Mubaraks Regime ermöglicht die Verfolgung der ägyptischen Kopten

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Magdi Khalil ist ein in Ägypten geborener Menschenrechtsaktivist und eine prominente Persönlichkeit, die in arabischen Medien wie Al Jazeera und Al Ahram zu Wort kommt. Er ist der Direktor des Middle East Freedom Forums, eines ägyptischen Beraterstabs, der für Menschenrechte, Laizismus und Demokratie eintritt. Am 26. Februar hat M. Khalil mittels einer Konferenzschaltung des Middle East Forums über die Situation der ägyptischen Kopten gesprochen…

Zusammenfassung des Vortrags von Magdi Khalil vom 26.2.2010
Übersetzt und kommentiert von Karl Pfeifer
Quelle: http://www.meforum.org/2599/egypt-persecution-of-copts

Wenn auch die Islamisten am Weihnachtstag daran scheiterten, Amerika zu terrorisieren, so gelang es ihnen die Kopten, die einheimische christliche Minderheit Ägyptens zu terrorisieren, als sie sechs Kopten, die ihre Kirche nach einer Messe verließen, ermordeten.

Aber laut M. Khalil werden die Kopten nicht nur in zunehmenden Maße von Islamisten verfolgt; das Mubarak Regime macht sie immer mehr zu Sündenböcken, um den öffentlichen Ärger über seine Korruption auf die Kopten zu lenken, um eine schon unerträgliche Situation der ägyptischen Christen noch verzweifelter zu machen. Bedenkt man, dass die Verfassung Ägyptens auf die Scharia gründet, welche die Unterwerfung der Christen vorschreibt, war das zu erwarten.

Das Resultat ist ein systematisches Programm der öffentlichen Verfolgung und der staatlichen Diskriminierung, oder was Magdi Khalil „Staatsverbrechen“ gegen die Kopten nennt. Tatsächlich, wenn es um religiöse Freiheit geht, rangiert Ägypten in der Kategorie mit Saudi Arabien und dem Iran.

Laut M. Khalil, haben die Kopten über 1.500 Angriffe erlitten und Eigentum, das Millionen Dollar wert war, verloren. Trotzdem haben sie keine Entschädigung erhalten, weil Islamisten (die „immer zusammenhalten“) prominente Positionen in der Rechtssprechung, dem gesetzgebenden Rat und den Nachrichtendiensten innehaben. Am deutlichsten wird das sichtbar, wenn koptische Mädchen
häufig entführt, vergewaltigt und gezwungen werden, zum Islam zu konvertieren – kein einziger Täter wurde je vom Staat vor Gericht gebracht.

Magdi Khalil versicherte, dass das Nag Hammadi Massaker von sechs Kopten am Weihnachtsabend wahrscheinlich mit der Bewilligung der Staatssicherheitskräfte durchgeführt wurde, denn die Polizei brauchte einige Stunden, bis sie am Ort des Massakers erschien, ein Phänomen, das regelmäßig stattfindet, wenn Kopten sich wegen islamistischer Angriffe an die Polizei wenden.

Trotzdem, liegt die Hoffnung für politische Reformen in Ägypten laut M. Khalil vor allem bei den Kopten selbst, weil sie natürlicherweise die führenden Befürworter des Laizismus und der Demokratie sind, und sich besser mit dem Westen und Israel verständigen können. Gefragt, ob Mubarak das bessere von zwei Übeln sei – das andere ist die Muslimbrüderschaft – bekräftigte Magdi Khalil, dass es einige beliebte liberale Reformer in Ägypten gibt, die betonen, dass Mubarak die Muslimbrüder lediglich als Vorwand gegenüber dem Westen benützt, um sein autokratisches Regime zu rechtfertigen.

Magdi Khalil beendete seinen Vortrag mit dem Ruf an die Amerikaner und andere, die üble Lage der Kopten bekanntzumachen und Organisationen wie sein Middle East Freedom Forum – welches dafür kämpft, dass Kopten an der ägyptischen Politik teilhaben und Menschenrechte, Demokratie und Laizismus für Alle fordert – zu unterstützen.

Diese Zusammenfassung wurde von Aymenn Jawad Al-Tamimi geschrieben.

Kommentar von Karl Pfeifer:

Österreichs Christen und die Kopten

Leider findet die schwierige Situation von Christen im Nahen Osten – auch bei den meisten christlichen Organisationen – fast keinen Widerhall. Für einige christliche Organisationen existiert lediglich ein Konflikt im Nahen Osten, für den sie allein Israel verantwortlich machen. Ein Beispiel dafür ist die katholische Organisation Pax Christi Österreich. Eine am 2. März vorgenommene Google-Suche zeigt:

ungefähr 1.450 Erwähnungen für „Pax Christi Österreich “ „Israel“
ungefähr 965 für „Pax Christi Österreich “ „Palästina“
und lediglich eine für „Pax Christi Österreich “ „Kopten“

Ich habe nicht die Geduld, alle diese Meldungen auch qualitativ zu analysieren. Aber die Diskrepanz zwischen Israel, wo Kirchen nicht abgefackelt werden, wo Christen auch Jüdinnen heiraten können, wo es keine Massaker an Christen gibt und der Beachtung der Leiden ihrer koptischen Brüder und Schwestern in Ägypten sagt alles über die Ausgewogenheit dieser katholischen Organisation.

6 Kommentare

  1. Da spielt vielleicht einiges eine Rolle. Z.B. das Gefuehl vieler Deutscher und Oesterreicher, dass doch die schlimmsten Verbrechen von Israelis begangen werden, weil doch die deutsch-oesterr. Volksgemeinschaft einen Voelkermord an Juden begangen hat, den es gilt – bewusst oder unbewusst – zu relativieren. Und Israelbashing ist eine herrliche Gelegenheit, denn diese Leute sagen ja, weil unsere Eltern, Grosselter, Urgrosseltern mitgetan haben, kompensieren wir, indem wir behaupten, im Endeffekt haben ja nicht die Juden gelitten, sondern die Palaestinenser. Eine total verrueckte Logik, der aber verhaeltnismaessig viele folgen.

    Aber es koennen auch andere Motive zur Geltung kommen. Ueber die ein anderes mal.

  2. „Es wäre interessant zu wissen, warum man hier so auffällig schweigt?“

    Ebenso wie zu den Massakern an Christen in Nigeria, Sudan und und und … ich weiß es nicht. Ich kann es auch nicht verstehen.

  3. Yael, mit absoluter Sicherheit koennte ich auf Ihre Frage keine Antwort geben, doch was Oesterreich anlangt, habe ich einige Vermutungen.
    Ich wuerde aber erwarten, dass Pax Christi, diese Frage beantwortet.
    Sie sollten die anschreiben und um eine Antwort bitten.

  4. „Leider findet die schwierige Situation von Christen im Nahen Osten – auch bei den meisten christlichen Organisationen – fast keinen Widerhall.“

    Es wäre interessant zu wissen, warum man hier so auffällig schweigt?

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