Wir erinnern – Kleine Israel-Chronik

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Im Mai 2010 jährte sich eine Reihe wichtiger Ereignisse, die nicht dem allgemeinen Vergessen anheim fallen sollten…

Von Robert Schlickewitz

Vor 120 Jahren

1890. In der halbamtlichen, von Jesuiten herausgegebenen, Hauszeitschrift des Vatikan, „Civiltà Cattolica“, erscheint eine Artikelserie unter dem Titel „Die jüdische Frage in Europa“, in der traditioneller katholischer Antijudaismus mit dem modernen Rassenantisemitismus eine Synthese eingehen.

Der Herausgeber der Zeitschrift „Selbst-Emancipation“ und Fürsprecher der Ostjuden, Nathan Birnbaum (1864-1937), prägt den Begriff Zionismus, den später Theodor Herzl zur politischen Ideologie erheben wird.

Vor 115 Jahren

1895. Der „Deutsche Verein zum Heiligen Lande“, hervorgegangen aus dem „Verein zum Heiligen Grabe“ und dem „Palästinaverein der deutschen Katholiken“, setzt sich zum Ziel die katholische Mission im Vorderen Orient zu fördern und die heiligen Stätten in Palästina zu schützen.

Vor 110 Jahren

14.5.1900. In Stuttgart findet die Gründungsversammlung der Gesellschaft zur Förderung der deutschen Ansiedlungen in Palästina m.b.H. statt.

24.5.1900. Am „Christihimmelfahrtstag“ werden im oberbayerischen Oberammergau die alle zehn Jahre stattfindenden antijüdischen Passionsspiele eröffnet. Seit 1880 besuchen zunehmend auch ausländische Gäste die Aufführungen.

22.5.1900. Die französische Regierung wird von der Deputiertenkammer ersucht, eine Wiederaufnahme des Dreyfus-Prozesses (der das ganze Land gespalten hatte) zu verhindern.

29.5.1900. In Paris tritt Kriegsminister Gaston Alexandre Auguste Marquis de Galliffet zurück, als Indiskretionen im Zusammenhang mit dem Fall Dreyfus an die Öffentlichkeit gelangen.

1900. In Frankreich geht eine über zwei Jahre währende `heiße‘ Phase offenen Antisemitismus‘ zu Ende, die in vielen Städten zu antijüdischen Ausschreitungen, Plünderung von jüdischem Eigentum und Todesopfern geführt hatte. Einer ihrer Hintergründe war die sog. „Dreyfus-Affäre“ und eine damit einhergehende Polarisierung der französischen Gesellschaft.

Vor 105 Jahren

2.5.1905. Eine vom britischen Unterhaus in London verabschiedete Gesetzesvorlage soll weitere Einwanderungen nach Großbritannien erschweren. Betroffen sind u.a. Juden, die vor den Pogromen in Osteuropa, oder dem gewalttätigen Antisemitismus anderswo (z.B. in Österreich-Ungarn) geflüchtet sind.

7.5.1905. Aus dem ukrainischen Schitomir werden grausame Judenverfolgungen mit fast 200 Toten gemeldet.

Bei den Wahlen der Arbeitnehmer zu den Kaufmannsgerichten in Berlin kann sich die Liste des antisemitischen, deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes als stärkste Gruppe durchsetzen.

14.5.1905. In Moskau gelangen Flugblätter zur Verteilung, die die Bevölkerung auffordern „alle Juden zu erschlagen“, weil diese Russlands Verderben anstrebten.

28.5.1905. Nachdem es im zum Zarenreich gehörenden Warschau anlässlich des 1. Mai zu Unruhen mit vielen Toten gekommen war, brechen Streiks aus; offizielle russische Stellen machen dafür „jüdische Sozialisten“ verantwortlich.

1905. In Russland wird der protofaschistische „Verband des russischen Volkes“ gegründet, der mit antisemitischen Parolen für Zarenherrschaft und Vorrangstellung der orthodoxen Kirche kämpft. Die der Vereinigung unterstellte paramilitärische Truppe der „Schwarzen Hundert“ ist mehrfach an blutigen Judenpogromen beteiligt.

Vor 100 Jahren

21.5.1910. Die Bewohner der Siedlung Achusat-Bajits beschließen in einer Vollversammlung  sich einen neuen Namen zu geben: Tel Aviv (Frühlingshügel)

Vor 95 Jahren

13.5.1915. Eine Regierungskommission in London legt einen Bericht über Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen durch deutsche Truppen vor; ebenfalls noch während des Ersten Weltkrieges werden auch Frankreich und Belgien ähnliche Anschuldigungen Deutschen gegenüber erheben.

20.5.1915. Die deutsche Reichsregierung rechtfertigt in einem Weißbuch deutsche Gräueltaten gegenüber der belgischen Zivilbevölkerung mit dem Argument – Widerstand gegen deutsche Besatzer sei ein Verstoß gegen das Völkerrecht.

30.5.1915. Der Hilfsverein deutscher Juden erklärt, es sei seine dringlichste Aufgabe der unter den Kampfhandlungen leidenden jüdischen Bevölkerung in Polen zu helfen.

Mai 1915. Die Juden Palästinas leiden unter Hunger, Krankheiten sowie unter ihre Bewegungsfreiheit bzw. ihre freie Entfaltung beschränkenden Maßnahmen der türkischen Verwaltungsorgane. Auch die so lebensnotwendigen Spenden, die sonst vor allem aus Europa eintreffen, nehmen ab oder erreichen kriegsbedingt ihr Ziel nicht mehr. Amerikanische Hilfslieferungen, vor allem Lebensmittel müssen etwa zur Hälfte an die Türken abgeliefert werden – so sieht es eine Vereinbarung vor.

Vor 90 Jahren

9.5.1920. In München entsteht mit der Organisation Escherich (Orgesch), ein einflussreicher, rechtsradikaler, antidemokratischer Selbstschutzverband, der vor allem vom grundbesitzenden Adel, von christlichen Kaufleuten und mittelständischen Industriellen finanziert wird.

11.5.1920. Die deutsche Regierung erhält von den Alliierten eine Liste mit den Namen von 45 deutschen Kriegsverbrechern, denen der Prozess gemacht werden soll. Einer der Genannten ist der bayerische Kronprinz Rupprecht, dem die Erschießung britischer Kriegsgefangener vorgeworfen wird. Weniger als zehn deutsche Kriegsverbrecher, darunter nicht ein einziger höherrangiger, werden in der Folge tatsächlich verurteilt.

12.5.1920. Herbert Louis Samuel wird (bis 1925) zum Oberkommissar für Palästina ernannt.

18.5.1920. Der Verband der Schomer (Schomerim=“Wächter“) soll aufgelöst werden, beschließt dessen Ratsgremium.

20.5.1920. Um das Land wiederaufzubauen wird in Palästina ein Aktienfonds gegründet, der um Spenden aller Art bittet.

1920. Die Stadt München beschließt 1500 Juden aus Osteuropa („Ostjuden“), die in der Stadt ein neues Zuhause gefunden hatten, abzuschieben; drei Jahre später wird der Beschluss ausgeführt.

Vor 85 Jahren

1.5.1925. Zunächst nur zum Schutz ihrer Führer gründet in Bayern die NSDAP die Schutzstaffel (SS), die wenig später eines der Hauptterrorinstrumente des deutschen „Dritten Reiches“ wird.

3.5.1925. In Tel Aviv finden Wahlen statt, bei denen die Arbeiterliste 14 der 41 Stadtratssitze erhält. Sie wird zwar stärkste Fraktion, muss aber, um regieren zu können, mit kleineren Parteien zusammenarbeiten.

4.5.1925. US-Präsident Calvin Coolidge fordert anlässlich der Grundsteinlegung einer Synagoge in Washington den Abbau judenfeindlicher Vorurteile.

10.5.1925. In Frankfurt am Main wird der „Großdeutsche Tag“ begangen, bei dem sich auch Mitglieder der antirepublikanischen und antisemitischen Organisation „Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten“ einfinden. Zahlreiche spätere Nazis werden aus dieser 100 000 Mitglieder zählenden Vereinigung hervorgehen.

18.5.1925. Me’ir Dizengoff (1861-1937) tritt seine zweite Amtszeit als Tel Aviver Bürgermeister an. Der aus Bessarabien stammende Chemiker, spielt eine wichtige Rolle im Zionismus und beim Aufbau der Stadt sowie deren Umland.

21.5.1925. Die britische Regierung ernennt Feldmarschall Lord Plumer zum neuen Hochkommissar für Palästina.

1925-1927. „Es konnte in den Reihen unserer Bewegung der gläubigste Protestant neben dem gläubigsten Katholiken sitzen, ohne je in den geringsten Gewissenskonflikt mit seiner religiösen Überzeugung geraten zu müssen. Der gemeinsame gewaltige Kampf, den die beiden gegen den Zerstörer der arischen Menschheit führten, hatte sie im Gegenteil gelehrt, sich gegenseitig zu achten und zu schätzen.“ (Adolf Hitler, „Mein Kampf“)

Vor 80 Jahren

Mai 1930. In Kfar Saba kommt es zwischen Histadrut-Anhängern und Arbeitern, die im Verband Betar organisiert sind zu schweren Auseinandersetzungen (Histadrut=Arbeitnehmerorganisation).

13.5.1930. Eine arabische Delegation aus Palästina beendet in London ihre Gespräche mit leitenden Beamten des Kolonialministeriums. Zur Enttäuschung der Araber sind die Briten nicht bereit gewesen einen Wachstumsstopp über die jüdischen Siedlungen zu verfügen.

14.5.1930. Der Leiter der politischen Abteilung der Zionistischen Exekutive, Oberst Kish, wird darüber informiert, dass im kommenden Halbjahr keine Einwanderervisa mehr ausgestellt werden; Hintergrund hierfür: Die Briten wollen zuerst prüfen, wie sich der Bericht der Shaw-Kommission (>> 31.3.1930) am vorteilhaftesten anwenden lässt.

18.5.1930. Im niederösterreichischen Kornneuburg tagen die Angehörigen der österreichischen „Heimwehr“. Ihre Delegierten schwören einen Eid auf ein faschistisches Programm (gegen Demokratie und für eine autoritäre Staatsführung).

20.5.1930. John Hope Simpson, ein hoher britischer Beamter trifft in Palästina ein, um die Lage dort zu untersuchen.

22.5.1930. Der gesamte Jischuv streikt, um gegen den Einwanderungsstopp zu protestieren.

31.5.1930. Ein Gericht wandelt 22 von 25 verhängten Todesurteilen gegen Araber, die im Vorjahr an antijüdischen Ausschreitungen mit vielen Toten beteiligt gewesen waren, in Haftstrafen um.

1930. Joseph Roth (1894-1939) legt mit „Hiob – Roman eines einfachen Mannes“ eine moderne Version des alttestamentlichen Hiob-Stoffes vor.

1930. Lion Feuchtwanger setzt in seinem Roman „Erfolg“ der Cleverness und Geschäftstüchtigkeit der Bewohner des Passionsspielortes Oberammergau ein kritisches, literarisches Denkmal; ganz ähnlich auch Erika Mann in „Blitze überm Ozean“.

Vor 75 Jahren

3.5.1935. Der Wirtschaftsminister des Deutschen Reiches Hjalmar Schacht erklärt in einer Denkschrift die Durchführung des Rüstungsprogramms als vordringlichste Aufgabe; wenig später, am 21.5.1935 ernennt Hitler Schacht zum „Generalbevollmächtigten für die Kriegswirtschaft“.

4.5.1935. NSDAP-Gauleiter Josef Bürckel ordnet an, dass von Juden geleistete Spenden zur Beseitigung von „Elendwohnungen“ unverzüglich zurückzuzahlen seien, da es unanständig sei, von Juden Geld anzunehmen.

9.5.1935. In Nürnberg hält die „Antijüdische Weltliga“ ihre erste Kundgebung ab; als Hauptredner tritt der Leiter des „Zentralkomitees zur Abwehr der jüdischen Greuel- und Boykotthetze“, Julius Streicher, auf.

15.5.1935. In Nizza begeht der jüdische Nervenarzt und Sexualforscher Magnus Hirschfeld Selbstmord, nachdem ihm seine deutsche Staatsbürgerschaft entzogen worden und er aus Deutschland geflüchtet war.

19.5.1935. Die Sudetendeutsche Partei (SDP) von Konrad Henlein wird bei den Parlamentswahlen in der Tschechoslowakei stärkste Partei. Die vom Deutschen Reich finanziell unterstützte SDP tritt ab 1937 ganz offen sowohl pronazistisch als auch antisemitisch auf und Henlein wird später als SS-Gruppenfüher, Gauleiter sowie Reichsstatthalter im Reichsgau Sudetenland mit Verfolgungen von Juden in Verbindung gebracht.

21.5.1935. Das neue Wehrgesetz des Deutschen Reiches sieht vor, dass „arische Abstammung“ Voraussetzung für den Wehrdienst ist.

25.5.1935. In München ereignen sich antisemitische Ausschreitungen. Junge Leute, unbewaffnet und nicht uniformiert, zwingen an diesem Samstag Juden dazu deren Läden zu schließen, weil doch der Sabbat ein jüdischer Feiertag sei und Juden daher nicht arbeiten dürften. Die allgemeine Reaktion der christlichen Passanten und Nachbarn: Gleichgültigkeit, Passivität, Belustigung.

31.5.1935. Seine hohe Popularität rettet den deutschen Komponisten Eduard Künnecke, über den wegen seiner Heirat mit einer Jüdin von deutschen Behörden ein Boykott verhängt worden war: Die Reichsmusikkammer verfügt die Aufhebung der repressiven Maßnahme.

Mai 1935. Nach dem Tod des polnischen Marschalls Piłsudski, der die nationalistische politische Rechte in seinem Lande bis dahin unter Kontrolle gehalten hatte, verschlechtert sich die Lage der polnischen Juden deutlich. Polnische Nationaldemokraten („Endecja“) machen die „Judenfrage“ zum Gegenstand emotional geladener politischer Auseinandersetzungen.

Mai/Juni 1935. Immer häufiger werden in deutschen Großstädten, am Ortseingang von Kleinstädten, selbst in kleinsten Dörfern Schilder aufgestellt mit Inschriften wie: „Juden sind hier nicht erwünscht“, „Der Vater des Juden ist der Teufel“ etc. Für die Christen in Deutschland sind diese Botschaften des Hasses nichts Neues, denn sie haben sie seit Generationen von den Kanzeln ihrer Kirchen herab vernommen.

Vor 70 Jahren

4.5.1940. Der ehemalige Schutzhaftlagerleiter des KZ Sachsenhausen Rudolf Höß, erhält seine Ernennung zum Kommandanten des Lagers Auschwitz; bereits im Juni beginnt die Einlieferung der ersten Häftlinge.

9.5.1940. Für Juden in Deutschland wird eine generelle Ausgangsbeschränkung verhängt, die von 1. April bis 30. September jeweils 21 bis 5 Uhr und vom 1. Oktober bis 31. März von 20 bis 6 Uhr gilt.

10.5.1940. Die Wehrmacht beginnt ihre Offensive gegen Belgien, Luxemburg und die Niederlande.

12.5.1940. Truppen der Wehrmacht fallen in Frankreich ein.

14.5.1940. Nach schweren deutschen Bombenangriffen auf Rotterdam kapitulieren die Niederlande.

16.5.1940. Der Generalgouverneur für das besetzte Polen, Hans Frank, veranlasst die Ermordung Tausender polnischer Intellektueller und führender Persönlichkeiten.

17.5.1940. Die deutsche Wehrmacht hat Brüssel erobert und beginnt mit dessen Besetzung.

25.5.1940. In einem Memorandum schlägt Reichsführer SS Heinrich Himmler seinem „Führer“ vor, die Juden aus den besetzten Ostgebieten nach Afrika abzuschieben („Madagaskar-Plan“).

28.5.1940. Belgien kapituliert. Von den 65 700 Juden des Landes werden in den kommenden Jahren 28 900 von Deutschen ermordet.

29.5.1940. Arthur Seyß-Inquart, der Reichskommissar der Niederlande, tritt in Den Haag sein Amt an; unter ihm führen Deutsche eine gnadenlose und rigorose Judenverfolgung durch, die bis Kriegsende 100 000 der 140 000 Juden des Landes das Leben kostet.

Mai 1940. Adolf Hitler reagiert mit großer Verärgerung, als er erfährt, dass deutsche „Zigeuner“ Soldatendienst an der Front leisten; er fordert umgehend die Gleichbehandlung von „Zigeunern“ und Juden als „artfremde Elemente“ – also kein Einsatz in der Wehrmacht.

Frühsommer 1940. Die Jischuv-Führung weist Forderungen des Befehlshabers des britischen Heeres in Palästina an die Hagana, ihre Waffen auszuhändigen, zurück.

1940. In seinem Roman „Nur wie ein Gast zur Nacht“ schildert der spätere Literaturnobelpreisträger Samuel Josef Agnon (1888-1970) den Alltag in seiner, damals noch existierenden, Heimat, dem jüdischen Galizien.

Der spätere Organisator der „Endlösung der Judenfrage“, Adolf Eichmann, wird Leiter des Referates IV B 4 (Juden) im Reichssicherheitshauptamt.

Vor 65 Jahren

Anfang Mai 1945. Als Adolf Kardinal Bertram, das Oberhaupt der deutschen Katholiken, vom Tod Hitlers erfährt, ordnet er an in allen Kirchen seiner Erzdiözese „ein feierliches Requiem zu halten im Gedenken an den Führer“.

1.5.1945. Reichspropagandaminister Joseph Goebbels begeht Selbstmord.

2.5.1945. Die Rote Armee erobert Berlin. Deutsche Truppen in Italien kapitulieren gegenüber den Alliierten.

Der bayerische Kardinal Faulhaber beklagt: „Der Hass gegen die SS ist grenzenlos. Wir müssen von kirchlicher Seite mit Nachdruck darauf hinweisen, dass zwischen SS und SS ein großer Unterschied ist.

3.5.1945. Das KZ Theresienstadt, in dem sich über 17 000 jüdische Häftlinge befinden, wird von Deutschen an das Internationale Rote Kreuz übergeben.

4.5.1945. Die Lager-SS des KZ Mauthausen setzt sich ab; die meisten der Täter entgehen später Verurteilung bzw. Bestrafung.

Bis kurz vor Kriegsende werden in Deutschland weiblichen KZ-Häftlingen vor Ermordung und Verbrennung die Haare abgeschnitten, um sie industriell zu verarbeiten, z.B. als Fütterung von Uniformkragen oder zur Kabinenpolsterung von Kampfflugzeugen.

Bis kurz vor Kriegsende rufen alle katholischen deutschen Bischöfe ihre Gläubigen zum sinnlosen Endkampf auf („Vorwärts, deutsche Soldaten, auf dem Weg zum Sieg!“).

7.5.1945. Deutschland streckt die Waffen und kapituliert.

8.5.1945. Offiziell ist der Zweite Weltkrieg erst mit diesem Datum beendet. Von den 9,8 Millionen europäischen Juden wurden von Deutschen oder in derem Auftrag oder im Zusammenhang mit dem von Deutschen begonnenen Krieg etwa 6 Millionen Juden ermordet.

12.5.1945. Adolf Eichmann wird auf einer Alm im Salzkammergut festgenommen. 1946 gelingt ihm die Flucht aus US-Haft und er kann untertauchen.

22.5.1945. Die britische Labour-Partei verabschiedet ein neues prozionistisches Programm für ihr Mandatsgebiet Palästina.  

Nach 70 Tagen endet der Streik beim Zementfabrikanten Nesher, der zu weitreichenden Arbeitsausfällen in ganz Palästina geführt hatte.

Die Freiheitskämpfer der jüdischen Organisation Etzel nehmen nach einer vorübergehenden Pause wieder ihren Kampf gegen die Briten auf, sie verüben Anschläge auf die Infrastruktur sowie auf Polizeiwachen der Briten in Palästina.

Im oberbayerischen Berchtesgaden stellen die US-Behörden die in der Umgebung entdeckten, von Reichsmarschall Hermann Göring in ganz Europa ihren rechtmäßigen Eigentümern, darunter vielen Juden, entrissenen Kunstschätze zur Schau.

23.5.1945. Reichsführer SS Heinrich Himmler richtet sich nach seiner Festnahme durch britische Truppen selbst.

Julius Streicher, Judenhasser, „Stürmer“-Herausgeber und Gauleiter von Franken wird in seiner Heimat Bayern verhaftet.

28.5.1945. Die US-Militärregierung in Deutschland veröffentlicht eine Direktive, in der ein Unterschied zwischen aktiver und passiver Schuld der Deutschen an NS-Verbrechen festgelegt ist.

Mai 1945. Auch nach der Befreiung des oberbayerischen KZ Dachau verharrt die Todesrate auf einem hohen Stand: Allein in der ersten Maiwoche sterben täglich im Durchschnitt 110 ehemalige Häftlinge.

Ab Mai 1945. Die von der Front in Europa heimkehrenden Soldaten der jüdischen Brigade sowie jene anderer jüdischer Einheiten des britischen Heeres sind Holocaust-Überlebenden bei der Einwanderung und später bei der Integration in Palästina behilflich.

Vor 60 Jahren

1.5.1950. In seiner Ansprache zum Tag der Arbeit warnt der deutsche Bundespräsident Theodor Heuss vor überheblichem, aggressiven Nationalismus und er verlangt eine nüchterne Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte.

18.5.1950. Die Operationen „Esra“ und „Nechemia“ zur ‚Heimholung‘ der jemenitischen Juden per Luftbrücke finden statt.

Die israelische Regierung muss sparen, jedoch finden die beschlossenen Sparmaßnahmen in der Knesset keine Mehrheit.

Sowohl der deutsche Bundespräsident Heuss als auch Bundeskanzler Adenauer gehören zu den geladenen Gästen der Eröffnungsvorstellung der antijüdischen Oberammergauer Passionsspiele. Ebenso wie anlässlich der Jubiläumsaufführungen von 1934 Adolf Hitler äußern sich die beiden BRD- Spitzenpolitiker, ganz öffentlichkeitsbewusst, begeistert über die Vorstellungen.

21.5.1950. Der stellvertretende US-Hochkommissar in Deutschland gibt bekannt, dass man bei den Entnazifizierungsmaßnahmen in der US-Zone 13,3 Millionen Deutsche überprüft habe, wobei bei 3,5 Millionen eine nähere Verbindung zum Nationalsozialismus festgestellt worden sei.

25.5.1950. Die Westmächte USA, Großbritannien und Frankreich geben Garantieerklärungen zu den Grenzen der Staaten des Nahen Ostens und zu den Waffenstillstandlinien ab. Außerdem werden Waffenlieferungen an Israel und an die arabischen Staaten in Aussicht gestellt, da dies „der Verteidigung und der Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit diene“.

26.5.1950. Israel erklärt sich zu einer Sühnezahlung für die Ermordung des UN-Vermittlers Folke Bernadotte Graf von Wisborg bereit, der im September 1948 in Jerusalem von Extremisten getötet worden war.

Mai 1950. Kontinuierlich hält der Zustrom jüdischer Einwanderer aus Osteuropa und Nordafrika an. Man beschließt neue Durchgangslager zu errichten. Das erste dieser Art war Kessalon in den judäischen Bergen.

1950. Der ehemalige Organisator der „Endlösung“, Adolf Eichmann, setzt sich über Österreich und Italien nach Argentinien ab. Rückblickend wird er später festhalten: “Ich erinnere mich in tiefer Dankbarkeit an die Hilfe katholischer Priester bei meiner Flucht aus Europa und entschied, den katholischen Glauben zu honorieren, indem ich Ehrenmitglied wurde.

1950. Im Vatikan wird das Heilige Jahr feierlich begangen. Millionen Pilger strömen nach Rom, viele, weil sie endlich ein klärendes Wort von Papst Pius XII. zu seinem Verhalten im Krieg und gegenüber den deutschen Judenverfolgungen erwarten. Das Kirchenoberhaupt indes zieht es vor zu schweigen.

Vor 55 Jahren

17.5.1955. Fünf israelische Soldaten geraten an der Grenze zum Gazastreifen in ein ägyptisches Minenfeld und werden getötet.

18.5.1955. Israelische Soldaten greifen einen ägyptischen Posten bei Kissufim an, worauf wenig später UNO-Truppen eingreifen, um die Spannungen abzubauen.

28.5.1955. Nachdem die Zeitschrift „Ha-Olam ha-se“ durch ihre Berichterstattung für heftige Kontroversen gesorgt hatte, versuchen ihre Gegner sie durch einen Sprengstoffanschlag zum Schweigen zu bringen. Sowohl Presse als auch Regierung entrüsten sich gegen diesen Angriff auf die Meinungsfreiheit.

30.5.1955. Erneut kommt es an der Grenze zum Gazastreifen zu einem Schusswechsel zwischen Ägyptern und Israelis. Auch an der Grenze zu Syrien und Jordanien verschlechtert sich die Lage.

1955. Adolf Eichmann bekennt in einem, erst mehrere Jahre später veröffentlichten, Interview: „Ich war nichts anderes als ein getreuer, ordentlicher, korrekter, fleißiger und nur von idealen Regungen für mein Vaterland … beseelter Angehöriger der SS … Ein innerer Schweinehund und ein Verräter war ich nie … Um aber haargenau bei der Wahrheit zu bleiben, möchte ich mich selbst der Beihilfe zur Tötung bezichtigen, weil ich ja Deportationsbefehle, die ich erhielt, weitergab… und ein Teil dieser Deportierten… getötet wurde.

Vor 50 Jahren

3.5.1960. In Amsterdam eröffnet das Anne-Frank-Haus.

4.5.1960. Die Regierung der BRD entlässt ihren Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte Theodor Oberländer. Den Politiker hatte seine Vergangenheit als NS-„Volkstumsexperte“ sowie als offensichtlich Verantwortlicher für die Erschießung polnischer Juden im Jahre 1941 eingeholt. Während Oberländer von einem Gericht in der DDR in Abwesenheit zum Tode verurteilt wird, schließt in der BRD ein Gerichtsbeschluss jedwedes Verschulden bei ihm aus.

8.5.1960. Die israelische Regierung ernennt Gideon Hausner zu ihrem Rechtsberater.

11.5.1960. Archäologen entdecken bei Ausgrabungen in der Judäischen Wüste Briefe aus der Zeit des bar-Kochba-Aufstandes.

12.5.1960. Als David Ben-Gurion öffentlich erklärt, dass beim Auszug des Volkes Israel aus Ägypten nicht von 60 000, sondern nur von 600 Beteiligten zu sprechen sei, erntet er bei seinen Bürgern allerhöchste Empörung.

Zum ersten Mal seit Bestehen der BRD werden Kriegsbücher als „jugendgefährdend“ eingestuft. Nach 1945 hatte sich eine ganze Sparte revisionistischer, sowohl Nationalsozialismus als auch Krieg rechtfertigender und verherrlichender Schriften und Bücher in Westdeutschland etablieren können.

17.5.1960. In Oberammergau beginnen die Aufführungen der Passionsspiele. Im Vorfeld war von jüdischer aber auch von katholischer Seite Kritik geübt worden. Leo Weismantel etwa bezeichnet die Spiele als „politisches Skandalon“, das „zur Waffe des Antisemitismus, wie Hitler sie einschätzte“ werde – und – der Text sei „ein Schriftwerk von äußerster Primitivität“. Die Veranstalter versuchen sich mit dem Verweis auf Traditionsgebundenheit und anhaltenden Publikumserfolg zu rechtfertigen.

23.5.1960. In einer dramatisch gehaltenen Mitteilung gibt Ministerpräsident Ben-Gurion in der Knesset bekannt, dass der Mossad den Organisator des deutschen Massenmordes an den Juden, Adolf Eichmann, in Argentinien gefasst habe.

27.5.1960. Die Bonner Bundesregierung erklärt, dass sie für Adolf Eichmann keine Auslieferung beantragen wird, ferner bekundet sie ihre Absicht für ein Gerichtsverfahren Beweismittel zur Verfügung stellen zu wollen.

30.5.1960. In Peredelkino bei Moskau stirbt der Dichter und Literaturnobelpreisträger (1958) Boris Leonidowitsch Pasternak.

Die Behörden der Bundesrepublik Deutschland decken neonazistische Umtriebe der Deutschen Sozialen Bewegung (DSB), eines Dachverbandes mit entsprechenden Untergruppen, auf. Vorausgegangen waren Schändungen von Synagogen und jüdischen Friedhöfen, Droh- und Hetzbriefe an deutsche Juden etc. – insgesamt fast 500 Delikte – die zu entrüsteten Reaktionen aus dem Ausland geführt und Bundeskanzler Adenauer dazu verleitet hatten, seine Bürger zu Selbstjustiz gegenüber Rechtsextremen („Tracht Prügel“) aufzurufen.

1960. Im zurückliegenden 25-Jahreszeitraum 1945 bis 1959 wurden in Deutschland im Durchschnitt pro Jahr 9,2 jüdische Friedhöfe geschändet.

Vor 45 Jahren

5.5.1965. Die KZ-Gedenkstätte Dachau wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nur aufgrund der Initiative ehemaliger Häftlinge und weil der Druck aus dem Ausland nicht mehr ignoriert werden konnte, nicht etwa weil Bayern von sich aus die Notwendigkeit erkannt hätte, war es möglich geworden diesen Akt des Anstands bzw. der Gedenkkultur zu vollziehen.

11.5.1965. In Jerusalem wird das Israel Museum eröffnet.

12.5.1965. Es erfolgt die offizielle Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und BR-Deutschland durch Ministerpräsident Levi Eshkol und Bundeskanzler Ludwig Erhardt.

13.5.1965. Syrer und Israelis liefern sich Grenzgefechte, bei denen auch Ausrüstungsgegenstände für die Umleitung des Jordan in Mitleidenschaft gezogen werden.

18.5.1965. In Damaskus wird der Israeli Eli Cohen gehängt. Ein Gericht hatte ihn der Spionage für Israel für schuldig befunden.

19.5.1965. Zwischen den Parteien Mapai und Tnua le-Achdut ha-Awoda wird ein Fraktionsbündnis geschlossen.

23.5.1965. Die Regierung ernennt Chaim Zaddoks zum Minister für Handel und Industrie; bald darauf wird dem Politiker auch das Amt des Entwicklungsministers übertragen.

25.5.1965. Die in Kairo tagende arabische Gipfelkonferenz berät über die geplante Umleitung der Jordanquellen.

27.5.1965. Nachdem es mehrfach zu Anschlägen auf israelischem Gebiet gekommen war, greift die israelische Armee Al Fat’h-Stützpunkte in Jordanien an.

31.5.1965. Nach einem Schusswechsel in Jerusalem sind auf israelischer Seite zwei Tote und vier Verletzte zu beklagen.

Vor 40 Jahren

3.5.1970. Israelische Soldaten töten im Jordantal 21 arabische Terroristen.

6.5.1970. An der Grenze im Norden werden vermehrt Terroranschläge registriert.

12.5.1970. Die israelische Armee greift massiv Stützpunkte von Terroristen im Südlibanon an.

In Stockholm stirbt die deutschsprachige, als eigentliche Dichterin der Shoah geltende Literaturnobelpreisträgerin (1966) Nelly Sachs.

14.5.1970. Nördlich von Sabhat al-Bardawil zerstört eine von einem ägyptischen Schiff abgefeuerte Rakete den israelischen Fischkutter „Urit“.

16. 5.1970. Als Vergeltung versenkt die israelische Luftwaffe zwei ägyptische Kriegsschiffe im Roten Meer.

18.5.1970. Nachdem er seit der ersten Legislaturperiode Mitglied der Knesset gewesen war, verlässt David Ben-Gurion das israelische Parlament.

22.5.1970. Terroristen verüben einen Anschlag auf einen Bus mit Schülern aus Avivim, bei dem 12 Menschen getötet und 19 verletzt werden.

30. 5.1970. Die israelischen Streitkräfte haben 13 tote Kameraden, vier Verletzte und zwei Gefangene zu beklagen, als am Suez Kanal die Ägypter einen überraschenden Angriff starten.

Mai 1970. Als Gradmesser für die allgemeine Stimmung in Israel kann die Reaktion der Öffentlichkeit auf die Aufführung des Theaterstücks „Königin in der Badewanne“ des Kameri-Theaters gewertet werden – es werden Vorwürfe, man wolle Antipatriotismus verbreiten, laut.

1970. In der zurückliegenden Dekade 1960 bis1969 wurden in Deutschland im Durchschnitt pro Jahr 11,4 jüdische Friedhöfe geschändet.

Vor 35 Jahren

26.5.1975. Nach längerer Pause nehmen arabische Terroristen wieder die Beschießung Safeds, Avivims und Naharijas mit Katjuscha-Raketen auf.

Vor 30 Jahren

1.5.1980. Die Mai-Kundgebung in Tel Aviv nutzen 150 000 Israelis zu Demonstrationen gegen die Regierung.

2.5.1980. In Hebron töten Terroristen sechs israelische Bürger, die sich auf dem Heimweg vom Freitagabendgebet befunden hatten.

3.5.1980. Als Antwort auf diesen Anschlag werden die arabischen Bürgermeister von Hebron und Halhul sowie der Kadi von Hebron von der israelischen Militärverwaltung ausgewiesen.

8.5.1980. Ägypten stellt den Antrag die Autonomiegespräche zu vertagen.

16.5.1980. Die israelische Armee geht im Libanon gegen Terroristen und deren Stützpunkte vor. Zuvor waren von dort immer wieder Anschläge und Überfälle ausgegangen. Zur Vergeltung beschießen die Araber israelische Orte in Nordgaliläa.

22.5.1980. In Israel beschließt man, ebenso wie in anderen westlichen Ländern auch, die Olympischen Spiele von Moskau zu boykottieren.

25.5.1980. Verteidigungsminister Ezer Weizmann tritt zurück, weil er die Haltung der Regierung in der Autonomiefrage nicht akzeptiert. Ministerpräsident Begin übernimmt darauf Weizmanns Amt in Personalunion.   

Ab Mai 1980. Die antijüdischen Passionsspiele im oberbayerischen Oberammergau werden wie bisher, unter Beibehaltung ihres alten Textes aufgeführt, so entschied eine Bürgerbefragung im Ort. Zuvor hatte die Organisation B’nai B’rith, die sich intensiv mit dem antisemitischen Gehalt der Spiele befasst hatte, Kritik geäußert.

1980. Die sog. Sinusstudie, die auf repräsentativen Umfragen basiert, stellt fest, dass 13 % der BR-Deutschen ein geschlossen rechtsextremistisches Weltbild pflegen und weitere 37 % für „rechtsextreme Denkinhalte“ empfänglich sind.

In der zurückliegenden Dekade 1970 bis1979 wurden in Deutschland im Durchschnitt pro Jahr 19,1 jüdische Friedhöfe geschändet.

Vor 25 Jahren

8.5.1985. Der deutsche Bundespräsident Richard von Weizsäcker spricht anlässlich des 40. Jahrestags des Kriegsendes in Europa erstmals nicht, wie dies bisher üblich war, von einer Niederlage Deutschlands, sondern von einer Befreiung vom Nationalsozialismus und er zitiert den Chasiden Baal Schem Tow (1700-1760) mit den Worten: „Das Vergessen führt in die Verbannung – das Geheimnis der Erlösung liegt in der Erinnerung!

13.5.1985. Die Wahlen zum Histadrut-Kongress bescheren der Ma’arach die Mehrheit, während der Likud Stimmen verliert. (Ma’arach=“Bund“, ein Parteiblock)

15.5.1985. Die prekäre Wirtschaftslage in Israel zwingt zu eingreifenden Maßnahmen; die Regierung erhöht die Mehrwertsteuer auf 17%, sie verlangt für Reisen sowie Auslandsaufenthalte eine Abgabe von 300 $ und sie beschränkt den Ankauf von ausländischen Devisen auf 800 $ pro Reise.

20.5.1985. Als Folge einer Vereinbarung werden 1150 palästinensische Häftlinge gegen drei Israelis, die von der Terrororganisation Ahmad Jibrils gefangen gehalten worden waren, ausgetauscht.

28.5.1985. Subventionierte Waren werden teurer – der Sparkurs der Regierung macht es nötig.

In Israel und in den besetzten Gebieten ereignen sich zahlreiche Anschläge.

Vor 20 Jahren

20.5.1990. Nachdem der Israeli Ami Popper aus Rischon le-Zion sieben arabische Arbeiter erschoss, kommt es im Gazastreifen und in Nazareth zu Demonstrationen.

28.5.1990. Ein Bombenanschlag auf dem Jerusalemer Machane-Jehuda-Markt tötet eine Person und verletzt neun weitere.

30.5.1990. Der israelischen Marine gelingt es einen Anschlag von See her zu vereiteln. 16 Terroristen, die mit zwei Booten auf israelisches Territorium eingedrungen waren, werden auf dem Strand überwältigt.

Mai 1990.Tausende Franzosen demonstrieren gegen den Antisemitismus in ihrem Land. Vorausgegangen waren die Schändung des Friedhofs von Carpentras und weitere mindestens 373 Vorfälle und Straftaten mit antijüdischem bzw. antiisraelischem Hintergrund.

Ab Mai 1990. Die antijüdischen Oberammergauer Passionsspiele werden in einer überarbeiteten Fassung zur Aufführung gebracht. Ihr Text enthält jedoch weiterhin den sog. „Blutruf“, jene Selbstverfluchung des jüdischen Volkes, welche, so die Meinung vieler Christen, als ein unverzichtbarer Bestandteil der Evangelien und der Spiele angesehen werden muss.

1990. In der zurückliegenden Dekade 1980 bis1989 wurden in Deutschland im Durchschnitt pro Jahr 16,7 jüdische Friedhöfe geschändet.

Vor 15 Jahren

Anfang Mai 1995.Im Südlibanon kommt es zu Anschlägen und Übergriffen durch Terroristen.

8.5.1995. Die Enteignung arabischen Grundbesitzes in Jerusalem durch israelische Behörden zieht eine deutliche Verschlechterung der Beziehungen zu den arabischen Staaten sowie zu den Palästinensern nach sich.

11.5.1995. Der Dichter David Avidan stirbt 60-jährig.

14.5.1995. Die israelische Regierung teilt mit, dass sie in Zukunft auf weitere Bodenenteignungen in Jerusalem verzichtet.

22.5.1995. Wegen der Bodenenteignungen erhebt die Arabische Partei in der Knesset ein Misstrauensvotum, dem sich der Likud anschließt.

Als ein israelischer Soldat in Jaffa auf eine Kirche der christlichen Araber schießt, löst er unter den Arabern der Stadt schwere Unruhen aus.

Auf den Golanhöhen demonstrieren Bürger gegen die Rückzugspläne der Regierung.

27.5.1995. Ministerpräsident Rabin erklärt: „Die Räumung einer Siedlung in der ersten Phase ist möglich“; die syrische Regierung reagiert darauf mit der Forderung nach vollständigem Rückzug.

1995. Auf dem Gelände des ehemaligen KZ Flossenbürg in der bayerischen Oberpfalz entsteht eine Gedenkstätte für die jüdischen Opfer des deutschen Völkermordes.

Vor 10 Jahren

 Ab Mai 2000. Endlich können die erneut in ihrem Text modifizierten, jedoch weiterhin antijüdischen, Oberammergauer Passionsspiele ohne den „Blutruf“ auf die Bühne gebracht werden.

2000. Der Vatikan veröffentlicht seine Rechtfertigungsschrift „Erinnern und Versöhnen – Die Kirche und die Verfehlungen in ihrer Vergangenheit“, in der er wie bisher Verantwortung und Verbrechen der Kirche nicht eingesteht, vielmehr sich in fragwürdigen Ausflüchten ergeht.

In der zurückliegenden Dekade 1990 bis1999 wurden in Deutschland im Durchschnitt pro Jahr 40,2 jüdische Friedhöfe geschändet.

Vor 5 Jahren

30.5.2005. Ganz typisch für die Israelberichterstattung in deutschen Medien ist ein Artikel der Regensburger „Mittelbayerischen Zeitung“ über Betlehem, worin Israel mit dem südafrikanischen Apartheid-Regime bzw. mit der DDR verglichen und worin mit Wendungen wie „überdimensionierte Flagge“ mit dem „Judenstern“ an die jahrhundertealte, tief verinnerlichte, christliche Tradition des Judenhasses nahtlos angeknüpft wird.

Literatur:

W. Benz, Die Protokolle der Weisen von Zion, München 2007, S.24, 64
W. Bergmann, Geschichte des Antisemitismus, München 2004, S. 57, 94, 136
Chronik der Deutschen, Gütersloh/München 1995
H. Dening, Chronik 1930, Gütersloh/München 1989/1995
G. Denzler und V. Fabricius, Die Kirchen im Dritten Reich, Band 2, Frankfurt am Main 1984/1986, S.17
K. Deschner, Mit Gott und dem Führer, Köln 1988, S.147f, 265f
A. Diamant, Geschändete Friedhöfe in Deutschland – 1945 bis 1999, Potsdam, S. 22, 32
Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971
Enzyklopädie des Holocaust, (Hg.) Israel Gutmann, Tel Aviv 1990 (Berlin 1993)
M. Felsmann u. D. Merschhemke, Chronik 1935, Gütersloh/München 1989/1994
N. Fischer und H. Vollmer-Heitmann, Chronik 1920, Dortmund 1989
A. Förstel, Chronik 1915, Dortmund 1989
B. Gehlhoff, Chronik 1950, Dortmund 1989
D. J. Goldhagen, Die katholische Kirche und der Holocaust, Berlin 2002, S. 116, 136, 177, 184f, 233, 263
H. Hiller, Die Geschäftsführer Gottes, Hamburg 1983 und München 1986, S. 260
A. Hitler, Mein Kampf, 1925-1927, S. 632
E. Klee, Das Kulturlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt a. M. 2007
E. Klee, Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt a. M. 2005, Stichworte: Eichmann, Adolf; Oberländer, Theodor
K. Kühlwein, Warum der Papst schwieg, Düsseldorf 2008, S. 236
A. Meiners, Chronik 1925, Gütersloh/München 1989/1995
Mordecai Naor, Eretz Israel, Tel Aviv 1996 (Köln 1998)
Neues Lexikon des Judentums, (Hg.) Julius H. Schoeps, Gütersloh/München 1998
B. Pollmann, Chronik 1900, Dortmund 1987/1990
B. Pollmann, Chronik 1905, Dortmund 1992
R. Schlickewitz, Die ehrliche weißblaue Chronik, unveröffentlicht 2006
E. Tworek, Spaziergänge durch das Alpenvorland der Literaten und Künstler, Zürich und Hamburg 2004, S.69-75
R. Wistrich, Wer war wer im Dritten Reich, Frankfurt am Main 1987/1992, Stichwort: Henlein, Konrad
„Welttheater im Dorf“ von K. Thimm, in SPIEGEL Nr. 19 vom 10.5.2010, S. 112-116
„Wir sind sehr empfindlich“ von T. Kühn in Jüdische Allgemeine, Nr. 19, Jgg.65, vom 12.5.2010, S. 1
http://berlin.mfa.gov.il/mfm/web/main/document.asp?SubjectID=2010&MissionID=88&LanguageID=190&StatusID=0&DocumentID=-1
http://de.wikipedia.org/wiki/Oberammergauer_Passionsspiele aufgerufen am 12.5.2010
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Juden_in_Deutschland aufgerufen am 12.5.2010

11 Kommentare

  1. Weitere Hintergründe zu Schändungen jüdischer Friedhöfe in „unserm schönen Deutschland“:

    „Als «Friedhofsschändung» versteht man die mutwillige Zerstörung, Beschädigung oder Beschmutzung von Grabstätten, die als Straftat nach §168 StGB (Störung der Totenruhe) und nach § 304 StGB (Gemeinschädliche Sachbeschädigung) mit Freiheitsentzug bis zu drei Jahren geahndet werden kann. Die weitaus häufigsten Friedhofsschändungen finden hierzulande auf jüdischen Friedhöfen statt, wobei die Täter in der Regel die Grabsteine mit antisemitischen und nationalsozialistischen Parolen beschmieren.“

    „Die Aufklärungsquote von Friedhofsschändungen ist äußerst gering. Wurden 1957 noch 53% aller Ãœberfälle auf jüdische Friedhöfe aufgeklärt, sank die erfolgreiche Täterermittlung Mitte der 80er Jahre auf 30% bis 35% und liegt heute bei etwa 10% bis 15%. Von 1945 bis 2002 sind 2.027 Schändungen jüdischer Grabanlagen in Deutschland nachgewiesen. 633 Ãœbergriffe fanden dabei im Zeitraum von 1990 bis 2002 statt, was bedeutet, dass während dieser 12 Jahre wöchentlich ein jüdischer Friedhof in Deutschland geschändet wurde.“

    http://www.j-zeit.de/archiv/artikel.826.html

    Außerdem:

    http://www.hans-dieter-arntz.de/schaendung_des_juedischen_friedhofs.html

    http://npd-blog.info/2010/04/11/friedhof-heiligenstadt-100/

    http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/634893/

    http://nachrichten.lvz-online.de/region/delitzsch/unbekannte-schaenden-juedischen-friedhof-in-delitzsch/r-delitzsch-a-24798.html

    „In der ersten
    Phase des Nationalsozialismus von 1933-1938 waren vor allem die bereits geschlossenen
    Friedhöfe gefährdet, indem sie geschändet oder beseitigt wurden. Die massiven
    Verwüstungen jüdischer Einrichtungen in der Reichskristallnacht am 9. November 1938
    leiteten die zweite Phase der Judenverfolgung ein, in der auch genutzte Friedhöfe geschändet
    wurden. In der dritten Phase, der gänzlichen Judenvernichtung, galt es die letzten Spuren
    jüdischen Lebens völlig zu beseitigen, was zur Folge hatte das jüdische Friedhöfe, meist auf
    kommunaler Ebene, enteignet wurden. Lediglich die kurze Zeit des todbringenden Regimes
    und das Ende des Krieges 1945 durch die Befreiung der Alliierten verhinderte die endgültige
    Beseitigung jüdischen Lebens und damit auch jüdischer Friedhofsanlagen. Die Alliierten
    sorgen für eine rasche Wiederherstellung jüdischer Friedhöfe. Dabei waren nur in größeren
    Städten die Nutzung alter Begräbnisplätze möglich und etliche Landfriedhöfe praktisch nicht
    mehr benutzbar. Im Zuge der Wiedergutmachung wurde wieder entstandenen jüdischen
    Gemeinden das Eigentumsrecht ihrer Friedhöfe neu übertragen.
    In der Verfolgungsgeschichte der Juden im 20. Jahrhundert ist ein Anstieg von Schändungen
    jüdischer Friedhofsanlagen schon nach dem 1. Weltkrieg zu verzeichnen, und im 2. Weltkrieg
    wurden vor allem die SA-Truppen und die Hitlerjugend zu „Demontagearbeiten“ eingesetzt.
    Nach dem 2. Weltkrieg sind Schändungen auf jüdischen Friedhöfen keineswegs
    verschwunden. Bis 1980 sind in der Bundesrepublik Deutschland 600 Schändungsfälle
    bekannt geworden, und seit der Wiedervereinigung 1990 ist die Tendenz weiter steigend, so
    dass z. B. 1992 so viele Schändungen an Friedhöfen, Synagogen und sonstigen Baulichkeiten
    festgestellt werden mussten wie von 1923-1932 zusammen.“

    http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_architektur/ila/gla/archiv/frueheresemester/friedhpalmdateien/7juedische.pdf

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,550816,00.html

  2. „Fussball, Benedikt, Lena und was noch alles – sollen nur ablenken – von dem, was wir tatsächlich sind – elende Charakterschweine!“
    Schlicke wird also immer psychotischer….

    „Der Zentralrat der Juden forderte einen Bundesbeauftragten zur Bekämpfung von Antisemitismus“
    M.E. ist der Zentralrat der Juden nicht zuletzt ein „Organ zur Bekämpfung von Antisemitismus“. Und das sollte genügen. Im Gegensatz zu Schlickewitz sieht der ZJD nämlich nicht in jedem zweiten Satz antisemitische Elemente. Zum Glück!

  3. Als Ergänzung zu meiner Chronik sei auf diesen Artikel zu den
    Schändungen unserer jüdischen Friedhöfe verwiesen. Inzwischen kletterte die Anzahl auf fast 50 Schändungen pro Jahr, jede Woche also eine (!). Kann man als Nichtignorant unter diesen Umständen immer noch von „unserem schönen Deutschland“ sprechen?

    Fussball, Benedikt, Lena und was noch alles – sollen nur ablenken – von dem, was wir tatsächlich sind – elende Charakterschweine! Denn keinen regt es ernstlich auf, wenn bald zwei jüdische Friedhöfe pro Woche geschändet werden oder drei, oder vier…

    „Antisemitismus
    Wöchentliche Friedhofsschändung
    In den vergangenen fünf Jahren sind in Deutschland im Schnitt jährlich fast 50 jüdische Friedhöfe geschändet worden. Der Zentralrat der Juden forderte einen Bundesbeauftragten zur Bekämpfung von Antisemitismus.“

    http://www.focus.de/politik/deutschland/antisemitismus_aid_139518.html

  4. da hat man den Schlickewitz halt mal offiziell was im Hagalil schreiben lassen und muss sich nicht wundern.

    Klar gibt es da ein paar leere Stellen, aber vor allem vieles was nicht hineingehört oder an den Haaren herbeigezogen ist, wie so viele von Schlickewitzens Äußerungen, man kennt ihn ja.

  5. Zu den deutschen/österreichischen Kriegsverbrechen im Ersten Weltkrieg (in meiner Chronik Einträge siehe unter den Jahren 1915 und 1920)

    Wie deutsche Kriegsverbrechen nach dem Ersten Weltkrieg geahndet wurden u.a.

    http://www.zeit.de/2003/31/P-Hankel
    http://www.doew.at/thema/thema_alt/justiz/kriegsverbr/hautmann.html
    http://www.shotatdawn.info/page39.html
    http://translate.google.de/translate?hl=de&sl=en&tl=de&u=http://en.wikipedia.org/wiki/War_crime&anno=2
    http://www.perlentaucher.de/buch/13530.html

  6. Über den Antisemitismus der Vatikan-Hauszeitschrift Civiltà Cattolica (in meiner Chronik ganz oben, erster Eintrag). Es lohnt sich den ganzen Artikel zu lesen!

    With the accession of Pope Leo XIII (1878), the casuistic approach was replaced by systematic defamation. Civiltà wrote of „Jewish hatred… against mankind – Jews excepted“ (vol. 32 (1881), no. 5, 727); of the „anti-social spirit of Judaism“; and of the „necessity of hating it“ (ibid., no. 6, 603, 608). Worst of all was the review’s attitude concerning the *blood libel. More than a century earlier Cardinal Ganganelli (later Pope *Clement XIV) had declared the accusation groundless but Civiltà Cattolica nonetheless wrote of the Jews of *Trent, „mingling unleavened bread with Christian blood, every year, at Passover,“ and of the „present Jewish use of Christian blood in paschal bread and wine.“ Civiltà dwelt further on „the reality of the use of Christian blood in many rituals of the modern synagogue“ (vol. 34 (1883), no. 1, 606ff.) as „demonstrated“ in the *Tiszaeszlar case, which Civiltà considered to be authentic beyond doubt. Likewise Captain *Dreyfus could be nothing but a traitor, while France was governed by *Freemasonry, which itself was controlled by the Jews. However, the Jews should not be exiled from France for they were a people accursed by God, scattered to the four corners of the earth in order to testify by their ubiquity to the truth of Christianity (vol. 49 (1898), no. 1, 273–87). Thus, anti-Jewish prejudice had again been given a moral nihil obstat and an encouragement to proceed with the worst excesses. Nor did Civiltà relent during the following decades, although „blood“ charges were dropped.

    http://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/judaica/ejud_0002_0004_0_04332.html

  7. Nähere Angaben zu der von mir erwähnten Sinus-Studie von 1980:

    http://de.wikipedia.org/wiki/SINUS-Studie_zum_Rechtsextremismus

    „Befragt wurden 7.000 Wahlberechtigte. Die Sinus-Studie gab an, dass 13 oder mehr Prozent der Bevölkerung über ein „geschlossenes rechtsextremes Weltbild“ verfügten. Etwa jeder zweite in dieser Gruppe befand auch Gewalt als ein probates Mittel, um dieses durchzusetzen. Weitere 37 Prozent seien zwar gegen Antisemitismus, Militarismus und Führerkult immun, aber seien dennoch empfänglich für „rechtsextreme Denkinhalte“. Insbesondere die Konservativen hätten rechtsradikales Gedankengut „salonfähig“ gemacht.“

  8. @Jane
    Wie immer passen Sie nur da auf, wo es für Ihre Zwecke dienlich erscheint.

    Die Staatsgründung fand bekanntlich 1948 statt und da ich in 5-Jahres-Schritten nach hinten schaue, hat sie in einem 2010-Rückblick nichts zu suchen.
    Ebenso der 6-Tage-Krieg und die Entmachtung Sharons.

    Den Wert der Chronik erkennt, wer kein einseitiger Israelbasher ist und wer sich für die Geschichte der Juden und Israels interessiert. Wenn ich also vom Antisemitismus von vor 1933 berichte, muss ich das auch über die Zeit nach 1945 tun. Und diese Jahre seit Kriegsende sind in unserem schönen Deutschland eben gekennzeichnet durch inzwischen über 1000 Friedhofsschändungen. Hätte ich diese Tatsachen ausgelassen, hätte ich mir in der Tat den Vorwurf des nicht korrekten, unvollständigen Berichtens eingehandelt.

    Im übrigen, bisher waren Sie die einzige, die sich beschwert hat.

  9. Der Titel ‚Israel-Chronik‘ ist doch sehr irreführend – ich frage mich nach welchen Gesichtspunkten hier überhaupt irgendwelche, bzw. alle möglichen Ereignisse aus der Geschichte gepickt wurden.

    Zwischendurch die Schändung jüdischer Friedhöfe in Deutschland und für Israel fehlen so ‚unwesentliche‘ Ereignisse, wie die Staatsgründung oder der 6-Tage-Krieg, oder die Entmachtung Sharons etc.

    Ich frage mich was der Wert, oder die Absicht einer solchen ‚Chronik‘ sein soll.

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