Eine Ausstellung vom 21. Februar bis 30. Mai 2010 in Dorsten…
Jüdisches Leben in Deutschland hat sich durch die Einwanderung aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion seit 1990 in oft atemberaubender Geschwindigkeit verändert. Seit 1990 wachsen die Mitgliederzahlen der jüdischen Gemeinden auch in der Metropole Ruhr. Als allgemeine Entwicklung wird dies manchmal wahrgenommen; Die persönlichen Erfahrungen, Schicksale und Entscheidungen, die zu dieser Veränderung geführt haben, sind nun im Jüdischen Museum Westfalen (Dorsten) zum ersten Mal in Deutschland Thema einer Ausstellung.
Als „Wunder“ hat der Zentralratsvorsitzende Paul Spiegel diese Zuwanderungswelle bezeichnet, in deren Zuge neue Synagogen entstanden, es aber auch zu Spannungen zwischen alten und neuen Mitgliedern der jüdischen Gemeinden kam. Denn schließlich gibt es keine einheitliche jüdische Kultur – sie ist geprägt von unterschiedlichen religiösen Strömungen, verschiedenen europäischen Erfahrungen und Identitäten, die mit den neuen Gemeindemitgliedern nach Deutschland kamen, wo sie das regionale Leben mitsamt der Erinnerungskultur nachhaltig beeinflussen.
Wer aber sind diese Einwanderinnen und Einwanderer eigentlich? Was hat sie bewogen, ausgerechnet nach Deutschland zu kommen? Welche Erfahrungen haben sie in ihrer Heimat und auch in Deutschland gemacht – mit Gemeinden, dem Arbeitsmarkt, mit ihrer Religion?
Angesichts der oft schwierigen Prozesse des „Ankommens“ – gerade in Fragen des Berufs für die erste Generation der Eingewanderten recht krisenhaft – drückt die Ausstellung auch eine politische und gesellschaftliche Anerkennung der Zuwanderer und ihrer Leistungen aus. Wir wollen mit dem Projekt auf die Vielfalt der Optionen, Probleme und Hoffnungen der jüdischen Einwanderer aufmerksam machen. Die deutsche Mehrheitsgesellschaft sollte sich bemühen, auch die Erinnerung der Zugewanderten zur Kenntnis zu nehmen und langfristig in ihre Geschichtskultur zu integrieren.
Anhand von 24 beispielhaften Lebensgeschichten aus den verschiedenen Generationen, Zuwanderungswellen und Herkunftsregionen gibt das Ausstellungsprojekt der jüdischen Zuwanderung zum ersten Mal konkrete Gesichter – auf der Grundlage lebensgeschichtlicher Interviews und mit Porträtbildern des Fotografen Dirk Vogel. Selbstverständlich werden auch die Rahmenbedingungen dieser historischen Entwicklung kurz vorgestellt.
Eröffnet wird die Ausstellung am 21. Februar 2010 (um 11 Uhr) im Jüdischen Museum Westfalen in Dorsten, von wo aus sie durch die Metropole Ruhr und darüber hinaus weiterwandert.
Die Ausstellung ist der Beitrag des Jüdischen Museums Westfalen zur Kulturhauptstadt „Ruhr 2010“ und nimmt deren Thema „Migration“ an einem wenig bekannten Beispiel auf.
Begleitet wird die Ausstellung durch ein Rahmenprogramm mit Konzerten, Vorträgen und Gesprächen, eine begleitende Publikation wird im März 2010 erscheinen.
Weitere Informationen: www.jmw-dorsten.de