Chefhistoriker von Jad Vaschem gestorben

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David Bankier, 1947 in einem DP-Lager jüdischer Holocaustüberlebender in Zeckendorf bei Bamberg in Deutschland geboren, Chefhistoriker der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem, ist am Wochenende infolge einer langen und schweren Krankheit gestorben…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 1. März 2010

Bankier galt weltweit als einer der wichtigsten Forscher der deutschen Gesellschaft und des Antisemitismus unter den Nazis. Er leitete das Internationale Institut für Holocaustforschung in Jad Vaschem. Bankier war Gastprofessor an Universitäten in London, in den USA, Südafrika und in weiteren Ländern. In Südamerika baute er Institute für jüdische Studien auf.

Bankier konzentrierte sich auf die Erforschung der Verfolger und Mitläufer in Europa. Unter Anderem wollte er erfahren, wie der Antisemitismus zu einem zentralen und wirksamen Mittel der Nazis geworden war, um die Massen zu mobilisieren. Bankier veröffentlichte mehrere Bücher zu dem Thema, darunter „Die Deutschen und die Endlösung: Öffentliche Meinung unter den Nazis“. In einer Trauermitteilung von Jad Vaschem bezeichnete der Leiter der Gedenkstätte, Avner Schalev, den verstorbenen Forscher als einen „Eckstein der modernen akademischen Erforschung von Nazi-Deutschland“.

Bei einem seiner letzten Vorträge sagte Bankier, dass die Juden für Antisemiten eine „mysteriöse, mythische und böse Macht darstellen, die mit Allmacht eine finstere Rolle in der Weltgeschichte spielen“. Für Hitler sei der Nazismus eine Doktrin gewesen, um die Menschheit von der jüdisch-christlich-marxistischen Doktrin zu erlösen. Die Vorherrschaft der deutschen Rasse konnte aus Hitlers Sicht nur durch einen totalen Krieg der Deutschen gegen die Juden erlangt werden.

In einem Interview in der New York Times sagte Bankier, dass die Rolle der Mitläufer und untätigen Nachbarn bei zahlreichen kleineren Massenmorden in der früheren Sowjetunion Anfang der vierziger Jahre einen großen Einfluss auf heutige Völkermorde in Afrika und an anderen Orten in der Welt hatte.

Infolge der Verbrechen der Nazis habe sich die Welt gewandelt. Wenn heute irgendwo ein Genozid begangen wird, reagieren die Menschen schockiert, weil ihnen so viele Details über den Holocaust bekannt seien.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com