„Theodor Herzl und das moderne Israel“ lautet der Untertitel einer Spiel-Dokumentation von Monika Czernin und Melissa Müller, der aus Anlass des 150. Geburtstags von Theodor Herzl im ZDF ausgestrahlt wird. Die Filme-Macherinnen versuchen den Spagat zwischen historischer Dokumentation des Lebenswegs des Begründers des politischen Zionismus und Darstellung der israelischen Realität, die vom Konflikt mit den Palästinensern geprägt ist…
Den Ausgang bildet das denkwürdige Treffen zwischen dem deutschen Kaiser Wilhelm II. und Theodor Herzl 1898 vor den Toren Jerusalems. Herzl, ein „Fachmann für sensationsträchtige Inszenierungen“, versuchte die Unterstützung des Kaisers für die zionistische Sache zu erlangen. 50 Jahre nach diesem Treffen wurde der Staat Israel gegründet. Ein moderner demokratischer Staat, der auch den Überlebenden der Schoa zur Heimat wurde.
Was ist von Herzl geblieben? „Eine Strasse“, antwortet Avraham Burg, ehemaliger Knesset-Chef und Buchautor, kurz und knapp, „nur noch eine Erinnerung“. Das heutige Israel sei nicht, was Herzl sich erträumt habe. Ganz anders sieht das die Historikerin Anita Shapira, Israel heute sei mehr als sich Herzl je erträumt habe, „dennoch glaube ich, dass Herzl die Israelis auffordern würde, die beste Lösung zu suchen, um Toleranz und Frieden im Nahen Osten Wirklichkeit werden zu lassen.“
Der Film zeigt Herzl, dargestellt vom Burgschauspieler Michael Masula, an Originalschauplätzen und zitiert aus Archivmaterialien und den Schriften Herzls. Die Biografie Herzls, sein Weg zum Zionismus, seine Überlegungen zur Lösung der Judenfrage werden im Film getreu historisch nachgestellt. Die gründliche Recherche der Filmemacherinnen ist deutlich zu sehen. Die eingefügten Interviews mit verschiedenen Experten zum Thema bringen die aktuelle Situation zur Sprache und stellen dabei unterschiedliche Standpunkte vor.
Theodor Herzl (Michael Masula) war Journalist und Schriftsteller. © ZDF / Sebastian Simon
In Bezug auf die Wahrnehmung der arabischen Bevölkerung des Landes geht der Film auf eine eher unbekannte Episode ein. Kurz nach seiner Rückkehr aus Palästina erreichte Herzl ein Brief des Jerusalemer Bürgermeisters Yussuf Diya Pasha al-Khalidi. Auch wenn der aus einer der ältesten und angesehensten arabischen Familien Jerusalems stammende al-Khalidi den Juden gegenüber positiv eingestellt war, betrachtete er die zionistische Agitation Herzls mit Misstrauen und Sorge, die er ihm brieflich mitteilte. „Palästina wird heute von anderen Menschen als von Israeliten bewohnt“, heißt es darin. Herzl antwortete postwendend: Die Juden „sind ein durchaus friedfertiges Element. Demnach gibt es nichts zu befürchten bei einer Einwanderung.“ Die Figur al-Khalidis gab Herzl später die Vorlage für den Araber Reschid Bey in seinem utopischen Roman „Altneuland“. Die Filmemacherinnen haben auch eine Verwandte al-Khalidis in Jerusalem besucht, die heute die berühmte Familienbibliothek in der Altstadt betreut.
Jerusalem mit Blick auf den Felsendom. © ZDF / Johann Schranz
Vom friedlichen Miteinander, das Herzl in Altneuland entwirft, ist Israel heute jedoch noch immer weit entfernt, das Zusammenleben zwischen Juden und Arabern ist von großen Spannungen geprägt.
Herzls früher und tragischer Tod war nicht das Ende jener politischen Bewegung, die er geschaffen hat. Dass der Umgang mit seinem Andenken in Israel jedoch ein eigenes Thema ist, deutet der Schluss des Filmes an. Herzls sterbliche Überreste wurden 1949 nach Israel überführt. Doch sein Wunsch, in Haifa begraben zu werden, wurde ihm nicht erfüllt. Herzl wurde auf dem nach ihm benannten Berg in Jerusalem bestattet.
Ein sehenswerter Film zu Leben und Wirken des „Sehers des Staates“, wie Herzl in Israel genannt wird, der anregende Anmerkungen zur aktuellen Lage im Land bereit hält.
Mo, 24. Mai · 18:15-19:00 · ZDF
Der Traum vom Gelobten Land: Theodor Herzl und das moderne Israel
Ein Film von Melissa Müller und Monika Czernin
Der Film stellt die historischen Tatsachen relativ ausgewogen dar, es sind jedoch die Bezüge auf die heutige politische Realität zu bemängeln. Der Film bewegt sich zwischen links-extrem und links. Ausgewogene Berichterstattung sieht anders aus.
@Ran@ ist jetzt „links“ ein Schimpfwort geworden? Anita Shapira gehört, wenn ich richtig informiert bin, der israelischen Arbeiterpartei an. Wird die nun plötzlich als rechts eingestuft?
Eine seltsame Argumentation, Muri Taha. Der Film beschäftigt sich mit Herzl, mit seiner Biografie und mit dem heutigen Israel, also die Vision und was so daraus geworden ist. Der Film ist 45 min lang. Dass da nicht noch ausführlich auf tausend andere Sachen eingegangen werden kann, ist doch ganz klar! Im Film wurde doch ganz eindeutig vom Antisemitismus gesprochen, den Herzl erlebt und wahrgenommen hat, nicht nur in Form des Dreyfus Prozesses.
Der Vergleich mit Ostpreußen und den Nazis ist völlig daneben, also bitteschön!!!
Und Anita Shapira oder auch Motti Friedman als Linke zu bezeichnen, tja, ich weiß nicht, das ist schon mehr als gewagt.
Das ist ein sehr guter Film, der sich an die Tatsachen der Geschichte hält.. Das muss man nicht schlecht reden, nur weil auch ein paar unangenehme Dinge angesprochen werden.
@ Block
Der Film ist auch online zu sehen:
http://dokumentation.zdf.de/ZDFde/inhalt/16/0,1872,8071056,00.html
Hallo,
ich habe den Film verfolgt und musste leider feststellen, dass er, wie der größte Teil der Medien Israel und die Juden ins schlechte Bild stellen. Die im Film befragten Personen sind zum großen Teil für ihre links Extreme und kritische Haltung Israel gegenüber bekannt. Avrum Burg wurde wegen seiner linken Haltung abgewählt und ist heute keine politische Persönlichkeit in Israel. Frau Anita Shapira konnte sogar sagen, was Herzl heute vom jüdisch-arabischen Konflikt denken würde, wenn er noch leben würde!
Im Film wurde der Anteil der jüdischen Bevölkerung zur Zeit des Besuchs Herzls genannt, die unter Historikern umstritten sind, da es keine zuverlässige Zahlen gibt. Anti jüdische Verfasser tendieren den Anteil der Juden zu reduzieren und umgekehrt. Der Film neigte die Zahl der Juden herunter zu setzen.
Im Film wurden die jüdischen Anstrengungen, im Geiste Herzls, mit den Arabern in Frieden zu leben völlig ausgelassen. Dass die Araber gerne den Juden ihr Land verkauft hatten, dass die Juden angegriffen wurden, nicht umgekehrt, dass sie den Arabern keinen Grund für den Hass gegen sie geliefert hatten und dass die Juden sich in den ersten Jahren des Zionismus trotz blutiger Angriffe auf sie (Anfang des 20. JH, Jaffa, Hebron, Jerusalem, Petah Tikwa, etc.) nicht einmal verteidigt hatten und hunderte jüdische Opfer forderten, all das wurde im Film gar nicht erwähnt. Es wurden arabische Opfer erwähnt, hunderttausende hätte die Juden vertrieben, aber kein Wort davon gesagt, dass die Araber die Aggressoren waren und die Juden die Opfer. Damals gab es weder einen jüdischen Staat noch Siedlungen in besetzten Gebieten.
Es ist als sagten die Deutschen heute: wir wurden vertrieben von unseren Dörfern in den Sudeten und Ostpreußen ohne die Taten des Nationalsozialismus zu erwähnen.
Der Film ist ein Teil Anti-israelischer Propaganda, die die Medien in der Bevölkerung schürt. Das Ziel dieser Propaganda ist Israel zum Feind des Friedens und der Menschen zu erklären. Der Film behauptet: die Palästinenser sind die Opfer der Juden, weil die Juden die Opfer der Christen waren.
Aus diesem Grund wurden die Kritiker Israels aus den israelischen Reihen für die Interviews im Film ausgesucht, die vermeintliche „Mauer“ mit Anti-israelischen Graffiti mehrere Mal gezeigt, um die Zuschauer zu erschrecken, sie an die schreckliche DDR-Mauer erinnern.
Über Herzl wurden zahlreiche Bücher und ausführliche Biographien geschrieben, aber der Film hat sich zu lange auf die „Mauer“ und die palästinensischen „Opfer konzentriert und unzureichend mit der Person Herzl, seine Zeit und den Antisemitismus befasst obwohl der Film anlässlich des 150. Geburtstages Herzls produziert wurde.
Es fehlte fast alles: Hintergrund, Kultur, die Lage der Juden in West-, Mittel-, und Osteuropa, der Antisemitismus, die Pogrome, die Verleumdungen, die antisemitische Hetze in Europa, die Lage in Palästina, die politischen Verhältnisse und die ersten jüdischen Anstrengungen noch vor Herzl. Die Dreifußaffäre wurde nur am Rande, der Holocaust wurde nur indirekt erwähnt.
Der Film ist einseitig und gilt als noch eine Bühne für die einseitige palästinensische Propaganda, eine von Vielen.
Ich wage es zu spekulieren, wie Frau Anita Shapira im Film, dass wenn Herzl noch leben und diese Dokumentation sich ansehen würde, dann würde er zur Dokumentation kommentieren:
„seit Dreifuß hat sich nichts verändert“
Es fehlt beim ZDF ein Mensch in der Größe von Emil Zola oder Herzl.
habe leider den film versäumt. wird er wiederholt – wenn dann wann und wo
Danke Block
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