Internationaler Nachrichtenüberblick: WikiLeaks und Iran

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Die arabische Welt ist Veröffentlichungen der Enthüllungsseite Wikileaks zufolge über das iranische Atomprogramm offenbar viel besorgter als bislang bekannt. Wie aus den amerikanischen Depeschen hervorgeht, die seit Montag online sind, drängte der saudische König Abdullah die USA bereits mehrfach zu einem Angriff, um das Atomprogramm des islamischen Landes zu stoppen. Man müsse der Schlange den Kopf abschlagen, so lange es noch möglich sei, wurde der Monarch zitiert. Aus den Wikileaks-Akten soll auch hervorgehen, dass der Iran von Nordkorea hoch entwickelte Raketen geliefert bekam, die auch Westeuropa erreichen könnten…

Wikileaks: Saudi-Arabien für Militärschlag gegen Iran

Israel sieht wegen der Enthüllungen in seinem Standpunkt bestätigt. Die arabischen Regime sind nach dem jüngsten Wikileaks-Coup in eine Art Schockstarre gefallen. Denn die von der Internet-Plattform Wikileaks publizierten Dokumente der Diplomaten ohne Maulkorb sind für sie nicht nur peinlich, sondern zum Teil auch politisch brandgefährlich. […] Doch der Dauerkonflikt zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen im Irak, im Jemen, im Libanon, in Saudi-Arabien und Bahrain könnte durch die nun bekanntgewordenen Berichte aus den arabischen Hauptstädten weiter eskalieren.

„Schneidet der Schlange den Kopf ab“

Heimliche Allianz gegen den Iran: Nicht nur Israel, auch arabische Staaten haben die USA schon vor Jahren gedrängt, militärisch gegen Teheran und dessen Atomprogramm vorzugehen. Das geht aus einigen der US-Dokumente hervor, die WikiLeaks veröffentlicht hat. Mehrere arabische Golf-Staaten haben keinen Zweifel: Der Iran strebt nach Nuklearwaffen, und die einzige Möglichkeit, die noch bleibt, um die Führung in Teheran zu stoppen, sind Militärschläge.

Betretenes Schweigen am Persischen Golf

Die Wikileaks-Daten zeigen, dass Saudi-Arabien einen US-Angriff auf Iran forderte. Auch die Golfstaaten verstehen sich nur scheinbar gut mit Teheran. […] Seit Wikileaks in der Nacht zu Montag Dateien mit Diplomatenkorrespondenz ins Internet stellte, herrscht unter den Potentaten am Golf betretenes Schweigen. Was bisher nur in vertraulichen Runden geäußert wurde, ist jetzt schwarz auf weiß im Internet nachlesbar. Ungeschminkt spiegeln die Depeschen der US-Botschaften an ihr Außenministerium in Washington wieder, was die meisten Regime im Nahen und Mittleren Osten wirklich über die Islamische Republik denken.

Nordkorea belieferte Iran laut Wikileaks mit Raketen

Nordkorea hat nach der Überzeugung von US-Geheimdiensten laut den von Wikileaks veröffentlichten Dokumenten den Iran mit modernen Raketen beliefert, die auch Europa treffen könnten. Wie die „New York Times“ unter Berufung auf eine Depesche aus dem Jahr 2007 berichtet, erhielt Teheran aus Pjöngjang 19 Raketen, die mit Atomsprengköpfen hätten bestückt und eine Reichweite von mehr als 3000 Kilometern hätten erreichen können. Theoretisch hätte eine solche Rakete den Dokumenten zufolge je nach Abschussrichtung auch Berlin oder Moskau erreichen können.

„Iran versteckte Reaktorpläne vor Inspektoren“

[…] Durch die Rolle der UN bei den Verhandlungen um das iranische Atomprogramm rückt die UNO-City auf der Donauplatte zumindest für einen Augenblick in den Blickpunkt der von WikiLeaks geschaffenen Öffentlichkeit. Das Mullahregime habe die Baupläne für seinen Reaktor Fordow nahe der Gelehrtenstadt Qom im Oktober 2009 vor den Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) versteckt, klagen US-Offizielle. Härter noch: der Iran habe die Inspektoren über den wahren Stand seines Atomprogramms belogen.

„Ahmadinedschad ist Hitler“

Nach außen solidarisch, nach innen kriegstreiberisch: Mit drastischen Worten haben arabische Staatsmänner auf einen Angriff auf Irans Atomanlagen gedrängt. „Ahmadinedschad ist Hitler“ – dieses Zitat ist nicht von einem radikalen israelischen Zionisten. Abu Dhabis Kronprinz Mohamed bin Zayed hat das gesagt, wie aus den „Cables“ der US-Regierung hervorgeht.

Iran kontert WikiLeaks-Veröffentlichung

Die einen nennen die WikiLeaks-Veröffentlichungen „gefährlich“, die anderen tun sie als „Geschwätz“ ab. Problematisch könnten die Dokumente aber für die Beziehungen zwischen Teheran und den arabischen Ländern sein – auch wenn sich Irans Präsident Ahmadinedschad demonstrativ gelassen gibt.

Iran: Neue Atomgespräche am Sonntag in Genf

Im Atomstreit mit dem Iran soll es eine neue Verhandlungsrunde geben: Die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats und Deutschland werden am Sonntag mit Vertretern Irans zusammen, wie der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad am Montag bestätigte. Ort der Gespräche wird dem iranischen Botschafter in Russland zufolge voraussichtlich Genf sein.

Ahmadinedschad räumt Virus-Attacke ein

Nun war es doch ein Computerwurm. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat erstmals erklärt, dass ein solcher Befall die Probleme in den Atomanlagen des Landes verursacht hat. Bisher hatte die Regierung in Teheran eine Störung durch Computer-Viren stets bestritten.

Anschläge auf Atomwissenschaftler

Bei einem Bombenanschlag im Iran ist ein Atomwissenschaftler getötet worden. Ein weiterer wurde schwer verletzt. Die iranische Regierung macht die Geheimdienste Israels und der USA für die Attentate verantwortlich. Das staatliche Fernsehen berichtete am Montag, die Attentäter seien in Teheran auf einem Motorrad unterwegs gewesen und hätten den Sprengsatz an der Autoscheibe des Forschers Madschid Schahriari befestigt, als dieser am Morgen zur Arbeit gefahren sei. Der Atomwissenschaftler erlag seinen Verletzungen. Schahriari war Dozent in der Abteilung für Atomenergie an der Universität Schahid Beheshti in Teheran.

Einweihung neuer Gas-Pipeline im Iran

Am ersten Adventssonntag haben die Präsidenten aus dem Iran sowie aus Turkmenistan, Mahmoud Ahmadinejad und Gurbanguly Berdymuchammedow, den zweiten Abschnitt der Erdgas-Pipeline eingeweiht, die turkmenisches Gas in den Iran transportieren soll. Die feierliche Eröffnung fand in der iranischen Stadt Sarakhs statt. Mit der neuen Pipeline sollen jährlich bis zu 20 Milliarden Kubikmeter Gas in den Iran geliefert werden.

Commerzbank droht millionenschwere Strafzahlung wegen Iran-Geschäften

Frühere Geschäfte mit dem Iran kommen die Commerzbank einem Pressebericht zufolge teuer zu stehen. Dem Kreditinstitut drohe in den USA eine Strafzahlungen in dreistelliger Millionenhöhe, schreibt die „Börsen-Zeitung“ (Donnerstag). US-Behörden hätten das Institut gebeten, „über die USA erfolgte US-Dollar-Transaktionen“ der Jahre 2002 bis 2007 zu prüfen, sagte der Mittelstandschef der Bank, Markus Beumer, dem Blatt. Derzeit stimme sich sein Haus mit den Behörden ab. Es sei noch zu früh, über die Höhe der Belastungen zu sprechen, sagte der Manager. „Ergebnisse liegen noch nicht vor.“

Chefredakteur fordert Freilassung der im Iran inhaftierten Reporter

Der Chefredakteur von «Bild am Sonntag», Walter Mayer, hat den Iran zur Freilassung von zwei inhaftierten Mitarbeitern aufgefordert. In einem aktuellen Kommentar heißt es: «Wir verlangen auch im Namen der Familien und der Freunde unserer Reporter Gerechtigkeit für die Inhaftierten!»

Berlin bedauert Wikileaks-Coup
Nach der Veröffentlichung vertraulicher Unterlagen des US-Außenministeriums zeigt sich Berlin gelassen, aber besorgt. Die Bundesregierung muss sich aber auch fragen: Wie sicher sind die Texte ihrer eigenen Botschafter?

WikiLeaks: Terrorgruppe oder Champions der Transparenz?

Muss Geheimes geheim bleiben dürfen? Langfristig lebt die Demokratie vom Vorrang der Transparenz. Aber nicht von Aufdeckungen, wo gar nichts zugedeckt ist. Der britische Diplomat Lord Frederick Hamilton erzählt in seinen Memoiren, wie vor dem Ersten Weltkrieg in St. Petersburg der schwerhörige österreichisch-ungarische Botschafter seine Depeschen zur Chiffrierung diktiert hat: schreiend und bei offenem Fenster – vis-à-vis der britischen Gesandtschaft. So ähnlich geht es uns jetzt mit der US-Diplomatie: WikiLeaks hat das Fenster weit aufgemacht. Und wer es versteht, im Internet zu navigieren, kann nun in 250.000 Depeschen Einsicht nehmen.

WikiLeaks: Auch Wiens Diplomaten in Not

Kein Kommentar. Die Reaktion von Michael Postl, Ex-Botschafter Österreichs im Iran, fiel denkbar knapp aus. Der Top-Diplomat ist momentan in Usbekistan unterwegs und erfuhr vom KURIER, dass auch er eine der zahlreichen Quellen ist, die mit US-Vertretern vertrauliche Gespräche führte, und die jetzt von WikiLeaks ins Internet gestellt wurden.

Israel sieht sich durch Enthüllungen bestätigt

„Die Welt denkt wie wir“ – so kommentierte der Kolumnist Sever Plocker in der israelischen Tageszeitung „Yedioth Aharonoth“ die Wikileaks-Enthüllungen. Plocker machte aus seiner Genugtuung kein Hehl: „Wenn es Wikileaks nicht gäbe – Israel müsste es erfinden“, schreibt er. Denn die Dokumente machten zweifelsfrei deutlich: Nicht nur Israel, sondern die ganze Welt fürchte sich vor einer nuklearen Bewaffnung des Iran.

Saad Hariri auf Besuch in Teheran – Ausbau der Beziehungen

Für den Westen, besonders aber auch für Israel dürften die neuen Kontakte und Beziehungen, die sich nun scheinbar zwischen dem Libanon und dem Iran entwickeln alles andere als positiv und beruhigend sein. Bereits im Vorfeld der Libanonreise des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad gab es große Diskussionen und vor allem auch Befürchtungen, was passieren könne.

2 Kommentare

  1. Es ist doch offensichtlich, dass die israelische Geheindienst ihre Finger bei diese Sache hat. Hier mit werden Europaer und die USA regelrecht bestraft bzw. gewarnt (zumindesten wird versucht), weil sie trotz mehrfachen Aufforderung der Israelis um Iran endlich anzugreifen nicht gefolgt haben. Bemerkenswert ist auch deswegen die „Timing“. 
    Nämlich ca. 1 Woche nach dem Notagipfel, wo mit Sicherheit nicht dass Ergebniss rausgekommen ist, was die israelische Lobbyisten und Regierung sich erhofft bzw. erwartet hätten. Beim neu erarbeiteten „Gemeinschafts Doktrin“ wird Iran wird nicht mal namentlich genannt. Deswegen sind die Israelis jetzt sehr sauer auf die Natoländer und Regierungen, und versuchen jetzt mit diesem methode sich an diesen Regierungen zu rächen.
    Dass bei diesen veröffentlicten „Geheim Dokumenten“ nicht viel über oder von israelischen Politik und Politikern beinhalten, ist bestimmt kein Zufall oder?

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