Rachel Heller in der Ausstellung „Kein Abbild“

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27.08.-10.10.10, Eröffnung: 26.08.2010 – 19 Uhr, Kunsthalle Whitebox München…

Von Anna Zanco Prestel

Einen Triumph der Geistigkeit“ nannte Sigmund Freud das Bildnisverbot in der jüdischen Religion, der Mutter aller monotheistischen Glaubensrichtungen. Aber in wie weit beeinflusste das Bilderverbot in den drei Buchreligionen die Entwicklung der Kunst im Laufe der Jahrhunderte und in den unterschiedlichen Kulturkreisen? Dieser spannenden Frage geht die von Gotlind Timmermanns kuratierte Ausstellung „Kein Abbild“ nach, in deren Fokus der Umgang mit nicht-figurativen Bildertraditionen, mit Bilderverehrung, Bilderverweigerung und Bilderzerstörung (a.B. der Statuen von Bamiyan), mit Ornament, Schrift und Kalligrafie sowie die verschwimmende Grenze zwischen Symbol, Ikone und Zeichen/Schrift steht.

„Kein Abbild“ findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Changing Views“ statt, die zwischen 17. September 2010 und 9. Januar 2011 an verschiedenen Orten der Stadt München u.a. im Haus der Kunst, Staatlichen Museum für Völkerkunde, in der Bayerischen Staatsbibliothek, St. Markus-Kirche und Galerie Bernheimer ausgetragen wird.

An der Werkschau internationaler Künstler mit unfangreichem Rahmenprogramm und Katalog ist die israelische Künstlerin Rachel Heller beteiligt. Sie zeigt Bilder aus ihrer Reihe „Calligraphy“ (1974-84), die eine Übung in der Praxis des Exorzismus beinhaltet, in der die esoterische Kraft der „mirro-image-writing“ mit einer aus hebräischen Quellen abgeleiteten prophetischen Botschaft von Verzweiflung, Zerstörung und Krieg verknüpft ist.

Rachel Hellers Arbeiten klingen an diese Verlautbarungen in Form einer eigenen „Schrift an der Wand“ an, die einem Hilferuf, einem Sich-dem Schicksal-Fügen, aber auch einer Wiederbelebung des Glaubens gleicht.


Rachel Heller, Calligraphy 8, Mischtechnik auf Papier, 70 x 120 cm

Mit diesem Thema beschäftigte sich die Künstlerin erstmalig unter dem Eindruck des „Yom-Kippur-Kriegs“ (1973), einem Konflikt, der die israelische Gesellschaft tief erschütterte.

Ausgehend von einem sehr persönlichen Interesse für das „Tau Magic Language“, bedient sich Rachel Heller wie Leonardo da Vinci der „mirror-writing“ , – einer wie die hebräische Sprache von rechts nach links drehende Spiegelschrift -, um Ihrer künstlerische Aussage Spannung und tiefere Wirksamkeit zu verleihen. Die Sprache der Zeichen besitzt in ihren Augen eine größere Kraft als jede herkömmliche ikonographische bzw. bildliche Darstellung. Dies umso mehr in Zeiten medialer Überflutung, in denen sehr realistische, oft erschütternde Bilder – wie z.B. mitten im Kriegsgeschehen – die Menschen täglich über Presse und Fernsehen erreichen. Die rätselhafte Magie der Buchstaben besitzt eine faszinierende schamanische Ausstrahlung, die die Vorstellungskraft des Betrachters anregt und ihn in ihrem Bann hält.

Die Ausstellung schließt am 10.10. mit derVideo/Performance „RED“, in der sich der israelische Künstler Doron Polak (u.a. Gründer und Leiter der „Tara Theatre Dance Groupe“, Tel Aviv) als Idol und Opfer zugleich zeigt. In einer beinah rituellen Handlung wäscht er seinen Körper mit Wein als Sinnbild für Blut und somit für Leben.

Einladung zur Ausstellung als pdf
Kunsthalle whiteBOX