Synagoge: Pressemeldungen der Münchner Gemeinden

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In dieser Woche gabe es bereits zwei Pressemeldungen der jüdischen Gemeinden in München. Thema war der Besuch einer Delegation der Liberalen Jüdischen Gemeinde in der von der IKG verlassenen Synagoge in der Reichenbachstrasse. Ob dieses Timing mit dem Besuch des US-Stararchitekten Libeskind in München zu tun hat?…

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Pressemitteilung der Einheitsgemeinde IKG München
München, den 12. Oktober 2009

Beth Shalom besichtigt Synagoge an der Reichenbachstraße

Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern K.d.ö.R. (IKG) begrüßt die Entscheidung der Liberalen Jüdischen Gemeinschaft Beth Shalom e. V. darüber nachzudenken, die ehemalige Hauptsynagoge der Israelitischen Kultusgemeinde an der Reichenbachstraße als neues Domizil zu beziehen.

Auf Wunsch von Beth Shalom e. V. wurde heute die ehemalige Hauptsynagoge der IKG an der Reichenbachstraße besichtigt. Anwesend waren Vertreter der IKG und von Beth Shalom, unter anderem der Geschäftsführer der Israelitischen Kultusgemeinde, Chil Rakowski, und der 1. Vorsitzende von Beth Shalom, Thomas Dahmen, sowie weitere Vorstandsmitglieder der Liberalen Gemeinschaft.

Die Israelitische Kultusgemeinde hat bereits in der Vergangenheit durch ihre Präsidentin, Frau Dr. h. c. Charlotte Knobloch, erklärt, dass die Liberale Gemeinschaft Beth Shalom e. V. die Räumlichkeiten der ehemaligen Hauptsynagoge der IKG unentgeltlich nutzen kann.

Die Synagoge, die 1931 nach den Plänen des Architekten Gustav Meyerstein erbaut und zwischen 1947 und 2006 von der Israelitischen Kultusgemeinde als Hauptsynagoge genutzt wurde, ist ein Bau von besonderer architekturhistorischer Bedeutung, da sie eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse des Synagogenbaus der Moderne in Deutschland darstellt.

Die Israelitische Kultusgemeinde hat mehrfach darauf hingewiesen, dass die Mitglieder von Beth Shalom – wie bereits in der Vergangenheit – auch künftig Dienstleistungen der IKG wie zum Beispiel Kindergarten, Grundschule, Jugendzentrum, Kulturzentrum und Seniorenheim zu den gleichen Bedingungen wie die Gemeindemitglieder der IKG in Anspruch nehmen können.

Wie bereits dargelegt, ist die Israelitische Kultusgemeinde München ihrem Selbstverständnis nach eine Einheitsgemeinde, die die im Raum München und Oberbayern wohnenden Juden nach außen vertritt. Dies dokumentiert auch ein früherer Kooperationsvertrag mit Beth Shalom e. V. Die IKG repräsentiert als Einheitsgemeinde jüdische Mitglieder jeglicher religiöser Ausrichtung und wird gemäß den Regeln der Halacha – dem jüdischen Religionsgesetz – geführt.

Das Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit steht gerne für Rückfragen zur Verfügung.

Pressemitteilung der Liberalen Jüdischen Gemeinde
München, den 13.10.09

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Besichtigung der Synagoge in der Reichenbachstraße durch die Liberale Jüdische Gemeinde Beth Shalom München e.V.

Der Vorstand der Liberalen Jüdischen Gemeinde Beth Shalom hat es sehr begrüßt, dass die Besichtigung der ehemaligen Synagoge der IKG an der Reichenbachstraße, um die sich Beth Shalom seit dem Frühjahr 2009 bei der IKG bemüht hat, nun am 12.10.09 stattfinden konnte. Die Liberale Jüdische Gemeinde Beth Shalom prüft derzeit alle Optionen für ein neues Gemeindezentrum unserer stets wachsenden Gemeinde.

Durch die Presseerklärung der IKG vom 12.10.2009 entsteht der Eindruck, dass uns ein entsprechendes offizielles Angebot seitens der IKG gemacht worden sei, uns die gesamten Räumlichkeiten an der Reichenbachstraße, einschließlich der Synagoge, zur Nutzung unentgeltlich zu Verfügung zu stellen. Bisher liegt uns jedoch kein entsprechendes offizielles Angebot seitens der IKG vor; lediglich aus der Presse haben wir erfahren, dass die IKG uns ein entsprechendes Angebot vorlegen möchte.

Bei den gezeigten Räumlichkeiten an der Reichenbachstraße handelt sich jedoch nur um die Synagoge im Hinterhof sowie das Rückgebäude, das man allenfalls als Büroräume nutzen könnte. Dadurch fehlt es nach einer ersten Einschätzung an – für ein Gemeindeleben – wichtigen Räumlichkeiten wie Unterrichtsräumen, Räumen für Zusammenkünfte der Gemeindemitglieder (Gemeindesaal mit einer Küche und Sanitäreinrichtungen), für Veranstaltungen, für Bildungsarbeit, für Kultur-, Jugend- und Sozialarbeit. Ebenso sind die Räume nicht behindertengerecht ausgestattet.

Die entsprechenden Räumlichkeiten wären im Vordergebäude vorhanden gewesen, das jedoch nach Auskunft des Geschäftsführers der IKG Chil Rackowski bereits im letzten Jahr langfristig kommerziell vermietet worden sei.

Abschließende Klarheit über die Nutzungsmöglichkeiten und Zustand der Räumlichkeiten sowie zu den potentiellen Optionen bauliche Veränderungen durchzuführen, die eine Nutzung des Objekts durch die Gemeinde Beth Shalom ermöglichen könnte, wird die Stellungnahme unseres Architekten, der an der Besichtigung teilgenommen hatte, bringen. Dabei wird auch zu klären sein, ob eine Umgestaltung des Synagogenraums nach den liturgischen Bedürfnissen einer liberalen jüdischen Gemeinde möglich sein wird. Sobald ein verbindliches Angebot der IKG vorliegt, wird der Vorstand von Beth Shalom dann zu entscheiden haben, ob dieser Option zur Nutzung der Räumlichkeiten in der Reichenbachstrasse im Vergleich zu den anderen Optionen einer Neuanmietung von anderen Räumlichkeiten bzw. dem Neubau eines neuen eigenen Gemeindezentrums machbar erscheint und sinnvoll ist.

Sollte die IKG das Angebot auf Nutzung der eigenen bestehenden Räumlichkeiten in München, insbesondere am St. Jakobsplatz, erweitern, so wäre das leider ebenfalls keine adäquate Lösung für die Raumprobleme von Beth Shalom, zumal auch hier die Feststellung gilt, dass wir zwei unterschiedliche Gemeinden mit unterschiedlichen Anforderungen bezüglich Ausprägung und Inhalt jüdischen Zusammenlebens sind.

Eine Einheit von liberaler Synagoge und Gemeinderäume, die wir als dringend erforderlich erkennen, ist mit den vorhandenen Strukturen und Räume der IKG am St. Jakobsplatz nicht zu realisieren.”

Der 1. Vorsitzende und der Pressereferent stehen für Rückfragen gerne zu Verfügung.

Beth Shalom
Der Vorstand: Thomas Dahmen, 1. Vorsitzender
Pressekontakt: Terry Swartzberg