Biladi, Biladi

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Es wird nicht passieren. Aber sollte es passieren, dann wahrscheinlich so: Eines Tages, nach langjährigen Diskussionen und Beratungen, entschied die Knesset, aus Rücksicht auf die arabischen Bürger Israels und aus dem Willen heraus, die volle und gleichberechtige Staatsbürgerschaft voranzubringen, jegliche Bezugnahme auf die jüdische Komponente Israels fallenzulassen…

Von Shlomo Avineri, Haaretz v. 08.09.10

„Wir sind alle Israelis, gleichberechtigte Bürger in unserer gemeinsamen Heimat“, verkündete der Knesset-Vorsitzende. „So wie es in Frankreich nur Franzosen gibt, gibt es ab jetzt in Israel nur noch Israelis. Selbstverständlich wird jede Bevölkerungsgruppe eine gesonderte Identität entwickeln können, aber dies wird eine Privatsache sein ohne öffentliche Stellung.“ Man entschied, dass im Personalausweis unter Nationalität nur „Israelisch“ verzeichnet sein werde.

In der ersten Knesset-Sitzung nach dem feierlichen Beschluss forderte einer der arabischen Abgeordneten, das Bild Herzls von der Wand im Parlamentsgebäude zu nehmen. Er gab kund, er werde sich an den Obersten Gerichtshof wenden, da das Bild des zionistischen Gründervaters in dem allen gemeinsamen Abgeordnetenhaus die Gefühle der arabischen Bürger verletze und ihre Diskriminierung perpetuiere. „Es ist kein Platz in der Knesset für einen österreichisch-ungarischen Journalisten, der niemals im Land gelebt hat.“

Parallel dazu präsentierte ein anderer arabischer Abgeordneter einen Gesetzentwurf: die Auswechslung des Staatswappens, der Fahne und der Hymne. „Dies sind klare jüdische und zionistische Symbole, und für sie ist kein Platz mehr im Staat. Der siebenarmige Leuchter, die Menora, die im jüdischen Tempel stand oder nicht, den es gab oder nicht, kann keine für uns alle gleiche Staatsbürgerschaft zum Ausdruck bringen.“ Daneben wurde der Antrag eingebracht, den Namen der Knesset wegen seiner Herkunft von Beit Knesset (Synagoge) und Knesset Hagdola (die Große Versammlung) zu ändern, aber dies wurde einstweilen abgelehnt.

Im Vorfeld des Monats Tishri strahlte die Rundfunkanstalt einige Reportagen über die Feiertagsvorbereitungen aus, in denen betont wurde, dass sich „das Volk Israel (Am Israel) massenweise auf die Feiertage vorbereite“ und die „Massen des Hauses Israel (Beit Israel) an Sukkot die Strände der Türkei überschwemmen“. Eine der arabischen Menschenrechtsorganisationen wandte sich an den Obersten Gerichtshof und forderte, der Rundfunkanstalt den weiteren Gebrauch des Ausdrucks „Am Israel“ in diesem Zusammenhang zu untersagen. Der Ausdruck „Am Israel“ dürfe sich im öffentlichen Rundfunk nicht auf Feiertage der einen oder anderen Religionsgemeinschaft beziehen. Es gebe nur ein israelisches Volk und es umfasse alle – Juden, Muslime, Christen und andere. Ein Gremium von sechs Richtern soll nun darüber beraten.

Eine Gruppe des nördlichen Zweigs der Islamischen Bewegung wandte sich mit der Forderung an den Obersten Gerichtshof, den Namen „Oberrabbinat Israels“ aufzugeben. „Dies ist vielleicht das Oberrabbinat der Juden, aber nicht Israels.“ Man redet auch von der Möglichkeit, den Jüdischen Nationalfonds abzuschaffen und ihn in das Finanzministerium zu überführen.

Arabische Wortführer – unterstützt von einigen Juden von der radikalen Linken und auch einem Veteranen der Kanaaniter-Bewegung – schlugen in den Medien vor, im jüdischen Gebet nicht mehr den Ausdruck „Götter Israels“ zu verwenden, um nicht die arabischen Bürger zu verletzen: Wir wollen auf keinen Fall die Religionsfreiheit der jüdischen Religionsgemeinschaft beeinträchtigen, doch ist klar, dass der Gebrauch von „Göttern Israels“ im Kontext eines jüdischen Gebets dem Geist der Gesetze zuwiderläuft, die jüngst verabschiedet wurden.“ Auch der Gebrauch von „Land Israel“ in Bezug auf die jüdische Geschichte im Land wurde kritisiert.

Einer der jüdischen Aktivisten der radikalen Linken, der die öffentliche Kampagne unterstützte, die zu der Gesetzgebung geführt hat, wandte sich an einen der Köpfe der arabischen Organisationen und fragte ihn: „Nun haben wir getan, was ihr wolltet, und ihr seid immer noch nicht zufrieden. Wie sollen wir den Staat denn nennen, damit ihr euch wirklich gleichberechtigt fühlt?“ Der Leiter der arabischen Organisation antwortet ihm mit einem breiten Lächeln: „Was ist das Problem? Der wirkliche Name war und wird immer sein: Falastin.“

Shlomo Avineri ist Emeritus für Politische Wissenschaften an der Hebräischen Universität Jerusalem.

8 Kommentare

  1. ‚Zumal es ja in Israel genug Leute gibt, die notwendige (und oft überflüssige) Kritik an den Zuständen üben‘

    Wenn die Kritik zum Selbstzweck wird, wie es Ihrer Wertung entspricht, dann beraubt man sie ihres Gehalts.
     

  2. Immerhin ist das Szenario realistisch genug, um nicht anzunehmen, dass es jemals gelingen würde zu verhindern, dass Jahr um Jahr in der Stadt und auf der ganzen Erde in der Osterliturgie bei Einleitung der Lesungen aus dem Alten Testament von „unseren Vätern, den Söhnen Israels“ die Rede ist…

  3. @Jane@ Das stimmt nicht. Denn ich behaupte nicht, dass israelische Araber nicht gelegentlich diskriminiert werden. Doch weise ich darauf hin, dass es auch in anderen Ländern Minderheiten gibt und so gibt es auch eine in Israel. Wenn man darauf hinweist, dass das Magen David ein religiöses Symbol ist, dann verweise ich darauf, dass in einigen europäischen Flaggen sich ein Kreuz befindet. Da fordert niemand eine Änderung.
    Wenn Sie aber auf meine Postings nur mit dieser armseligen Antwort reagieren, und auf all die von mir angeführten Argumente eingehen, dann zeigt es, dass meine Argumentation kohärent ist.
    Ich bin sicher Jane, wenn es Ihnen und Ihren KameradInnen gelingt, in Jugoslawien den Mehrvölkerstaat wiederherzustellen, wenn es Ihnen gelingt, in den arabischen Ländern die Scharia aus den Gesetzbüchern zu nehmen, und in den arabischen Ländern die nichtarabischen Minderheiten die gleichen Freiheiten genießen werden wie in Israel, dann wird man vielleicht auch in Israel bereit sein, einen Staat seiner Einwohner einzurichten. Bis dahin – so scheint es – bleibt Israel ein jüdischer und demokratischer Staat.
    Das mag ja manchen durchgeknallten Antiimperialisten und die mit denen verbündeten Islamisten aufregen, gibt es doch ihrer Meinung nach lediglich ein Volk auf Erden, das kein Recht zur Selbstbestimmung hat und das sind doch die Juden. Die haben dhimmis (Schutzbefohlene) also Menschen zweiter Ordnung zu sein, so wie zum Beispiel die Kopten (Urbevölkerüng) in Ägypten. Also vielleicht beschäftigen Sie sich zur Abwechslung mit anderen Minderheiten im Nahen Osten?
    Zumal es ja in Israel genug Leute gibt, die notwendige (und oft überflüssige) Kritik an den Zuständen üben, während es in den arabischen Ländern daran mangelt.
     

  4. @Jane@ dasmanichäische Denken tut Ihnen nicht gut. Auf der einen Seite die Guten auf der anderen Seite die Schlechten. So sehen Sie den Nahen Osten.
    Nun gibt es noch einen Kriegszustand mit einigen Nachbarn. Und kein seriöser Mensch in Israel leugnet, dass es auch zu Fällen von Diskriminierung kommen kann. Aber verglichen mit den Rechten von Minderheiten in der arabischen Welt leben die israelischen Araber in einem Paradies, das ist ja auch die Ursache, dass nur ganz wenige bevorzugen im Gebiet der PA zu leben.
    So wie es in vielen Staaten nationale Minderheiten gibt, so gibt es auch eine in Israel.
    Jane, wenn das Problem die Existenz von Nationalstaaten ist, dann empfehle ich Ihnen zuerst zu versuchen, die Staaten abzuschaffen, die einmal zu Jugoslawien gehörten und dort wieder Jugoslawien zu etablieren.
    Andererseits ist es geradezu lächerlich, wenn man sich in Spanien über Israel aufregt. Die Spanier denken nicht daran, die Basken und Katalonen aus dem Königreich zu entlassen.
     

  5. Avineri hat Recht.
    Was verkünden radikale Antizionisten?

    1) Eine systematische übertriebene und permanente Kritik Israels, die mit öffentlicher Denunziation (Slogans,) vorgeht.
    2) Doppelter Standard der in Bezug auf den jüdischen Staat gebraucht wird, eine einseitige Verurteilung Israels, unabhängig von jeder Analyse der Fakten
    3) Verteufelung des jüdischen Staates, der als Verkörperung des Bösen darstellt auf Grund einer dreifachen Reduktion: Rassismus/Nazismus/Apartheid, eine Kriminalität die sich auf den Mord an palästinensischen (oder muslimischen) Kindern konzentriert und sich bislang nur wegen einer Verschwörung halten konnte.

    4) Die Delegitimation des jüdischen Volkes so zu leben, wie jedes andere Volk in einem souveränen Staat als Mehrheit – das impliziert den Staat Israel zu isolieren auf allen Ebenen, in dem ein genereller Boykott organisiert wird
    5) Der wiederholte Aufruf zur Liquidierung des jüdischen Staates, d.h. eine radikale „Entzionisierung“ oder ein Ausrottungskrieg, wo ein mit Atombomben bewaffnetes Iran die Hauptrolle spielt
    Mit der Nazifizierung des Zionismus schreitet man zur Legitimierung eines rassistischen Programms der Eliminierung Israels. Es ist ein Neorassismus der von kulturellen und intellektuellen Kreisen angenommen wurde. Die „antizionistischen“ Beweise, Stereotypen, Vorurteilen, Gerüchte) sind heute weit verbreitet. Der radikale Antizionismus ist heute die einzige rassistische Ideologie die akzeptiert wird.
    Wer sich als Antizionist definiert, wird zu den guten gereiht, der auf der Seite der „Opfer“ des „Zionismus“ steht.
    Pierre-André Taguieff, ein nichtjüdischer französischer Wissenschaftler wird regelmässig als Jude und Zionist bezeichnet, weil der dieser neuen “antizionistischen” Propaganda und der wiederentdecktung der “jüdischen Frage” entgegentritt. Er sieht es so: Wir haben es mit einer paranoiden Vorstellung zu tun, wonach alle Probleme der Welt allein auf der Existenz Israels basieren und die Juden selbst seien Rassisten. Damit wird die Feindschaft gegen Juden legitimiert: War bisher Antisemitismus als eine Form des Rassismus bekämpft worden, grenzen ihn die Antirassisten nun aus und begründen ihre auf Israel bezogenen Feindseligkeit mit den Geboten des Antirassismus: der neue Antisemitismus ist antirassistischer Antisemitismus. Damit deckt sich die Gruppe der Antirassisten, die in Europa insbesondere gegen die Diskriminierung von Einwanderern kämpft, nicht mehr länger mit der der Anti-Antisemiten.

  6. tell the americans: george washington really was just a shmuck, the battles he won during the independence war wer nothing but barroom fights, and dont count. THEY WILL TEACH YOU A LESSON SOON.
    tell any arab country: whats that stupid remark in the constitution „arabic republic of so-and-so“, that stuff all gotta go, lets bring humanism to all countries formerly belonging to the ottoman empire. THEY WILL JIHAD YOUR RIDE for this proposition.
    Arabs you hve enough space why do you need to gang up on haaretz like a pack of hyenas go to meccah and medina the center of your religion, the jews do the same and dont embarass themselves trying to take meccah by storm.
    seriously this behavior is ridiculous and childish If i had an Israeli passport I´d teach you a leson or 2. I have some good karma stored up for you growing up with a large turkish subculture in germany.

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