Deutsche Medien: Erinnerungskultur und Israelkritik

42
27

Anfang März erschien in der tageszeitung (taz) ein Kommentar mit dem Titel „Pilgerfahrt nach Auschwitz“, der zu einer Diskussion zum Umgang der deutschen Medien mit Erinnerungskultur, Israelkritik und Antisemitismus veranlasst hat. Es taucte die Frage auf: Ist Antisemitismus in deutschen Tageszeitungen wieder salonfähig?…

Einladung zur Podiumsdiskussion
Eine Mitteilung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, insbes. des Beauftragten der Jüdischen Gemeinde zu Berlin für die Bekämpfung des Antisemitismus bzw. des Vorsitzenden des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA)

In ihrem taz-Artikel behauptet Iris Hefets das israelische Gedenken an die Schoah habe fast schon religiösen Charakter. Israel instrumentalisiere diesen „Schoah-Kult“ zur Legitimierung einer menschenrechtsfeindlichen Politik. Die israelische Erinnerungskultur wird von Iris Hefets mit hämischen Worten beschrieben: „Bevor ein junger Israeli zur Armee geht, muss er mindestens einmal Suff, Sex und eine Auschwitzreise erlebt haben“.
Weiter werde diese „Religion mit festen Ritualen“ auch in Deutschland dazu missbraucht, Kritiker der israelischen Politik mundtot zu machen. Als Beispiel wird Norman Finkelstein, Autor des umstrittenen Buches ‚Die Holocaust-Industrie‘ angeführt.

Kritisiert wird in der Mitteilung auch, dass die taz erst neun Tage nach dem Erscheinen des Hefets-Artikels einen Beitrag von Alexander Hasgall brachte, der die Thesen von Hefets kritisiert und ihrer Kritik an Israel widerspricht.

Hat die taz damit eine Debatte eröffnet, die ihren Ausgangspunkt dort nimmt, wo die Grenze zum Antisemitismus bereits überschritten ist? Wo verläuft die ‚rote Linie’ zum Antisemitismus und wie gehen die deutschen Medien mit antisemitischen und israelfeindlichen Positionen um? Welchen Stellenwert hat das Gedenken an die Schoah für Politik und Medien in Deutschland und wie soll der mediale Umgang mit dem Gedenken künftig gestaltet werden?

Diese und andere Fragen sollen am 27. April gemeinsam mit den VertreterInnen von drei großen deutschen Tageszeitungen diskutiert werden.

Podiumsdiskussion
„Pilgerfahrt nach Auschwitz“ – Zum Umgang deutscher Medien mit Erinnerungskultur, Israelkritik und Antisemitismus
Dienstag, 27. April 2010, 19 Uhr, Neue Synagoge, Oranienburger Straße 28-30, 10117 Berlin

mit: Ines Pohl, Chefredakteurin der Tageszeitung taz
Thomas Schmid, Herausgeber der Tageszeitung Die Welt
Stephan-Andreas Casdorff, Chefredakteur der Tageszeitung Der Tagesspiegel
Thierry Chervel (Moderation), Mitbegründer und Chefredakteur des Onlinemagazins Perlentaucher
Grußwort: Lala Süsskind, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin

42 Kommentare

  1. Jaja Sabine, die bösen Juden beherrschen die Medien… das ist bestimmt auch der Grund für die permanente Israelhetze.

    Oder mußten sie in den letzten Jahrzehnten in den gängigen Blättern auch nur *einen* israelfreundlichen Artikel (oder auch eine Thematisierung der überaus erfolgreichen Integration der jüdischen Migranten) ertragen? Ich denke nicht.

    Aber das reicht ihnen also nicht aus, sie wollen die totale Verteufelung… schöne neue Welt.

  2. «Haben Juden tatsächlich wieder Angst in Deutschland? – Dass ich nicht lache! Wenn, dann sicher keine rationell begründete. Wäre ich eine Jüdin – in Deutschland würde ich mich sauwohl fühlen.»

    Das ist vermutlich eine Frage der Perspektive, wie wohl man sich so fühlt…

    Natürlich wird nicht jeder Jude in Deutschland Opfer neonazistischer Gewalt, aber Ressentiments in der Art „Der Einfluss der Juden ist überproportional“, gerne auch bezogen auf’s „jüdische Finanzkapital“ (sog. raffendes Kapital), die angeblich jüdisch dominierte Politik der USA, u.v.a.m. dürfte einer menge Menschen nicht unbekannt sein.

  3. @Piet – das ist ja eben Euer und unser Problem, Piet. Jede Form der Kritik wertet Ihr als antijüdisch. Und einer in der Öffentlichkeit stehenden Person, der man medienwirksam vorwerfen kann, antisemitisch zu sein – eine solche Person ist in Deutschland erledigt (beruflich und gesellschaftlich).
    @Lo – Und so definiere ich „Macht“ – Und diese Macht stößt manchmal bitter auf. Ihr Juden (als Interessensgruppe, in organisierter Form – nicht als Privatpersonen) habt hier eine Medienmacht und eine gesellschaftlich-politischen Einfluss, die Eurer realen kulturellen und volkswirtschafltichen Bedeutung in keiner Weise entspricht.
    Haben Juden tatsächlich wieder Angst in Deutschland? – Dass ich nicht lache! Wenn, dann sicher keine rationell begründete. Wäre ich eine Jüdin – in Deutschland würde ich mich sauwohl fühlen. Nicht umsonst bleiben so viele Juden aus Russland hier.

  4. „Man hat fast nicht wahrnehmbar am Lack Ihrer Macht gekratzt –“

    Erklären Sie uns doch einmal, was Sie unter der „Macht“ von Juden verstehen?

    „Haben Sie tatsächlich Angst, dass Ihnen Deutschland entgleitet?“

    Nur damit Sie es zur Kenntnis nehmen: Antisemitismus ist nicht das Problem der Juden, sondern der Nichtjuden. Mit den Juden fing es immer an, aber danach kamen auch immer andere dran. Deswegen wäre es sinnvoll, wenn sie das Problem des Judenhasses nicht nur auf Juden beschränken würden, denn Haß trifft die ganze Gesellschaft.

    „Ihrer Gemeinde kaum registriert worden.“

    Weil die Masse es wohl nicht liest, heißt das sicher nicht, das wäre kaum registiert worden, denn das ist falsch.
    Übrigens sind antisemitische Vorfälle in Deutschland nicht mehr die Ausnahme und Juden deswegen Histerie vorzuwerfen, ist gelinde gesagt, ziemlich arrogant.

    Hier können Sie sich gern informieren, inklusive der Kommentare mit Infos.

    http://test.hagalil.com/2010/02/21/antiwand-2/

    Vielleicht werdet ihr Nichtjuden irgendwann mal wieder munter und stellt euch aktiv dagegen. Juden haben nämlich wieder Angst in Deutschland. Das sind Fakten.

  5. Wobei das Existenzrecht genau dieses Zufluchtsortes ja zunehmend in Frage gestellt wird — nicht nur vom Iran, und die Ausdrücke „begründete Polemik“ und „gelungene öffentliche Inszenierung“ sprechen da ja ebenfalls eine deutliche Sprache.

    Ich weiß nicht, ob Deutschland entgleitet. Wohin entgleitet Deutschland denn? Wem entgleitet eigentlich was? Rutscht da jemand aus? Ist Deutschland ein, ähm, ‚Missgeschick‘ passiert?

    Ich halte es zumindest für wichtig und erforderlich, auf Antisemitismus dort hinzuweisen, wo er sich zeigt, auch wenn er „nur“ im Gewand des nicht weniger harmlosen Antizionismus daher kommt, und erstrecht, wenn er durch Multiplikatoren formuliert wird.

    Im Ãœbrigen ist der Hefets-Artikel, was immer mit „Gemeinde“ gemeint sein mag, sehr wohl außerhalb der taz-Leserschaft zur Kenntnis genommen worden, es haben nämlich nicht wenige Medien (Zeitungen, Blogs, Foren) darüber berichtet und diskutiert, selbst jetzt 😉 noch. Darauf weist nicht zuletzt das prominent besetzte Podium (s.o.) hin.

  6. @Sabine

    Deutschland ist doch längst wieder in den Judenhass „entglitten“ – wenn die Zeitungen nach und nach auf diesen Zug aufspringen ist das nicht wirklich verwunderlich, aber sowohl für Juden als auch besorgte Deutsche durchaus beängstigend… wobei die Juden notfalls zumindest eine Zuflucht haben, wenn es noch schlimmer wird.

  7. Ich weiß nicht, ob Sie mir als Nichtjüdin und Deutsche diese Anmerkungen erlauben wollen, doch ich möchte sie trotzdem äußern:
    Haben Sie tatsächlich Angst, dass Ihnen Deutschland entgleitet? Etwas weniger Hysterie wäre doch angebracht? Die sicher begründete Polemik der TAZ-Redakteurin und die gelungene öffentliche Inszenierung ihrer Chefin sind außerhalb der TAZ-Leserschaft und Ihrer Gemeinde kaum registriert worden. Man hat fast nicht wahrnehmbar am Lack Ihrer Macht gekratzt – kein Grund panisch zu werden.

  8. „Sind Sie der Ansicht, dass Menschen mit Migrationshintergrund (Einwanderer), ob mit oder ohne deutschem oder europäischem Pass, in Bezug auf Störungen und/oder antisemitische Äußerungen anders zu behandelt werden sollten als solche mit z.B. deutschem Pass? Ich zumindest fände das rassistisch.“

    Das ist es auch. Wahrscheinlich denkt der, Menschen mit Migrationshintergrund können sich anders benehmen als deutsche und deutsche Staatsbürger. Was für eine Verklärung einer Demokratie und was für eine Chuzpe. Darauf muß man erst einmal kommen.

  9. KOMMENTAR VON ALEXANDER HASGALL

    Er vergleicht schon mal israelische Armeedrohnen mit den Vergasungswagen der Nazis oder solidarisiert sich mit der libanesischen Hisbollah. Zu denen, die ihn am eifrigsten verteidigen, gehört die rechtsextreme deutsche Nationalzeitung, Historiker wie Peter Novick dagegen nennen seine Texte “Müll”. All das sind gute Gründe, dem amerikanischen Publizisten Norman Finkelstein den Auftritt in den Räumen einer Kirche oder linker und grüner parteinaher Stiftungen zu verwehren. Denn Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass man verpflichtet ist, jedermann eine Plattform zu bieten

    Doch Finkelstein spielt, wie viele seiner Mitstreiter, die Rolle des “jüdischen Israelkritikers”, die für Teile der deutschen Medien, der Forschung und der Politik nützlich ist, bestätigt sie doch die Legende, dass man Israel als Deutscher nicht kritisieren dürfe. Dafür erhält Norman Finkelstein im Ausland eine Aufmerksamkeit, die ihm in seiner Heimat verwehrt bleibt – das verbindet ihn etwa mit dem Historiker Ilan Pappe, der in Israel kaum wahrgenommen wird. Bei Finkelstein, der den Missbrauch des Holocaust anprangert, führt das zu dem Paradox, dass er selbst dieses Verbrechen der Nazis benutzt, um öffentliche Aufmerksamkeit zu erlangen. Zugleich werden “jüdische Israelkritiker” wie er von ihren Fans instrumentalisiert. Nur wenige dürften sich dabei je ernsthaft mit deren Texten beschäftigt haben, denn sonst würden sie sehen, wie oft hinter lauter antiisraelischer Polemik der Inhalt auf der Strecke bleibt.

    Das gilt auch für Iris Hefets, die in der taz (9. März) einen “Schoah-Kult” beklagte, der die deutsche Politik in ihren Bann geschlagen habe.

    Hefets Kernthese lautet, dass man sich aufgrund des Holocaust in Deutschland nicht traue, Israel offen zu kritisieren. Um zu belegen, dass dies jeder Grundlage entbehrt, genügt die regelmäßige Lektüre deutscher Tageszeitungen; auch auf die jüngsten kritischen Äußerungen der deutschen Kanzlerin zum Siedlungsbau sei hier verwiesen.

    Zwar stimmt es, dass man öffentliche Kritik an Israel hierzulande vorsichtiger äußert als andernorts und sich, wenn auch nicht immer, einseitiger Feindbilder enthält. Dies ist aber zu begrüßen. Dass die andernorts populäre Dämonisierung des jüdischen Staates meist antisemitische Konnotationen aufweist, lässt sich kaum bestreiten. Das zeigt sich an vielen antiisraelischen Karikaturen, Texten oder gar Filmen, in denen antisemitische Stereotype wie das vom Kindesmörder oder vom Weltbeherrscher aufgegriffen werden: diese Propaganda ist weltweit verbreitet

    Hefets ist nicht an einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Gedenken an die Schoah gelegen, vielmehr lässt sie ihren antiisraelischen Gefühlen freien Lauf. Dabei ist eine differenzierte Auseinandersetzung über die Frage, wie angemessen an die Schoah erinnert werden kann, durchaus notwendig.

    Wer aber das Gedenken an die Schoah pauschal als irrationalen Kult abstempelt, der beleidigt nicht nur das Andenken an die Opfer, sondern darf sich nicht beklagen, wenn er Applaus von Revisionisten jeder Couleur bekommt.

    http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/lehren-aus-dem-holocaust/

    taz-Chefin brüskiert die Jüdische Gemeinde

    Es war wie im Theater. Ines Pohl hat es hinbekommen, vor einer Diskussion zu kneifen und dabei als Mutter Courage abzugehen! Sie hatte der Zusammensetzung des Podiums und der Fragestellung des Abends zugestimmt, nun musste es wirken, als hätte sie die Jüdische Gemeinde von vornherein übertölpeln wollen. Thomas Schmid sprach es aus: “Das war doch inszeniert.” So produziert man als Journalist seine eigene Realität.

    http://www.perlentaucher.de/blog/142_taz-chefin_brueskiert_die_juedische_gemeinde

  10. «fühlten wir uns gezwungen, als Menschen, die keine europäische Staatsbürgerschaft besitzen, den Saal zu verlassen.»

    Wollen Sie damit andeuten, dass Sie mit deutscher oder anderweitig europäischer Staatsangehörigkeit den Saal trotz polizeilicher Aufforderung nicht verlassen und die Veranstaltung weiter gestört hätten? Was lässt Sie annehmen, dass Sie mit z.B. italienischer Staatsangehörigkeit im Saal anders behandelt worden wären als jetzt?

    «Da wir selbst lautstark unseren Migrationshintergrund kundtaten»

    Was lässt Sie annehmen, dass abgesehen von ihren Störungen sowie des erhofften geregelten Ablaufes der Diskussionsveranstaltung andere Faktoren (insbesondere die des Passes) für Ihren Rausschmiss verantwortlich gewesen sein könnten?

    Sind Sie der Ansicht, dass Menschen mit Migrationshintergrund (Einwanderer), ob mit oder ohne deutschem oder europäischem Pass, in Bezug auf Störungen und/oder antisemitische Äußerungen anders zu behandelt werden sollten als solche mit z.B. deutschem Pass? Ich zumindest fände das rassistisch.

    «In der Presseerklärung der Jüdischen Gemeinde und auch in anderen Medienberichten wurde die Tatsache, dass die „StörerInnen“ der Veranstaltung alle Israelis waren, merkwürdigerweise weggelassen.»

    Was lässt Sie annehmen, dass das in Bezug auf Ihre Störung der Veranstaltung in irgendeiner Weise relevant gewesen wäre? Sind Sie der Meinung, dass die öffentliche Wahrnehmung (resp. die Reaktionen vor Ort) andere hätten sein müssen einzig, weil Sie Israelis sind?

  11. Stellungnahme der israelischen “StörerInnen” der Veranstaltung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin am 27.4.2010

    Nachdem in vielen Berichten zu dem Geschehnis letzten Dienstag im Zentrum der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, bestimmte Tatsachen bewusst verschwiegen wurden, fühlen wir uns dazu veranlasst diese Stellungnahme zu veröffentlichen. Letzten Dienstag wollten RepräsentantInnen der Jüdischen Gemeinde zu Berlin eine Veranstaltung mit dem Namen “Pilgerfahrt nach Auschwitz – Zum Umgang deutscher Medien mit Erinnerungskultur, Israelkritik und Antisemitismus” durchführen.
    Obwohl der Anlass zu dieser Veranstaltung ein Artikel der israelischen Autorin Iris Hefets war, der vor einigen Wochen in der taz veröffentlicht worden war, wurde sie nicht eingeladen.
    Der Einladungstext und die Aussagen von MitarbeiterInnen der Jüdischen Gemeinde ließen von vornherein keinen Zweifel daran, dass es in dieser Veranstaltung um ein Tribunal gegen Iris Hefets und ähnliche kritische Stimmen aus Israel oder der jüdischen Gemeinden gehen sollte. Daher war es uns wichtig, klarzustellen, dass Iris Hefets nicht allein steht und die Thesen ihres Artikels ein Teil einer legitimen und notwendigen Diskussion nicht nur innerhalb Israels sind. Deswegen hielten wir Papierschilder hoch, auf denen stand „Wir sind alle Iris Hefets“ und versuchten, ihre Teilnahme auf dem Podium einzufordern.

    Die hassgeladene Einführungsrede der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Lala Süsskind übertraf in ihren persönlichen Diffamierungen gegen Hefets sogar unsere Befürchtungen und zeigte, dass es kein wirkliches Interesse an einer inhaltlichen Auseinandersetzung gab. Die Reaktion der VeranstalterInnen auf unseren friedlichen Protest machte uns darüber hinaus klar, dass die Anwesendheit von Israelis, die das von der Jüdischen Gemeinde gepflegte Bild von Israel in Frage stellen, von dieser nicht tolerieren wird. Mehr noch, nachdem die von den VeranstalterInnen angeforderten Polizeikräfte eintrafen, fühlten wir uns gezwungen, als Menschen, die keine europäische Staatsbürgerschaft besitzen, den Saal zu verlassen.
    In der Presseerklärung der Jüdischen Gemeinde und auch in anderen Medienberichten wurde die Tatsache, dass die „StörerInnen“ der Veranstaltung alle Israelis waren, merkwürdigerweise weggelassen. Dies überrascht uns noch mehr, da vergangene Presseerklärungen der Jüdischen Gemeinde und die allgemeine Berichterstattung in Deutschland immer gerne den Migrationshintergrund von Personen betont, denen eine nichtdeutsche ethnische Zugehörigkeit unterstellt wird. Da wir selbst lautstark unseren Migrationshintergrund kundtaten, es ist umso verwunderlicher, dass dieser Fakt in so vielen Berichten unter den Tisch fiel. Es wirkt noch befremdlicher, dass der Titel der Presseerklärung der Jüdischen Gemeinde über die Geschehnisse lautet „Kein innerjüdisches Problem“.

    Sollte damit gemeint sein, dass israelische oder deutsche Juden, die eine andere Sichtweise über die Politik des Staates Israel haben, keine Juden seien? Oder dass wir kein Teil der jüdischen Gemeinschaft sind? In Israel wird längst reflektiert und zu Recht kritisiert, wie die staatliche Erinnerung an den Holocaust zu einem politisches Instrument werden kann, welches Nationalismus und Militarismus rechtfertigt.
    Dutzende Filme, Theaterstücke, akademische Forschung und Diskussionen in der Zivilgesellschaft thematisieren diese Instrumentalisierung und setzen sich damit kritisch auseinander. Der Versuch der OrganisatorInnen der Veranstaltung, diese wichtige und notwendige Diskussion in Deutschland durch Antisemitismusvorwürfe zum Schweigen zu bringen ist unerträglich. Er hinterlässt den Eindruck, dass sie eher daran interessiert sind, die Politik der israelischen Regierung zu decken, als den realen Antisemitismus und Rassismus in Deutschland zu bekämpfen.
    Israelis gegen die Besatzung – Berlin

  12. Die Achse des Guten berichtet:
    … … taz-Chefin Pohl nahm diese Inszenierung jedoch zum Anlass, das Podium und die Veranstaltung zu verlassen, ohne etwas inhaltlich-substanzielles zum Thema beigetragen zu haben. Während dessen kam es immer wieder zu tumultartigen Szenen, Zwischenrufen und Geschrei durch die Hefets-Anhänger. Der Schritt zu massiven Handgreiflichkeiten in der Synagoge war nicht weit, das Ãœberschwappen einer solchen gegen die Jüdische Gemeinde zu Berlin gerichteten Eskalation zum Pogrom lediglich eine Gratwanderung. Man sollte sich nicht ausmalen, zu welchen Szenen es gekommen wäre, hätte es vor Ort keine Polizeipräsenz gegeben.

    Die antisemitische Stimmung, die sich schwerlich als „nur“ antizionistisch zu tarnen vermag, bewegt sich am Rande des Ausnahmezustandes, den bereits Martin Walser nachhaltig in Erregung versetzte, als es davon sprach, bei seiner Rede in der Paulskirche „vor Kühnheit“ zu zittern. War der Ausnahmezustand bei Walser noch eine erotische Phantasie, wird er jetzt zum Greifen nah – und muss mit aller Konsequenz unterbunden werden. Damit tritt als eine zentrale Aufgabe der polizeilichen Tätigkeit der nächsten Jahre auf die Agenda: Antisemiten daran zu hindern, ihren Aggressionen freien Lauf zu lassen.

    Der Auftakt für einen antisemitischen Ausnahmezustand ist jetzt gemacht, mitgetragen von einem links-alternativen Milieu, das sich selbst fern jeder selbstkritischen Anwandlungen in Sachen Antisemitismus sieht. Doch das seismografische Zentrum zur Unterbindung dieser Radikalisierung und Eskalation liegt ausschließlich in diesem Milieu: nicht nur die „tageszeitung“ ist gefragt, auch die „Grünen“ müssen jetzt Farbe bekennen. Wenn sie dieses Ereignis einfach abtun, machen sie sich zu den Steigbügelhaltern von antisemitischen Pogromen in der Zukunft.

    Hier: http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/antisemitischer_ausnahmezustand/

  13. «Diese Veranstaltung ist nicht sehr harmonisch abgelaufen.»

    Was ist die richtige Bezeichnung: Untertreibung? Beschönigung? Verschleierung?

    «die Berliner Gemeindevositzende Lala Süsskind hat mit ihrem Grußwort … nochmals u.a. Iris Hefets persönlich angegriffen. »

    Nein. Sie hat den Anlass des übergeordneten Themas benannt. Hefets’ Artikel, stellvertretend für viele andere, war halt nur besonders perfide.

    «Daraufhin hat eine Gruppe junger Israelis mit Schildern “Kulanu Iris Hefets – Wir alle sind Iris Hefets” die Veranstaltung unterbrochen…»

    Diese Schilder waren nicht spontan gemalt worden, sondern Teil der Hefets/Pohl’schen Inszenierung. Auch waren es nicht irgendwelche Israelis, sondern im Saal verteilte Mitglieder der Gruppe „Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost“, der auch Frau Hefets angehört.

    «… und wurde von Polizei (!) aus dem Saal gebracht.»

    Ja von wem denn sonst? Freiwillig wollten die Störer ja nicht gehen.

    «Die taz-Chefredakteurin Ines Pohl verließ dann ebenfalls die Veranstaltung.»

    Joh, zweiter Akt. Quasi der Höhepunkt der Inszenierung.

    «Frau Pohl sei angespuckt und als “Nazi” beschimpft worden.»

    Unappetitlich. Ob es aber unappetitlicher als das Skandal-Stück „Frau Hefets, der Antisemitismus und seine Helfershelfer“ war, sei dahingestellt.

    «Erstens begrüßt die Jüdische Stimme sehr, dass…»

    Na endlich! legen Sie offen, aus welcher Ecke sie kommen. Warum sagen Sie das nicht offen und von Anfang an? Stattdessen der scheinheilige Versuch eines angeblich neutralen Resümees.

  14. In der Achse des Guten ist davon die Rede, es werde nach diesem Durchbruch antisemitischer Hassgebährden nie mehr so sein wie früher. Der Ausnahmezustand des geilen Martin Walzers hat sich Durchbruch geschaffen am symbolhaften Ort der grossen und größten Gemeinde Deutschlands. Dort feierte der Hass auf Israel und das Judentum einen bitteren Sieg, der nur durch Polizeigewalt eingedämmt werden konnte. Das Brandgeschoss hatten die links-grünen geworfen. Schande und Schmach!

  15. Diese Frau Hefetz, etwas anderes darf man wohl nicht sagen, ist eine die aus psychische probleme handelt und sich von Gutmenschen einwickeln lässst in die Zerstörung Israels. Genug solche Fälle gab es. Die ist wie die Jane ein Störfaktor aber in Berlin hat man sie rausgerissen mit ihre Genossen und in Hagalil darf sie weiter ihre Gift spritzen. PFUI!!

  16. Verschwinde Antisemten-Eric. Es ist eine kaum zu überbietende Chuzpe, hier solchen Dreck abzusondern. Der antisemitische Angriff gegen die Jüdische Gemeinde zu Berlin ist durch nichts zu entschuldigen. Nur das beherzte Durchgreifen der Polizei konnte auf Geheiss der Vorsitzenden Schlimmeres verhindern.
    Der Judenhass der Politagiteure konnte sich hinter der Maske des Antizionismus kaum mehr verbergen. Doch die Gemeinde erwies sich als stark und gefestigt und auch bereit für ihre Freiheit gegen eine Pohl aufzustehen!
    AM ISRAEL CHAY!!!

  17. Vielleicht kann dann ja der Versuch eines Resumé gemacht werden, nachdem sich der Pulverdampf etwas verzogen hat:

    Diese Veranstaltung ist nicht sehr harmonisch abgelaufen. Wenn man den Berichten verschiedener Seiten glauben darf, hat die Berliner Gemeindevositzende Lala Süsskind mit ihrem Grußwort die Stimmung sehr eskaliert, nochmals u.a. Iris Hefets persönlich angegriffen. Daraufhin hat eine Gruppe junger Israelis mit Schildern „Kulanu Iris Hefets – Wir alle sind Iris Hefets“ die Veranstaltung unterbrochen und wurde von Polizei (!) aus dem Saal gebracht.

    Die taz-Chefredakteurin Ines Pohl verließ dann ebenfalls die Veranstaltung. In der taz stand danach, Frau Pohl sei angespuckt und als „Nazi“ beschimpft worden.
    Erstens begrüßt die Jüdische Stimme sehr, dass Iris Hefets auf dieser Veranstaltung Solidarität erfahren hat.
    Zweitens würde es uns freuen, wenn die Jüdischen Gemeinden – in Berlin und anderswo – sich nicht nur als Dachverband verschiedener religiöser Strömungen sehen, sondern auch anerkennen, dass es politisch verschiedene Meinungen gibt und sich in der Öffentlichkeit und auf Gemeindeveranstaltungen um mehr Integration bemühen statt auf den Durchmarsch nationalistischer Tendenzen zu setzen.

    Einige Medienechos:
    Berliner Tagesspiegel (der Chefredakteur saß ebenfalls auf dem Podium):
    http://www.tagesspiegel.de/politik/von-juden-und-juedischen-antisemiten/1810538.html
    taz
    http://www.taz.de/1/debatte/theorie/artikel/1/spucken-und-schreien/
    Sabine Schiffer (Inst. f. Medienverantwortung):
    http://www.hintergrund.de/20100428854/politik/inland/intellektueller-notstand-berliner-polizisten-fuehren-regierungskritische-israelis-ab.html

  18. Kein innerjüdisches Problem

    Am 27. April hatten wir drei Vertreter von Berliner Zeitungen zu einer Podiumsdiskussion eingeladen: Thomas Schmid, Herausgeber der Tageszeitung Die Welt, Ines Pohl, Chefredakteurin der Tageszeitung taz und Stephan-Andreas Casdorff, Chefredakteur der
    Tageszeitung Der Tagesspiegel, Moderator war Thierry Chervel, Chefredakteur des Onlinemagazins Perlentaucher.
    Thema des Abends war die Frage nach dem Umgang deutscher Medien mit
    Erinnerungskultur, Israelkritik und Antisemitismus, Aufhänger ein in der taz erschienener Kommentar mit dem Titel: „Pilgerfahrt nach Auschwitz“. Die jüdische, in Israel geborene
    Autorin Iris Hefets behauptet darin, Israel instrumentalisiere die Schoa zur Legitimierung seiner menschenrechtsfeindlichen Politik und inszeniere so einen „Schoa-Kult“. Weiter werde
    diese „Religion mit festen Ritualen“ auch in Deutschland dazu missbraucht, Kritiker israelischer Politik mundtot zu machen. Als Beispiel dafür führt die Autorin das Schicksal
    Norman Finkelsteins auf, bekannt für sein umstrittenes Buch „Die Holocaust-Industrie“, der vor kurzem in Berlin Absagen von Veranstaltungsorten in Kirchen und Stiftungen erhielt.
    Aber weder Norman Finkelstein noch Iris Hefets sollten Thema des Abends sein und auch nicht die Frage, wie die jüdische Mehrheit mit den Extremisten in den eigenen Reihen umgeht
    oder umgehen sollte. Es ging um die Frage, warum in der deutschen Öffentlichkeit immer wieder jüdische Menschen mit wenig repräsentativen Meinungen zu Wort kommen, mit
    Israelkritik in einer Sprache, die die Grenzen der Geschmacklosigkeit überschreitet, und die
    bisweilen nachweisbar antisemitische Thesen vertreten. Gefragt werden sollten die anwesenden Chefredakteure und Herausgeber, wie sie diese Tatsache begründen. Auch Frau Pohl war selbstverständlich das Thema der Veranstaltung bekannt und ihr Erscheinen wurde ausdrücklich begrüßt.
    Aber schon Tage vor der Veranstaltung tauchten Briefe und Pressemitteilungen im Internet
    auf, die hier ein „Tribunal“ gegen die Autorin Iris Hefets witterten.
    Nach dem Grußwort der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Lala Süsskind, sprangen dann also etwa 20 Leute auf und hielten vorbereitete Plakate mit Solidaritätsbekundungen zu
    Iris Hefets hoch. Die Chefredakteurin der taz solidarisierte sich nun „spontan“ mit diesen Störern und schloss sich der Forderung an, man müsse die Autorin des zitierten Beitrages aufs
    Podium holen. Das wurde abgelehnt mit der Begründung, dass es nicht nötig sei, zu einem veröffentlichten Text den Autor einzuladen und seine Thesen wiederholen zu lassen.
    Es ist aber definitiv unüblich, dass ein Podiumsgast den Veranstalter mit der Aussage erpresst,
    entweder wird getan, was die Störer tun oder ich gehe. Frau Pohl tat genau das und verließ den Saal.
    Die Jüdische Gemeinde zu Berlin stellt hiermit fest, dass diese Veranstaltung von Anfang an mit einem Saalmikrofon ausgestattet war. Es war vorgesehen, dass sich jeder aus dem
    Publikum, der es wollte, zu Wort melden konnte. Beim Einlass wurde nicht kontrolliert, wer teilnehmen wollte. Frau Hefets hätte also problemlos im Saal sitzen und sich zu Wort melden
    können. Wir stellen fest, dass es wohl vielmehr so ist, dass die Störer auf ihre eigene Propaganda hereingefallen sind. Sie hätten und haben zum Teil sagen können, was sie sagen
    wollten. Es wurde von uns als den Veranstaltern und von den Diskutanten auf dem Podium sogar erwartet, dass es kontrovers zugehen wird.
    Nicht erwartet haben wir diese destruktive und aggressive Form der Störung und schon gar nicht die Solidarisierung und den stillosen Abgang der Chefredakteurin einer Tageszeitung.
    Wir danken daher Herrn Casdorff, Herrn Schmid und Herrn Chervel dafür, die Diskussion trotzdem geführt zu haben. Ihre nachdenklichen und auch tiefgründigen Bemerkungen haben
    es vermocht, das Thema des Abends den weiterhin anwesenden ca. 300 Gästen zu vermitteln und ihnen das Gefühl zu geben, nicht umsonst gekommen zu sein.

    http://www.jg-berlin.org/

  19. Podiumsdiskussion mit:
    • Ines Pohl, Chefredakteurin der Tageszeitung taz
    • Thomas Schmid, Herausgeber der Tageszeitung Die Welt
    • Stephan-Andreas Casdorff, Chefredakteur der Tageszeitung Der Tagesspiegel

    Nein, eine Podiumsdiskussion war es wohl nicht:

    Lala Süsskind hatte gerade ihre kurze Einleitung beendet, [da] erhoben sich [die Antisemiten] unisono von ihren Sitzen, störten lautstark und hielten in Anspielung auf den kürzlich in der taz erschienenen antisemitischen Artikel “Pilgerfahrt nach Auschwitz” stolz Zettel vor sich mit der Aufschrift: “Wir sind alle Iris Hefets”. … Als sich die Lage wieder etwas beruhigt hatte, fehlte Ines Pohl, die Chefredakteurin der taz. Nach kurzer Unklarheit erfuhren die erstaunten Zuhörer vom Organisator Levi Salomon, dass Frau Pohl nun ebenfalls die Beteiligung Hefets’ auf dem Podium fordere und anderenfalls nicht an ihren Platz zurückzukehren gedenke.

    Sie hatte die Verhinderung der Diskussion möglicherweise geplant. Vielleicht sah sie aber auch spontan die Möglichkeit, einen Skandal mit sich als Mittelpunkt in Werbung umzumünzen. So oder so: Zynischer geht es kaum.

  20. sehr spannend finde ich hier gerade, dass sich alle möglichen kommentator_Innen über antisemitismus beklagen, keine/r aber auch nur ein wort zu dem rassistischen mist sagt, den „Torben F., Berlin“ hier einstellt:
    „…der Obimbo eine klare Absage erteilt hat. Vielleicht ist es deshalb so still um ihn geworden. Darf man den neuen Herrscher der Welt Hussein Ubama nicht kritisieren?“

  21. Sewers
    Are running over.

    Waves
    Of fascist incitement
    Are flooding
    The country:
    Internet talkbackists,
    Rightist media,
    And a
    Despicable song, too.

    As
    On the eve
    Of Rabin’s murder.

  22. Eine Veranstaltung, die verspricht interessant zu werden. Wie ich gehört habe, soll die Diskussionsveranstaltung in voller Länge dokumentiert werden als Video und kostenlos im Internet abrufbar sein, vermutlich ein oder zwei Tage nach der Veranstaltung. Auf welcher Website das sein wird, ist mir nicht bekannt. Aber Google hilft bestimmt oder ein Anruf beim Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.

  23. Frau Iris Hefets kritisiert ja Israel. Also darf man Israel ja wohl in deutschen Tageszeitungen kritisieren. Das einzige, was Frau Hefets befürchten muss, ist, dass ihr irgendeiner Antisemitismus unterstellt.

    Das wiederum ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

    Es ist also nicht möglich in Deutschland Israel zu kritisieren ohne von irgendeinem als Antisemit bezeichnet zu werden.

    Was folgt daraus: Meines Erachtens ergibt sich hieraus die moralische Pflicht, sich gegen die stigmatisierende Wirkung eines unzutreffenden Antisemitismusvorwurfes zu wenden. Mit anderen Worten: Israelkritiker, denen zu Unrecht Antisemitismus vorrgeworfen wird, in Schutz zu nehmen. Dies ist ebenso wichtig, wie Israel vor ungerechtfertigter oder übertriebener Kritik in Schutz zu nehmen.

  24. Wenn man in den regelmäßigen Ansprachen hoher staatlicher Repräsentanten an Gedenktagen, aber auch beim Besuch von Staatgästen immer wieder herausstellt, daß die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel aufgrund der Vergangenheit immer etwas „Besonderes“ darstellen und nie etwas „Normales“ werden würden, wäre es geradezu merkwürdig, wenn im Gegensatz dazu die Presseberichterstattung aus Deutschland über Israel ebenso wie die israelische Berichterstattung über Deutschland nicht auch vieles andere wäre, aber nichts „Normales“.

    Ich denke, daß dies ebenso die wesentliche Ursache dafür darstellt, warum viele Israelbilder in Deutschland so verzerrt sind bzw. verzerrt erscheinen – entweder zu positiv oder zu negativ sind – weil es letztlich doch die Bewertung von etwas Besonderem und nicht von etwas ganz Normalem ist. Ebenso sieht es natürlich auch in Sachen Israelkritik aus. Dazu kommt noch, daß die Medien, um eine entsprechende Aufmerksamkeit zu erregen, zwangsläufig die Dinge zuspitzen (müssen). Und was eignet sich dafür mehr, als das Mittel der Provokation (als solchen sehe ich den Ausgangsbeitrag in der „taz“).

    Der einzigste Ausweg aus diesem Dilemma wäre die Schaffung einer gleichen Augenhöhe bei Lob und Kritik, d.h. daß Israel in Deutschland nach den gleichen Maßstäben gemessen wird, wie etwa die USA, Brasilien, Saudi-Arabien, Thailand oder Japan. Aber ob dies jemals der Fall sein wird oder sein kann? Ich habe da so meine Zweifel.

  25. Yael, schon bei den 68ern ging es darum, doch endlich diesen hemmenden „Judenknacks“ zu überwinden – was dann ja auf direktem Wege zum Bombenanschlag auf das Jüdische Gemeindehaus in der Fasanenstraß und die „Selektion“ der jüdischen Fluggäste in Entebbe durch deutsche Antifaschisten führte…

  26. «… was wir zur Genüge kennen: Kritik an Israel sei eigentlich nie [erlaubt].»

    Ach ja.

    Das vermeintliche Verbot der „Israelkritik“ oder: die „Antisemitismuskeule“ – „Israelkritiker“ halten sich für mutige Menschen, die Tabus brechen, Denkverboten trotzen und unter widrigen Umständen die unbequeme Wahrheit sagen. Und sie sind sportlich, schließlich müssen sie ständig der „Antisemitismuskeule“ ausweichen, die allenthalben geschwungen wird. Interessant wird es dabei immer dann, wenn man einmal einen „Israelkritiker“ fragt, wer eigentlich behauptet, man dürfe Israel nicht kritisieren, und vor allem: wer dieses Verbot überwacht und durchsetzt. Denn diese Instanzen muss es ja zwangsläufig geben, sonst hätte es keinen Sinn, überhaupt die Existenz eines Verbotes zu behaupten.

    Doch nicht wenige „Israelkritiker“ schauen einen bei dieser Frage erst einmal verständnislos an. Sie halten ihre Behauptung für dermaßen selbstverständlich, dass sie sich wundern, wie man sie überhaupt hinterfragen kann. Etwas kleinlaut kommt dann vielleicht der Zentralrat der Juden in Deutschland ins Spiel, der sich doch ständig zu Wort melde und sich in alles einmische. Oder ganz allgemein „die Politiker“, die Rücksicht sowohl auf den Zentralrat als auch auf Israel zu nehmen gezwungen seien (auch hier müsste man wiederum fragen: gezwungen? Von wem?). Oder die israelische Botschaft. Oder „das Ausland“, das die Deutschen im Grunde genommen immer noch für Nazis halte. Besonders Mutige sprechen auch schon mal von einer „zionistischen“ oder gar „jüdischen Lobby“, die Deutschland im Griff habe: seine Medien, seine Politiker, seine Wirtschaft. In jedem Fall muss es sich um ziemlich einflussreiche Einrichtungen handeln, die da ein Verbot der „Israelkritik“ dekretiert haben und es mittels der „Antisemitismuskeule“ auch gewaltsam durchsetzen.

    Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Natürlich existiert ein solches Verbot nicht. Das vermeintliche Tabu ist vielmehr eines, das die „Israelkritiker“ selbst erfunden haben, damit sie es anschließend umso lustvoller brechen können. Dahinter steht das Raunen über die angebliche Allmacht der Juden, die die Welt kontrollierten, manchmal ganz offen, aber vor allem: im Verborgenen. Den Zentralrat beispielsweise stellt man sich in dieser Logik als einen Verband vor, der überall seine Finger im Spiel hat und dem deutsche Politiker sowie die Medien aus einem schlechten Gewissen heraus geradezu hündisch ergeben sind. Israel hält man für ein waffenstarrendes Land, das zudem über eine gewaltige Lobby in den USA verfügt und darüber deren Außenpolitik dominiert. Nicht selten hört man in diesem Zusammenhang auch den Vorwurf, die Juden im Allgemeinen und Israel im Besonderen instrumentalisierten den Holocaust für ihre sinistren Zwecke, das heißt: Sie missbrauchten ihn zur Legitimierung israelischer Schandtaten. Solche Allmachts- und Verschwörungsfantasien haben mit der Wirklichkeit nichts gemein, sondern verweisen vielmehr auf die Sehnsüchte derjenigen, die sie kolportieren. Das ganze Gerede vom jüdischen Einfluss auf die deutsche Politik, von der jüdischen Kontrolle der Medien und von der jüdischen Herrschaft ist eine Projektion von Antisemiten, die ihre „Israelkritik“ auf diese Weise als Notwehrmaßnahme ausgeben. Ginge es nach ihnen, wäre die Welt längst vom „jüdischen Joch“ befreit.

    http://www.mideastfreedomforum.org/de/node/123#Skript

  27. Die stinkende taz und die Kloake Hagalil. Die einen haben die Hefets die anderen die Jane. Ekelhaft wer solche Gesindel Unterstützt! Yael sie haben völlig recht. Man kann sich nur noch an den Kopf fassen!

  28. Einen sehr guten Gegenkommentar gab es einige Tage später:

    Wer Israel dämonisiert, spielt nur Antisemiten in die Hände.
    Lehren aus dem Holocaust

    KOMMENTAR VON ALEXANDER HASGALL

    Er vergleicht schon mal israelische Armeedrohnen mit den Vergasungswagen der Nazis oder solidarisiert sich mit der libanesischen Hisbollah. Zu denen, die ihn am eifrigsten verteidigen, gehört die rechtsextreme deutsche Nationalzeitung, Historiker wie Peter Novick dagegen nennen seine Texte „Müll“. All das sind gute Gründe, dem amerikanischen Publizisten Norman Finkelstein den Auftritt in den Räumen einer Kirche oder linker und grüner parteinaher Stiftungen zu verwehren. Denn Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass man verpflichtet ist, jedermann eine Plattform zu bieten

    Doch Finkelstein spielt, wie viele seiner Mitstreiter, die Rolle des „jüdischen Israelkritikers“, die für Teile der deutschen Medien, der Forschung und der Politik nützlich ist, bestätigt sie doch die Legende, dass man Israel als Deutscher nicht kritisieren dürfe. Dafür erhält Norman Finkelstein im Ausland eine Aufmerksamkeit, die ihm in seiner Heimat verwehrt bleibt – das verbindet ihn etwa mit dem Historiker Ilan Pappe, der in Israel kaum wahrgenommen wird. Bei Finkelstein, der den Missbrauch des Holocaust anprangert, führt das zu dem Paradox, dass er selbst dieses Verbrechen der Nazis benutzt, um öffentliche Aufmerksamkeit zu erlangen. Zugleich werden „jüdische Israelkritiker“ wie er von ihren Fans instrumentalisiert. Nur wenige dürften sich dabei je ernsthaft mit deren Texten beschäftigt haben, denn sonst würden sie sehen, wie oft hinter lauter antiisraelischer Polemik der Inhalt auf der Strecke bleibt.

    Das gilt auch für Iris Hefets, die in der taz (9. März) einen „Schoah-Kult“ beklagte, der die deutsche Politik in ihren Bann geschlagen habe.

    Hefets Kernthese lautet, dass man sich aufgrund des Holocaust in Deutschland nicht traue, Israel offen zu kritisieren. Um zu belegen, dass dies jeder Grundlage entbehrt, genügt die regelmäßige Lektüre deutscher Tageszeitungen; auch auf die jüngsten kritischen Äußerungen der deutschen Kanzlerin zum Siedlungsbau sei hier verwiesen.

    Zwar stimmt es, dass man öffentliche Kritik an Israel hierzulande vorsichtiger äußert als andernorts und sich, wenn auch nicht immer, einseitiger Feindbilder enthält. Dies ist aber zu begrüßen. Dass die andernorts populäre Dämonisierung des jüdischen Staates meist antisemitische Konnotationen aufweist, lässt sich kaum bestreiten. Das zeigt sich an vielen antiisraelischen Karikaturen, Texten oder gar Filmen, in denen antisemitische Stereotype wie das vom Kindesmörder oder vom Weltbeherrscher aufgegriffen werden: diese Propaganda ist weltweit verbreitet

    Hefets ist nicht an einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Gedenken an die Schoah gelegen, vielmehr lässt sie ihren antiisraelischen Gefühlen freien Lauf. Dabei ist eine differenzierte Auseinandersetzung über die Frage, wie angemessen an die Schoah erinnert werden kann, durchaus notwendig.

    Wer aber das Gedenken an die Schoah pauschal als irrationalen Kult abstempelt, der beleidigt nicht nur das Andenken an die Opfer, sondern darf sich nicht beklagen, wenn er Applaus von Revisionisten jeder Couleur bekommt.

    http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/lehren-aus-dem-holocaust/

  29. «Warum ist keine der Oppositionellen eingeladen?»

    Wieso? Ines Pohl, Chefredakteurin der taz und damit Verantwortliche für das Erscheinen des aus meiner Perspektive widerwärtigen Artikels, sitzt doch mit am Tisch?

    «… was wir zur Genüge kennen: Kritik an Israel sei eigentlich nie [erlaubt].»

    Wer hindert Sie denn? Oder irgend einen Verlag? Könnte es sein, dass Ihnen nur die Kritik an den sog. „Kritikern“ nicht so Recht ist?

  30. Warum ist keine der Oppositionellen eingeladen? Das finde ich eine naheliegendere Frage. Im übrigen ist Broder der Lieblingsjude von der deutschen Rechten bis zum Bildungsbürgertum. Er schreibt in allem was Rang und Namen hat von der Welt bis zum Spiegel. Mit Preisen überschüttet ist er gerne gesehenr Gast in Talkshows und Anhörungen. Also er ist sicher nicht sooo unterdrückt, wie mein Vorredner hier tut.

    Ralf Verleger, schon viel weniger beliebt bei Deutschlands Society vermutet, hier soll das durchexerziert werden, was wir zur Genüge kennen: Kritik an Israel sei selbstverständlich erlaubt, aber bitte nur so und nicht anders. („So“ kann wechseln, je nach Anlass.) Also eigentlich nie. Dies würde an das Verhalten der chinesischen Botschaft auf der vorletzten Buchmesse erinnern: Diskussion mit den Dissidenten selbst gibt es nicht; man darf nur über sie reden, um sie auszugrenzen.

  31. Ich denke nicht, das jüdische Menschen jemals unabhängig sein können oder sein werden, selbst wenn die für den Staat gewählte Demokratische Grundordnung zu funktionieren „scheint“. Alle Juden sind abhängig und sollten sich dies immer vor Augen führen und sich der Vergangenheit bewußt werden. Wer Israel kritisiert ist gegen den Hern Zeboat.

  32. Broder ist auch der erste, der Obimbo eine klare Absage erteilt hat. Vielleicht ist es deshalb so still um ihn geworden. Darf man den neuen Herrscher der Welt Hussein Ubama nicht kritisieren? Ist es schon wieder so weit? Warum ist Broder nicht am Podium um es dieser Taztype mal richtig zu zeigen? Will die Gemeinde lieber leistreten. Das hat schon 1933 nichts geholfen. Aber manche lernen es nie.

  33. Henryk M. Broder hatte recht als er den Stürmer als harmlos im Vergleich zur Sudeldeutsche Zeitung bezeichnete und die taz gleich dazu als Kinder-Stürmer. Leider sind diese Schmierenblätter noch immer am Markt. Und diese vom Antisemitismus zerfressenen Typen wie Hefets haben dort eine Pklattform gefunden um ihren Hass gegen Israel zu verbreiten. Leider bekommen Leute wie Broder keine so priviligierte Position wie Israelhasser ala Hefets oder auch Avram Burg. Das ist doch der Skandal!!!!

  34. Ich finde, man sollte auch eine andere Betrachtungsweise zulassen. Zu dieser Veranstaltung meint Rolf Verleger, es gebe einen Ort auf der Welt, den er in seinem Leben nicht besuchen möchte: „Es reicht, dass mein Vater dort war, die Nummer dieses Orts am Arm eingebrannt bekam und seine Familie dort ermordet wurde. (Ebenso leider Mitglieder meiner mütterlichen Familie.) Was habe ich dort zu suchen?!
    Von daher ist es durchaus verwunderlich, dass aus Israel nun seit einigen Jahren in großem Maßstab Gruppenreisen nach Auschwitz organisiert werden.

    Iris Hefets hat sich darüber öffentlich in einem Zeitungsbeitrag gewundert. Sie ist Israelin und kritisiert aus dieser ihrer Erfahrung und Sozialisierung heraus die israelische Regierung. Dies ist das Recht – und auch die Pflicht – eines Staatsbürgers.“

Kommentarfunktion ist geschlossen.