Die Juden von Siret und die Zeit des Holocaust

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Der nationale Legionärs-Staat wurde im September 1940 geschaffen. Er förderte den Antisemitismus sowie die Beseitigung der Juden aus dem öffentlichen, sozial-wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Leben des Landes…

JUDEN IN RUMÄNIEN IN DEN JAHREN 1940 – 1944
UNTER DEM REGIME MARSHALL ION ANTONESCU

Es wurde eine Gesetzgebung ausgearbeitet und angewandt, die alle jüdischen Eigentümer in Stadt und Land enteignete. Die Juden wurden aus einer Reihe von Berufen entlassen. In der Zeit des Legionärs-Staates unter Marschall Antonescu (September 1940 – Januar 1944) wurden die gesetzlichen Maßnahmen durch eine Schreckensherrschaft verdoppelt, es bestand eine ständige Gefahr für die physische, materielle und psychische Existenz der jüdischen Bevölkerung. Im Januar 1941 kam es zu einem Pogrom, ausgelöst durch den Machtkampf zwischen den Legionssoldaten und Ion Antonescu. Die Rebellion der Legionssoldaten wurde von der Armee unterdrückt, Ion Antonescu enthob alle Legionäre der Macht und führte eine militärische Diktatur faschistischer Prägung ein. Nach der Beseitigung der Legionäre von der politischen Macht wurde die antisemitische Politik weitergeführt, insbesonders nach dem Eintritt Rumäniens in den Krieg, an der Seite Deutschlands.

22.Juni 1941 – Den Juden wurde zur Last gelegt, sie seien Juden-Bolschewiken und würden subversive Tätigkeiten für die Sowjetunion anstellen. Folgende Maßnahmen wurde angewendet:
Ablösung und Ausräumung aus städtischen und ländlichen Bereichen mit Überführung in Konzentrationslager. Im tragischen Pogrom von Jasi (29.Juni -6Juli 1941) sind über 10.000 Menschen, unter ihnen viele Alte und Kinder in sogenannten Todeszügen umgekommen.
Gleichzeitig führte das Regime von Ion Antonescu einen Prozess der Deportation und Beseitigung von Juden in Bessarabien, Bukovina, der Transnistrischen Region und teilweise Moldavien durch.
Deutsche und rumänische Truppen fanden in diesen Gebieten ungefähr 200.000 Juden an. Sie wurden das Ziel von Antonescus ethnischer Reinigung. Zehntausende von ihnen wurden durch rumänische Gendarmen sowie rumänische und deutsche Soldaten in den ersten Monaten des Krieges erschossen. Überlebende wurden in Transitlagern sowie Ghettos in Bessarabien und der Bukovina interniert. Von dort wurden sie im Herbst des Jahres 1941 nach Transnistrien geschleppt. Eine Ausnahme wurde für 20.000 Insassen des Cernowitzer Ghettos gemacht, nur 4000 wurden im Sommer des Jahres 1942 nach Transnistrien deportiert. Gemäß öffentlich statistischer Daten wurden rund 126.000 Juden in den Jahren 1941/42 deportiert. Von ihnen waren am 1 September 1943 nur mehr 50.000 am Leben. In die Zahl der deportierten Juden eingeschlossen sind auch die 25.000 Juden aus der Süd-Bukovina aus den Ortschaften: Suceava, Solca, Burdujeni, Itcani, Campulung, Gura, Humorului, Vama, Vatra-Dornei, Siret, Dorohoi und deren Umgebung.

Im alten Königreich (Süden des Landes) wurden die Juden in Arbeitsgrupppen zusammengefaßt, von ihrem Heim vertrieben und ihrer Rechte beraubt, jedoch nicht systematisch ermordet, mit Ausnahme jener 8 – 12.000 Opfer des Jasi Pogroms, der 7.000 von total 12.000 nach Transnistrien verschleppten Juden aus Dorohoi und zusätzlichen 587 Juden, die von Deutschen Soldaten 1940 beim Versuch der Flucht in die Sowjetunion erschossen wurden. Das Antonescu Regime authorisierte die Nazis auch mehr als 4.500 rumänische Juden, die in Belgien, Frankreich, Deutschland und Österreich lebten, in die Todeslager nach Polen zu deportieren. Nur ein paar Hundert überlebten und kamen nach Rumänien zurück.

Im Herbst 1942 entschieden die rumänischen Behörden aus inneren und äußeren Gründen den Transport von Juden aus dem alten Königreich und südlichen Transnistrien einzustellen und widersetzten sich so dem Druck der Deutschen Nazis, diese in das Todescamp nach Belzec zu senden. In den Jahren 1943 / 44 wurden einige Juden von Transnistrien wiederum repatriiert. Auf Grund dieser Maßnahmen überlebte nahezu die Hälfte der jüdischen Bevölkerung Rumäniens. In der gleichen Periode 1943/44 hatte Marschall Antonescu den Glauben an Hitlers Endsieg verloren, er versuchte das Land von den Juden zu reinigen, indem er ihnen die Emigration in das Heilige Land ermöglichte. Diese Operation trug ein hohes Risiko in sich, nachdem die Britischen Behörden die Einwanderung nach Palästina verboten und Deutschland die Auswanderung der Juden aus Rumänien verbot. Zwei Schiffe, die 3000 Emigranten nach Palästina an Bord hatten, versanken im Schwarzen Meer. Juden in Nord Transylvanien hatten ein weit schrecklicheres Schicksal als ihre Glaubensgenossen im südlichen Landesteil. Nach der Besetzung Ungarns in März 1944 durch deutsche Truppen wurden alle zur Auslöschung in Todeslager durch ungarische Behörden und unter strenger Überwachung von deutschen Nazis deportiert. Von 150.000 Juden wurden 85% getötet.

Lydja Benjamin

Die sprechenden Steine von Siret