowie über die bosnisch-muslimische SS-Division “Handjar”, für die er “in Rekordzeit” rund 20.000 Mann rekrutierte, war der Mufti direkt an der Verfolgung der Juden beteiligt. “Husseinis Männer nahmen an Trainingskursen der SS teil und besuchten das Konzentrationslager Sachsenhausen”. Seine Soldaten “schlossen sich freiwillig der Jagd auf Juden in Kroatien an”. Dass Hadsch Amin al-Husseini nach dem Zweiten Weltkrieg nicht als Kriegsverbrecher angeklagt wurde, verdankte er der Furcht der Alliierten, es sich mit den arabischen Ölstaaten verderben zu können. Die Franzosen ließen den Mufti aus seinem komfortablen Hausarrest nach Ägypten entkommen.

Husseinis Mitkämpfer Fausi al Kutub wird zu einem Terroristen-Training der SS in die besetzten Niederlande geschickt. Angeblich erlernt er dort den Umgang mit Sprengstoff. Gemäß einer anderen Quelle erhält er ein Training in „Kommando-Unternehmen“. In einem Forum der Homepage „Feldgrau“ heißt es, dass neben Kutub auch Scheich Hassan Salameh an dem Kurs teilnahm.

Die Deutschen, ob Wehrmacht oder SS, fordern von Kutub, an der Ostfront für Deutschland zu kämpfen. Kutub weigert sich, mit dem Argument, dass das nicht sein Krieg sei. Daraufhin wird der palästinensische SS-Mann in ein „jüdisches Konzentrationslager“ bei Breslau geschickt. Gemäß einer anderen Quelle soll ihm der Mufti befohlen haben, an einem geheimen Kommandounternahmen in Palästina teilzunehmen. Kutub weigerte sich. Daraufhin habe ihn die Gestapo verhaftet und ins KZ geschickt.

Der andere Teilnehmer an den SS-Kursen in Holland, Scheich Hassan Salameh, habe zugestimmt, das Kommandounternehmen in Palästina durchzuführen, wurde aber von den Briten entdeckt und verhaftet. Salameh fiel bei Jaffo im arabisch-israelischen Krieg von 1948.

Salameh wäre hier keine Erwähnung wert, wenn es sich nicht um den Vater von jenem Hassan Salameh gehandelt hätte, der Gründer des Schwarzen September und der Leibwache Jassir Arafats „Force 17“ war. Der in Deutschland aufgewachsene Salameh-Sohn  befehligte das Attentat auf die israelischen Athleten bei den olympischen Spielen in München 1972. Jahrelang jagte ihn der israelische Mossad. 1979 tötete ihn eine israelische Autobombe in Beirut, angeblich gezündet von einer britischen Mossad-Agentin.

Wie lange Kutub im KZ weilte und wo genau, geht aus den Quellen nicht hervor. Dem Mufti gelang es angeblich dank seiner Kontakte zu Himmler, Kutub wieder aus dem KZ herauszuholen. Bis zum Kriegsende arbeitete Kutub dann für die arabische Abteilung der Nazi-Propaganda.  Nach dem Krieg ließ sich Kutub auf einem Flüchtlingsschiff mit 1500 Holocaustüberlebenden in Frankreich einschiffen, um nach Palästina zurückzukehren. Als ehemaliger KZ-Häftling konnte er sich als „Nazi-Opfer“ ausgeben.

Der Rest der Geschichte ist weitgehend bekannt. Kutub hat nicht nur das Gebäude der Jewish Agency in Jerusalem am 11. März 1948 gesprengt, sondern auch den Sprengstoff für die schweren Anschläge auf das Gebäude der Jerusalem Post (damals noch Palestine Post) am 1. Februar 1948 und in der Ben Jehuda Street im Herzen Jerusalems am 22. Februar 1948 (46 Tote und 130 Verletzte) präpariert. Im Mai 1948 war es wieder Fawzi al Kutub, diesmal im Auftrag des Generals Abdullah el Tell der jordanischen Legion, der im umkämpften jüdischen Viertel der Altstadt Jerusalems die beiden großen Synagogen, Tiferet Israel und Hurva, sprengte.

Gemäß einer palästinensischen Quelle, die auch ein Bild von Kutub ins Internet gestellt hat, sei der Sprengstoff-Experte und Judenkiller des Mufti, der palästinensische SS-Mann, KZ-Überlebende, Mitfahrer eines jüdischen Flüchtlingsschiffs, Urheber der schwersten anti-jüdischen Terroranschläge vor der Gründung Israels und schließlich jener, der für die jordanische Legion das jüdische Viertel in der Altstadt Jerusalems zu Fall gebracht hat, zuletzt in Damaskus gesehen worden. Ob und wann er gestorben ist, wurde nicht überliefert.

© Ulrich W. Sahm, haGalil.com

5 Kommentare

  1. @ KP:

    Beide habt Ihr Recht:

    Die englischsprachige Website von Wikipedia über diesen arabischen SSler berichtet, dass er zwar 1944 nach dem Sprung schwer verwundet tatsächlich entwischte, aber sein Schicksal dann ein paar Jahre später sich dennoch erfüllte:

    „The operation eventually failed and Salama got seriously wounded during the parachuting and took refuge in Jerusalem. Nevertheless, Salama managed to get his injury treated by a doctor in Qula.“

    … …

    „Salama was killed by the IDF in the battle of Ras al-Ein on 2 June 1948“

    s.:

    http://en.wikipedia.org/wiki/Hasan_Salama

    Alle Wikipedia-Seiten in anderen Sprachen (mit durchaus unterschiedlichen AutorInnen) stimmen mit dem Todesdatum 02.06.1948 überein.

    @ Baruch:;

    Du hast schon Recht, vom historischen Standpunkt aus. Deine moralinsauren Bemerkungen könntest Du jedoch ruhig etwas sanfter verfassen, slicha. 

    In all den Wikipedia-Seiten steht kein Wort über die Ausbildung des „Freiheitskämpfers“ 🙁 durch die SS.

    Überhaupt liegt, wie du in etwa sagst, in der unheilvollen Kooperation der Naziführung mit dem arabischen Nationalismus einer der viel zu wenig beachteten Hauptschlüssel für den ganzen trouble, den Israel bzw. seine Vorläufer seit etwa 1935 zu erdulden hat (die Zeit davor ist ein etwas anderes Thema, was nicht heißt, dass nicht auch da Deutschland mitmischte).

    Ãœberspitzt-sarkastisch könnte mensch – wütend – bald sagen: Der Führer lebt weiter in Nahost (er zuckt noch). Leider.

    Oder, drastisch, mit Brecht: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!“

    efem

  2. Die Palästinensische Autonomiebehörde unter der Leitung von Abbas hat ein neues Gesetz.

    Familien von Selbstmordattentäter und jeder Terrorist der in Israelischen Gefängnissen wegen Mord und Terror sitzt bekommen Finanzielle Unterstützung aus einem Sozialen Budget. 
    Nach der offiziellen Palästinensischen Tageszeitung Al Hayat-Al Jadida beträgt die Zahlungen 3,5 Prozent des Haushaltes an Fanilien von Märtyrern (getötet im Kampf gegen Israel, einschlieslich Slbsmordattentäter).

     Wo kommt das Geld her womit die Familien der Attentäter bezahlt werden ?

    Last month, Britain committed to giving £86million a year in aid to the Palestinian Authority until 2015.

    Die Zahlungen an die Familien und die Gefangenen werden auf einer gleitenden Skala, ab € 250 pro Monat für Verurteilte auf weniger als drei Jahren zu einem Höchstbetrag von £ 2.140 pro Monat für jeden, für mehr als 30 Jahren.
    Die Zahlungen im Vergleich mit Gehältern von £ 515 für einen regulären palästinensischen Beamten und £ 480 für Offiziere in die palästinensischen Sicherheitskräfte.

    Das ist schon Interessant nach welchen Kreterien das gute Menschenfreundliche Europa Gelder verteilt.
    Was bedeutet ich kann also in Nord Irland etwas gegn die Britische Krone unternehmen und und bekomme dafür Geld aus London als Dankeschön ?

    Europäische Moral und Werte sind schon Interessant. Kein Wunder das damals so viel Menschen aus Europa nach Amerika ausgewandert sind.
     

  3. „Der andere Teilnehmer an den SS-Kursen in Holland, Scheich Hassan Salameh, habe zugestimmt, das Kommandounternehmen in Palästina durchzuführen, wurde aber von den Briten entdeckt und verhaftet. Salameh fiel bei Jaffo im arabisch-israelischen Krieg von 1948.“
    Diese Behauptung ist offenkundig falsch. Die Historiker Klaus-Michael Mallmann und Martin Cüppers belegen, dass Hassan Salameh als einzigem die Flucht nach dem Fallschirmsprung gelang und er nicht von den Briten verhaftet wurde.
    Halbmond und Hakenkreuz / Das Dritte Reich, die Araber und Palästina, S. 240
     

  4. Ãœber den Lehrgang in den Niederlanden steht in einer holländischen Webseite zur bosnischen „Handschar“ (Handschar heißt Krummschwert) Näheres zu lesen:

    „Husseini“ (Hajj Amin al-Husseini, Großmufti von Jerusalem) „rekrutierte unter seinen Anhängern auch arabische Terroristen, die in demselben Jahr 1943 an der Allgemeinen Spionageschule der SS im Sorghvliet Park in Den Haag ausgebildet wurden. Die Männer erhielten Sabotagekurse und wurden über den Gebrauch von Radiosendern und automatischen Waffen unterrichtet. Auch in der Verwendung von Sprengstoffen wurden sie geschult. Einer der Schüler war Fawzi al Kutub, bis in die siebziger Jahre aktiv als Terrorist.“ (Ãœbersetzung efem)

    Quelle: http://ontdekdewaarheid.web-log.nl/ontdekdewaarheid/2006/04/islamitische_ss.html

    Der Autor wiederum bezieht sich in seinem Text auf ein Buch dieses Publizisten (homepage):

    http://www.petersiebelt.nl/index.php/weblinks.html

    efem

  5. Das Kapitel des Planes im dritten Reich die Juden nicht nur in Europa sondern auch mit Hilfe der Araber im Nahen Osten zu Vernichten, ist noch längst nicht Aufgearbeitet.

    Denn wenn man immer wieder aus deutschland nicht nur von Politikern sondern auch aus der Wirtschaft und den Bürgern hört, Israel habe dieses und jenes zu machen,  den Arabern endlich eine Staat zu geben oder den Foderung der Arabern nachzugeben. Dann ist das das Kapitel aus dem dritten Reich was immer noch offen ist.

    Die Kumpanei zwischen einigen deutschen Politiker Bürgern und Teile der Wirtschaft mit Hilfe der Araber endlich die Judenfrage doch noch klären zu können.  

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