Massaker in der Toskana: Lebenslänglich für NS-Offizier Scheungraber

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Ein deutsches Gericht verurteilte diese Woche einen ehemaligen NS-Offizier wegen der Ermordung von zehn italienischen Zivilisten in der Toskana während des 2. Weltkriegs zu lebenslanger Haft…

In haArez berichtete Assaf Uni

Für das Gericht gilt als erwiesen, dass Josef Scheungraber, heute 90 Jahre alt, im Juni 1944 den Befehl erteilt hat, italienische Zivilisten in der Kleinstadt Falzano di Cortona zu töten, nachdem italienische Partisanen zwei seiner Soldaten getötet hatten.

Nach dem Krieg lebte Scheungraber unbehelligt im bayrischen Ottobrunn (München), wo er als erfolgreicher Schreiner arbeitete, ein Einrichtungshaus aufbaute und auch offizielle Ämter in der Stadtverwaltung ausübte. Im Jahr 2006 wurde er in Abwesenheit von einem italienischen Gericht zu lebenslanger Haft verurteilt, und zwei Jahre später wurde in Deutschland ein Strafverfahren gegen ihn eröffnet. Journalisten, die gestern im Gerichtssaal anwesend waren, sagten, der Gesundheitszustand des ehemaligen NS-Offiziers sei zufrieden stellend, zu den Verhandlungen sei er im Trachtenanzug erschienen.

Es handelte sich hier um einen der letzten Prozesse gegen Naziverbrecher. In München wird in ca. zwei Monaten auch der Prozess gegen John (Iwan) Demjanjuk eröffnet, der unter dem Verdacht steht, im KZ Sobibor Beihilfe zur Ermordung von 27.900 Juden geleistet zu haben.

Der Leiter des Wiesenthal-Zentrums in Israel, Dr. Ephraim Zuroff, begrüßte das Urteil gegen Scheungraber und sagte: „Dieses Urteil bekräftigt wieder einmal das wichtige Prinzip, dass die Zeit, die vergeht, die Schuld der Verbrecher nicht mindert, und ein hohes Alter die Mörder nicht vor Strafe schützt.“

3 Kommentare

  1. Wenn Josef Scheungraber seinen Lebensabend in Haft beschliessen wird, ist dies, wenn auch um Jahrzehnte zu spät, ein Akt der Gerechtigkeit. Man kann nur hoffen, das John Demjanjuk dieselbe Gerechtigkeit wiederfährt.
    @Makkabäer
    dass viele NS-Täter billig- oder gar straflos davongekommen sind, ist evident und eine Schande, dass grosse Teile der deutschen Justiz und der deutschen Gesellschaft NS-Täter ignoriert- und sogar gefördert hat. Deutschland als Ganzes gesehen (Staat und Gesellschaft) der „Schande“anheim fallen zu lassen – dagegen spreche ich mich jedoch entschieden aus, da es auch in Deutschland vielfältige private und justiziare Initiativen zur Verfolgung von NS-Verbrechern gab und gibt.

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