Für die Toten in Israel wird es eng

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In Tel Aviv zu sterben, ist kein Problem. Aber begraben lassen kann man sich nur in Holon, einer Stadt südlich der Metropole. Wenn man in Jerusalem stirbt, kann man sich wenigsten noch in einer Wand zur Ruhe betten lassen, vorausgesetzt man ist aschkenasischer Herkunft und kein Sepharde…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 8. September 2010

Mit diesen Worten beschrieb ein israelischer Dichter die akute Platznot auf israelischen Friedhöfen. Wie die Zeitung Haaretz berichtet, haben sich aschkenasische Mitarbeiter der „Heiligen Gesellschaft“ – wie jüdische Begräbnisinstitute genannt werden – auf „moderne“ Begräbnismethoden besonnen, um Platz zu sparen. Sie stoßen jedoch oft auf Befremden bei den Angehörigen. Vor allem bei den aus Europa stammenden aschkenasischen Juden wird es auf den Friedhöfen so eng, dass sie sich auf gestapelte Begräbnisse in kleinen Hochhäusern besannen, während bei den Sepharden, den ursprünglich 1492 aus Spanien vertriebenen und sonstigen orientalischen Juden immer noch ausreichend Platz gibt, in der Erde gebettet zu werden. Anders als bei Christen in Europa gibt es bei den Juden weder eine Feuerbestattung, noch dürfen Gräber jemals wieder angerührt und erneut benutzt werden. Ein jüdisches Grab muss bis in die Ewigkeit bestehen bleiben.

Bei einer Jerusalemer Begräbnisgesellschaft heißt es, dass die Aschkenasen trotz Platzmangel nicht diskriminiert würden. Wenn die Angehörigen auf einem normalen Begräbnis in der Erde bestehen, dann müssten sie allerdings akzeptieren, dass der Tote gemäß dem etwas anderen Ritus der Sepharden zur letzten Ruhe getragen wird. Eine Familie aus der Ukraine verweigerte das Begräbnis ihrer Großmutter in einer Wand „die wie die Totenkammer eines Krankenhauses aussieht“ und war erstaunt über den ihr bisher unbekannten „einfühlsamen und emotionalen Ritus“ der Sepharden.


Modernes Begräbnis im Hochhaus

Wie Haaretz berichtet, werde es in etwa anderthalb Jahren auch für die Sepharden in Jerusalem eng. Frühestens in zwei Jahren werde dem „Berg der Ruhe“ weiterer Boden hinzugefügt. Die Genehmigungsverfahren laufen noch. Künftig werden Gräber nur noch in die Höhe oder Tiefe angelegt werden können, sagte der Leiter von einer der 16 jüdischen Begräbnisanstalten in Jerusalem. „Der knappe Boden in Israel sollte eher den Lebendigen dienen und nicht nur den Toten.“

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

3 Kommentare

  1. Aus dem Vergleich von manchen high-speed Kassiererinnen in Deutschland und den Schnecken in Israel ließe sich so einiges über den Zustand der Gesellschaft ableiten. Den Israelis ist die Warterei übrigenens egal – vielleicht deshalb, weil sie entspannter sind oder noch nie in einem deutschen Supermarkt einkaufen waren oder sie lassen sich ihre Genrvtheit einfach nicht anmerken.
    „mal“ in Israel an der Kasse gestanden? Bin zwar kein Israeli, hatte aber schon öfters das Vergnügen. Du hast aber recht, dass man darüber nicht unbedingt lachen muss. Für einen Artikel eignet sich das Thema sowieso nicht. Nachdem ich gelesen habe, dass Herr Sahm seine nichtsahnenden sekularen Freunde zu Zicklein in der Milch seiner Mutter einlädt, unterstelle ich ihm mal einen grundsätzlichen Disrespekt gegenüber der Orthodoxie, der auch in seinem oberen Artikel zwischen den Zeilen zum Ausdruck kommt.

     
    Du schreibst: „Ich finde das sehr gut, dass auch mal solche Aspekte zu Wort kommen.“ Dann hätte es Herr Sahm ja ernst gemeint haben müssen. Das aber ganz sicher nicht (wenn wir mal den Spott und Disrespekt beiseite lassen).

  2. Viele Artikel könnten lustig sein, jetzt geht es eben um das Thema Friedhöfe. Nur weil Du mal in Israel an der Kasse gestanden ist, werden das andere übrigens nicht dringend so witzig finden..
    Ich finde das sehr gut, dass auch mal solche Aspekte zu Wort kommen. Von Disrespekt für die Orthodoxie kann ich nichts entdecken..
    Shavua tov,
    Carla

  3. Wenigstens bei diesem Thema, hätte sich Herr Sahm seinen latenten Spott sparen können. Dass er von der Orthodoxie nichts hält, hat er schon in seinem Buch gezeigt. Es scheint ihm aber ein Vergnügen zu bereiten, auf das er einfach nicht verzichten kann. Wenn er (falls Sie es lesen, entschuldigen Sie bitte die dritte Person) nur etwas mehr Verständnis für die Welt der (jüdischen) Orthodoxie hätte, würde er sowas nicht schreiben.

    Viel lustiger fände ich, einen Artikel über die israelischen Kassiererinnen in Supermärkten, die einen Deutschen mit ihrem Schneckentempo und Ihren Gesprächen untereinander zum Rasen bringen können.

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