Papst in Roms Synagoge

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Noah Kliger, Holocaustüberlebender und Publizist in der Zeitung Jedijot Achronot, hat am Montag zynisch vorgeschlagen, Pius XII, der während des Zweiten Weltkriegs Papst war, nicht nur zum Heiligen der katholischen Kirche zu machen, sondern ihn auch als „Gerechten der Völker“ von Jad Vaschem zu ehren, also als Nicht-Juden, der während des Holocaust selbstlos und unter Einsatz seines Lebens Juden gerettet hat…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 18. Januar 2010

„Wenn ich den Papst Benediktus XVI in der Synagoge in Rom richtig verstanden habe, dann habe sein Vorgänger Papst Pius XII vielen Juden das Leben gerettet.“ Kliger schreibt weiter, dass nur ein „paar kleine Fragen“ beantwortet werden müssten: Wie viele Juden hat Pius XII gerettet? Hat er sie im Vatikan oder in seinem Sommerpalast versteckt? Was waren ihre Namen? Warum hat kein einziger Überlebender jemals darüber berichtet und auch keiner von deren Angehörigen? Warum geht der Papst nicht auf solche nebensächlichen Fragen ein?

Dem damaligen Papst Pius XII nahestehende Personen hätten sich niemals zu dessen vermeintlichen Rettungsaktionen geäußert.

In einem anderen Artikel in der Zeitung wird daran erinnert, dass am 16. Oktober 1943 im jüdischen Viertel von Rom 2091 Menschen gesammelt und nach Auschwitz deportiert worden seien. Die Juden Roms hätten sich zuvor in Sicherheit gewähnt, weil sie im Schatten des Vatikans lebten. Einen ganzen Tag habe der Eisenbahnzug gefüllt mit den Deportierten aus dem Bahnhof in Rom gestanden. Unter Historikern ist umstritten, ob der Papst durch eine öffentliche Verurteilung der Deportationen den Abtransport wenigstens der Juden Rom und vielleicht auch von Juden aus anderen Ländern Europas hätte verhindern können. Doch Papst Pius XII habe geschwiegen. Im Vatikan werde argumentiert, dass eine lautstarke Verurteilung der Schoah damals das Leben vieler Juden gefährdet hätte, die in katholischen Klöstern versteckt worden seien.

Der Rom-Korrespondent der Zeitung erklärt seinen jüdischen Lesern, dass eine Heiligsprechung, wie sie Benedikt XVI für Papst XI, auch „der Stellvertreter“ und „der schweigende Papst“ bezeichnet, eine rein religiöse Angelegenheit sei. Doch gleichzeitig habe eine Heiligsprechung auch einen ethischen Wert. Katholiken seien aufgerufen, die Heiligen zu „nachzuahmen und zu bewundern“. Der Korrespondent erwähnt auch, dass bis heute die Archive des Vatikans zu der Periode von Pius XII nicht geöffnet worden seien, sodass sich nicht nachprüfen lasse, was jener Papst tatsächlich zur Errettung von Juden während des Holocaust getan habe.

Im Rundfunk empörte sich eine römische Jüdin Schalhevet, dass Benedikt XVI immer wieder nur „Terra Santa“ (Heiliges Land) erwähnt habe. Das Wort „Israel“ sei nicht über seine Lippen gekommen. Sie war während des Besuches von Papst Benedikt XVI am Sonntag in der Synagoge Roms dabei.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

3 Kommentare

  1. @Hans-Dieter Matthies

    Wessen Glaubensbrüdern?
    Jesus war Jude, kein Christ.
    Und wenn Jesus geahnt hätte, was in seinem Namen alles getan wird (von wurde will ich gar nicht erst anfangen), er hätte sich seine Worte verkniffen.
    Warum ging er denn nicht nach Rom?

  2. Ach, wenn sie es doch nur könnten …. sie würden Jesus Christus zum zweiten Mal anklagen und richten; so bleibt halt nur, dieses bei dessen Glaubensbrüdern zu versuchen.

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