Weltweit hat sich in den letzten Jahren die Lebensquelle „Wasser“ zu einem Problem entwickelt, das in vielen Ländern das Leben von Millionen Menschen bedroht. Zu diesen Ländern zählen nicht nur diejenigen der sogenannten Zweiten und Dritten Welt, auch Spanien und Italien gehören dazu, Australien und natürlich Israel und seine Nachbarländer. Letztendlich spielt es nur eine untergeordnete Rolle, wer oder was dieses Problem verursacht hat. Wenn es jetzt nicht ernst und nachhaltig angegangen wird, steht die Weltbevölkerung vor einer Katastrophe…
Es ist jedes Jahr um diese Zeit das Gleiche, das Hoffen auf einen regenreichen Winter. Israel hat jetzt bereits fünf trockene Winter hinter sich, mit Niederschlägen weit unterhalb des Durchschnitts. Die natürliche Wasseranreicherung betrug in den Wintermonaten 2007/2008 etwa 0,726 Milliarde Kubikmeter gegenüber einem jährlichen Durchschnitt von 1,175 Milliarde Kubikmeter. Benötigt werden aber mehr als 2 Milliarden. Die Folgen dieser Trockenjahre sind bekannt: Der Pegel des Kinereth, mit 40 % Hauptlieferant von Trinkwasser, sank zwischendurch nicht nur bis zur „Roten Linie“, einem Wasserstand, bei dem nicht mehr abgepumpt werden darf. Er erreichte sogar kurzzeitig die „Schwarze Linie“, bei der man – sollte es über einen längeren Zeitraum dabei bleiben – mit einer totalen Versalzung rechnen muss. Der Grundwasserspiegel ist auf einem Tiefstand, die Küstenaquifere versalzen immer mehr. Solches Wasser kann noch nicht einmal in der Landwirtschaft genutzt werden.
Was als Problem begann, ist zu einer Krise geworden.
Von „Rot“ zu „Schwarz“
Im Sommer 2008 verschärfte die Regierung mit dem Slogan „Von Rot zu Schwarz“, bezogen auf den bedrohlichen Kinereth- Wasserpegel, ihre Maßnahmen zum Wassersparen drastisch. Wasser wird seither immer teurer; es darf in öffentlichen Parkanlagen und auch in privaten Gärten während der Sommermonate nicht mehr gegossen werden; Wasserabgaben an die Landwirtschaft werden gekürzt. Nicht gekürzt wird dagegen die Wasserabgabe an Jordanien, die im Friedensvertrag vereinbart wurde. „Jordanien hat ein noch viel größeres Problem als Israel“, erklärt Uri Schor, Sprecher der Staatlichen Wasserbehörde.
Foto: Die Entsalzunganlage am Strand von Palmachim (ca. 12km südl. v. Tel-Aviv, direkt am Strand, ungefähr auf der Höhe von Rehowoth)
Die Bevölkerung machte daraufhin die Regierung für die Krise verantwortlich. Viel früher hätte man mit dem Bau von Meerwasser-Entsalzungsanlagen beginnen müssen. Doch jede Regierung zögerte, denn diese Anlagen kosten Millionen. Man hoffte weiter, auf den nächsten und wieder nächsten Winter. Heute sind zwei Entsalzungsanlagen in Betrieb: die größte in Ashkelon (108 Millionen Kubikmeter) und eine kleinere in Palmachim (30 Millionen). Seit Oktober ist die Anlage in Hadera (100 Millionen) in Betrieb. Zwei weitere befinden sich bereits im Bau: in Ashdod (100 Millionen) und in Sorek (30 Millionen Kubikmeter). Alle diese Entsalzungsanlagen stehen entlang der Mittelmeerküste.
Die Kampagne „Wasser sparen“ zeigt Wirkung
Trotz aller Kritik zeigte und zeigt die Kampagne weiterhin Wirkung: Der Wasserverbrauch von Gemeinden und privaten Haushalten sank um 13,5 %, überraschenderweise auch in den Sommermonaten. Andere Beispiele, wie der des Kibutz Tzuba in den Bergen von Jerusalem, machen Hoffnung. Für die Anpflanzung von Kiwis verbrauchte Tzuba früher 100 Kubikmeter Wasser pro Hektar. Daraufhin wechselten die Mitglieder des Kibutz zu Äpfeln und drosselten damit den Verbrauch auf 75 Kubikmeter. Heute bauen sie nur noch Trauben an für ihre mittlerweile acht Weinsorten. Der Wasserverbrauch liegt nun bei 20 Kubikmeter pro Hektar.
Auch in der Krise dürfen wir an dieser Stelle aber nicht vergessen, dass Israel wie in anderen Hightech-Bereichen so auch in der Entwicklung neuer Wasser-Technologien an der Weltspitze steht. Dass diese Technologien in Israel sehr erfolgreich sind und bereits an andere Länder weitergegeben werden. Und es ist immer noch so: Kein anderes Land verwertet Wasser so oft wie Israel. Laut Angaben der Staatlichen Behörde für Wasser und Abwasser werden 70 %! der Abwässer recycelt. Zum Auffangen von Regenwasser kombiniert man alte nabatäische Methoden mit neuen Technologien. Flüsse werden gereinigt, alte Quellen restauriert, Bewässerungsmethoden verbessert. Sogar Brackwasser wird genutzt. Mit aufbereitetem Wasser gemischt lässt es sich ausgezeichnet in der Fischzucht verwenden.
Wasserreservoire als nachhaltiges Wasserpolster
Der Keren Kayemeth LeIsrael hat mittlerweile über 200 Wasserreservoire gebaut und damit einen wesentlichen Einfluss auf Israels Wassermanagement. Insgesamt stehen mit diesen Reservoiren 150 Millionen Kubikmeter mehr an Wasser zur Verfügung. Aktuell finanziert der KKL mit Spendern in Deutschland das Wasserreservoir „Kedma“ mit einer Füllmenge von 700.000 Kubikmeter, denn die Errichtung von Wasserreservoiren, speziell für recyceltes Wasser, bedeutet eine nachhaltige und sichere „Quelle des Lebens“.
Hatpalah: Entsalzung – durch umgekehrte Osmose
Anm. (wiki): Die erste vollkommen umweltfreundliche, schwimmende Entsalzungsanlage auf Grundlage der Umkehrosmose ist seit Sommer 2007 in der südlichen Ägäis vor der Insel Iraklia in Betrieb und liefert täglich etwa 70 m³ Trinkwasser von hoher Güte. Die benötigte Energie zum Betrieb der Anlage ist durch Solarstrom gewährleistet.
Noch vor Jahren war nach einer Untersuchung der Umweltorganisation WWF die Entsalzung von Meerwasser teuer und energieintensiv. Die Erzeugung der dazu benötigten Energie führe zu einer Zunahme von Treibhausgasen; sehr große Anlagen würden Küstenregionen verschandeln und die Rückführung des entzogenen Salzes als Sole in das Meer habe in den betroffenen Küstenregionen negative Folgen für Fischbestände, Korallen und Wasserpflanzen. Meerwasserentsalzung könne in Einzelfällen zwar sinnvoll sein, sei aber keine allgemein geeignete Lösung, um der drohenden Wasserknappheit zu begegnen. Zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung seien vor allem Maßnahmen zur besseren Nutzung vorhandener Wasserressourcen und ein besseres Wassermanagement vorzuziehen; auch die Abwasseraufbereitung sollte als Alternative in Betracht gezogen werden.
Diese Bedenken sind mit der neusten Anlage in Iraklia nicht mehr relevant. Sogar das gewonnene Salz kann wiederverwertet werden. Befürworter der Entsalzung halten den oben genannten Vorwürfen überdies entgegen, die durch die Rückführung bedingte erhöhte Salzkonzentration sei bereits innerhalb weniger Meter im Meer messtechnisch nicht mehr nachweisbar. Was den Einwand des hohen nötigen Energiebedarfs angeht, so greift er spätestens bei einem neuen Verfahren nicht mehr, das Waterhub genannt wird. Es verbraucht nur 1,5 kWh je gewonnenem Kubikmeter Wasser.
Special zum TU b’Schwat: Wasser in Israel Professor Arie Issar: Nord-Süd-Transfer: Im Süden: Jam haMelach: Am Salzmeer: Sehr Bunt und sehr lebendig: Im Norden: Bescheiden und berühmt: Meistens tosend: Wissenschaft: Entsalzungsanlagen und Abwasseraufbereitung: Mekoroth: Jahr 2009: |