Statt Butter esst Buttergeschmack

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Den israelischen Rindviechern ist es zu warm. Während in Europa Minusgrade gemessen werden, herrschen am 1. Dezember in Israel immer noch sommerliche Temperaturen um 27 Grad in Jerusalem und über 50 Grad in Gewächshäusern in der Negewwüste…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 1. Dezember 2010

Israelische Kühe halten zwar mit über 10.000 Litern Milch pro Kopf immer noch den Weltrekord, aber die Hitze macht ihnen angeblich zu schaffen. Im Supermarkt gibt es weiterhin Milch mit 1,5 Prozent Fett für die diätbewussten Israelis und 3 Prozent für die üblichen Genießer, aber Butter sucht man seit Wochen vergeblich in den Regalen. Angeblich produzieren die israelischen Kühe keine Butter. So behaupten es die großen Produzenten wie Tnuva, Strauss und Tara. Auf den Regalen der Supermärkte gibt es tatsächlich nur Margarine mit oder ohne Salz und die israelische Erfindung einer „Margarine mit Buttergeschmack“. Die wurde erfunden, weil Juden bekanntlich zu Fleisch keine Milch mischen dürfen. Aber künstlich zugemischter Milchgeschmack ist ebenso erlaubt wie künstlich aromatisierter Speckgeschmack zu Hühnchenwurst oder aus koscherem Fisch gepresste „Shrimps“. In den Regalen gibt es jedoch nur echte Butter von Lunapak, also unerschwinglich teure dänische Butter.


Regale ohne Butter

Die ganze Geschichte klingt nicht sehr überzeugend. Denn neben den Rindviechern war es angeblich auch den Tomaten zu warm. Plötzlich stieg deren Preis auf über 16 Schekel pro Kilo, also mehr als 3 Euro. In Bethlehem wollte uns ein Händler ein Kilo Tomaten sogar für ganze 10 Euro andrehen, nachdem er gefragt hatte, ob wir in Dollar oder in Schekel zahlen.
Die Temperaturen sind in Israel immer noch unerträglich hoch. Dennoch erstanden wir gestern ein Kilo Tomaten für nur 1,99 Schekel, also knapp 40 Cent bei Rami Levy, unserem Supermarkt. Die weiterhin herrschende Hitze kann die Tomatenpreise nicht gesenkt haben.


Pralle Euter in Jodfat

Was für Tomaten gilt, sollte eigentlich auch für Rindviecher gelten. Es liegt fast auf der Hand, dass nicht die Gesetze der Natur und des Klimawandels den Buttermangel erzeugen, sondern wohl eher die Gesetze der freien Wirtschaft. Denn in Israel weiß jedes Kind, dass die tollsten Kühe in Jodvata stehen, in der extrem heißen Wüste bei Eilat. Und die produzieren die meiste und fettreichste Milch des ganzen Landes. Es ist nicht einzusehen, dass denen plötzlich zu warm geworden ist, wenn sie über Jahre genau dort einen Weltrekord nach dem anderen einfahren. Ein Sprecher des nationalen Milchrates erklärte auf Anfrage, das die Verteuerung der Butter in der Welt infolge des Klimawandels die Nachfrage nach original-israelischer Butter derart erhöht habe, dass Butter schließlich zu Mangelware wurde. Die Kuhställe in der Wüste könnten gekühlt werden, nicht aber die Kühe im Rest des Landes. Hinzu komme, dass die Israelis rund 5 Prozent mehr Milchprodukte konsumieren, die Milchproduzenten jedoch nur mit einem Wachstum um ein Prozent gerechnet hätten. „Die Krise ist hinter uns“, sagte der Sprecher und mutmaßt, dass es nur noch „stellenweise“ Mangel gebe.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com