Chefs gegen Diplomatenchef

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Die bekanntesten israelischen Chefs, darunter Chaim Cohen und Israel Aahroni haben einen öffentlichen Protestbrief an den Chef der israelischen Diplomatie, Außenminister Avigdor Lieberman geschickt. Darin beklagen sie sich über eine alte Regel, dass selbst nicht-jüdische Staatsgäste nur in koscheren Restaurants einkehren dürfen…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 14. Dezember 2009

„Die Bemühungen, ausländischen Diplomaten und Journalisten die Errungenschaften der israelischen Gourmetküche vorzuführen scheitern an der Verbot, ausländische Delegationen in unkoschere Restaurants auszuführen“, heißt es in dem Aufruf. Die besten Restaurants Israels seien jedoch in den meisten Fällen nicht-koscher. Die Chefs fordern vom Außenminister, Israel auf die „kulinarische Weltkarte“ zu setzen.

Der Chef Chaim Cohen meinte gegenüber der Zeitung Jedijot Achronot: „Wenn Außenminister Lieberman privat durchaus in guten nicht-koscheren Restaurants speist, besteht kein Grund, dahin auch seine nicht-jüdischen Gäste auszuführen.“

Lieberman stammt aus Russland und wie die meisten der 1990 eine Million russischen Juden schert sich Lieberman privat nicht um die Gesetze der koscheren Küche. In sogenannten „Russenläden“ in Israel werden neben Kefir auch Schweinefleisch und andere Köstlichkeiten angeboten, die man im Supermarkt nicht findet.

Das Außenministerium reagierte schon auf den öffentlichen Brief: „Die Regel zählt seit vielen Jahren zu den Grundregeln des israelischen diplomatischen Dienstes. Und entsprechend handelt auch der Außenminister bei jedem offiziellen Essen im Rahmen seiner Aufgaben.“

Die aus der Bibel stammenden Koschergesetze enthalten eine Vielzahl von Verboten und Beschränkungen, die kaum in einer Gourmetküche umgesetzt werden können. Neben dem Verbot Schweinefleisch und Seegetier, außer Fischen mit Schuppen zu genießen, dürfen gemäß dem biblischen Gebot „Du sollst das Zicklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen“ nicht einmal Hühnchen in Milch gekocht werden. Rinder oder Hühnchen müssen fachgerecht geschächtet werden, damit alles Blut abfließt. Und schließlich muss Fleisch über Nacht noch in eine scharfe Salzlauge gelegt werden, um ihm auch den letzten Tropfen Blut und so auch die allerletzten Säfte zu entziehen. Das saftige Steak und das zarte Filet Mignon verkommen so zu einer versalzenen Schuhsohle.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

1 Kommentar

  1. Die nichtjüdischen Gäste sind 100 % mehr an koscherem Essen interessiert (auch wenn sich das Essen geschmacklich kaum von nicht-koscherem unterscheidet), als einen saftigen Steak zu essen, den sie überall auf der Welt bekommen können.

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